Bildung macht den Unterschied

störfall
Bildung macht den Unterschied
Die Kirche sollte mehr Geld für Schulen, Kindertagesstätten und Akademien ausgeben
peter barrenstein
un sind sie gewählt und fangen mit Geprägt durch die engagierten Mitarder Arbeit an: die Synode der Evan- beiterinnen und Mitarbeiter sind die
gelischen Kirche und der von ihr gewähl- Images von Diakonie insgesamt sowie
te Rat. Wir werden es in den kommenden ihrer vielfältigen Einrichtungen bei allen
Jahren mit einem handlungswilligen Par- Umfragen hervorragend.
lament und einem in seiner Zusammen- Die gelebte Nächstenliebe
setzung sehr kompetenten Rat zu tun findet höchste Akzeptanz
haben. Die großen Arbeitsfelder schei- – wenn auch der Bezug
nen definiert: Für das Reformationsjahr zur Kirche und zum pro2017 laufen die Vorbereitungen und testantischen Glauben oft
sicherlich wird es über die kommenden recht undeutlich zu sein
Jahre wieder eine Vielzahl von Arbeits- scheint.
papieren, Kundgebungen und Presseer- Nicht minder anerklärungen geben, mit denen die Kirche kannt ist die vielfältige
Stellung zu allen denkbaren Themen Bildungsarbeit der
beziehen wird. Mehr oder weniger deut- Evangelischen Kirche: in
lich wahrgenommen von einer immer sä- Kinderkrippen und Kinkularer werdenden Öffentlichkeit, mehr dergärten, in Schulen und im Bereich
oder weniger relevant in der tatsäch- der Erwachsenenbildung/Akademien.
lichen Wirkung.
Und hier auch könnten die entscheiVor diesem Hintergrund wäre es sinndenden Gremien unserer Kirche – Bunvoll, die Ressourcen zu bündeln und ein
des- und Landessynoden, landeskirchgroßes Thema aufzugreifen und
liche Kirchenleitungen und Rat
zu besetzen. So wie ansatz– ansetzen. Die dortigen
weise geschehen durch
Führungskräfte sollten
die „Missionssynode“
sich trauen, die eigenen
Der
von 1999 – in der
Anstrengungen im
Einsatz der
die unsägliche DisBereich der Bildung
Ressourcen für
tanz der Kirche zur
nachhaltig, langfristig
„Mission“ reduziert
und dramatisch zu
Bildung sollte
werden sollte – mit
erhöhen. Dramatisch
vervielfacht
allerdings leider nur
meint hier tatsächlich
werden.
sehr begrenztem Ereine Verdreifachung
folg. Oder wie beim vom
oder Verfünffachung
damaligen Ratsvorsitzenden
des Ressourceneinsatzes –
Wolfgang Huber angestoßenen
personell und finanziell – und
kircheninternen Reformprozess „Kirche der Angebote im Bereich der gesamten
der Freiheit“, der mit Start im Jahr 2006 Bildungskette von der Kinderkrippe
zu einem breiten internen Diskussionsbis zur Erwachsenenbildung. Mit eiprozess und erheblichen kircheninternen nem Schwerpunkt bei der Vermittlung
Veränderungen führte.
christlicher Grundüberzeugungen. Zur
Was aber könnte das Thema sein, mit
Schaffung einer breiten „Wertevermittdem sich Kirche heute positionieren und lungsplattform“, die wir ja gerade in der
profilieren könnte? Die Diskussion soll- aktuellen Diskussion um unsere christte an den heutigen Stärken der Kirche
liche Leitkultur so dringend brauchen,
ansetzen. Und das sind aus außenstemit der Zielsetzung einer deutlichen
hender Sicht insbesondere zwei große,
Verbesserung der heute nicht vorhanbreit anerkannte Bereiche: die diakonidenen Chancengleichheit und auch mit
sche Arbeit und die Arbeit der Evangeli- dem Ziel einer durch Vermittlung unseschen Kirche im Bereich der Bildung.
rer protestantischen Werte möglichen
systematischen Missionsarbeit. Und
„last but not least“ mit der Zielsetzung
der Fortentwicklung eines bildungspolitischen Anspruchs, der unseren
protestantischen Glauben
bereits in seinen Fundamenten tief prägte.
Barrieren für eine derartige mutige strategische
Vorgehensweise gibt es
viele.
Vor allem die Frage,
woher die zusätzlichen
Mittel für die Bildung
stammen sollten. Denkbar wären hier interne
Umschichtungen aber
insbesondere auch die Akquise neuer
und zusätzlicher finanzieller Mittel oder
die Selbstfinanzierung neuer Angebote.
Zudem muss diese Bildungsoffensive
abgestimmt werden mit dem breiten
politischen Umfeld bis zur Schaffung
erforderlicher Voraussetzungen in den
Bereichen der eigenen Ausbildung,
Rekrutierung, Qualitätsdefinition und
-umsetzung sowie inhaltlichen Programmgestaltung.
Wer aber, wenn nicht die in ihrem
Glauben durch Hoffnung und Vertrauen
geprägten kirchlichen Führungskräfte,
sollte sich trauen, hier den wirklich
großen Unterschied zu machen – losgelöst von kurzfristigen Ängsten und
Bedenkenträgern, ermuntert durch die
Verheißung des Beistands Gottes. Der
christliche Glaube wie aber auch die vor
500 Jahren initiierte Reformation haben
an vielen Stellen riesige Unterschiede
gemacht; dies sollte die kirchlichen
Führungskräfte ermuntern, diese große
Tradition fortzusetzen.
Foto: epd/ Norbert Neetz
N
—­—
Dr. Peter Barrenstein ist Vorsitzender des
Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer und Mitglied diverser privatwirtschaftlicher, kirchlicher und diakonischer
Aufsichtsräte.
1/2016 zeitzeichen 19