Pressemitteilung, 10.01.2016

Wie aus kindlicher Wut positive Energie werden kann
In der einen Ecke ein Boxsack. In der anderen Ecke dicke Matten - so richtig zum
draufschmeißen und rumspringen. Dann gibt es noch eine Snoezel-Ecke zum
Entspannen mit sanftem Licht, knuddeligen Stofftieren und Meeresrauschen. Eine
Traumwelt, in der man zur Ruhe kommen kann. Im so genannten „Wut-Mut-Raum“
der Weyersbergschule in Saarbrücken-Burbach sollen Kinder lernen, mit ihren
Aggressionen umzugehen. Das Modell-Projekt ist durch den Schulterschluss
verschiedener Mitwirkenden zustande gekommen, nicht zuletzt durch das Netzwerk
von Schulleiterin Julia Beer.
Finanziert wird der Wut-Mut-Raum durch die Globus-Stiftung. Sie hat es sich auf die
Fahne geschrieben, benachteiligten Kindern die Integration zu erleichtern. Das
Kultusministerium hat dem Projekt ein Lehrer-Deputat von zwölf Wochenstunden
zugeschossen. Die fachliche Unterstützung erfolgt durch die Kinderpsychiater und
Kinderpsychologen der Saarland-Heilstätten GmbH (SHG). Dies sowohl durch
direkte Betreuung wie auch durch das Angebot, in der Schule interdisziplinäre
Deeskalations-Intensivseminare für Multiplikatoren durchzuführen, erklärt Falk Triem,
Oberarzt der SHG-Klinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychosomatik in
Kleinblittersdorf/Saarbrücken und Deeskalationstrainer.
„Dieser spezielle Raum bietet den Kindern einen geschützten Rahmen für den
Umgang mit auch negativen Gefühlen wie beispielsweise Wut, Scham oder Schuld“,
erläutert Triem. „Hier kann - ohne andere oder sich selbst zu schaden - auch
Aggressivität abgebaut und positiv umgewandelt werden. Des Weiteren bietet es
Möglichkeiten, mit auch emotional belasteten Kindern mit herausforderndem
Verhalten in beziehungsfähigen Kontakt zu kommen. Projekte wie der Mut-WutRaum ermöglichten gute Übergänge und fördern Synergien zwischen Pädagogik,
Psychologie/Psychiatrie und Gewaltprävention. „Hier kann man mit wenig Aufwand
präventiv viel erreichen und damit die Ressourcen der Kinder aktivieren “, betont der
Facharzt.
Das Projekt wird wissenschaftlich evaluiert. Diese Aufgabe haben KJPP-Chefärztin
Professor Dr. Eva Möhler und Professor Günther Dörr, Leiter des Landesamts für
Prävention, übernommen. Für die Schule, mit 480 Schülern in 22 Klassen übrigens
die größte Grundschule des Saarlandes, ist der Wut-Mut-Raum eine Erweiterung
ihres pädagogischen Konzepts. „Herausforderndes Verhalten der Kinder erfordert
eine multiprofessionelle Zusammenarbeit und multiprofessionelles Lernen“, so der
Ansatz von Schulleiterin Julia Beer.
Bei der Eröffnung des Wut-Mut-Raums: Kultusminister Ulrich Commercon (3.v.r.) und
Schulleiterin Julia Beer (2.v.r.) mit den Projektpartnern. Mit dabei auch KJP-Oberarzt
Falk Triem als psychiatrisch/psychotherapeutischer Berater und interdisziplinärer
Deeskalationstrainer (3.v.l.).