Wie aus kindlicher Wut positive Energie werden kann In der einen Ecke ein Boxsack. In der anderen Ecke dicke Matten - so richtig zum draufschmeißen und rumspringen. Dann gibt es noch eine Snoezel-Ecke zum Entspannen mit sanftem Licht, knuddeligen Stofftieren und Meeresrauschen. Eine Traumwelt, in der man zur Ruhe kommen kann. Im so genannten „Wut-Mut-Raum“ der Weyersbergschule in Saarbrücken-Burbach sollen Kinder lernen, mit ihren Aggressionen umzugehen. Das Modell-Projekt ist durch den Schulterschluss verschiedener Mitwirkenden zustande gekommen, nicht zuletzt durch das Netzwerk von Schulleiterin Julia Beer. Finanziert wird der Wut-Mut-Raum durch die Globus-Stiftung. Sie hat es sich auf die Fahne geschrieben, benachteiligten Kindern die Integration zu erleichtern. Das Kultusministerium hat dem Projekt ein Lehrer-Deputat von zwölf Wochenstunden zugeschossen. Die fachliche Unterstützung erfolgt durch die Kinderpsychiater und Kinderpsychologen der Saarland-Heilstätten GmbH (SHG). Dies sowohl durch direkte Betreuung wie auch durch das Angebot, in der Schule interdisziplinäre Deeskalations-Intensivseminare für Multiplikatoren durchzuführen, erklärt Falk Triem, Oberarzt der SHG-Klinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychosomatik in Kleinblittersdorf/Saarbrücken und Deeskalationstrainer. „Dieser spezielle Raum bietet den Kindern einen geschützten Rahmen für den Umgang mit auch negativen Gefühlen wie beispielsweise Wut, Scham oder Schuld“, erläutert Triem. „Hier kann - ohne andere oder sich selbst zu schaden - auch Aggressivität abgebaut und positiv umgewandelt werden. Des Weiteren bietet es Möglichkeiten, mit auch emotional belasteten Kindern mit herausforderndem Verhalten in beziehungsfähigen Kontakt zu kommen. Projekte wie der Mut-WutRaum ermöglichten gute Übergänge und fördern Synergien zwischen Pädagogik, Psychologie/Psychiatrie und Gewaltprävention. „Hier kann man mit wenig Aufwand präventiv viel erreichen und damit die Ressourcen der Kinder aktivieren “, betont der Facharzt. Das Projekt wird wissenschaftlich evaluiert. Diese Aufgabe haben KJPP-Chefärztin Professor Dr. Eva Möhler und Professor Günther Dörr, Leiter des Landesamts für Prävention, übernommen. Für die Schule, mit 480 Schülern in 22 Klassen übrigens die größte Grundschule des Saarlandes, ist der Wut-Mut-Raum eine Erweiterung ihres pädagogischen Konzepts. „Herausforderndes Verhalten der Kinder erfordert eine multiprofessionelle Zusammenarbeit und multiprofessionelles Lernen“, so der Ansatz von Schulleiterin Julia Beer. Bei der Eröffnung des Wut-Mut-Raums: Kultusminister Ulrich Commercon (3.v.r.) und Schulleiterin Julia Beer (2.v.r.) mit den Projektpartnern. Mit dabei auch KJP-Oberarzt Falk Triem als psychiatrisch/psychotherapeutischer Berater und interdisziplinärer Deeskalationstrainer (3.v.l.).
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