DIE LUST AM TEXT - Tanzquartier Wien

DIE LUST AM TEXT
Eine diskursive Ménage-à-trois
Redereihe mit Künstler_innen und Theoretiker_innen
"Die Lust am Text, das ist jener Augenblick, in dem mein Körper seinen eigenen Ideen folgt – denn mein
Körper hat nicht dieselben Ideen wie ich". (Roland Barthes) Die ortlose Lust am Text, die abermals den
Körper vom Ich differenziert, bewegt auch die Zunge des zeitgenössischen Tanzes, der Lust auf
minimalistische Stories, Scores, Szenarios, Statements etc. hat. Aber wie wird die Lust am Text zu einem, so
Barthes, „kritischen Prinzip“ auch einer performativen Ästhetik des zeitgenössischen Tanzes?
In der gegenseitigen Rekontextualisierung von Gesten und Worten innerhalb ihrer erotischen Gespanntheit
zum Anderen – mit zu ihm hin und zugleich von ihm weg ausgestreckten Händen und Sätzen – ahmen
Sprache und Bewegung einander nicht nach: Die liaisons dangereuses zwischen Tanz und Text, die die
neue Redereihe untersucht, sind nicht analog, sie sind vielmehr asymmetrisch, jenseits jedes
vereinnahmenden, funktionalisierenden Tauschprinzips – Textlust wie Körperlust sind kritisch, da sie
funktionslos sind. So werden diesmal in der Saisonreihe asymmetrische Trios auftreten, in einer diskursiven
Ménage à trois.
Konzept: Krassimira Kruschkova
© by Claudia Bosse
Vorschau:
Fr 15. JAN 2016, 17.30 h TQW / Studios
Fr 4. DEZ, 20.30 h TQW / Halle G
NOÉ SOULIER
Removing
Eintritt frei
Tanzquartier Wien
Das Zentrum für zeitgenössischen Tanz, Performance, Kunst und Theorie
Museumsplatz 1, A-1070 WienT: +43-1-581 35 91, [email protected]
CLAUDIA BOSSE + ANDREAS SPIEGL + PAUL WENNINGER
Choreografien des Denkens
FR 4. DEZ, 18.00 h in TQW / Studios
Eintritt frei
CLAUDIA BOSSE: Sprechen als Denken im Moment, das den Körper affiziert. Oder das Sprechen
während einer anders gearteten Bewegung, als ein Aufeinandertreffen von verschiedenen
Intentionen in einem Körper. Es erzeugt Intensivierung und Entzug: Um Sprache als adressierte
Äußerung überhaupt erst zu werden. Choreografien des Denkens.
PAUL WENNINGER: Der Prozess wie Text zur Sprache wird und Sprache zur Choreografie: Der
Prozess des Einverleibens, das Tragen von Text im Körper, das Erzeugen von Sprache als
erinnerten Text wird zur Choreografie.
ANDREAS SPIEGL: Die Lust am Text äußert sich vielleicht auch in der Geste einer Lektüre, die
das Denken enteignet, um auszusprechen, was niemandem mehr gehört, um anzuheizen die
Larven des Geschriebenen, die auf den Lippen liegen, im Mund liegen, in den Mund gelegt
werden, um unbedacht schon aussprechen zu können, was nicht denkbar war…
Claudia Bosse ist Künstlerin, Choreographin. Sie studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst
Ernst Busch Berlin und ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin der transdisziplinären Companie theatercombinat.
Ihre raumspezifischen Arbeiten untersuchen die Grenzen von Installation, Choreographie, Theater und städtischer
Intervention. Rechercheprojekte, Lectures, Publikationen, sowie Kollaborationen mit Künstler_innen und
Theoretiker_Innen unterschiedlicher Felder.
Paul Wenninger ist freischaffender Tänzer und Autor choreografischer Werke sowie Filmemacher mit Fokus auf
Pixilation und Animation. Seit 1999 ist er künstlerischer Leiter des Kabinett ad Co., einer Arbeitsplattform für
Künstler_nnen verschiedenster Kunstrichtungen, um interdisziplinäre Projekte mit Fokus auf den Körper zu realisieren.
Andreas Spiegl, Senior Scientist, lehrt Medientheorie am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie
der bildenden Künste Wien, an der er von 2003 bis 2011 die Funktion als Vizerektor für Lehre und Forschung innehatte
und seit 2015 die Aufgabe als Institutsvorstand des Instituts für Kunst- und Kulturwissenschaften übernommen hat. Im
Tanzbereich hatte er Kooperationen mit Chris Haring und Liquid Loft (u.a. Perfect Garden) und arbeitet seit 2015 mit
Paul Wenninger an dem Tanzprojekt If there.