DIE LUST AM TEXT Eine diskursive Ménage-à-trois Redereihe mit Künstler_innen und Theoretiker_innen "Die Lust am Text, das ist jener Augenblick, in dem mein Körper seinen eigenen Ideen folgt – denn mein Körper hat nicht dieselben Ideen wie ich". (Roland Barthes) Die ortlose Lust am Text, die abermals den Körper vom Ich differenziert, bewegt auch die Zunge des zeitgenössischen Tanzes, der Lust auf minimalistische Stories, Scores, Szenarios, Statements etc. hat. Aber wie wird die Lust am Text zu einem, so Barthes, „kritischen Prinzip“ auch einer performativen Ästhetik des zeitgenössischen Tanzes? In der gegenseitigen Rekontextualisierung von Gesten und Worten innerhalb ihrer erotischen Gespanntheit zum Anderen – mit zu ihm hin und zugleich von ihm weg ausgestreckten Händen und Sätzen – ahmen Sprache und Bewegung einander nicht nach: Die liaisons dangereuses zwischen Tanz und Text, die die neue Redereihe untersucht, sind nicht analog, sie sind vielmehr asymmetrisch, jenseits jedes vereinnahmenden, funktionalisierenden Tauschprinzips – Textlust wie Körperlust sind kritisch, da sie funktionslos sind. So werden diesmal in der Saisonreihe asymmetrische Trios auftreten, in einer diskursiven Ménage à trois. Konzept: Krassimira Kruschkova © by Philipp Gehmacher Fr 15. JAN, 19.30 h TQW / Halle G JÉRÔME BEL Gala Tanzquartier Wien Das Zentrum für zeitgenössischen Tanz, Performance, Kunst und Theorie Museumsplatz 1, A-1070 WienT: +43-1-581 35 91, [email protected] PHILIPP GEHMACHER + IAN KALER + GERALD SIEGMUND Choreografien des Denkens FR 15. JAN, 17.30 h in TQW / Studios Eintritt frei GERALD SIEGMUND Die Spur des Körpers aufnehmen: Theatralität im Werk von R. Barthes Roland Barthes‘ Werk ist von einem Denken des Theaters geprägt, auch wenn er gar nicht vom Theater zu reden scheint wie etwa in den Mythen des Alltags. Der Vortrag geht einer Form der Texttheatralität bei Barthes nach, die Text, Stimme und Körper über den Signifikanten miteinander in Beziehung setzt. IAN KALER analog: Nach|bild|ung Anhand seiner choreografischen Praxis zu o.T. wird Ian Kaler Möglichkeiten untersuchen, TextFragmente in ein Verhältnis zu Video-Bildern (als Bewegtbild und als Still) zu setzen: Um ein Sprechen über eine Praxis des Lesens und Umgehens mit Texten anzuregen, die Eigenes mit Sequenzen Anderer in Zirkulation und Bewegung bringt. PHILIPP GEHMACHER Auf-und-ab-Gehen Der Beitrag besteht aus der Praxis des gleichzeitigen Lesens und Bewegens. Zwei Texte unterschiedlicher Gattung werden laut gelesen und mit dem sich bewegenden Körper gleichgeschalten, beziehungsweise liest und tanzt der bewegte Körper vor. Text und Bewegung werden Äußerung und Material potentieller Theatralität. Philipp Gehmacher ist Choreograph, Performer, bildender Künstler, lebt in Wien. Ian Kaler ist Choreograph und Tänzer, lebt in Berlin. Gerald Siegmund ist Professor für Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen.
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