FWV Teil 2 - Riedlingen

FWV-Fraktion im Riedlinger Gemeinderat
11.01.2016
Haushaltsrede Teil 2
Reaktion auf das Jahresabschlussinterview des Bürgermeisters in der SZ
Herr Schafft,
Ihr Rundumschlag gegen den Gemeinderat im Jahresabschlussinterview in der
Schwäbischen Zeitung vom 4.1. und 7.1.2016 belastet das Verhältnis zwischen Ihnen und
dem Gemeinderat im Haushaltsjahr 2016 und darüber hinaus in erheblichem Maße.
Ihre Aussagen können nicht unkommentiert hingenommen werden. Es ist geradezu unsere
Pflicht, für die Bevölkerung in öffentlicher Sitzung das entstandene Bild zu vervollständigen
bzw. geradezurücken.
Herr Schafft, es ist ja wohl ausschließlich Ihre Verantwortung, wenn Sie vollmundig in der
Presse ein jährliches Einsparpotenzial von 1 Mio. Euro ankündigen und am Schluss nicht
mal 100.000 € als Vorschläge der Verwaltung auf dem Tisch legen. Es zeugt von Naivität,
wenn Sie glauben, dass Sie mit Ihrer Mogelpackung (Anpassung von Haushaltsansätzen an
die Istzahlen der Vergangenheit) Eindruck schinden könnten. Um solche Ideen wird Sie
allenfalls ein griechischer Haushaltspolitiker bewundern, hier in Riedlingen zählen nur
kassenwirksame Zahlen.
Wenn Sie sich darüber mokieren, dass der Gemeinderat dem Wegfall der Wurstausgabe am
Fasnetsdienstag oder der Kündigung der DRK-Mitgliedschaft widerspricht, dann kann man
nur sagen, dieses und ähnliche Themen hat die Stadtverwaltung auf den Tisch gebracht,
nicht der Gemeinderat. Wenn Sie der Meinung sind, dass diese Maßnahmen den Haushalt
sanieren helfen, dann zeigt dies nur Ihren Mangel an Realitätssinn.
Nebenbei bemerkt: Seit 2014 sind die Personalkosten um 1,2 Mio. € gestiegen. Das
Organisationsgutachten, mit welchem Sie die Notwendigkeit von neuem Personal begründen
wollten, liegt immer noch nicht vor.
So ändern sich die Zeiten: Früher hat der Bürgermeister selbst g´schafft, heute heißt er nur
noch so!
Ihre Pauschalschelte, z. B. „weniger Emotionen – mehr Hirn“, „vom Rat nicht rezipierbar“,
„die Hälfte des Rates ist neu“, andere „durch langjährige Diskussionsverläufe belastet“, ist
einer zukünftigen Zusammenarbeit sicher nicht förderlich.
Welche Strategie verfolgen Sie damit?
Vielleicht diese: Ich muss den Gemeinderäten einfach mal ihre Unfähigkeit vor Augen führen,
umso mehr werden meine Fähigkeiten alles überstrahlen.
Ergebnis: Ein typischer Fall von Selbstüberschätzung. Es führt zu Konfrontation und
Misstrauen.
Zur Selbstüberschätzung gehört auch eine selbst initiierte und inszenierte Ehrung zum 10jährigen Bürgermeisterjubiläum vom Hessischen Gemeindetag, der dafür gar nicht zuständig
ist. Denn, falls sie es noch nicht bemerkt haben, Sie sind hier in Baden-Württemberg.
Aber diese Ehrung passt sehr gut zu Ihrer Aussage: „Sacharbeit vor persönlicher
Profilierung“. Nehmen Sie sich diese, Ihre eigenen Worte, doch einfach zu Herzen. Es würde
Ihnen gut zu Gesicht stehen.
Weiteres Zitat: „Persönlich gefreut hat mich die Teamleistung der Verwaltung“
Diese Aussage mag allenfalls aus Ihrer Sicht stimmen. Ein Bürgermeister, der als eine der
ersten Maßnahmen bei Amtsantritt die Türgriffe an seiner Bürotüre entfernen lässt, begegnet
seinen Mitarbeitern gegenüber mit „unendlichem“ Vertrauen.
Wenn dann unter Teamleistung auch noch die Aufgabe verstanden wird, den eigenen Sohn
im Rathaus beaufsichtigen zu lassen, kann natürlich jeder Ihre Freude an den Mitarbeitern
nachvollziehen.
Wenn Sie aber in die Verwaltung hineinhören würden, würden Sie vermutlich hören:
TEAM entspricht hier: Toll, ein anderer macht’s.
Der Gemeinderat und die Bevölkerung kennen bislang Ihre Ziele nicht.
Bislang ist aus unserer Erkenntnis heraus nur erkennbar, dass Ihre Zielrichtung lautet: Der
Weg ist das Ziel. Ich erlaube mir dies auch zu interpretieren:
Bei gesichertem gutem Gehalt die nächsten 6 Jahre zu überstehen und verbrannte Erde zu
hinterlassen.
Sie sollten sich auch nicht mit fremden Federn schmücken: Beispiel: „Der Erweiterungsbau
von Form und Test war nur mit massivem Einsatz der Stadtverwaltung realisierbar“. Stimmt,
aber nur mit dem Hinweis: Alles Wesentliche hierzu geschah vor Ihrer Zeit!
Zum Thema Viehzentrale: Fakt ist, Sie haben die Verhandlungen blockiert und damit die
Stadt in Bedrängnis gebracht. Es ist ein schäbiges Verhalten Ihrerseits, die Befindlichkeiten
der Bürger im Unterried gegen gesetzliche Auflagen für einen Betrieb auszuspielen. Es ging
nie um eine stärkere Belastung für die Bürger im Unterried, es ging lediglich um eine
einfache Lösung, bei der alle Beteiligten profitieren können. Die Suche nach dieser Lösung
haben Sie gezielt zu verhindern versucht und missbrauchen hierzu die Besorgnis der Bürger.
Allgemein ist es Ihre Strategie, Beschlüsse des Gemeinderats, die Ihnen nicht gefallen, zu
ignorieren und zu torpedieren. Beispiel: Standortfrage für das Gesundheitszentrum. Wir
mussten Sie mehrfach drängen, gefasste Beschlüsse an die Partner überhaupt zu
kommunizieren. Heute zu sagen, „der Rat hätte akzeptiert, dass Sie Widerspruch eingelegt
hätten“ ist eine Frechheit, da Sie genau wissen, dass der Gemeinderat umgehend einen
leicht umformulierten Beschluss wieder mit überwältigender Mehrheit gefasst hat.
Herr Schafft, Sie bemängeln eine fehlende Offenheit des Gemeinderats. Wir können aber
nur offen über das beraten, was Sie uns auf die Tagesordnung legen. Und genau da ist das
Problem: Zu oft halten Sie Informationen oder Ihre Gedanken zurück, selbst auf Nachfragen
reagieren Sie gar nicht oder nur spärlich. Bei drängenden Nachfragen reagieren Sie unflätig.
Manchmal können wir Informationen über Facebook erfahren, lange bevor sie überhaupt auf
dem üblichen Wege an die Gemeinderäte kommuniziert werden.
Zum Thema Verschwiegenheit: Sie schaffen es doch tatsächlich, einem
Verhandlungspartner schriftlich die Weitergabe von vertraulichen Informationen an die
Presse vorzuwerfen, obwohl nachweislich diese Informationen von Ihnen selbst an die
Presse gegeben worden sind.
Das ist ein typisches Beispiel für Ihr Verhandlungsgeschick.
Hierzu habe ich noch zwei weitere Beispiele:
a) Einem Interessenten an einem Gewerbegrundstück entgegnen Sie aufgrund
mangelnder Argumente mit dem schriftlichen Vorwurf „Mit dem Kopf durch die Wand
hat schon immer weh getan“.
b) Einem ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit, der Ihnen einen wertvollen Tipp
zur Anrechnung bei den Aufnahmequoten liefert, antworten Sie schriftlich: „Um es
klarzustellen, ich habe aber nicht vor mich von ihnen belehren zu lassen“.
Ihr Mandat im Kreistag scheint Ihnen auch nicht sehr wichtig zu sein. Für die Stadt
Riedlingen und die Bürger, die Sie gewählt haben, ist es jedoch sehr wichtig. Es kommt nicht
gut an, wenn Sie sich zur Kreistagssitzung krank melden, um dann zur selben Zeit mit ihrem
Sohn zu einer Bücherlesung zu gehen. Ich hoffe, Sie kommen nicht noch auf die Idee, hieran
sei auch der Gemeinderat schuld.
Herr Schafft,
damit für heute jetzt genug.
Sie können nicht erwarten, dass Ihre Rundumschläge gegen den Gemeinderat keine
Gegenreaktionen auslösen.
Sie haben damit sehr viel Porzellan zerschlagen. Uns ist noch nicht klar, wie sie diesen
Schaden wieder beheben wollen.
Einen guten Tipp (keine Belehrung) haben wir für Sie:
Wenden Sie den Schaden von der Stadt Riedlingen und Ihren Teilorten ab, in dem Sie
von Ihrem Amt als Bürgermeister zurücktreten!
Riedlingen, 11.01.2016
Für die FWV-Fraktion
Ulrich Bossler