BÜRGER FÜR BÜRGER Ist das die bunte Wirklichkeit? Diese Raffinesse, in der man Hand in Hand arbeitet, ohne dass sich die Hände jemals berühren? Öffentlich ist man gegeneinander, wirft dem anderen zwielichtes Tun vor, so dass niemand auf die Idee käme, gemeinsame Sache zu vermuten? Diese bunte Wirklichkeit erinnert auch an den kürzlichen Satz eines Gemeinderats anlässlich des Kaufs des Kurparkhotels durch die Evangelische Heimstiftung Stuttgart zwecks Umwidmung/Umbaus zu WohnenPlus: „Der Kauf vor Zustimmung zur Nutzungsänderung falle unter das unternehmerische Risiko!“ Damit war gemeint, selbst schuld zu sein, wenn der Gemeinderat fadengrad bei seiner ursprünglichen Festlegung bleibe. Eine Attacke mit Charakterstärke? Klare Ziele, kein Verrat an Prinzipien, allemal Vorbildfunktion? Hier stehe ich, ich kann nicht anders? Charakterfestigkeit, Transparenz im Handeln und Glaubhaftigkeit sind pflegebedürftige Eigenschaften. Insbesondere dann, wenn man sich auch zum Schutze dieser Werte als Gemeinderat wählen liess. Und nun mittendrin im kleinpolitischen Gemeindegeflecht? Mit einem guten ersten Platz an dem Tropf einer ausblutenden Stadt? Hier stehe ich und will nicht anders? Oder frei nach Nietzsche „Wo Geld klingelt, da herrscht die Hure“? Und es herrscht nun mal die legitime Markwirtschaft. Frei nach der Erklärung von Gabor Steingart vom Handelsblatt: „Sie sei seit jeher ein höchst unvollkommenes System, das Ordnung, Stabilität und Vollkommenheit anstrebt, ohne sie je erreichen zu können…“ Es war also nur ein kurzes Streben, ein Aufflackern edler Gesinnung? Bleibt uns Zuschauenden nur noch die ungestellte Frage: Warum heute so und morgen so, Herr Gemeinderat?
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