Je suis... - medpsych.at

Je suis…
Als die Nachricht von den vielen Toten in Zaventem [BRU/EBBR] und der
rauchenden Metro mit so vielen Verletzten über die Medien kam, war es
wieder da, das Gefühl: Charlie Hebdo, Paris, Belgien, Türkei, explodierter
und vermisster Flugzeuge, zerbombter Gliedmaßen. Diesmal waren es drei
Nagelbomben – dirty bombs – und wieder einer von dreien, der im pseudoapokalyptischen Machtrausch jenes Geisterstaates, ja: feige war und floh.
Wäre seine Flucht mit innerer Katharsis verbunden, dürften wir hoffen.
Wieder beinahe wörtlich kamen die einfühlsamen Statements der deutschen Kanzlerin, der Präsidenten, Französisch erst, dann Deutsch. Wir
sind bei euch und Je suis ... Belgie. Wie oft kann man, frau das wiederholen? Wie oft trauern? Wie oft Plätze in Blumenmeere wandeln? Wann
sind alle Tränen versiegt?
Wieder aber auch: die trotzigen OptimistInnen, die Karikaturen zeichnen,
um die Bosheit der Apokalyptiker zu überspielen, auf diese Art – Falle! –
die „Bösen“ zu besiegen. (Gut, Böse sind Kategorien aus Glaubenssätzen.)
Ach – kann es sein, dass all die wichtigen Reaktionen, ja: der Trauerarbeit
Euch selber – „uns“ – gemeinsam stärken? Imaginiert? Real? Auf Dauer?
So soll es wohl sein.
Kann es sein, dass Eure / unsere Reaktionen an der Bosheit der Apokalyptischen Zerstörer nichts ändern, sie evtl. gar anerkennen, bestärken, gar:
für das eigene Gutsein brauchen?
So soll es nicht sein.
Mir fällt dazu ein:
Bosheit gedeiht auf dem Acker unerfüllten Macht-, also: Liebeshungers.
Möglicherweise irren wir, in Bestürzung, durch Spott obsiegen zu können.
Das Mittel, um Mördern den Wind aus den nicht vorhandenen Segeln, den
ideologischen Treibstoff aus dem schon leeren Tank „Ego“ zu nehmen, ist:
BEDINGUNGSLOSER FRIEDE. Ja: ein provokanter Blauaugengedanke.
Bedingungslos?
Einzige Bedingung: Bedingungslos bei allen Beteiligten aller Seiten.
Dazu braucht es ein An-, Um- und Neudenken: Nicht ich, nicht Wir, sind
wichtig, sondern alle. Nicht länger sich maskieren, uniformieren: sondern
bewusst in vielerlei Hinsicht „nackt und verletzlich“ bleiben. Das ist der
Königsweg der Mutigen. Liebevollen, Lockeren, Intelligenten.
WERTSCHÄTZENDE KOEXISTENZ.
Nicht etwa wie bisher: andere übertreffen, zurücksetzen, unterwerfen, um
selbst zu überleben. Sondern: Liebesbereitschaft ohne aktuellen Eigennutz.
Oftmals ist dieser Gedanke so sehr verdrängt, dass er als ein undenkbarer
Affront, ja: Angriff!, wider die Vernunft empfunden und abgewehrt wird.
Doch nichts hilft – als Friede.
Im Kleinen.
Im Großen.
Wenn möglichst alle einander gelten lassen, die einander im Blick und
Sinn haben, dann erst bleibt Hass unwirksam. Dann wird die Welt schön.
V. Ellmauthaler
(22.03.2016)