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M2 Bestimmung der Schwerebeschleunigung
Physikalische Grundlagen
Ein physisches Pendel ist ein beliebig geformter um eine Achse A drehbar gelagerter Körper der
Masse m.
A
s
S
οͺ
mg sin οͺ
mg
Abb.1 physisches Pendel
Hat der Schwerpunkt S den Abstand 𝑠 von der Drehachse, so wirkt bei einer kleinen Auslenkung
um den Winkel πœ‘ aus der Ruhelage das rücktreibende Drehmoment
𝑀 = βˆ’π‘šπ‘”π‘  sin πœ‘ β‰… βˆ’π‘šπ‘”π‘  β‹… πœ‘
(1)
welches Ursache einer beschleunigten Drehbewegung ist. Für diese gilt
𝑀 = 𝐽𝐴
𝑑2 πœ‘
𝑑𝑑 2
(2)
mit dem Trägheitsmoment 𝐽𝐴 des Körpers bezüglich der Drehachse A. Nach Gleichsetzen der
beiden Drehmomente erhält man eine Differenzialgleichung, welche die Schwingung des Pendels
beschreibt. Die Periodendauer der Schwingung des physischen Pendels beträgt
𝑇𝐴 = 2πœ‹
𝐽𝐴
π‘šπ‘”π‘ 
(3)
Bei einem mathematischen Pendel (punktförmige Masse am masselosen Faden) beträgt das
Trägheitsmoment
𝐽𝐴 = π‘š β‹… 𝑠 2
(4)
so dass die Periodendauer
M2, 11/07, S.1
𝑇 = 2πœ‹
𝑠
𝑔
(5)
beträgt. Üblicherweise verwendet man bei physischen Pendeln die reduzierte Pendellänge ,
welche in (5) den Schwerpunktabstand 𝑠 ersetzen kann und folglich zu
𝑙=
𝐽𝐴
π‘šπ‘ 
(6)
definiert werden muss.
A
l
s
S
l-s
B
Abb.2 Reversionspendel
Trägt man die reduzierte Pendellänge vom Punkt A ausgehend durch den Schwerpunkt S
verlaufend auf dem Körper auf, erhält man einen zweiten möglichen Aufhängepunkt B des
Pendels.
Es ist bemerkenswert, dass die Schwingungsdauer, welche sich bei einer Schwingung um diesen
Punkt ergibt, identisch ist mit der Schwingungsdauer um den Aufhängepunkt A.
𝑇𝐡 = 2πœ‹
𝐽𝐡
𝐽𝐴 βˆ’ π‘šπ‘  2 + π‘š 𝑙 βˆ’ 𝑠
= 2πœ‹
π‘šπ‘” 𝑙 βˆ’ 𝑠
π‘šπ‘” 𝑙 βˆ’ 𝑠
2
π‘šπ‘  2
2
= 2πœ‹
𝐽𝐴 βˆ’
+ π‘š 𝐽𝐴 /π‘šπ‘  βˆ’ 𝑠
π‘šπ‘” 𝐽𝐴 /π‘šπ‘  βˆ’ 𝑠
= 2πœ‹
𝐽𝐴
= 𝑇𝐴
π‘šπ‘”π‘ 
(7)
Zum Beweis dieser Aussage wurde der Satz von STEINER und die Beziehung (6) benutzt.
Bei dem im Versuch verwendeten KATERschen Reversionspendel ist die Länge 𝑙 zwischen den
beiden möglichen Drehpunkten A und B fest vorgegeben und somit nicht automatisch von
vornherein die reduzierte Pendellänge. Jedoch kann, durch Verschieben von Zusatzmassen auf
dem stabförmigen Grundkörper des Pendels, 𝑙 zur reduzierten Pendellänge gemacht werden, was
M2, 11/07, S.2
dann der Fall ist, wenn die Schwingungsdauern 𝑇𝐴
und 𝑇𝐡
gleich werden. Die
Schwerebeschleunigung 𝑔 kann dann mit (5) bestimmt werden.
Versuchsvorbereitung
- Beschreibung von Drehbewegungen, Grundgesetz der Rotation
- Berechnung von Massenträgheitsmomenten, Satz von Steiner
- reduzierte Pendellänge
- Erläutern Sie die Beziehung (7).
- Berechnen Sie mit dem Gravitationsgesetz die Schwerebeschleunigung an der Erdoberfläche.
Welche mathematische Abhängigkeit von π‘Ÿ (Abstand zum Erdmittelpunkt) hat 𝑔 bei Höhen
π‘Ÿ > π‘ŸπΈ bzw. bei π‘Ÿ < π‘ŸπΈ ?
Aufgaben
- Bestimmen Sie die Schwingungsdauer des Reversionspendels für den Fall, dass der Abstand
der beiden Aufhängepunkte gleich der reduzierten Pendellänge ist.
Messen Sie dazu die Schwingungsdauern des Reversionspendels bei Aufhängung in den
Punkten A und B in Abhängigkeit der Position der Zusatzmasse!
- Stellen Sie Ihre Messwerte grafisch dar!
- Aus der grafischen Darstellung ist die Periodendauer 𝑇𝐴 = 𝑇𝐡 (und deren Fehler) abzulesen
und daraus die Schwerebeschleunigung zu berechnen.
- Führen Sie eine Fehlerschätzung durch!
M2, 11/07, S.3