Filzvorwürfe gegen Berliner SPD – Senatskanzlei in

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** Redaktionsschluss: 0.05 Uhr | H | Nr. 77 / 11. W.
Preis 1,30 Euro
Wie Martin Woelffer um seine Kudamm-Bühnen kämpft
Nach der fristlosen Kündigung für die Spielstätten setzt der Theaterdirektor auf Hilfe vom Senat. Es geht um ein Ausweichquartier und Zuschüsse. Seite 11
MARTIN LENGEMANN
morgenpost.de
Wochenlanger
Schienenersatzverkehr
bei der S-Bahn
Nachrichten rund um die Uhr
EUROPA LEAGUE
Leverkusen scheitert im
Achtelfinale an Villarreal
BERLIN/POTSDAM – Mit dem Frühjahr
Kritik nach Gabriels
Erlaubnis für
Supermarkt-Fusion
BERLIN – Bundeswirtschaftsminister Sig-
mar Gabriel (SPD) hat mit seiner Sondergenehmigung für die Übernahme der
Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann
durch den Branchenriesen Edeka massive
Kritik auf sich gezogen. Der Wettbewerber Rewe kündigte unmittelbar nach der
Ministererlaubnis am Donnerstag an, gerichtlich dagegen vorzugehen. Der Deutsche Bauernverband beklagte, die Fusion
schade dem Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel und verschärfe den Druck
auf Landwirte, Verarbeiter und Vermarkter. Der Vorsitzende der Monopolkommission, Daniel Zimmer, ist aus Protest
gegen die Ministererlaubnis zurückgetreten. Die beiden Übernahmepartner Edeka
und Tengelmann begrüßten Gabriels Entscheidung.
Seiten 2 und 6
2015 starben deutlich
mehr Menschen
bei Badeunfällen
HANNOVER/BERLIN – Die Zahl der Bade-
toten in Deutschland ist 2015 auf den
höchsten Stand seit neun Jahren gestiegen. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hervor. Demnach gab es bundesweit 488
Tote, 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Allein in den Monaten Juni und August kam
es zu 254 tödlichen Badeunfällen. 80 Prozent der Menschen verunglückten in Binnengewässern. In Berlin wurden 16 Badetote gezählt. Darunter war ein Flüchtling,
laut DLRG ein ungeübter Schwimmer. In
Brandenburg gab es 34 Verunglückte. In
Deutschland war 2015 das zweitwärmste
Jahr nach dem Rekordhalter 2014. Warmes Wetter wirkt sich erfahrungsgemäß
auf die Zahl der Badetoten aus.
50011
4 199067 801302
BELGIEN € 2,30 / DÄNEMARK DKK 17,15 / ITALIEN € 2,30 /
GRIECHENLAND € 2,30 / ÖSTERREICH € 2,30 /
POLEN PLN 9,70 / SCHWEIZ CHF 2,50 / SPANIEN € 2,30 /
SLOWAKEI € 2,30 / TÜRKEI TL 7,15 / UNGARN FT 720
DPA/MAJA HITIJ
startet die Deutsche Bahn AG (DB) umfangreiche Streckensanierungen. Davon
betroffen sind auch einige wichtige Strecken der DB-Tochter S-Bahn Berlin. Wer
die betroffenen Linien regelmäßig nutzt,
muss unter Umständen mehrere Wochen mit Einschränkungen rechnen. Für
längere Zeit Schienenersatzverkehr gibt
es auf den Ringbahnlinien S41 und S42
sowie auf der S46 zwischen Bundesplatz
und Westend, weiterhin auf der S5 zwischen Fredersdorf und Hoppegarten sowie auf der S7 zwischen Wannsee und
Potsdam. Auf letztgenannter Strecke
setzt die Bahn neben Bussen aber auch
zusätzliche Regionalbahnen ein. Zeitlich
kürzere Einschränkungen bestehen auf
den Linien S2, S25, S3 und S8. Seite 12
Der Werksklub (Foto) verpasst das erhoffte Fußball-Wunder und verabschiedet sich glanzlos aus der Europa League.
Borussia Dortmund qualifiziert sich hingen für das Viertelfinale.
Nach einem Tag mit Sonne pur legt sich die
Dämmerung über die City Ost mit Spree,
Nikolaiviertel, Rotem Rathaus und Fernsehturm.
RETO KLAR
Blaue Stunde
Filzvorwürfe gegen Berliner SPD –
Senatskanzlei in Erklärungsnot
Regierungschef Müller weist Einflussnahme auf Auftragsvergabe an Ex-Staatssekretär zurück
X VON ANDREAS ABEL
BERLIN – Die Oppositionsfraktionen im
Berliner Abgeordnetenhaus haben am
Donnerstag den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) unter
Druck gesetzt. Sie wollten Aufklärung
darüber, ob Filzvorwürfe im Zusammenhang mit dem Masterplan des Senats für
die Integration und Sicherheit der
Flüchtlinge zutreffen. Die Senatskanzlei
soll, so der Vorwurf, dem Ex-Justizstaatssekretär Lutz Diwell (SPD) über
das Beratungsunternehmen McKinsey
einen lukrativen Beratervertrag zugeschanzt haben. Müller war für die Plenarsitzung entschuldigt, weil er an der
Konferenz der Länder-Ministerpräsi-
denten teilnehmen musste. Die Opposition bestand aber darauf, dass er sich
den Fragen stellt und nicht ein anderes
Mitglied der Landesregierung in Vertretung, zitierte ihn ins Parlament.
Die Linke-Fraktion beantragte, den
Senatschef herbeizurufen, Grüne und Piraten unterstützten das. Die Regierungskoalition lehnte das Ansinnen zwar mit
ihrer Mehrheit ab, in einer von den Grünen beantragten Sondersitzung des Ältestenrats wurde aber schließlich vereinbart, dass die Fragestunde zeitlich verschoben wird und Müller dann die
Fragen beantwortet. Der Regierende Bürgermeister erschien schließlich sichtlich
verärgert gegen 13 Uhr im Preußischen
Landtag.
Der Senat hatte McKinsey beauftragt,
am Masterplan mitzuarbeiten, Daten zuzuliefern und den Prozess zu moderieren. Dafür erhält das Unternehmen
238.000 Euro. Die Gespräche führte federführend die Senatskanzlei mit ihrem
Chef Björn Böhning (SPD). Am Mittwoch
wurde bekannt, dass Diwell als Berater
für McKinsey tätig ist. Müller wies zurück, dass er an dieser Vereinbarung mitgewirkt habe. „Von mir oder über mich
hat es keinen Einfluss gegeben, dass Herr
Diwell von McKinsey beschäftigt wurde“,
sagte er, ergänzte aber: „Ich bin nicht bei
jedem Gespräch dabei.“ Das ließ offen, ob
es einen Einfluss von anderer Seite gegeben haben könnte. Den Fragen nach der
Rolle Böhnings wich Müller aus oder be-
Glück ist, wenn man trotzdem lacht
Deutschland schließt
Vertretungen und
Schulen in der Türkei
An diesem Sonntag wird der Internationale Tag des Glücks gefeiert
X VON JOACHIM MISCHKE
BERLIN – Irgendwas ist ja immer. Und
weil das so ist (oder manchmal auch gerade nicht), hat der Mensch das ganz
persönliche riesige Unglück als unverzichtbaren Daseinsinhalt erfunden. Als
Maßeinheit
fürs
liebe
bisschen
Genervtsein zwischendurch. Beispiele
finden sich überall und jederzeit.
Gebutterte Toaste. Der Klassiker. Die
wurden vom Universum genau so kon-
INHALT
Meinung/Leserbriefe Seite 2
Börse
7
Berlin
9-14
Brandenburg
15
Kultur
16-17
Horoskop
TV-Programm
Sport
Wissen/Rätsel
Leute
WIR HABEN ETWAS
PASSENDES FÜR
JEDES OSTERNEST!
18
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21-22
23
24
struiert, dass sie immer auf die gebutterte Seite fallen.
Als die Vereinten Nationen (UN) 2012
die Sammlung der Themen-Kalenderdaten um den „Internationalen Tag des
Glücks“ bereicherten, scherten sie sich
nicht um Pillepalle-Dramen. Die UN-Definition von Glück liest sich so grundsätzlich, dass einem der eigene alltägliche Beschwerdemodus sofort unfassbar
peinlich wird: Glück sind unter anderem
mindestens 2500 Kalorien und 100 Liter
antwortete sie gar nicht. Der Chef der Senatskanzlei war nicht anwesend.
Der Regierende Bürgermeister erklärte, der Senat sei Ende 2015 an McKinsey
herangetreten, um die Mitarbeit am Masterplan für Integration zu vereinbaren. Im
Januar habe die Senatskanzlei erfahren,
dass das Unternehmen Diwell als externen Berater verpflichtet habe.
Müller blieb bei einigen Antworten vage,
entsprechend unzufrieden war die Opposition. Viele Fragen seien offengeblieben,
hieß es, nun wollen mehrere Abgeordnete
Akteneinsicht beantragen und alle Unterlagen einsehen, die die Zusammenarbeit mit
McKinsey betreffen. Die weitere parlamentarische Beratung soll nach den Osterferien
erfolgen.
Seiten 2 und 9
Wasserverbrauch am Tag, mindestens
sechs Quadratmeter Wohnraum, ein
Platz zum Kochen sowie sechs Jahre
Schule.
Glück ist mehr als eine schnulzige Kalenderweisheit und viel mehr als der vergessene 50-Euro-Schein, den man in der
Hosentasche findet. Man kann mit
nichts ebenso glücklich werden wie ohne
alles glücklich sein. Nur eines kann man
nicht: Glück für selbstverständlich halten, bloß weil es im Kalender steht.
ANKARA – Die deutschen Vertretungen
in der Türkei sind am Donnerstag wegen
konkreter Hinweise auf geplante Terroranschläge geschlossen worden. Auch die
deutschen Schulen und Kultureinrichtungen blieben zu. Es habe „einige sehr
konkrete und sehr ernst zu nehmende
Hinweise“ gegeben, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier
(SPD) in Berlin. Der Istanbuler Gouverneur kritisierte die Schließungen. Seite 3
WETTER Meist stark bewölkt
BÖRSE Dax und Euro
KONTAKT
Die Sonne hat es an diesem
Freitag schwer, der Himmel ist
wolkenverhangen. Doch Regen
wird eher die Ausnahme sein. Das Thermometer
steigt auf maximal acht Grad.
Seite 24
Der Dax fällt um 0,91 Prozent auf 9892,2
Punkte.
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Bayer Leverkusen –
FC Villarreal
Tottenham Hotspur –
Borussia Dortmund
0:0
1:2
Weiterer Bericht auf Seite 21
SPIONAGE
Ex-BND-Mitarbeiter zu
langer Haftstrafe verurteilt
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) muss wegen
jahrelanger Spionage vor allem für den
US-Geheimdienst CIA für acht Jahre ins
Gefängnis. Das Münchner Oberlandesgericht sprach den 32-Jährigen am Donnerstag des Landesverrats und der Verletzung
von Dienstgeheimnissen schuldig. Ihm
wurde zudem das Wahlrecht aberkannt.
Der Mann hatte zwischen 2008 und 2014
mehr als 200 teils streng geheime Dokumente an die CIA weitergegeben, dafür
mindestens 80.000 Euro kassiert.
GENEHMIGUNG
Weiter Gemeinschaftsflüge
von Air Berlin und Etihad
Air Berlin darf weiterhin Gemeinschaftsflüge mit seinem Großaktionär Etihad
anbieten. Das Luftfahrt-Bundesamt habe
die sogenannten Codeshare-Verbindungen auch für den Sommerflugplan genehmigt, sagte eine Air-Berlin-Sprecherin am Donnerstag. Im Januar hatte das
Oberverwaltungsgericht Lüneburg entschieden, dass 26 von damals umstrittenen 31 Verbindungen rechtens sind und
nur fünf innerdeutsche untersagt. Die 26
Verbindungen mit Auslandszielen können nun weiter geflogen werden.
Kasupke sagt ...
... wie es ist
Een Hauch von Frühling war jestern zu
spürn, ob wa wenichstens Ostern Glück
mitn Wetta ham? Wenn nich, wollt’ ick
schon ma vorsorjen und Trostschokolade besorjen. Meene Lieblings-Marzipaneia von Sawade und Hamann sind aba
janz schön teua jeworden – wejen die
schlechte Mandelernte inne Türkei und
anderswo, erklärte die Vakäuferin im
Süßwaren-Laden meenet Vatrauens.
Und da se natürlich ooch nich uff ihrn
Jewinn vazichten will, hab ick jeschluckt
und jelöhnt. „Sonst müssten wir schließen“, hattse jesacht. Na, det will ick ja
ooch nich. Von den süßen kleenen Läden jibs sowieso nur noch so wenije, die
sind mir lieb und teua – wie die leckeren Ostaeia ...
[email protected]