2. APRIL 20 Guido Westerwelle ist tot 16 oder Der ehemalige Außenminister und FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle rogrammaz ist mit 54 Jahren an Leukämie gestorben. Ein Nachruf Seite 3 P b a l . z a t rt 44 Seiten heute in de AUSGABE BERLIN | NR. 10973 | 11. WOCHE | 38. JAHRGANG SONNABEND/SONNTAG, 19./20. MÄRZ 2016 | WWW.TAZ.DE € 3,50 AUSLAND | € 3,20 DEUTSCHLAND GRÜ N E NACH DER WAH L Realos vs. Fundis? So einfach ist es nicht Will man als Grüner von einem Porsche-Fahrer gewählt werden? Winfried Kretschmann schon, sagt der Soziologe Heinz Bude. Was der Erfolg in BadenWürttemberg für die Partei bedeutet SEITE 8, 9 Schweinerepublik Deutschland Foto: imago NICHT DOCH Blicken wir nach Bamberg, was wir eh viel zu selten tun. Bamberg, Stadt Winnetous, zumindest des Verlags, der die von ihm handelnden Bücher verlegt und der nun von einem dubiosen Hohen Gericht („EU-Gericht“, schon mal gehört?) den Freibrief dafür hat, mit dem Namen des in jeder Hinsicht edlen Häuptlings der Apachen allerlei Schindluder zu treiben. Der Verlag darf „Winnetou“ als Marke verwenden, für so gut wie alles. Marmelade, Tagescreme, Gartenhandschuhe – Laubsägebrettchen gibt es schon. Winnetou, kehr aus den ewigen Jagdgründen zurück. Nur du kannst es verhindern. DER STÄR KSTE SATZ „Sie war nichts anderes als diese Märchentante, die Kinderbücher aus Sehnsuchtsorten schreibt, die vom Krieg sehr weit entfernt sind“ Wie das Schwein zum Wappentier des Abendlandes wurde KARIN NYMAN, Tochter von Astrid Lindgren, über das Bild, das von ihrer Mutter in Deutschland geprägt wurde SEITE 24, 25 Gesellschaft SEITE 17–19 taz.berlin Illustration: Eléonore Roedel 60611 4 190254 803208 TAZ MUSS SEIN Die tageszeitung wird ermöglicht durch 15.707 GenossInnen, die in die Pressevielfalt investieren. 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Seite 8, 9 Argumente Gleichberechtigung Warum das Bundeskanzleramt ein Gesetz zur Gleichbezahlung von Frauen blockiert Seite 10 Kultur Literatur „Nachts ist es leise in Teheran“ ist ein vielstimmiger politischer Familienroman Seite 12 Rock Das neue Album von Iggy Pop soll sein letztes sein Seite 13 Zwitschern im Käfig Foto: Lefteris Pitarakis/ap Seite 17–19 Fest Eine Jesidin kann sich aus der Gefangenschaft des IS befreien. Ein Jahr später heiratet sie in Lehrte Seite 20, 21 Gespräch „In Deutschland war sie nichts anderes als diese Märchentante“, sagt die Tochter von Astrid Lindgren Seite 24, 25 Genuss Wie Menschen weltweit mit dem Ei kochen Seite 26 Sachkunde Leben Wie eine GenSchere die Forschung revolutioniert Seite 27–29 Minenarbeit Wie fair ist das Fairphone? Seite 30 Medien Serie In „Ku’damm 56“ kämpfen vier Frauen in den 50ern um Gleichberechtigung Seite 33 Reise MigrationIn der italienischen Region Apulien treffen Flüchtlinge auf Touristen Seite 34 Leibesübungen Begegnung Die Musikerin Sophie Hunger singt im Duett mit einem Exfußballer Seite 43 TAZ.LAB SEITE 22 AUS DER TAZ SEITE 31 TV-PROGRAMM SEITE 32 LESERBRIEFE SEITE 41 DIE WAHRHEIT SEITE 44 LEKTIONEN 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben 1. Die Große Koalition ist ein Auslaufmodell Die Große Koalition sei das Zukunftsmodell, hieß es noch vor Kurzem: Mehr Parteien in den Parlamenten, da könnten sich nur noch die beiden größten zusammentun, traditionell Union und SPD. Nun wurde in drei Ländern gewählt, und die Große Koalition ist plötzlich der Ausnahmefall. Kenia- oder Afghanistankoalitionen tauchen als neue Optionen auf, was zur Folge hat, dass man sich erst einmal über die Farbfolge informieren muss (Schwarz, Rot, Grün). Und Bayern beweist einmal mehr, dass es mit dem Rest der Bundesre- K eine Chefredaktion zieht ohne Not ihre Korrespondenten aus einem der wichtigsten Berichtsgebiete der Welt ab. Wenn Spiegel und Welt genau das in der Türkei jetzt getan haben, dann muss die Gefahrenlage für die beiden Kollegen als sehr hoch eingeschätzt worden sein. Überrascht das jemanden? Das kann niemanden überraschen. Schließlich ist bekannt, dass regierungskritischen türkischen Journalisten wegen angeblicher „Spionage“ lebenslange Haft droht und dass oppositionelle Medien auf Linie gebracht werden. Wo die Reise hingehen soll, hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sehr deutlich gemacht. Er möchte den Terrorismusbegriff im Strafrecht ausweiten, um Intellektuelle leichter verfolgen lassen zu können. Wörtlich erklärte er: „Zwischen Terroristen, die Waffen und Bomben tragen, und jenen, die ihre Position, ihren publik nicht viel zu tun hat. Laut einer aktuellen Umfrage würde die CSU ihre absolute Mehrheit behalten – trotz AfD im Landtag. 2. Gabriel ist großzügig Sigmar Gabriel hat als Wirtschaftsminister das Privileg, Dinge erlauben zu dürfen. In dieser Woche zeigte er sich da sehr großzügig. Per sogenannte Ministererlaubnis gestattet er es Edeka, die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann zu übernehmen. Das Kartellamt war dagegen – zu große Marktmacht. Gabriel argumentierte mit 16.000 Arbeitsplätzen. Auch Waffenexporten erteilte er sein Plazet: Hubschrauber für SaudiAabien, Maschinengewehre und -pistolen für Oman, Indonesien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Dabei hatte Gabriel noch 2013 gesagt: „Es ist eine Schande, dass Deutschland zu den größten Waffenexporteuren gehört.“ Aber auch in Waf- fenfabriken gibt es ja Arbeitsplätze. 3. Die Türkei wird zur No-goArea Die Arbeitsbedingungen für Journalisten in der Türkei sind so schwierig geworden, dass nun große deutsche Medien ihre Korrespondenten abziehen. Die FAZ ist schon weg, Spiegel Online will nun aus Wien über das Land berichten, auch der Welt-Korrespondent hält sich vorerst nicht in Istanbul auf. Was nicht zu befürchten ist: dass nun weniger kritisch über Präsident Erdoğan berichtet wird. 4. Flüchtlinge kommen auch per Privatflugzeug Der Weg nach Westeuropa ist lang, mühsam und gefährlich. Und überhaupt durchzukommen wird immer schwieriger, seit die Länder auf der Balkanroute Zäune bauen. Schlepper haben nun ein neues Geschäfts- modell entdeckt: den Transport mit einem einmotorigen Flugzeug. Eine Bande flog Migranten von einem kleinen Flughafen in Griechenland aus nach Italien. Kostenpunkt: 5.000 bis 7.000 Euro pro Person. 5. Italien kann sparen Vor ein paar Wochen kam die Meldung aus Sizilien, dass in der dortigen Regionalverwaltung die Beamten ziemlich großzügig bedacht werden. Sie bekamen immer den höchstmöglichen Bonus ausbezahlt, ganz egal, wie sie ihre Arbeit verrichteten: bis zu 17.000 Euro. Dass man in Italien durchaus zu sparen in der Lage ist, wurde in dieser Woche durch eine Stellenausschreibung bekannt. Das Innenministerium sucht einen Journalisten für seine Öffentlichkeitsarbeit. Voraussetzungen: mindestens drei Jahre Berufserfahrung in Pressestellen. Bezahlung: keine.SEBASTIAN ERB Das Zitat „Der Merkel-Flügel der CDU kann sich ja ins rot-grüne Team verabschieden“ HANS-PETER FRIEDRICH (CSU), VIZECHEF DER UNIONSFRAKTION, TWITTERT GEGEN EINE SPALTUNG VON CDU UND CSU AN Foto: imago Gesellschaft Titelgeschichte Wie das Schwein zum Wappentier des Abendlandes wurde Ein Flüchtlingscamp in Islahiye im Südosten der Türkei. Stacheldraht und Kinderlachen. Vor fünf Jahren begann der Aufstand gegen Präsident Assad. Den Käfig hat ein Syrer aufgehängt, der bald darauf aus seinem Heimatland floh. Damals gab es noch Hoffnung auf einen baldigen Machtwechsel. Immerhin der Vogel zwitschert noch. MACHT Europa, deine Schande „I LLEGALE FLÜCHTLI NGE“ IM „SICH EREN DRITTSTAAT“ TÜRKEI. DI E GEN FER FLÜCHTLI NGSKONVENTION IST NUN MAKULATUR Stift oder ihren Titel den Terroristen zur Verfügung stellen, besteht kein Unterschied.“ Das Zitat muss man dreimal lesen. Und dann hält man es immer noch nicht für möglich. Ach ja, Krieg führt die Türkei übrigens auch. Im Südosten gegen kurdische Rebellen. Das sind die Verhältnisse in dem Land, in das Europa – dem seine Werte, besonders die Menschenrechte, bekanntlich heilig sind – Kriegsflüchtlinge festhalten oder gar zurückbringen möchte. Die Türkei gilt als „sicherer Drittstaat“, und die Genfer Flüchtlingskonvention ist Makulatur. „Illegale Flüchtlinge“ werden die Männer, Frauen und Kinder jetzt genannt, denen es gelungen ist, sich auf griechische Inseln durchzuschlagen. Eine Bezeichnung, die an Men- BETTINA GAUS IST POLITISCHE KORRESPONDENTIN DER TAZ schenverachtung wirklich kaum zu überbieten ist. Eine „Schande für Europa“ nennt die Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“ das, worauf sich die Teilnehmer des EU-Gipfels in Brüssel geeinigt haben, eine „moralische und rechtliche Bankrotterklärung“. Da sei „eine Kehrtwende in der Geschichte der Europäischen Union“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Nein, mir fällt auch keine einfache, konfliktfreie Lösung des Problems ein, dass Millionen hilfesuchender Menschen nach Europa wollen. So zu tun, als sei das keine riesige Belastungsprobe, ist verlogen und vergrößert die Schwierigkeiten nur. Aber üblicherweise gilt die Tatsache, dass sich jemand in einer misslichen Lage befindet, nicht als hinreichende Rechtfertigung für Vertragsbruch und Verstöße gegen geltendes Recht. Ein Angeklagter, der vor Gericht erklärt, ihm sei – leider, leider – nichts anderes eingefallen als der Griff in die Kasse zur Lösung seiner persönlichen Finanzkrise, wird mit dieser Entschuldigung kaum auf ei- nen Freispruch hoffen können. Fantasielosigkeit schützt vor Strafe nicht. Das gilt jedenfalls für Individuen. Regierungen müssen nur selten fürchten, vor Gericht gestellt zu werden – jedenfalls nicht, solange ihre Staaten politisch, strategisch und wirtschaftlich mächtig sind. Das ist schade. Denn so, wie Einzelne meist noch aus der schwierigsten Lage einen Ausweg finden, wenn sie nicht ins Gefängnis wollen, so kann man davon ausgehen, dass auch die Regierungen der Europäischen Union mit vereinter Kraft eine moralisch und rechtlich akzeptable Lösung gefunden hätten. Wenn sie sich gezwungen gesehen hätten, das zu tun. Das war nicht der Fall. Wer eine Politik der Abschottung verfolgt, dessen Popularität steigt bei Wählerinnen und Wählern. Den Preis dafür zahlen die Flüchtlinge. Und das Urteil der Geschichte liegt ja noch in weiter Ferne. Die Drei SON NABEN D/SON NTAG, 19. /20. MÄRZ 2016 TAZ.AM WOCH EN EN DE 03 VON JAN FEDDERSEN E r war anders als die anderen, und in gewisser Weise war er auf diese Selbstwahrnehmung sogar immer ein wenig stolz. Guido Westerwelle erzählte gern, befragt, weshalb es ihn nie zu den Grünen trieb, der coolsten Partei seiner Generation, er habe auf die moralischen und lebensweltlichen Befehlshaltungen nie Lust gehabt. Vielmehr habe er sich gegen die, wie er sagte, Zumutungen für die Freiheit eines jeden immer zu wehren versucht. Nicht Müsli essen müssen, nicht aus Gründen der Selbstgefälligkeit auf ein Auto zu verzichten oder überhaupt: nur leise und bescheiden aufzutreten. Anfang der achtziger Jahre, die Grünen waren auf Weg, zur tonangebenden Lebensstilpartei der Republik zu werden, hatte er keine Lust auf die Jungdemokraten, die sozialliberal gesinnte Nachwuchsorganisation der FDP. Und machte stattdessen die Jungliberalen groß: Das Liberale, so sagte diese Nachwuchskraft aus Bonn, muss schon im Namen betont werden, das Demokratische verstehe sich von allein. Gewisse Karrieren kündigen sich früh an, die wirklich großen aber nimmt das Publikum als Überraschung – etwa die von Angela Merkel und Joschka Fischer. Die politische Laufbahn des Guido Westerwelle war in den vergangenen dreieinhalb Dekaden freilich die unwahrscheinlichste. Ein gelegentlich vorlauter, sehr aufstiegsbewusster junger Mann, der schwul ist – obwohl Westerwelle dieses Wort nie mochte, sondern eher das ihm neutraler scheinende homosexuell bevorzugte: Wie sollte das gut gehen? So einer sollte zur Hassfigur aller Linken werden, zum Nervbolzen selbst für Christdemokraten, zur Lichtgestalt der FDP, die er, Guido Westerwelle, mit nur mäßig kalkuliertem Größenwahn auf knapp 15 Prozent bei den Bundestagswahlen 2009 führte: Ein schwuler Mann, der, als im Jahr 2004 der Posten eines Bundespräsidenten auszukungeln war, Merkel und andere zum Hintergrundgespräch in die eigene Wohnung einlud, wo er, das war bekannt, gern Wollsocken mit Noppen trug. Da mokierte sich die FAZ über die Unernsthaftigkeit eines solchen Politikers. Westerwelles Karriere war allerdings nur möglich, weil seine FDP wie keine andere Partei dem neoliberalen Zeitgeist huldigte. Da mochte es Proteste gegen die Agenda 2010 geben – und dieser Mann höhnte doch: „Meine Politik fördert die Fleißigen, schützt die Schwachen und bestraft die Faulen. Es gibt kein Recht auf staatlich bezahlte Faulheit.“ Der Provokateur „Meine Politik fördert die Fleißigen, schützt die Schwachen und bestraft die Faulen. Es gibt kein Recht auf staatlich bezahlte Faulheit“ GUIDO WESTERWELLE, 2003 Guido Westerwelle, 2013 im Auswärtigen Amt Foto: Maurice Weiss/Ostkreuz Guido Westerwelle, einst FDP-Vorsitzender und deutscher Außenminister zwischen 2009 und 2013, litt an Leukämie. Jetzt ist er seiner Krankheit erlegen NACHRUF Der verwundbare Neoliberale Er wusste, wie man provoziert, und er tat dies nicht einmal aus strategischen Erwägungen, sondern aus persönlicher Überzeugung, also mit kalter Leidenschaft: „Mindestlohn ist DDR pur ohne Mauer.“ Das war schon von der Tonlage her – es gibt so viele Sprüche dieses Kalibers – so daneben, dass alle gutherzige Welt dachte, das müsste doch in den politischen Untergang führen. Und das tat es eben nicht: Westerwelles FDP allerdings glaubte – mit ihrem Vorsitzenden selbst – den Ratschlag ihres alten Parteifreundes Lord Ralf Dahrendorf ignorieren zu können. Der sagte, die FDP müsse immer ein Korrektiv sein und nie öffentlich beanspruchen, die Hauptrolle zu spielen – man könne mit knapp über fünf Prozent mehr Einfluss haben als mit dreifach größerer Wählerzustimmung. Gut möglich, dass Westerwelle nie auf solche Ratschläge hören konnte, weil ihm innerlich eine Art Resonanzboden fehlte, Stimmen anderer nicht nur als feindlich gesinnt zu hören. Sein Aufstieg zum Bundesaußenminister – mit dem Erfolg in diesem Job 2011, wenn man so will, bei den Vereinten Nationen dem Mandat zur militärischen Intervention in Li- byen die Gefolgschaft zu verweigern, deutsches Militär also den Kriegseinsatz zu versagen – war da längst einer, den ein Geouteter schaffte. 1999 ließ er sich noch ziemlich verhuscht vom Süddeutschen Magazin in einem weißen Anzug in einer Gondel in Venedig fotografieren. Die Botschaft: Ich bin auf den Spuren von Thomas Manns Gustav Aschenbach, aber sage nichts explizit … Westerwelle vergab damit die Chance, als erster Politiker nach dem Grünen Volker Beck die eigene Homosexualität zu entdramatisieren, indem er sich cool als schwul zu erkennen gibt. Aber mit Venedig, Gondel, verdruckstem Sprechen? Nein, das atmete hölzerne Distanz und leicht ölige Verkniffenheit. Jedenfalls viel weniger befreiend als zwei Jahre später beim Sozialdemokraten Klaus Wowereit das „Ich bin schwul, und das ist auch gut so“ oder noch etwas später auch bei Ole von Beust, dem Hamburger CDU-Bürgermeister, der seiner Partei beibrachte, dass Homosexualität keine Antipathien stiften muss. Westerwelle ist nie in den Kreis der Elder Statesmen aufgestiegen, Männer wie Joschka Fischer oder Gerhard Schröder empfanden den verwund- baren Liberalen als Schreihals, als viel zu dünn angerührt: Mag sein, dass in dieser Haltung auch die von heterosexuellen Testosteronbomben einem schwulen Mann gegenüber anklang. Immerhin: Es wurde unter Westerwelles Dirigat im Außenministerium durchgesetzt, diplomatische Vertretungen Deutschlands, etwa in Moskau oder in arabischen Ländern, Menschenrechts-NGOs zum Dialog anzubieten. In jener Zeit war die irrealistische Idee geboren worden, Entwicklungshilfe an den Einhalt der Menschenrechte zu knüpfen. Guido Westerwelle bezeichnete Michael Mronz, mit dem er seit 2010 in eingetragener Partnerschaft das Leben teilte, als seinen „Mann“, nicht als „Partner“ oder „Freund“. Das klang, wie vor wenigen Monaten noch in Talkshows, seltsam freundlich, liebevoll und zärtlich. 2014, ein gutes halbes Jahr nach dem Verlust des Ministerpostens und dem Hinauswurf der FDP aus dem Bundestag wegen deren neoliberal-rasender Politik, wurde bekannt, dass der hitzigste, charismatischste Neoliberale der jüngeren Zeitgeschichte an Leukäme erkrankt war. Er schrieb, nach erster Genesung noch ein Buch, „Zwischen zwei Leben“. Doch dieser Krebs war nicht zu besiegen. Guido Westerwelle ist gestern an den Folgen seiner Erkrankung gestorben. Auf der Homepage der WesterwelleFoundation steht zu lesen: „Wir haben gekämpft. Wir hatten das Ziel vor Augen. Wir sind dankbar für eine unglaublich tolle gemeinsame Zeit. Die Liebe bleibt. Guido Westerwelle und Michael Mronz, Köln, den 18. März 2016.“
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