Seite 57 / Nr. 67 LAND A LEIT Samstag/Sonntag, 19./20. März 2016 Der Lauf des Lebens RELAIS POUR LA VIE Heute und morgen in der „Coque“ Am Wochenende findet die 11. Ausgabe des „Relais pour la vie“ der „Fondation Cancer“ statt. Vereine, Schulen, Unternehmen und andere Mannschaften laufen in der Arena der hauptstädtischen Coque, um ihre Solidarität mit Krebskranken zu bezeugen und Krebsopfern zu gedenken. (Foto: Tageblatt-Archiv/François Aussems) „Denn jeder von uns könnte an ihrer Stelle sein“ FRAUENRECHTE Der Leidensweg weiblicher Flüchtlinge endet nicht (immer) in Europa Laura Tomassini Jedes Jahr wird weltweit ein Tag dem weiblichen Geschlecht gewidmet. Auch 2016 stand der 8. März wieder ganz im Zeichen der Frau. Das Informationsbüro des Europäischen Parlaments und der Nationale Frauenrat haben zu diesem Anlass eine Konferenz organisiert. LUXEMBURG „Heute leben wir in einer schönen Situation, denn wir mussten noch nie für unsere Rechte kämpfen. Wir dürfen jedoch nie den Weg unserer Mütter vergessen, und woher wir kommen.“ Mit diesen Worten leitete Familien- und Integrationsministerin Corinne Cahen die Konferenz „Femmes réfugiées – un chemin semé d’embûches et d’espoir“ am vergangenen Donnerstagabend ein. Thema im „Alen Tramsschapp“ in Luxemburg-Stadt war die aktuelle Mi- grationskrise – diesmal jedoch aus einem weiblichen Blickwinkel. Jeder von uns könne in die Situation eines Flüchtlings geraten, meinte Cahen, und besonders als Frau sei man sehr verwundbar. Ennas Al Sharifi ist selbst eine derer, die es bis nach Luxemburg geschafft haben. „In meiner Heimat gibt es keine Lösungen und keine Rechte“, berichtete die Journalistin aus dem Irak den zahlreich erschienenen Zuhörern. Gemeinsam mit ihrem Mann und 53 weiteren Flüchtlingen erreichte sie vergangenes Jahr in einem Plastikboot die griechische Küste. Selbst hat sie keine Form von sexueller Gewalt erlebt, nicht so viele andere. Die ägyptische Frauenrechtsaktivistin Kholoud Saber weiß von dem Schicksal, welches viele Mädchen und Frauen unterwegs und sogar noch in Europa erwartet. „Es gibt drei Arten sexueller Gewalt bei Flüchtlingen: Als ers- Chancengleichheit in der Escher Gemeinde S. 58 te die Übergriffe in Kriegsgebieten. Man geht von 1.500 Frauen aus, die allein 2014 in der Arabischen Region als Sexsklavinnen gehandelt wurden“, berichtete Kholoud. Sexuelle Übergriffe in Empfangslagern Als zweite nannte sie die sexuelle Gewalt in Transitionsländern und auf dem Weg der Flüchtlinge. Die dritte spielt sich an den Orten ab, an denen sich die Menschen eigentlich endlich in Sicherheit wägen sollen. „Berichte des UN-Sicherheitsrates zeigen, wie viel Gewalt und sexuelle Übergriffe es in Flüchtlingslagern durch Personal, Freiwillige und andere Migranten gibt“, so Kholoud. Ursachen hierfür seien u.a. die große Ungleichheit zwischen Geschlechtern, die in vielen arabischen Kulturkreisen auch heute Mit Schafsinn Schäferei Weber / S. 63 noch herrsche, sowie mangelnde Privatsphäre und Übersichtlichkeit in den Camps. „Es geht darum, einen Mittelweg zwischen dem Respekt vor der Kultur der Menschen und dem vor den hier in Europa geltenden Rechten eines jeden zu finden“, erklärte die gebürtige Ägypterin. Opfer eines sexuellen Übergriffes müssen neben Traumata aus ihrem Leben in der politisch instabilen Heimat auch noch die des hier Erlebten bewältigen. „Das Ausmaß dessen, was Frauen erdulden müssen, ist unbegreiflich“, bestätigte ebenfalls die Präsidentin des Nationalen Frauenrats, Janine Reuland. Neben Cahen, Al Sharifi, Saber und Reuland hatten sich am Donnerstagabend ebenfalls Europaabgeordnete Mady Delvaux, Soziologieprofessor Smaïn Laacher sowie Syrierin Zina Menhal im „Tramsschapp“ eingefunden, um über die sensible Thematik zu diskutieren. Bei einem waren sie sich alle einig: Besseren Schutz geflüchteter Frauen erreiche man nur durch einen viel offeneren Umgang mit dem Problem. Mehr Anlaufstellen für Berichte, spezifischere Information der Flüchtlinge über ihre individuellen Rechte, professionellere psychologische Betreuung. Und auch wenn es noch viel zu tun gibt, Kholoud Saber ist sicher: „Obwohl eine schnelle Veränderung unrealistisch ist, so macht doch jeder Versuch, den Frauen bei der Überwindung ihres Traumas zu helfen, einen Unterschied.“ Fotoausstellung „Displaced: Women Refugees and Asylum Seekers in the EU“ von Marie Dorigny zeigt den Weg weiblicher Flüchtlinge noch bis zum 1. Juni im Parlamentarium in Bildern. Notlösung für Blitzer auf der B7 S. 68 Persönlich erstellt für: asbl asti Tageblatt
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