16 FASTENSERIE – TEIL V 13.03.2016 - Sonntagsblatt Nr. 11 FASTENSERIE – TEIL V 13.03.2016 - Sonntagsblatt Nr. 11 17 ANREGUNGEN Wer fällt dir lästig? Warum? Versuche, dich in ihn hineinzufühlen. Wie mag es in ihm aussehen? Worunter leidet er? Warum ist er so, wie er ist? Versuche, ihn zu verstehen, dann kannst du auch zu ihm stehen. Eine Gemeinschaft kann auf Dauer nur bestehen, wenn die Einzelnen bereit sind, einander zu ertragen. Welche Menschen in deiner Umgebung sehnen sich danach, dass du sie mitträgst, sodass sie nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, dass du sie erträgst und auch ihre Last mitträgst, sodass das Leben für sie erträglicher wird? Lästiger Bruder, nervende Schwester Immer, wenn du über einen Menschen urteilst, dass er lästig ist, sage dir: Mir steht das Urteil über ihn nicht zu. Ich weiß nicht, wie es diesem Menschen geht. Und sprich den Segen über ihn: „Herr, segne ihn, segne sie.“ „Lästige geduldig ertragen“ ist das fünfte geistige Werk der Barmherzigkeit. Wer in Christus seinen Grund hat, kann auch den Schwachen und Lästigen tragen, ohne daran zu zerbrechen. Die Last des anderen kann man mittragen – aber nicht auf sich bürden. FOTOLIA/ROBERT KNESCHKE GEBET L Sich abgrenzen bürdet. Oft gebrauchen wir dieses Wort dieses Ertragen das Gesetz Christi: „Ei- gentlich: darunter bleiben, aber zugleich ner trage des anderen Last; so werdet ihr auch Ein anderer Weg gegenüber lästigen das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal 6,2). Angriff abwehren. Geduld ist also nicht im Sinn von unangenehm. Lästig ist mir Menschen besteht darin, sich abzugren- Eine Gemeinschaft kann auf Dauer nur etwas rein Passives. Sie hat durchaus jemand, der mir unangenehm ist, der mir zen. Vor allem bei Menschen, die keine bestehen, wenn die Einzelnen bereit sind, die Fähigkeit, etwas zu tragen, ohne ein- auf die Nerven geht mit seinem Verhalten. Grenzen akzeptieren, ist es wichtig, auf einander zu ertragen. Der heilige Bene- zuknicken. Aber sie ist auch der Wider- Das Werk der Barmherzigkeit bedeutet die eigene Grenze zu pochen und sie vor dikt hat das gewusst, wenn er am Ende stand gegen feindliche Kräfte. Man gibt nicht, dass ich rein passiv alles an mir ge- grenzenlosen schützen. seiner Regel den Mönchen einschärft: nicht auf, sondern man kämpft geduldig. schehen lasse und jeden Menschen, auch Zumindest brauche ich dann innere Dis- „Ihre körperlichen oder charakterlichen Man hält stand. Das geduldige Ertragen wenn er mir noch so lästig wird, ertrage. tanz zu diesen Menschen, damit ihre Last Schwächen sollen sie gegenseitig mit gro- der Lästigen kann heißen: „Gebt denen, Vielmehr muss ich unterscheiden, was mich nicht erdrückt. ßer Geduld ertragen“ (RB 72,5). Dieses Er- die euch belästigen, nicht so viel Macht. tragen der Schwächen des anderen ist für Bleibt standhaft. Zeigt Stehvermögen. Kassian, den Mönchsschriftsteller, dem Fallt nicht um! Bleibt bei euch. Lasst euch Benedikt in vielem folgt, immer ein Zei- nicht verbiegen. Der lästige Bruder, die Aber diese beiden Verhaltensweisen al- chen von Stärke: „Wer den anderen aus- nervende Schwester dürfen so sein, wie Manchmal entspricht es dem Geist Jesu, lein genügen nicht im Umgang mit läs- hält und erträgt, zeigt sich stark.“ sie sind. Aber lass dich von ihnen nicht dass ich den anderen zurechtweise, dass tigen Menschen. Es gibt im Zusammen- ich ihn darauf hin anspreche, dass er mir leben in einer Gemeinschaft, in einer lästig fällt und mich belästigt. Ich weise Firma, in der Familie immer auch etwas den anderen darauf hin, dass er mit sei- am anderen, was ich tragen muss. Ich Das fünfte Werk der Barmherzigkeit in der Gemeinschaft ihren Platz haben. nem Verhalten keine Freunde gewinnt, kann die Last des anderen weder durch verlangt von uns Geduld. Das deutsche Aber lass die Gemeinschaft nicht von sondern sich selbst das Leben schwer ein Gespräch aus der Welt schaffen, noch Wort Geduld kommt von „dulden“, das ihnen bestimmt werden. Das würde sie macht. Das Ansprechen ist immer mit indem ich mich von ihm abgrenze, noch wiederum vom lateinischen „tolerare“ nur erdrücken. Wenn du in Christus dei- der Hoffnung verbunden, dass der andere indem ich dagegen kämpfe. Der dritte (tragen) kommt. Geduld und Ertragen nen Grund, dein Fundament hast, dann sich wandeln kann und es so sich selbst Weg ist eben, den Menschen so, wie er ist, gehören also zusammen. Das griechische kannst du auch die Schwachen und Läs- und andern leichter macht. zu tragen und zu ertragen. Paulus nennt Wort für Geduld „hypomone“ bedeutet ei- tigen tragen, ohne daran zu zerbrechen.“ ästig ist jemand, der uns zur Last fällt, der uns belästigt, der uns eine Last auf- Menschen zu jetzt mehr dem Geist Jesu entspricht. Ertragen – ein Zeichen von Stärke Jemanden zurechtweisen Teil V Standfestigkeit beweisen, einen bestimmen. Steh zu ihnen. Aber trage Geduld mit Stehvermögen Barmherziger und guter Gott, du hast Geduld mit uns Menschen. Du trägst auch mich geduldig, gerade dort, wo ich mich selber nicht ertragen kann. Schenke mir die Geduld mit mir selbst und mit den Menschen, mit denen ich lebe. Und nimm du die Last von ihren Schultern, dass sie sich selbst besser tragen können. Schenke uns allen den Geist der Solidarität, damit wir gemeinsam die Lasten tragen, die das Leben uns aufbürdet. nicht ihre ganze Last. Denn die müssen sie selbst tragen. Trage sie mit, damit sie Amen. In der nächste Ausgabe: Denen, die uns beleidigen, gern verzeihen.
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