Leseprobe zum Titel: Handelsblatt (25.03.2015)

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Stand: 22h00
G 02531 NR. 59 / PREIS 2,60 €
MITTWOCH, 25. MÄRZ 2015
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
THEMEN DES TAGES
George Soros will in der
Ukraine investieren
Flug 4U 9525
Als Spekulant hat Soros einst das
britische Pfund aus dem Europäischen Währungssystem gedrängt
und damit die Stabilität der EU getestet. Heute sieht er die europäische Idee in höchster Gefahr – und
erklärt im Handelsblatt-Interview,
wie er gemeinsam mit der EU die
Ukraine mit Investitionen vor dem
Kollaps retten möchte. Seite 6
C. Schlautmann
Düsseldorf
Rüstung: Von der Leyen
prüft Schadensersatz
eit Dienstag, 10. 53 Uhr,
ist in der deutschen Luftfahrt nichts mehr wie
bisher. Der Germanwings-Flug 4U 9525 von
Barcelona nach Düsseldorf endete
in den südfranzösischen Alpen,
der Absturz des Airbus A320 forderte das Leben aller 144 Passagiere sowie der sechs Crewmitglieder.
Zu den Opfern zählen auch
16 Schüler und zwei Lehrerinnen
eines Gymnasiums im westfälischen Haltern. Sie sei „tief erschüttert“, ließ Kanzlerin Angela Merkel
(CDU) ausrichten. Außenminister
Frank-Walter Steinmeier (SPD)
übernahm die Leitung eines Krisenstabs.
Der Absturz bewegt Deutschland, die globale Flugindustrie
und die Lufthansa. Sie galt als sichere Airline – und erlebt nun den
schlimmsten Unfall einer deutschen Verkehrsmaschine seit Beginn der zivilen Luftfahrt. FürVorstandschef Carsten Spohr ist dies
die mit Abstand schlimmste
Nachricht in einer Reihe unangenehmer Entwicklungen.
Es war gerade die Gründung
und Förderung von Billiglinien
wie Germanwings und Eurowings, die intern größte Unruhe
brachte. Der aktuelle Tarifkampf
der Pilotengewerkschaft gilt
letztlich der Discount-Strategie
des Managers Spohr, der selbst
als Pilot ausgebildet ist. 13-mal
gab es in den vergangenen Monaten Arbeitsniederlegungen in
dem Konzern, der in wenigen Tagen seinen 60. Geburtstag feiern
wollte.
Topmanager Spohr hat ganz
auf seinen „Wings“-Plan gesetzt.
Die zu hohen Betriebskosten sollten runter. Piloten der Billigtochter Eurowings etwa unterstehen
nicht dem teuren Konzerntarifvertrag. Im Umbau sah Spohr das
richtige Mittel im Kampf gegen
Niedrigpreis-Firmen wie Ryanair
oder die Rivalen vom Persischen
Golf. 2014 hatte es gerade mal einen Mini-Gewinn von 55 Millio-
Bundesverteidigungsministerin
Ursula von der Leyen setzt ihren
harten Kurs gegenüber der Rüstungsindustrie fort: Wie aus einem
vertraulichen Bericht für den Bundestag hervorgeht, lässt sie die
„Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen“ wegen Verzögerungen und Mehrkosten beim
Schützenpanzer Puma prüfen. Verantwortlich für das Rüstungsprojekt sind Rheinmetall und KraussMaffei Wegmann. Seite 10
S
Tschechen greifen nach
Vattenfalls Braunkohle
Deutsche Lufthansa
Aktienkurs in Euro (Tagesverlauf)
14,0
13,57 €
13,5
13,0
9:00 Uhr
Handelsblatt
17:45
Quelle: Bloomberg
nen Euro gegeben, die Dividende
entfiel. Der Nimbus ist weg, der
Aktienkurs brach ein – nun ist die
Crash-Tragödie eines 24 Jahre alten Jets zu verkraften. Den letzten
vergleichbaren Absturz erlebte
die Lufthansa 1974. Damals starben kurz nach Start eines Jumbos
in Nairobi 59 Menschen.
Geschockt traten nach dem Unglück einige Germanwings-Piloten auch wegen der Ungewissheit
über die Unfallursache ihren
Dienst nicht an. Mehrere Flüge
mussten gestrichen werden. Andererseits kündigte die Pilotenge-
werkschaft Cockpit an, auf weitere Arbeitskämpfe bei Lufthansa
fürs Erste zu verzichten.
„Für Spohr wird es nach dem
Absturz schwer, die Billigstrategie zu verteidigen“, glaubt Gerald
Wissel, Chef der Hamburger Beratungsfirma Airborne Consulting. Der Pilot des verunglückten
Airbus soll zehn Jahre Flugerfahrung gehabt haben. Sollte sich
herausstellen, dass er einen Fehler gemacht hat, könnten die Wogen höherschlagen, als es Spohr
lieb sein kann.
„Jeder wird sich dann die Frage stellen, ob bei Germanwings
die Piloten noch dieselben strengen Prüfungen durchlaufen wie
bei der Lufthansa“, erwartet Wissel. Immerhin: Die verunglückte
„Germanwings“-Maschine war
nicht von Spohrs Politik betroffen, einen Teil der Flugzeugwartung an Fremdfirmen zu vergeben.
Zuletzt hatte der britische
Dienstleister Bostonair in
Hamburg die Wartung mehrerer
„Eurowings“-Maschinen übernommen, weil er billiger arbeitet
Der tschechische Energiekonzern
EPH will die Braunkohleaktivitäten
von Vattenfall in Deutschland
kaufen. „Wenn der Prozess startet,
werden wir ein Gebot abgeben“,
sagte Daniel Kretinsky, Vorstandschef und Großaktionär von EPH.
Doch zuvor fordert er klare Ansagen der deutschen Politik, was
sie mit der Braunkohle in Zukunft
vorhat. Seite 16
Anzeigetafel am
Düsseldorfer Airport: Der
Flug 4U 9525 kam nie an.
Kommunen fordern mehr
Geld von den Sparkassen
als Lufthansa Technik. Der Unglücks-Airbus sei amVortag noch
von der firmeneigenenWartungsgesellschaft überprüft worden,
versichert Germanwings-Chef
Thomas Winkelmann.
Bis zum Dienstagabend blieb
die Ursache des Absturzes im
Dunkeln, auch wenn der Flugschreiber mittlerweile geborgen
wurde. Ein Bombenattentat gilt
als unwahrscheinlich. Das hohe
Alter der Maschine wiederum
hielten Experten für unbedenklich. Außerdem gilt die A320, die
rund ein Viertel der LufthansaFlotte stellt, als erprobt.
Sicher ist nur, dass die Katastrophe Deutschlands größte
Airline schwer schädigt. Vorstandschef Spohr: „Ein schwarzer Tag für die Lufthansa.“
Rund 240 Millionen Euro haben die
Sparkassen im vergangenen Jahr
nach Recherchen des Handelsblatts ausgeschüttet. Und immer
mehr Städte und Gemeinden drängen sie zu noch höheren Dividenden. Düsseldorfs Oberbürgermeister etwa fordert 26 Millionen Euro
von der Stadtsparkasse. Doch viele
Institute stellen sich nun quer. Sie
wollen Substanz für absehbare
Durststrecken aufbauen. Seite 28
Gericht lässt Klage
gegen Großmann zu
Der Absturz der A320
Seiten 4, 5
Leitartikel Seite 14
ap
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Beim Absturz der Germanwings-Maschine kamen alle 150 Menschen
an Bord ums Leben. Die Katastrophe trifft die Konzernmutter
Lufthansa in der schwersten Phase ihrer Geschichte.
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Schock für Jürgen Großmann: Das
Landgericht Essen lässt die Klage
von Leonid Lebedew gegen den
Ex-RWE-Chef zu. Der Oligarch
verlangt 900 Millionen Euro Schadensersatz für die geplatzte Übernahme eines russischen Stromproduzenten. Eine parallel eingereichte Klage gegen RWE dagegen hat
das Gericht abgewiesen. Seite 46