(PDF, 189KB)

FORUM
DEUTSCH-NIEDERLÄNDISCHER INTEGRATION
Der niederländische Reeder, Unternehmer und Kaufmann Benjamin Raule (1634–
1707) baute für den Großen Kurfürsten ab
1675 erfolgreich die Kurbrandenburgische
Flotte auf. Schon diese erste Marine eines
deutschen Staates wäre ohne niederländische Hilfe nicht so schnell auf die Hohe See
gekommen. Die Absicht des InspM, die Zusammenarbeit mit der Königlich Niederländischen Marine (KNLM) zu vertiefen,
erscheint angesichts solcher historischen Erfahrung ausgesprochen zweckmäßig.
Weil die Amphibische Gruppe 1992 außer Dienst gestellt wurde, verfügt die Deutsche Marine heute nicht mehr über verlässliche amphibische Expertise. Deshalb stellt
der geplante Bau von zwei „Joint Support
Ships“ (JSS) ein erhebliches Wagnis dar,
das man sich wegen der damit verbundenen Kosten kaum leisten wird. (Siehe dazu auch meinen Beitrag über Ship to Shore
Movement in MF 9-2014).
Andererseits ist die Konzeptionelle
Grundvorstellung (KGv) „Basis See“ sehr
vernünftig und zukunftsweisend. Deshalb wäre es völlig verkehrt, wenn man
mit ihrer Umsetzung bis zu einer evt. Indienststellung deutscher JSS zuwartete. Der
InspM kann das umgehen, indem er mit der
KNLM eine gemeinsame Nutzung des neuen niederländischen JSS KAREL DOORMAN (A833) vereinbart.
Dabei sollte es jedoch nicht bleiben. Das
Heer macht uns z.Zt. vor, was an deutschniederländischer Integration möglich ist.
Warum unterstellen wir unser Seebataillon
also nicht dem „Korps Mariniers“ in Doorn?
Von den Mariniers könnten unsere Seesoldaten alles lernen, was man als Marineinfanterist von der Arktis bis zu den Tropen
beherrschen muss. Und wenn die KNLM
holländische Boardingtrupps auf deutschen
Einheiten einschiffen kann, dann sollte das
umgekehrt genauso möglich sein!
Im Gegenzuge könnten die vier alten
holländischen U-Boote mit ihren Besatzungen in das 1. Ubootgeschwader integriert werden. Diese U-Boote müssen sowieso demnächst ersetzt werden. Wenn
das durch Neubauten geschähe, die mit
der deutschen Klasse U212A kompatibel sind, dann wären auch hier bei der
Ausbildung und der Logistik erhebliche
Synergien möglich. Ein gemeinsames
deutsch-(belgisch)-niederländisches Flottenkommando wäre die logische Folge der
hier vorgeschlagenen Veränderungen.
G. Schmidt-Goertz, 24392 Süderbrarup
IMMER WIEDER ÜBERRASCHT
In der MF 3-2015, auf der Seite 47, „Historischer Besuch aus Fern-Ost“, ist auf dem
kleinen Foto nicht der Versorger CHAO
HU-890, sondern das Docklandungsschiff CHANGBEI SHAN-989 abgebildet.
Ich bin immer wieder überrascht, wie viele grobe, also einfach zu erkennende und zu
vermeidende Falschangaben in ansonsten hervorragenden und von mir gern gekauften maritimen Zeitschriften und Büchern zu finden
sind. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich Falsches nicht gezielt suche, aber
manche Falschangaben springen mir förmlich
ins Gesicht.
Klaus Sagwitz (per Mail)
DAS GANZE ... IST
FRUSTRIEREND
Der Kommentar des Maritimen Koordinators, MdB Uwe Beckmeyer, im Heft
3/2015 ist nach meinem Empfinden recht
substanzlos. Er enthält zwar so ziemlich alle relevanten und vom Auditorium erwarteten Themenfelder, aber Beckmeyer vermeidet klare Aussagen. Konkrete Absichten
für die maritime Zukunft Deutschlands
oder Europas sind für mich nicht wirklich
erkennbar.
Besonders ärgerlich in einer Zeitschrift,
die etwas mit der militärischen Marine
und damit mit dem Themenfeld Sicherheit
zu tun hat, ist seine knappe und unzutreffende Aussage zur maritimen Sicherheit.
Kurze Zusammenfassung: Die Marine
schützt ja die Seewege, alles in Ordnung.
So lese ich das zumindest.
Nein, Herr Beckmeyer, tut sie nicht.
Weil die Bundesregierung sie nicht wirklich lässt. An dem tatsächlichen Zustand
der deutschen maritimen Sicherheit seit
dem MV LEHMANN TIMBER-Desaster
2008 (die Bundesregierung damals: „Die
Bundespolizei See hat die Befugnisse, aber
nicht die Mittel. Die Marine hat die Mittel, aber nicht die Befugnisse.“) hat sich
nämlich in Wirklichkeit nichts geändert,
weder rechtlich noch organisatorisch.
Deutschland verfügt immer noch nicht
über eine Hochseepolizei oder Coast Guard, sei sie nun zivil oder militärisch organisiert, welche die Aufgabenstellungen,
Befugnisse und die wirklich geeigneten
Mittel zur Strafverfolgung und Gefahrenabwehr in einer Organisation vereint. Das
scheint angesichts der gesamten Entwicklung, auch im parlamentarischen Raum
seit damals, gar nicht erwünscht zu sein.
(Nur nebenbei: Man hat der Bundespolizei See noch nicht einmal per Rechtsverordnung erlaubt, gegebenenfalls ihre
– angeblich immer noch gut eingelagerten
und gepflegten – Schiffsgeschütze wieder zu montieren, falls mal eine Lage auftritt, die ein normales Gewehr nicht lösen
kann.) Herr Beckmeyer, mit so einer Konstruktion kann man seine Seewege nicht
schützen, nicht im Normalfall und erst
gar nicht im Einsatzfall!
Das ganze Themenfeld ist frustrierend:
Für die Bundespolizei, für die Marine
und für die deutsche Schifffahrt, und
es besteht dringender Handlungsbedarf.
Die nächste Lage wartet schon irgendwo
auf Bundespolizei und Marine.
Peter Hinz, Bad Vilbel
BÜCHER
Franz K. Stanzel: Verlust einer Jugend,
Rückschau eines Neunzigjährigen auf
Krieg und Gefangenschaft, Verlag Königshausen und Neumann, Würzburg 2013. 262
S. 19.80 Euro. ISBN 978-3-8260-5234-7.
Im Zentrum dieser „Rückschau eines
Neunzigjährigen auf Krieg und Gefangenschaft“ steht die letzte Fahrt von U 331 im
November 1942 im Mittelmeer mit Angriff
und Versenkung durch britische Flugzeuge. Der Autor ist emeritierter Literaturpro-
54
fessor der Universität
Graz, Jahrgang 1923,
und einer der letzten
der 16 Überlebenden
von U 331 und damals
WO an Bord des Bootes
unter dem Kommando
von KptLt v. Tiesenhausen. Hier wird das
Ende von U 331, der
überraschende Flieger-
angriff, das Schwenken eines Handtuches (einschließlich der Reaktion von
Dönitz darauf) und die anschließende Versenkung des manövrierunfähigen Bootes durch Torpedotreffer aus
unmittelbarer persönlicher Wahrnehmung geschildert: Geschichte aus
erster Hand. Anschließend der Bericht über die Kriegsgefangenschaft,
gefolgt von einem Anhang mit Auszügen aus Verhörprotokollen im ZuMarineForum 4-2015
BÜCHER
sammenhang der Versenkung von U 331
und mit zum Teil bereits veröffentlichten
Texten des Autors im Umfeld dieses Ereignisses, namentlich zur literarischen Spiegelung und Verarbeitung des Seekrieges
wie in Buchheims „Das Boot“ und ein Vergleich der beiden LACONIA-Verfilmungen in BBC und ARD. Der Verfasser hat
hier nicht nur ein Buch zum U-Boot-Krieg,
sondern, wie auch der Titel ausweist, eine (militärische) Lebensbilanz vorgelegt.
Und dies nicht nur aus der Warte persönlicher Betroffenheit, sondern, gleichsam
auf der Suche nach der historischen Objektivität des eigenen Erinnerns, auch unter
Beiziehung weiterer Quellen wie dem KTB
der Flottille und britischen Dokumenten
sowie auch der Anwendung eines sprachwissenschaftlichen Instrumentariums. So
wird namentlich der „LACONIA-Befehl“
vom Verfasser, und hierbei seiner Profession als Sprachwissenschaftler folgend, einer linguistischen Analyse mit dem Befund
von „Ambiguität“, unbewusster oder absichtsvoller Doppeldeutigkeit, unterzogen.
Neben einer sparsamen, aber eindrucksvollen fotografischen Bebilderung des Textes mit Originalaufnahmen des Angriffs
auf U 331 entsteht im Buch aufgrund
der Vielzahl von Perspektiven, Ref lexionen und Dokumenten ein zwar
nicht immer übersichtliches, gleichwohl
beeindruckendes Kaleidoskop des Erinnerns, (Ge-)Denkens und Darstellens –
oder mit dem ersten Satz des Buches selbst:
„Das ist kein U-Boot-Buch wie es schon
viele gibt.“
Frank Ganseuer
Peter Lemke/Stefanie von Neuhoff: Der gefrorene Ozean – Mit FS POLARSTERN auf
Winterexpedition in die Antarktis, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2014, 240
Seiten, 4 S/W und 282 Farbabb., 29,95 Euro,
ISBN 978-3-7822-1210-6
Einhundert Jahre
nach Shackletons
verunglückter, unglaubliche 635 Tage dauernden Südpolarexpedition
(mit einigermaßen glücklichem
Ausgang) ist der
wohl leistungsfähigste Forschungseisbrecher der Welt, die POLARSTERN
des Alfred Wegener Instituts Bremerhaven, im Südwinter 2013 im Südpolarmeer
unterwegs. „Nur“ für 65 Tage, und welch
ein Gegensatz, aber das Interesse an dieser unwirtlichen Region ist ungebrochen.
Die Polarregionen sind die „Wetterküchen
des Erdklimas“, ihr Einfluss auf das globaMarineForum 4-2015
le Wettergeschehen und den Klimawandel stehen im Fokus weltweiter Polarforschung. Davon, von der Einzigartigkeit der
Landschaft, aber auch vom Forscheralltag, der Bordroutine unter Extrembedingungen in stürmischer Dunkelheit sowie
von den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Einsatzes berichtet dieses Buch, das
in Zusammenarbeit von wissenschaftlichem Fahrtleiter (Lemcke) und begleitender Journalistin entstand. An den ersten Hauptteil, der den Reiseverlauf aus
menschlicher, wissenschaftlicher und organisatorisch-technischer Sicht schildert,
schließen sich – überschrieben mit: „Polarmeere – Wissen kompakt“ allgemein
verständliche Ausführungen über Erdklima, Polarmeere und zukünftige Klimaentwicklungen an. Viele wunderschöne, z.T.
ganzseitige Bilder unterstreichen sehr eindrucksvoll die Faszination einer abgeschiedenen, für uns Menschen unwirtlichen
Welt. Für einen Marineoffizier dürften sicher etliche Aspekte dieses mehrmonatigen Einsatzes unter Extrembedingungen
wie Menschenführung/Motivation oder
die zwingend notwendige hohe materielle
Einsatzbereitschaft (z.B. 2 Hubschrauber
flugbereit) von besonderem Interesse sein.
Dieter Koppenhagen
Genath, B., Peter Ostra – Metall- und Maschinenbauer. Biografie und Portrait eines niederrheinischen Mittelständlers.
Verlag Ostra Metallbau GmbH. Dinslaken
2013. ISBN 978-3-88382-096-5 (nur beim
Verlag bestellbar)
Zum 50-jährigen Bestehen des mittelständischen Unternehmens Ostra Metallbau
GmbH in Dinslaken hat der Journalist
Bernd Genath eine Biografie des Firmengründers Peter Ostra vorgelegt. Diese
„Chronik“ (Genath) ist hingegen durchaus mehr als eine Huldigungsschrift – was
das Buch naturgemäß auch ist. Vor allem
aber ist es mit der ausführlichen, anhand
von Fotos, Konstruktionszeichnungen und
Patentschriften reich bebilderten und mit
Ausflügen in die Hydrodynamik und die
Kunst des Edelstahlschweißens garnierten
Dokumentation der „Schneekluth-Düse“,
die nicht nur das Zentrum der Ostraschen
Produktpalette, sondern auch des Buches
bildet, ein exemplarisches Abbild der Leistungs- und Innovationskraft deutscher
schiffbaulicher Zulieferindustrie. Ostra beginnt den Düsenbau mit dem Schweißen
von Kortdüsen für die Krupp Ruhrorter
Schiffswerft. Dann der unternehmerische
Coup, der Kontakt auf der Hannovermesse 1980 mit Professor Herbert Schneekluth,
dem Erfinder einer Strömungsleitfläche
und Weiterentwicklung der Kortdüse, ei-
nem Treibstoff sparenden und vibrationsmindernden Ring um die Schraube von
Seeschiffen. Schneekluth sucht noch ein
Verkaufskonzept, und, da Großwerften
abgewunken hatten, geht der Auftrag an
Ostra, der die Düse schließlich weltweit
auf den Markt bringt. Neben der Fertigung von Munitions- und Splitterschutzbunkern tüftelt der Unternehmer auch an
Entwicklungen für Gleitboote, die allerdings das Stadium des Prototyps nicht verlassen. Derart wird das biografische Porträt
eines Protagonisten der Nachkriegs-Gründergeneration und die Entwicklung seiner
Firma seit den 60er Jahren nicht nur zu einer Chronik maritimer Industriegeschichte tief im Binnenland, sondern auch mit
zahlreichen Fotos aus der Produktion, von
Schlepp- und Widerstandsversuchen und
spektakulären Abbildungen, wie der bisher größten ausgelieferten SchneekluthDüse mit einem Durchmesser von knapp
5 m, zu einem bemerkenswerten Einblick
in die Teilhabe der deutschen Industrie am
weltweiten maritimen Technologiemarkt.
Damit aber verlässt dieses Buch, und das
macht es auch hier berichtenswert, endgültig den Rahmen einer Festschrift und
wird zu einem veritablen Dokument moderner deutscher Technik- und Schiffbaugeschichte.
Frank Ganseuer
Hans Frhr. von Stackelberg: Im Kielwasser
der Gorch Fock. Ein Kommandant erinnert sich, Oceanum Verlag Wiefelstede
2014, 29,90 Euro, ISBN 978-3-86927-011-1
Die Autobiografie
von Hans Freiherr
von Stackelberg über
seine Fahrenszeit an
Bord des deutschen
Segelschulschif fs
GORCH FOCK erschien 2014 als Neuausgabe. Den Kern
dieses Buches bilden
die Erinnerungen
des Verfassers, die
bereits im Jahr 2000 in der dritten Auflage erschienen waren.
Hans Freiherr von Stackelberg beschreibt
darin seine Beziehung zur GORCH FOCK
von den späten 1950er Jahren an bis zum
Ende seiner Kommandantenzeit 1978. Geschickt verknüpft er die Geschichte des bekannten Segelschiffs mit eigenen Erlebnissen. Die außergewöhnliche Geschichte des
Bordhundes Whiskey sowie die Idee zur
Komposition des Gorch Fock-Liedes dürfen
dabei nicht fehlen. Neben solchen Anekdoten erfährt der Leser viel Wissenswertes
über die Funktionsweise eines Großseglers
und die Abläufe an Bord.
55
BÜCHER
Zahlreiche Reiseberichte bieten Einblicke
in die exotischen Ziele der Bark und die
repräsentative Rolle, die das Schiff neben
seiner Ausbildungsaufgabe immer innehat.
Sie vermitteln Eindrücke aus der Zeit des
Kalten Krieges und der Einigung Europas,
in der das zwanglose Zusammenkommen
von Besatzungen unterschiedlicher Nationen noch nicht gang und gäbe war.
Dabei bleiben die Erzählungen auf die Sicht
des Offiziers und späteren Kommandanten
beschränkt, Einblicke in den Alltag von
Mannschaften und Unteroffizieren erfolgen lediglich aus der Beobachterperspektive. Insgesamt wirken die Schilderungen
aus heutiger Sicht manchmal befremdlich,
wenn etwa der tödliche Sturz eines Soldaten aus der Takelage in einem halben Absatz erwähnt wird, in der Folge aber der
detaillierten Schilderung eines Sportfestes
drei Seiten gewidmet werden.
Hier jedoch liegt die Stärke der Neuausgabe. In einem Anhang arbeitet der Herausgeber Erik Hoops die Todesfälle von Offiziersanwärterinnen an Bord der GORCH
FOCK aus den Jahren 2008 und 2010 auf. Er
benennt darin die erkannten Defizite von
Organisation und Ausbildung an Bord des
Segelschulschiffes und die daraus gezogenen Konsequenzen. Abgerundet wird die
Neuausgabe durch eine aktuelle Liste der
Kommandanten und einige Farbfotografien, die die Schwarz-Weiß-Aufnahmen des
Hauptteils ergänzen.
Felix Kloke
Ingo Thiel: 10 Jahre QUEEN MARY 2 in
Hamburg – Eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen, Köhler Verlagsgesellschaft mbH,
Hamburg 2014, 128 Seiten, 82 Farbabb., €
10,00, ISBN 978-3-7822-1207-6
Welch ein Hype: In schöner Regelmäßigkeit läuft der Luxusliner QUEEN MARY 2
seit über 10 Jahren Hamburg an und die
Schaulustigen drängeln sich zu Tausenden an den Landungsbrücken! Zum Jubiläum im vergangenen Juli waren es sogar Hunderttausende Begeisterte, die das
Elbufer säumten, der Verkehr brach zusammen. Die vorliegende, als Broschur
mit weichem Einband versehene Jubiläumsschrift möchte als „Hommage an die
56
Liebesbeziehung zwischen Hamburg und
seiner inoffiziellen Königin“ verstanden
werden. So jedenfalls mit den Worten des
Autors, der seiner persönlichen Begeisterung für das exquisite Kreuzfahrtschiff
auch schon mit den Bildbänden „Die neuen
Cunard Schiffe“ (MF 4-2013) und „QUEEN
MARY 2“ Ausdruck verliehen hat.
In ganz ähnlicher, schon fast „edler“ Anmutung werden das schöne Schiff und seine Auftritte in der Hansestadt hier vorgestellt, zahlreiche großformatige Bilder
lassen erahnen, was die Begeisterung der
mitunter als zurückhaltend eingeschätzten Hanseaten schon so lange befeuert.
Erahnen lässt sich auch die im Hintergrund ablaufende perfekte Bordorganisation für den reibungslosen
Betrieb der 1.310 Kabinen, der 10 Restaurants und der für täglich 16.000
Mahlzeiten verantwortlichen Küchen.
Last but not least stellen sich die Kapitäne,
bzw. Commodores (der Cunard Line) im
Kapitel „Captain´s Corner“ vor. Very british – Seebären, die auch als Herren beeindrucken und „natürlich“ von der Zuwendung der Hamburger sehr angetan sind.
Als Mitbringsel aus der Hafenstadt, als kleines Geschenk für Besucher im Norden oder
zum Träumen von der nächsten (oder allerersten) Kreuzfahrt: Bestens geeignet!
Dieter Koppenhagen
Block, K.-D./Zimmermann, L.: Rostock &
Warnemünde. Maritime Metropole des
Nordens. Hinstorff Verlag, Rostock 2014.
112 S. 149 Fotos. 2 Karten. 16.99 Euro. ISBN
978-3-3560-1865-3
Der Fotograf Lutz Zimmermann und
der ehemalige Stellvertretende Leiter des
Hanse-Sail-Büros, Klaus-Dieter Block, legen einen in jeder Form bunten Bildband
zur maritimen Metropole Rostock/Warnemünde vor, fotografische Schlaglichter
auf eine Stadt am Meer, auf ihre lange Seefahrtstradition und auf ihre alljährlichen
maritimen Großereignisse, der HanseSail und der Warnemünder Woche – und
dies, dem internationalen Charakter dieser Events entsprechend, mit Untertiteln
und jeweiligen kurzen Einführungen in
die einzelnen Themenbereiche des Bandes in vier Sprachen – in Deutsch, Englisch, Spanisch und – zweifellos ein Clou
– in Chinesisch. „Alles was schwimmt“, so
das Buch, steht im Fokus der Kamera, 500
Jahre Schifffahrtsgeschichte ziehen vorbei, von der Koggen-Replik über Clipper,
Briggs und Dampfschiffe des 19. und 20.
Jahrhunderts bis hin zu modernen Kreuzfahrtschiffen und den „Grauen Schiffen“
der Marine. Ergänzt wird dies durch fotografische Blicke auf Werften und in Museen – Panorama eines maritimen Eldorados
und von Impressionen einer Stadt, die, namentlich in der Sailatmosphäre des Sommers, auch zu einem maritimen Podium
und einer internationalen Begegnungsstätte für Politik, Wirtschaft und Kultur wird.
Lutz Zimmermanns Kamera präsentiert
derart das illustre Abbild einer maritimen
Landschaft, der dort lebenden Menschen
und ihrer Gäste und Besucher, dies alles
gruppiert – bei offenbar stets herrlichem
norddeutschen „Kaiserwetter“ – um die
Sail, die in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag feiert. So ist das Buch auch bilderschwere Vorausschau auf diese Jubiläums-Sail,
und natürlich ist der Fotoband auch ein
Werbe-Buch: für die Hanse-Sail, für die
Stadt und deren maritime Grundpfeiler
Technik, Handel und Touristik, aber auch
für die Marine, die mit dem Schnellboot
GEPARD und der GORCH FOCK ins Bild
fährt. Von Geschichte und Wirtschaft der
maritimen Metropole erfahren wir hingegen nicht viel, dafür um so mehr vom Flair
einer Stadt an der Küste, ihrer jahrhundertealten maritimen Prägung und Tradition und ihrem, gleichsam durch das Meer
hervorgebrachten, internationalen Bezug
– und das ist in einem vermeintlich kontinentalen Land doch auch etwas: fotografische Momentaufnahme eines imposanten
maritimen Ambientes und Werbung für
die See.
Frank Ganseuer
Alexander Emmerich, Philipp Gassert: Amerikas Kriege; 263 S., Theiss Verlag GmbH,
Darmstadt 2014, 24,95 €, ISBN: 978-3-80622675-1
Die Vereinigten Staaten von Amerika verfügen nicht nur über
die älteste demokratische, freiheitliche,
rechtsstaatliche Verfassung der Welt, sie
sind ganz offensichtlich eine sehr wehrhafte, um nicht zu
sagen streitbare Demokratie. Obwohl die vielen Kriege mit
Indianern, Engländern, Mexikanern, SpaMarineForum 4-2015
M arine F orum
niern, die beiden Weltkriege und die Stellvertreterkriege während und nach dem
Kalten Krieg an Land entschieden wurden, waren die meisten Kriege Seekriege.
Leider gehen die Autoren zu wenig auf die
geo-strategische und seestrategische Position der USA ein und vernachlässigen manche wirtschaftlichen und technologischen
Grundvoraussetzungen für die amerikanische Kriegsführung. So entwickeln sie wenig Gespür für die Seemacht USA. Es gab
es nur wenige wirkliche Friedensperioden
und eine Kernfrage lautet: Wie passen Demokratie und Krieg zusammen? Präsident
Wilson warb 1917 für den Kriegseintritt
der USA mit dem Schlagwort „To make the
world safe for democracy.“ Auch danach
begründeten die USA ihre Kriegsführung
gegen das Böse in der Welt mit der Verteidigung der Freiheit und für die bedrohte Wertegemeinschaft der Demokratien.
Die Geschichte der Kriege der USA bietet
für diese wichtige Gegenwartsfrage ebenso zahlreiche Aufschlüsse wie die permanente inneramerikanische Kritik an dieser
Kriegsführung. Die Autoren geben einen
flüssig geschriebenen, leicht lesbaren und
durchaus kritischen Überblick über die
Kriege der USA. Sie beschreiben Gemeinsamkeiten und Muster in der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik, die
auch vor der NATO-Gründung meistens
eine Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten war. Sie erläutern manche
historischen Parallelen der Kriegsgründe
und die Rechtfertigungen und politische
Rhetorik der amerikanischen Politiker. Die
Autoren haben ein wichtiges Thema aufgegriffen. Die Diskussion darüber, ob und
wie Demokratie und Krieg zusammenpassen, sollte auch in Deutschland intensiv geführt werden.
Sigurd Hess
Helmut W. Malnig, … mit Kurs Nord! Die
Arktis-Expeditionen der k.u.k. Kriegsmarine von 1871-1892 und ihr Ausklang. Neuer
Wissenschaftlicher Verlag. Wien Graz 2012.
116 S. 34.80 Euro. ISBN 978-3-7083-0815-9.
In der Reihe „Österreichische Schifffahrt
in alten Ansichten“ ist als deren „Album
9“ein Buch von Helmut W. Malnig erschienen, das mit zahlreichen Abbildungen, historischen Ansichten, Fotos, Skizzen und
Karten, meteorologischen Tabellen, Typenblättern der beteiligten Schiffe und Kurzbiografien der Hauptakteure, in Sonderheit
dem Alpinisten und Offizier der Kaiserschützen, Julius von Payer und den Seeoffizieren Carl Weyprecht und Emil von Wohlgemuth, die Arktis-Expeditionen 1871-1892
der k.u.k. Kriegsmarine wieder aufleben
lässt. Im Anschluss an zwei Aufklärungsfahrten 1871 und 1872 war es 1872-74 zur
großen Österreichisch-Ungarischen Nordpol-Expedition unter dem Kommando von
Weyprecht mit der Dreimast-Bark ADMIRAL TEGETTHOFF gekommen, während
der zwar das Schiff im Eis aufgegeben werden musste, hingegen mit der Entdeckung
und Benennung des Archipels „Franz-Joseph-Land“, die, so das Buch, „letzte noch
unbekannte Landmasse der Erde“ kartografiert werden konnte. 1882/83 dann die
Expedition zur Insel Jan Mayen mit SMS
POLA, dem Aufbau einer Wohn- und Forschungsstation und der „ersten gelungenen Überwinterung auf Jan Mayen“. Das
Buch endet mit Berichten über verschiedene Nachfolge-Expeditionen, einer fotografischen Dokumentation über Funde und
Ausrüstungsteile und der Spurensuche des
Autors im Jahre 2007 zu den noch erhaltenen Fundamenten des Stationsgebäudes
auf Jan Mayen. Es waren, so Malnig, auch
„Prestigegründe als anerkannte Seemacht,
insbesondere gegenüber dem Deutschen
Reich“, die diese Polarexpeditionen befeuerten. Gleichwohl wurden darüber hinaus
ertragreiche wissenschaftliche Ergebnisse
erzielt: meteorologische Dokumentation,
Gewinnung mineralogischer und biologischer Proben, Entdeckung und Kartografierung von „Terra incognita“ – insgesamt
eine „Vermessung der arktischen Welt“, die
noch bis 1958 gültig war. So ist das Buch
getragen von wissenschaftlichem Ertrag
wie dem Pioniergeist dieser Entdeckerfahrten, die mit Gründung der Internationalen
Polarkonferenzen 1879 auch wesentlicher
Anstoß für die wissenschaftliche Polarforschung waren. Damit setzt das Buch nicht
nur den Männern der Expeditionen ein
Denkmal, sondern zugleich auch einer Marine, die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine der größten der Welt gewesen war.
Frank Ganseuer
ZU GUTER LETZT
AUCH ZUM ZÖGERN MUSS MAN
SICH ENTSCHLIESSEN
MarineForum 4-2015
90. Jahrgang · 2015
Herausgeber:
Deutsches Maritimes Institut e.V. (DMI)
www.marineforum.info
Redaktion
Chefredakteur (ViSdP): Jürgen E. Kratzmann (JEK)
Stv. Chefredakteur und Chef v. Dienst:
Holger Hoffmann (hfm)
+49 (0)172 650 7667
Internetredakteur
zgl. Webmaster: Klaus Mommsen (K.M.)
Ulrich-von-Hassell-Straße 2, 53123 Bonn
Tel.: +49 (0)2 28 9 19 15-21, Fax: +49 (0)2 28 9 19 15-22
E-Mail: [email protected]
Redakteure
Deutsche Marine: OStBtsm Hagen Liedtke (HL)
Marinen aus aller Welt: Klaus Mommsen (K.M.)
Schifffahrt, Schiffbau, Technologie:
Hans Jürgen Witthöft (HJW)
Buchbesprechungen und Geschichte:
Dr. Heinrich Walle (HeiWa)
See- und Völkerrecht: Dr. Michael Stehr (M.S.)
Ständige Mitarbeiter
Sidney E. Dean, Michael Nitz, Andreas Uhl,
Andreas Knudsen
Verlag
Mittler Report Verlag GmbH
Baunscheidtstraße 11
53113 Bonn
Tel. +49 (0) 228 3500 870 – Fax: -871
Gerichtsstand und Erfüllungsort Bonn
Abonnementbestellung
Tel.: +49 (0) 228 3500 880 - Fax: -871
Probeabonnement
[email protected]
Layout und Produktion
davis creativ media GmbH
Tel.: +49 (0)228 367580
Abonnentenbetreuung
MOV-Mitglieder:
Geschäftsstelle MOV
Ulrich-von-Hassell-Straße 2 · 53123 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 9191 50
Nichtmitglieder MOV
PressUp GmbH
Wandsbeker Allee 1 · 22041 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 41448-471, Fax: -499
Marketing/Anzeigen
Jürgen Hensel
Tel.: +49 (0) 228 3500 876 – Fax: -871
[email protected]
Anzeigenvertretung
Dipl.-Betrw. Uwe Nemeyer
optiproject GmbH
Tel.: 02226-909637
[email protected]
Anzeigenrepräsentanz USA/Kanada
Black Rock Media, Inc.
Ms. Diane Obright
810 Val Sereno Drive, Olivenhain, CA 92024, USA
Tel. +1 858-759-3557, [email protected]
Die Zeitschrift MarineForum erscheint zehnmal jährlich jeweils
zum Monatsanfang. Der Preis beträgt je Heft € 7,25 zuzügl. Versandkosten, der Abonne­mentspreis € 64,00 pro Jahr inklusive
Versand­kosten (nicht per Luftpost sowie ins Ausland). Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens sechs Wochen vor Ablauf des Bezugszeitraums schriftlich
abbestellt worden ist. Preisände­rungen vorbehalten. Gerichtsstand
und Erfüllungsort ist Bonn.
Die mit Namen oder Initialen des Verfassers gekennzeichneten
Artikel decken sich nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion. Dies gilt insbesondere auch für die Leserbriefe.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine ­Gewähr übernommen. Durch Annahme eines Manuskripts
erwirkt der Verlag auch das Recht zur teilweisen Veröffentlichung und ggf. zu sinnwahren­der Kürzung. Alle Rechte des
Nachdrucks bleiben vorbehalten.
Das MarineForum ist unabhängig und überparteilich. Es
ist auch Publikation der Marine-Offiziers-Vereinigung. Das
MarineForum behandelt maritime Themen aus Politik und
Wirtschaft mit den Schwerpunkten Außen- und Sicherheitspolitik, Rüstungswirt­schaft sowie Seeverkehr.
Die Berichterstattung bezieht sich auf maritime Geschehnisse
in aller Welt. Schwerpunkte sind Schifffahrt und Schiffbau
in Deutschland sowie die Deutsche Marine, histo­rische Beiträge und Besprechungen zu fachbezogenen Büchern und
Zeitschriften.
ISSN (Allgemeinausgabe) 0172 – 8547
ISSN (Mitgliederausgabe) 0172 – 8539
57