Gründersim - Planspiel und Unternehmergespräch in Halle Ein packendes Finale und zwei spannende Gesprächsrunden Einen Tag lang „Unternehmer spielen“, in einem Planspiel im Team das eigene Unternehmen durch die Höhen und Tiefen der simulierten Konjunktur führen und tags darauf „echte“ Unternehmer kennenlernen. So funktioniert „Gründersim“, ein Angebot des SteinbeisInnovationszentrum Unternehmensentwicklung an der Hochschule Pforzheim. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) wird das diesjährige PilotProjekt zunächst nur in den neuen Bundesländern durchgeführt. Anfang April 2015 fand „Gründersim“ bereits zum siebten Mal statt – diesmal in der Kooperativen Gesamtschule „Wilhelm von Humboldt“ in Halle. 1. Tag: Das Planspiel. Insgesamt 21 Schülerinnen und Schüler konnten Frau Adam, Herr Völkening und Frau Jung, die verantwortlichen Lehrer am Gymnasium, für das Projekt begeistern. Nach dem überaus freundlichen Empfang begleitete Herr Völkening das Projekt den ganzen Tag über und ließ es sich letztlich auch nicht nehmen, den Sieger-Teams mit einem seitens der Schule gestifteten Geschenk zu gratulieren. Ein großes Lob gebührt auch den Schülerinnen und Schülern die das gesamte Planspiel in sehr entspanntem Klima mit viel Freude und Eifer austrugen. In sieben Teams wurde ein „eigener neuer Markt“ geschaffen, auf dem es galt, sich mit den besten Elektro-Mountainbikes zu wettbewerbsfähigen Preisen gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Das Planspiel ermöglicht den Schülerinnen und Schülern die Chance, in ihrer Schule in die Rolle einer Unternehmerin bzw. eines Unternehmers zu schlüpfen und im Team unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Dabei müssen die Teams ihre Produkte vertreiben und ihren Betrieb erfolgreich durch die Höhen und Tiefen der Konjunktur führen. Die Entscheidungen der Teams wirken sich dabei direkt aufeinander aus. Die Komplexität des Planspiels steigt mit zunehmender Spieldauer, im Laufe derer verschiedene wirtschaftliche Themen abgedeckt werden: Von Beginn an werden von den Jugendlichen Entscheidungen über den Preis der E-Mountainbikes verlangt, darüber hinaus müssen sie das Budget für Werbung und die F&E-Abteilung festlegen sowie Vertriebsmitarbeiter einstellen oder auch entlassen. Später müssen die Teams zusätzlich festlegen, welche Mengen an Bauteilen sie für ihre Produktion kaufen. Nach jeder Periode (einem Jahr im Spielverlauf) bekommen alle Teams gemeinsam Feedback vom PlanspielTeam. Die erzielten Ergebnisse sowie die Entwicklung des vergangenen Jahres werden anhand von Schaubildern aus dem Spiel analysiert und es werden wirtschaftliche Zusammenhänge erläutert. Das Team „MUFFEN Sausen“ wurde letztlich nach vier Perioden bei der Siegerehrung zum Gewinner von „Gründersim Halle 2015“ gekürt – mit dem besten Betriebsergebnis und den realistischsten Absatz-Planungs-Werten. Die Schüler sowie die betreuenden Lehrkräfte erlebten einen abwechslungsreichen und spannenden Tag: „Das Konzept soll im Folgejahr in jedem Fall wiederholt werden!“, verabredete man sich mit Herrn Völkening. 2. Tag: Das Unternehmergespräch. Am zweiten Tag des Projektes wurden die im Planspiel gemachten Erfahrungen durch Realbegegnungen mit einer Unternehmerin und einem Unternehmer ergänzt. Zu Gast waren Petra Wicher, Mitbegründerin der Ultraschalltechnik Halle GmbH, und Martin Büdel von Büro büdel innenarchitektur + design, ebenfalls mit Sitz in Halle. Beide Gäste standen den Schülern für zwei Schulstunden Rede und Antwort und berichteten aus ihrem Alltag als Unternehmer. Nach der Wende zu gründen, das war unheimlich spannend Es war unmittelbar nach der Wende, als die einstige Ökonomie-Studentin Petra Wicher gemeinsam mit Freunden Ultraschalltechnik Halle GmbH gründete. Dabei war sie zunächst die zuständige Fachfrau für das Controlling. Das mehr als 50 Mitarbeiter starke Unternehmen gibt es nun seit über 20 Jahren und Petra Wicher ist – wie viele ihrer Mitarbeiter - immer noch dabei. „Wir haben kaum Fluktuation und ein tolles Betriebsklima.“ Die Ultraschalltechnik Halle GmbH hat sich auf die Herstellung elektronischer Steuerelemente fokussiert. Wie Frau Wicher zu diesem Geschäftsfeld gekommen ist? „Ich habe mich bereits zu DDR-Zeiten im medizinischen Bereich damit beschäftigt.“ Dabei hatte es Petra Wicher in dieser eher von Männern besetzten Branche als Frau nicht immer einfach: „Im Unternehmen hatte ich als Frau nie Schwierigkeiten. Aber bei Kunden und Lieferanten hatte ich fast ausschließlich mit Männern zu tun. Sobald man aber mit Kompetenz überzeugt hatte, war das kein Thema mehr.“ Und diese Kompetenz besitzt sie zweifelsohne. So hatte einer der Schüler im Voraus recherchiert, dass vor ihm die „Unternehmerin Sachsen-Anhalts mit mehr als 6 Mitarbeitern“ sitzt. Die sympathische Frau Wicher ist geschmeichelt, erzählt dennoch gern von der Nominierung durch einen externen Partner und der Auszeichnung: „Der MDR kam damals zu Besuch, das war alles schon sehr emotional! Vom Preisgeld gab es dann ein Essen für alle Mitarbeiter – denn ohne deine Mannschaft gewinnst Du so einen Preis niemals.“ Das Beste für einen Selbständigen, ist vorher mal einen Beruf zu lernen Diese Meinung vertritt Martin Büdel, der Gründer von Büro büdel innenarchitektur + design. Er muss es wissen, denn der dreifache Familienvater ist mit seinem dritten eigenen Unternehmen (!) bereits seit vielen Jahren erfolgreich am Markt tätig. Dabei legt er Wert darauf, dass er nicht zu den „Kissenknickern“ gehöre, wie man bei der medialen Berichterstattung über Innenarchitekten vielleicht glauben könnte. Seine Kunden stammen überwiegend aus dem öffentlichen bzw. privatwirtschaftlichen Bereich: Die Stadt Halle, große Unternehmen usw. „Es geht eher um die Funktionalität der Räume und die sinnvolle Aufteilung“. Das Lieblings-Projekt des sympathischen Unternehmers sei derzeit wohl die Gestaltung des Volksparks Halle: „Da arbeiten wir mit tollen Menschen zusammen und das Projekt macht wirklich viel Spaß!“ Bereits Büdel’s Vater hatte ein eigenes Innenarchitektur-Büro. Nach der Schulzeit im Saarland und einer Tischler-Lehre, studierte Martin Büdel an der Kunsthochschule in Halle. In dieser Zeit gründete er mit Freunden bereits sein erstes Design-Label. ER habe „intensiv studiert und teilweise an der Hochschule geschlafen“, berichtet der Jung-Unternehmer den erstaunten Schülern. Einem nachfolgenden „kurzen Ausflug“ in die Gastronomie („…da habe ich schon Geld versenkt. Aber die Zeit und die Erfahrung war trotzdem toll!“) folgte schließlich das eigene Innenarchitektur-Büro. Zufrieden ist Martin Büdel mit seinem Unternehmen allemal. Er arbeitet gemeinsam mit seiner Frau von zu Hause aus und kann somit auch seine Kinder häufig sehen und etwas mit ihnen unternehmen. Unterstützt werden die beiden lediglich von einer studentischen Aushilfe – selbst die Steuererklärung macht Martin Büdel seit jeher selbst. Ob er einen Traum habe? „Ja, dass die eigenen Möbelstücke mich überleben – und zwar nicht nur vom Material her, sondern auch vom Design.“
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