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Lerntherapie Lernhemmungen
Karin Kaffke-Rusche
LernPlus – Institut Lernhemmungen – Karin Kaffke-Rusche – Charlottenstraße 98, 14467 Potsdam /
01778674569
Entwicklungsbeschreibung unseres Sohnes Jonas
Jonas ist unser zweiter Sohn, und er ist momentan sieben Jahre alt. Er ist ein föhliches Kind,
singt gerne lauthals Lieder, steckt voller Ideen und tobt gerne. Er liebt Streiche wie Michel
von Lönneberga, isst so gerne wie Karlsson vom Dach und stellt philosophische Fragen wie
Calvin aus „Calvin und Hobbes“. Vielleicht also ein ganz gewöhnlicher Junge?
Jonas hat jedoch schon eine Odyssee hinter sich. Nur dass seine Irrfahrt ihn fast zwei Jahre
lang durch Krankenzimmer, Therapiezentren, Wartesäle und Untersuchungsräume führte.
Diese Irrfahrt hat uns alle große Kraft gekostet und ihn und uns oft genug an den Rand der
Verzweiflung gebracht. Und das kam so:
Zunächst einmal gab es nichts außergewöhnliches, als Baby war Jonas ganz unauffällig.
Dann begann eine Zeit mit Mittelohrentzündungen, und irgendwann stellten wir zwei Sachen
fest: Erstens, Jonas konnte fast nichts hören, denn sein Mittelohr war nach den Infekten nicht
mehr abgeschwollen. Daher war sein Spracherwerb deutlich verzögert. Zweitens, sein Darm
war, vielleicht durch die vielen Antibiotika gegen die Ohreninfekte, krank geworden. Er hatte
immer Durchfall. Der erste Punkt war schnell behoben: er bekam Paukenröhrchen und 10
Logopädie Stunden. Der zweite war langwieriger, inzwischen wissen wir, dass er kein Gluten
und keine Laktose verträgt. Kurz nach der OP, etwa als Jonas drei Jahre alt war, zogen wir
um. Die Kinder in der Kita an unserem neuen Wohnort verstanden Jonas nicht gut und
waren durch seine undeutliche Sprache befremdet. Er selbst zog sich auch oft aus
Gruppensituationen zurück, und wenn er mitspielen wollte, stellte er das oft ungeschickt an,
war unvermittelt oder ungestüm. Daher gab es häufig Gespräche mit der Erzieherin, jedoch
während der gesamten Kindergartenzeit war Jonas nicht gut in die Gruppe integriert. Er
spielte lieber zuhause mit seinem besten Freund. Die Erzieherin beobachtete auch, dass
Jonas immer direkten Kontakt mit ihr benötigte bei Gruppenunternehmungen. Einfach mit
dem Schwarm der Fischlein mitschwimmen war überhaupt nicht seine Sache. Daher empfahl
die Erzieherin uns auch, Jonas ein Jahr zurückzustellen und ihn nicht mit 6 Jahren und vier
Monaten einzuschulen. Und sie empfahl uns, Jonas in einem sozialpädiatrischen Zentrum
untersuchen zu lassen, seine emotionale Entwicklung in Gruppen durch Ergotherapie zu
unterstützen.
Unsere Kinderärztin gab uns die Überweisung jedoch nicht, die Wartezeiten seien zu lang.
Sie überwies uns an eine Kinderpsychiaterin, die Jonas untersuchte. Diese stellte in einigen
Bereichen eine leichte Entwicklungsverzögerung fest, in anderen eine normale Entwicklung.
Und sie gab uns die Überweisung zur Ergotherapie. Die Ergotherapeutin puzzelte und spielte
mit Jonas, sie fand aber keine besonderen Verhaltensauffälligkeiten, auch nicht, als sie im
Kindergarten einen Tag hospitierte. Man empfahl uns, Jonas normal einzuschulen, und uns
wieder zu melden, falls es in der Schule Probleme geben sollte. Da Jonas nicht gerne in den
Kindergarten ging und großen Ehrgeiz hatte, in die Schule zu kommen, die auch sein Bruder
besuchte, meldeten wir ihn also zum
Schuleingangsuntersuchung war ganz normal.
ersten
Schuljahr
an.
Auch
die
Bereits nach zwei Wochen in der Schule wurden wir jedoch zum ersten Elterngespräch
eingeladen. Die Lehrerinnen hatten schnell den Eindruck, dass Jonas mit der schulischen
Selbstorganisation überfordert war, sich schwer länger konzentrieren konnte und am
Gruppentisch sehr abgelenkt war. Die Lehrer und wir Eltern haben uns fortan regelmäßig
getroffen, um den Fortgang gemeinsam abzustimmen. Doch es schien sich nichts zu
verbessern. Zuhause war Jonas zusehends niedergeschlagener und frustrierter. In der
Schule legte er sich oft auf den Teppich, oder wanderte im Schulgebäude herum, wenn er
sich nicht mehr konzentrieren konnte, oder er störte den Unterricht durch seine Unruhe. Er
bekam einen Einzeltisch, er bekam ein einfacheres Lehrbuch, als manche anderen Kinder,
ich wurde zu Hospitationen eingeladen, in denen ich mich selbst davon überzeugen konnte,
dass Jonas in der Schule unruhig, unsicher, gehemmt, blockiert schien. Er traute sich nicht,
im Morgenkreis zu sprechen, und markierte in der Pause den Starken, indem er bei den
Großen rumhing. Dabei nahmen die Schulkameraden ihn freundlich auf, sie mochten ihn.
Anders als im Kindergarten fühlte er sich nicht ausgegrenzt. Er machte auch Fortschritte im
Lesen und Rechnen, aber langsamere als der Klassendurchschnitt. Es sind nicht die
Leistungen, die uns besorgen, sagten die Lehrerinnen, sondern sein emotionales Verhalten.
Er weiß nicht, welchen Hefter er aupacken soll, reagiert oft nicht auf Ansprache, scheint von
der Situation im Klassenraum überfordert zu sein. Gemeinsam mit der Schule beantragten
wir sonderpädagogischen Förderbedarf. Dieser wurde unter der Voraussetzung gewährt,
dass wir Jonas Entwicklung auch außerschulisch begleiteten. Wir nahmen die Ergotherapie
wieder auf und die Untersuchungen bei der Psychiaterin. Die Odyssee begann. Denn wo wir
waren, wurden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Hat Jonas ADHS? Diese
Vermutung stand schnell im Raum. Wir konnten sie allerdings nicht glauben, da er in
anderen Kontexten nicht auffällig war. Nicht im Fußballtraining, nicht zuhause. Jonas ist ein
anstrengendes Kind, JA! Aber heisst das auch, er ist ein krankes Kind? Da er die
Vorgeschichte mit den Ohren hatte, ließen wir ihn auch auf AVWS testen: auditive
Wahrnehmungsstörung. Jonas Untersuchungsergebnisse waren widersprüchlich, eine
eindeutige Diagnose bekamen wir nicht. Manche Therapeuten räumten ein, keine Experten
auf dem Gebiet zu sein, auch wenn ihre Praxis das nahelege, andere baten uns, doch erst
bei anderen Praxen andere Krankheitsbilder auszuschließen, und dann erst wieder zu
kommen. Wir wurden zur Psychotherapie geschickt mit Jonas. Und die erste Therapeutin die
wir trafen, gab uns Fragebögen an die Lehrer mit, was Jonas leicht fällt und was nicht. Als
sie die zurückbekam sagte sie: „Oh je, mit diesen Ergebnissen ist noch kein Kind ohne
Medikation rausgekommen“. Die Lehrer legten uns nahe, ihre Schule sei vielleicht nicht die
richtige für Jonas, inzwischen holte ich ihn früher aus dem Unterricht ab, denn mehr als zwei
Schulstunden schien er nicht durchzuhalten. Ich hörte irgendwann, dass er sich weigerte, am
Matheunterricht teilzunehmen. Eines Tages, als ich ihn anhielt, sich bei den Hausaufgaben
mehr Mühe zu geben sagte er: „Können wir nicht lieber wieder zu einem Doktor gehen, und
schauen, was mit mir nicht in Ordnung ist?“ Wir waren ratlos und verzweifelt. Wir waren in
einem Diagnostikmühlrad gelandet, ohne Aussicht auf Hilfe.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt riet uns die Horterzieherin von Jonas, die ihn von Anfang an
mit großer Fürsorge und Zuneigung aufgenommen hatte, uns an das Lerninstitut Plus zu
wenden. Jonas kam zu Frau Kaffke-Rusche ins Zimmer und öffnete ihr ziemlich gleich sein
Herz. Sie war die erste Anlaufstelle, die Jonas beobachtete und untersuchte, ohne dass er
dies als Untersuchung wahrnahm. Für ihn war es ein Spiel, eine Abenteuerreise, über die er
uns noch abends im Bett begeistert erzählte. Frau Kaffke-Rusche wertete diese
Beobachtung aus und konnte uns nach wenigen Sitzungen bereits sagen, was Jonas schwer
gefallen war und was seine Stärken waren. Sie bestand darauf, dass wir als Eltern, die
Lehrer und sie als Lerntherapeutin eng zusammenarbeiten sollten, um Jonas zu begleiten.
Sie besuchte Schulstunden und bereitete diese mit Jonas nach. In sehr kurzer Zeit hatte sie
eine sehr genaue Vorstellung davon, auf welche Weise Jonas gut lernen kann und was für
ein Herangehen eher hinderlich ist. Sie vermittelte uns auch osteopathische
Untersuchungen, um der Krankheitsgeschichte mit den Ohren und dem Darm Rechnung zu
tragen und Jonas auch körperlich zu stärken. Erstmals wurde nicht nur untersucht, sondern
es wurde begonnen, zielgerichtet zu therapieren. Auch wir Eltern nahmen aus den
Gesprächen mit Frau Kaffke-Rusche und der Psychotherapeutin und ehemaligen
Schulpsychologin Elfie Petersen viele Anregungen mit. Dabei half uns besonders, dass die
beiden Beraterinnen sehr unterschiedliche Ausbildungen und Hintergründe haben, über
einen großen Erfahrungsschatz verfügen und Kinder mögen. Das war bei weitem nicht
selbstverständlich gewesen während unserer Odyssee. Nun aber fokussierten die beiden auf
Jonas’ Stärken, sie machten damit ihm und uns Mut auch die Punkte zu überwinden, die
Jonas eben noch schwerer fallen. Es war für uns ein Segen, denn wir hatten immer wieder
von Jonas’ Schwächen und Unzulänglichkeiten gehört. Nun gab es einen wertschätzenden
pädagogischen Ansatz. Jonas spürte das und wir auch. Und erstmals bekamen wir Einsicht
in Lernmethoden, die uns vorher noch nicht bekannt waren, die aber unserem Sohn zu
helfen schienen.
Als sich alles gut einzuspielen begann, entschied es sich, dass wir berufsbedingt ins Ausland
ziehen würden. Die Unsicherheit war schlagartig wieder da. Erste zarte Fortschritte waren
erzielt, nun müssten wir wieder alles auf Null stellen? Wie würde Jonas den Umzug
aufnehmen, wie die neue Sprache der Umgebung? Die neue Schule? Wieder gingen wir ins
LernPlus Institut, um uns zu beraten.
Frau Kaffke-Rusche und Frau Petersen halfen uns bei der Suche nach einer neuen Schule
mit der Kooperativen Praxisberatung nach Mutzeck: Die Berater arbeiteten ihre Erfahrungen
ein, wir entschieden auf dieser Grundlage. Durch diese Sitzungen wurde uns auch klar, dass
es vermutlich weniger auf die Sprache ankommt, die auf der neuen Schule gesprochen wird,
als viel mehr auf ihren pädagogischen Ansatz. Wir sind, ausgerüstet mit den Ideen aus der
Beratung losgefahren, und haben eine Schule gefunden. Es ist eine britische Schule, die
sehr viel mit Motivation arbeitet, mit Erfahrung mehr als Belehrung. Sie gibt klare Strukturen
vor, hat die Organisation des Alltags erheblich vereinfacht. Und sie fördert Kreativität mehr
als die bisherige Schule. Von allen Schulen, die wir gesehen haben, passte sie am meisten
zu den Überlegungen, die wir gemeinsam mit dem LernPlus Institut angestellt hatten. Auch
mehr als die Deutsche Schule, die es hier gibt. Aber ein großes Fragezeichen blieb: es war
eine Ganztagsschule. Würde Jonas sie durchhalten?
Inzwischen wohnen wir ein halbes Jahr hier. Jonas besucht seine Ganztagsschule. Nicht
einen Tag habe ich ihn früher abholen müssen, er geht gerne in die Schule und kommt
singend nach Hause. Manchmal macht er die Hausaufgaben mit großer Begeisterung,
manchmal hat er nicht die Bohne Lust. (Das scheint uns normal zu sein) Er ist gerade dabei
Englisch zu lernen, mit großem Stolz und großer Begeisterung. Er hat kürzlich seiner Klasse
eine Geschichte erzählt. Vorne am Lehrerpult, und auf Englisch. Seit es nicht mehr vier
verschiedene Hefter für ein Schulfach gibt, hat Jonas auch keine Probleme mehr mit der
Organisation, er wurde sogar für seine Organisiertheit gelobt. Immer noch hört er manchmal
nicht gut oder rumpelt mit Klassenkameraden zusammen. Aber die Lehrer sehen darin nichts
Beunruhigendes. Er liegt nicht mehr auf dem Teppich, und er besucht immer den
Matheunterricht. Beim letzten Elterngespräch versicherten sie uns, Jonas mache
phantastische Fortschritte, und wir könnten stolz auf ihn sein.
Wir haben das Gefühl, entronnen zu sein. Entronnen der diagnostischen Irrfahrt. Wir sind
inzwischen der Überzeugung, dass Jonas hier ein pädagogisches Umfeld gefunden hat, das
ihn stärkt. Es ermutigt ihn, über sich selbst hinauszuwachsen. Und das ist es auch, was wir
gerade an ihm beobachten. Die Grundlagen dafür aber wurden in Potsdam gelegt, beim
LernPlus Institut, dessen individuelle und leidenschaftliche wie fundierte Beratung für
unseren Schritt dahin unverzichtbar war. Es war der erste Ort nach einer langen Odyssee,
wo Jonas´ Probleme wirklich verstanden wurden. Wo ihm wirklich geholfen wurde.
Sommer 2014