Forschungskolloquium BWP, FS15 Universität Zürich Gastreferat am 28. April 2015, 18.15 – 19.45 Uhr Kantonsschulstrasse 3, 8001 Zürich. Raum: KAB-G-01 Prof. Dr. Rainer Diaz-Bone, Professor für Soziologie mit Schwerpunkt qualitative und quantitative Methoden, Universität Luzern Qualifikation, Klassifikation und Institution - Überlegungen aus der Perspektive der Konventionentheorie Die Economie des conventions (EC) hat sich in den letzten drei Jahrzehnten in Frankreich als ein innovativer pragmatischer Institutionalismus entwickelt. Erste Anwendungsfelder waren die Analyse der Arbeit und der Arbeitsqualifikation sowie die Analyse der statistische Klassifikationen – insbesondere solcher, die sich auf Berufe beziehen. Im Zentrum der EC stehen Analysen der sozialen Praktiken, die Qualitäten (Wertigkeiten) fundieren und diese situativ auf Kategorien, Objekte, kognitive Formate beziehen. Die Grundannahme ist, dass kompetente Akteure in Situationen ihr Handeln mit Bezug auf Konventionen koordinieren müssen und dass sie dabei zugleich die Interpretationen und zugeschriebenen Qualitäten konstruktiv „fixieren“. Kompetenzen (Bildung), Zuständigkeiten (Berechtigungen und Expertisen) oder Geeignetheiten (Einstellbarkeiten, „employabilities“) sind aus Sicht der EC so erst durch die konventionenbasierte Praxis „fixierte“ Qualitäten. Die EC analysiert nun genauer die Konstellationen aus kognitiven Formaten, Objekten und Institutionen, in denen Konventionen eingebracht und etabliert werden, um diese kollektiven Koordinationsleistungen zu bewerkstelligen. Eine weitere Annahme ist, dass reale Situationen durch eine Pluralität von Konventionen geprägt sind, die konflikthaft sein kann oder die kompromissartig sein kann. Der Vortrag will in die Konzeptsprache der EC einführen, ihre Analyseformen und ihre Forschungsbereiche skizzieren sowie auf Aspekte von Qualifizierung, Bildung, Beruf aus pragmatischinstitutioneller Perspektive eingehen.
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