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MAGAZIN
KUKA Roboter GmbH, 86368 Gersthofen, Deutschland
Einsatz eines Industrieroboters zum Fräsen
von Schachtunterteilen
Eine der ältesten Kanalisationen der Welt entdeckten Wissenschaftler in Mohenjo-Daro, nahe dem Fluss Indus in Pakistan. Das 4.000 Jahre
alte gemauerte Entwässerungssystem kann man sich heute noch anschauen. Heute gilt beispielsweise in Deutschland die Norm, dass es
alle 50 Meter einen Kanalschacht geben muss. In Summe gibt es daher mittlerweile mehrere Millionen Schächte, die alle aus Beton sind,
und unterschiedliche Gerinne und Anschlüsse aufweisen. Jedes Schachtunterteil ist demzufolge ein Unikat.
Bereits seit 1907 fertigt das Unternehmen
Prinzing GmbH aus Bleubeuren in
Deutschland Anlagen zur Herstellung von
Betonfertigteilen wie Mauer- und Bordsteinen sowie Betonrohren und Schachtringen. Mit der Einführung der Primuss
Anlage im Jahr 2009 wurde es erstmals
möglich monolithische Schachtunterteile,
bestehend aus einem Betonstück, automatisch zu fertigen. Beim Thema Automation
entschied sich die Firma Prinzing für den
Industrieroboter der Firma Kuka Roboter
GmbH, der in der Anlage Fräsarbeiten ausführt.
Zuerst wird das Gerinne der Schachtunterteile von unten mit einem kugelförmigen Fräskopf
herausgefräst
Anschließend werden die Gerinneanschlüsse durch seitliche Bearbeitung von außen mit einem
Scheibenfräser gefräst
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BWI – BetonWerk International – 2 | 2011
Bisher war der Produktionsprozess zur
Herstellung von auftragsbezogenen Schachtunterteilen aufwendig, kosten- und personalintensiv und nicht immer sehr umweltbewusst. „Wir haben bei der Entwicklung der
Primuss Anlage zielstrebig den Weg der
Vereinfachung des Produktionsprozesses
gesucht und gefunden“, sagt Richard Kraiß
von der Geschäftsleitung der Firma
Prinzing. „Für uns gab es zum Einsatz von
Kuka Robotern dabei keine Alternative“, so
Kraiß weiter.
Das Primuss System beinhaltet ein
Warenwirtschaftssystem zur Angebotserstellung. Hier werden die Schachtdaten
EDV technisch erfasst und später an die
Frässtation weitergegeben. Bertram
Schiebel, Applikationsingenieur der Kuka
Roboter GmbH, entwickelte hierfür ein
Softwaremodul, das die Konturdaten der
Gerinne im Betonschacht aus dem
Prozessleitsystem des Betonwerkes übernimmt und daraus fertige Programme für
den Roboter generiert. Die Programme werden automatisch in die Robotersteuerung
geladen und gestartet. Ein spezielles
Softwareprogramm sorgt dafür, dass immer
nur das aktuell benötigte Roboterprogramm in der Steuerung geladen ist. Somit
bleibt die Speicherverwaltung auch bei
einer Vielzahl von unterschiedlichen
Schachtmustern übersichtlich, und das
Risiko einer etwaigen Fehlbedienung, z.B.
im Wartungsfall, wird minimiert. Zusätzliche
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Parameter erlauben optional eine Feinoptimierung der Fräsvorgänge, z.B. die
Anpassung des Fräservorschubes an die
Betonhärte.
Vor der Integration wurde das komplette
Softwarepaket in einer 3D Offline Simulationsumgebung im Dauerbetrieb getestet,
um alle theoretisch vorkommenden Gerinnegeometrien auf Zugänglichkeit und
Kollision zu überprüfen.
„Unser Team entwickelt Hand in Hand mit
dem Kunden individuelle Lösungen nach
Maß“ erklärt Dieter Rothenfusser, Leiter des
Engineering Services der Kuka Roboter
GmbH. „Die Zusammenarbeit mit den
erfahrenen Applikationsingenieuren in
Sachen Roboter- und SPS Programmierung,
Sensorik und Softwareentwicklung stellt
dabei insbesondere für Roboterneukunden
einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu
innovativen Automatisierungslösungen dar“
sagt Dieter Rothenfusser.
Zunächst erfolgt die Fertigung eines monolithischen Betonzylinders, wobei der erdfeuchte Beton mit frequenz- und amplitudengesteuerter Vibration innerhalb von ca. vier
Minuten verdichtet wird. Anschließend muss
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der Beton bis zu vier Stunden erstarren. Erst
danach kann der noch junge Monolith mit
hoher Geschwindigkeit von dem hängend
montierten Roboter KR 100-2 P-C ausgefräst werden. Dieser besondere Robotertyp
mit extra großer Reichweite von 3.500 mm
kann zwei Schachtunterteile in einem
Abstand von zwei Metern nacheinander
bearbeiten. Mit zwei Arbeitsstationen wird
sichergestellt, dass der Roboter immer
einen Monolithen bearbeitet, während das
fertige Schachtunterteil ausgetauscht wird.
Der KR 100-2 P-C bearbeitet den Betonblock, wenn dieser noch nicht zu sehr erhärtet ist und somit gut fräsen lässt.
Zu Beginn wird das Gerinne von unten mit
einem kugelförmigen Fräskopf herausgefräst. Anschließend werden die Anschlüsse
von außen mit einem Scheibenfräser
gefräst. Letzte Schritte sind das endgültige
Aushärten und das Wenden des Schachtunterteils in die Einbaulage.
Der Fräsvorgang für einen Monolithen dauert ca. 12 Minuten. „In nur vier Stunden
kann man 20 Schächte herstellen, inklusive
Werkzeugwechsel des Fräsroboters“ betont Ralph Nitsche, Kuka Roboter stolz.
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WEITERE INFORMATIONEN
KUKA Roboter GmbH
Hery-Park 3000
86368 Gersthofen, Deutschland
T +49 821 45330
F +49 821 45331616
[email protected]
www.kuka-robotics.com
BWI – BetonWerk International – 2 | 2011
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