Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Dossier „Ökonomie mit Energie“ Ausgabe 119, 2015 1. Artikel/Grafik: Eon mit Rekordverlust (05.03.2015) 2. Artikel/Grafik: Eon arbeitet an der Kernspaltung (12.03.2015) 3. Artikel/Grafik: Eon und RWE: Abschied vom Stammgeschäft (13.03.2015) 4. Artikel: Energiewende zieht auch EnBW in die Verlustzone (18.03.2015) Die großen Energieversorgungsunternehmen spüren derzeit massiv die Auswirkungen der politisch entschiedenen Energiewende. Dadurch, dass die angestammten Betätigungsfelder nicht länger lukrativ sind, brechen die Bilanzzahlen ein und werden strategische Neuausrichtungen notwendig. Der Eon-Vorstand hat mit der Aufspaltung des Unternehmens dabei eine radikale Strategie gewählt, der die anderen großen Kraftwerksbetreiber nicht folgen. Verortung v. a. in den Themenbereichen „Wettbewerbsstrukturen“, „Wertschöpfung“ und „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ 1. Fassen Sie die aktuelle Geschäftssituation der großen Energieversorgungsunternehmen in Deutschland zusammen. Geben Sie hierzu wesentliche Kennzahlen wieder. 2. Erläutern Sie, inwieweit sich die Rahmenbedingungen für das Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit verändert haben und wie sich dies auf das Geschäft auswirkt. 3. Arbeiten Sie konkret heraus, inwieweit die traditionellen Geschäftsmodelle und Handlungsmöglichkeiten durch die Energiewende infrage gestellt wurden und werden. 4. Ermitteln Sie, welche „hausgemachten Probleme“ die Situation von Eon zudem verschärfen. 5. Analysieren Sie vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen die vom Eon-Unternehmensvorstand beschlossene Aufspaltung des Unternehmens. Beschreiben Sie die geplante Vorgehensweise, und benennen Sie die hiermit verfolgten Ziele. 6. Bewerten Sie, inwiefern von einem „radikalen Schritt“ der Unternehmensführung gesprochen werden kann. Begründen Sie Ihre Einschätzungen. 7. Überprüfen Sie, inwieweit das Vorgehen Eons als „Blaupause“ für andere Branchenunternehmen dient. 1 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 5. Artikel: RWE: In Westfalen droht ein Totalausfall (05.03.2015) „Die Partnerschaft von RWE zu den Kommunen an Rhein und Ruhr ist nicht immer einfach. Im Aufsichtsrat lassen die Vertreter der kommunalen Aktionäre, die gemeinsam rund ein Viertel der Anteile halten, regelmäßig die Muskeln spielen. […] Am Donnerstag [05.03.2015] dürfte es in der Konzernzentrale in Essen ungemütlicher werden. Dann kommen die Vertreter von 23 Stadtwerken, die am Kraftwerksprojekt Gekko von RWE beteiligt sind, zur Gesellschafterversammlung. Und es gibt großen Diskussionsbedarf: Das einstige Prestigeprojekt könnte nach Informationen des Handelsblatts endgültig zur Investitionsruine werden.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ „Wertschöpfung“ und 1. Erläutern Sie die Beziehungen zwischen dem Energieversorgungsunternehmen RWE und den Kommunen im Ruhrgebiet. 2. Geben Sie die Eckdaten des Kraftwerkprojekts Gekko sowie die ursprünglich mit dessen Bau angestrebten Zielsetzungen wieder. 3. Arbeiten Sie die auftretenden Probleme und deren konkrete Auswirkungen heraus. 4. Erschließen Sie sich die in diesem Zusammenhang zwischen Unternehmensführung und Kommunalpolitik auftretenden Konflikte. 6. Artikel: Heizen per App (10.03.2015) 7. Artikel/Grafik: Warnung vor ungebetenen Gästen (10.03.2015) „Durch das Smart Home ist das Thermostat plötzlich mehr als nur ein Temperaturregler: Das Gerät kann in der digitalen Welt dafür sorgen, dass nur dann geheizt wird, wenn der Bewohner auch zu Hause ist. Diese eigentlich naheliegende Justierung drosselt Energiekosten. Einige Hersteller werben mit einer Reduktion von bis zu 60 Prozent. Dem Thermostat kommt so eine besondere Rolle zu: Es wird zum wichtigsten Treiber für das vernetzte Heim. Für Anbieter tut sich ein lukrativer Markt auf.“ Allerdings bergen die neuen Technologien auch die Gefahr der Manipulation und des externen Zugriffs. Dies hält viele potenzielle Kunden noch ab, und das Schließen von Lücken stellt die größte Herausforderung für die Branche dar. Verortung v. a. in den Themenbereichen „Wertschöpfung“ und „Energiesparen“ 2 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 1. Legen Sie dar, was unter einem „Smart Home“ verstanden wird. 2. Erläutern Sie am Beispiel des Heizungsthermostats die Anwendungsmöglichkeiten im Energiebereich. 3. Erschließen Sie sich die hieraus resultierenden Vorteile für die Nutzerinnen und Nutzer. Arbeiten Sie hierzu heraus, inwieweit effizientere Möglichkeiten des Energiesparens geschaffen werden. 4. Beschreiben Sie die für die Anbieter entstehenden neuen Geschäftsfelder. 5. Analysieren Sie die bestehenden Risiken und Unsicherheiten. Erörtern Sie die hieraus resultierenden Herausforderungen für die Anbieter von Smart-HomeLösungen. 8. Artikel: EU-Energiepolitik soll effizienter werden (09.02.2015) „Die EU-Kommission will Forschung und Entwicklung im Bereich der Energietechnologie vorantreiben. Das geht aus einem Strategiepapier zur Energieunion hervor, das die Kommission derzeit intern diskutiert und das dem Handelsblatt vorliegt. […] Gelänge es nicht, die nationale Fragmentierung des Energiemarkts zu überwinden, werde es infolge der damit verbundenen wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Kosten immer schwieriger, den Weg in eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu beschreiten. […] Das Projekt ist eine der politischen Prioritäten der Kommission unter Jean-Claude Juncker. Ziele sind eine bessere Versorgungssicherheit, die Vollendung des Energiebinnenmarkts sowie die weitere Reduzierung der CO2-Emissionen in der Wirtschaft.“ Verortung v. a. im Themenbereich „Energiepolitik“ 1. Benennen Sie die Eckpunkte des sogenannten energiepolitischen Zieldreiecks. 2. Fassen Sie die aktuellen Pläne der EU-Kommission zusammen. Verorten Sie deren Zielsetzungen im Dreieck. 3. Erläutern Sie die wesentlichen Herausforderungen, die es bei der Vereinheitlichung der energiepolitischen Strategien in Europa zu bewältigen gilt. 4. Bewerten Sie die Notwendigkeit einer Abstimmung und Vereinheitlichung der Vorgehensweisen in den EU-Staaten. Begründen Sie Ihre Einschätzungen. 3 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 9. Artikel: Koalition der tiefen Gräben (12.03.2015) „Die Liste der Streitigkeiten [innerhalb der Regierungskoalition] wird länger und länger […] Auch beim Bau neuer Stromautobahnen liegen der CSU- und der SPDChef über Kreuz. Der bayerische Ministerpräsident torpediert das Lieblingsprojekt des Wirtschaftsministers, die Energiewende. Gabriels Vorrat an Geduld sei aufgebraucht, er sei entnervt, heißt es in Koalitionskreisen. Er hatte anfangs gehofft, die Kanzlerin würde Seehofer umstimmen. Doch es tut sich nichts.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ „Energiepolitik“ und 1. Geben Sie die energiepolitischen Streitpunkte innerhalb der Bundesregierung wieder. 2. Analysieren Sie deren Auswirkungen. Überprüfen Sie, welche Akteure und Prozesse hiervon besonders betroffen sind. 3. Erschließen Sie sich die Ursachen für die Streitigkeiten. Erläutern Sie hierzu auch die politischen Kosten-Nutzen-Kalkulationen der einzelnen Parteien und politischen Vertreter. 10. Artikel: Vattenfall: Mit beschränkter Haftung (13.03.2015) „Die Bundesregierung tappt im Umgang mit den Atomrückstellungen im Dunkeln. Das belegt die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen, die dem Handelsblatt vorliegt. So räumt das Ministerium ein, ihm seien die Einzelheiten der aktuellen Umstrukturierungspläne bei Vattenfall „nicht bekannt“. Und über die Folgen der bereits 2012 vorgenommen Umstrukturierung bei Vattenfall für die nuklearen Entsorgungsverpflichtungen habe man „keine Erkenntnisse“, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Die vier Betreiberkonzerne sind gesetzlich verpflichtet, für den Rückbau von Kernkraftwerken und für die Lagerung der abgebrannten Brennelemente Rückstellungen zu bilden. Sie belaufen sich nach Angaben des Wirtschaftsministeriums derzeit auf 36 Milliarden Euro. Sollten die Rückstellungen nicht ausreichen, haften die Unternehmen bis zum letzten Cent. Politiker und Fachleute warnen, die Unternehmen könnten bestrebt sein, die Haftung zu begrenzen.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Energiepolitik“, „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ und „Umweltschutz“ 4 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 1. Beschreiben Sie die Maßnahmen zur Umstrukturierung des VattenfallKonzerns in ihren Grundzügen. 2. Erklären Sie, was unter den „Atomrückstellungen“ verstanden wird. Erläutern Sie in diesem Zusammenhang die Verantwortlichkeiten der Atomkraftwerksbetreiber bezüglich der zukünftig anstehenden Atommüllentsorgungen und Rückbaumaßnahmen. 3. Arbeiten Sie die Befürchtungen der genannten Oppositionspolitiker hinsichtlich der Auswirkungen des Konzernumbaus auf die Atomrückstellungen heraus. 4. Setzen Sie sich in diesem Zusammenhang auch mit der generellen AtommüllDiskussion sowie den Vorschlägen der Kraftwerksbetreiber auseinander, und nehmen Sie Stellung. 11. Artikel/Grafik: Atomkraft, ja bitte? (13.03.2015) „[Die] EU [will] den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Die Nuklearbranche hofft, vom Ehrgeiz der Europäer profitieren zu können. Derzeit sind in 14 EU-Staaten 131 Kernkraftwerke in Betrieb. Sie liefern rund ein Drittel des in der EU produzierten Stroms. Laut [Atombranche] helfen sie damit, jährlich 600 Millionen Tonnen Ausstoß von CO2 zu vermeiden. Die zu Toshiba gehörende Westinghouse ist auf Technologie zum Bau von Atomreaktoren spezialisiert. In mehreren EU-Staaten stößt die Branche auf offene Türen.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Energiepolitik“, „Energiemix der Zukunft“ und „Umweltschutz“ 1. Geben Sie die Klimaschutzziele der Europäischen Union (EU) wieder. 2. Ermitteln Sie die Anzahl und (grobe) Verteilung von Atomkraftwerken innerhalb der EU. 3. Arbeiten Sie Deutschlands Position und Entscheidungen hinsichtlich der zukünftigen Nutzung von Atomkraft heraus. Überprüfen Sie, inwieweit diese von anderen EU-Staaten getragen wird bzw. zu diesen in Widerspruch steht. 4. Erschließen Sie sich die Hoffnungen der Atomindustrie, die sie an die EUZielsetzungen und -Vereinbarungen knüpft. 5. Bewerten Sie die ökologische Bilanz der Atomkraft, und vergleichen Sie diese mit anderen, derzeit verwendeten Energieträgern. 5 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 12. Artikel: Betreiber fordern Hilfe vom Staat (16.03.2015) „Die Situation der Gaskraftwerke in Deutschland ist in der Tat paradox. Vor wenigen Jahren wurden sie von der Politik eingefordert, weil sie bei der Energiewende die ideale Ergänzung zu den erneuerbaren Energien sind. Gaskraftwerke können rasch hoch- und runtergefahren werden - und so einspringen, wenn Wind- und Sonnenenergie wetterbedingt keinen Strom liefern. Tatsächlich werden sie aber gerade durch den Boom der Erneuerbaren aus dem Markt gedrängt. Weil grüner Strom vorrangig ins Netz eingespeist wird, sinkt der Anteil des Stromverbrauchs, den Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke bedienen dürfen.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ „Wertschöpfung“ und 1. Arbeiten Sie am Beispiel des genannten Eon-Kraftwerks heraus, wie sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb konventioneller Kraftwerke in den vergangenen Jahren verändert haben. Benennen Sie die wesentlichen Einflussfaktoren. 2. Überprüfen Sie, inwieweit insbesondere Gaskraftwerke im Rahmen der Energiewende und in der Zukunft benötigt werden. 3. Geben Sie vor diesem Hintergrund die Forderungen der Kraftwerksbetreiber an die Politik wieder. Erklären Sie dabei, was unter einer Kapazitätsmarktverordnung verstanden wird. 4. Ermitteln Sie im Rahmen einer weiter gehenden Recherche die Argumente der Befürworter und Gegner einer solchen Marktregelung. Nehmen Sie anschließend selbst begründet Stellung. 13. Artikel: EU bremst Ungarn bei Atomplänen (16.03.2015) „Die EU-Kommission will Ungarn bei einem milliardenschweren Atomgeschäft mit Russland bremsen. Demnach teilt die Kommission die Einwände der Atombehörde Euratom gegen den Plan der rechtspopulistischen Regierung in Budapest, zwei neue Atomreaktoren ausschließlich mit Nuklearbrennstoff aus Russland zu befeuern. Eine solche Vereinbarung werfe Fragen der Versorgungssicherheit auf, hieß es in Brüssel. Zwei oder drei Bezugsquellen seien erforderlich. Damit würden auch nicht-russische Unternehmen ins Geschäft mit Ungarn kommen. […] Die Euratom-Agentur ESA muss grundsätzlich alle Importe von nuklearem Brennstoff in die EU genehmigen.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Energiepolitik“ und „Perspektiven der Weltenergieversorgung“ 6 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 1. Erklären Sie, was unter dem Begriff der „Versorgungssicherheit“ verstanden wird. 2. Geben Sie die aktuellen Pläne der ungarischen Regierung sowie deren Bewertung durch die EU-Kommission wieder. Erläutern Sie den zutage tretenden Konflikt. 3. Ermitteln Sie die Kompetenzen der Euratom-Agentur ESA in diesem Bereich. 14. Artikel: Rückschritte bei der Kraft-Wärme-Kopplung (17.03.2015) „Der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an der Stromerzeugung von derzeit etwa 17 Prozent dürfte sich in den nächsten Jahren kaum mehr stark erhöhen. Der Grund: Die Große Koalition entwickelt bei der Novelle des KWK-Gesetzes keinen besonderen Ehrgeiz. Vom seit Jahren formulierten Ziel, den KWK-Anteil bis 2020 auf 25 Prozent zu steigern, ist nicht mehr die Rede. […] In KWK-Anlagen wird die bei der Stromproduktion entstehende Wärme genutzt, etwa für Heizzwecke oder für industrielle Prozesse. Bei einem großen Teil konventioneller Kraftwerke dagegen entweicht die Wärme komplett ungenutzt. KWK-Anlagen haben daher im Vergleich zu herkömmlichen Kraftwerken einen höheren Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Energiepolitik“, „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ und „Energiemix der Zukunft“ 1. Beschreiben Sie die Funktionsweise der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). 2. Erläutern Sie die Vorteile von KWK- gegenüber herkömmlichen Kraftwerken. Nehmen Sie dabei sowohl die betriebliche wie die volkswirtschaftliche/gesellschaftliche Perspektive ein. 3. Geben Sie die ursprünglichen Ziele der Bundesregierung hinsichtlich der Verbreitung von KWK-Kraftwerken wieder. 4. Arbeiten Sie heraus, aus welchen Gründen und in welcher Form aktuell von den ursprünglich formulierten Zielsetzungen abgewichen wird. 5. Erschließen Sie sich die hierüber entbrannte Diskussion, und ermitteln Sie u. a. die Forderungen der Betreiber von KWK-Kraftwerken sowie die KostenNutzen-Kalkulation der politischen Entscheidungsträger. 7 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 15. Artikel/Grafiken: EU: Gemeinsam unabhängig werden (18.03.2015) 16. Interview: Oliver Geden: „Ich warne vor überzogenen Hoffnungen“ (18.03.2015) „Die Lösung liegt im Schulterschluss, das Ziel heißt Einigkeit: Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union werden an diesem Donnerstag in Brüssel über die Vorschläge der EU-Kommission zur Schaffung einer „Energieunion“ beraten. Die von der Behörde vorgestellte Initiative soll eine „sichere, nachhaltige, wettbewerbsfähige und erschwingliche Energie“ für Bürger und Unternehmen sicherstellen. Dabei ist der kleinste gemeinsame Nenner zwischen den 28 EU-Staaten unstrittig: Europa will sich aus der Energieabhängigkeit von Russland lösen.“ Darüber hinaus gibt es jedoch eine große Zahl von Interessenkonflikten zwischen den Mitgliedstaaten. Verortung v. a. in den Themenbereichen „Energiepolitik“ und „Perspektiven der Weltenergieversorgung“ 1. Benennen Sie die Eckpunkte des energiepolitischen Zieldreiecks. 2. Geben Sie die aktuellen energiepolitischen Pläne der EU-Kommission wieder. 3. Erläutern Sie, welche zentralen energiepolitischen Zielsetzungen hiermit umgesetzt werden sollen. 4. Analysieren Sie, in welchen Punkten weitgehende Einigkeit zwischen den Mitgliedstaaten herrscht bzw. wo es zu Konflikten kommt. 5. Erschließen Sie sich die diesbezüglichen Einschätzungen des Leiters der Forschungsgruppe EU bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). 17. Artikel: Gefüllte Lager belasten den Ölpreis (18.03.2015) „An den Rohstoffmärkten hat sich die Talfahrt der Ölpreise noch einmal beschleunigt. Stark gebeutelt wurde zuletzt vor allem das amerikanische Leichtöl. Noch billiger als zurzeit war WTI-Öl nur nach Ausbruch der Finanzkrise Ende 2008. […] Der Hauptgrund für den wachsenden Abstand (Spread) der Rohölsorten liegt in den USA. Der WTI-Preis wird in Cushing, dem Haupthandelspunkt des Leichtöls, gebildet. Dort kommt Öl aus Kanadas Ölsanden ebenso an wie Lieferungen aus den USSchieferölvorkommen. Vor allem Letztere haben zum massiven Bestandsaufbau in Cushing geführt.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Angebot/Nachfrage/Preisbildung“ und Weltenergieversorgung“ „Wettbewerbsstrukturen“, „Perspektiven der 8 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 1. Fassen Sie die Entwicklung des Ölpreises in den letzten Monaten zusammen. 2. Ermitteln Sie die aktuelle Ausgestaltung des Angebots auf dem Ölmarkt. Benennen Sie die Faktoren, die das Angebot derzeit maßgeblich bestimmen. 3. Beschreiben Sie mit Hilfe eines einfachen Angebot-Nachfrage-Diagramms die konkreten Auswirkungen der Angebotsentwicklung auf den Ölpreis. 4. Geben Sie die Prognosen für die weitere Preisentwicklung in den kommenden Monaten wieder. 9 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Eon mit Rekordverlust 5 10 Mit der geplanten Aufspaltung des Energieriesen will Vorstandschef Teyssen neue Kräfte freisetzen. Doch nun zeigt sich, wie schlecht es um den Konzern wirklich steht: 2014 summierte sich der Fehlbetrag auf rund drei Milliarden Euro. In der Eon-Zentrale in Düsseldorf herrscht seit Wochen unverkennbar Aufbruchstimmung. Das Jahr 2015 soll für den gebeutelten Energiekonzern endlich den Neubeginn markieren. Bis zum Jahresende will Vorstandschef Johannes Teyssen den radikalen Strategiewechsel, den er im Dezember verkündet hat, auf den Weg bringen. Bis dahin soll klar sein, wie sich Deutschlands größter Energiekonzern in zwei Gesellschaften aufspalten wird: in die Eon SE, die sich um das Zukunftsgeschäft mit der Energiewende kümmert, und ein komplett neues Unternehmen, in das die notleidenden Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke kommen. 15 20 25 30 35 40 45 Vor dem Neubeginn steht freilich die schonungslose Bestandsanalyse - und die fällt erschreckend aus. Nach Informationen des Handelsblatts aus Konzernkreisen hat Eon im Geschäftsjahr 2014 unter dem Strich einen Rekordverlust verbucht: Der Konzernfehlbetrag wird sich auf rund drei Milliarden Euro summieren. Das ist nach 2011 überhaupt erst das zweite Mal in der Firmengeschichte, dass Eon am Ende des Jahres in die Verlustzone gerutscht ist, und damals fiel der Fehlbetrag mit 2,2 Milliarden Euro noch um fast ein Drittel niedriger aus. 2013 hatte Eon noch einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro erreicht. Noch ist die heikle Zahl unter Verschluss. Vorstandschef Teyssen wird sie Anfang nächster Woche dem Aufsichtsrat offenbaren - und am Mittwoch dann auf der Bilanz-Pressekonferenz am liebsten nur am Rand erwähnen. Ein Sprecher des Konzerns lehnte auf Anfrage auch einen Kommentar ab. „Dass es einen Verlust gibt, ist nicht überraschend“, sagt Analyst Stephan Wulf von Warburg Research, „spannend ist aber die Höhe.“ Über die hat der Finanzmarkt wild spekuliert. Die Analystenprognosen reichten von zwei bis vier Milliarden Euro. „Eon hat eben viele Baustellen“, sagt Analyst Wulf. Den Hauptgrund für den Rekordverlust hatte Teyssen Anfang Dezember bei der Präsentation der neuen Strategie geliefert. Er teilte mit, dass Eon Wertberichtigungen von rund 4,5 Milliarden Euro vor Steuern vornehmen muss - zusätzlich zu den 700 Millionen Euro, über die er bereits im Laufe des Jahres berichtet hatte. Mit den Abschreibungen reagierte Eon zum einen auf das drängendste Problem: die zunehmend unrentable Stromproduktion mit den großen Kraftwerken. Weil der Markt mit Ökostrom geflutet wird, der nicht nur in Deutschland politisch gefördert wird, werden Gas- und Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt. An der Energiebörse dümpeln die Notierungen bei 32 Euro je Megawattstunde. Vor drei Jahren waren es noch gut 20 Euro mehr. Entsprechend sind die Margen in der Stromproduktion zusammengeschmolzen. Vor allem aber stehen immer mehr Kraftwerke still - und müssen abgeschrieben werden. Mit diesen Problemen steht Eon nicht allein da. Auch RWE leidet unter der Energiewende. Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern hatte 2013 bereits einen Milliardenverlust gemacht. Die Zahlen für 2014 legt RWE ebenfalls kommende Woche vor. 10 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 50 55 Marktführer Eon hat aber auch viele hausgemachte Probleme. So reagierte Teyssen mit den Abschreibungen auch auf Fehlinvestments. Ein Teil der Abschreibungen entfiel auf unrentable Geschäfte in Südeuropa. Eine der vor Jahren teuer eingekauften Niederlassungen, die Spanien-Aktivitäten, stieß er Ende des Jahres offenbar mit Verlusten wieder ab. Die Tochter in Russland, wo der Konzern Milliarden in die Stromproduktion investiert hat, leidet zudem unter der Schwäche des Rubels. In der Türkei lasten hohe Kosten auf dem neuen Investment. Und das Engagement in Brasilien ist komplett aus dem Ruder gelaufen. Der Stromproduzent Eneva, bei dem der Konzern 2012 unter Teyssens Ägide eingestiegen war, musste Ende 2014 Gläubigerschutz beantragen, weil sich Eon nicht mit den Partnern über eine Finanzspritze einigen konnte. Dabei hat Eon schon 1,3 Milliarden Euro investiert - viermal mehr als geplant. 60 Und zu allen Problemen kam im vergangenen Jahr noch Unerwartetes hinzu: der drastische Verfall des Ölpreises, der vor einem Jahr noch bei rund 110 Dollar je Barrel notierte und jetzt bei gerade einmal 60 Dollar. Das spürt Eons Sparte Exploration und Produktion, die vor allem in Russland und der Nordsee Gas fördert. 65 70 Angesichts der vielfältigen Probleme und des Rekordverlusts können die Aktionäre beruhigt sein, dass sie schon Klarheit über die Dividende haben: Ihnen hat Teyssen für 2014 und 2015 schon 50 Cent je Aktie garantiert. Das sind zwar zehn Cent weniger als zuletzt. Aber auch die 50 Cent sind nur möglich, weil Eon als Bemessungsgrundlage den „nachhaltigen Konzernüberschuss heranzieht“. Bei dem rechnet der Konzern die meisten Sondereffekte heraus. Er soll zwischen 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro liegen. Und für die anstehende Umstrukturierung hat das Großreinemachen in der Bilanz auch etwas Gutes, wie ein Insider betont: Die Vermögensverhältnisse sind jetzt - vor der Aufspaltung - geklärt. 75 Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 045, 05.03.2015, 16 11 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 12 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Eon arbeitet an der Kernspaltung Der Energiekonzern will im zweiten Quartal Details zur Aufteilung in zwei Gesellschaften nennen. 5 10 15 20 25 30 35 40 Das Jahr 2014 war das schlechteste in der Geschichte von Eon. Der Energiekonzern verbuchte unter dem Strich einen Rekordverlust von 3,2 Milliarden Euro. 2015 wird aber nicht einfacher - daran ließ Vorstandschef Johannes Teyssen am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz keinen Zweifel: „Das wird ein ebenso hartes Jahr wie 2014, wenn nicht härter.“ Das liegt aber weniger an den Rahmenbedingungen auf dem Energiemarkt, sondern der Aufgabe, die Teyssen selbst vorgegeben hat: Die Aufteilung von Deutschlands größtem Energiekonzern in zwei Gesellschaften. „Was wir vorhaben, ist nicht nur die größte Unternehmensabspaltung, die jemals in Deutschland stattgefunden hat, sondern auch eine der größten weltweit im Energiesektor“, stellte Teyssen nüchtern fest. Der Eon-Chef hatte Anfang Dezember Aktionäre und Mitarbeiter mit seinem radikalen Plan überrascht: Die Eon SE soll sich auf das Geschäft mit der Energiewende konzentrieren, das bisherige Kerngeschäft, der Betrieb von großen Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken, wird in eine neue Gesellschaft abgetrennt, an der Eon die Mehrheit abgeben will. Und Teyssen hat einen ambitionierten Zeitplan vorgegeben: Auf der Hauptversammlung 2016 sollen die Anteilseigener die neue Struktur beschließen. Seit Bekanntgabe arbeitet Eon mit Hochdruck daran, die Aufspaltung rechtlich und wirtschaftlich vorzubereiten. „Schon im zweiten Quartal wollen wir Ihnen weitere Details zu Management und Organisation beider künftigen Unternehmen mitteilen“, versprach Teyssen. Selbst die Frage, welche Aufgabe er selbst übernehmen wird, hält Teyssen offen. Zuerst werde über die Struktur entschieden, dann über das Anforderungsprofil und dann über Personen, sagte er. Wie es in Konzernkreisen heißt, gibt es tatsächlich noch keine Entscheidungen. Es wird aber davon ausgegangen, dass Teyssen Vorstandschef der Eon SE bleibt und den Aufsichtsrat der neuen Gesellschaft führt. Eine Schlüsselrolle bei den Personalrochaden kommt Finanzvorstand Klaus Schäfer zu. Er könnte sowohl die Führung der neuen Kraftwerksgesellschaft übernehmen oder als Finanzvorstand bei der Eon SE bleiben, um später Teyssen zu beerben. Als Chef der neuen Gesellschaft werden auch die Vorstände Mike Winkel, derzeit für Erzeugung zuständig, und Leonhard Birnbaum gehandelt. Die meisten der 60 000 Mitarbeiter wüssten dagegen schon, wo sie arbeiten würden, sagte Teyssen. Schließlich sind die Aufgaben klar definiert. Die Eon SE wird sich neben erneuerbaren Energien auch um Vertrieb und Netze kümmern, die Kraftwerksgesellschaft auch um Energiehandel, Wasserkraft und Gasproduktion. An der Suche nach einem Namen, die von der Markenagentur Metadesign koordiniert wird, beteiligen sich auch die Mitarbeiter. 2 000 Vorschläge wurden eingereicht selbst von Vorständen und Aufsichtsräten. 13 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 45 RWE-Chef Peter Terium hatte am Tag zuvor einen ähnlich radikalen Schritt ausgeschlossen. Als größter Stromproduzent in Deutschland wolle sich der Konzern nicht aus der Verantwortung stehlen, sagte er: „Der Letzte macht das Licht aus - nicht mit uns.“ 50 Dabei kämpfen beide Unternehmen mit den gleichen Rahmenbedingungen. Weil der Markt mit Solar- und Windenergie geflutet wird, verfallen die Strompreise, die die Kraftwerke erzielen können. Eon musste 2014 unter anderem deswegen Abschreibungen in Höhe von 5,5 Milliarden Euro vornehmen, was den Konzern in die Verlustzone drückte. RWE war das im Jahr zuvor passiert. Aber auch im operativen Geschäft sinken die Gewinne. Eons Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um neun Prozent auf 8,3 Milliarden Euro - und wird sich 2015 auf 7,0 bis 7,6 Milliarden verringern. Bei RWE brach das Ebitda um zehn Prozent ein - und wird auch weiter sinken. 55 60 Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 050, 12.03.2015, 20 14 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 15 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Eon und RWE: Abschied vom Stammgeschäft Die Energiekonzerne verdienen mit ihren Kraftwerken kein Geld mehr. 5 10 15 20 25 30 Mehr als 40 Charts benutzte Eon-Chef Johannes Teyssen am Mittwoch, um den Analysten den Ernst der Lage zu erläutern. Schaubild Nummer 37 zeigte das ganze Ausmaß der Misere von Deutschlands größtem Energiekonzern. Dort stand mit roten Balken, mit welchen Strompreise der Konzern im Großhandel in den nächsten Jahren rechnen kann. 2015 bekommt Eon in Zentraleuropa noch im Schnitt 49 Euro je Megawattstunde. 2016 werden es 38 Euro sein - und 2017 nur 33 Euro. In Skandinavien sind es schon in diesem Jahr gerade einmal 38 Euro. Den Analysten lieferte der Chart bittere Erkenntnisse. Erstens: Die Margen in der Stromproduktion schmelzen im Rekordtempo dahin. Zweitens: Es wird noch alles viel schlimmer, als es ohnehin schon ist. Dabei war schon 2014 ein Horrorjahr: Der Konzern verbuchte einen Rekordverlust von 3,2 Milliarden Euro - weil er den Wert der Kraftwerke abwerten musste. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schrumpfte um neun Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Eon spürt die Energiewende immer stärker. Der Strommarkt wird von Solar- und Windenergie geflutet, die Vorrang im Netz haben. Damit wird der Markt für die Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke immer enger, die Preise fallen, die Margen schwinden - und immer mehr Kraftwerke stehen komplett still. Dabei kann der Konzern das Problem noch etwas kaschieren, weil er einen Großteil am Terminmarkt verkauft. Das Problem wird aber immer drängender. 2015 wird das Ebitda auf bis zu sieben Milliarden Euro sinken. „Das Fahrwasser bleibt schwierig“, sagte Teyssen. Bei RWE sieht es nicht besser aus. Die hohen Abschreibungen und den Rekordverlust hat der Konzern zwar schon vor einem Jahr verbucht. Das Ebitda brach aber um zehn Prozent auf 7,1 Milliarden Euro ein - und wird 2015 auf bis zu 6,1 Milliarden sinken. „Das Umfeld in der konventionellen Stromerzeugung verschlechtert sich schneller, als wir gegensteuern können“, sagte Vorstandschef Peter Terium. Die Situation sei „dramatisch“. 35 bis 45 Prozent der Kraftwerke verdienen kein Geld. Schon bald könnte die Sparte, die einstmals die Hälfte des operativen Gewinns beisteuerte, Verluste schreiben. 35 40 45 Die Konzerne kommen mit dem Sparen nicht nach, immer neue Programme werden aufgelegt. Welche Zukunft haben die Energiekonzerne noch, wenn nicht weniger als das traditionelle Kerngeschäft, der Betrieb von großen Kraftwerken, wegbricht? Verzweifelt suchen Terium und Teyssen nach neuen Wachstumsgeschäften. Aber für groß angelegte Investitionen in erneuerbare Energien ist kaum Geld da. Und das Geschäft mit Energiedienstleistungen ist mühsam.Teyssen hat deshalb den denkbar radikalsten Weg eingeschlagen. Er spaltet Eon auf. Die Eon SE wird sich auf erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze konzentrieren. Die Kraftwerke werden in eine neue Gesellschaft ausgelagert. Mitte 2016 soll es zwei Aktien geben - mit zwei Chancen und zwei Risiken. Jürgen Flauger Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 051, 13.03.2015, 53 16 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 17 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Energiewende zieht auch EnBW in die Verlustzone 5 10 Der drittgrößte deutsche Versorger EnBW leidet stark unter den Kosten der Energiewende. Die Nummer drei der deutschen Energiekonzerne nach Eon und RWE schrieb im vergangenen Jahr unterm Strich einen Verlust von 450 Millionen Euro. Vorstandschef Frank Mastiaux, der den Energieriesen vom Atomkonzern zum Ökostromerzeuger umbaut, kündigte deshalb ein weiteres Sparprogramm an. „Bis 2020 wollen wir zusätzlich zu den bereits erreichten 750 noch einmal 400 Millionen Euro einsparen“, sagte der seit zweieinhalb Jahren amtierende EnBW-Chef in Karlsruhe. In den kommenden drei Jahren könnten etwa 500 der insgesamt gut 20 000 Arbeitsplätze verloren gehen, sagte Mastiaux. EnBW hatte bereits im vergangenen Jahr den Vorstand verkleinert. „Bei uns wird die Treppe von oben gekehrt“, sagte der Manager. 15 Die Badener kämpfen wie Eon und RWE mit dem Preisverfall. Der Ausbau der Energiequellen Wind und Sonne macht Kohle- und Gaskraftwerke unrentabel. EnBW musste Abschreibungen auf Kraftwerke von mehr als einer Milliarde Euro vornehmen. 20 Quelle: mwb, Handelsblatt, Nr. 054, 18.03.2015, 21 18 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 RWE: In Westfalen droht ein Totalausfall 5 10 15 20 25 30 35 Die Partnerschaft von RWE zu den Kommunen an Rhein und Ruhr ist nicht immer einfach. Im Aufsichtsrat lassen die Vertreter der kommunalen Aktionäre, die gemeinsam rund ein Viertel der Anteile halten, regelmäßig die Muskeln spielen. Am Mittwoch ging es da vergleichsweise friedlich zu. Zuerst wurde der Vertrag von Vorstandschef Peter Terium um fünf Jahre verlängert - mit den Stimmen der Kommunen. Dann beschloss der Aufsichtsrat, dass die Dividende für 2014 stabil bei einem Euro je Aktie bleiben soll - wie von den Kommunen gefordert. Am Donnerstag dürfte es in der Konzernzentrale in Essen ungemütlicher werden. Dann kommen die Vertreter von 23 Stadtwerken, die am Kraftwerksprojekt Gekko von RWE beteiligt sind, zur Gesellschafterversammlung. Und es gibt großen Diskussionsbedarf: Das einstige Prestigeprojekt könnte nach Informationen des Handelsblatts endgültig zur Investitionsruine werden. Mitte 2008 hatte RWE gemeinsam mit den 23 Stadtwerken, die zusammen 23 Prozent halten, in Hamm in Westfalen den Bau von zwei Steinkohle-Kraftwerksblöcken begonnen. Eigentlich sollte der Bau 2012 abgeschlossen sein und das Kraftwerk Strom für drei Millionen Haushalte produzieren. Nach verschiedenen Pannen ging im Sommer 2014 zwar ein Block ans Netz, die Inbetriebnahme des zweiten wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Am Donnerstag soll auf der Gesellschafterversammlung über das weitere Vorgehen gesprochen werden. Wie es in Kreisen der Anteilseigner heißt, gibt es zwar ein Sanierungskonzept. Das würde aber zwei weitere Jahre beanspruchen. Zudem wolle Kraftwerksbauer Alstom dafür keine Gewährleistung übernehmen. Der gibt RWE die Schuld an der Verzögerung, weil bei einem Probebetrieb 2013 versehentlich Salzsäure in die Rohre gelangt war. Die Situation ist so verfahren, dass die kommunalen Partner darauf drängen, den Block endgültig aufzugeben. RWE lehnte eine Stellungnahme ab. Der Konzern soll aber prinzipiell dazu bereit sein. Aber zu welchen Konditionen? Der Vertrag mit den Kommunen läuft über beide Blöcke. Und von den geplanten zwei Milliarden Euro Investitionen ist ein Großteil verbaut. Die Lage sei so verzwickt, dass das Problem vermutlich auch am Donnerstag ungelöst bleibe. Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 045, 05.03.2015, 17 19 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Heizen per App Intelligente Thermostate reduzieren den Energieverbrauch - und werden zum Schlüsselfaktor für die Branche. 5 10 15 20 25 30 35 40 Schon mit dem Gang zum Auto lassen sich Heizkosten sparen - zumindest im vernetzten Zuhause, neudeutsch Smart Home. Wenn der Letzte die eigenen vier Wände verlässt, fährt die Heizung automatisch herunter. Alles, was es dafür braucht: ein intelligentes Thermostat und ein Smartphone. Weil das Thermostat auf die Standortdaten des Handynutzers zugreifen kann, funkt es ein Signal an die Heizung. Je weiter weg sich der Hausbewohner bewegt, desto mehr fahren die Heizkörper herunter. Eine solche Funktion bietet das Start-up Tado an. Die Münchener gelten als einer der führenden Anbieter für smarte Temperaturregler. Tados Thermostat wird an den Heizkessel angeschlossen und ist laut Unternehmen mit rund 5 000 europäischen Heizungstypen kompatibel. „Wir sind überzeugt, dass unser Produkt nicht nur effizient ist, sondern dem Verbraucher auch Arbeit abnimmt“, sagt Geschäftsführer Leopold von Bismarck. Durch das Smart Home ist das Thermostat plötzlich mehr als nur ein Temperaturregler: Das Gerät kann in der digitalen Welt dafür sorgen, dass nur dann geheizt wird, wenn der Bewohner auch zu Hause ist. Diese eigentlich naheliegende Justierung drosselt Energiekosten. Einige Hersteller werben mit einer Reduktion von bis zu 60 Prozent. Dem Thermostat kommt so eine besondere Rolle zu: Es wird zum wichtigsten Treiber für das vernetzte Heim. Für Anbieter tut sich ein lukrativer Markt auf. Die Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatungs Deloitte veranschlagt den Umsatz von Smart-Energy-Anbietern auf 490 Millionen Euro im Jahr 2017. Es wären fast 60 Prozent mehr als 2013. Die Höhe der Heizkosten steigere die Bedeutung des Themas, meint Peter Hug: „Die Heizung hat traditionell den größten Bedarf im Haushalt“, sagt der Gebäudeautomation-Experte beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Studien zufolge sind Heizkörper für drei Viertel des Energieverbrauchs in einem Haushalt verantwortlich. Natürlich lässt sich die Heizung auch per Hand abdrehen. Doch man muss daran denken. Thermostate seien „die einfachste Form der Regelung“, so Hug. Zahlreiche Digital-Funktionen der Thermostate sind möglich - von der simplen Zeiteinstellung über die Bedienung per Smartphone bis hin zu Algorithmen, die neben persönlichen Gewohnheiten auch das Wetter einbeziehen. Das französische Start-up Netatmo bietet eine Funktion an, mit der das Thermostat auch auf Faktoren wie Isolierung und Außentemperatur reagiert. „Unser Thermostat ist einfach zu installieren und einfach zu nutzen“, wirbt Unternehmensgründer Fred Potter. Wie auch bei Tado funktioniert das Thermostat von Netatmo über den Heizkessel. 20 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 45 50 55 60 65 70 75 Die Steuerung von Thermostaten ist nicht nur zentral möglich, sondern auch in einzelnen Räumen. Beim Energieversorger RWE funktioniert die Bedienung über Ventile. Zwar haben sie den Nachteil, dass sie einzeln in jedem Raum angebracht werden müssen, doch sie sind dafür auch in Mietwohnungen einsetzbar. Volker Brink, Manager bei RWE Effizienz, sieht noch einen weiteren Vorteil: „Der Kunde kann die Thermostatventile genau für die Räume kaufen, für die er sie benutzen will.“ So würden manche Kunden ein Thermostat im Bad installieren, aber nicht in der Küche. Wenn der Kunde viele Räume digital kontrollieren will, kann das jedoch die Kosten treiben. Der Preis für ein Thermostat bei RWE liegt bei 50 Euro. Bei mobiler Nutzung kommen noch einmal 15 Euro jährlich hinzu. Zum Vergleich: Tado nimmt 250 Euro für sein Thermostat, Netatmo 180 Euro. Die Frage nach der Energieeffizienz geht längst über Privathaushalte hinaus. Während sich Tado, Netatmo oder RWE gezielt an den Endverbraucher richten, spezialisieren sich Unternehmen wie MeteoViva aus Jülich auf mehr Effizienz am Arbeitsplatz. Es geht um Großprojekte: Das Unternehmen hat am Bonner Post Tower und am Neubau der EZB-Zentrale in Frankfurt mitgearbeitet und die Eventstätte BMW Welt energetisch optimiert. „In Nutzgebäuden macht eine solche Regelung noch mehr Sinn als in Privathaushalten“, sagt VDMA-Experte Hug. Mitarbeiter würden selten die Heizung nach unten schrauben. Das Wort „Smart“ hat dort allerdings eine andere Bedeutung als im Einfamilienhaus. „Durch Licht und Computer ist die Wärmeentwicklung in einem Bürogebäude höher als in einem Privathaushalt“, bemerkt Markus Werner, Gründer von MeteoViva. So sei es an Arbeitsplätzen tendenziell eher zu warm als zu kalt. MeteoViva setzt auf Simulationen: In die Prognosen für den Energiebedarf fließen sowohl die Bauphysik als auch die Wettervorhersage mit ein. MeteoViva funktioniert über eine kleine Box, die sich über ein Internetportal steuern lässt. Mitarbeiter bekommen dabei unterschiedliche Zugriffsrechte eingeräumt. Nicht jeder darf das Heizprofil verändern - und auch die Maximaltemperatur legt der Betreiber vorher fest. Weniger geht immer. Quelle: Hegemann, L., Handelsblatt, Nr. 048, 10.03.2015, 24 21 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Warnung vor ungebetenen Gästen Die Sorge vor virtuellen Eindringlingen hemmt den Smart-Home-Markt. Die Industrie arbeitet mit Hochdruck an sicheren Verbindungen. 5 Den kleinen Lauschangriff gab es zum Abend auf der Couch gratis dazu: Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die per Sprache gesteuerten smarten Fernseher von Samsung die aufgezeichneten Daten zur weiteren Auswertung an einen Drittanbieter übermitteln. 10 15 20 25 30 35 40 45 Neue Möglichkeiten, neue Sorgen: Die Verknüpfung von digital aufgerüsteten Haushaltsgeräten kann das Leben angenehmer und sicherer machen. Doch intelligente Häuser bieten auch neue Angriffspunkte für Datendiebstahl und Manipulationen. „Das Smart Home ist ein Punkt, an dem die digitale Welt und die physische Umgebung intensiv in Kontakt treten“, schreiben Wissenschaftler der EU-Agentur für Netzwerkund Informationssicherheit (ENISA). „Das wird für beide Welten neue und noch unbekannte Gefahren und Verwundbarkeiten mit sich bringen.“ Die Technologiefirma HP suchte 2014 in einer Studie nach Lücken. Bei 60 Prozent der Smart-Home-Geräte fand man Zugangsmöglichkeiten für Fremde. 70 Prozent nutzten unverschlüsselte Netzwerkverbindungen. An Gegenmaßnahmen wird eifrig gearbeitet: In Deutschland tüftelt eine Allianz am „Smart Home ready“-Siegel, das zuverlässige Lösungen kennzeichnen soll. An der technischen Basis ist auch ein Normungsausschuss des Verbands der Elektrotechnik, Elektrik und Informationstechnik (VDE) tätig. Die Ingenieure richten ihr Augenmerk auf Gateways, sichere Übertragungsbrücken also. Denn im Haushalt von morgen treffen diverse Technologien verschiedener Anbieter aufeinander. Mit einer gemeinsamen Plattform, die nach Ansicht der ENISA möglichst mit Open-Source-Protokollen funktioniert, könnte man die Sicherheit steigern. Zwar sei vieles normungstechnisch gut abgedeckt, aber die Standards würden kaum gemeinsam genutzt, bemängelt der VDE. Los geht es aber schon bei simpleren Dingen wie der Passwortvergabe. Acht von zehn Geräten im HP-Test forderten den Benutzer nicht auf, einen komplexen Zugriffscode zu wählen. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie warnen ebenfalls: Passwortsicherheit sei auch im Smart Home oberstes Gebot. Stimmen die Schutzmaßnahmen, können Smart-Home-Lösungen dazu beitragen, die physische Sicherheit zu erhöhen: Automatisch aktivierte Rollladen täuschen in der Urlaubszeit ein bewohntes Haus vor. Wenn doch etwas passiert, werden durch Türoder Fenstersensoren die Überwachungskameras aktiviert. Die schlagen Alarm, informieren den Geschädigten per SMS und senden Bilder der Eindringlinge zur Beweissicherung in die private Cloud. Quelle: Heckel, M., Handelsblatt, Nr. 048, 10.03.2015, 24 22 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 23 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 EU-Energiepolitik soll effizienter werden Internes Kommissionspapier: Mehr Forschung, bessere Wettbewerbsfähigkeit, weniger Emissionen. 5 10 15 20 25 30 Die EU-Kommission will Forschung und Entwicklung im Bereich der Energietechnologie vorantreiben. Das geht aus einem Strategiepapier zur Energieunion hervor, das die Kommission derzeit intern diskutiert und das dem Handelsblatt vorliegt. „Wenn es um saubere, kohlenstoffarme Technologien geht, verlieren wir an Boden. Diese Fakten dürfen wir nicht länger ignorieren“, warnt das Team des für die Energieunion zuständigen Vizepräsidenten der Kommission, Maros Sefcovic. Gelänge es nicht, die nationale Fragmentierung des Energiemarkts zu überwinden, werde es infolge der damit verbundenen wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Kosten immer schwieriger, den Weg in eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu beschreiten. Am 25. Februar macht Brüssel die Vorschläge öffentlich. Das Projekt ist eine der politischen Prioritäten der Kommission unter Jean-Claude Juncker. Ziele sind eine bessere Versorgungssicherheit, die Vollendung des Energiebinnenmarkts sowie die weitere Reduzierung der CO2-Emissionen in der Wirtschaft. „Unsere gegenwärtige Energiepolitik ist nicht nachhaltig und muss in jeder Hinsicht neu gestaltet werden“, betont Vizepräsident Sefcovic. Die EU deckt ihren Energiebedarf zu 55 Prozent aus Einfuhren. Eines von fünf Kernelementen der Energieunion ist eine verbesserte Innovationspolitik. Sie soll die EU davor bewahren, ihre Stellung bei nachhaltigen Technologien zu verspielen. Tatsächlich finden immer mehr technologische Durchbrüche außerhalb Europas statt. Unter den zehn weltweit führenden Solarunternehmen ist keines aus der EU. „Unsere Energieabhängigkeit sollte nicht auch noch in einer Technologieabhängigkeit münden“, warnt Brüssel - und entwickelt nun eine Strategie, die den Trend stoppen soll. Investitionen sollen demnach stärker an Innovationen mit besonders hohem Mehrwert ausgerichtet sein und weniger an ausgereiften Technologien. So schwärmen die Experten im Papier von „einem Element der Zerstörung alter Technologien und Geschäftsmodelle“. Nur so könnten neue Geschäftsfelder entstehen. Smart Grids, Speichertechnologien, Fernwärme- und Fernkühlungssysteme sowie Windkraft und mehr Effizienz sind die Stichworte. 35 40 Doch nicht nur der nachhaltigen Innovation soll die Energieunion neue Impulse verleihen. Um sich aus der Versorgungsabhängigkeit von Russland zu lösen, soll Europa stärker an die Gasvorkommen im Mittelmeerraum angebunden werden. Infrastrukturlücken sollen geschlossen und der erhöhten Produktion aus erneuerbaren Energien angepasst werden. Um den Energieverbrauch zu senken, gerät der Gebäudesektor noch stärker ins Visier. Rund 90 Prozent der Gebäude verschwendeten Energie, deshalb soll es mehr finanzielle Anreize für die Sanierung geben. 24 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 45 50 Wer mit den Plänen zur Energieunion auf den großen Wurf hofft, dürfte indes enttäuscht werden. „Die Kommission hat hohe Erwartungen geweckt, serviert aber viel neuen Wein in alten Schläuchen“, heißt es im Umfeld großer Versorger. Dort begrüßt man, dass zumindest die Idee einer EU-weiten Gaseinkaufsgemeinschaft vom Tisch ist. Im Papier ist die Rede davon, einen Mechanismus auszuloten, der es Staaten ermöglicht, sich in Krisenzeiten freiwillig zusammenzutun, um die Verhandlungsposition zu verbessern. Grundsätzlich will die Kommission künftig mehr koordinieren und besser informiert werden von den Staaten - energiepolitische Alleingänge soll es nicht mehr geben. 55 Quelle: Ludwig, T., Handelsblatt, Nr. 027, 09.02.2015, 8 25 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Koalition der tiefen Gräben CDU, CSU und SPD sind sich mittlerweile in großem Misstrauen verbunden. Das lähmt die Regierung. 5 10 15 […] Die Liste der Streitigkeiten wird länger und länger: Merkels und Seehofers Plan, den Soli auslaufen zu lassen, erzürnt Gabriel. Auch beim Bau neuer Stromautobahnen liegen der CSU- und der SPD-Chef über Kreuz. Der bayerische Ministerpräsident torpediert das Lieblingsprojekt des Wirtschaftsministers, die Energiewende. Gabriels Vorrat an Geduld sei aufgebraucht, er sei entnervt, heißt es in Koalitionskreisen. Er hatte anfangs gehofft, die Kanzlerin würde Seehofer umstimmen. Doch es tut sich nichts. Und das Zutrauen der Sozialdemokraten in den Chef des Bundeskanzleramts, Peter Altmaier (CDU), der solche Streitigkeiten eigentlich schlichten und für möglichst reibungslose Arbeit in der Koalition sorgen müsste, schwindet. „Es ist offensichtlich, dass es ihm nicht ausreichend gelingt, für Ausgleich zu sorgen“, klagt ein Koalitionär. […] Stromtrassen: Gestörte Verbindung 20 25 30 35 40 Aus Sicht von Sigmar Gabriel (SPD) ist die Sache klar: Zusätzliche Stromautobahnen sind erforderlich, um den Windstrom aus dem Norden Deutschlands in die Verbrauchszentren im Süden zu bringen. Das gilt umso mehr, weil gerade in Bayern und Baden-Württemberg in den kommenden Jahren Kernkraftwerke vom Netz gehen und Strom dort ohne zusätzliche Leitungen aus dem Norden zur Mangelware zu werden droht. Bis zum Herbst vergangenen Jahres war auch Bayern auf dieser Linie. Doch dann scherte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) aus, weil er bemerkt hatte, dass große Teile der Bevölkerung die Leitungen ablehnen. Er verordnete ein Moratorium für den Leitungsbau in Bayern und rief einen „Energiedialog“ ins Leben. Im Februar verkündete seine Wirtschaftsministerin Ilse Aigner das Ergebnis: Statt der zwei Stromautobahnen, die von Norddeutschland bis nach Bayern führen sollen, seien nur „zwei minus x“ erforderlich - also höchstens eine. Am liebsten möchten die Bayern auch diese Leitung überflüssig machen. Dafür sollen Gaskraftwerke in Bayern gebaut werden. Die wiederum soll der Bund subventionieren. Bayern will sich so möglichst energieautark machen. Im Bundeswirtschaftsministerium bewertet man Seehofers Plan als energiepolitischen Amoklauf. Das Haus stützt sich dabei auf den Bundesbedarfsplan, der den erforderlichen Stromleitungsausbau für die nächsten Jahre definiert - und den Bayern im Bundesrat durchgewinkt hat. Die Netzbetreiber stehen derweil parat, ihrem gesetzlichen Auftrag zu folgen: Sie wollen die Leitungen bauen. Gegen den Widerstand Bayerns dürfte das schwierig werden. Eine Lösung des Problems ist nicht Sicht.Klaus Stratmann. 26 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 45 50 55 60 65 70 Energetische Gebäudesanierung: Projekt beerdigt Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele für die Steigerung der Energieeffizienz gesetzt. Nachzulesen sind sie im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (Nape) aus dem Bundeswirtschaftsministerium, den das Bundeskabinett Ende 2014 verabschiedet hatte. Zu den im Nape aufgeführten Instrumenten, die der Erreichung der Effizienzziele dienen sollen, zählt die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung. Doch dieses Instrument wird nicht kommen. Aus Sicht der SPD erklärt sich das Scheitern so: CSU-Chef Horst Seehofer habe sich beim Treffen der Koalitionsspitzen Ende Februar nicht darauf einlassen wollen, zur Gegenfinanzierung des Vorhabens den Handwerkerbonus abzuschmelzen. Die CSU sieht die Sache anders und wirft der SPD vor, sie versuche, „die bayerische Position falsch darzustellen“. Seit 2006 können Bürger Handwerkerleistungen bei der Steuer absetzen. Der 2009 erweiterte Steuerbonus beträgt 20 Prozent der Aufwendungen, höchstens 1 200 Euro im Jahr. Im Moment deutet nichts darauf hin, dass die steuerliche Förderung der Gebäudesanierung noch Realität wird. In Koalitionskreisen heißt es, viele Eigentümer würden derzeit Sanierungen zurückstellen, weil sie noch auf den Steuervorteil warteten. Wenn man diesen Attentismus auflösen wolle, müsse man den Leuten reinen Wein einschenken und das Projekt endgültig beerdigen. Das Aus für die steuerliche Förderung der energetischen Sanierung ist insbesondere für Wirtschaftsminister Gabriel ein Ärgernis. In seinem Energieeffizienzplan nimmt das Instrument eine wichtige Rolle ein. Quelle: Stratmann, K., Handelsblatt, Nr. 050 vom 12.03.2015 Seite 006 27 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Vattenfall: Mit beschränkter Haftung Der Energiekonzern Vattenfall ändert seine Struktur. Kann er damit Kosten für den Abriss der Atomkraftwerke abwälzen? 5 10 15 Die Bundesregierung tappt im Umgang mit den Atomrückstellungen im Dunkeln. Das belegt die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen, die dem Handelsblatt vorliegt. So räumt das Ministerium ein, ihm seien die Einzelheiten der aktuellen Umstrukturierungspläne bei Vattenfall „nicht bekannt“. Und über die Folgen der bereits 2012 vorgenommen Umstrukturierung bei Vattenfall für die nuklearen Entsorgungsverpflichtungen habe man „keine Erkenntnisse“, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Die vier Betreiberkonzerne sind gesetzlich verpflichtet, für den Rückbau von Kernkraftwerken und für die Lagerung der abgebrannten Brennelemente Rückstellungen zu bilden. Sie belaufen sich nach Angaben des Wirtschaftsministeriums derzeit auf 36 Milliarden Euro. Sollten die Rückstellungen nicht ausreichen, haften die Unternehmen bis zum letzten Cent. Politiker und Fachleute warnen, die Unternehmen könnten bestrebt sein, die Haftung zu begrenzen. 20 25 30 35 40 45 Bereits 2012 hatte Vattenfall die für Deutschland bis dahin zuständige Holding Vattenfall Europe AG auf die Vattenfall Deutschland GmbH verschmolzen und in Vattenfall GmbH umbenannt. Damit endete der Beherrschungsvertrag zwischen dem schwedischen Mutterkonzern Vattenfall AB und Vattenfall Europe. Vor allem aber endete damit auch die Haftung der Schweden für die deutschen Atomlasten. Das Unternehmen bestätigt, dass die Haftung von Vattenfall nur bis zur obersten deutschen Konzerngesellschaft reicht. Bis zur Umstrukturierung dagegen war auch der schwedische Mutterkonzern im Boot. Die Energiekonzerne stehen jeweils als Ganzes für die Rückstellungen gerade - und nicht nur die Gesellschaft, die für den Betrieb eines Kernkraftwerks eingerichtet wurde. Die Klammer zwischen der Betriebsgesellschaft und dem Gesamtkonzern bilden Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträge oder Patronatserklärungen. Grundlage dafür ist eine noch bis April 2022 geltende Vereinbarung, die die vier Kernkraftwerksbetreiber 2001 untereinander geschlossen haben. Was passiert, wenn die im April 2022 endende Vereinbarung ausläuft, ist unklar. Wenn nichts weiter geschieht, haftet nur die Betriebsgesellschaft des jeweiligen Kernkraftwerks. Wird Vattenfall schon vorher die Haftung in Deutschland verkürzen? Derzeit verhandelt das Unternehmen über den Verkauf seiner Braunkohle-Aktivitäten in Ostdeutschland. Experten schätzen den Wert dieser Sparte, die aus Tagebauen und Kraftwerken besteht, auf Beträge zwischen zwei und vier Milliarden Euro. Aus Sicht der Grünen besteht die Gefahr, dass ein Verkauf die Haftungsmasse verkürzt: „Die Bundesregierung weiß im Prinzip nicht, was Vattenfall vorhat. Sie verkennt völlig, dass die Umstrukturierung mit einem Milliardenrisiko für uns Steuerzahler einhergehen kann, wenn wir für Rückbau und Entsorgung der Atomaltlasten Vattenfalls einspringen müssen“, sagte Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Grünen, dem Handelsblatt. Die Regierung sei „im Blindflug unterwegs“, kritisiert 28 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 50 55 60 sie. Ein Vattenfall-Sprecher sagte, das Unternehmen werde „natürlich dafür Sorge tragen, dass die gesetzlichen Bedingungen erfüllt werden“. An Brisanz gewinnt das Thema durch die Ankündigung von Eon-Chef Johannes Teyssen, seinen Konzern in zwei Teile aufzuspalten. Und zwar in einen für die Zukunft (erneuerbare Energien, Netze) und einen für die Historie (Kohle, Atom, Gas). Die Atomrückstellungen von 14,6 Milliarden Euro gehen an diesen zweiten Teil. Sollten die Rückstellungen nicht ausreichen, würde nach einer Übergangsfrist nur noch der zweite Teil haften: Die Nachhaftung des ersten Teils besteht nicht unbegrenzt. Die Bundesregierung müsse die „diversen Signale“ der Kernkraftwerksbetreiber „endlich ernst nehmen und handeln“, warnt Kotting-Uhl. Erforderlich sei ein öffentlich-rechtlicher Fonds für die Atom-Rückstellungen. Für die Konzerne könnte das teuer werden. Sie müssten die Rückstellungen mobilisieren und würden weiter in Anspruch genommen werden, wenn die Rückstellungen nicht ausreichen. 65 70 75 Die Unternehmen propagieren eine andere Lösung: Sie wollen dem Staat die Rückstellungen nebst den Kernkraftwerken überantworten. Dahinter steckt die Überlegung, dass sich die derzeitige Regelung zu einem Fass ohne Boden entwickelt. Die Betreiber müssen zwar für die Kosten der Atommülllagerung aufkommen, haben aber keinen Einfluss auf die Bedingungen, unter denen das geschieht, weil das Thema fest in der Hand der Politik liegt. Zuletzt hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, die Suche nach Endlagerstätten neu aufzurollen. Die Kosten sind nach oben unbegrenzt. Quelle: Stratmann, K., Handelsblatt, Nr. 051, 13.03.2015, 10 29 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Atomkraft, ja bitte? Die Klimaziele der EU wecken in der Nuklearbranche neue Hoffnungen. 5 Yves Brachet ist guter Dinge. Nachdem die EU soeben ihr Verhandlungsangebot für die internationale Klimakonferenz in Paris auf den Tisch gelegt hat, ist für den Europapräsidenten des Technologiekonzerns Westinghouse Electric Company klar: „Will die EU ihre Klimaziele erreichen, kann sie es sich nicht leisten, die Vorzüge der Nuklearenergie zu ignorieren.“ 10 15 20 25 Tatsächlich will die EU den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Die Nuklearbranche hofft, vom Ehrgeiz der Europäer profitieren zu können. Derzeit sind in 14 EU-Staaten 131 Kernkraftwerke in Betrieb. Sie liefern rund ein Drittel des in der EU produzierten Stroms. Laut Westinghouse helfen sie damit, jährlich 600 Millionen Tonnen Ausstoß von CO2 zu vermeiden. Die zu Toshiba gehörende Westinghouse ist auf Technologie zum Bau von Atomreaktoren spezialisiert. In mehreren EU-Staaten stößt die Branche auf offene Türen. Allein Polen listet für den Einstieg in die Kernenergie Projektkosten von gut zwölf Milliarden Euro auf. Auch Rumänien, Lettland und Ungarn haben Investitionen in Atomenergie angekündigt. Insgesamt acht Staaten fordern in einem Brief an die Kommission, die Pläne für eine Europäische Energieunion nachzubessern und der Förderung von Kernenergie mehr Bedeutung beizumessen. Atomkraftgegner sind alarmiert. Erst im Oktober 2014 hat die Kommission britische Staatshilfen in Höhe von umgerechnet rund 22 Milliarden Euro für das Atomkraftwerk Hinkley Point des Landes erlaubt. Tschechien betrachtet das als Präzedenzfall für das Kernkraftwerk Temelin; auch dort wird der Bau neuer Reaktorblöcke ohne öffentliche Subventionen nicht zu realisieren sein. 30 35 In der EU sorgt die neu entflammte Debatte um Kernkraft für Streit. Vor allem Deutschland bremst. „Eine 50 Jahre alte Technologie, die sich nicht rechnet, mit Steuermitteln zu fördern geht gar nicht“, betonte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Deutschland werde einer öffentlichen Förderung von Atomenergie nicht zustimmen. Quelle: Ludwig, T., Handelsblatt, Nr. 051, 13.03.2015, 10 30 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 31 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Betreiber fordern Hilfe vom Staat Das Bereithalten von Reserven soll vergütet werden. 5 10 15 20 25 30 35 Die Probleme beim Gaskraftwerk in Irsching brachten Eon-Chef Johannes Teyssen am vergangenen Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz regelrecht in Rage: „Eines der modernsten Kraftwerke der Welt - ideal zur Unterstützung von Wind und Sonne, weil flexibel und höchst effizient - kann derzeit kaum noch seine Kosten erwirtschaften“, sagte er. Der Beitrag, den Irsching zur Stabilisierung der Stromversorgung leiste, habe „eine angemessene und faire Vergütung“ verdient. Die Situation der Gaskraftwerke in Deutschland ist in der Tat paradox. Vor wenigen Jahren wurden sie von der Politik eingefordert, weil sie bei der Energiewende die ideale Ergänzung zu den erneuerbaren Energien sind. Gaskraftwerke können rasch hoch- und runtergefahren werden - und so einspringen, wenn Wind- und Sonnenenergie wetterbedingt keinen Strom liefern. Tatsächlich werden sie aber gerade durch den Boom der Erneuerbaren aus dem Markt gedrängt. Weil grüner Strom vorrangig ins Netz eingespeist wird, sinkt der Anteil des Stromverbrauchs, den Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke bedienen dürfen. Innerhalb von drei Jahren sind die Strompreise im Großhandel um 20 auf 32 Euro je Megawattstunde abgestürzt. Das trifft vor allem Gaskraftwerke, die zwar günstig im Bau sind, aber teuer im Betrieb. „Es gibt niemanden, der die Notwendigkeit von effizienten und flexiblen Gaskraftwerken bestreitet, wenn es um die Frage geht, wie man die wetterabhängigen Energieformen absichern will“, klagte Teyssen, „aber vom öffentlichen Bekenntnis bis zur praktischen Tat ist es ein weiter Weg.“ Die Branche fordert einen Kapazitätsmarkt, der die Betreiber alleine für das Bereithalten von Reservekraftwerken belohnt. Aktuell hat die Bundesnetzagentur zwar die Möglichkeit, Kraftwerke in Sonderfällen zu entlohnen. Nach Teyssens Worten reicht das zwar für alte und abgeschriebene Anlagen, nicht aber für neue, weil Kapitalkosten und Abschreibungen nicht berücksichtigt würden. Jürgen Flauger Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 052, 16.03.2015, 17 32 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 EU bremst Ungarn bei Atomplänen Brüssel verlangt Alternativen zum Nuklearbrennstoff aus Russland. 5 10 15 20 25 30 35 Die EU-Kommission will Umgarn bei einem milliardenschweren Atomgeschäft mit Russland bremsen. Demnach teilt die Kommission die Einwände der Atombehörde Euratom gegen den Plan der rechtspopulistischen Regierung in Budapest, zwei neue Atomreaktoren ausschließlich mit Nuklearbrennstoff aus Russland zu befeuern. Eine solche Vereinbarung werfe Fragen der Versorgungssicherheit auf, hieß es in Brüssel. Zwei oder drei Bezugsquellen seien erforderlich. Damit würden auch nicht-russische Unternehmen ins Geschäft mit Ungarn kommen. 2014 hatte sich Moskau bereiterklärt, mit einem Kredit von zehn Milliarden Euro zwei neue Reaktorblöcke für das Atomkraftwerk in Paks zu bauen. Damit hat Ungarns Premier Viktor Orbán sein Land auf Jahrzehnte an Russland gebunden. Die Reaktorblöcke werden vom russischen Konzern Rosatom errichtet. Der Brennstoff für die Reaktoren soll exklusiv von Russland geliefert werden. Eine Sprecherin der EU-Kommission bekräftigte, die Einwände bezögen sich nur auf die Brennstoffversorgung und nicht auf den Reaktorneubau. Die Euratom-Agentur ESA muss grundsätzlich alle Importe von nuklearem Brennstoff in die EU genehmigen. Die Regierung unter Premier Viktor Orbán sieht unterdessen kein ernstes Problem für ihre ehrgeizigen Atomkraftpläne in Paks. Regierungssprecher Zoltan Kovacs sagte, die kolportierte Blockade von Paks durch Brüssel sei eine Falschmeldung. Insider in Ungarn nehmen die Bedenken der EU-Kommission nicht allzu ernst. Während Ungarn die Nähe zu Russland sucht, will die Ukraine künftig Brennstoff von Westinghouse in den USA beziehen. Ungarns Premier Orbán sagte dem Handelsblatt zuletzt zur Abhängigkeit von Russland, die die ungarischen Atompläne für Kritiker mit sich brächten: „Wir haben das allen Ländern angeboten. Die Bedingung war, dass es sicher sein muss, der Partner die nötigen Finanzressourcen mitbringt und das AKW im Besitz des ungarischen Staates bleibt. Nur die Russen waren dazu bereit.“ Quelle: Ludwig, T./Siebenhaar, H.-P., Handelsblatt, Nr. 052, 16.03.2015, 12 33 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Rückschritte bei der Kraft-Wärme-Kopplung Große Koalition verabschiedet sich vom Ziel des 25-Prozent-Anteils an der Stromerzeugung. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an der Stromerzeugung von derzeit etwa 17 Prozent dürfte sich in den nächsten Jahren kaum mehr stark erhöhen. Der Grund: Die Große Koalition entwickelt bei der Novelle des KWK-Gesetzes keinen besonderen Ehrgeiz. Vom seit Jahren formulierten Ziel, den KWK-Anteil bis 2020 auf 25 Prozent zu steigern, ist nicht mehr die Rede. „Aus meiner Sicht ist es falsch, sich zu stark auf das 25-Prozent-Ziel zu fixieren. Die ersten 20 Prozent sind die wichtigsten“, sagte Florian Post, Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion bei der Novellierung des KWK-Gesetzes, dem Handelsblatt. Auch Unionspolitiker wie Fraktionsvize Michael Fuchs (CDU) haben sich davon verabschiedet, das 25-ProzentZiel hoch zu halten. In KWK-Anlagen wird die bei der Stromproduktion entstehende Wärme genutzt, etwa für Heizzwecke oder für industrielle Prozesse. Bei einem großen Teil konventioneller Kraftwerke dagegen entweicht die Wärme komplett ungenutzt. KWK-Anlagen haben daher im Vergleich zu herkömmlichen Kraftwerken einen höheren Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Gefördert werden die Anlagen über das KWK-Gesetz, das den Betreibern - ähnlich wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) - eine bestimmte Vergütung garantiert. Die Kosten werden auf die Stromverbraucher umgelegt. 2013 summierte sich die KWK-Förderung auf 350 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die EEG-Förderung überschreitet mittlerweile die Grenze von 20 Milliarden Euro pro Jahr. Die Große Koalition ist zwar bereit, für die KWK-Förderung mehr Geld auszugeben. „Auf mindestens eine Milliarde Euro sollte man sich schon verständigen“, sagt SPDParlamentarier Post. Die von Branchenverbänden geforderten Summen lehnt er dagegen ab: „Vier Milliarden Euro pro Jahr sind illusorisch.“ Er geht davon aus, dass „spätestens im Juni“ ein Gesetzentwurf aus dem Wirtschaftsministerium vorliegt. Die Förderung solle auf Anlagen konzentriert werden, die der öffentlichen Versorgung dienen, so Post. Andere Anlagen dagegen sollen leer ausgehen: „MiniBlockheizkraftwerke, wie sie etwa von Hotels und Krankenhäusern eingesetzt werden, erzielen mit der KWK-Förderung zweistellige Renditen. Solche Anlagen brauchen künftig gar keine KWK-Förderung mehr.“ Eingriffe in den Bestand schließt Post aus. Aus Sicht der Unterstützer der KWK-Technik behandelt die Große Koalition das Thema stiefmütterlich. „KWK trägt zu einer klimaverträglichen und bedarfsgerechten Strom- und Wärmeversorgung bei und ist eine sinnvolle und notwendige Ergänzung zu den fluktuierenden erneuerbaren Energien im Strommarkt“, sagte GrünenFraktionsvize Oliver Krischer dem Handelsblatt. In den Reihen der SPD gibt es viele Abgeordnete, die das ebenso sehen: „Die Politik muss am 25-Prozent-Ziel festhalten“, sagte Dirk Becker, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, dem Handelsblatt. Mit der anstehenden Gesetzesnovelle, so Becker, müsse „der Rückstand bei der hocheffizienten und flexiblen KWK aufgeholt werden“. Quelle: Stratmann, K., Handelsblatt, Nr. 053, 17.03.2015, 9 34 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Gemeinsam unabhängig werden Die EU will die Energieversorgung sicherer und nachhaltiger machen. Doch Details der „Energieunion“ sind vor dem Gipfel umstritten. 5 10 15 20 25 30 Die Lösung liegt im Schulterschluss, das Ziel heißt Einigkeit: Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union werden an diesem Donnerstag in Brüssel über die Vorschläge der EU-Kommission zur Schaffung einer „Energieunion“ beraten. Die von der Behörde vorgestellte Initiative soll eine „sichere, nachhaltige, wettbewerbsfähige und erschwingliche Energie“ für Bürger und Unternehmen sicherstellen. Dabei ist der kleinste gemeinsame Nenner zwischen den 28 EU-Staaten unstrittig: Europa will sich aus der Energieabhängigkeit von Russland lösen. Über Details aber wird gestritten. Während vor allem die osteuropäischen Staaten den Schwerpunkt auf Versorgungssicherheit - und damit auch auf Kohle und Kernkraft - legen wollen, mahnen Deutschland, Dänemark und Österreich mehr Engagement bei Energieeffizienz und Erneuerbaren an. Die Fakten sind klar, die Abhängigkeit ist groß: Zuletzt importierte die EU rund 53 Prozent ihres Energieaufkommens für etwa 400 Milliarden Euro jährlich. Sechs Mitgliedstaaten beziehen ihre gesamten Erdgaslieferungen aus Russland. Nun soll die EU Lücken in der Strominfrastruktur schließen, mehr Flüssiggas importieren und verstärkt auf Gaslieferungen aus dem Mittelmeerraum und der kaspischen Region zurückgreifen. Mehrere EU-Staaten setzen aber auf Atomstrom und haben in einem Brief an die Kommission dafür plädiert, der Nuklearenergie mehr Bedeutung beizumessen. Polen, Tschechien, Ungarn, Lettland und Rumänien haben Milliardeninvestitionen in die Kernkraft angekündigt. Und Großbritannien hat bereits die Zustimmung der europäischen Wettbewerbsaufsicht für Subventionen im Nuklearbereich in Milliardenhöhe erhalten. Berlin passt das gar nicht. Beim Gipfel am Donnerstag wird also noch viel zu diskutieren sein. Insbesondere die Position Polens sorgt für Zündstoff. „Polen sieht Kohle und Atomkraft nicht als Auslaufmodelle, sondern als Assets, die in der Auseinandersetzung mit Russland wertvolle Dienste leisten können“, heißt es in der Energiebranche. 35 40 Lässt sich die Regierung in Warschau umstimmen? „Polen müssen wir wohl kaufen“, verlautet aus Diplomatenkreisen. Nur mit neuen Strukturfördermitteln lasse sich das Land wohl zum Klimaschützer machen. Im Entwurf zur Gipfelerklärung ist nach zähen Verhandlungen zumindest davon die Rede, die Gesetzgebung hinsichtlich der „Emissionsreduzierung, Energieeffizienz und Erneuerbaren gemäß den vereinbarten Zielen für das Jahr 2030“ zu schaffen. „Die Energiesicherheit lässt sich durch den Rückgriff auf einheimische Ressourcen wie auch auf sichere und umweltverträgliche, kohlenstoffarme Technologien verbessern“, heißt es in dem Papier, das dem Handelsblatt vorliegt. 35 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 45 50 Analysen im Rahmen des EU-Projekts „Towards 2030“ zeigen, dass verstärkte Anstrengungen beim Energiesparen in den Staaten an der EU-Ostgrenze den Gasbedarf um 14 Prozent senken könnten. Das entspräche einer Ersparnis von rund 3,5 Milliarden Euro pro Jahr. Eine stärkere Nutzung regenerativer Energien reduziere den Bedarf zusätzlich. Gleichwohl ist beispielsweise Polen nur schwer dazu zu bewegen, mehr Energie zu sparen. Zwar haben die EU-Staaten vereinbart, die Effizienz bis 2030 um 27 Prozent zu verbessern. Das Ziel ist aber weder verbindlich noch auf nationale Ziele heruntergebrochen - Warschau und London hatten das verhindert. Nicht zuletzt auf Betreiben Deutschlands gibt es Überlegungen, im Rahmen der Energieunion nachzubessern. 55 60 65 Auch bei der Reform des Emissionshandels hat Polen eine Sperrminorität organisiert. Die Herausnahme von zwei Millionen Verschmutzungsrechten aus dem Handel und die Einrichtung einer Marktstabilitätsreserve sollen den Preis der Verschmutzungszertifikate in die Höhe treiben. Firmen hätten dann größere Anreize, in nachhaltige Technologie zu investieren. Vor allem die Osteuropäer, allen voran Polen, sind dagegen, diesen Mechanismus wie von Berlin gefordert schon 2017 einzuführen. Das EU-Parlament hat mit 2019 einen Kompromiss skizziert. Umstritten ist der Vorstoß der Kommission, künftig bereits im Vorfeld mehr Mitspracherechte bei der Verhandlung von Energieverträgen von EU-Ländern und Unternehmen mit Drittstaaten zu bekommen. Wenn die Versorgungssicherheit betroffen sei, müssten die Gespräche transparent verlaufen, fordert die Behörde. Brüssel will dadurch auch verhindern, dass sich Fehlschläge wie das Scheitern der Erdgas-Pipeline South Stream wiederholen. 70 Quelle: Ludwig, T., Handelsblatt, Nr. 054, 18.03.2015, 6 36 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 37 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 38 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Oliver Geden: „Ich warne vor überzogenen Hoffnungen“ 5 Der Leiter der Forschungsgruppe EU bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) über Chancen beim gemeinsamen Gaseinkauf, Liefersicherheit und den Bau neuer Leitungen. Herr Geden, was versprechen Sie sich von einer europäischen Energieunion? Die geplante Energieunion mag in vielen Punkten etwas unkonkret wirken. Ich erwarte aber auf einzelnen Feldern eine Reihe durchaus konkreter Fortschritte. 10 15 20 25 30 35 Zum Beispiel? Das Konzept für die Energieunion misst Acer, der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, eine größere Bedeutung bei. Das ist sehr gut. Im Moment tritt Acer nur bei grenzüberschreitenden Leitungsbauprojekten in Erscheinung, wenn sich zwei Staaten nicht einigen können. Die Agentur braucht aber mehr Einfluss, wenn der europäische Energiebinnenmarkt wirklich Realität werden soll. Braucht die EU statt einer Agentur wie Acer nicht eine europäische Regulierungsbehörde? Langfristig ist das sicher sinnvoll. Würde ein gemeinsamer Gaseinkauf die Position der EU stärken? Ich warne vor überzogenen Hoffnungen. Auf freiwilliger Basis mag das funktionieren. Ansonsten stößt man schnell an wettbewerbsrechtliche Grenzen. Die Kommission will ihre Möglichkeiten verbessern, Einfluss zu nehmen auf Gaslieferverträge. Wie bewerten Sie das? Das erscheint mir äußerst problematisch. Soweit es um zwischenstaatliche Vereinbarungen geht, mag das noch in Ordnung sein. Die Offenlegung privatwirtschaftlicher Verträge dagegen wird nicht funktionieren. Wie bewerten Sie die Sicherheit der Gasversorgung? Seit der Gasversorgungskrise von 2009 hat es eine Reihe beachtlicher Fortschritte gegeben. Die Möglichkeit einer Umkehrung der Fließrichtung in Erdgaspipelines, der sogenannte „reverse flow“, ist mittlerweile in vielen Leitungen Realität. Zusätzlich wurden länderübergreifende Leitungsverbindungen ausgebaut. Sollte es wieder zu ähnlichen Situationen kommen wie 2009, dürfte es heute viel leichter sein, Gas in unterversorgte Regionen Südosteuropas zu bringen. 40 45 Russland hat den Bau der South-Stream-Pipeline abgesagt, das Gas soll nur noch in die Türkei geliefert werden. Was bedeutet das? Wenn die Russen das tatsächlich so in letzter Konsequenz ernst meinen, müssen die Europäer selbst eine Möglichkeit schaffen, das Gas an der türkisch-griechischen Grenze abzuholen. Dafür sehe ich allerdings im Moment keine wirtschaftliche Basis. Es ist unklar, wie man dieses Problem lösen könnte. Quelle: Stratmann, K., Handelsblatt, Nr. 054, 18.03.2015, 6 39 Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 18.03.2015 Gefüllte Lager belasten den Ölpreis Experten erwarten erst für das zweite Halbjahr eine Angebotsverringerung. 5 10 15 20 25 30 35 40 An den Rohstoffmärkten hat sich die Talfahrt der Ölpreise noch einmal beschleunigt. Stark gebeutelt wurde zuletzt vor allem das amerikanische Leichtöl. Noch billiger als zurzeit war WTI-Öl nur nach Ausbruch der Finanzkrise Ende 2008. Am Dienstag notierte WTI bei 43 Dollar je Barrel (159 Liter). Damit kostet es rund zehn Dollar weniger als das europäische Brent-Öl, das mit 52 Dollar von den diesjährigen Tiefständen noch entfernt ist. Ende Januar war der Preis unter 46 Dollar gerutscht. Verglichen mit den Spitzenwerten 2014 von 115 Dollar ist aber auch BrentÖl viel billiger. Der Hauptgrund für den wachsenden Abstand (Spread) der Rohölsorten liegt in den USA. Der WTI-Preis wird in Cushing, dem Haupthandelspunkt des Leichtöls, gebildet. Dort kommt Öl aus Kanadas Ölsanden ebenso an wie Lieferungen aus den US-Schieferölvorkommen. Vor allem Letztere haben zum massiven Bestandsaufbau in Cushing geführt. Anfang Oktober 2014 lagen die Bestände bei gut 19 Millionen Barrel, heute sind es 51,5 Millionen. „Damit bewegen wir uns ganz sicher an der operativen Kapazitätsgrenze in Cushing“, sagt Frank Schallenberger, Energieexperte der Landesbank Baden-Württemberg. „Das hat den Spread noch einmal ausgeweitet.“ Das Problem: Zwar wurden in der Schieferölindustrie wegen des Preisrutsches schon einige Bohrungen aufgegeben, doch ist dies noch nicht im Angebot spürbar. Ian Taylor, Chef des weltweit größten unabhängigen Ölhändlers Vitol, rechnet mit einer Angebotsverringerung und so mit einer Stabilisierung der Ölpreise im zweiten Halbjahr. Es gebe immer noch ein Überangebot am Markt, sagte Taylor laut Bloomberg. „Die US-Produktion und Lagerbestände sind trotz einer Reduktion der Förderanlagen weiter gestiegen“, betont auch Ole Hansen von der Saxo Bank. Zudem rücke Iran wieder in den Fokus. Sollten die Sanktionen aufgehoben werden, werde das Land die Produktion wohl erhöhen. Das globale Überangebot würde damit weiter steigen. Denn bei einer Konferenz in Doha verlautete, dass auch Russland gegenüber Saudi-Arabien beim Opec-Treffen im Dezember einen Produktionsschnitt abgelehnt habe. Quelle: Palm, R., Handelsblatt, Nr. 054, 18.03.2015, 34 40
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