hier - Verband Sonderpädagogik eV

Bundesfachkongress „Unterricht professionell“
am 24./25. April 2015 in Landau
Kurzbeschreibungen der Veranstaltungen
Veranstaltung 1
Guter Unterricht für Menschen mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung
Hendrik Reimers
Im Sinne von Empowerment und Inklusion ist die übergeordnete Leitidee im
Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, die Schülerinnen und Schüler in Hinblick auf eine
optimale subjektive Lebensqualität in Inklusion zu unterstützen und zu begleiten. Fit sein im
Leben für ein individuelles Höchstmaß an aktiver Teilhabe ist demensprechend das Ziel
jeglicher Bildungsbemühungen. Das bedeutet in einer sich immer schneller wandelnden
Gesellschaft vor allem Schülerinnen und Schüler in die Lage zu versetzen, den ständigen
Veränderungen gewachsen zu sein und die eigene Lebenswirklichkeit bewältigen zu können.
Daraus folgt, dass guter Unterricht gekennzeichnet sein muss sowohl durch die Organisation
der Selbstorganisation der Schülerinnen und Schüler einhergehend mit permanenten
Angeboten zu einer positiven Identitätsentwicklung als auch durch eine
unterrichtsimmanente Berücksichtigung der jeweiligen subjektiven Perspektiven.
Veranstaltung 2
„Komm, wir sprechen Mathe!“ – Interaktives mathematisches Lernen mit Kindern mit
Spracherwerbsstörungen
Dr. Anja Schröder, Prof. Dr. Ute Ritterfeld
Aktuelle Studien zeigen, dass nicht alle Kinder mit umschriebenen Spracherwerbsstörungen
(USES) mathematische Basiskompetenzen genauso gut erwerben wie altersgleiche,
sprachlich unauffällig entwickelte Kinder. Dabei setzen sich die Schwierigkeiten der Kinder
mit USES in frühen vorschulisch erworbenen mathematischen Kompetenzen wie dem
Zählerwerb im Schulalter weiter fort. Es wird angenommen, dass die sprachlichen und
mathematischen Schwierigkeiten miteinander in Zusammenhang stehen. Daraus wird die
Konsequenz abgeleitet, dass mathematisches Lernen nicht ohne Sprache erfolgen kann und
damit eine mathematische Förderung von Kindern mit USES sprachspezifisch ausgerichtet
sein muss. Wie nun diese sprachspezifische Gestaltung des Mathematikunterrichts
aussehen kann, wird unter anderem in einem Projekt zur Analyse interaktiver Konstruktionen
mathematischen Lernens untersucht. Dabei steht das Verstehen darüber, in welcher Weise
Lehrpersonen (mit fachlicher Expertise im Förderschwerpunkt Sprache und in Mathematik) in
Interaktionen vorgehen und welche Unterstützungsformen förderlich sind, im Mittelpunkt.
Erst im zweiten Schritt können daraus Vorschläge für die Gestaltung lernförderlicher
Interaktionen im Mathematikunterricht abgeleitet werden. Die Untersuchungen sind Schritte
auf dem Weg besonders wirkungsvolle Vorgehensweisen zu entdecken, zu verstehen und zu
bündeln mit dem Ziel daraus dann Fördervorschläge zu entwickeln.
Veranstaltung 3
Prävention von Verhaltensstörungen bei geistiger Beeinträchtigung – Möglichkeiten
der Modifizierung von „Lubo aus dem All!“
Dr. Annika Schell
„Lubo aus dem All!“ ist ein sowohl theoretisch als auch empirisch gut begründetes
Präventionsprogramm zur langfristigen Vermeidung von Verhaltensstörungen. Es liegt
aktuell jeweils in einer Version für Vorschul- und für Grundschulkinder vor. Im Mittelpunkt des
Programms steht die methodisch abwechslungsreiche Vermittlung altersangemessener
emotional-sozialer Kompetenzen und Problemlösestrategien. Bewegungs- und Rollenspiele,
Bildkarten, ein Verstärkersystem und weitere Methoden unterstützen einen aktiven
Lernzugang. Besonders die Geschichte des kleinen Außerirdischen „Lubo“ (Handpuppe)
motiviert die Kinder zum Mitmachen und zur spielerischen Auseinandersetzung mit Gefühlen
und sozialen Situationen.
Die Teilnehmer des Seminars erhalten neben einer Einführung in das Präventionspro-gramm
einen Überblick über Möglichkeiten der Modifizierung für Kinder mit einer Geistigen
Beeinträchtigung und den Einsatz in inklusiven Settings. Die Inhalte des Programms werden
sowohl von der Referentin vorgestellt als auch mit den Teilnehmern gemeinsam in Kleingruppen erarbeitet.
Veranstaltung 4
„Caught being kind! - Förderung positiven Verhaltens im Unterricht durch Tootling“
Vertr.-Prof. Dr. Anna-Maria Hintz
Wenngleich sicherlich jeder Lehrkraft daran liegt, positives Verhalten lobend anzuerkennen,
kann es sich im schulischen Alltag oftmals als schwierig erweisen, die Augen überall zu
haben. Gerade bei parallel vorkommenden störenden und unangemessenen
Verhaltensweisen bleibt manches positive Verhalten unbemerkt und findet kaum Beachtung.
Eine Möglichkeit, hier in positiver und präventiver Weise anzusetzen, stellt das Tootling dar.
Genauso, wie das KlasseKinderSpiel (Hillenbrand & Pütz, 2008) gehört es den Methoden
des positive behavior support an. Während der Schwerpunkt beim KlasseKinderSpiel auf
dem Einhalten von vorher gemeinsam vereinbarten Klassenregeln liegt, stellt das Tootling
eine Methode dar, mit der der Fokus stärker als sonst üblich, auf das Wahrnehmen und
Loben positiver Verhaltensweisen gelegt wird (Skinner, Neddenriep, Robinson, Ervin &
Jones, 2002; Skinner, Cashwell & Skinner, 2000). Die Aufgabe, positives Verhalten zu
erkennen und lobend anzuerkennen wird hierbei in kindgerechter Art und Weise auch auf die
Lernenden übertragen (peer monitoring). Hierdurch vergrößert sich die Chance, dass mehr
des gezeigten positiven Verhaltens zur Kenntnis genommen und durch eine ritualisierte
gemeinsame Reflexion in Verbindung mit einem Gruppenkontingenzverfahren verstärkt wird.
Im Rahmen des Seminars wird in die Methode des Tootling eingeführt. Im Anschluss hieran
werden gemeinsam erste Schritte zur praktischen Umsetzung erarbeitet.
Veranstaltung 5
Didaktische Mehrwerte des Einsatzes von Tablets für einen adaptiv-inklusiven
Unterricht
Vertr.-Prof. Dr. Bernhard Rauh, Raphael Wangler
Das Tablet bietet durch die Kombination aus Touchscreen, Mobilität, intuitiver Bedienung
und großer Softwareauswahl ein interessantes Potenzial für den Einsatz in inklusiven Lehr/Lernsettings. Im Beitrag werden unterrichtsrelevante Ergebnisse des Forschungsprojekts
"Teilhabe durch Tablets" vorgestellt, die konkrete didaktische Mehrwerte des Tablets
aufzeigen und jenseits einfacher Neuigkeitseffekte liegen. Insbesondere die assistierenden
und adaptiven Potenziale sowie intelligente Apps, die Handlungsintentionen erkennen und
umsetzen können, stehen im Zentrum.
Veranstaltung 6
Professioneller Unterricht durch professionelle Führung: Schulleitung in inklusiven
Settings
David Scheer
Der flächendeckende Ausbau inklusiver Bildungsangebote stellt auch Schulleitungen vor
immer neue Herausforderungen und bringt auch formell neue Aufgaben mit. Das Seminar
soll den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, sich mit diesem Themenkomplex
auseinanderzusetzen. Es werden Ansätze vorgestellt und erarbeitet, aus denen sich
Möglichkeiten für die erfolgreiche Umsetzung von Schulleitung an inklusiven Schulen
ableiten lassen. Neben dieser Beschäftigung mit Handlungsansätzen und Erkenntnissen aus
der Schulleitungsforschung wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem auch Raum
für die (kollegiale) Auseinandersetzung mit den eigenen täglichen Anforderungen des
Schulleiteralltags geboten.
Veranstaltung 7
Kulturelle Literalität - Förderung der Lesekompetenz zwischen Bildungsstandards und
individuellen Kompetenzen
Prof. Dr. Birgit Werner
Kulturelle Literalität zählt laut UNESCO zu den Basiskompetenzen, die den Anspruch eines
jeden Menschen auf gesellschaftliche Teilhabe sichern. Sie bewegt sich im Spannungsfeld
von individueller Lebensbewältigung und fach- und arbeitsmarktbezogener Qualifizierung
und umfasst sowohl schriftsprachliche und mathematische Kompetenzen. Herkömmliche
schulische Förderkonzepte fokussieren eher auf standardisierte, alters- und normgerechte
Lese- und Schreibkompetenzen bzw. stellen den Erwerb formaler schulischer
Bildungszertifikate in dem Mittelpunkt. Damit drohenden die Bildungsbedarfe der Kinder und
Jugendliche mit milieu- und herkunftsbedingten Bildungserschwernisse bzw.
Bildungsbiografien jenseits von Bildungsstandards vernachlässigt zu werden.
Im Mittelpunkt der Ausführungen steht ein Mehrebenenmodell zur Erfassung,
Systematisierung und Ausdifferenzierung verschiedener Ebenen der Grundbildung:
Prozess-, Subjekt- und soziale Ebene. Es basiert auf dem Modell zur Beschreibung
schriftsprachlicher Kompetenzen (vgl. Rosebrock/ Nix 2008) sowie auf dem Ansatz einer
„situativen Mathematik“ (Basendowski 2013).
Das Seminar beleuchtet auf den einzelnen Ebenen didaktisch-methodische Ansätze, die sich
gerade für die Zielgruppe der Schüler im Förderschwerunkt „Lernen“ bewährt haben. Neben
der Förderung prozessualer Lesefertigkeiten (Leseflüssigkeit und Leseverstehen) werden
auch Konzepte zur Förderung der Lesemotivation (Subjektebene) und die Förderung einer
eigenständigen Auseinandersetzung mit Schriftmedien als kommunikativer
Handlungszusammenhang (soziale Ebene) vorgestellt.
Veranstaltung 8
Professioneller Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen im Unterricht
Dr. Rita Völker-Zeitler
In diesem Seminar gewinnen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kenntnisse über das
Posttraumatische Belastungssyndrom (PTSD) und deren unmittelbaren Folge. Sie
bekommen Einblick, wie sich die Symptomatik der Übererregung, der Kontraktion und der
Dissoziation bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen im Unterricht äußern kann. Kinder
und Jugendliche mit solch schwer wiegenden Erfahrungen fordern Pädagoginnen und
Pädagogen heraus. Auf diesem Hintergrund wird ein pädagogischer Leitfaden für einen
professionellen Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen entwickelt.
Veranstaltung 9
Kompetenzraster als Möglichkeit zur Unterrichtsgestaltung, Förderplanung und
Leistungsbewertung im Rahmen der Inklusion
Christian Diepold, Corinna Bömer
Wie soll man Unterricht an einer inklusiven Schule gestalten? Viele Kollegen fühlen sich mit
der neuen Situation überfordert, Schüler mit individuellem Förderbedarf und Regelschüler
gleichermaßen zu fördern und können sich schwer vorstellen, wie alle Schüler trotz sehr
unterschiedlicher Lern- und Entwicklungsvoraussetzungen vom Unterricht profitieren sollen.
Auch bezüglich der Leistungsbewertung werden alle Kollegen vor ganz neue
Herausforderungen gestellt. Es sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sowohl
Unterricht als auch Leistungsbewertung im Rahmen dieses Paradigmenwechsels so
durchgeführt werden können, dass alle davon profitieren. Dabei soll es zum einen um
Zukunftsvisionen gehen, zum anderen aber auch darum, wie die ersten Schritte hin zur
inklusiven Schule aussehen könnten.
Veranstaltung 10
Unterricht mit kranken Kindern und Jugendlichen
Dr. Andreas Seiler-Kesselheim
Für die Unterrichtung psychisch und/oder somatisch erkrankter Kinder und Jugendlicher sind
in den meisten Bundesländern die Schulen für Kranke dann zuständig, wenn ein längerer
stationärer oder teilstationärer Klinikaufenthalt notwendig ist.
Der Unterricht folgt dabei curricular dem der Heimatschule und trägt ansonsten den
krankheitsspezifischen Erfordernissen Rechnung. Allerdings zeigt sich, dass in den
vergangenen Jahren die Rückführung der Schülerinnen und Schüler in das Allgemeine
Schulsystem mit immer mehr Herausforderungen verbunden ist. Dies wirft sowohl für die
Schulen für Kranke als auch für die Allgemeinen Schulen insbesondere in den Bereichen
Kooperation und Übergangsmanagement neue Fragen auf, die in diesem Seminar
angesprochen und diskutiert werden sollen.
Veranstaltung 11
Differenzierung im Unterricht – empirische Ergebnisse und praktische
Umsetzungsmöglichkeiten
Mareike Drinhaus
Differenzierungskompetenz gilt als eine zentrale Lehrerkompetenz, insbesondere von
Sonderpädagog/innen. Von Lehrpersonen wird erwartet, dass sie jedes Kind gemäß seinem
Entwicklungsstand optimal fördern.
Doch wie kann dies in der Praxis gelingen?
In der Veranstaltung geht es zunächst um das Konzept der Differenzierungskompetenz.
Anschließend wird ein Überblick über verschiedene Differenzierungsformen sowie deren
Vorkommenshäufigkeit im Unterricht gegeben.
Es werden dann praktische Beispiele zur Differenzierung in den Kernfächern vorgestellt.
Veranstaltung 12
Förderung der mathematischen Basiskompetenzen zu Beginn der Sekundarstufe
Carolin Reinck
Die Inklusion sowie die Lernförderung von Schülerinnen und Schülern mit
Unterstützungsbedarf im Lernen sind nicht nur in den Grundschulen ein aktuelles Thema,
sondern immer stärker auch in den Sekundarstufen. Viele der bereits ergriffenen
Maßnahmen betreffen überwiegend schulorganisatorische Aspekte. Für die konkrete
Umsetzung von Unterricht, der die heterogener werdende Schülerschaft fokussiert, liegen
derzeit zu wenige Ideen und Konzepte vor.
Für den Mathematikunterricht besteht ein besonderer Bedarf in dem Bereich der
mathematischen Basiskompetenzen. Verschiedene Studien belegen, dass Schülerinnen und
Schüler der Sekundarstufe nicht über die nötigen Basiskompetenzen verfügen. In der
Veranstaltung wird eine konkrete Maßnahme zur Wiederholung sowie Festigung dieser
mathematischen Grundlagen zu Beginn der fünften Jahrgangstufe vorgestellt, die als
geeignete Prävention von Schwierigkeiten im Mathematikunterricht dient. Der Schwerpunkt
liegt dabei auf dem konkreten Einsatz evidenzbasierter Methoden, die sowohl der Förderung
der Motivation für das Lernen mathematischer Inhalte als auch zur Unterstützung des
Verstehens mathematischer Rechenprozesse dienen.
Veranstaltung 13
Co-Teaching – im Team erfolgreich unterrichten
Tatjana Leidig
Teamarbeit ist eine zentrale Gelingensbedingung auf dem Weg zu Inklusion (vgl. Lütje-Klose
2014). Lehrkräfte stellt die Arbeit in professionsgemischten Konstellationen vor die
Herausforderung, eine Grundlage für die vielfach noch nicht alltägliche Zusammenarbeit zu
finden, Wege und Vorgehensweisen zu klären und die gemeinsame Arbeit in regelmäßigen
Abständen zu prüfen.
Im deutschen Sprachraum wird häufig der Begriff „TeamTeaching“ für die Zusammenarbeit
der Kolleginnen und Kollegen genutzt. Das in der internationalen Forschung etablierte „CoTeaching“ greift weiter und bringt die Aufgabe der kooperierenden Lehrkräfte in der
inklusiven Schule auf den Punkt. Co-Teaching impliziert nach Murawski (2012) die
gemeinsame Gestaltung des Unterrichts durch mehrere Professionelle zur Realisierung des
curricularen, emotionalen und sozialen Lernens in einer inklusiven Lerngruppe – und geht
damit weit über eine punktuelle Zusammenarbeit, einzelne TeamTeaching-Phasen im
Unterricht oder eine kollegiale Beratung hinaus.
Vor dem Hintergrund einer gemeinsam getragenen Verantwortung für die Schülerinnen und
Schüler entwickeln erfolgreiche Co-Teaching-Teams professionelle Strukturen. Dies erfordert
zunächst von den beteiligten Lehrkräften, einen Blick auf die gesamte Lerngruppe zu
entwickeln – also weg von der „geteilten“ Zuständigkeit, die sich häufig in der Formel „meine
Kinder – deine Kinder“ widerspiegelt. Co-Teaching
- geht von einer Gleichwertigkeit der Lehrkräfte aus
- erfordert eine offene Kommunikation der Lehrkräfte
- basiert auf einer gemeinsamen Grundlage
- umfasst gemeinsame Planung, Durchführung und Bewertung/Evaluation des Unterrichts
- bezieht auch Aspekte wie Elternarbeit und Zusammenarbeit mit weiteren Helfersystemen
mit ein
- nimmt erzieherische Fragestellungen und Classroom Management als gemeinsame
Verantwortung in den Blick. (vgl. Murawski 2012, Friend et al. 2010, Sileo 2011)
Im Workshop werden nach der Klärung des Begriffs „Co-Teaching“ vor dem Hintergrund der
inklusiven Schulentwicklung zunächst die verschiedenen Formen des Co-Teachings erläutert
und anhand von Beispielen aus der unterrichtlichen Praxis konkretisiert. Es erfolgt eine
Auseinandersetzung mit erforderlichen Rahmenbedingungen und Strukturen. Mögliche
Vorgehensweisen zur Unterrichtsplanung im Team werden vorgestellt.
Veranstaltung 14
Evidenzbasierung von Unterricht und Förderung – Chancen und Grenzen des
Konzepts
Dr. Jan Kuhl
Das Konzept der Evidenzbasierung stammt aus der Medizin und bedeutet dort die
Behandlung von Patienten nach den besten, wissenschaftlich abgesicherten Methoden.
Immer häufiger wird dieses Konzept auch auf die Pädagogik und vor allem auf die
Sonderpädagogik übertragen. Evidenzbasierung in der Sonderpädagogik meint die
vorrangige Verwendung von wissenschaftlich evaluierten Methoden bei der Unterrichtung
und Förderung von Schülern mit Förderbedarf.
In der Arbeitsgruppe soll das Konzept grundlegend vorgestellt und diskutiert werden. Dabei
sollen die folgenden Fragen bearbeitet werden:
•
Ist Evidenzbasierung ein grundsätzlich tragfähiges Konzept in der Sonderpädagogik?
•
In welchen Unterrichts- und Förderbereichen sollte Evidenzbasierung eine besondere
Rolle spielen?
•
Wie können Unterrichts- und Fördermethoden als wirksam beurteilt werden?
•
Was sind die kritischen Punkte/Schwachstellen/Grenzen des Konzepts?
Veranstaltung 15
Englisch in der integrativen Lerngruppe unterrichten
Nadja Brize
Auch Schüler mit Förderschwerpunkt Lernen können am Englischunterricht teilnehmen. Sie
können Vokabeln lernen, Englisch sprechen, Texte lesen sowie hören und verstehen. Dieses
Seminar liefert Ideen, wie der Unterricht so gestaltet werden kann, dass Förderschüler
optimal gefördert werden, gleichzeitig aber auch Regelschüler die notwendigen sprachlichen
Kompetenzen erwerben. Denn Englisch in einem inklusiven Setting zu unterrichten bedeutet,
große Leistungsunterschiede zu überwinden. Mehr noch als in einer heterogenen Klasse aus
Regelschülern, müssen Unterrichtsinhalte differenziert aufbereitet werden. Zudem erhalten
Sie einen Überblick über geeignete Lehrwerke und Fördermaterialien.
Veranstaltung 16
Ansätze zur Prävention von Lernschwierigkeiten – Zum Einsatz Curriculumbasierter
Messverfahren im schulischen Alltag
Dr. Stefan Voß
Die formative Leistungsevaluation hat sich als eine Maßnahme zur Steigerung der
schulischen Leistungen von Kindern bewährt. Was genau verbirgt sich jedoch hinter diesem
Begriff? Letztlich handelt es sich hierbei um wiederholte Leistungserhebungen zur
Überprüfung der Wirksamkeit und zur Nachjustierung von Unterrichts- und
Fördermaßnahmen. Als ein zentrales Verfahren bzw. ein zentrales Konzept in diesem
Ansatz sind Curriculumbasierte Messverfahren (CBM) zu nennen, welche in einer nunmehr
30 Jahre andauernden Tradition in den USA und jüngst auch im deutschsprachigen Raum
erforscht werden. Im Rahmen der Veranstaltung soll auf folgende zentrale Fragen
eingegangen werden:
•
Was genau sind CBM?
Neben einem kurzen historischen Abriss soll über zentrale Begriffe und Ansätze der CBMForschung berichtet werden. Beispielhaft werden CBM-Verfahren vorgestellt.
•
Wie funktioniert der Einsatz von CBM?
Die praktische Anwendung von CBM im schulischen Alltag wird am Bespiel Mathematik
konkretisiert und ergänzt um Erfahrungen aus dem inklusiven Beschulungskonzept „Rügener
Inklusionsmodell“. Es werden Ansätze zur systematischen Verarbeitung der durch die CBM
gewonnen Daten aufgezeigt und zur Überführung in adäquate Fördermaßnahmen.
•
Was sind Vorteile aber auch Grenzen von CBM?
Neben dem praktischen Nutzen werden zudem die Anforderungen einer erfolgreichen
Anwendung von CBM im schulischen Alltag diskutiert.
•
Wie geht es los? Wie geht es weiter?
Für überzeugte Teilnehmerinnen und Teilnehmer soll ein Handlungsplan entworfen werden.
Dazu wird über derzeit verfügbare sowie in Entwicklung befindliche CBM berichtet sowie ein
Ausblick gegeben.
Veranstaltung 17
Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen im allgemeinen Unterricht der
Grundschule zur Prävention von Gefühls- und Verhaltensstörungen
Dr. Dennis Hövel
Für eine positive Entwicklung im Kindesalter ist die (Grund-)Schule das wichtigste Setting für
präventive Maßnahmen (Beelmann, 2008), vor allem, da sie, im Gegensatz zur Klinik, für alle
zugänglich ist (Brezinka, 2003). Darüber hinaus bietet die Schule für Präventivinterventionen
eine Reihe von weiteren Vorteilen, die Reicher und Jauk (2012) wie folgt zusammenfassen:
 Durch die generelle Schulpflicht sind im Setting Schule nahezu alle Kinder und
Jugendlichen erreichbar.
 Da Pädagoginnen und Pädagogen, Räume und häufig auch entsprechendes Material
in Schulen bereits vorhanden sind, ist die Schule in Bezug auf Logistik Ressourcen
im Vergleich zu anderen Settings ein sehr ökonomischer Schauplatz für Prävention.
Insbesondere gezielte Prävention kann effizient eingesetzt werden, weil auch die
Zielgruppen mit bereits entwickelten Auffälligkeiten die Schule besucht.
 Prävention von Gefühls- und Verhaltensstörungen entspricht zudem auch dem
Bildungsauftrag der Schule. Soziales Lernen ist Element des schulischen Auftrags
und besonders effektiv in Peergroups, wie sie die Schule bietet.
Dieser formulierte Bildungsauftrag findet sich auch in den Richtlinien und Lehrplänen der
einzelnen Bundesländer wieder. So ist das soziale und emotionale Lernen vor allem in den
Fächern Sprache, Sachunterricht, Religion, Kunst und Sport curricular verankert und wird
häufig explizit von diesen eingefordert (Hillenbrand & Hennemann, 2006).
Im Workshop werden die zentralen Entwicklungsschritte, die in der präventiven Förderung
emotionaler und sozialer Kompetenzen aufgegriffen werden, entlang des Modells der sozialkognitiven Informationsverarbeitung (Lemerise & Arsenio, 2000) nachgezeichnet.
Anschließend werden die zentralen Kriterien für eine erfolgreiche Prävention in der Schule
(Hövel, Hennemann, & Casale, 2014) besprochen und überblicksartig programmatische
Ansätze der präventiven Förderung im Unterricht gesichtet und diskutiert.
Veranstaltung 18
Co-Teaching – im Team erfolgreich unterrichten
Tatjana Leidig
Teamarbeit ist eine zentrale Gelingensbedingung auf dem Weg zu Inklusion (vgl. Lütje-Klose
2014). Lehrkräfte stellt die Arbeit in professionsgemischten Konstellationen vor die
Herausforderung, eine Grundlage für die vielfach noch nicht alltägliche Zusammenarbeit zu
finden, Wege und Vorgehensweisen zu klären und die gemeinsame Arbeit in regelmäßigen
Abständen zu prüfen.
Im deutschen Sprachraum wird häufig der Begriff „TeamTeaching“ für die Zusammenarbeit
der Kolleginnen und Kollegen genutzt. Das in der internationalen Forschung etablierte „CoTeaching“ greift weiter und bringt die Aufgabe der kooperierenden Lehrkräfte in der
inklusiven Schule auf den Punkt. Co-Teaching impliziert nach Murawski (2012) die
gemeinsame Gestaltung des Unterrichts durch mehrere Professionelle zur Realisierung des
curricularen, emotionalen und sozialen Lernens in einer inklusiven Lerngruppe – und geht
damit weit über eine punktuelle Zusammenarbeit, einzelne TeamTeaching-Phasen im
Unterricht oder eine kollegiale Beratung hinaus.
Vor dem Hintergrund einer gemeinsam getragenen Verantwortung für die Schülerinnen und
Schüler entwickeln erfolgreiche Co-Teaching-Teams professionelle Strukturen. Dies erfordert
zunächst von den beteiligten Lehrkräften, einen Blick auf die gesamte Lerngruppe zu
entwickeln – also weg von der „geteilten“ Zuständigkeit, die sich häufig in der Formel „meine
Kinder – deine Kinder“ widerspiegelt. Co-Teaching
- geht von einer Gleichwertigkeit der Lehrkräfte aus
- erfordert eine offene Kommunikation der Lehrkräfte
- basiert auf einer gemeinsamen Grundlage
- umfasst gemeinsame Planung, Durchführung und Bewertung/Evaluation des Unterrichts
- bezieht auch Aspekte wie Elternarbeit und Zusammenarbeit mit weiteren Helfersystemen
mit ein
- nimmt erzieherische Fragestellungen und Classroom Management als gemeinsame
Verantwortung in den Blick. (vgl. Murawski 2012, Friend et al. 2010, Sileo 2011)
Im Seminar werden nach der Klärung des Begriffs „Co-Teaching“ vor dem Hintergrund der
inklusiven Schulentwicklung zunächst die verschiedenen Formen des Co-Teachings erläutert
und anhand von Beispielen aus der unterrichtlichen Praxis konkretisiert. Es erfolgt eine
Auseinandersetzung mit erforderlichen Rahmenbedingungen und Strukturen. Mögliche
Vorgehensweisen zur Unterrichtsplanung im Team werden vorgestellt.
Veranstaltung 19
„It’s never too late for prevention“ – Präventive Förderung emotional-sozialer
Kompetenzen in der Sekundarstufe I
Gino Casale
Der Eintritt die Sekundarstufe I stellt für Kinder eine sensible Phase im Entwicklungsverlauf
dar (Berk, 2011). In diesem Lebensabschnitt vollzieht sich zum einen der Übergang von der
Kindheit zur Adoleszenz (ebd.). Zum anderen werden die Kinder mit zahlreichen
Entwicklungsaufgaben, wie z.B. dem Anbahnen und Aufrechterhalten positiver Beziehungen
mit Gleichaltrigen, der Ausbildung eines realen Selbstkonzepts oder der Entwicklung eines
gesunden Körpergefühls, konfrontiert (ebd.). Viele Kinder scheitern jedoch an der
Bewältigung dieser Aufgaben, was häufig mit mangelnden emotional-sozialen Kompetenzen
zusammenhängt und die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten begünstigt. Dies zeigen
auch die aktuellen Auftretenshäufigkeiten von Verhaltensproblemen, wonach bis zu 23,3 %
aller Kinder und Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren in Deutschland psychische
Auffälligkeiten aufweisen (Hölling, Schlack, Petermann, Ravens-Sieberer & Mauz, 2014). In
diesem Zusammenhang können schulische evidenzbasierte Präventionsprogramme einen
wertvollen Beitrag zur Vermeidung von Verhaltensstörungen und zur Förderung emotionalsozialer Kompetenzen in der Sekundarstufe I liefern (Lösel & Beelmann, 2003; Beelmann,
2006; Durlak et al., 2011; Casale, Hennemann & Hövel, 2014).
Das Seminar befasst sich mit der präventiven Förderung emotional-sozialer Kompetenzen in
der Sekundarstufe I. Nach einer theoriegeleiteten Einführung in die Präventionsforschung
(Grundlagen, Wirksamkeiten, Kriterien effektiver Prävention) werden exemplarisch
ausgewählte und evidenzbasierte Präventionsprogramme für die Sekundarstufe I vorgestellt
und in Gruppenarbeit vertiefend behandelt. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt
und diskutiert.
Veranstaltung 20
Gespräche mit Kindern im Unterricht führen – Fragen über Fragen
Dr. Andreas Methner
Unterricht scheint untrennbar mit Fragen verbunden sein. In allen Gesprächsformen spielt
die Frage eine wichtige Rolle. Sie ist ein unverzichtbares Handwerkszeug jeder Lehrkraft. Im
Alltag möchte der Fragestellende mit der Antwort etwas wissen, was er nicht weiß. Im
Unterricht ist es anders, denn die Antwort ist meist bereits bekannt. Damit bekommt die
Lehrerfrage etwas Unnatürliches. Ob beim Frontalunterricht oder beim schülerzentrierten
Unterricht spielt die Frage des Lehrers eine übergeordnete Rolle. Doch soll keine
Unterrichtsform in Misskredit gebracht werden. Der Unterricht soll und darf "fragwürdig"
bleiben. Wohl aber sollte man den Umgang mit dem Wesen der Frage reflektieren und die
verschiedenen Wirkungsweisen und Funktionen differenzieren. Der Workshop betrachtet
mögliche Fragetechniken im Unterricht, unabhängig des Unterrichtsgespräches. Zu diesem
Zweck werden Unterrichtssequenzen analysiert, eine Interpretation vorgenommen und
mögliche Handlungsalternativen besprochen.