Gesamtelternvertretung der Reinhardswald‐Grundschule in Berlin Kreuzberg Gneisenaustraße 73‐74 10961 Berlin Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft Sandra Scheeres Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Bernhard‐Weiß‐Str. 6 10178 Berlin Berlin, 16.03.2015 Sehr geehrte Frau Scheeres, Inklusion und Integration sind wichtige Themen, mit denen sich die Eltern, Lehrer und Schüler der Reinhardswald‐Grundschule in Berlin Kreuzberg beschäftigen. Die Verpflichtung, die Deutschland mit der Ratifizierung der UN‐Behindertenkonvention eingegangen ist, allen Kindern gleichberechtigtes Lernen an Regelschulen zu ermöglichen, wird in Zukunft einiges verändern. Unsere Schule gehört zu jenen Grundschulen in Berlin, die schon vor Jahren Integrationsklassen eingerichtet haben. Integration bzw. Inklusion trifft auf große Zustimmung der Elternschaft. Wir sind uns aber auch bewusst, dass noch erhebliche Anstrengungen erforderlich sind, damit diese Reform an den Schulen gelingt. Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in die Klassen aufzunehmen, bietet für alle Kinder große Chancen – alle profitieren von dem selbstverständlichen Miteinander, in dem individuelle Besonderheiten Achtung und Förderung finden. Gleichzeitig müssen Schulen, Klassen und auch die Pädagogen auf die Herausforderungen vorbereitet werden. Es ist aus unserer Sicht für die Schuleinrichtungen unerlässlich, dafür die nötige Unterstützung von der Politik erhalten. Auch wenn die Umsetzung der Inklusion in Berliner Schulen auf die Jahre 2016/17 verschoben wurde, müssen sich alle Verantwortlichen bereits jetzt aktiv für eine erfolgreiche Reform einsetzen. Die Zeichen, die bisher von der Politik in diesem Zusammenhang gesetzt wurden, geben aus unserer Sicht erheblichen Anlass für Besorgnis. Es ist nicht erkennbar, dass ausreichende Schritte ergriffen wurden und werden, um Schulen und Pädagogen auf die Umsetzung der Inklusion vorzubereiten. Eher scheint es, als würden wichtige Entscheidungen immer wieder verschoben und notwendige Maßnahmen nicht angepackt. Statt eines großen Investitionsprogramms wird von Ihrer Landesregierung der Rotstift angesetzt – und erst durch entschiedenen Widerspruch Berliner Eltern niedergelegt. Schulhelferstunden und Förderbedarf der Integrationskinder werden seit Jahren stetig gekürzt. Es ist nicht erkennbar, dass die Landesregierung – trotz gegenteiliger Ankündigungen – für ein fortschrittliches, angemessen ausgestattetes Bildungssystem aktiv ist. Aus den genannten Gründen fordern wir vom Senat der Stadt Berlin, die Umsetzung der Inklusion an den Schulen aktiv anzugehen. Dafür ist eine Reihe von Maßnahmen erforderlich. Beispielhaft weisen wir auf drei Schwerpunkte hin: Die Schulen brauchen ausreichend Beratungsangebot, insbesondere in den Bereichen Organisation‐, Personal‐ und Unterrichtsentwicklung auf dem Weg zu einer inklusiven Schule. Schulleitern und Pädagogen muss ein umfassendes Fortbildungs‐ und Qualifizierungsangebot eröffnet werden. Erforderlich sind unter anderem die Steigerung bzw. Erwerb von sonder‐ und inklusionspädagogischer Kompetenz bei Erziehern und Lehrkräften. Die Schulen müssen barrierefrei umgebaut werden. Auch die sonstigen räumlichen und materiellen Voraussetzungen zur bestmöglichen Förderung der Kinder müssen geschaffen werden. Der Weg zu inklusiven Schulen ist mit Sicherheit ein Prozess, bei dem wir alle noch viel dazulernen müssen und mehr Erfahrungen benötigen. Es ist kaum zu erwarten, dass dieser Prozess in kurzer Zeit abgeschlossen wird. Sie tragen die Verantwortung dafür, unser Bildungssystem zukunftsfähig und inklusiv zu gestalten. Wir erwarten, dass Sie sich sehr viel aktiver als bisher für die Gestaltung einer fortschrittlichen und in unserem Verständnis inklusiven Bildung einsetzen – und als Landesregierung ein entsprechendes, groß angelegtes Investitionsprogramm „Inklusive Schule“ auflegen. Nils Meier Gesamtelternvertreter der Reinhardswald‐Grundschule
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