01/2015 - Militärpfarre Wien

Pfarrbrief
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der Militärpfarre Wien
Ausgabe 01/15
Ostern
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Foto: Wolfgang Mund
Foto: Wolfgang Mund
Firmung in St. Nepomuk
Treffen des Jugendbischofsbeirates
Foto: Militärpfarre Wien
Die „Dreikönigsaktion“ in unserer Militärpfarrkirche
Liebe Kameraden, Angehörige und Freunde der
Militärpfarre Wien!
Wir feiern an Ostern ein Fest des Lebens gegen den Tod, ein Fest des Lichts gegen alle
Dunkelheit, ein Fest des Friedens gegen Gewalt, Krieg und Streit.
Jesus Christus, der auferstanden ist, hat uns befreit zum neuen Leben. Neues Leben
bricht in der Natur auf, Hoffnung und Freude werden uns geschenkt. Blumen umranken
das osterlicht. Fürchtet euch nicht, wenn die Osterkerze, noch gezeichnet vom Kreuz,
die Wundmale seines Sterbens trägt. Kreuz und Kerze, Tod und Leben gehören zusammen und werden zur Hoffnung des Lebens.
Liebe Kameraden, taucht die Wunden eures Herzens in die Farben des österlichen
Lichts. Öffnet die Türen eures Herzens weit für die Botschaft vom Leben. Feiert das
Leben, das stärker ist als der Tod.
In diesem Sinne darf ich Euch allen ein gesegnetes Osterfest wünschen!
Euer Militärpfarrer
Militärerzdekan Dr. Harald TRIPP
Militärpfarrer und Ordinariatskanzler
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Osterbrief 2015
des Militärbischofs
Liebe Soldatinnen und Soldaten!
Liebe Bedienstete des Österreichischen Bundesheeres und ihre
Angehörigen!
Brüder und Schwestern im Herrn!
Mit großem Staunen hören wir heute
die Botschaft von der Auferstehung
Christi. Aber es sind gar nicht so sehr
die wunderbaren Ereignisse: das leere Grab, die Engel am Eingang des
Grabes, der geheimnisvolle Reisegefährte, dessen Wort das Herz brennen
lässt und der plötzlich verschwindet.
Das alles wird meist sehr schnell abgetan als schöne Märchen oder tiefe Symbole oder Beispiele für Vorstellungen
längst vergangener Zeiten.
Es ist vielmehr die ständige Rede von
der Freiheit in den biblischen Texten,
die uns heute seltsam und erstaunlich
vorkommt.
Die ersten Christen, die sich eigentlich
fürchten müssten vor der großen Mehrheit, die sie ablehnt oder der sie gleichgültig sind; die ganz eng zusammenrücken müssten, eine kleine Herde mit
einer provokanten Botschaft in einer
feindlichen, gefährlichen Welt; diese
ersten Christen gehen plötzlich hinaus
und erzählen von ihrer Befreiung. Sie
lösen sich von alten Gewohnheiten und
Regeln und öffnen ihre Gemeinschaft
für die ganze Welt, für alle, die mit ihnen gehen wollen. Es ist vor allem der
Apostel Paulus, der die Freiheit immer
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und immer wieder als das grundlegende Merkmal seines neuen Glaubens
herausstellt.
Heute ist der Glaube an Christus, den
Gekreuzigten und Auferstandenen, vielen fremd und gleichgültig geworden
und scheint der individuellen Gestaltung eines erfüllten Lebens eher im
Weg zu stehen.
In den Augen vieler Menschen ist die
Kirche gleichsam zum Ägypten des
Pharao geworden, das die Menschen
niederhält und für dumm verkauft und
zu Sklaven des Systems macht. Dass
man so von Kirche und Christentum
denkt, ist sehr schade. Viel gefährlicher
aber ist, dass man darüber den Blick
verliert auf das, was den Menschen
wirklich unfrei macht und versklavt:
sozialer Druck, wirtschaftliche Ausbeutung, die Einstellung, immer zuerst
auf sich und den eigenen Vorteil schauen zu müssen, Konsumorientierung
und eine immer stärker um sich greifende Kultur des Todes im Umgang mit
dem menschlichen Leben an seinem
Anfang und an seinem Ende.
Papst Franziskus hat in seiner diesjährigen Weltfriedensbotschaft verschiedene Formen moderner Sklaverei
benannt: die Ausbeutung von (auch
minderjährigen) Arbeitern; die Lebensbedingungen vieler Migranten, die um
ihr Eigentum gebracht, psychisch oder
sexuell missbraucht, unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten
oder in die Illegalität gedrängt werden;
Zwangsprostitution; der Menschenhandel und die Entführung durch terroristische Gruppen.
Auch das Grundrecht auf Religionsfreiheit und freie Religionsausübung
wird heute noch in vielen Ländern der
Erde missachtet. Anhänger religiöser
Minderheiten werden unterdrückt, enteignet, vertrieben, gefoltert oder sogar
ermordet. Im Nahen Osten sind es vor
allem die christlichen Gemeinschaften, die zwischen alle Fronten geraten
und die es dort vielleicht bald nicht
mehr geben wird. In den Territorien
des „Islamischen Staats“ müssen alle
jene um ihre Freiheit und ihre Existenz
fürchten, die anderen religiösen Gruppen angehören bzw. sich nicht an die
sehr spezielle Auslegung islamischen
Rechts halten. Dazu gehören neben Jesiden und Christen auch viele Muslime.
Beten wir für sie und alle Opfer von
Unterdrückung und Gewalt, dass sie
und ihre Kinder wieder in Freiheit und
Würde leben können!
Beten wir auch für alle, die sich hier
in Österreich und in aller Welt für den
Schutz der Freiheitsrechte anderer
Menschen einsetzen und dabei Ein-
schränkungen ihrer persönlichen Freiheit in Kauf nehmen! Beten wir besonders für die Polizisten und Soldaten in
ihrem oft schwierigen und gefahrvollen
Dienst der Sicherung und Wiederherstellung von Freiheit und Menschenrechten im In- und Ausland!
Beten wir schließlich für uns alle: Die
Feier des Todes und der Auferstehung
Christi möge unsere Hoffnung stärken
und uns in unserem christlichen Handeln die Freude und die Freiheit eines
Lebens mit Gott erfahren lassen!
+ Mag. Christian Werner
Militärbischof
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Die Zukunft des Christentums
Es ist nicht überraschend, dass Wien
eine Vorreiterrolle bei den Veränderungen der religiösen Landschaft
ausübt. Migrationswellen und Kirchenskandale tun ihr übriges. Religionssoziologen haben vier Typen von
Menschen festgestellt:
57 Prozent Distanzierte (Ich glaube
an etwa Höheres, weiß es aber nicht
genau), 18 Prozent Institutionelle
(Kirchgänger, Ältere), 13 Prozent Alternative (Esoteriker, glauben an Kristallkugeln und Reinkarnation etc.)
und 12 Prozent Säkulare (wachsende
Gruppe, weder religiös noch spirituell, oftmals Religions-gegner). Allen
Gruppen gemeinsam ist, dass jeder
glaubt und praktiziert, was er möchte. Entscheidend ist der Nutzen für
ihn und die persönliche Befindlichkeit. Manchmal lässt die Lehre der
kath. Kirche das auch zu (jeder hat
Recht, man muss nur den passenden
Zugang finden, Teilwahrheiten herauspicken, Konsumdenken).
Die Abnahme der Gläubigkeit hat
nichts mit Fortschrittsgläubigkeit zu
tun, wie es oft von den Betroffenen
dargestellt wird. Die Experten sagen:
„Bildung killt Glauben!“.
Die Wissenschaft kann heute vieles
erklären aber nicht alles. Hingegen
wird kaum geforscht, warum der
Mensch glauben und dann speziell
katholische Inhalte als wahr annehmen soll.
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Fast überall auf der Welt stellen die
Christen die Mehrheit. Auch bei den
Migranten (nicht wie etwa angenommen die Muslime). In Afrika und der
Pazifikregion nehmen die Christen
zu. Die Früchte der Missionsarbeit.
Der Demograf sagt aber noch etwas:
„Religion ist zwar Privatsache, bestimme aber die Identität des Menschen!“.
Religion treibt den Menschen an und
prägt seinen Lebensstil. Ernährung,
Gesundheit und Fertilität werden dadurch bestimmt. Muslime bekommen
die meisten Kinder. 2046 wird es in
Wien 21 % Islam-gläubige geben.
2011 waren es noch 12 %.
Auch die oft zitierte Nutzung der sozialen Netzwerke hat Grenzen. Via
internet wird es sicher nicht möglich
sein Brot und Wein in den Leib und
das Blut Christi zu verwandeln.
ADir RgR Franz Huber
MPGR
Pfarrchronik
2. 12. 2014
Seniorenadvent der Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten
Fotos: Militärpfarre Wien
Das AKS Seniorenreferat unsrer Pfarre lud im Rahmen der Seniorenbetreuung zur alljährlichen Adventfeier ein. Für die Veranstaltung wurden vom Militärkommando Wien
die Räumlichkeiten des Garnisonskasinos der Mariatheresienkaserne zur Verfügung
ge-stellt. Um 1300 Uhr konnten wir achtunddreißig Senioren zu dieser besinnlichen
Begegnung begrüßen. Nach der Adventkranzsegnung und adventlichen Worte unseres
Pfarrers hielten wir eine Gedenkminute für den am 5. November 2014 im 84. Lebensjahr stehend verstorbenen Seniorenobmann Vzlt i. R. Andreas Bachmaier. Das Streichquartett der Gardemusik spielte während der Adventfeier allseits bekannte Advent- bzw.
Weihnachtslieder. Mit dem gemeinsamen Mittagessen, vielen Gesprächen sowie dem
Austausch von Erinnerungen und herzlichen Begegnungen klang unsre Andventfeier
dann aus.
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Foto: CSI Österreich
10. 12. 2014
Solidaritätsmarsch für verfolgte Christen in Wien
Direkt nach der Dezember-Sitzung des Pfarrgemienderates und der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten (AKS) - nahmen Vertreter der AKS aber auch des MPGR,
an der Spitze unser Pfarrer, gemeinsam mit ungefähr dreitausend Andernen am Solidaritätsmarsch für verfolgte Christen teil. Der Marsch fand am internationalen Tag der
Menschenrechte statt und sollte auf die Benachteiligung und Verfolgung von Christen
weltweit aufmerksam zu machen.
21. 1. 2015
Treffen des Jugendbischofsbeirates
Die Militärpfarre Wien nahm am diesjährigen Treffen des Jugendbischofsbeirates teil.
Themen waren unter Anderem: Veranstaltungen der Katholischen Jugend (unter dem
Motto „Ins Gespräch kommen“ auch mit Vetreteren der Muslime in Österreich), Gebetsnovene für verfolgte Christen und die Unterstützung des Weltjugendtages 2016
Krakau.10. 2. 2015
Seniorenfasching
Sehr unterhaltent und amüsant, die Seniorenfaschingsfeier im Garnisonskasino der Mariatheresienkaserne. Über vierzige Seniorinnen und Senioren waren mit sichtlich guter
Laune gekommen. Nach der Begrüßung durch unseren Pfarrer, der auch durch das Programm führte, sowie nach der Bestellung von ausreichend Speise und Trank, spielte die
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Fotos: Militärpfarre Wien
COMBO der Gardemusik zu nächst so richtig auf. Etwas ruhigere Musik begleitete
uns beim Essen. Anschließend war Musik, Tanz und Vergnügen angesagt.
Gratulationen und Zuprosten zum Geburtstag von unserem Hofrat Heinz Neumayer
machten die Runde. Unsere Senioren im „Unruhestand“ nutzten den gemütlichen
Nachmittag für Gespräche und Begegnungen.
Soldatenfirmung in Wien
ein Bericht von Rekr Fabian Dusik
„Was bedeutet eigentlich die Firmung für mich und mit was ist sie verbunden?“
Ich wurde das erste Mal mit dieser Frage konfrontiert als September des vergangen Jahres
imRahmen meines Grundwehrdienstes eingerückt bin. Militärdekan MMag. Dr. Alexander Wessely sprach im Rahmen eines lebenskundlichen Unterrichtes über den katholischen
Glauben an sich und darüber hinaus über die Möglichkeit einer Soldatenfirmung. Damals
schwirrte mir schon der Gedanke im Kopf ob ich mich firmen lassen soll oder nicht.
Nach meiner Versetzung nach Wien konnte ich mithilfe vom Herrn ADir Mund und Bischofsvikar Militärerzdekan Dr.Harald Tripp den Firmtermin auf den Jänner dieses Jahres
fixieren . Anfang Jänner war es dann soweit , ich fand mich gemeinsam mit meiner Familie
und meinen Firmpaten in der Militärpfarre Wien ein und im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes erfolgte meine Firmung.
Ich war ziemlich aufgeregt und der Umstand dass ich der einzige Firmling war half nicht gerade viel an der Situation. Als dann der Moment gekommen war und mir Dr. Tripp das Sakrament der Firmung spendete fühlte ich mich ganz entspannt und mir fiel ein Stein vom Herzen.
Aufgrund unserer polnischen Wurzeln waren meine Familie und ich vor allem begeister,t
dass Johannes Paul der II. im Gottesdienst erwähnt wurde und dass sogar eine Reliquie ,
welche er derKirche geschenkt hatte, geehrt wurde.
Die Firmung ist für mich der nächste Schritt nach der Kommunion gewesen , ein persönliches
Ja-Sagen zu Gott und dem katholischen Glauben. Alles in allem bin ich glücklich dass ich
mich für die Soldatenfirmung entschieden habe.
Ich möchte mich auf diesem Weg auch herzlich bei ADir Mund, Bischofsvikar Dr. Harald
Tripp , Vzlt Krammer, der Militärpfarre Wien und allen anderen Menschen bedanken,
welche mich auf dem Weg zur Firmung begleitet haben.
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Impuls für Diakone – Fastenzeit 2015
Gedanken aus dem Hirtenwort des Bischofs von Basel Felix Gmür:1
Manchmal wird mir wirklich angst und
bang! Schreckensmeldungen aus aller
Welt prasseln unaufhörlich auf uns ein:
Enthauptungen vor laufender Kamera,
vom Meer verschlungene Schiffbrüchige,
brennende Kirchen, Seuchen, Hunger
und Tod. Manchmal wird einem wirklich angst und bang Und die Kirche?
Vielen Menschen gab die Kirche früher
in Zeiten der Verunsicherung Halt und
Sicherheit. Heute erlebe ich es so: Für
die einen sind Kirche und Religion überhaupt keine Bezugspunkte mehr. Für andere ist es schmerzlich anzunehmen, dass
sich auch die Kirche verändert. Liebgewonnene Gewohnheiten unserer Kirche
verschwinden. Neues wird geschaffen.
Manchmal sind die Strukturen gar stärker als die Inhalte. Das Interesse am Leben in den Pfarreien ist eher klein. …...
Es brennt in der Welt. Es brodelt in der
Kirche. Es ist bedrohlich. ... Mit gutem
Recht fragen wir uns dann: Ist das die
Welt, die Gott will? Ist das die Kirche, die
Gott will Vorschnell darf eine Antwort auf
so grundsätzliche Anfragen nicht sein. Sie
würde uns als Menschen, die denken, fühlen und glauben, nicht ernst nehmen. Nur
auf eine Welt im Jenseits vertrösten darf
die Antwort auch nicht. Sie würde dem
Geschenk der göttlichen Schöpfung nicht
gerecht. Sich in theologische Lehrsätze
verstricken darf die Antwort auch nicht.
Sie übersähe, dass sich unser Glaube im
Alltag zu bewähren hat. Wie könnte die
Antwort auf unser Fragen dann aussehen?
Die Lesung (Gen 9, 8-15) hat auch eine
bedrohliche Situation zum Ausgangs-
punkt Mit der Sintflut wurde alles Leben
auf der Erde vernichtet. Als Noah wieder
festen Boden unter den Füssen hat, stellt
sich auch für ihn die Frage: Ist das die
Welt, die Gott will? Wie sieht die Welt
aus, die Gott bestehen lassen will? Dem
biblischen Text entnehme ich eine dreifache Antwort......
1. Solidarischen Verhalten
Als Erstes verpflichtet sich Gott zu
einem solidarischen Verhalten mit
allen Lebewesen: Er schließt mit Noah
einen Bund. Gott «stellt» den Bund feierlich «auf», heißt es wörtlich. Gott verbindet die Welt mit sich; er bindet sie an sich.
Gott und die Welt gehören zusammen.
Gottes Bund kennt keine Bedingungen,
keine Gegenleistung. Und Noah? Noah
braucht nicht einmal zu antworten. Gott
steht unerschütterlich zu seinem Bund.
Der Mensch kann diesen Bund ignorieren. Er kann ihn bezweifeln. Aber er kann
Gott nicht dazu bringen, ihn zu brechen.
... Die Erde bleibt trotz aller Gewalt das
Lebenshaus, das Gott für uns will.....
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber
wenn ich weiß, dass jemand an mich
glaubt, hat die Angst einen schweren
Stand. Und Angst nimmt gefangen. Angst
macht zu. Angst macht klein. Gottes Zusage ernst zu nehmen bedeutet, dass uns
Angst nicht erdrücken kann......
Sein Bund gilt allen Lebewesen. Das sind
viele, sehr viele. Auch solche, die wir
vielleicht lieber nicht dabei hätten. Solche, die anders denken als wir. Solche,
die anders handeln als wir. ALLE! Wir
sind eine Art Wohngemeinschaft im Haus
http://www.bistum-basel.ch/de/Bistum/News/Hirtenwort-Ohne-Angst-Gottliche-und-Menschliche-Zeichen-1.html [Eingesehen am 23.02.2015]
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Foto: Bistum Basel
Gottes. In Wohngemeinschaften herrscht
manchmal dicke Luft, doch letztlich stecken alle unter einer Decke. Was liegt da
näher, als uns einzusetzen für jene, denen
es weniger gut geht? …..
2. Leben ohne Angst
Gott selbst setzt sich als Zweites ein Zeichen des Bundes. Es ist der Regenbogen.
Nach der Sintflut besitzt Gott eine illusionslose Weitsicht. Er ist gewissermaßen
Realist. Er weiß um die tödliche Gewalt,
mit der die Menschen sich gegenseitig
bedrohen und vernichten. Aber diese eine
Welt ist sein Königreich. Dieser Welt hat
er sein bedingungsloses Ja gegeben. Welt
und Himmel sind miteinander in allen
Farben und Facetten verbunden....
Sein Regenbogen erinnert ihn und alle
anderen an den bleibenden Bund. Wenn
schon Gott ein Zeichen setzt, um sich an
den Bund zu erinnern, warum sollte es für
uns nicht genau so sein? Wenn eineinhalb
Millionen Menschen auf die Strasse gehen und sich gegen Gewalt stark machen,
ist das ein starkes Zeichen. Ebenso starke
Zeichen setzen Pfarreien, die gegen die
Angst vor dem Fremden ein großes Fest
feiern. Wir Christen haben keine Angst,
denn wir alle leben unter demselben
Himmel. Das ist die angstfreie Welt, die
Gott will; das ist die mutige Kirche ohne
Angst, die Gott will.
Das führt uns zum Dritten: Wir
Menschen tragen das Unsere zur Veränderung bei.... Der Mensch hat einen
Beitrag zum Bestand der Schöpfung,
des Lebenshauses, zu leisten. Für diese Aufgabe werden Noah und seine
Nachkommen von Gott gesegnet. An
diese Aufgabe erinnern die Worte Jesu
im Evangelium: Die Zeit ist erfüllt das
Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und
glaubt an das Evangelium! Diese Welt
ist Gottes Königreich. Damit es sich
so entfalten kann, wie es von Gott gedacht ist, muss der Mensch den Sinn
ändern. Er muss umkehren. Er kann die
Umkehr selbst an die Hand nehmen,
weil ihm Gottes Zusage gewiss ist und
Jesus Christus mit seinen Worten und
Taten den Weg weist. Ruft nicht gerade
die momentane Situation in Kirche und
Welt nach Umkehr? Was beginnt, wenn
in der Kirche statt Angst vor Veränderungen der Mut, die Zuversicht und die
Freude am Neuen überhandnehmen?
Was geschieht, wenn wir Überkommenes verabschieden und dem Größeren, der neuen Zusammenarbeit mit
den Nachbarn, dem Aufbruch in die
Zukunft Raum geben? Kann das nicht
die Kirche werden, die Gott will? …
Sich neu in das Vertra en auf Gott einüben. ... die Angst loslassen und Gelassenheit gewinnen; sich von Seiner
Treue tragen lassen. ... und zu neuen
Gedanken und Taten ermutigt sein;
unter dem Zeichen des Regenbogens,
dem Zeichen der Treue Gottes das Miteinander in Kirhe und Dorf gestalten dazu will uns der Weg zum Osterfest
ermutigen.
Albin Krämer
Bistum Würzburg
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Recht und Grundrechte 2015 aus Sicht der Kommission1
Ist die neue, beherzt von Kommissionspräsident Juncker zusammengestellte
Kommission bereit, sich den derzeitigen
Herausforderungen zu stellen? Dies lässt
sich am einfachsten herausfinden, indem
man sich das erste ihrer jährlichen Arbeitsprogramme anschaut…
Nach den jüngsten Terroranschlägen von
Paris sind Begriffe wie „Recht“, „Freiheit“ und „Menschenrechte“ mehr denn
je in aller Munde. Nicht von ungefähr
sind sie auch – wenn auch nicht ausschließlicher – Bestandteil des neuen Arbeitsprogramms der Kommission für das
Jahr 2015. [...]
Der Beitritt der EU zur Europäischen
Menschenrechtskonvention
Die Kommission kündigt Gesetzesvorschläge zur Vollendung des Beitritts der
EU zur Europäischen Menschenrechtskonvention an. Mit ihrem Beitritt würde
die Union zur Vertragspartei der Konvention werden, deren Einhaltung (auch mit
Blick auf die Handlungen, Maßnahmen
oder Unterlassungen der EU) vor dem
Gerichtshof der Europäischen Union in
Straßburg eingeklagt werden könnte. Die
EU und der Europarat hatten diesbezüglich einen Entwurf für eine Übereinkunft
erarbeitet, im Zuge dessen man die Unterzeichnung, den Abschluss und die Umsetzung des Beitrittsabkommens „im Lichte
der anstehenden Orientierungen durch
den Gerichtshof“ anstreben werde. Rückblickend ist diese Formulierung nicht
gerade glücklich gewählt. Gerade einmal
zwei Tage nach der Veröffentlichung des
Arbeitsprogramms lehnte der Gerichtshof
1
der Europäischen Union diesen Entwurf
für eine Übereinkunft ab. Die EU und
der Europarat werden sich nun zurück
an den Verhandlungstisch begeben müssen, wobei es derzeit unklar ist, wann die
Kommission in der Lage sein wird, die
angekündigten Gesetzesvorschläge vorzulegen.
Sicherheitsbedenken und wie diese in
die Pläne der Kommission passen Punkt
7 des Arbeitsprogramms, der einem „auf
gegenseitigem Vertrauen fußenden Raum
des Rechts und der Grundrechte“ gewidmet ist, verweist auf eine anstehende
Mitteilung über eine Europäische Sicherheitsagenda für die Jahre 2015 bis 2020.
Nach den tragischen Ereignissen vom
7. Januar gewinnt diese Sicherheitsagenda
noch mehr an Bedeutung. Für die Kommission wird sie zur ersten wirklichen
Nagelprobe werden. Dabei wird der uneingeschränkten Achtung der EU-Grundrechtecharta oberste Priorität einzuräumen sein. Status und Grenzen bestimmter
Grundrechte und Freiheiten erfordern des
Weiteren einen differenzierteren Ansatz
als den, der in den jüngsten Diskussionen
angeklungen ist.
Digitale Umwelt:
mehr als nur Datenschutz
Die Kommission hat eine „Strategie für
einen digitalen Binnenmarkt“ versprochen. In diesem Zusammenhang plant
sie auch die Modernisierung der EU-Gesetzgebung zum Urheberrecht. Es handelt
sich hierbei um ein recht umstrittenes
Thema, das nicht nur in der letzten Barroso-II-Kommission, sondern auch bei
http://europe-infos.eu/europeinfos/de/archiv/ausgabe179/article/7079.html
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den parlamentarischen Anhörungen der
neuen EU-Kommissare für Kontroversen
gesorgt hat und wohl auch in Zukunft heftige Debatten hervorrufen wird. Konkret
geht es um ein ausgewogenes Verhältnis
zwischen den Rechten der Nutzer und denen der Urheber im digitalen Umfeld.
Hier wird auf eine eingehende Begutachtung der allgemeineren Auswirkungen
auf digitale Rechte und Freiheiten zu achten sein. Auch der Datenschutz scheint
„gesetzt“ zu sein, insofern sowohl die
Datenschutzrichtlinie für elektronische
Kommunikation (...) als auch das EU-Telekommunikationspaket 2009 grundlegend überarbeitet werden sollen. Gleiches
gilt für die Richtlinie über audiovisuelle
Medien, die interessante Aspekte wie den
Schutz von Minderjährigen, Sendungen
mit religiösem Inhalt und einmal mehr die
digitalen Rechte und Freiheiten umfasst.
Zivilrecht: einige Anpassungen
Unter den „zurückzuziehenden oder zu
ändernden Vorschlägen“ sorgen zwei für
Überraschung, da sie sogenannte Leuchtturminitiativen betreffen: zum einen das
Gemeinsame Europäische Kaufrecht,
zum anderen das Statut der Europäischen
Stiftung. Für die erste (sehr ehrgeizige)
Initiative plant die Kommission die Vorlage eines geänderten Vorschlags, während
die zweite zurückgezogen werden soll.
Zwischen den Zeilen ist eine erfreuliche
Botschaft in Richtung von mehr Realismus herauszuhören: Das Herunterschrauben überzogener Erwartungen sollte nicht
als Schwäche ausgelegt werden.
Ein hartes Stück Arbeit
In diesem wie in allen anderen Bereichen
ihres Arbeitsprogramms muss die Kommission unter der Führung ihres „ersten
Kapitäns“ Juncker ihren Versprechungen nun Taten folgen lassen. So
gesehen hat sie gut daran getan, bewusst
auf ein „schlankes“ Arbeitsprogramm
zu achten. Enttäuschte Kommentatoren
sollten nicht vergessen, dass es hier
lediglich um ein jährliches Arbeitsprogramm geht. Auch wenn darin gewisse,
durchaus wichtige Themenfelder (u. a.
im Bereich des Recht und der Grundrechte) unangetastet bleiben, bedeutet
dies nicht, dass die Kommission ihrer
Verantwortung nicht gerecht wird. Daher sollte dem Dokument nicht mehr
Gewicht beigemessen werden, als ihm
tatsächlich gebührt. Worauf allerdings
zu achten sein wird, ist die Qualität der
konkreten Initiativen, die die Kommission 2015 (und in den kommenden Jahren) verabschieden wird.
Ad-hoc-Anpassungen werden jederzeit
möglich sein. Ferner steht zu erwarten, dass ein nicht unerheblicher Anteil
der Zeit und Energie der Kommission
in bereits laufende Initiativen fließen
wird. Zwei Beispiele sind in diesem
Bereich besonders hervorzuheben: der
seit ewigen Zeiten im Rat diskutierte
Richtlinienentwurf über die Bekämpfung von Diskriminierung außerhalb
des Arbeitsplatzes, für den sich Kommissionspräsident Juncker nach eigenen Angaben stark machen will, und
die Überarbeitung des Datenschutzes,
ein Thema, das 2015 wohl zu zähen
Verhandlungen führen wird.
Das Mindeste, was man insgesamt
gesehen tun kann, ist der Europäischen Kommission „viel Glück“ zu
wünschen.
Alessandro Calcagno
(COMECE)
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Foto: Xavier
Häpe
Leihmutterschaft, die Würde des Menschen und das Wohl des Kindes1
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat unlängst zwei Urteile
zu einem Thema gesprochen, das europaweit an ethischer, juristischer und
politischer Bedeutung gewinnt.
„Noch ehe ich dich im Mutterleib
formte, habe ich dich ausersehen“
(Jeremia 1,5). Man stelle sich die Verwunderung des Propheten Jeremia vor,
wenn er mit der heutigen Praxis der
Leihmutterschaft konfrontiert worden
wäre, bei der eine Frau (die „Leihmutter“) schwanger wird und das Kind mit
dem Ziel austrägt, es nach der Geburt
einer anderen Person (dem „Wunschelternteil“) zu übergeben.
EU-weit ist die Praxis der Leihmutterschaft lediglich in Griechenland und
im Vereinigten Königreich ausdrücklich gesetzlich erlaubt; allerdings gibt
es in etwa der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten diverse gerichtliche Regelungen, auf Grundlage derer im Falle
eines im Rahmen einer Leihmutterschaft im Ausland geborenen Kindes
eine Kindschaftsbeziehung zu den
„Wunscheltern“ anerkannt oder hergestellt werden kann.
Heutzutage boomt das Geschäft der
Leihmutterschaft, es nährt eine Milliarden Dollar schwere Industrie, allem
voran in einigen weniger entwickelten
Ländern und hat weltweit immer mehr
Gerichtsverfahren zur Folge.
Kontroverse Urteile
Auch in einigen amerikanischen Bundesstaaten entstehen mehr und mehr
„Fruchtbarkeitskliniken“, die Leihmutterschaften anbieten. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
(EGMR) hatte unlängst in zwei Fällen
(Menneson gegen Frankreich und Labassee gegen Frankreich) über die gravierenden und komplizierten Rechtsfolgen
der Leihmutterschaft zu entscheiden. Bei
diesen Fällen ging es um in den USA geborene Kinder französischer „Wunscheltern“, zu denen nach amerikanischem
Recht eine Kindschaftsbeziehung hergestellt worden war.
Frankreich gehört zu denjenigen
EU-Staaten, in denen die Leihmutterschaft gesetzlich verboten ist und auch
ausländische Geburtsurkunden, in denen die „Wunscheltern“ als „rechtliche Eltern“ eingetragen sind, nicht
anerkannt werden.
In den vorliegenden Urteilen geht
der Straßburger Gerichtshof in einem
ersten Schritt und ohne sich mit der
Frage auseinanderzusetzen, ob das
Prinzip der Leihmutterschaft mit dem
der Würde des Menschen vereinbar
ist (allerdings implizit einräumend,
dass dem so ist), davon aus, dass die
Vertragsstaaten einen weiten Ermessensspielraum haben, wenn es darum
geht, die Leihmutterschaft nach ihrem
nationalem Recht zuzulassen oder abzulehnen und eine nach dem Gesetz
eines anderen Staates hergestellte
Kindschaftsbeziehung anzuerkennen
oder nicht.
In einem zweiten Schritt erklären die
Straßburger Richter, die Abstammung
1 http://www.comece.eu/europeinfos/de/archiv/ausgabe176/article/6875.html
sei ein integraler Bestandteil der Identität eines Menschen und somit gemäß
Artikel 8 („Recht auf Achtung des
Privat- und Familienlebens“) der Europäischen Menschenrechtskonvention zu schützen. Schlussendlich, so
der Gerichtshof, verstoße Frankreich,
indem es jegliche Möglichkeit der
Anerkennung bzw. Herstellung einer
Kindschaftsbeziehung ausschließe –
selbst durch eine Vaterschaftsanerkennung oder durch Adoptionsverfahren
– , gegen die Rechte der aufgrund
einer Leihmutterschaft geborenen
Kinder, insofern in beiden Fällen die
„Wunschväter“ gleichzeitig die „biologischen Väter“ seien.
Unabhängig davon, ob das Verhalten
der „Wunscheltern“ als Versuch zu
werten ist, in betrügerischer Absicht
die Anwendung des französischen
Rechts zu umgehen („fraus legis“)
und ungeachtet der Tatsache, dass
nach amerikanischem Recht eindeutig
eine Kindschaftsbeziehung hergestellt
wurde, besteht nach wie vor Unsicherheit mit Blick auf den Rechtsstatus der Kinder innerhalb der französischen Gesellschaft, da nach Ansicht
der Straßburger Richter nicht klar sei,
welche Auswirkungen die Weigerung
der Anerkennung bzw. der Herstellung einer Kindschaftsbeziehung in
Frankreich auf die Anerkennung der
französischen Staatsbürgerschaft besagter Kinder oder auf ihr Recht habe,
in Frankreich zu erben.
Daher, so der EGMR, habe der französische Staat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass eine Kindschaftsbeziehung
hergestellt bzw. anerkannt werden
könne, wobei diese Pflicht in einem
ausgewogenen Verhältnis zwischen
seinem berechtigtem Ziel, die Praxis
der Leihmutterschaft im Ausland zu
unterbinden, und dem Wohle des Kindes stehen müsse.
Offene Fragen
Die Straßburger Urteile werfen mindestens zwei grundlegende Fragen
auf: Zum einen ist unklar, wie entscheidend für das Urteil der Richter
die Tatsache war, dass in besagten
Fällen die „Wunschväter“ auch die
„biologischen Väter“ der Kinder
sind. Zum anderen stellt sich die
nicht einfach zu beantwortende Frage, ob die Urteile letztlich nicht jegliche Form des Ermessensspielraums
der Vertragsstaaten untergraben, da
in der Praxis dafür gesorgt wurde,
dass unabhängig vom nationalen
Recht eines Staates zukünftig immer
eine Möglichkeit besteht, dieses zu
umgehen. Verneinen lässt sich diese
Frage nur, wenn dafür gesorgt wird,
dass kein gerichtliches Verfahren
wie eine Adoption zweckentfremdet oder verzerrt wird. Das Urteil in
einem ähnlich gelagerten, noch anhängigen Verfahren (Paradiso und
Campanelli gegen Italien) wird mit
Sicherheit etwas Licht in diese Angelegenheit bringen.
Einigkeit besteht zumindest in einem
Punkt: Es bedarf einer möglichst weltweit gültigen vertraglichen Vereinbarung, um Situationen zu verhindern, in
denen die Würde des Menschen, insbesondere die der Leihmütter und der
betroffenen Kindern derart leidet bzw.
verletzt wird.
José Ramos-Ascensão
COMECE
Papst Franziskus in Straßburg Moderne Päpste im Dialog
mit der Welt1
Als Papst Franziskus letzte Woche
nach Straßburg kam, um vor dem
EU-Parlament und dem Europarat zu
sprechen, hat er ein neues Kapitel in
der Zuwendung der Kirche zur europäischen Gesellschaft aufgeschlagen.
Als Papst Johannes XXIII. am 11.
April 1963 die Enzyklika Pacem in
terris veröffentlichte, brach er mit
fest verwurzelten Traditionen, denn er
richtete seine Worte nicht – wie bislang üblich – an die Geistlichen und
Gläubigen der Katholischen Kirche,
sondern wandte sich direkt an „alle
Männer und Frauen guten Willens“.
Die Bewahrung und Schaffung von
Frieden und die Vermeidung von Krieg
waren schließlich Anliegen aller Menschen. Erfüllt von dem neuen Geist einer Hinwendung zur Welt, durch den
sich die Pastoral-Konstitution Gaudium et Spes des Zweiten Vatikanischen
Konzils auszeichnete, wagten auch die
Nachfolger von Johannes XXIII. den
Blick über den traditionellen katholischen Tellerrand hinaus und wandten
sich – insbesondere, wenn sie sich zu
sozialen oder ethischen Themen äußerten – an ein breiteres Publikum.
Knapp ein halbes Jahrhundert ist
nun seit dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils vergangen, und
seither wurden Enzykliken, Nachsy-
nodale Apostolische Schreiben und
Motuproprios von den vier Nachfolgern von Johannes XXIII. auf dem
Papstthron veröffentlicht, aber all diese Schreiben waren – unabhängig von
der anvisierten Adressatengruppe – im
Apostolischen Palast verfasst worden.
Mit dem Besuch von Papst Paul VI. in
der UNO im Jahre 1965 wurde jedoch
eine neue Tradition begründet: die
eines gesellschaftlichen Engagements
und Dialogs mit der Welt. Statt wie
bislang vom Adlerhorst in der obersten
Etage des Papstpalastes zu schreiben,
suchten die Bischöfe von Rom fortan
die persönliche Begegnung mit ihren
Zuhörern und sprachen – gewöhnlich
auf deren Bitte und Einladung hin –
direkt mit ihnen auf ihrem eigenen
Grund und Boden. An diese Tradition
knüpfte nun Papst Franziskus an, als
er am 25. November das Europaparlament besuchte.
Als Paul VI. im September 1965 vor
den Vereinten Nationen sprach, gebärdete er sich keineswegs wie ein
mittelalterlicher Herrscher, der seinen
Untertanen die Leviten las, sondern
verwies mit Bedacht auf die Kompetenz der Kirche in Sachen „Menschlichkeit“ und erinnerte an ihre lange
Tradition als gemeinschaftsbildende
Kraft und Förderer echten menschlichen Fortschritts. Die Rede des
1http://www.comece.eu/europeinfos/de/archiv/ausgabe177/article/6961.html?SWS=3d0dacd6cc5c4419bb-
8b235ae8688793
17
Papstes in New York wird aufgrund
ihres leidenschaftlichen Plädoyers für
den Frieden für immer in Erinnerung
bleiben: „Jamais plus la guerre.” („Nie
wieder Krieg.“). Und tatsächlich haben sich seine Nachfolger vorrangig
als Botschafter des Friedens hinaus in
die Welt gewagt. Von daher war und
ist es für sie naheliegend, auch die als
„Friedensprojekt“ geltende EU aufzusuchen.
Papst Johannes Paul II. besuchte im
Mai 1985 die Europäische Kommission und sprach 1988 zur Vollversammlung des Europaparlaments in
Straßburg; mit beiden Besuchen zollte
er der Idee des Europäischen Projekts
Anerkennung und brachte seine Unterstützung der breitgefächerten politischen Ziele der EU zum Ausdruck.
Aber es sollte noch etliche Jahre dauern, bis der polnische Pontifex im
Apostolischen Schreiben Ecclesia in
Europa (2003) seine Vision von Europa schließlich in Worte fasste; es war
die Vision eines Europas, das im Christentum verwurzelt ist und in dem die
Kirche eine maßgebliche Rolle spielen müsse.
Auch Papst Benedikt XVI. stellte sich
der Herausforderung, Parlamentarier
in ihren eigenen Gefilden aufzusuchen
und mit ihnen in einen Dialog einzutreten: Am 17. September 2010 sprach
er in Westminster Hall zu britischen
Politikern und führenden Vertretern
der britischen Zivilgesellschaft; ein
Jahr später, am 22. September 2011,
wandte er sich im Deutschen Bundestag in Berlin an die Volksvertreter seines Geburtslandes. Die Stimme, die im
18
Reichstagsgebäude erklang, war die
eines Philosophenpapstes, eines weisen und erfahrenen Kirchenmannes,
der auf der Grundlage seines eigenen
Wissensschatzes und des christlichen
Evangeliums einen Rahmen setzte, an
dem sich die Entscheidungsträger bei
ihrer Suche nach Antworten auf die
großen ethischen und sozialen Fragen
unserer Zeit orientieren konnten.
Als Papst Franziskus nach Straßburg
kam, um vor dem EU-Parlament und
dem Europarat zu sprechen, wurde
ein neues Kapitel in der Zuwendung
der Kirche zur europäischen Gesellschaft aufgeschlagen. Es kann keinen
Zweifel daran geben, dass der Papst,
der gleich zwei seiner Vorgänger, Johannes XXIII. und Johannes Paul II.,
heiligsprach und einen dritten, Papst
Paul VI., bei der Eucharistiefeier zum
Abschluss der Außerordentlichen Bischofssynode seligsprach, sich auch in
Zukunft für den Frieden einsetzen und
der Europäischen Union in ihrem Bestreben, eine offene, menschliche und
Armen und Bedürftigen gegenüber
großzügige Gesellschaft zu sein, mit
weisem Rat beiseite stehen wird, damit sie dieses Ziel bestmöglich erreichen kann. Und nicht zuletzt darf man
gewiss sein, dass die Reden, die Papst
Franziskus in Straßburg gehalten hat,
Teil eines umfassenderen Dialogs mit
der Welt sein werden.
Patrick H. Daly
COMECE
Blick auf die Rede von Papst Franziskus vor dem
Europäischen Parlament1
Ignace Berten (Dominikaner, Mitglied
des internationalen Konvents St. Dominique in Brüssel) analysiert für uns die
Rede, die Papst Franziskus am 25. November 2014 vor dem Europäischen Parlament gehalten hat.
Seit dem Besuch von Papst Johannes-Paul
II. 1988 haben sich Europa und die Europäische Union grundlegend verändert.
Der Eiserne Vorhang ist gefallen und die
EU größer geworden. Doch gleichzeitig
ist die Welt komplexer und bewegter geworden. Europa, so Papst Franziskus in
seiner Rede, habe sein Gewicht in einer
Welt, die nicht mehr „eurozentrisch“ sei,
verloren. Dieses Europa scheine gealtert
und ermüdet, nicht nur in demographischer Hinsicht, sondern auch psychologisch und spirituell: „Die großen Ideale,
die Europa inspiriert haben, [scheinen]
ihre Anziehungskraft verloren zu haben“.
Dies verursache Zweifel und Argwohn
bei den EU-Bürgern.
Franziskus fordert in seiner Botschaft,
nicht an diesem ernüchternden Bild zu
verharren. Er sieht in dieser Welt mit
ihren Bedrohungen und Ängsten auch
einen Antrieb für Einheit und Initiative.
Franziskus will eine Diagnose erstellen
und damit einen Weg der Öffnung weisen in Richtung einer Zukunft, „die auf
der Fähigkeit basiert, gemeinsam zu
arbeiten, um die Teilungen zu überwinden und den Frieden und die Gemein1
schaft unter allen Völkern des Kontinentes zu fördern.“
Seine Diagnose ist hart. Sie ist Ausdruck
der sozialen Sensibilität, von der Franziskus zutiefst geprägt ist. Technische und
wirtschaftliche Fragen herrschten auf
Kosten einer authentischen anthropologischen Orientierung vor. „Der Mensch
ist in Gefahr, zu einem bloßen Räderwerk
in einem Mechanismus herabgewürdigt
zu werden, der ihn nach dem Maß eines
zu gebrauchenden Konsumgutes behandelt“. Sei er nicht mehr zweckdienlich,
nicht mehr leistungsstark genug oder
überflüssig, werde er ausgesondert oder
weggeworfen.
Diesen Bedrohungen könne die europäische Kultur „den Menschen als eine mit
transzendenter Würde begabte Person“
entgegensetzen.
Die Würde des Menschen, d. h. des Einzelnen, der im Gegensatz zum isolierten
Individuum in Beziehung zu anderen stehe, finde ihren Ausdruck in der Achtung
der Menschenrechte. In seiner Rede vor
dem Europarat hat Franziskus den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der in gewisser Weise das „Gewissen“ Europas darstelle, gewürdigt.
Franziskus fragt, welche Würde bestehe,
wenn es keine echte Religionsfreiheit und
keinen Rechtsstaat gebe, wenn Diskriminierung herrsche und es an Nahrung und
http://www.comece.org/europeinfos/de/archiv/ausgabe177/article/6956.htm
19
Arbeit fehle, wenn der wirtschaftliche
Überfluss zur Gleichgültigkeit gegenüber
den Armen und der Umwelt führe. Rechte
bedeuteten auch Pflichten, die Pflicht, für
menschenwürdige Lebensbedingungen
für alle zu sorgen. Franziskus fordert,
sich der Gebrechlichkeit der Menschen
und der Völker anzunehmen, ein Aufruf, die Würde eines jeden innerhalb
der EU, aber auch an ihren Grenzen zu
achten: „Man kann nicht hinnehmen,
dass das Mittelmeer zu einem großen
Friedhof wird!“ Er prangert die fehlende gegenseitige Unterstützung unter
den EU-Mitgliedstaaten an, wenn es
darum gehe, die hilfesuchenden Menschen aufzunehmen.
Franziskus spricht von der transzendenten Würde des Menschen, von
einem „Kompass“ in den Herzen der
Menschen, der sie befähige, Gut und
Böse zu unterscheiden, weil der Mensch
von Natur aus ein „relationales Wesen“
sei. Die Zentralität des Menschen als ein
solches relationales Wesen sei ein Erbe
des Christentums in Europa. Werde
dieses Erbe lebendig erhalten, stelle es
nicht etwa eine Gefahr für die Laizität
der Staaten dar, sondern eine Bereicherung.
„Einheit in der Verschiedenheit“, so lautet das Motto der Europäischen Union:
Solidarität und Subsidiarität, eine Einheit, die den Reichtum der Verschiedenheiten zur Geltung bringe. „Die Wirklichkeit der Demokratien lebendig zu
erhalten ist eine Herausforderung dieses
geschichtlichen Momentes: zu vermeiden, dass ihre reale Kraft – die politische
Ausdruckskraft der Völker – verdrängt
wird angesichts des Drucks multinati-
20
onaler nicht universaler Interessen, die
sie schwächen und in vereinheitlichende
Systeme finanzieller Macht im Dienst
von unbekannten Imperien verwandeln.“
Wie auch in seiner Rede vor dem Europarat äußert sich Franziskus in seiner
Rede vor dem Europäischen Parlament
sehr zurückhaltend zu ethischen Fragen,
die heute auf politischer Ebene unsere Gesellschaften spalten. Eine einzige
Anmerkung nur zum Thema der bedenkenlosen Aussonderung derer, die nicht
mehr zweckdienlich sind, „der Kranken
im Endstadium, der verlassenen Alten
ohne Pflege oder der Kinder, die vor
der Geburt getötet werden“. Keinerlei
Anspielung im Übrigen auf die schwierige und zuweilen konfliktbehaftete Verschiedenheit der heutigen europäischen
Gesellschaft, die auf unterschiedlichen
Überzeugungen beruht, auf Spannungen
zwischen religiösen Optionen, rein säkularen oder laizistischen Optionen (im
philosophischen Sinne des Wortes) und
der wachsenden Präsenz des Islam.
Franziskus fordert, dem europäischen
Projekt neuen Sinn und eine neue Dynamik zu verleihen. Dies könne gelingen,
wenn die Familie unterstützt, der Bildung
ein höherer Stellenwert beigemessen,
Arbeit unter würdigen Bedingungen für
alle angestrebt und die Umwelt geachtet
würde, denn „diese unsere Erde braucht
tatsächlich eine ständige Pflege und Aufmerksamkeit“.
Die der Europäischen Union zugrunde
liegenden Ideale könnten, wenn sie neu
belebt würden, „ein kostbarer Bezugspunkt für die gesamte Menschheit“ sein.
21
Foto: Korean Culture and Information Service
„Jedes Kind ist einzigartig“ – Papst Franziskus über das
wunderbare Geschenk des Lebens (und die Karnickel)1
„Kinderlose Gesellschaften wie in
Europa sind depressiv“
„Kinder sind die Freude der Familie und
der Gesellschaft. Sie sind weder ein Problem der Reproduktionsbiologie noch
eine der vielen Arten sich selbst zu verwirklichen. Und schon gar nicht sind
sie ein Besitz der Eltern … Kinder sind
ein Geschenk. Jedes ist einzigartig und
unwiederholbar und gleichzeitig unverwechselbar mit seinen Wurzeln verbunden. Sohn und Tochter sein nach dem Plan
Gottes bedeutet in sich die Erinnerung
und die Hoffnung einer Liebe zu tragen,
die sich selbst verwirklicht hat, gerade
dadurch, daß sie das Leben eines anderen, neuen und einzigartigen Menschen
entfacht hat. Für die Eltern ist jedes Kind
es selbst, ganz verschieden, ganz anders.
(…) So ist die Familie! Die Kinder sind
verschieden, aber alle sind Kinder.
Ein Kind liebt man, weil es Kind ist, nicht
weil es schön ist oder weil es so oder
anders ist. Nein, sondern weil es Kind
ist! Nicht weil es so denkt wie ich, oder
meine Wünsche verkörpert. Ein Kind ist
ein Kind: ein von uns gezeugtes Leben,
das aber für ihn bestimmt ist, zu seinem
Wohl, zum Wohl der Familie, der Gesellschaft, der ganzen Menschheit.
Daher rührt die tiefe menschliche Erfahrung, Sohn und Tochter zu sein, die es
uns erlaubt, die Dimension der unentgeltlichen Liebe zu entdecken, die nicht aufhört uns zu erstaunen. Es ist die Schönheit, zuerst geliebt zu sein: Die Kinder
sind geliebt, bevor sie geboren werden.
Wie oft sehe ich Mütter auf dem Platz, die
mir ihren Bauch zeigen und mich um den
Segen bitten … Diese Kinder sind schon
geliebt, bevor sie auf die Welt kommen.
Das ist Uneigennützigkeit, das ist Liebe.
Sie sind geliebt, vor ihrer Geburt, wie die
Liebe Gottes, die uns immer schon zuerst
liebt. Sie sind geliebt, noch bevor sie irgend etwas getan haben, um sich das zu
verdienen, noch bevor sie sprechen oder
denken können, ja noch bevor sie auf die
Welt kommen!
Die Kindschaft ist die Grundvoraussetzung um die Liebe Gottes kennenzulernen, die die eigentliche Quelle dieses
wahren Wunders ist. In die Seele eines
jeden Kindes, so verwundbar es ist, legt
Gott das Siegel dieser Liebe, in der seine
persönliche Würde beruht, eine Würde,
die nichts und niemand zerstören kann.
(…)Eine Gesellschaft von Kindern, die
ihre Eltern nicht ehren, ist eine Gesellschaft ohne Ehre. Wenn man die eigenen
Eltern nicht ehrt, verliert man die eigene
Ehre! (…) Eine Gesellschaft, die aus Bequemlichkeit auf Kinder verzichtet, die
sie vor allem als eine Sorge, eine Last
und eine Gefahr sieht, ist eine depressive
Gesellschaft. Denken wir an viele Gesellschaften, die wir hier in Europa kennen:
das sind depressive Gesellschaften, weil
sie keine Kinder wollen, keine Kinder haben, die Geburtenrate bei 1 Kind [je Frau
im gebärfähigen Alter] liegt. Warum? Jeder von uns denke darüber nach und gebe
http://www.katholisches.info/2015/02/12/jedes-kind-ist-einzigartig-papst-franziskus-ueber-das-wunderbare-geschenk-des-lebens-und-die-karnickel/
1
22
eine Antwort. Wenn eine mit Kindern gesegnete Familie angeschaut wird, als sei
sie eine Last, dann stimmt etwas nicht!
Die Generation der Kinder muß verantwortungsbewußt sein, wie auch die Enzyklika Humanae vitae lehrt, aber mehrere
Kinder haben, kann nicht automatisch
eine unverantwortliche Entscheidung
sein. Keine Kinder haben ist eine egoistische Entscheidung. Kinder machen die
Gesellschaft jung, bereichern und vervielfältigen ihre Kräfte, schenken ihr Leben.
(…)Jesus, der ewige Sohn, der Sohn in
der Zeit wurde, helfe uns, die Würde der
Gotteskindschaft zu verstehen und in ihr
zu leben.“
Familie Anani und ihre 16 Kinder
Papst Franziskus sprach mit seiner Analyse ein tiefes Geheimnis über die europäischen Gesellschaften aus. In der Tat
vermitteln Gesellschaft in Europa den
Eindruck depressiv, trübsinnig und zukunftslos zu sein. Ein „Geheimnis“, weil
diese Wahrheit im Namen der individuellen Selbstbestimmung, von Egoismus
und Überbevölkerungsmythen zu den
großen Tabus der westlichen Gesellschaft
und ihres „Wertekanons“ gehört.
Als wäre es abgesprochen gewesen, wurde gestern im italienischen Staatsfernsehen RAI vor elf Millionen Fernsehzuschauern die Familie Anani vorgestellt.
Aurelio Anani (47) und seine Frau Rita
(43) haben am 8. Dezember 1993, dem
Hochfest Mariä Unbefleckte Empfängnis
geheiratet. Sie haben heute 16 Kinder im
Alter zwischen 20 Jahren und 20 Monaten. Der Familienvater arbeitet an der
Akademie der bildenden Künste in Catanzaro, mit einem Gehalt von 2.200 Euro
im Monat („einschließlich Kindergeld“).
Die Familienmutter ist Hausfrau. Eine ka-
tholische Familie: „Als wir unser Ja-Wort
gegeben haben, war für uns klar, daß wir
für das Leben offen sind, wie Gott es uns
schenkt. Wir lieben jedes unserer Kinder.
Jedes ist anders. Jedes ist wunderbar“,
hatte Rita Anani in einem früheren Interview gesagt. Im Teatro Aurelio vor einem
Millionenpublikum ließ sich die Familie
gestern auch nicht durch die „obligaten“
Bemerkungen des Fernsehmoderators irritieren, mit denen (fast) alles und jeder
auf eine lustig-locker-lächerliche Ebene
gezogen werden soll. „Was uns besonders
macht, ist Christus“, sagt Aurelio Anani
ins Mikrophon.
Der Papst und die „Karnickel“
Schade, daß Papst Franziskus sich selbst
im Weg steht und seine wertvollen Aussagen selbst neutralisiert. Der gestrigen
Aussagen von der „Kostbarkeit“ der
Kinder und ihrer äußeren und inneren
Bedeutung für die Gesellschaft und die
Menschheit steht der Karnickel-Sager vom 19. Januar entgegen. Auf dem
Rückflug von den Philippinen nach Rom
sagte Papst Franziskus wörtlich: „Manche glauben, und entschuldigen Sie den
Ausdruck, daß sie, um gute Katholiken
zu sein, wie die Karnickel sein müssen.“
Laut eigenen Angaben wollte der Papst
damit für „verantwortungsbewußte Familienplanung“ werben. Eine Volksweisheit
besagt: „Knapp vorbei ist auch daneben“.
Der Papst-Sager ging in Windeseile als
Schlagzeile um die Welt.
Wie viele im Teatro Aurelio und zu Hause vor den Fernsehgeräten werden beim
Anblick der Familie Anani an Papst Franziskus und die Karnickel gedacht haben?
Auch darin liegt das Drama dieses Pontifikats.
Text: Giuseppe Nardi
23
Das Osterevangelium (Joh 20,1-18)
Die Entdeckung
des leeren Grabes
Die Erscheinung Jesu vor Maria
aus Magdala
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es
noch dunkel war, zum Grab und sah,
dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu
Simon Petrus und dem Jünger, den
Jesus liebte, und sagte zu ihnen:
Man hat den Herrn aus dem Grab
weggenommen und wir wissen
nicht, wohin man ihn gelegt hat.)
Da gingen Petrus und der andere
Jünger hinaus und kamen zum Grab;
sie liefen beide zusammen dorthin,
aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster
ans Grab.
Er beugte sich vor und sah die
Leinenbinden liegen, ging aber nicht
hinein. Da kam auch Simon Petrus,
der ihm gefolgt war, und ging in das
Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
und das Schweißtuch, das auf dem
Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber
nicht bei den Leinenbinden, sondern
zusammengebunden daneben an
einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der
zuerst an das Grab gekommen war,
hinein; er sah und glaubte.
Denn sie wussten noch nicht aus
der Schrift, dass er von den Toten
auferstehen musste
Dann kehrten die Jünger wieder
nach Hause zurück.
Maria aber stand draußen vor dem
Grab und weinte. Während sie
weinte, beugte sie sich in die
Grabkammer hinein
Da sah sie zwei Engel in weißen
Gewändern sitzen, den einen dort,
wo der Kopf, den anderen dort, wo
die Füße des Leichnams Jesu
gelegen hatten.
Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete
ihnen: Man hat meinen Herrn
weggenommen und ich weiß nicht,
wohin man ihn gelegt hat.
Als sie das gesagt hatte, wandte sie
sich um und sah Jesus dastehen,
wusste aber nicht, dass es Jesus war.
Jesus sagte zu ihr: Frau, warum
weinst du? Wen suchst du? Sie
meinte, es sei der Gärtner, und sagte
zu ihm: Herr, wenn du ihn
weggebracht hast, sag mir, wohin du
ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte
sie sich ihm zu und sagte auf
Hebräisch zu ihm: Rabbuni!,
das heißt: Meister.
Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht
fest; denn ich bin noch nicht zum Vater
hinaufgegangen. Geh aber zu meinen
Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf
zu meinem Vater und zu eurem Vater,
zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Maria von Magdala ging zu den
Jüngern und verkündete ihnen: Ich
habe den Herrn gesehen. Und sie
richtete aus, was er ihr gesagt hatte.
24
Am Abend dieses ersten Tages der
Woche, als die Jünger aus Furcht vor
den Juden die Türen verschlossen
hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit
euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen
seine Hände und seine Seite. Da
freuten sich die Jünger, dass sie den
Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen:
Friede sei mit euch! Wie mich der
Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an und sprach zu
ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Wem ihr die Sünden vergebt, dem
sind sie vergeben; wem ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie
verweigert.
Jesus und Thomas
Thomas, genannt Didymus
(Zwilling), einer der Zwölf, war
nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Die anderen Jünger sagten zu ihm:
Wir haben den Herrn gesehen. Er
entgegnete ihnen: Wenn ich nicht
die Male der Nägel an seinen
Händen sehe und wenn ich meinen
Finger nicht in die Male der Nägel
und meine Hand nicht in seine Seite
lege, glaube ich nicht.
Acht Tage darauf waren seine Jünger
wieder versammelt und Thomas war
dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte
und sagte: Friede sei mit euch!
Dann sagte er zu Thomas: Streck
deinen Finger aus - hier sind meine
Foto: Wolfgang Mund - khm: Anthonis van Dyck (1599-1641)
Die Beauftragung der Jünger
Hände! Streck deine Hand aus und
leg sie in meine Seite und sei nicht
ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete ihm: Mein Herr
und mein Gott!
Jesus sagte zu ihm: Weil du mich
gesehen hast, glaubst du. Selig sind,
die nicht sehen und doch glauben.
Der Epilog
Noch viele andere Zeichen, die in
diesem Buch nicht aufgeschrieben
sind, hat Jesus vor den Augen seiner
Jünger getan.
Diese aber sind aufgeschrieben,
damit ihr glaubt, dass Jesus der
Messias ist, der Sohn Gottes, und
damit ihr durch den Glauben das
Leben habt in seinem Namen.
25
Christus-Reliquien: Gleiche Pollen auf Grabtuch von
Turin und Schweißtuch von Oviedo 1
Zwischen Pollen, die in einem Blutfleck eingeschlossen sind, wurde
eine Übereinstimmung mit jenen
festgestellt, die auf dem Grabtuch
von Turin gefunden wurden. Dies
gab die Katholische Universität von
Murcia bekannt. Die Pollen verbinden die Santa Sindone, das in der italienischen Stadt Turin verehrte Grabtuch Jesu, mit dem Santo Sudario,
dem in der spanischen Stadt Oviedo
verehrten Schweißtuch des Herrn.
Der Überlieferung nach handelt es
sich bei der Sindone von Turin um
das Grabtuch, in das Jesus Christus nach dem Tod am Kreuz eingewickelt und ins Grab gelegt wurde.
„Sie nahmen den Leichnam Jesu und
umwickelten ihn mit Leinenbinden,
zusammen mit den wohlriechenden
Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist“ (Joh 19,40).
Oviedo nimmt für sich in Anspruch,
daß das dort aufbewahrte Sudario das
Schweißtuch ist, das um den Kopf
des toten Christus gelegt wurde:
„und das Schweißtuch, das auf dem
Kopf Jesu gelegen hatte“ (Joh 20,7).
Grabtuch und Schweißtuch in der
Heiligen Schrift belegt
Sowohl Grabtuch als auch Schweißtuch sind durch die Heilige Schrift be-
legt und entsprechen den damaligen
jüdischen Bestattungssitten. Beide
Leinentücher betreffen die Grablegung nach dem Tod Christi und sind
nicht mit der Überlieferungstradition
des apokryphen Nikodemusevangeliums aus dem frühen 4. Jahrhundert
über Berenike und das Schweißtuch
der Veronika zu verwechseln. Dabei ist ungeklärt, ob und in welcher
Form sich die Überlieferungsstränge
berühren, überschneiden oder durch
mißverständliche Tradierung im
Laufe der Zeit ineinander- oder auseinanderfließen.
Gesicherte, allgemein anerkannte Beweise gibt es bisher weder für
das Grabtuch noch das Schweißtuch
von Oviedo. Eine ganze Reihe von
wissenschaftlich erhärteten Indizien
weist jedoch darauf hin, daß es sich
bei der Sindone von Turin tatsächlich
mit großer Wahrscheinlichkeit um
das Grabtuch Jesu Christi handelt,
das im Grab zurückblieb, als er am
dritten Tag von den Toten auferstanden ist. Zu Grabtuch und Schweißtuch heißt es in der Heiligen Schrift:
„Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als
es noch dunkel war, zum Grab und
sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu
Simon Petrus und dem Jünger, den
Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man
http://www.katholisches.info/2015/02/13/christus-reliquien-gleiche-pollen-auf-grabtuch-vonturin-und-schweisstuch-von-oviedo/Eingesehen am 23.02.2015
1
26
hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen
Petrus und der andere Jünger hinaus
und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der
andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er
beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm
gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
und das Schweißtuch, das auf dem
Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber
nicht bei den Leinenbinden, sondern
zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch
der andere Jünger, der zuerst an das
Grab gekommen war, hinein; er sah
und glaubte. Denn sie wußten noch
nicht aus der Schrift, daß er von
den Toten auferstehen mußte. Dann
kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
Maria aber stand draußen vor dem
Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in
weißen Gewändern sitzen, den einen
dort, wo der Kopf, den anderen dort,
wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr:
Frau, warum weinst du?“ (Joh 20,113).
Gleicher Kontext von Grabtuch
und Schweißtuch
Das Grabtuch zeigt die „photographische“ Darstellung eines Mannes,
der gefoltert und gekreuzigt worden
war, wie es die Evangelien von der
Leidensgeschichte Jesu berichten.
Vor allem aber läßt sich wissenschaftlich nicht erklären, wie die Abbildung auf das Leinentuch kam.
Wissenschaftler der Universidad
Catolica San Antonio de Murcia
(UCAM) fanden nun Pollenübereinstimmungen zwischen dem Grabtuch
von Turin und dem Schweißtuch
von Oviedo. Damit seien die beiden
Leinentücher im selben geographischen Kontext und Szenario zu verorten. Die Entdeckung wurde durch
eine hochaufgelöste mikroskopische
Untersuchung am Schweißtuch von
Oviedo gemacht.
Wie Alfonso Sanchez Hermosilla, der Leiter der Abteilung Forensische Histopathologie am Rechtsmedizinischen Institut von Murcia
bekanntgab, handle es sich bei der
Entdeckung „um eine weitere Übereinstimmung, die sich einer wachsenden Reihe festgestellter Übereinstimmungen hinzufügt“.
Dazu gehören die Untersuchungen
von Pierluigi Baima Bollone, die
ergaben, daß das Blut auf dem
Schweißtuch von Oviedo und dem
Grabtuch von Turin derselben Blutgruppe AB entspricht. Die Blutflecken auf dem Schweißtuch stimmen
in ihrer geometrischen Anordnung
mit jenen des Grabtuches überein.
Das sei nur erklärbar, wenn beide
Tücher um denselben Kopf gewickelt
waren. Das rechteckige Schweißtuch
des Herrn mißt 53 mal 86 Zentimeter.
Das Material des Tuches entspricht
27
jenem des Grabtuches von Turin,
unterscheidet sich allerdings in der
Webart, was bestätigt, daß es sich um
zwei verschiedene Tücher handelt.
Pollenfunde
Helichrysum (Strohblumen) wurde im
Nahen Osten durch Jahrtausende hindurch für kosmetische Zwecke verwendet. Zudem wurde es von den Juden
des ersten Jahrhunderts nach Christi in
der Bestattung eingesetzt. Laut Marzia
Boi ist Helichrysum die am häufigsten
auf dem Grabtuch von Turin vorhandene Pollenart (29,1 Prozent), gefolgt
von Cistaceae (Zitronengewächse: 8,2
Prozent), Apiaceae (Doldengewächse:
4,2 Prozent) und Pistacia (Pistazie: 0,4
Prozent).
„Alle genannten Pflanzen sind entomophil. Die Bestäubung erfolgt mit Hilfe
von Insekten, nicht durch den Wind.
Das bedeutet, daß es einen direkten
Kontakt durch die Pfanzen oder die
bei Bestattungen benutzten Produkte
gegeben haben muß. Die Liste der
entdeckten Pollen weisen auf die am
häufigsten bei antiken Bestattungsriten
verwendeten Pflanzen hin. Die Pollen
belegen, daß der Leinenstoff mit Ölen
und Salben in Berührung kam, mit denen wahrscheinlich der Leichnam gesalbt und geölt wurde, der darin eingewickelt war.“
Für die Wissenschaftlerin „sind die auf
dem Grabtuch dominierenden Pollenarten das Abbild des Begräbnisrituals,
wie es im Nahen Osten vor 2000 Jahren üblich war. Das sind die Zutaten
der kostbarsten Salben und Öle jener
Zeit, die außergewöhnlich gut auf dem
Leinen erhalten geblieben sind. Die
28
Identifizierung eines Pollenkorns derselben Pflanze auf dem Schweißtuch
von Oviedo könnte bestätigen, daß die
beiden Stoffe sich anfangs am selben
Ort befanden und im selben Kontext
verwendet wurden“.
Echtheit wäre naturwissenschaftlich stringenter Gottesbeweis
Die an beiden Leinenstoffen getrennt
durchgeführte C14-Datierung (Radiokarbonmethode) ergab für das
Schweißtuch von Oviedo allerdings
eine Datierung im 7. Jahrhundert
nach Christus und für das Grabtuch
zwischen 1260 und 1390. Vor allem
die C14-Datierung für das Grabtuch
wird heute von der Wissenschaft
weitgehend verworfen, nachdem
eine Reihe von Fehlern nachgewiesen werden konnten. Die C14-Datierung des Schweißtuchs von Oviedo
wird vom durchführenden Wissenschaftler selbst als höchst unzuverlässig bezeichnet und als alleinige
Datierungsmethode abgelehnt.
2013 zeigte Giulio Fanti, Professor für mechanisch-thermische Forschung an der Universität Padua, daß
mittels Spektroskopie, Infrarot-Testverfahren und mechanischen Testverfahren an Fäden des Grabtuchs durchgeführte Vergleiche mit Stoffen aus
dem gigantischen Zeitraum von 3000
Jahren vor Christus bis 2000 Jahre
nach Christus ergeben haben, daß der
Leinenstoff der Sindone zu 95 Prozent
nicht im Hochmittelalter, sondern in
der Antike anzusiedeln ist und höchstwahrscheinlich aus dem Nahen Osten
stammt.
Foto: Dianelos Georgoudis
Grabtuch und Schweißtuch sind, so
sie echt sind, durch die Auferstehung
Christi entstanden. Sie wären damit ein
Zeugnis und ein naturwissenschaftlich
greifbarer Beweis für die Echtheit der
biblischen Erzählung. Alle wissenschaftlich dazu gewonnenen Erkenntnisse werden von der Fachwelt daher
mit äußerster Skepsis betrachtet, denn
bei Echtheit wären die Reliquien der
naturwissenschaftlich stringente Gottesbeweis.
Historische Quellen und
Abgar-Bild
Das Schweißtuch des Herrn wird in
der Camara Santa der Kathedrale von
Oviedo, der Hauptstadt Asturiens aufbewahrt. Außerhalb der Evangelien
und apokryphen Texte stammt der älteste schriftliche Beleg aus dem Jahr
570. Antoninus von Piacenza berich-
tet, daß es im Markuskloster am Jordan nahe Jericho aufbewahrt wurde, er
es aber nicht selbst gesehen habe. Es
gibt die These, seine Angaben hätten
sich nicht auf Jericho, sondern auf das
Markuskloster von Jerusalem bezogen,
das an der Stelle des Geburtshauses
des Evangelisten errichtet wurde (Apg
12,12-17). Das Kloster in seiner heutigen Form wurde von den Kreuzrittern
erbaut. Es ist seit dem 15. Jahrhundert
Sitz des syrisch-orthodoxen Erzbischofs von Jerusalem.
Eine ganz andere Quelle ist die Abgarlegende. Mit König Abgar V. von Osrhoene (um 4 vor Christus bis um 50
nach Christus) wird das Christusbild
von Edessa in Verbindung gebracht.
Edessa war die Hauptstadt von Osrhoene, eines Pufferstaates zwischen
Römern und Parthern, der 114 nach
Christus von Rom erobert wurde. Das
29
Abgar-Bild ist, laut ostkirchlicher
Tradition, ein originalgetreues Bildnis Jesu Christi. Es sei nicht gemalt,
sondern mechanisch von einem Tuch
mit dem Abbild des Herrn übertragen
worden. In dem Tuch, das als Vorlage
für das Abgar-Bild diente, wird das
Schweißtuch des Herrn wiedererkannt.
Die Ikone sei während der Verfolgung
der frühen Christen in der Stadtmauer
von Edessa versteckt worden. 524 sei
sie durch ein Euphrat-Hochwasser wieder aufgefunden worden. 944 wurde
sie nach Konstantinopel überführt und
gelangte 1204 durch die Eroberung der
oströmischen Kaiserstadt im Vierten
Kreuzzug in die Hände der französischen Könige. Diese bewahrten sie
in der Sainte-Chapelle des Königspalastes in Paris auf. Während der Französischen Revolution ging sie mit vielen anderen Reliquien verloren.
Diese „nicht von Menschenhand“ gemalte Ikone (Acheiropoieton) wurde
zum Vorbild zahlreicher Christusdarstellungen. Eine Kopie befindet sich
im Vatikan in der Redemptoris-Mater-Kapelle des Apostolischen Palastes.
Ihr älteste Beleg stammt aus dem 17.
Jahrhundert. Eine weitere befindet sich
in Chiesa degli Armeni in Genua. Der
Bezug zu den Armenier verweist wiederum in den Osten. In den Quellen belegt ist sie seit dem 14. Jahrhundert. Als
dritte „Kopie“, wird der Schleier von
Manoppello angenommen, der sich
seit 1506 auf ungeklärte Weise in der
Kleinstadt in den Abbruzzen befindet
und dort als Reliquie verehrt wird. Das
Abbild des „Volto Santo“ auf einem
Tuch aus Muschelseide (Byssus) erinnert verblüffend an das Abgar-Bild von
30
Edessa und wirft die Frage auf, was
Kopie und was Original ist.
Chronik des Schweißtuches von
Oviedo im Liber testamentorum
Im Liber testamentorum von Bischof
Pelagius von Oviedo, das um 1120 entstanden ist, bezeugt der Bischof, daß
das in Oviedo verehrte Schweißtuch
des Herrn aus dem Grab Jesu Christi
stammt und zusammen mit anderen
Christus-Reliquien in einem Schrein
aus Zedernholz in Jerusalem aufbewahrt wurde. Als 614 die heidnischen
Perser das Heilige Land eroberten, wurde es von einem Mönch namens Philippus nach Alexandria in Ägypten in Sicherheit gebracht. Die Perser zerstörten
damals alle Kirchen mit Ausnahme der
Geburtskirche in Bethlehem.
Als sie auch auf Ägypten vorrückten,
wurde das Schweißtuch 616 von Philippus in das Westgotenreich nach
Spanien gebracht. Die Westgoten hatten sich eine Generation zuvor vom
arianischen Christentum zum katholischen Glauben bekehrt. Er übergab
die Reliquie dem heiligen Fulgentius
von Cartagena, Bischof von Écija, der
dem westgotischen Adel entstammte.
Sein Bruder, der heilige Isidor, Bischof
von Sevilla (556-636), übereignete sie
seinem Schüler, dem heiligen Hildefons (607-667). Als dieser 657 Erzbischof von Toledo wurde, brachte er das
Schweißtuch dorthin.
Als die moslemischen Araber in Spanien einfielen, wurde die Reliquie
711 von Toledo nach Nordspanien
gebracht. Zehn Kilometer außerhalb
Foto: Sitomon
Oviedos wurde sie in den Bergen in
der Klause von Monsarco versteckt.
Um 840 brachte König Alfons II. von
Asturien (791-842), Sohn eines Westgoten und einer Baskin, das Schweißtuch nach Oviedo und ließ zur Aufbewahrung in seinem Palast eine Kapelle
dafür bauen, die Camara Santa (Heilige
Kammer). Am 14. März 1075 fand in
Anwesenheit von König Alfons VI.
(Alfonso el Bravo) von Kastilien und
Leon eine Rekognoszierung durch Öffnung des Schreins statt. Im 14. Jahrhundert wurde die Camara Santa in die
über Vorgängerbauten errichtete Erlöserkathedrale von Oviedo integriert.
Eine weitere Rekognoszierung erfolgte
unter Diego Aponte de Quinones,
1585-1598 Bischof von Oviedo auf
Auftrag von König Philipp II.
Als 1934 die asturischen Sozialisten
und Kommunisten mit einem bewaffneten Aufstand die Macht an sich
reißen wollten, wurde die Camara
Santa von Revolutionären gesprengt.
Dabei gingen zahlreiche bedeutende
Reliquien verloren. Die Kapelle wurde unter Verwendung des originalen
Materials wieder aufgebaut und am 6.
September 1942 unter großer Anteilnahme des Volkes neu geweiht.
2015 Ausstellung des Grabtuchs
in Turin
Das Grabtuch im piemontesischen
Turin wird 2015 anläßlich des 200.
Geburtstages des heiligen Johannes
Bosco vom 19. April bis 24. Juni öffentlich zur Verehrung ausgestellt.
Öffentliche Ausstellungen sind eine
Seltenheit: In den vergangen 150
Jahren wurde es nur siebenmal, jeweils für mehrere Tage oder Wochen
gezeigt: 1868, 1898, 1931, 1978,
1998, 2000, 2010. Die nächste Ausstellung ist für das Heilige Jahr 2025
vorgesehen.
31
Attentate bedürfen einer Interpretation 1
Das Attentat auf die Redaktion von
„Charlie Hebdo“ trifft mitten in die
Illusionen der säkularisierten europäischen Gemütlichkeit. Staatsmänner
und eine Staatsfrau gingen anlässlich der Bekenntnisdemonstration in
der Hauptstadt des Laizismus auf die
Straße, um in einem Symbolbild ihre
Abneigung gegenüber dem Verbrechen der „Dschihadisten“ zu zeigen.
tik nicht daran vorbei, die Werte, die
den Gläubigen, Christen, Juden und
Muslimen sowie den Atheisten heilig
sind, zu schützen, ohne sich damit
mit ihnen zu identifizieren, oder mit
den Worten von Michel Houellebecq:
„Eine Gesellschaft ohne Religion,
(die grundlegende Werte vermittelt,)
ist nicht überlebensfähig.“ (Zeit Online 21.1.2015)
Der Angriff auf „Charlie Hebdo“
und dem jüdischen Geschäft mit zu
vielen Toten war ein Angriff im Namen des Islam und Muhammad auf
die europäischen Werte der Meinungs- und Religionsfreiheit. Von
Freiheit gibt es heutzutage ganz unterschiedliche Vorstellungen, die zu
ganz unterschiedlichen Schlüssen
führen. Einig ist sich die europäische
Gesellschaft darin, dass eine Freiheit
nie grenzenlos für jeden ist, deshalb
müssen Gerichte ihre Grenzen festlegen. Der Staat sichert die Freiheit, er
kann den verantwortlichen Umgang
mit ihr aber nicht sanktionieren. Der
Staat braucht dazu eine Instanz, die
er vorfindet: den Respekt vor der
Würde des Menschen. Man muss die
Gefühle des anderen ja nicht teilen,
sollte sie aber respektieren. Daher
ergeben sich Selbstbeschränkungen
und Grenzen – so wie auch nicht alles erlaubt ist, was technisch möglich
ist. Will die europäische pluralistische Gesellschaft den öffentlichen
Frieden bewahren, kommt die Poli-
Mit Blick auf den Islam rächt sich
heute, dass muslimische Gelehrte
es nicht vermocht haben, den Koran
und Muhammad gegen die Instrumentalisierung durch Islamisten zu
immunisieren. Im Koran kann man
einschlägige Verse für Gewalt finden wie den „Schwertvers“ ( Koran
9,5). Ähnliche Aussagen lassen sich
auch in der Bibel finden. Allerdings
haben die Bibelstellen des Alten
Testamentes keine ähnlich wirksame
Mobilisierungswirkung für Juden
und Christen wie für politische Muslime der Islam und der Koran. Gewalt lauert unter der Oberfläche und
ist mit dem Anspruch verbunden,
am schnellsten mit Gewalt Anliegen
durchzudrücken. Zur Rechtfertigung
dient eine Religion, die die Gewaltfrage nicht eindeutig beantwortet hat.
1
Ein Grund für die terroristischen
Aktionen der Islamisten ist sicherlich die Globalisierung der medialen
Berichterstattung. Sie zeigen Bilder,
die jedem den krassen Unterschied
http://www.comece.eu/europeinfos/de/archiv/ausgabe179/article/7077.html?SWS=73e0464590cebcfa50bbf37875964039 Eingesehen am 23 02 2015
32
der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Situationen weltweit
klar machen. Während das christlich geprägte Europa einen hohen
Lebensstandard genießt, und Meinungs- und Religionsfreiheit unter
dem Schutz der Demokratie stehen,
leben die meisten Muslime weltweit
unter den Bedingungen des Krieges,
der wirtschaftlichen Not und der
politischen Unterdrückung in autoritären Regimen. Der Feind ist der
„Andere“, der verhindert, dass „Ihr
gebietet was recht ist, verbietet, was
verwerflich ist, und glaubt an Gott.“
(Koran 3,110).
Der zweite Grund ist die philosophisch-theologische
Ungleichzeitigkeit zwischen dem islamischen
und europäischen Denken. In den
unterschiedlichen islamischen Traditionen wurde keine entmythologisierende Strömung mit Blick auf das
magisch-ritualistische
Gottesverständnis wirksam. Die Dschihadisten
nähren sich geistig aus einer naiven
Unmittelbarkeit zum Willen Gottes
und zum Beispiel von Muhammad.
Wer sich Allah unterwirft, hat schon
Allah, und er kann tun, was er will.
Ein derart sich je nach Gutdünken
offenbarender Gott mag in vielerlei
Hinsicht mit der frühen stammesreligiöser Phase übereinstimmen, mit
dem rationalen Gottesverständnis
wie Jesu ihn verkündigt hat. Der Islam kann aus dieser Sackgasse erst
dann herausfinden, wenn er aus seiner stammesgeschichtlichen Gefangenschaft des religiösen Bewusstseins ausbricht. Man findet keine
einschlägigen Stellen im Koran für
Strafen bezüglich einer Blasphemie
oder der bildlichen Darstellungen
von Muhammad. Pakistan hat den
Strafbestand für Blasphemie erst
zwischen 1980 bis 1986 unter der
Militärdiktatur Zia ul Haqq eingeführt.
Die Irrwege einer Religion lassen
sich nicht abspalten durch semantischen Betrug, wie es versucht wird,
wenn man gebetsmühlenartig wiederholt, es sei möglich, Islamisten
vom Gesamt des Islam abzukoppeln.
Die Differenzierung zwischen Islam
und Islamismus war nie falsch. Sie
ist aber unvollständig. Die Terroristen berufen sich auf den Islam als
Legitimation ihrer Taten und deshalb
wäre es nicht sinnvoll, den religiösen
Hintergrund zu leugnen. Die al-Azhar Universität hat im Dezember
2014 klargestellt, dass Dschhadisten
keine „Ungläubige“ sind, ihre terroristischen Handlungen im Namen
des Islam aber zu verurteilen seien.
Die Muslime müssen sich von den
Gruppen, die den Islam in einer politischen Ideologie einengen, verabschieden.
P. Hans Vöcking
Georges Anawati Stiftung (GAS)
33
Toulon/Frankreich: Kundgebung zum Gedenken an die Opfer
des Terroranschlages am 7. Jänner 2015
34
Foto: wikipedia
Foto: Yves Tennevin
Je suis Charlie
Schriftzug an der französischen Botschaft in Berlin am 11. Jänner 2015
Ja zur Meinungsfreiheit,
Nein zur Freiheit zu beleidigen 1
Die öffentliche Diskussion über Religion täte gut daran, sich stets von einer
Tugend leiten lassen, die der heilige
Thomas von Aquin als Dreh- und Angelpunkt des gesamten moralischen
Gefüges bezeichnet hat: Vorsicht.
Die tragischen und schockierenden
Anschläge auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie
Hebdo sowie auf den koscheren Supermarkt vom 7. und 9. Januar gehen
als schwarze Tage in die Geschichte
der französischen Hauptstadt und der
Welt ein. Angesichts der Tatsache, dass
die Redaktionsmitarbeiter von Charlie
Hebdo gezielt ermordet wurden, weil
sie sich in den Augen ihrer Mörder in
Ausübung ihres Berufs der Blasphemie gegen den Propheten Muhammad
schuldig gemacht hatten, überrascht es
nicht, dass Journalisten und Zeitungskolumnisten aus der ganzen Welt auf
unzähligen Flugblättern und Seiten in
Zeitschriften und Boulevardzeitungen
auf die Anschläge reagierten. Einige
taten dies unverzüglich, allen Warnungen zum Trotz und ließen dabei
ihren aufgewühlten Emotionen freien
Lauf. Andere reagierten erst nach etwas reiflicheren Überlegungen. Alle
schienen dabei den Standpunkt zu vertreten – eine Meinung, die im Übrigen
auch von den Staats- und Regierungschefs der Welt und vielen anderen geteilt wurde, die nach Paris gekommen
waren, um am Sonntag nach den Anschlägen am Gedenkmarsch für die
Opfer teilzunehmen –, dass es sich bei
diesem Terrorangriff um einen frontalen Angriff gegen die Meinungsfreiheit handelt.
Eine andere Grundfreiheit einer offenen Gesellschaft allerdings hat in den
vergangenen Jahren von Seiten der
empörten Journalisten, die verständlicherweise allesamt ihre Solidarität mit
ihren französischen Kollegen zum Ausdruck gebracht haben, weitaus weniger
Unterstützung erfahren: die Religionsfreiheit. Heute plötzlich erkennen Politiker, religiöse Führer und selbst die
so genannten Bildungsbürger den Zusammenhang zwischen diesen beiden
Freiheiten.
Es liegt schon eine gewisse Ironie darin, dass diejenigen, die stolz verkünden, „Je suis Charlie“ gleichzeitig mit
der unbequemen Frage konfrontiert
werden, wie es denn um ihre Einstellung zur Religionsfreiheit steht. Die
COMECE hat sich in den letzten fünf
Jahren nicht nur eingehend mit dem
Thema Religionsfreiheit auseinandergesetzt. Indem sie dieses Thema gemeinsam mit ihren ökumenischen Partnern ins Bewusstsein der politischen
Entscheidungsträger gerückt hat, hat
sie außerdem dafür gesorgt, dass die
Religionsfreiheit und ihr Schutz innerhalb und außerhalb der EU nunmehr
einen festen Platz auf der Agenda der
Europäischen Kommission gefunden
haben. Die Achtung der Religionsfreiheit darf in keiner Weise die Achtung
1 http://europe-infos.eu/europeinfos/de/archiv/article/7085.html
Eingesehen am 23 02 2015
35
der Meinungsfreiheit beeinträchtigen.
Die öffentliche Diskussion über Religion täte gut daran, sich stets von einer
Tugend leiten lassen, die der heilige
Thomas von Aquin als Dreh- und Angelpunkt des gesamten moralischen
Gefüges bezeichnet hat: Vorsicht.
Die Freiheit, im öffentlichen Raum religiöse Ansichten zu vertreten bzw. über
Fragen der religiösen Überzeugung zu
diskutieren, ist vor dem Hintergrund
der Ereignisse von Paris erneut zum
Gegenstand heftiger und intensiver
Debatten geworden. Da wir bei der
COMECE gemeinsam mit unseren jesuitischen Freunden erst einen Monat
nach den Anschlägen Gelegenheit haben, unser Gewicht in die Waagschale
zu werfen, nehmen wir uns die Freiheit,
bei unseren Überlegungen weit in die
christliche Vergangenheit zurückzugehen. Wir sind nämlich der Überzeugung, dass die wichtigste Lektion, die
wir lernen können, auf einem Ereignis
fußt, das nur wenige Jahrzehnte nach
dem Tod von Jesus von Nazareth stattfand. Wichtig war auch die Art und
Weise, wie es Eingang in die Berichterstattung fand. Der Journalist von damals hieß Lukas.
Als Paulus von Tarsus, ein gläubiger
Jude und römischer Bürger im Jahre 46
n. Chr. nach Athen kam, sprach er in
der Synagoge und auf dem Markt über
Gott und seinen Glauben an Jesus Christus. Er diskutierte mit epikureischen
und stoischen Philosophen, wurde aber
öffentlich als „Papagei“ und „Propagandist“ bezeichnet. Lukas überliefert
uns, dass die Athener es liebten, über
die letzten Neuigkeiten zu erzählen
oder zu hören. Und obwohl sie sich
über Paulus lustig machten, forderten
36
sie ihn erstaunlicherweise dennoch
auf, seine Gedanken (über Gott und
Jesus) vor der höchsten Debattiergesellschaft der Stadt, dem Aeropag, näher zu erläutern. Dort hörte man ihm
höflich zu, auch wenn „einige der Zuhörer spotteten“, als Paulus über die
Auferstehung der Toten sprach. Einem
Nachwuchsreporter oder einem freiberuflichen Reuters-Journalisten avant la
lettre gleich berichtet Lukas und aus
erster Hand über dieses Geschehnis,
nachzulesen in der Apostelgeschichte
17, 16-34. Die Auseinandersetzungen
im Athen des ersten Jahrhunderts, der
Konflikt zwischen dem klassischen
Judentum und dem Wandel, den die
traditionelle Doktrin in den Synagogen der Diaspora durch Paulus erfuhr,
der beherzte Austausch zwischen der
aufkommenden Christenheit und dem
etablierten Heidentum hielten sich allesamt in einem zivilisierten Rahmen.
Wie Papst Franziskus auf den Philippinen betonte, ähneln die religiösen
Bekenntnisse und Überzeugungen der
Menschen unseren Familienbanden:
Sie appellieren an unsere innerste Loyalität. Sie dürfen weder verunglimpft
noch lächerlich gemacht werden. Die
Athener haben es uns bereits vor nahezu 2000 Jahren vorgemacht: Obwohl
sie mit dem, was Paulus sagte, nicht
einverstanden waren und ihn verspotteten, verschlossen sie sich doch nicht
einem weiteren offenen Dialog: „Darüber wollen wir dich ein andermal
hören“ (Apg 17, 33). Meinungsfreiheit
und Religionsfreiheit schließen einander nicht aus.
Patrick H. Daly COMECE
2015: neue Impulse für die atomare Abrüstung? 1
[...]Fast 25 Jahre nach Ende des Kalten
Krieges ist die nukleare Abschreckung
nach wie vor integraler Bestandteil der Sicherheitsdoktrin und -politik einiger Staaten. Acht Staaten auf der Welt räumen ein,
über Kernwaffen zu verfügen, darunter
Frankreich und das Vereinigte Königreich. Darüber hinaus tragen mehrere
europäische Staaten [...] als NATO-Mitgliedstaaten gemeinsam Verantwortung
für die Stationierung US-amerikanischer
taktischer Kernwaffen.
Die Anzahl der Kernwaffen wird zwar
kontinuierlich verringert, vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Kernwaffenstaaten ihre verbleibenden Nukleararsenale weiterhin modernisieren, wurde
jedoch in der Frage der qualitativen Abrüstung bislang noch nicht viel erreicht.
Aufgrund der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten oder in der Ukraine könnte sich
dieser Trend sogar noch verstärken.
Nichtsdestoweniger bietet das Jahr 2015
mehrere Gelegenheiten, um neue Impulse
in der Frage der nuklearen Abrüstung zu
setzen. So findet im April-Mai 2015 – 45
Jahre nach der Aufnahme von Verhandlungen über die Beseitigung der Atomwaffenarsenale durch die Kernwaffenstaaten – im Hauptquartier der Vereinten
Nationen in New York die Konferenz zur
Überprüfung der Umsetzung des Nichtverbreitungsvertrags (NVV) statt. [...]
Des Weiteren soll in der ersten Jahreshälfte 2015 neben den Feierlichkeiten
zum Gedenken an den 70. Jahrestag der
Atombombenabwürfe über Hiroshima
und Nagasaki ein umfassendes Abkommen über das iranische Atomprogramm
geschlossen werden, nachdem es im vergangenen November nicht gelungen war,
sich diesbezüglich auf eine Lösung zu
einigen.
Die Haltung der Kirche zur nuklearen
Abrüstung
Als Vertragspartei des NVV hat sich
der Heilige Stuhl seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil stets für die nukleare Abrüstung und die Nichtverbreitung von Kernwaffen stark gemacht.
In seiner Erklärung im Vorfeld der
NVV-Überprüfungskonferenz
2015
unterstreicht der Ständige Vertreter
des Heiligen Stuhls bei den Vereinten
Nationen, Erzbischof Francis Chullikatt, dass „Kernwaffen keinen Platz in
einer Weltgemeinschaft haben sollten,
die auf globaler Ebene um gegenseitige
Sicherheit bemüht ist“. Bis das Ziel
einer umfassenden Abrüstung erreicht
ist, muss jedoch parallel hierzu – wie
die COMECE in ihrem Positionspapier
aus dem Jahre 2010 betont – jeder einzelne Schritt daraufhin geprüft werden,
ob er „dazu dient, die Instabilität eines
ganzheitlichen Systems nachhaltig zu
verringern“ und keine neuen Bedrohungen für die Stabilität der gegenseitigen Prävention bewaffneter Konflikte
hervorruft. Die als Rechtfertigung für
die Modernisierung der bestehenden
Kernwaffenarsenale dienende Militärdoktrin der nuklearen Abschreckung
ist längst überholt und moralisch nicht
mehr akzeptabel, ganz zu schweigen
von den hohen Kosten für die Instand-
1 http://www.comece.org/europeinfos/de/archiv/ausgabe178/article/7022.html
37
haltung der Kernwaffen und den verheerenden humanitären Auswirkungen.
In seiner Botschaft an die Konferenz
zu den humanitären Auswirkungen von
Kernwaffen sprach sich Papst Franziskus im Dezember statt dessen für einen
Sicherheitsansatz aus, der nicht auf
dem Prinzip der nuklearen Abschreckung, sondern auf „Gerechtigkeit,
sozioökonomischer Entwicklung, Freiheit, der Achtung der Menschenrechte,
der Teilhabe aller an den Angelegenheiten des öffentlichen Lebens und der
Vertrauensbildung zwischen den Völkern“ beruht.
Zur Verbreitung der Botschaft der Kirche zum Thema atomare Abrüstung haben mehrere kirchliche Organisationen
wie Pax Christi International und Justitia et Pax Europa gemeinsam mit ihren
jeweiligen nationalen Kommissionen
diverse Initiativen ergriffen, mit denen
sie das Bewusstsein der Öffentlichkeit
für diese Frage schärfen wollen. Zu
diesen Initiativen gehört beispielsweise
ein Buch mit konkreten politischen Vorschlägen zur atomaren Abrüstung. Eine
weitere, von der italienischen Organisation Comitato per una civiltà dell‘amore
(Komitee für eine Zivilisation der Liebe) koordinierte Initiative setzt sich im
Rahmen des Projekts „Megatonnen für
die Entwicklung“ für die Herstellung
von nuklearen Brennelementen auf der
Grundlage der Abrüstung nuklearer
Sprengköpfe sowie für die Investition
der daraus erzielten Gewinne in die Entwicklung armer Länder ein.
Nukleare Abrüstung auf EU-Ebene
Die derzeitige EU-Politik in puncto atomare Abrüstung gründet auf der Europäischen Sicherheitsstrategie 2003, welche
38
die nukleare Proliferation als eine der
größten Bedrohungen für die Sicherheit
erachtet. Parallel hierzu verabschiedete
die EU ihre Strategie gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen,
deren Umsetzung alle sechs Monate
vom Rat geprüft wird. Neben dem 2010
gegründeten EU-Konsortium für die
Nichtverbreitung stellt das Europäische
Parlament eine weitere wichtige Institution der EU- des Friedensnobelpreisträgers
2012- dar, die ihre Stimme in der nuklearen Abrüstungsdiskussion erheben kann.
In Anbetracht der zahlreichen Entschließungen, die das Europäische Parlament in
den vergangenen Jahren vornehmlich im
Zusammenhang mit einer NVV-Überprüfungskonferenz verabschiedet hat und in
denen es zu entschlossenen Maßnahmen
gegen die nukleare Proliferation aufruft,
würde es eine wichtige Chance vertun,
wenn es sich dieses Jahr nicht zu diesem
Thema äußerte.
Mit Blick auf den für Juni 2015 geplanten
Europäischen Rat wird die Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, auf eine
langfristig ausgerichtete Vision der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik hinarbeiten müssen. In Anbetracht
der Tatsache, dass mehrere EU-Mitgliedstaaten für die nukleare Proliferation mitverantwortlich sind, ist es von zentraler
Bedeutung, dass der zukünftige strategische Sicherheitsrahmen der Verantwortung der EU und ihrer Mitgliedstaaten im
Zusammenhang mit der Nichtverbreitung
von Kernwaffen Rechnung trägt und eine
glaubwürdige Politik anbietet, die sich für
eine auf vertrauensbildenden Maßnahmen basierende kollektive atomare Abrüstung einsetzt.
Marek Misak
Termine und
Personalia
30.03.2015
1000 Uhr
29.03.2015
12001700 Uhr
1800 Uhr
MISSA CHRISMATIS
Kathedrale zu WIENER NEUSTADT
PALMSONNTAG
Einkehrtag der Militärpfarre:
Wie können wir den christlichen Glau
ben in der Modernen Welt leben,
Christentum und Islam, eine span
nungsreiche Beziehung
Feier vom Einzug Jesu in Jerusalem
mit Segnung der Palmzweige
Sacrum Triduum und Ostern in der Militärpfarrkirche
02.04.2015
1300 Uhr
03. 04.2015
1500 Uhr
04.04.2015
2000 Uhr
05.04.2015
GRÜNDONNERSTAG
Messe vom Letzten Abendmahl mit
Fußwaschung/Gardemesse mit
Gardemusik
KARFREITAG
Feier vom Leiden und Sterben Christi
mit Improperien
KARSAMSTAG
Die Feier der Osternacht (Lichtfeier
mit Osterfeuer, Wortgottesdienst, Er
neuerung des Taufversprechens,
Eucharistiefeier, Segnung der
Osterspeisen)
1800 Uhr
OSTERSONNTAG
Feierliches Hochamt
1800 Uhr
OSTERMONTAG
Eucharistiefeier
06.04.2015
39
27.-30.04.2015
08.05.2015
AKS/MilPfrGemeinderat
Frühjahrsseminar Salzburg
1000 Uhr
13.-19.05.2015
57.Internationale Soldatenwallfahrt
nach Lourdes
14.05.2015
1800 Uhr
CHRISTI HIMMELFAHRT
Festliches Hochamt
21.05.2015
1100 Uhr
WELTFRIEDENSTAG
der Garnison Wien
in der Karlskirche mit Militärbischof
Mag. Christian WERNER
anschließend Agape
24.05.2015
1000 Uhr
25.05.2015
1800 Uhr
PFINGSTSONNTAG
Schlosskapelle Schönbrunn
Festliches Hochamt
15-jähriges
Priestejubiläum Dr. Harald TRIPP
PFINGSTMONTAG
Eucharistiefeier
29.05.2015
Lange Nacht der Kirchen
04.06.2015
FRONLEICHNAM
Hochfest des Leibes und Blutes Christi,
Teilnahme des Militärs an der Stadtprozession mit Erzbischof Dr. Christoph
Kardinal SCHÖNBORN
Eucharistiefeier in St. Nepomuk
0830 Uhr
1800 Uhr
40
SOLDATENFIRMUNG
in St. Georg/Wr. Neustadt
Wir gratulieren zur Taufe:
ESCOFFIER-PEISCHLGabriel
KASPAR Benjamin Andreas Niclas
STREIT Lorenz
Das Sakrament der Firmung erhielten
in der St. Georgs-Kathedrale zu WR.NEUSTADT:
Rekr HOLZBAUER Manuel
Rekr LIND Paul
Rekr NEDWED Simon
Rekr WITZELSBERGER Christoph
Das Sakrament der Firmung erhielten in
St. Johann Nepomuk:
Rekr DUSIK Fabian
Wir gedenken unserer Toten:
KANZLER Johann
WERNER Hedwig
ZODERER Erwin
41
Heilige Messen
Militärpfarrkirche St. Johann Nepomuk
Sonn- und Feiertag 1800 Uhr
Medieninhaber
Militärpfarre Wien
Würzburggasse 8a/Objekt 5, 1130 Wien
Tel.-Nr. 05020110 40151
Redaktion und Gestaltung
Bischofsvikar Militärerzdekan Dr. Harald Tripp, LL.M. Militärpfarrer
Militärdiakon Oberst Wilhelm Hold
Vzlt Josef Krammer, Pfarradjunkt
ADir RgR akad.WPäd. Wolfgang Mund MBA, MPGR Vorstand
Vzlt Franz KLEESADL
Fotos:
Titelbild: Kathedrale von Sutri - Werk eines Meisters der byzantinischen Schule
Druck:
Gedruckt nach der Richtlinie „DruckBMLVS/Heeresdruckzentrum ASt Stiftgasse 15-2326
erzeugnisse“ des Österreichischen
Umweltzeichens, UW-Nr. 943
Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz
Das Pfarrblatt der röm.-kath. Militärpfarre Wien dient der
Information der Pfarrgemeinde über pfarrinterne und gesamtkirchliche
Anliegen. Es soll eine Verbindung zu den Pfarrangehörigen sein und
Denkanstöße für eine christliche Lebensgestaltung geben.
42
Fotos: Garde
Angelobungen des Gardebataillons Wien
in der Maria-Theresien-Kaserne bzw. am Messegelände
43
Militärpfarre Wien
Programm
18.00 Uhr
Führung Jugendstilkirche, Ehrensaal
und Jakob-Kern-Haus
mit der Kulturvermittlerin Gabriela Kleesadl
19.15 Uhr
Vernissage - Gruppenausstellung
der „Gemeinschaft bildender Künstler“
Zum Thema „Gott und Welt-Zeitloses aus Malerei und Grafik“
zeigen Mitglieder der Künstlervereinigung ihre Werke
20.15 Uhr
Orgelkonzert „Aus Barock und Klassik“
mit Heiko Reitner
21.00 Uhr
Vernissage - Acrylarbeiten von Waltraud Harrer
Landschafts- und Städtebilder, Stillleben und Collagen
22.00 Uhr
Slawische Seele: „Russisches Kammerorchester Wien“
Yuliya Lebedenko (Violine/Mezzosopran)
Anna Krasnaya (Violine/Viola) und
Oleksandra Diachenko (Sopran)
23.00 Uhr
Auf dem Flügel und mit Gesang
Natalia Hiesberger (Klavier)
Katherina Nesterova (Mezzosopran)
00.00 Uhr
Orthodoxer “Hymnus Akathistos
zur Allerheiligsten Gottesmutter”
DDDr. Alexander Lapin (Orthodoxe Militärseelsorge)
01.00 Uhr
Gemütlicher Ausklang der „Langen Nacht bei Speis und
Trank“
18.00 21.00 Uhr
Ausstellung „60 Jahre Bundesheer“
44