Neuö Zürcör Zäitung NZZ – INTERNATIONALE AUSGABE gegründet 1780 Montag, 19. Januar 2015 V Nr. 14 V 236. Jg. www.nzz.ch V € 2.90 Deutschland darf wieder vorangehen Zehn Tote in Niger Verteidigung europäischer Werte Proteste gegen «Charlie Hebdo» kkl. V Das Erstarken der Rechtspopulisten in Europa, das seit einigen Jahren zu beobachten ist, geht mit einer bedenklichen Abwendung von europäischen Grundwerten einher. Wer nach den Pariser Anschlägen wie Marine Le Pen die Todesstrafe für Islamisten fordert, wendet sich von den Errungenschaften der Aufklärung ab. Gerade Deutschland weiss aufgrund seiner Geschichte, welche Folgen eine solche Trendwende hätte, und deshalb sollte dem Land im Kampf gegen die neuen reaktionären Strömungen von links und rechts künftig eine zentrale Rolle zukommen. International, Seite 6 (dpa) V Die Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur in der neuen Ausgabe des französischen Satiremagazins «Charlie Hebdo» hat in Teilen der islamischen Welt gewaltsame Proteste entfacht. Im zentralafrikanischen Niger zogen Muslime den zweiten Tag in Folge auf die Strassen. Mehrere Kirchen wurden in Brand gesetzt. Zehn Personen kamen seit Freitag ums Leben, wie der Präsident des Landes, Mahamadou Issoufou, am Samstag mitteilte. Auch in anderen Ländern wie etwa Pakistan und Algerien hatte es zuletzt teilweise gewaltsame Demonstrationen gegen die Zeichnung gegeben. b-inzz-fp-30-gz Bildartikel 3sp 172.6*120.2 mm Sechs Millionen Teilnehmer bei Messe Erbitterte Kämpfe um Flughafen von Donezk Papst Franziskus in Manila Tote und Verletzte in der Ukraine Indonesien richtet fünf Ausländer hin Todesstrafe wegen Drogenhandels (dpa) V Trotz internationalen Gnadenappellen sind in Indonesien fünf Ausländer wegen Drogenhandels hingerichtet worden. Kurz nach Mitternacht wurden ein Brasilianer, ein Niederländer, ein Nigerianer, ein Malawier und eine Indonesierin auf der Gefängnisinsel Nusakambangan von einem Erschiessungskommando getötet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Antara meldete. Eine Vietnamesin wurde im Gefängnis Boyolali erschossen. Die Hinrichtungen waren die ersten seit dem Amtsantritt von Präsident Widodo im Oktober. WETTER Bedeckt, teilweise Schneefall Deutschschweiz, Nord- und Mittelbünden: In der Ostschweiz teilweise, in den Alpen noch recht sonnig. Sonst bedeckt. Temperaturen –4 bis 0 Grad. Westschweiz und Wallis: Bewölkt und Schneefall. Im Wallis meist trocken. Alpensüdseite und Engadin: Teilweise sonnig und trocken. Seite 33 BÖRSEN UND MÄRKTE SMI auf Talfahrt Die Aufhebung der Mindestgrenze des Frankens zum Euro hat an der Börse einen Kurssturz ausgelöst, vor allem bei exportorientierten Firmen. Seite 11 q Im Visier von Islamisten: Dresdner Pegida-Demonstration am 5. Januar. JENS MEYER / KEYSTONE Polizei untersagt Pegida-Proteste Hinweise auf möglichen islamistischen Anschlag auf Dresdner Kundgebungen Wegen Terrorgefahr dürfen am heutigen Montag in Dresden keine Pegida-Demonstrationen stattfinden. Am Wochenende wurden europaweit mehrere Terrorverdächtige festgenommen. Mord an einer Einzelperson des Organisationsteams der Pegida-Demonstrationen zu begehen». Dieser Aufruf ähnele einem über einen Twitter-Account gesendeten Tweet, in dem auf Arabisch die Pegida-Demonstration als «Feindin des Islam» bezeichnet werde, heisst es in der Verfügung. Angaben zum konkreten Vorgehen lägen nicht vor. Aber: «Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Charakteristik terroristischer Anschläge ist auch mit dem Einsatz gemeingefährlicher Mittel zu rechnen und von einer unmittelbaren Gefährdung von Leib und Leben aller Teilnehmer an Versammlungen auszugehen», heisst es in dem Schreiben. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur richten sich die Morddrohungen islamistischer Extremisten gegen den Organisator Lutz Bachmann. Es habe entsprechende Hinweise ausländischer Geheimdienste an die deutschen Behörden gegeben. Pegida organisiert seit Mitte Oktober regelmässig Demonstrationen gegen eine angebliche Islamisierung westeuropäischer Staaten und für eine Verschärfung des Asylrechts. Zuletzt kamen am vergangenen Montag laut der Polizei etwa 25 000 Personen zur Demonstration nach Dresden. Unterdessen wurden am Wochenende nach Razzien in mehreren westeuropäischen Staaten mehrere Terrorverdächtige in Griechenland festgenommen. Wie aus Polizeikreisen verlautete, wurden vier mutmassliche Terroristen in Gewahrsam genommen. Die Hinweise auf Verbindungen zu einer Jihadistenzelle in Belgien hätten sich aber nicht bestätigt, teilten die Behörden in Brüssel mit. In Frankreich wurden am Sonntag drei Verdächtige freigelassen, die nach den Anschlägen in Paris festgenommen worden waren. Laut der Staatsanwaltschaft wurde die Vernehmung neun weiterer inhaftierter Personen um 48 Stunden verlängert. International, Seite 3, 4 Meinung & Debatte, Seite 16 Feuilleton, Seite 19 Datenspeicherung entzweit Koalitionäre WIRTSCHAFT Deutsche Städte verspekulieren sich SCHWEIZ Seite 3 Seite 9 Seite 25 .............................................................................. .............................................................................. .............................................................................. INTERNATIONAL MEINUNG & DEBATTE ZÜRICH UND REGION Seite 5 Seite 16 Seite 29 .............................................................................. .............................................................................. .............................................................................. WIRTSCHAFT FEUILLETON SPORT Seite 7 Seite 22 Seite 32 (dpa/Reuters) V Wegen Terrorgefahr hat die Polizeidirektion Dresden für Montag alle öffentlichen Versammlungen unter freiem Himmel verboten. Das teilte die Behörde am Sonntag in Dresden mit. Der Polizei lägen Informationen des Bundes- und des Landeskriminalamtes vor, dass eine Gefahr im Zusammenhang mit den Pegida-Demonstrationen bestehe. Die Organisatoren der islamkritischen Kundgebungen hatten ihre für Montag geplante Veranstaltung deshalb bereits abgesagt. Laut den der Polizei vorliegenden Informationen wurden Attentäter aufgerufen, sich unter die Pegida-Demonstranten zu mischen, «um zeitnah einen INTERNATIONAL Was macht Schwedens Nationalisten populär? Schweizer Industrie vorzeitig ausgebremst Börsen und Märkte 11 Frauenförderung ist auf allen Ebenen nötig Vier Ausstellungen über Kunst und Essen Panorama 18 Sport 31, 32 Kunsthandel 8 (afp) V Mit sechs Millionen Teilnehmern ist bei der Freiluftmesse von Papst Franziskus in Manila ein Weltrekord aufgestellt worden. Trotz schlechtem Wetter mit Regen und Wind hatten sich die Gläubigen am Sonntag zu der Messe versammelt. In seiner Predigt wetterte Papst Franziskus gegen die Oberflächlichkeiten im modernen Leben. «Der Teufel ist der Vater der Lügen», sagte Franziskus. «Oft verbirgt er seine Fallen hinter dem Anschein der Kultiviertheit, hinter der Verlockung, ‹modern› und ‹wie alle anderen› zu sein.» Kaum Asylsuchende in Privathaushalten Behörden zeigen sich skeptisch zas. V Im Oktober 2013 rief die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) die Bevölkerung in den Medien dazu auf, Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen. Seither meldeten sich rund 200 Personen und bekundeten ihr Interesse. Dennoch kommt das Projekt nur schleppend voran. Die SFH kritisiert die vorherrschende Bürokratie im Flüchtlingswesen sowie die mangelnde Kooperation der Behörden. Ein Augenschein zeigt, dass Privatunterbringungen in gewissen Situationen durchaus eine Option darstellen. Schweiz, Seite 26 Was heisst nachhaltig? Identitäre – die Jungen vom rechten Rand Worte des Abschieds vom Hafenkran So will Trainer Tami die GC-Probleme lösen Stellen 34 € 2.90 / £ 2.50 Redaktion und Verlag: Neue Zürcher Zeitung, Falkenstrasse 11, Postfach 8021 Zürich, Telefon +41 44 258 11 11, Leserservice/Abonnements: +41 44 258 18 03, weitere Angaben im Impressum Seite 20. Bildung 35 PAULO SANTOS / AP (afp) V Die ukrainische Armee und die prorussischen Rebellen haben sich am Sonntag weiter erbitterte Kämpfe um den Flughafen der ostukrainischen Stadt Donezk geliefert. Die ukrainischen Truppen hätten den Befehl erhalten, massiv gegen die bekannten Separatistenstellungen vorzugehen, teilte der Präsidentenberater Juri Birjukow mit. Eine Offensive der Rebellen habe zurückgedrängt werden können. Bei den Gefechten soll es drei Tote und laut ukrainischen Medien etwa zwanzig Verletzte gegeben haben. Dem Namen nach ist alles nachhaltig: die Pizza, die Geldanlage, die Firmenphilosophie. Die Nachhaltigkeit feiert Hochkonjunktur, und zwar ausgerechnet in einer Konsumgesellschaft, die im Überfluss badet. Diese Interpretation von Nachhaltigkeit sei purer Unsinn, findet der Philosoph Norbert Bolz. Bildung und Gesellschaft, Seite 36
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