Samstag, 12. September | 22 Uhr Rathaus St. Veit I John Dowland (1563-1626) Lachrimae or seaven Teares Dowland meets Van Parys And though the title doth promise teares, unfit guests in these joyful times, yet no doubt pleasant are the teares which Musicke weeps, neither are the tears always shed in sorrowe, but sometimes in joy and gladnesse. Vouchsafe then (worthy Goddesse) your Gracious protection to these showers of Harmonie, least if you frowne on them, they bee Metamorphosed into true teares. John Dowland Lachrimae, John Dowlands Sammlung mit Consort-Musik, wurde 1604 veröffentlicht. Damals stand der Komponist im Dienste König Christians IV. von Dänemark. Ein Jahr zuvor war er nach fast zehnjähriger ununterbrochener Abwesenheit 142 | Trigonale 2015 – Vorschau in seine Heimat England zurückgekehrt, wo er sich zum dritten und letzten Mal um die Stelle eines Hoflautenisten bei Elizabeth I. bewerben wollte. Mit der Arbeit an Lachrimae hatte er bereits in Dänemark begonnen, so ist anzunehmen, dass Dowland beabsichtigte, sie der Königin als Kostprobe seiner Kunst vorzulegen. Als Elizabeth jedoch im Frühling 1603 unerwartet starb, versuchte Dowland sein Glück beim neuen König James I. und seiner Frau Anne – leider erfolglos. Zu allem Überfluss musste er seine Rückreise nach Dänemark dreimal verschieben, nutzte jedoch die Zeit des Wartens auf die Überfahrt, um die Veröffentlichung der Lachrimae voranzutreiben. Obwohl der Sammlung zunächst der erhoffte Erfolg versagt blieb, gilt sie heute als ein Glanzpunkt englischer ConsortMusik. Auffällig erscheint zunächst die Tatsache, dass Dowland die Stücke in Lachrimae nicht – wie damals üblich – in verschiedenen Stimmauszügen herausgab, sondern sämtliche Stimmen in einem einzigen Folianten bearbeitete. Wenn man diesen auf einem Tisch ausbreitete, konnten alle sechs Musiker ihre Stimme von ihrem Standort aus lesen. Schon dieser Umstand weist auf den intimen Charakter des Musizierens hin, wie er Dowland vorschwebte. Betrachten wir zusätzlich die geheimnisvollen lateinischen Titel der einzelnen Pavane (feierliche Schreittänze) und die Trigonale 2015 – Vorschau | 143 I I eindringliche Melancholie der Musik mit ihren für die damalige Zeit völlig unüblichen Dissonanzen und unerwarteten harmonischen Wendungen, erschließt sich auf sinnlicher Ebene, warum wir der Anziehungskraft der Musik dieser Sammlung bis zum heutigen Tage erliegen. Doch hören wir in diesem Nachtkonzert nicht nur Stücke aus der Feder des englischen Meisters der Instrumentalmusik, vielmehr verweben die Mitglieder des Hathor-Consort diese auch mit Werken der jungen belgischen Komponistin Annelies Van Parys. Femke Gyselinck choreographiert den Abend und tritt auch selbst als Tänzerin in Erscheinung, wofür der Rathaushof erstmals in seiner gesamten Größe zur Bühne wird. Das Publikum findet seinen Platz in den Arkaden des ersten Stockes, um zu sehen, was man hört ... Hathor-Consort Romina Lischka – Diskantgambe & Leitung Liam Fennelly – Altgambe Thomas Baeté – Altgambe Anne Bernard – Bassgambe Benoit Vanden Bemden – Violone Sofie Vanden Eynde – Laute Femke Gyselinck – Choreografie und Tanz 144 | Trigonale 2015 – Vorschau Die österreichische Gambistin Romina Lischka begann mit sieben Jahren Gi- tarre und mit dreizehn Jahren Gambe an verschiedenen Musikschulen in Wien zu lernen. Von 1999 bis 2002 studierte sie klassische Gitarre bei Prof. Walter Würdinger an der Universität für Musik, Wien. Ihr starkes Interesse für die Alte Musik führte sie an die Schola Cantorum Basiliensis in Basel, wo sie ab 2002 Viola da gamba bei Paolo Pandolfo studierte und 2006 ihr Solistendiplom mit Auszeichnung bestand. Anschließend studierte sie mit Philippe Pierlot am Königlichen Konservatorium Brüssel, wo sie 2008 einen Master mit Auszeichnung machte. Neben ihren Studien beteiligte sie sich an Meisterkursen bei W. Kuijken, J. Savall sowie S. Watillon und nahm 2004 an der Academie Baroque d'Ambronay unter der Leitung von C. Rousset teil. Seit 2008 arbeitet sie als freischaffende Gambistin mit Ensembles wie Collegium Vocale Gent, Ricercar Consort, Les Flamboyants, Le Jardin Secret, Queens Consort, B-Rock, Capilla Flamenca, Vlaamse Opera, Zefiro Torna, Roza Enflorese u.a. Ihre Konzertaktivität führte sie in den letzten Jahren zu Festivals und an Häuser wie: Early Music Festival York, BOZAR, AMUZ, Brighton Early Music Festival, Züricher Tonhalle, Teatro Malibran, Concertgebouw Amsterdam, Lincoln Center NY, Festival d'Aix en Provence u.a. Romina hat bei CDAufnahmen für Labels wie Coro, Flora, Ricercar und Christophorus mitgewirkt. Neben ihrer Tätigkeit als Gambistin studierte sie ab 2006 klassischen nordindischen Gesang (Stil Dhrupad) am Konservatorium Rotterdam in Holland sowie bei Ustad Fariduddin Trigonale 2015 – Vorschau | 145 I I Dagar und Uday Bhawalkar in Delhi und Pune (Indien). Für die Saison 2012/13 wurde sie von BOZAR und Concertgebouw Amsterdam als Rising Star in der Kategorie Alte Musik ausgewählt. 2011 gründete sie ihr Hathor-Consort, mit dem sie sich dem Consort-Repertoire der Renaissance und des Barock widmet. Liam Fennelly begann seine Karriere als Knabe in einem Kinderchor und studierte sowohl Geige als auch Bratsche, außerdem studierte er an verschiedenen Universitäten Sprachen und Literatur des Mittleren Ostens und Zentralasiens. Ende der 80er Jahre nahm er seine musikalischen Studien wieder auf und studierte bei Lehrern wie T. Binkley, W. Gillespie, M. Müller und W. Kuijken. Liam spielt mit Ensembles wie der Capilla Flamenca, Currende und dem Ricercart Consort und wirkte an mehreren Theaterund Tanzproduktionen von HardtMachin, muziektheater LOD, und Les Ballets C de la B mit. von W. Kuijken am Königlichen Konservatorium von Brüssel aufgenommen wird. Sein Studium schloss er 2002 mit einem Diplom ab. Weitere Kurse bei P. Van Heyghen, J. Savall, P. Pandolfo, S. Watillon und P. Memelsdorff weihen ihn tiefgründiger in die Welt der Alten Musik ein. Als Gambist und Fiedelspieler hört man Thomas mit Ensembles wie Capilla Flamenca, Mala Punica, Graindelavoix, La Caccia u.a. Weiters ist er festes Ensemblemitglied bei La Roza Enflorese (sefardische Musik) und La Folata (mittelalterliches Repertoire). Mit diesen Gruppen hat er verschiedene CDs aufgenommen und war in Nord- und Südamerika, Marokko, Russland und in den meisten Ländern Europas zu hören. Er unterrichtet Gambe, Fiedel und Consort am Konservatorium von Leuven und an der Académie de Musique von Sint-Lambrechts-Woluwe in Brüssel. Anne Bernard studierte klassische Thomas Baeté begegnete der Musik schon als Kind. Er lernte Geige an der Musikschule seiner Geburtsstadt Ostende und sang dort auch in einem Kinderchor. Nachdem er die Schule abschloss, studierte er Geige am Konservatorium von Antwerpen bei Vegard Nilsen. Angezogen vom melancholischen Klang der Gambe, begann er zuerst autodidaktisch das Instrument zu lernen, bis er schließlich 1997 in die Klasse Gitarre am königlichen Konservatorium von Liège, ihrer Heimatstadt, wo sie 2003 in der Klasse von L. Vander Borght und J. Fostier diplomierte. Während ihres Studiums entdeckte sie ihre Begeisterung für die Gambe und begann zuerst bei S. Watillon und später bei P. Pierlot zu studieren. 2010 schloss sie am königlichen Konservatorium von Brüssel mit einem Master ab. Ihr Interesse an alive music bringt sie zu G. List, bei dem sie freie Improvisation studiert. Anne arbeitet freischaffend mit Ensembles wie Vendetta, BachPlus, Leuven Baroque, Natividad, Ricercar Consort, Musica 146 | Trigonale 2015 – Vorschau Trigonale 2015 – Vorschau | 147 I I Favola, Martinelli Baroque Consort, Les Menus Plaisirs du Roy sowie Roza Enflorese und nimmt an verschiedenen Theater- oder Tanzprojekten teil. Mit dem Ensemble Tresse bringt sie auch zeitgenössische Musik zur Aufführung. Neben der Bassgambe spielt Anne auch Violone. Benoît Vanden Bemden diplomiert 1997 in der Klasse von C. Vander Borght am Königlichen Konservatorium von Brüssel mit Premier Prix de contrebasse gefolgt von einem Diplôme Supérieur mit Auszeichnung in Kammermusik in der Klasse von G. Van Waas am Königlichen Konservatorium von Mons. Sein Interesse für die Alte Musik und den historischen Kontrabass führt in nach Den Haag in die Klasse von Maggie Urquhart, wo er 2003 sein Studium mit einem Master of Music am königlichen Konservatorium Den Haag abschloss. Er ist Mitbegründer des Barockorchesters Les Muffatti. Freischaffend arbeitet er mit Ensembles wie La Petite Bande, Ricercar Consort, Les Agrémens, Clématis, New Dutch Academy, Capriccio Stravagante, Stradivaria, Le Parlement de Musique, La Fenice, Masque, und Nordic Affect sowie in zahlreichen Kammermusik-Projekten. Seit September 2003 unterrichtet er Violone und historischen Kontrabass an der Académie de musique WoluweSaint-Lambert. Im April 2007 gab er einen Meisterkurs im Rahmen des Cursos de Musiqua Antigua de l'Université de Salamanca in Spanien. 148 | Trigonale 2015 – Vorschau Sofie Vanden Eynde wurde in Belgien geboren. Sie lernte von klein auf Gitarre, ihr starkes Interesse für die poesievolle Musik der Renaissance und des Barock führte sie schließlich zum Studium der Laute und Theorbe. Sie studierte bei Philippe Malfeyt am Konservatorium Gent und schloss 2002 mit Auszeichnung ab. Es folgte ein Aufbaustudium bei Hopkinson Smith an der Schola Cantorum in Basel. Sofie hat sich einen internationalen Ruf als Spezialistin für historische Zupfinstrumente erworben und wirkte an verschiedenen Opernprojekten mit C. Rousset, P. Mc Creesh (beide als Mitglieder der Académie Baroque d'Ambronay), H. Arman und R. Stengaards mit. Sie tritt regelmäßig mit Ensembles wie Le Tendre Amour, Encantar und The Queen's Consort auf. Mit ihrem Ensemble Le Jardin Secret gewann sie beim Wettbewerb York Early Music International Young Artists Competition 2007 sowohl den ersten Preis als auch den Publikumspreis. Die erste CD des Ensembles erschien im Juni 2008, die zweite im Oktober 2009. Zusammen mit der Sopranistin Rebecca Ockenden erarbeitete Sofie das reiche Repertoire an Liedern für die Laute und bringt sie zur Aufführung. Im März 2011 erschien ihre erste gemeinsame CD (Mistress Elizabeth Davenant, her Songes) beim Label Ramee. Die Produktion dieser CD wurde von der flämischen Regierung gefördert. Sofie ist auf renommierten Festivals zu hören, u.a. auf dem Festival van Vlaanderen, styriarte, Festival de Musique Ancienne de Sarrebourg, Netwerk Oude Muziek, Brighton Trigonale 2015 – Vorschau | 149 I I Early Music Festival, Suffolk Villages Festival, Euroconcert, Musica Sacra, Dag van de Oude Muziek und dem Händel Festival. 2006 bekam sie zur Anerkennung ihrer künstlerischen Leistungen den Kulturförderpreis ihrer Heimatstadt Lommel. Femke Gyselinck schloss ihr Studium am P.A.R.T.S. 2006 ab. Als Tänzerin arbeitete sie mit Eleanor Bauer, Andros Zinsbrowne und Esther Venrooij zusammen. Sie begann ihre künstlerische Laufbahn bei Rosas als Assistentin im Tanzstück The Song. Später wirkte sie als Probenleiterin bei den Produktionen von En Atendant, Cesena, Partita 2 und Vortex Temporum mit. 2009 legte sie ein Diplom in Tanzpädagogik ab und leitet seither Technikklassen, Workshops in Aufführungspraxis und Rosas-Meisterklassen. In Zusammenarbeit mit Romina Lischka entwickelte sie den Tanz zu Lachrimae or Seven Teares von John Dowland. Das Stück wurde mit dem Hathor-Consort im Dezember 2012 uraufgeführt und steht auch im Jahr 2015 auf dem Programm. Ein zweites Stück, L'echo du Danube, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Romina entstanden, wurde im September 2014 zu Musik von Johannes Schenck uraufgeführt. walter vonbank-orgelbau Auch bei der trigonale und bei Kultur.Raum.Kirche 2015 spielen unsere Künstler auf Truhenorgeln aus der Werkstatt unseres lieben Freundes Walter Vonbank. vonbank-orgelbau Walter Vonbank | Triebendorf 20 | A-8850 Murau TEL: +43 (0)3588 / 471 FAX: +43 (0)3588 / 4714 [email protected] www.vonbank-orgelbau.at Für Werkstattbesuche wird um Voranmeldung gebeten. 150 | Trigonale 2015 – Vorschau Trigonale 2015 – Vorschau | 151 I
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