ABSTRACTS SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND

ABSTRACTS SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND
SPRACHVERMITTLUNG
D 2 – Qualifizierung von DaF-Lehrkräften weltweit 2
D 3 – Germanistische Qualifikationen weltweit – Curricula und Berufsbilder von
AuslandsgermanistInnen 12
D 4 – Phonetik und Phonologie Deutsch als Fremdsprache 19
D 5 – Sprachpflege und Sprachkritik als gesellschaftliche Aufgaben 28
D 6 – Wie kann man in der heutigen Zeit der Globalisierung die deutsche Sprache
in der Welt (optimal) fördern? 31
D 7 – Inter- und Transkulturalität bei internationalen Kooperationen im
Hochschulbereich: Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache 41
D 8 – Lernplattformen zum virtuellen Lernen – was bringen sie für Lernen und
Lehren und welche Chancen und Möglichkeiten f. die internationale Germanistik 46
D 9 – Bedeutung und Vermittlung des Deutschen für die Fach- und Berufskommunikation weltweit 52
D 10 – Kognition der Mehrsprachigkeit 59
D 11 – Das Lernen und Lehren der deutschen Sprache in einer mehrsprachigen
Welt: sprachenpolitische Bedingungen und Ansätze 66
D 12 – Die Rolle des Sprachvergleichs beim Erwerb des Deutschen 72
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Sektion D 2 – Qualifizierung von DaF-Lehrkräften weltweit
Leitung: Funk, Hermann [email protected]
Ko-Leitung: Ayten Genc [email protected], Michael Schart
[email protected], Imke Mohr [email protected]
Agacsapan, Asuman [email protected]
Einstellungen von Sprachlehrenden des Deutschen in Eskişehir zum
Inhalt des EPR „Das Europäische Profilraster für Sprachlehrende”
Um als Fremdsprachenlehrer ein professionelles Selbstbild zu entwickeln, ist es gut zu wissen, über welche Kompetenzen man bereits verfügt und wo es Potenzial für eine Weiterentwicklung gibt. Kann das EPR dazu beitragen, dass Lehrkräfte dies erkennen und die
Motivation entwickeln sich weiterzuentwickeln? Das EPR ist das Ergebnis eines Projektes,
das durch die Europäische Kommission gefördert und von Oktober 2011 bis Oktober 2013
in neun europäischen Ländern durchgeführt wurde. Voraussetzung dafür, dass das EPR
seine Wirkung entfalten kann, ist, dass die Lehrkräfte eine positive Einstellung zu diesem
Instrument entwickeln können. Es fällt auf, dass vielen Sprachlehrkräften ein Bewusstsein
über ihre professionellen Kompetenzen fehlt. In einer Fragebogenerhebung wurden deshalb Lehrkräfte befragt und um eine Validierung der Kann-Beschreibungen im EPR gebeten. Das Ziel ist zu prüfen, ob das Profilraster dazu geeignet ist, relevante Kompetenzen
abzubilden und über diese zu sprechen.
Basbagi, Recep Ragip [email protected]
Studienbegleitender Fremdsprachenunterricht für die Deutschlehrerausbildung an der Marmara Universität
Im Vortrag wird der studienbegleitende Sprachunterricht an der Deutschlehrerausbildung
im ersten Studienjahr auf Erfolg und Zukunftsaussichten hin untersucht und diskutiert.
Ausgehend von der Problemstellung, dass angehende Deutschlehrer trotz ihres sprachlichen Vorbereitungsjahres immer noch sprachliche Defizite aufweisen, die sie meistens
selbst bis zum vierten Jahr ihres Studiums nicht beseitigen können, wurde der studienbegleitende DaF-Unterricht eingeführt. Ab dem Wintersemester 2014-2015 wird für das erste
Studienjahr neben dem Fachstudium in den sprachpraktisch orientierten Seminaren:
Schriftlicher und mündlicher Ausdruck, Lesefertigkeit und Grammatikkompetenz ein studienbegleitender, an einem Lehrwerk gebundener Sprachunterricht praktiziert. Methodisch soll hier anhand von unterschiedlichen Messungen des Lernprozesses der Leistungsstand dokumentiert werden. Anhand dieser qualitativen und quantitativen Messungen
werden die erzielten Resultate in den oben genannten vier Seminaren festgestellt.
Betz, Anica [email protected]
Authentische linguistische Wissenschaftsvermittlung im Schülerlabor –
Lern- und Reflexionsmöglichkeiten für SchülerInnen und LehrerInnen
In der germanistischen Sprachdidaktik steht jedoch Forschung zur Rolle von Authentizität
im Unterricht noch aus. Die linguistische Wissenschaftsvermittlung, die besonders in sog.
Schülerlaboren praktiziert wird, kann ein solches authentisches Setting für die Ausein-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
andersetzung mit grammatischen Fragestellungen im Deutschunterricht sein. Sie bildet
den Rahmen für eine Interventionsstudie mit sechs Gymnasialklassen (Jahrgangsstufe
acht) in einem Kontrollgruppendesign, die von einer quantitativen Fragebogenerhebung
im pre-, post-, follow-up-Design begleitet wird. Vermittlungsbeispiel ist das Ruhrdeutsch
als Gegenstand linguistischer Forschung. Über die Untersuchung von authentischen Lernumgebungen, die die SchülerInnen zu Sprachreflexion anregen, hinaus ergeben sich jedoch
auch Reflexionsmöglichkeiten für die Lehrperson der teilnehmenden Klasse: Diese nimmt
bei der Intervention die Rolle eines Beobachters ein und hat so die Möglichkeit, vor dem
Hintergrund des Handelns des Projektbetreuers auch ihre eigene Praxis zu reflektieren.
Diese Lernmöglichkeiten für die LehrerInnen sollen im Vortrag ebenfalls beleuchtet werden.
Dejanovic, Sara [email protected]
Fortbildung: Erlebnis ohne Wirkung? Die Professionalisierung von DaFLehrenden durch die Reflexion von Erfahrungen
Auch wenn der Fortbildungsbegriff bis heute nicht deutlich abgrenzbar ist, so ist der
Zweck, der durch den Besuch einer Fortbildung verfolgt wird, eindeutig: die Professionalisierung des beruflichen Handelns. Dennoch scheitern Fortbildungen oft an der praktischen Anwendbarkeit. Im Vortrag soll gezeigt werden, dass eine praktische Anwendbarkeit gelingen kann, wenn die Inhalte in einem persönlichen Erfahrungs- und Reflexionsprozess selbständig verarbeitet werden können und der Teilnehmende einer Fortbildung
somit den eigenen Lehr-Lern-Prozess beobachten und bewerten kann. Anhand ausgesuchter Beispiele aus der Arbeit mit der neuen Fort- und Weiterbildungsreihe „Deutsch
Lehren Lernen“ des Goethe Instituts werden die Aspekte ,Erfahrung’ und ,Reflexion’ im
Kontext einer interaktiven Umgebung thematisiert. Analysiert werden die von mir im
Rahmen der Pilotierung von DLL erhobenen Daten, die vor allen Dingen auf der systematischen Beobachtung und Beschreibung von Lehr-Lern-Prozessen beruhen. Entscheidend sind dabei die Einblicke in den Unterricht der Teilnehmer von DLL, die durch die
Durchführung von „Praxiserkundungsprojekten“ ermöglicht wurden. Die sogenannten
PEPs sollen den Teilnehmern die Möglichkeit eröffnen, den eigenen Unterricht zu erkunden, zu bewerten und zu verändern.
Demir, Kalayci Aysin [email protected]
Zum gegenwärtigen Stand der Vorbereitungsklassen in der Türkei: Lernerprofil, angestrebtes Sprachniveau (GER), Lehrwerk- und Medienanwendung
Das Ziel eines Vorbereitungsprogramms zur Deutschlehrerausbildung ist es, die Studenten
mit fremdsprachlichen Grundkenntnissen und Fertigkeiten auszustatten und sie somit in
die Lage zu bringen, an den Vorlesungen in den Fakultäten teilzunehmen. Diesbezüglich
sollen die Studenten auch dazu befähigt werden von fremdsprachlichen Publikationen in
Bezug auf die pädagogischen Felder profitieren zu können. Studenten, die in einem Studienfach immatrikuliert sind, haben erst die Möglichkeit, von der Fremdsprachenvorbereitungsklasse befreit zu werden, wenn sie die Befähigungsprüfung ablegen oder eine der
vom Hochschulvorstand bestimmten Voraussetzungen erfüllen. Der Vortrag zielt auf einen Überblick über die gegenwärtige Situation der Vorbereitungsklassen zur Deutschlehrerausbildung in der Türkei ab.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Eberhardt, Annelie Sabine [email protected]
Irland forscht – Aktionsforschung mit Fremdsprachenlehrern an irischen
Sekundarschulen
Wie man Lehrer nachhaltig fortbilden kann, erforsche ich momentan mit 8 irischen FremdsprachenlehrerInnen (Deutsch (5), Französisch (2), Chinesisch (1)), die an dem qualitativen
Forschungsprojekt Foreign language teaching and learning in Ireland - an enquiry-based
project to develop the continuous professional development of foreign language teachers
teilnehmen. Die Lehrenden betreiben Aktionsforschung: Sie führen Praxiserkundungen
durch (DLL 6) und generieren durch ihre reflexiv und evidenzbasierte Forschung ‚bottomup‘ Professionswissen. Während eines gesamten Schuljahres (2014/15) treten die TeilnehmerInnen meiner Studie in einen zyklischen Prozess, welcher beinhaltet, i) ein unterrichtstechnisches Problem aufzuwerfen, ii) Handlungsstrategien für dieses Problem zu entwikkeln und umzusetzen, iii) die Ergebnisse zu evaluieren, kollaborativ auszutauschen und
möglicherweise zu veröffentlichen. Ich werde Ergebnisse präsentieren und aufzeigen, welche Themen bzw. Fragen FremdsprachenlehrerInnen wählten und inwieweit Studien die
Wissenschaftlichkeit ihrer Handlungsstrategien beeinflussten.
Feick, Diana [email protected]
Videobasiertes Lautes Erinnern als Reflexionsinstrument in der DaFLehreraus- und -fortbildung
Videographische Mitschnitte von Unterricht stellen eine Datenart innerhalb der empirischen Unterrichtsforschung dar, die es ermöglicht, die komplexe Realität von Lehr- und
Lernprozessen multimodal abzubilden. Das auf diesen Mitschnitten fußende Verfahren
des videobasierte lauten Erinnerns (VLE)/videostimulated recall erlaubt es, systematisch
Retrospektionen verschiedener Akteure von Unterricht – involvierte Lernende, involvierte
Lehrende und externe Beobachtende – zu erzeugen. Videostimulierte Erinnerungen beinhalten Hinweise auf (nichtartikulierte) Gedanken während der Unterrichtshandlungen
seitens der Beteiligten und damit verbundene Handlungserläuterungen. Unterrichtsmitschnitte in Verbindung mit VLE-Daten bieten daher ein vielschichtiges Potenzial bei der
Bewusstmachung und Reflexion von Lehrer- und Lernerhandeln, handlungsleitenden
Kognitionen und bei der kollegialen Unterrichtsbeobachtung. Anhand ausgewählter empirischer Beispiele sollen in diesem Beitrag das Verfahren des VLEs vorgestellt sowie seine
Einsatzszenarien und typischen Videoaufgabenformate innerhalb der Lehreraus- und fortbildung veranschaulicht werden.
Frankenberg, Barbara [email protected]
1000 neue Deutschlehrer für die Türkei
Seit 2011 wurden in der Türkei 1236 neue Deutschlehrer fest eingestellt. Die fachliche Fortbildung durch das Goethe-Institut mit dem Ziel, die Lehrkräfte zu einem kommunikativen
und handlungsorientierten Deutschunterricht zu befähigen, erfolgt in Basisseminaren, die
in Zusammenarbeit mit dem türkischen Erziehungsministerium angeboten werden. Innerhalb von zwei Wochen werden methodisch-didaktische Grundkenntnisse bezüglich der
vier Sprachfertigkeiten, zur Grammatikarbeit und Landeskunde vermittelt, wobei der Weg
vom Selbsterleben über die Reflexion des Erlebten zur Anwendung führt. Hinzu kommt
die Arbeit an der Rolle des Lehrenden. Da die meisten Deutschlehrkräfte noch nie in
Deutschland waren, soll möglichst vielen ein Aufbauseminar an einem Goethe-Institut in
Deutschland angeboten werden, bei dem u.a. die Anwendung der Sprachkenntnisse, Unterrichtsplanung als Anwendung der gelernten Methoden, landeskundliche Projekte sowie
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
spezifische Fortbildungsthemen auf dem Programm stehen. In der Türkei werden zudem
landesweit Wochenendseminare zu methodisch-didaktischen Themen angeboten, die von
MultiplikatorInnen des Goethe-Instituts durchgeführt werden und allen Deutschlehrkräften vor Ort offen stehen.
Genc, Ayten [email protected]
Qualifizierte Lehrerausbildung qualifizierter Unterricht
Infolge der internationalen Beziehungen heutzutage ist die Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen in der Türkei sehr prägnant. Neben diesem fordert auch die Mitgliedschaft eine Anpassung des FSU an die Entwicklungen des Europarats. Auf dieser Grundlage werden nach dem Konzept der Mehrsprachigkeit in den Schulen acht Sprachen angeboten. In diesem Kontext stellt sich jedoch die Frage, wie die Fremdsprachenlehrer ausgebildet werden. Im Näheren soll hier die Ausbildung der Deutschlehrer unter die Lupe genommen werden. In den Philologie Abteilungen werden überwiegend sprachbezogene Fächer, in den Abteilungen für Deutschlehrerausbildung berufsbezogene Fächer angeboten.
Die Aufnahmebedingungen weisen Unterschiede auf;in dem Sinne, dass bei der Aufnahme an manche Deutschkenntnisse, an manche Abteilungen wiederum keine Deutschkenntnisse gefordert werden und somit erst mit dem Studium ein Erwerb von Deutschkenntnissen stattfindet, ergibt sich als Resultat ein heterogenes Studenten- sowie Absolventenprofil. Im Widerspruch zu dieser Heterogenität haben jedoch Philologie Absolventen seit
2014 die Möglichkeit, durch ein Zertifikatsprogramm die Lehrberechtigung zu erhalten.
Aus diesem Grund entsteht das Desiderat für ein neues Konzept der Deutschlehrerausbildung, in dem nicht nur mit intensiven Kursen ein Zertifikatsprogramm durchgeführt,
sondern auch im Rahmen eines Zweitstudiums, die künftigen Lehrkräfte schon während
des Studiums integriert mit berufsbezogenen Seminaren ausgebildet werden sollten. Mit
den Teilnehmern des Zertifikatsprogramms durchgeführte Umfrage zeigt, dass die
Mehrheit die Meinung vertritt, dass ein gleichzeitig durchgeführtes Zweitstudium effizienter sein würde, als das derzeitig in begrenzter Zeit praktizierte.
Grimpe, Axel [email protected]
Lehrerfortbildungen – interaktiv und überregional
In den Goethe-Instituten der Region Ostasien werden die sechs Basis-Einheiten der Fortund Weiterbildungsreihe Deutsch Lehren Lernen (DLL) in einem regional konzipierten
Zyklus-Modell eingesetzt. Der Austausch zu den Inhalten der DLL-Einheiten erfolgt über
die Lernplattform des Goethe-Instituts, die Betreuung der Teilnehmenden übernimmt ein
regional zusammengesetztes Team an qualifizierten DLL-Trainern. In einem Vortrag wird
anhand konkreter Beispiele aufgezeigt, wie Interaktion und Austausch über Unterricht
funktionieren kann und wie gemeinsames Lernen überregional organisiert wird: Als eine
zentrale Herausforderung für die Teilnehmenden und die DLL-Trainer zeigt sich dabei die
Organisation der überwiegend asynchronen Kommunikationsprozesse in Kleingruppen
während der Vorbereitungsphase der Praxiserkundungsprojekte. Anhand von Ergebnissen
aus Umfragen unter den Teilnehmenden am regionalen Zyklus-Modell wird deutlich, dass
dieses Modell einerseits ein viel versprechendes Erfolgsmodell sein kann für ein über Ländergrenzen hinweg angelegtes Qualifizierungs- und Fortbildungsprogramm, dieses Modell andererseits aber auch Hindernisse beinhaltet, die zu bewältigen sind.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Hatipoglu, Sevinç [email protected]
Selbstreflexionen angehender türkischer DeutschlehrerInnen zur Schreibkompetenz am Beispiel der Istanbul Universitӓt
Es wurde in der Abteilung für Deutschlehrerausbildung der Istanbul Universität eine Untersuchung durchgeführt, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die sprachlichen Entwicklungen
der angehenden Deutschlehrerinnen und -lehrer in einem Zeitraum von 4 Jahren zu untersuchen, um Entscheidungen bzgl. der Revisionen der Programme für Deutschlehrerausbildung wissenschaftlich fundieren zu können. Die Präsentation der Ergebnisse dieser
Studie soll unter anderem dazu dienen aufzuzeigen, wie sich die angehenden Deutschlehrerinnen und -lehrer bezüglich ihrer Schreibkompetenzen einschätzen und, was die Ergebnisse zu ihren Schreibkompetenzen aussagen. Dieser Vergleich wird zweifelsohne die
Grundlage für eine Revidierung der Lehrinhalte im Bereich der Schreibförderung in den
Programmen der Deutschlehrerausbildung bilden.
Jaworska, Mariola [email protected]
Binnendifferenzierung, Individualisierung, Lernerautonomie – große
Herausforderungen für DaF-Lehrer
In den letzten Jahren sind viele Arbeiten erschienen, die sich mit den individuellen Lernstrategien, Lernstilen und mit dem bewussten Umgehen der Lernenden mit ihren Lernvoraussetzungen beschäftigen. Als Schlüsselbegriffe werden in diesem Zusammenhang die
Begriffe Lernerautonomie und Individualisierung des Lernens verwendet. In den meisten
Texten ist aber vor allem von Individualisierung die Rede, da der Begriff „Differenzierung
des Unterrichts” in der Bedeutung, so wie er in der deutschsprachigen Literatur diskutiert
wird, eigentlich nicht existiert. Als einziger Ansatz zur Individualisierung des Lernens
steht das Konzept der Lernerautonomie im Vordergrund. In dem ersten Teil des Beitrags
wird theoretische Auseinandersetzung mit Differenzierung und Individualisierung im
DaF-Unterricht im Kontext des autonomen Lernens dargestellt. In dem zweiten wird es auf
die Ergebnisse einer Befragung eingegangen, die unter den polnischen DaF-Lehrern durchgeführt wurde. Es wird vorgestellt, wie das Konzept der Individualisierung im Unterricht
von den DaF-Lehrern verstanden und umgesetzt wird.
Kapti, Ümit [email protected]
Der Einfluss kultureller Unterschiede auf das Fremdsprachenlernen. Wie
beeinflusst dieser die Lehrkräfte?
In den Klassen der Deutschlehrerabteilung in der Fremdsprachenabteilung der Pädagogischen Fakultät der Anadolu Universität befinden sich Studenten mit verschiedenen kulturellen Erfahrungen und Erwartungen aus verschiedenen Ländern. Das Ziel dieses Vortrags ist es, die Lage in den Klassen aus der Sicht der Studenten und der Lehrkräfte darzulegen. Welche Voraussetzungen haben die Studenten erfüllt, um ihr Studium beginnen zu
können und welches Sprachniveau haben diese Studenten? Wie ist das Curriculum aufgebaut und stimmt es mit den Erwartungen der Studenten überein? Wie definieren diese Studenten das Studium und welche Erwartungen hatten sie in Bezug auf ihr Studium und wie
gestaltete sich die Realität an der Universität? Wie können Lehrkräfte diese Situation am
besten überwinden? Wie können Lehrkräfte diese Situation am besten überwinden? Welche Qualifikationen sollten die in der Aus- und Fortbildung tätigen Personen haben und
wie können sie diese erwerben bzw. weiterentwickeln?
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Krumm, Hans-Jürgen [email protected]
Welche Kompetenzen brauchen Sprachlehrende und wie lassen sich diese
vermitteln und sichtbar machen?
Nachdem die klassische Ausbildung von Sprachlehrkräften auf die fachlichen (sprach- und
literaturwissenschaftlichen) Kompetenzen fokussiert war, haben in den letzten Jahren viele
Hochschulen begonnen, pädagogische und interkulturelle Kompetenzen zu beschreiben –
wie aber lassen sich diese vermitteln? Der Beitrag stellt europäische Instrumente zum Training und zur (Selbst-)Überprüfung von Sprachlehrkompetenzen, insbesondere das Europäische Portfolio für Sprachlehrende in Ausbildung (EPOSA) und das Europäische Profilraster für Sprachlehrende (EPR) vor und fragt nach ihrer Leistungsfähigkeit für einen
Deutschunterricht, der in allen Ländern zunehmend in einem Kontext sprachlicher und
kultureller Heterogenität stattfindet. Als konkretes Beispiel sollen das „Rahmenmodell für
die sprachliche Bildung aller Lehrkräfte“ und die sprachenübergreifende Ausbildung an
der Delhi-Universität vorgestellt werden.
Lü, Qiaoping [email protected]
Wissenschaftliche Denkweise bei der Arbeit mit Studienweg Deutsch
Es wird ein Forschungsprojekt durchgeführt, das den Sprachunterricht im 2. Studienjahr
begleitet. Es stellt sich die Frage, wie man das Thema der wissenschaftlichen Forschung in
den Sprachunterricht integrieren kann. Die Auseinandersetzung mit solch einer Fragestellung setzt voraus, dass die Lehrenden selbst über eine wissenschaftliche Denkweise
verfügen oder ihre eigene Forschungskompetenz durch Selbstqualifikation erhöhen müssen. Aus der Aktionsforschung ergibt sich, dass einige Basistexte im Lehrwerk Studienweg
Deutsch, die in erster Linie zum Sprachlernen dienen, durchaus auch zum Trainieren der
wissenschaftlichen Denkweise behandelt werden können, indem man die Texte entsprechend didaktisiert und den Unterricht anders als im Sprachunterricht gestaltet. In diesem
Referat werden nach der Definition des Begriffs „Wissenschaftliche Denkweise“ die Beispieltexte aus Studienweg Deutsch Band 3 und Band 4 ausgewählt, dann wird die hinter den
Texten stehende wissenschaftliche Denkweise analysiert. Anschließend wird über die
mögliche Unterrichtsgestaltung mit solchen Texten diskutiert. Dabei wird klar, dass der
Deutschunterricht zur Förderung der Forschungskompetenz der Deutschstudenten eingesetzt werden kann.
Maden, Sevinç Sakarya! [email protected]
Portfolio – Entwicklung einer neuen Lernkultur in der Deutschlehrerausbildung
In der türkischen Germanistik spielt eine systematische Aus- und Fortbildung von Lehrenden für den Deutschunterricht keine wichtige Rolle. Eine Untersuchung an der Trakya
Universität hat jedoch gezeigt, dass selbst viele Absolventen des berufsorientiert konzipierten Studiengangs „Lehramt für Deutsch“ über die notwendigen Kompetenzen, Kenntnisse und Fähigkeiten für den Lehrberuf nur in einem geringen Niveau verfügen und eine
professionellere Entwicklung von Lehrkompetenzen notwendig ist. In diesem Beitrag soll
am Beispiel der Lehrveranstaltung „Grammatik Lehren” gezeigt werden, welche Faktoren
die Entwicklung von Lehrkompetenzen der Deutschlehrerkandidaten der Trakya Universität negativ beeinflusst haben, und wie durch Anwendung von Portfolios in der Lehrerbildung und während des Praktikums in den Schulen professionelles Selbstbewusstsein
und Handlungskompetenzen beim Lehren der Grammatik entwickelt und somit die Lehrqualität verbessert werden kann. Die Selbsteinschätzung bezüglich vorhandener Kom-pe-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
tenzen erfolgte nach dem Europäischen Profilraster für Sprachlehrende (EPR) und die
Bestandaufnahme hinsichtlich der angeeigneten Lehrkompetenzen durch eine Umfrage.
Mohr, Imke [email protected]
Praxiserkundungsprojekte: Neues im eigenen Unterricht wagen und
bewerten
Dass in Fortbildungen Praxiserkundungen als zentrales Instrument zur Weiterqualifizierung durchgeführt werden, ist nicht neu, sondern eng verbunden mit Traditionen der
Handlungsforschung und deren besonderen Ausprägungen als Aktions- und Lehrerforschung. Letztere gehen davon aus, dass das besondere Merkmal von Professionalität in der
Fähigkeit von Lehrkräften besteht, sich selbstständig beruflich weiterentwickeln zu können. Dies geschieht weniger durch Aufnahme und Anwendung von Theorien, die von
außen (etwa durch Wissenschaftler) an den Unterricht herangetragen werden, sondern
durch eine systematische Erforschung der eigenen Unterrichtspraxis und durch das Bemühen, die Praxis anderer Lehrkräfte zu verstehen. Handlungsort der Aktionsforschung
durch Lehrkräfte ist das Klassenzimmer und/oder die Schule, wo sie in der Regel in einem
siebenschrittigen Zyklus Gestalt findet. Der Beitrag stellt Ergebnisse zu den Phasen 1
(Identifizierung einer Forschungsfrage/eines Interesses) und 3 (Formulieren von Vermutungen, wie Antworten auf die Forschungsfrage gefunden werden könnten) dieses Zyklus´
vor, die durch die Analyse von schriftlichen Dokumentationen zu den Praxiserkundungsprojekten gewonnen werden konnten. Der Fokus liegt auf den Herausforderungen in
diesen Phasen und auf den Problemlösungen.
Niewalda, Katrin [email protected]
Aktionsforschung im Rahmen von Deutsch Lehren Lernen
Lehrkräfte haben durch ihre didaktischen Entscheidungen Einfluss auf den Lernprozess
der Lernenden, weshalb ihre Fort- und Weiterbildung ein zentrales Thema ist. Weiterbildung kann auf unterschiedliche Arten organisiert werden: Die Weiterbildungsmaßnahme
findet innerhalb eines organisierten Fortbildungskurses statt oder die Lehrenden ergreifen
die Initiative und organisieren ihre Fortbildung selbst. Im Vortrag soll eine Weiterbildungsinitiative von DaF-Lehrenden an unterschiedlichen japanischen Universitäten vorgestellt werden. Anhand des DLL-Fortbildungsbandes 4 und eines gemeinsamen Aktionsforschungsprojektes versuchen die Lehrenden, für ihre jeweiligen Lernergruppen geeignete
Aufgaben und Übungen herzustellen bzw. zu modifizieren. Im Vortrag werden erste Ergebnisse, die aus der Dokumentation der Gruppenarbeit gewonnen wurden, vorgestellt
und diskutiert. Der Vortrag wird sich um die Frage drehen, auf welche Herausforderungen die Lehrenden in ihren jeweiligen Kontexten bei der Umsetzung von Aktionsforschungsprojekten stoßen, u.a. das Finden einer geeigneten Fragestellung, der Austausch
mit den Kollegen und Kolleginnen sowie die Integration der Projekte in den Berufsalltag.
Qi, Xin [email protected]
Anwendung und Erweiterung des Europäischen Profilrasters für
Sprachlehrende (EPR) mit Blick auf die Deutschlehrerqualifizierung in China
Der Beitrag präsentiert eine Erhebung, die ich an einer chinesischen Universität mit
Fremdsprachenlehrenden durchgeführt habe. Die Erhebung basiert auf dem Europäischen
Profilraster, berücksichtigt aber z.B. auch chinesische Kulturstandards, das Curriculum der
Germanistik und der Lehrerqualifizierung an chinesischen Hochschulen. Die Ergebnisse
geben einen Überblick über die Kompetenzen aller Lehrkräfte einer chinesischen Institu-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
tion für Fremdsprachen. Man kann an den Ergebnissen dieser Erhebung sehr gut erkennen, welche Ziele bei der Qualifizierung von Sprachlehrkräften bestehen, und wo Anpassungen des EPR an den chinesischen Kontext sinnvoll sind. Dabei gehe ich auf den Aufbau
des Germanistikstudiums in China, die Kompetenzen der zukünftigen Deutschlehrkräfte
und die Lehr- und Lerninfrastruktur in China ein. Am Ende meines Vortrags werde ich
meine eigenen Erfahrungen bei der Anwendung des EPR für meine eigene berufliche
Selbstentwicklung darstellen.
Reuter, Brigitte [email protected]
Von der Primadonna zum Mauerblümchen. Wie man den
Deutschunterricht in Finnland zu retten versucht
In meinem Beitrag werde ich darlegen, dass man in Finnland gerade erst zu begreifen
beginnt, dass das finnische Schulsystem nach dem Vorbild neoliberaler Reformen in Transformationsländern wie Polen oder den baltischen Staaten durchgreifend umgestaltet wird.
Hierzu gehören die Entdemokratisierung des Schul- und Hochschulwesens im Zuge der
Einführung des New Public Management, die Entfesselung des Wettbewerbs zwischen
Schulen und Hochschulen, die Grundausbildung von Humankapital und Konzentration
auf zukunftsträchtige Kernfächer, die eine Kapitalisierung von Wissen versprechen. Demografischer Wandel, sprachenpolitische Weichenstellungen und die Abstimmung mit
Füßen führen dazu, dass die einstige Boomsprache Deutsch zum Mauerblümchen zu verkümmern droht. Im Anschluss an diese kurze Diagnose werde ich darlegen, welche konkreten Gegenmaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen ergriffen werden, um den Abstieg
des Deutschunterrichts in Finnland aufzuhalten.
Sakai, Kazumi [email protected]
Ein Deutschlehreraus- und Fortbildungskurs in Japan. Ein Versuch von
Qualitätssicherung des Deutschunterrichts
In diesem Beitrag wird der Deutschlehreraus- und Fortbildungskurs vorgestellt, der durch
Unterstützung der Japanischen Gesellschaft für Germanistik (JGG), des Verbandes der
Deutschlehrenden in Japan (VDJ) und des Goethe Instituts Tokyo zustande gekommen ist.
Und es werden auch Probleme des Kurses wie auch seine Zukunftsperspektive diskutiert.
Der Deutschunterricht in Japan ist dadurch charakterisiert, dass sich die meisten Lerner
nicht auf der sekundären (ca. 3.600), sondern auf der tertiären Ebene (ca. 220.000) befinden.
Daher ist Qualitätskontrolle der Deutschlehrer an Universitäten unentbehrlich, was aber
offiziell nicht praktiziert wird.
Schart, Michael [email protected]
Welches Wissen schafft das Forschen von Lehrenden?
Dienen die Ergebnisse nur der Bestätigung bisheriger Praxis oder bringen sie tatsächlich
neues Wissen hervor? Der Beitrag möchte dieses Problem anhand von Ergebnissen aus
zwei Studien diskutieren, die Deutschlehrende an Universitäten in Japan entwickelten und
durchführten. Es handelt sich um selbstinitiierte, kooperative Aktionsforschungsprojekte,
die jeweils über ein Studienjahr hinweg liefen und sich auf den Unterricht im Anfängerbereich beziehen. Der Beitrag wird die Konzeption der beiden Studien und ihre Ergebnisse
kritisch danach befragen, inwiefern sie tatsächlich dem Anspruch genügen, neues Wissen
über den Deutschunterricht in Japan geschaffen zu haben.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Schmidjell, Annegret [email protected]
Wie kann Lehrkompetenz praktisch erworben und weiterentwickelt
werden?
Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit die kollegiale Unterrichtsbeobachtung die Qualitätsentwicklung von Unterricht unterstützen kann und welche Instrumente dabei förderlich sind. Gegenseitige Unterrichtsbesuche ermöglichen Prozesse der Selbstreflexion von
Lehrenden, wenn sie sorgfältig geplant, vorbereitet, protokolliert und nachbesprochen
werden. Im Weiteren widmet sich der Beitrag der Aus- und Fortbildung von Begleit- und
Ausbildungslehrern: Welche Kompetenzen müssen diese selbst erwerben, um junge und
unerfahrene DaF-Lehrende mit einer stärker akademisch-theoretischen Ausbildung professionell und praxisorientiert zu unterstützen und deren unterrichtspraktischen Kompetenzen zu erweitern und zu fördern? Welche Aufgaben haben sie dabei, welche Kenntnisse
benötigen sie dafür, welche Einstellungen und Haltungen müssen sie dafür mitbringen?
Ein Modell für eine Begleitlehrerschulung aus der Praxis kann dazu aufgezeigt werden.
Schwarzmeier, Tanja [email protected]
Aktionsforschung im Rahmen des Weiterbildungsstudiums „DaF unterrichten – Grundlagen für die Praxis“
Das Referat wird das neue Weiterbildungsstudium DaF unterrichten – Grundlagen für die
Praxis vorstellen und dabei insbesondere auf den Ansatz der Aktionsforschung als Basisidee des Studiums eingehen. Das Weiterbildungsstudium basiert auf einer Kooperation
des Goethe-Instituts und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Es richtet sich an alle
Lehrkräfte im Bereich Deutsch als Fremdsprache ohne formale Ausbildung im Bereich Methodik und Didaktik des Fremdsprachenunterrichts und schließt damit die Lücke zwischen einer germanistischen Ausbildung und den Anforderungen eines modernen Sprachunterrichts an Universitäten wie Schulen. Grundlage des Studiums sind die neu entwikkelten Fernstudieneinheiten der Reihe Deutsch lehren lernen. Sie basieren auf dem neuesten Stand der Forschung und Entwicklung im Bereich der Vermittlung von Deutsch als
Fremdsprache und orientieren sich an gültigen Standards der Lehrerqualifizierung.
Shaverdashvili, Ekaterine [email protected]
Deutschlehreraus-/-fortbildung in Georgien: Probleme und Perspektiven
Die geschichtliche Entwicklung, aktuelle Situation sowie die Perspektiven des Deutschunterrichts, und die Deutschlehreraus- und Fortbildung in Georgien stehen im Fokus dieses Beitrags. Die Zahl der Deutschlernenden an georgischen Schulen hat sich von 2010 bis
2013 halbiert und Deutsch gehört nicht mehr zu den bevorzugten Fremdsprachen. Auch
der Deutschlehrerberuf gehört nicht mehr zu den beliebten Berufen bei Studierenden und
gut qualifizierte Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer verlieren oft ihre Einsatzmöglichkeit in Schulen. Im Beitrag werden sprachenpolitisch relevante Fragen und Probleme und
Perspektiven im Bereich der Lehreraus- und -fortbildung an georgischen Universitäten behandelt.
Shin, Hyung-Uk [email protected]
Deutschlehrerausbildung in Korea: Realität und Perspektiven auf Basis
von „Deutsch Lehren Lernen“ (DLL)
Die Zahl der Deutschlernenden in Korea ist drastisch zurückgegangen. Dazu haben fachexterne Gründe wie die Vormachtstellung des Englischen beigetragen, aber auch man-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
gelnde Unterrichtsqualität und Kompetenz der Lehrer. Eine Analyse der Curricula-Inhalte
der Deutschen Abteilungen für Lehrerausbildung belegt, dass die angebotenen Lehrveranstaltungen die Lehrkompetenz für den Deutschunterricht nicht substantiell zu fördern
vermögen. Die Hankuk University of Foreign Studies (HUFS) hat 2013 das Lehreraus- und
Fortbildungsprogramm des Goethe-Instituts (GI) „Deutsch Lehren Lernen“ (DLL) ins Curriculum eingeführt, um die Lehrerausbildung zu systematisieren und die Lehrkompetenz
der Studenten zu erhöhen. Die DLL-Materialien werden in den fachdidaktischen Lehrveranstaltungen der DAL eingesetzt. Die Studenten werden durch online-Tutorierung vom GI
betreut. Das DLL-gestützte Curriculum der HUFS wurde institutionell etabliert, aber es
bestehen noch Grundprobleme, die erläutert werden.
Voerkel, Paul [email protected]
„Sind Sie denn als Deutsch-Lehrkraft kompetent?“ Ein Kompetenzmodell
auf dem Prüfstand
Der Beitrag schlägt eine Brücke zwischen Kompetenzbeschreibung und Berufsbezug, um
Rückschlüsse auf die in verschiedenen DaF-affinen Berufsfeldern benötigten Kompetenzen
zu ermöglichen und diese in einem weiteren Schritt mit dem tatsächlichen Studienangebot
zu vergleichen. Als Instrument dafür dient ein Modell, das derzeit aus einer Kombination
von quantitativen und qualitativen Datenerhebungsverfahren entwickelt wird und sowohl
die Grundlagen des TUNING-Projekts (Frey & Jung 2011) als auch Überlegungen zu den
QS-Kriterien (u. a. EQAVET 2012) berücksichtigt.
Yücel, Mukadder Seyhan [email protected]
Interkulturelle Kompetenz und kulturbezogene Lernprozesse: Potential
der Lehrkräfte in der Deutschlehrerausbildung am Beispiel Türkei
Bei den curricularen Schwerpunkten der Deutschlehrerausbildung in der Türkei ist nicht
zu bestreiten, dass landeskundliches-kulturbezogenes Lernen einen relevanten Stellenwert
einnimmt. Die Förderung der Entwicklung der interkulturellen Kompetenz ist somit eine
Intention der Deutschlehrerausbildung. In diesem Prozess spielen neben Lehrwerken,
Materialien und Medien besonders Lehrkräfte eine große Rolle und Notwendigkeit. Dieser
Beitrag intendiert, einen Ausblick zu geben, inwieweit Lehrkräfte im unterrichtlichen Kontext als landeskundlich und interkulturell Kundige agieren können. Angehende Lehrkräfte
aus der Deutschlehrerausbildung an unterschiedlichen Universitäten der Türkei wurden
gebeten, dieses einzuschätzen; ihre Sichtweisen auf ihre interkulturellen Kompetenzen
werden dargestellt und diskutiert.
Zanin, Renata [email protected]
Sprachaufmerksamkeit im Sachfachunterricht
Mit Gesetz Nr. 89 2010 hat die italienische Regierung den bilingualen Sachfachunterricht
im letzten Oberschuljahr verpflichtend eingeführt. Seit 2011/12 wird an allen Oberschulen
Italiens ein Sachfach auf Englisch, in Bozen auf Deutsch an den Schulen mit italienischer
und auf Italienisch an den Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, unterrichtet; ab
2014/15 kann das Sachfach in einer Zweit-/Fremdsprache auch Prüfungsfach bei der Maturaprüfung werden. Der Gesetzgeber hat die Universitäten beauftragt, Fortbildungskurse
für CLIL-Lehrer einzurichten und die Schulen aufgefordert CLIL- Teams zu bilden. In
diesen Rahmen fügt sich das an der Freien Universität Bozen ausgearbeitete und erprobte
Lehr-Lern-Modell für die Sprachsensibilisierung und -aufmerksamkeit der Sachfachlehrer
auf der einen Seite und für die Aufwertung der Rolle der Fremdsprachenlehrer im CLIL-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Team ein. Im Zentrum stehen die idiomatisch geprägte Sprache und die prosodische
Prägung. Neuere Beiträge zur Wortschatzvermittlung gehen über die Wortgrenze hinaus
und setzen als Grundelement der zu erlernenden Sprache Konstruktionen als Kristallisationspunkt für Kombinations- und Selektionspräferenzen an. Dieser neue Blick auf die
Sprache wird mit ausgewählten literarischen Texten geübt und auf die Fachsprache ‚übertragen’.
Sektion D 3 – Germanistische Qualifikationen weltweit – Curricula und
Berufsbilder von AuslandsgermanistInnen
Leitung: Nikolina Burneva [email protected], Annegret Middeke
[email protected], Almut Hille [email protected]
Ko-Leitung: Wuneng Yang [email protected], Han Guo
[email protected]
Berg, Anna Lucja de [email protected]
Die (Auslands-)Germanistik im 21. Jahrhundert. Ein Fallbeispiel zur Anwendung digitaler Medien im Unterricht
Wie kann man das Germanistikstudium modernisieren und den Erfordernissen der globalisierten Mediengesellschaft anpassen, ohne die zentralen literatur- und sprachwissenschaftlichen Inhalte zu trivialisieren oder gar aufzugeben? Der Vortrag diskutiert diese
Frage in einem konkret-didaktischen Zusammenhang. Er untersucht die Anwendung von
Padlets sowie (von Studenten hergestellten) YouTube-Videos im Rahmen auslandsgermanistischer Seminare zum Thema Landeskunde, die zur Vorbereitung auf das obligatorische „Year Abroad“ britischer Studenten dienen und deren interkulturelle Sensibilität
erweitern sollen. Behandelt werden u.a. die verschiedenen inhaltlichen Modi dieses neuartigen Wissens- und Kompetenzerwerbs sowie dessen (berufs-)praktische Relevanz und
spezifische didaktische Herausforderungen.
Burneva, Nikolina [email protected]
Zum germanistischen Basiswissen heute
Vorgetragen wird ein „Statement der Sektionsleiterin“ mit dem Ziel, in eine erste Gruppe der Sektionsreferate einzuführen. Weniger die Vermittlung eines fertigen Konzepts
wird angestrebt, als vielmehr die Anregung zur Diskussion: Grundsätzliche Überlegungen über das Verhältnis zwischen dem traditionellen Selbstverständnis der Germanistik als geisteswissenschaftlichem Studiengang, den gegenwärtigen sozial-ökonomischen Erwartungen des Arbeitsmarkts an fremdsprachlich kompetenten Fachkräften und
den bildungsmäßigen Voraussetzungen, mit denen die Studierenden an die Universität
kommen. Angesichts einer zunehmend großen Schere zwischen diesen drei Ausrichtungen stellt sich die Frage nach den zumutbaren Kompromissen beim Einrichten des
germanistischen Curriculums zwischen: einem möglichst kostengünstigen und zugleich
die Persönlichkeit des Studierenden aufbauenden Lehrplan; der angestrebten Kürze der
Regelstudienzeit und dem erforderlichen theoriegestützten und methodisch angeleiteten
Praktikum; der beliebten Orientierung auf die kommunikativ-improvisierende (statt
der grammatikalisch-übersetzerischen) Didaktik des Fremdsprachenunterrichtsund dem
überdurchschnittlich streng gebauten, formallogisch begründeten Sprachsystem, wie das
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Deutsche (im Gegensatz etwa zum Englischen) ist; der lokalen und der universalen kulturellen Kompetenz, wie sie die Mobilität von Menschen und Gütern heute erforderlich
macht.
Durbaba, Olivera [email protected]
Zur Rolle des Portfolios in der Ausbildung zum/zur DaF-Lehrer/in
Seit dem WS 2011 können die Studierenden im Fachbereich für Germanistik an der Universität Belgrad (Serbien) als Bestandteil ihres didaktisch-methodischen Moduls u. a. auch
das Fach „Unterrichtspraxis“ belegen. Im Rahmen dieses Kurses werden die Studierenden
verpflichtet, 60 DaF-Unterrichtseinheiten in einer ausgewählten Schulklasse (Klassen 5-12)
zu beobachten, protokollieren und analysieren, sowie unter Aufsicht der betreuenden
Lehrperson aktiv im Unterrichtsgeschehen mitzuwirken. Alle Unterrichtsaktivitäten werden in einem Portfolio aufgezeichnet. Die Leistungsbewertung erfolgt auf der Grundlage
dieses unterrichtsbegleitend geführten Portfolios sowie des schriftlichen Berichts der Betreuerin/des Betreuers und einer am Ende des Kurses von jedem Teilnehmer selbst gehaltenen Unterrichtsstunde. Nach vier Jahren werden die Ergebnisse dieses neu eingeführten
Fachs analysiert, und zwar im Hinblick auf seine Durchführbarkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit der erworbenen didaktischen Kompetenzen.
Fandrych, Christian [email protected]
Fach- und sprachintegrative Ansätze für ein berufsbezogenes Deutschcurriculum: Prinzipien, Erfahrungen, Desiderate
An vielen Standorten der Germanistik/des Hochschulfaches Deutsch stellt sich die Frage,
wie die vielfältigen Anforderungen in der sehr begrenzten Zeit eines grundständigen
Hochschulstudiums Deutsch unter einen Hut gebracht werden können: Es gilt, sprachliche
Kompetenzen ebenso zu vermitteln wie fachliche Grundlagen und – etwa in der Lehrerausbildung – methodisch-didaktische Kenntnisse und Handlungskompetenzen. In diesem
Vortrag sollen Ansätze vorgestellt werden, die versuchen, diese vielfältigen Kompetenzen
nicht separiert und sukzessive, sondern nach Möglichkeit verzahnt und unter Berücksichtigung von Mehrsprachigkeitsaspekten zu vermitteln. Dabei dienen Curricula und Projekte
als Beispiele, die in der Kooperation des Herder-Instituts der Universität Leipzig mit
Partnerinstitutionen etwa in Kurdistan, Kairo und Hanoi entwickelt wurden.
Fathy, Hebatallah [email protected]
Zukunftsmodelle für die interkulturelle ägyptische Germanistik zwischen Literaturkanon und Literaturdidaktik
Seitdem die internationale Germanistik sich im Zuge einer wachsenden Krise der Geisteswissenschaften in den letzten Jahren überhaupt mit Rechtfertigungszwang konfrontiert
findet und aufgefordert ist, sich arbeitsmarktorientiert zu gestalten, hat sich auch die Frage
nach einem neuen Literaturkanon gestellt. Dass die Neuorientierungen der literarischen
Texte und folglich des Faches in Deutschland kaum wahrgenommen werden, hat dazu
beigetragen, dass die internationalen Germanistiken jahrelang dieselben „klassischen“
Texte von Goethe, Schiller oder Lessing in ihren Curricula vorsehen und weder Einblicke
in neue Entwicklungen möglich noch kontextspezifische Bedingungen der Rezeption berücksichtigt sind. Karl Esselborns Konzept mit „Texten zu Themen und Motiven von Kulturbegegnung und Kulturkonflikten und literarische Formen der Mehrsprachigkeit, der
Interkulturalität, der Intertextualität und Hybridiät“ soll auf seine Anwendbarkeit hin für
die ägyptische Germanistik geprüft werden, die als Modell für weitere internationale
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Germanistiken gelten kann, die sich für das 21.Jahrhundert zukunftsgerecht gestalten und
profilieren wollen. Der Beitrag entwickelt ein Reformkonzept, das im Rahmen der Bedürfnisse internationaler Germanistik in Ägypten/der arabischsprachigen Region, exemplarisch Texte interkulturellen Charakters aufgreift und deren Didaktisierung ziel- und
kompetenzorientiert darstellt.
Gouaffo, Albert [email protected]
Interkulturelle Kompetenz als Schüsselqualifikation. Eine Herausforderung Germanistik als de-territorialisierte Literatur- u. Kulturwissenschaft
Die Frage, auf die mein Beitrag eingeht, ist: Wie kann die Germanistik als (ent)nationalisierte Fremdsprachenphilologie der Diversitätspolitik und Entwicklungspolitik des
Landes Kameruns entgegenkommen? Dazu wird zunächst der Kontext der germanistischen Ausbildung in Kamerun skizziert, der bisher die staatlichen Bemühungen um nationale Integration zugunsten einer Orientierung an deutschen Standards ignoriert hat und
die Notwendigkeit der interkulturellen Kompetenzorientierung legitimiert. Dann wird die
mediatisierte interkulturelle Kommunikation als didaktisches Modell dargestellt, und wie
diese Kompetenz durch einen integrativen Literatur- und Landeskundeunterricht gefördert werden kann.
Grub, Frank Thomas [email protected]
,Samverkan’ als Instrument der Curriculumsentwicklung – Zum Potenzial
eines Theorie und Praxis verzahnenden Konzepts
In Schweden besteht traditionell eine Verpflichtung zur Kommunikation der eigenen
Arbeit in der Öffentlichkeit. In den letzten Jahren ist der Begriff dafür – ,tredje uppgift’ (die
,dritte Aufgabe’ von Hochschullehrern, neben Forschung und Lehre) – weitgehend durch
den Begriff des ,samverkan’, des ,Zusammenspiels’ mit der Gesellschaft ersetzt worden.
,Samverkan’ kann neben der populärwissenschaftlichen Darstellung eigener Forschung
eine Vielzahl von Kooperationen bedeuten, die im Idealfall allen beteiligten Partnern zum
Vorteil gereichen. Der Beitrag möchte der Frage nachgehen, inwiefern das Konzept des
,samverkan’ nicht nur Relevanz für die berufliche Vorbereitung der Studierenden, sondern
auch und vor allem für die kompetenzbezogene Arbeit an den Curricula hat. Im ersten Teil
soll kurz auf das schwedische Bildungssystem mit seinen trotz Bologna spezifischen Eigenheiten eingegangen werden, um im Anschluss die Zusammenhänge mit der Curriculumsentwicklung darzustellen und anhand ausgewählter Beispiele die Möglichkeiten, aber
auch die Grenzen des ,samverkan’ zu verdeutlichen.
Hille, Almut [email protected]
Neue Literaturen‘ in Curricula?
In jüngeren internationalen Debatten wird darauf verwiesen, dass literarische Texte – sollen sie eine Rolle in Curricula von Studiengängen der Germanistik/German Studies spielen – Anknüpfungspunkte an virulente, mitunter brisante öffentliche Debatten und an (zukünftige) Lebenswelten von Studierenden bieten sollen. Entsprechend werden ausgewählte aktuelle literarische Texte für die Lehre (und Forschung) favorisiert. Sie stehen bevorzugt im Mittelpunkt von wissenschaftlichen und didaktisch-methodisch orientierten
Arbeiten. Im Kontext der Sektionsarbeit zu Fragen des literarischen Kanons, des kulturwissenschaftlichen Zugriffs auf literarische Texte und der Literaturdidaktik möchte ich
diese Entwicklungen diskutieren. Ich werde sie anhand exemplarischer literarischer Texte
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
verdeutlichen und in ihren vielfältigen Dimensionen und möglichen Konsequenzen beleuchten.
Holfter, Gisela [email protected]
Germanistik mit Bindestrich – der MA in Irish-German Studies
Ausgehend vom MA in deutsch-irischen Studien an der University of Limerick werden
Vorteile, Herausforderungen und Übertragbarkeit von internationalen MA Programmen
im Kontext von Aspekten wie Sprachniveau, interkultureller Kompetenz und Relevanz untersucht. Ebenso möchte ich eingehen auf die sich anbietenden und gewählten Berufsfelder
der Absolventen. Der MA in deutsch-irischen Studien existiert seit drei Jahren. Er entstand
im Kontext der Arbeit des 1997 gegründeten Centre for Irish-German Studies in Limerick.
Besonderes Kennzeichen dieses einjährigen Postgraduiertenprogramms ist die Interdisziplinarität und Bandbreite des Studiums. Dies wird ermöglicht durch die Aufteilung des
Studiums zwischen der University of Limerick im ersten Semester und dem zweiten Semester in einem komplementären MA Programm in Deutschland, Österreich und der
Schweiz je nach Interessenausrichtung der Studierenden. In meinem Vortrag werde ich
auch kurz auf ähnliche „Bindestrich“-Programme wie beispielsweise den MA in AngloGerman Cultural Relations in London eingehen.
Ivanova, Lyudmila [email protected]
Für eine bedarfsorientierte Germanistikausbildung
Die Alarmglocken sind nicht zu überhören: verstärkter Würgegriff wirtschaftlicher Prioritäten, sinkende Nachfrage seitens der Studienbewerber und des Arbeitsmarktes angesichts
der terra anglia. Die Zweifel an der Existenzberechtigung germanistischer (genauer: philologischer) Studiengänge verdichten sich. Vor dem oben umrissenen Hintergrund wird
für eine Germanistik plädiert, die den neuen Bedingungen Rechnung trägt, ohne den philologischen Grundgedanken zu vergessen. Der Beitrag konfrontiert Ansichten der DozentInnen, der AbsolventInnen und die nüchternen Zahlen des Arbeitsmarktes, um aus
den Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen, Irrungen und Wirrungen den Kern einer
Germanistik herauszuschälen, die den neuen Bedürfnissen entgegenkommt und sich nicht
leugnet. Sie beruht auf folgenden drei Säulen: modularer Aufbau (in Hinblick auf konkrete
Berufsbilder mit Schwerpunkten Sprachvermittlung, Kulturvermittlung, Fachwissenvermittlung, erforderlichen Soft Skills und Praxisbezug), Internationalisierung, virtuelle Universität.
Kretzenbacher, Heinz L./Lewis, Alison [email protected]
Ein postphilologisches Curriculum: Kommunikative Gattungen als Basis
für ein artikuliertes universitäres Deutschcurriculum
In Australien, wie in vielen anderen Ländern, wird der klassische Typus von Philologiestudierenden zur Ausnahme, und wie die Germanistik in der Forschung auf das postphilologische Zeitalter reagieren muss, so muss sie auch in der Lehre für ein mittlerweile
wesentlich breiter gestreutes Feld da sein. Im Bereich des Bachelor-Studiums bedeutet das,
einerseits Studierenden gerecht zu werden, die keine GermanistInnen werden wollen,
ohne das Niveau eines universitären Studienfaches zu kompromittieren; andererseits potentielle KandidatInnen für ein Graduiertenstudium der Germanistik zu interessieren und
ihnen die notwendigen Voraussetzungen zu vermitteln. All dies muss natürlich innerhalb
der strukturellen wie kulturellen Rahmenbedingungen der jeweilgen Ausgangskultur(en)
der Studierenden erfolgen. An der Universität Melbourne haben wir im Rahmen einer
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
grundlegenden curricularen Reform ein artikuliertes Curriculum entwickelt, das von den
beschriebenen Bedingungen ausgeht und ein Optimum an „cultural literacies“, also kulturellen und transkulturellen Kompetenzen, für Studierende mit unterschiedlichem
sprachlichem Ausgangsniveau und unterschiedlichen Zielvorstellungen anbietet.
Lee, Jin Zhuo [email protected]
Fremdsprachenerwerbsforschung: Eine Aussicht auf berufsorientierte
Zukunftsprognosen im Curriculum für das DaF-Studium in Malaysia
Aufgrund der vorherrschenden Multilingualität der meisten Malaysier bietet das Land
eine besondere Sprachlernumgebung. Neben den Muttersprachen erwerben Schüler meistens noch zwei weitere Fremdsprachen, zu denen Malaiisch und Englisch gehören. Die
deutsche Sprache ist aus verschiedenen Gründen aus wirtschaftlicher Sicht für Malaysia
interessant und liegt im Trend: Deutschland mit ca. 400 deutschen Firmen in Malaysia
nach Japan der zweitstärkste Wirtschaftsförderer des Landes. Aufgrund der wirtschaftlichen Relevanz wurde von malaysischen Politikern und Institutionen demnach auch eine
deutsche Sprachkenntnis als wichtig erkannt und das führte in den 1990er Jahren zur
Entwicklung und Implementierung von BA-Programmen für Deutsch als Fremdsprache.
Der Vortrag beschäftigt sich in der Folge mit der Aussicht auf bedarfsgerechte und berufsorientierte Curricula für ein DaF-Studium in Malaysia. In welchen Berufsfeldern und Positionen die Absolventen der Deutsch-Bachelor-Studiengänge in Malaysia tatsächlich tätig
werden und welche Rolle dabei ihre Qualifikationen spielen, die sie im Studium erworben
haben, soll im Rahmen von Forschungsumfragen herausgefunden werden.
Leich, Karin [email protected]
Aufklärung ohne Ende?
Im MA DaF Studiengang an der German Jordanian University, in dem BA Absolventen
arabischer Länder studieren, sind Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaften Fächer
des Studienangebots. Sollten diese Fächer weiterhin zur DaF-Ausbildung gehören oder
sind sie Überbleibsel eines vergangenen Ausbildungskanons? Die Begriffe der Weimarer
Klassik und der Aufklärung lassen europäische Kultur transparent erscheinen und sie werden in ihrer Bedeutung in einer globalisierten Welt bestimmbar. Weltwissen, Kulturzusammenhänge und eigenes Selbstverständnis der Studierenden werden damit unterstützt
und gefördert. Die Diskurse sind ebenfalls fruchtbar in anderen Disziplinen des Fachs DaF,
beispielsweise für die Textgrammatik, die Motivationsforschung und die Lernpsychologie. Daher wird in der Präsentation versucht, die Bedeutung und den Wert der Aufklärung und der Goethezeit für die Ausbildung der Studierenden darzustellen.
Liu, Yue [email protected]
Projektorientierte Förderung der interkulturellen Handlungskompetenz
im Studiengang German Studies an der Zhejiang Universität
Im Fachgebiet German Studies wird seit 2011 ein projektorientiertes Unterrichtsmodell
entwickelt und implementiert, das zur Förderung der interkulturellen Handlungskompetenz bewusst keinen statischen Kulturvergleich durchführt, sondern das interkulturelle
Bewusstsein der Studierende durch die Auseinandersetzung mit den kutlurellen Besonderheiten und Gemeinsamkeiten fördert sowie ihre Handlungfähigkeit durch reflektierte
Handlungsideen und –konzepte trainiert. Im Vortrag werden die ersten Ergebnisse des
Projektarbeitens reflektiert und hinsichtlich ihrer Weiterentwicklung diskutiert.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Matiychuk, Oksana [email protected]
Kultur(management) in/nach dem Germanistikstudium: Wie und wozu?
Ein/e studierte/r Germanist/in oder Übersetzer/in kann zu einer/m erfolgreichen Kulturmanager und -mittler werden. Nicht zuletzt beweisen das etwaige Initiativen und Projekte, die das Potential der studierten Germanisten dazu nutzen, den Kulturtransfer
zwischen verschiedenen Ländern anzuregen und zu vertiefen. Dass den Wissenschaftlern
und Übersetzern dabei die Instrumente des Kulturmanagements durchaus hilfreich sein
können, beweist z.B. das für drei Jahre angelegte EU-Projekt „TransStar“, welches zum
Zweck hat, junge Übersetzer aus der Ukraine fachlich zu schulen, ihnen gleichzeitig aber
auch die wichtigsten Grundlagen des Kulturmanagements zu vermitteln; entsprechend
sind die Arbeitseinheiten konzipiert. So bietet z.B. das Zentrum Gedankendach (bestehend
aus zwei Institutionen – dem Zentrum für deutschsprachige Studien und der UkrainischDeutschen Kulturgesellschaft) an der Universität Czernowitz Praktika, welche es den
ausländischen PraktikantInnen ermöglichen, Erfahrungen sowohl im Bildungsbereich als
auch im Projektmanagement zu sammeln. Dabei ergeben sich für PraktikantInnen –wie
MitarbeiterInnen Synergieeffekte. Zugleich bedeutet für ukrainische Germanistik-Studierende die Teilnahme an Kulturprojekten mit deutschsprachigen Künstlern oder auch die
Arbeit als Projektaushilfe die Chance, einen „alternativen“ Spracherwerb oder Sprachverwendung, die im konventionellen Unterricht oft nicht möglich ist. Außerdem bekommen
Studierende kennenzulernen und Einblicke in die Projektplanung und -durchführung.
Paintner, Ursula/Middeke, Annegret
[email protected], [email protected]
Germanistische Studiengänge weltweit
Zweifelsohne ist das in den deutschsprachigen Ländern vergleichsweise klar konturierte
Fach Germanistik in den nicht deutschsprachigen Ländern erheblich vielfältiger und unübersichtlicher. Die Profile reichen von einer traditionellen philologischen Ausbildung mit
literatur- oder sprachwissenschaftlichem Schwerpunkt über verschiedene Übersetzungsstudiengänge, German oder European Studies mit einem Praxisanteil Deutsch bis hin zu
nicht-philologischen Studienfächern, die ganz oder teilweise auf Deutsch unter-richtet
werden. Die Vielfalt an germanistischen Profilen, die Polyvalenz ihrer fachlichen Inhalte,
die weltweiten Entwicklungstendenzen und der Bedarf an Reformen vor allem im Bereich
des Berufsfeldbezuges der germanistischen Ausbildung werden in der Sektion aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Im Vortrag geht es vor allem um die Frage nach den
bi- und multinationalen Wechselwirkungen germanistischer Arbeit, sei es in den einzelnen
Studiengängen, in nationalen Fachverbänden oder in regionalen, nationalen und internationalen germanistischen Fördermaßnahmen. Inwieweit können die unterschiedlichen
Standorte zu curricularen und Profilbildungsprozessen der germanistischen Studiengänge
länderübergreifend so in Kontakt bleiben, dass sie von den wechselseitigen Erfahrungen
profitieren, ohne ihre jeweiligen Eigenheiten aufzugeben? Wie können die deut-schen und
internationalen Mittlerorganisationen im Bereich Germanistik/DaF den trans-nationalen
fachlichen Austausch fördern und die permanent notwendige Profilbildung und Reform
an den ausländischen Hochschulen begleiten und unterstützen?
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Samide, Irena [email protected]
Wer hat Angst vor Literatur? Wege und Auswege für einen bologna-gerechten fremdsprachlichen Literaturunterricht
Es wird im vorliegenden Beitrag der Frage nachgegangen, was für eine Rolle in den reformierten auslandsgermanistischen Curricula der Literatur zukommen sollte. Ziel ist es, mittels konkreter Vorschläge, Projekte und Konzepte zu zeigen, erstens, dass kulturwissenschaftliche, interkulturelle und mediale Kompetenzen auch mit Postulaten eines praxisrelevanten, berufsbezogenen Studiums zusammengebracht werden können, und zweitens,
dass gerade mithilfe von verstärktem Einsatz literarischer Texte im DaF-Unterricht eine
größere Sensibilisierung für das Eigene und Fremde sowie für die Bewusstmachung von
Wahrnehmungsmustern erreicht werden könnte.
Stoppa, Berit [email protected]
Germanistik vs. DaF vs. Fachdidaktik – Germanistikcurricula als Notlösung? Am Falle westafrikanischer Germanistik-Curricula
Der Vortrag stellt sich der Frage welches Sprachniveau im Germanistikstudium erforderlich ist – insbesondere an Universitäten in Ländern, in denen ein umfassendes Sprachniveau durch den Mangel an schulischen bzw. privaten Spracherwerbsmöglichkeiten
kaum möglich ist. Zudem soll diskutiert werden inwieweit die offizielle Zielsetzung eines
kaum realistisch erreichbaren Sprachniveaus in einem Curriculum zulässig ist, da oft nur
Curricula mit hoch angesetzten Zielen (und damit die Germanistik überhaupt) eine
Chance auf Implementierung durch akademische Komitees haben. Durch einige Auszüge
als Fallbeispiel aus verschiedenen westafrikanischen Germanistikcurricula (Ghana, Benin
etc.) soll veranschaulicht werden, dass Germanistikcurricula in Ländern mit wenig bis
kaum vorhandenen (qualitativen oder quantitativen) Möglichkeiten zum Deutschspracherwerb in Schulen als Basis für ein Studium der Germanistik auf oft zwangsläufig auf
Sprachkursen des Deutschen als Fremdsprache aufbauende Curricula herauslaufen.
Sturm-Trigonakis, Elke [email protected]
Germanistik im Ausland heute – vom Sparzwang zur Innovation
Der Beitrag besteht aus drei Teilen: Bestandsaufnahme der derzeitigen Studienprogramme
in Griechenland als einem der wenigen Beispiele für eine Auslands-Vollgermanistik;
aktuelle Reformansätze; Desiderata. In GR (Thessaloniki und Athen) bieten wir derzeit ein
vierjähriges Germanistikstudium mit Linguistik, Literatur- und Kulturwissenschaft und
Übersetzungswissenschaft an; die DaF-Komponente besteht aus einem intensiven Paket an
Lehre in deutscher Sprache sowie einem breiten Angebot an Didaktik in Theorie und
Praxis. Besonderen Wert legen wir generell auf die interkulturelle Kompetenz der Studierenden, auf kulturgeschichtliche Grundlagen und Medienkompetenz.
Zappen-Thomson, Marianne [email protected]
„Mit Kapana und Ohiskundu sowie Brezel und Bier“ Zum Deutschstudium in Namibia
Die Universität Namibia vereint im Department of Language and Literature Studies neun
Sprachen, nämlich einheimische, nationale sowie Fremdsprachen. Die Struktur der Kurse
ist einheitlich, dennoch wird den jeweiligen sprachlich wie kulturellen Besonderheiten
Rechnung getragen. Was die Sektion Deutsch international besonders auszeichnet, ist die
Tatsache, dass der Lehrplan Kurse beinhaltet, die die spezifische namibische Situation be-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
rücksichtigen. In den Studienprogrammen geht es in erster Linie nicht um die Diskursfähigkeit im europäischen, sondern im namibischen Raum. Bei der Vermittlung der Inhalte
wird auf Grund der multikulturellen und -lingualen Situation im Land immer betont, dass
es sich um interkulturelles Lehren und Lernen handelt. Unter Bezugnahme auf die kulturellen Dimensionen Hofstedes, die natürlich weiterentwickelt sowie angepasst wurden
und der Perspektive Guy Deutschers, lernen Studierende über das Fremde nicht nur das
Eigene kennen, sondern werden sich auch der Stereotypen sowie Vorurteile bewusst, mit
der sie ihre MitbürgerInnen neu sehen.
Sektion D 4 – Phonetik und Phonologie Deutsch als Fremdsprache
Leitung: Klaus Geyer [email protected]
Ko-Leitung: Ursula Hirschfeld [email protected],
Cordula Hunold [email protected], Miki Ikoma
[email protected]
Colliander, Peter [email protected]
Aspekte der Aussprache von fremden und Fremdwörtern
Überlegungen, wie fremde Wörter und Fremdwörter am zweckmäßigsten auszusprechen
sind, drängen sich Tag für Tag immer deutlicher auf. Auch die vielen Neologismen, die in
die deutsche Sprache Eingang finden, sind bezüglich ihrer Aussprache eine Herausforderung. Als Beispiel sei GPS genannt. Ein weiterer relevanter Bereich sind synchronisierte
Filme, in denen sowohl geographische Namen als auch Personennamen oft hochfrequent
sind. Als Beispiel seien dänische Krimiserien wie Borgen und Die Brücke genannt, die in
diesem Bereich den Synchronsprechern (oder vielleicht eher den Verantwortlichen für die
Synchronisation) deutlich Probleme bereitet haben. In meinem Beitrag werde ich für einen
flexiblen, pragmatischen Umgang mit der Aussprache der fremden und der Fremdwörter
plädieren, der aber nicht von Zufälligkeit geprägt ist, sondern davon, dass er der konkreten Kommunikationssituation und dem konkreten fremden Wort oder Fremdwort angepasst ist.
Costa Pereira, Rogeria [email protected]
Der Erwerb komplexer Silbenstruktur des Deutschen durch brasilianische
Lernende
Mit dem Einfluss der Muttersprache in den Erwerb einer fremdsprachlichen Aussprache
beschäftige ich mich in diesem Beitrag. Der muttersprachliche Transfer kann mehr oder
weniger auf den verschiedenen Niveaus des Erwerbs überprüft werden und phonetisch ist
dieser Transfer beispielsweise durch die Aussprache, den sogenannten Akzent, bemerkbar.
Um möglichst nah an der Aussprache einer Fremdsprache zu kommen, reicht nicht nur die
Beherrschung von neuen Lauten, sondern auch die Anpassung an eine neue Wörter- und
Satzakzentuierung, an eine andere Prosodie und an unbekannte Melodiestrukturen von
Sätzen und Silben. Die Silbenstruktur des Deutschen, anders als die des Portugiesischen,
erlaubt komplexe Silbenan- und -auslaute. Es wird infolgedessen erwartet, dass der Erwerb der komplexen Silbenstruktur des Deutschen durch portugiesischsprechende Lernende ein langwieriger Prozess und eine unerschöpfliche Quelle von Aussprachefehlern
ist. Es stellt sich daher die Frage, wie dieser Erwerbsprozess abläuft und welche Strategien
in der Lernersprache verwendet werden, um sich die komplexe Silbenstruktur des Deut-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
schen anzueignen. Vorläufige Ergebnisse meiner Forschung über den Erwerb von komplexen Onsets und Kodas des Deutschen in der Lernersprache brasilianischer Lernenden
werden in dem Vortrag vorgestellt. Die Forschungsdaten wurden anhand der mündlichen
Erzählung einer Bildergeschichte erhoben.
Dahmen, Silvia [email protected]
Ein Training prosodischer Aspekte des Deutschen behebt nebenbei auch
viele Probleme auf der Lautebene
Der Vortrag stellt die Ergebnisse einer Untersuchung zur Effektivität von prosodieorientiertem versus segmentorientiertem Aussprachetraining bei italienischen DaF-Lernenden
vor. Insgesamt 33 norditalienische DaF-Lernende nahmen über einen Zeitraum von 10 Tagen an Unterrichtseinheiten teil, die entweder Prosodie (Rhythmus, Akzentuierung, Intonation) oder traditionell segmentale Eigenschaften (Vokalquantität und -qualität, Auslautverhärtung, Stimmeinsatzzeit bei Plosiven) behandelten. Eine Kontrollgruppe erhielt in
gleichem zeitlichem Umfang Deutschunterricht ohne explizites Aussprachetraining. Vor
und nach der Unterrichtsphase wurden Sprachdaten erhoben und experimentalphonetisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass zahlreiche segmentale Aspekte der deutschen Aussprache durch ein Prosodietraining quasi „nebenbei“ mittrainiert werden, sodass das Prosodietraining insgesamt weitreichendere Effekte sowohl auf der prosodischen
als auch auf der segmentalen Ebene hat als das Segmenttraining. Entsprechend sollten prosodische Aspekte beim Aussprachetraining im Vordergrund stehen.
Geyer, Klaus [email protected]
Phonologische Regeln und Deutsch als Fremdsprache: Zum Erklärungspotenzial von Silbe und Sonorität
Der meiste Fremdsprachenunterricht nimmt sich die Schriftlichkeit zum Ausgangs- und
gerade für die Formulierung von Regularitäten auch zum Referenzpunkt. Demgegenüber
bleibt die lautliche Struktur oftmals eher im Hintergrund. Einzelne, punktuell auf phonologische Gegebenheiten bezogene Regularitäten, gern in Form von Regeln ausgedrückt,
sind im DaF-Unterricht allerdings durchaus geläufig. Man denke nur an den Zusammenhang von Wortakzent und der möglichen (oder nicht möglichen) „Trennbarkeit“ von Verbpartikeln bzw. Verbpräfixen oder an die Arbeiten von Köpcke & Zubin (vgl. 2009), denen
zufolge einige Korrelationen zwischen der phonologischen Struktur bestimmter Substantive und ihrem Genus bestehen. In meinem Vortrag wird gezeigt, dass sich die meist nur
unter Zuhilfenahme von Aufzählungen, Ausnahmen und Idiosynkrasien beschriebene
Allomorphie des Suffixes für die 2. Person Singular im Präsens und Präteritum (also -st vs.
-est, vgl. kneten – du knetest/knetetest vs. treten –du trittst/tratst, du kamst vs. du atmest
usw.) systematisch in eine einfache, phonologisch basierte Regel fassen lässt.
Grzeszczakowska-Pawlikowska, Beata [email protected]
Phonetische Verständlichkeit am Beispiel studentischer Seminarreferate
polnischer Sprecher in Deutsch als Fremdsprache
Die zunächst weit gefasste Verständlichkeit in der Bedeutung von Deutlichkeit gilt insgesamt für verschiedene Ebenen kommunikativen Handelns – die sprachliche, sprecherische
und nonverbale. Demzufolge bedarf der mittlerweile in verschiedenen Wissenschaftsgebieten auftauchende Verständlichkeitsbegriff einer interessengeleiteten Operationalisierung und Konkretisierung. Bei der phonetischen Verständlichkeit kommt es dementsprechend auf die Produktion bzw. Perzeption segmentaler sowie prosodischer Muster an. Die
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
jeweilige Unverständlichkeit hingegen ist an der Differenz zwischen der phonetisch abweichenden und phonetisch angemessenen Sprache zu messen. Im Hinblick auf die Perzeptionsprozesse gilt phonetische Verständlichkeit nicht zuletzt als Vorstufe bzw. Voraussetzung für die Verstehbarkeit von sprachlichen Mitteilungen. Vor dem hier umrissenen
Hintergrund hat der vorliegende Vortrag zum Ziel, die funktionalen Abhängigkeiten
zwischen der phonetischen Verständlichkeit und den beim Hörer erzielten Wirkungen zu
erfassen. Dies wird am Beispiel der Wissenschaftspräsentationen (studentischer Seminarreferate) polnischer Germanistikstudenten in der interkulturellen universitären Lehr-LernKommunikation erfolgen.
Hirschfeld, Ursula [email protected]
Normphonetische Transkriptionsregeln zur Beschreibung der deutschen
Standardaussprache (in Deutschland)
Die Normphonetik beschäftigt sich mit der Beschreibung der deutschen Standardaussprache. Dafür wird die normphonetische Transkription verwendet, es handelt sich dabei
um eine regelbasierte IPA-Transkription, die zwischen Phonologie (weite Transkription)
und Phonetik (enge Transkription) angesiedelt ist. Unter Standardaussprache ist eine Ausspracheform zu verstehen, die beim Sprechen der Standardsprache in der Öffentlichkeit,
vor allem in den Medien, aber auch im Muttersprach- und im DaF-Unterricht und in der
Sprechkunst erwartet wird und prestigefördernd ist. Für die Beschreibung der Standardaussprache in Deutschland liegen verschiedene Regelwerke – (Aussprache-)Wörterbücher
und -datenbanken – vor; sie unterscheiden sich hinsichtlich der Transkriptionsregelungen
und der verwendeten Transkriptionszeichen. Dies betrifft z.B. die R-Laute, die Diphthonge
und die Vokalquantität, insbesondere aber den Umgang mit Namen und Wörtern aus anderen Sprachen, die unterschiedlich stark eingedeutscht werden. Am Beispiel des Deutschen Aussprachewörterbuchs werden normphonetische Transkriptionsregeln erläutert, die
auf soziophonetischen und phonetischen Untersuchungen beruhen, die Standardaussprache auf ihrem jetzigen Entwicklungsstand abbilden und für ihre Darstellung in Wörterbüchern, aber auch im DaF-Unterricht geeignet sind.
Hunke, Morten [email protected]
Gesprochene Sprache rhythmisch versilbt
Ein (praktisches) Verständnis von Silben im Deutschen zu entwickeln, ist für Lerner japanischer Muttersprache (L1) kein leichtes Unterfangen. Die bekannten japanischen Gedichtformate haiku (
) und tanka (
) bieten jedoch interessante Möglichkeiten. Für
japanische Lerner bietet die, teils problematische, Gleichsetzung, japanischer Moren mit
Silben im Deutschen überraschendes Potenzial. Der Lerner wird angehalten, ein praktischkognitives Verständnis von Silben mittels des Schreibens von haiku und tanka auf Deutsch
auszubilden. Mit ihren festen Strukturen von 5-7-5 Silben – eigentlich Moren – (haiku) und
5-7-5-7-7 Silben (tanka) bieten diese Gedichte eine gute Ausgangsbasis für die spielerische
Manipulation von in einem fest begrenzten Rahmen, und ermöglichen somit auch die
Annäherung an Silbenstrukturen und erleichtern das Erkennen von Silbengrenzen im
Deutschen. Poetische Freiheiten bei der Verkürzung (oder Verlängerung) syllabischer
Strukturen und gesprochen sprachliche Epenthesen von Modalpartikeln sind auch und
gerade für (japanische) Anfänger ein interessantes Feld des praktischen Entdeckens und
Kennenlernens rhythmischer Strukturen der Zielsprache. Insbesondere ermöglichen sie
das Loslösen von der Repräsentation der phonetisch-phonologischen Realität des Deutschen mittels des japanischen Silbenalphabets katakana. Anhand von Beispielen aus der
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Unterrichtspraxis sollen Grenzen und Möglichkeiten dieses Ansatzes und auch das Potenzial für den Einsatz in anderen ausgangssprachlichen Kontexten diskutiert und erörtert
werden.
Hunold, Cordula [email protected]
Phonetik mit studio: Die Mittelstufe
Phonetik begegnet uns während der ganzen Zeit des Spracherwerbs, in der Grundstufe
genauso wie in den höheren Niveaus. Da sich mit zunehmendem Sprachniveau sowohl für
Lehrende als auch für Lernende häufig die Prioritäten – weg von der Schulung von segmentalen und suprasegmentalen Einheiten – verschieben, wird genau das auch in Lehrwerken nicht immer genügend berücksichtigt. Am Beispiel von „studio: Die Mittelstufe“
des Cornelsen-Verlages soll exemplarisch gezeigt werden, wie ein Lehrmaterial mit diesem
Thema umgeht. studio: Die Mittelstufe enthält auch auf den Niveaus B2/C1 in jeder Lektion
dezidierte Phonetikübungen, die das hohe Niveau der Lernenden berücksichtigen und auf
deren spezifische Bedürfnisse eingehen. Intonation spielt dabei eine Hauptrolle, die phonetischen Übungen sind an die Inhalte der Lektion angepasst.
Ikoma, Miki [email protected]
Produktion und Wahrnehmung der Modalpartikeln im Deutschen: Der
Gebrauch der Modalpartikel schon von japanischen Deutschlernenden
und Muttersprachlern
In meinem Vortrag möchte ich wichtige Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten im Gebrauch
der Modalpartikel schon bei japanischen Deutschlernenden und Deutsch-Muttersprachlern
vorstellen und diese Ergebnisse vergleichen. Für Deutschlernende ist es sehr schwierig, die
verschiedenen Einstellungen der Modalpartikeln und die homonymen Gegenstücke zu unterscheiden und mit den Modalpartikeln richtig zu kommunizieren. Jedoch ist noch nicht
geklärt worden, welche phonetischen Merkmale der Modalpartikeln entscheidend sind.
Für diesen Beitrag wurde eine Reihe der Experimente anhand kurzer Sätze mit der Modalpartikel schon durchgeführt, um festzustellen, welche phonetischen bzw. prosodischen
Merkmale der Modalpartikel schon eine entscheidende Rolle für die Produktion und Wahrnehmung der richtigen Einstellungen spielen. An den Experimenten nahmen sowohl japanische Deutschlernende als auch Deutsch-Muttersprachler teil. Im Wahrnehmungstest
konnte anhand kurzer schon-Sätze die Einstellung „Zuversicht“ von den japanischen
Deutschlernenden gut identifiziert werden, während die Einstellung „Widerspruch“ nicht
so gut identifiziert wurde wie von den Muttersprachlern.
Jin, Meiling [email protected]
Wie logisch ist meine „Logik“? Übertragung der muttersprachlichen
Logik in die Fremdsprache
Fremdsprachenlernende bringen unterbewusst Sprachgebrauchsregeln und eine eigene
„Logik“ ihrer Muttersprache mit. Diese Regeln und Logik können beim Lernen der Zielsprache manchmal Probleme hervorbringen. Das bezeichnet man in der Fremdsprachendidaktik als Interferenz der Muttersprache. Solche Interferenzen zeigen sich besonders
deutlich bei dem Erwerb der mündlichen Sprache (Sprechen lernen) und der mündlichen
Kommunikation. Wenn jemand falsch akzentuiert oder keine passende Satzmelodie verwendet, kann die Ursache dafür der Einfluss seiner Muttersprache auf den eigenen Sprachgebrauch des Betroffenen sein. In diesem Zusammenhang möchte ich deutschlernende
Chinesen und chinesischlernende Deutsche als Bespiel nehmen und anhand von typischen
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Abweich- und Fehlerfällen (beispielsweise eine unpassende Satzintonation eines Fragesatzes, die falsche Akzentuierung eines Wortes oder eines Satzes) erörtern, auf Grund welcher Faktoren solche Interferenzen in Erscheinung treten. Darüber hinaus möchte ich dafür
plädieren, dass Lehrende im Phonetikunterricht nicht nur der richtigen Artikulation einzelner Laute und Silben Aufmerksamkeit schenken, sondern auch den Lernenden bewusst
machen, dass die muttersprachliche „Logik“ oft gar nicht oder nicht ganz dem Sprachgebrauch der Zielsprache entspricht.
Le, Xuan Giao [email protected]
Wortakzentuierung der vietnamesischen Deutschlernenden – Störfaktoren und didaktische Überlegungen
Der Beitrag betont zunächst die einseitige Konzentration auf die Vermittlung deutscher
Akzentuierungsmuster sowie -regeln und das fehlende Training der Akzentuierung an
sich in den vielen DaF-Lehrwerken. Im Anschluss wird von einer Studie mit 10 vietnamesischen DaF-Lernenden und 10 deutschen Muttersprachlern zur Wortakzentuierung in 39
deutschen Determinativkomposita berichtet, welche signifikante Unterschiede in den Parametern F0 und Intensität bei der Wortakzentuierung zwischen den beiden Gruppen
feststellte. Während die Deutschen die hauptbetonten Silben mit einer deutlich höheren F0
und Intensität im Vergleich zu den im gleichen Wort vorkommenden nebenbetonten Silben produzierten, kamen diese zwei Silbenarten bei der vietnamesischen Gruppe mit fast
gleicher Stufe der F0 und Intensität vor. Dementsprechend ist eine tendenzielle undeutliche Wortakzentuierung bei den Lernenden anzunehmen. Darüber hinaus werden die
potenziellen Übertragungen vietnamesischer prosodischer Eigenschaften in die Zielsprache miteinbezogen. Anhand der ermittelten Erkenntnisse werden zum Schluss didaktische Überlegungen dargestellt, indem beeinträchtigende Rollen der Tonübertragung, der
im Vietnamesischen andersartigen Dauerverhältnisse und des silbenzählenden Rhythmus
berücksichtigt werden.
Li, Xiang [email protected]
Ausspracheprobleme im Bereich der Prosodie von chinesischen Deutschlernenden und mögliche Lösungsansätze
Die Ausspracheabweichungen von chinesischen Deutschlernenden auf der suprasegmentalen Ebene werden in China selten untersucht, während den Problemen auf der segmentalen Ebene große Aufmerksamkeit von chinesischen Lehrkräften geschenkt wird. Die
suprasegmentalen Merkmale der deutschen Sprache werden viel weniger beschrieben und
geübt als die Artikulation der einzelnen Laute. Außerdem sind die Übungen sowohl in
Lehrbüchern als auch in Phonetikübungsmaterialien aus China wenig vielfältig. Aber laut
der Untersuchungen von deutschen Sprachwissenschaftlern über die Ausspracheabweichungen von chinesischen Deutschlernenden sind die Probleme schwerwiegend. Es stellen
sich nun die Fragen, wie man solche Ausspracheprobleme verbessern könnte und welche
Lernmaterialien und Übungen dabei hilfreich sein könnten. Ziel dieses Referats ist, die
auffälligen Ausspracheprobleme im Bereich der Prosodie von chinesischen Deutschlernenden aufzuzeigen und über eine eigene noch nicht abgeschlossene (bis Mitte Januar
2015) Vorstudie zur Überprüfung der möglichen Lösungswege zu berichten. Zur Diskussion stehen die Gestaltung des Unterrichts und die Übungsformen, die sich an die Rahmenbedingungen des DaF-Unterrichts in China für unterschiedliche Zielgruppen bzw.
Germanistikstudenten anpassen müssen.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Meißner, Swetlana [email protected]
Gesprächsverhalten deutscher Nichtmuttersprachler in der Hochschulkommunikation
Das Referat thematisiert sprechsprachliche und kulturspezifische Regelmäßigkeiten und
Unterschiede im Gesprächsverhalten nichtdeutscher und deutscher Muttersprachler in
ausgewählten Phasen von Beratungsgesprächen und stellt erste vorläufige Ergebnisse zur
Diskussion. Infolge der durch die Bologna-Prozesse hervorgerufenen Veränderungen der
Hochschullandschaft und den zunehmenden wissenschaftlichen Austausch zwischen
deutschen und ausländischen Hochschulen nimmt die Heterogenität der Studierenden an
deutschen Hochschulen immer mehr zu. Mit Beginn des Studiums an einer asymmetrisch
und hierarchisch strukturierten Institution, einer deutschen Universität, werden nichtdeutsche Muttersprachler mit für sie neuen wissenschaftlichen und kommunikativen
Strukturen und Anforderungen konfrontiert. Sie nutzen unterschiedliche sprechsprachliche Register sowie unterschiedliche Handlungs- und Strukturmuster, die den Gesprächsablauf beeinflussen, und müssen den Umgang mit der für den Kontext einer Hochschule
typischen Sprachverwendung erst erlernen. Während zu Feedbackgesprächen, PowerPoint-Präsentationen, Referaten, Sprechstundengesprächen und Vorlesungen im muttersprachlichen deutschen Kontext fundierte Ergebnisse vorliegen, wurden Beratungsgespräche mit nichtdeutschen Muttersprachlern bisher kaum empirisch untersucht.
Nakagawa, Junko [email protected]
Zur Bestimmung der phonetischen Kern-Elemente für L2-Lernende – was
spielt für die Verständlichkeit eine entscheidende Rolle?
Dieser Beitrag soll die Frage beantworten, welche phonetischen Abweichungen der L2Sprecher von L1-Sprechern negativ bewertet werden. Ausgangspunkt ist die Frage: Was ist
der Zweck des Aussprachelernens überhaupt? Auf welche Laute bzw. welche phonetischen Probleme sollen wir beim Lernen oder Lehren der L2-Sprache den Schwerpunkt
legen? Vorbild ist normalerweise die Aussprache von Muttersprachlern, es muss aber nicht
immer darauf abgezielt werden, ihr Niveau zu erreichen. Beim ersten Experiment (2013)
hatten wir folgende Ergebnisse: 1) Missverständnisse entstehen nicht aufgrund der Quantität der Fehler, sondern eher aufgrund der Qualität der Fehler. Überflüssige Laute hinzufügen ist weniger störend als notwendige Laute zu reduzieren. 2) Manche falschen Laute
wurden immer wieder falsch genannt, während manch andere ignoriert wurden. Die Bewertung der Verständlichkeit war von Person zu Person kaum unterschiedlich. Daraus
liegt die Vermutung nahe, dass es im Deutschen phonetische Kern-Elemente gibt, die für
die Verständlichkeit eine entscheidende Rolle spielt. Um die Kern-Elemente festzustellen,
wurde ein zweites Experiment durchgeführt, dessen Ergebnisse in diesem Beitrag ausführlich behandelt werden.
Nimz, Katharina [email protected]
Orthographische Effekte im fremdsprachlichen Lauterwerb: Empirische
Befunde
Es wurde vielfach festgestellt, dass die deutschen Vokale und ihre kontrastive Länge polnischen DaF-Lernern besondere Schwierigkeiten bereiten, da Vokallänge im Polnischen –
im Gegensatz zum Deutschen – keinen bedeutungsunterscheidenden Unterschied macht.
Der Einfluss der Schreibweise der Vokale wurde dabei bisher kaum in Betracht gezogen
und generell ist das Thema Orthographie (und Phonetik) im Bereich DaF unterrepräsentiert. Mit der vorliegenden Studie, einer Bildbenennungsaufgabe mit 48 Testwörtern, die
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
mit 21 deutschen Muttersprachlern (Durchschnittsalter 18 Jahre) und 20 polnischen DaFLernern an einer Schule mit DaF-Schwerpunkt in Warschau durchgeführt wurde, soll ein
experimentalphonetischer Betrag zu diesem Thema geleistet werden. Die eine Hälfte der
Testwörter bestand aus deutschen Wörtern, in denen die Vokale „explizit“ mittels Dehnungs-h orthographisch für ihre Länge markiert waren (z. B. Sohn), die andere Hälfte aus
Wörtern, die nicht „explizit“ markiert waren (z. B. Weg). Alle Produktionen wurden aufgenommen und die Vokallänge aller Wörter mittels der Analysesoftware PRAAT ma-nuell
ausgemessen (insgesamt 3648 Vokale). Erste statistische Analysen weisen darauf hin, dass
polnische DaF-Lerner die orthographische Information des Dehnungs-h tatsächlich für ihre
Vokalproduktionen nutzen.
Orduña, Javier [email protected]
Über die Bedeutung einer breiten Auffassung von Prosodie für den
Fremdsprachenunterricht
Zu den Paradoxien der immer sorgfältiger durchdachten Lehrwerke im Dienste eines kommunikativ ausgerichteten DaF-Unterrichts gehört eine noch mangelnde Auseinandersetzung mit der phonetisch-phonologischen Ausbildung. Dies betrifft die segmentale sowie die entscheidende suprasegmentale Ausbildung. Beide führen im formalen Unterricht
oft einen wenig aussichtsreichen Kampf um den Ausgleich tief sitzender graphematischer
Gewohnheiten. Dabei geht es auch darum, prosodische Herausforderungen wie z.B. die
Beweglichkeit des Satzakzentes im Deutschen besonders hervorzuheben; ein Aspekt, der
unter Umständen mit den Erwartungen an jene Regeln kollidiert, die auf dem Prinzip von
„richtig“ versus „falsch“ beruhen. Der Erhellung solcher zentraler kontrastiver Herausforderungen stehen aber nicht nur kommerzielle Bedenken bei international ausgerichteten
Verlagen im Wege. Es fehlen vielmehr vermittelnde Erklärungsmodelle zwischen Phonologie und weiteren Stufen der Sprachstruktur für den Fremdsprachenunterricht. Die Begründung dessen, warum z.B. Chinesisch nicht den Wort-, sondern den Silbensprachen
zugeschrieben wird, zeugt von einer verarmten Auffassung der Prosodie. Somit wird eine
Chance verpasst, über die Intonationsverhältnisse hinaus weitere Korrelationen zwischen
Prosodie und Informationsstruktur zu beleuchten, obwohl gerade diese Chance für einen
kontrastiv angelegten Fremdsprachenunterricht von großer Bedeutung wäre.
Potapowa, Rodmonga [email protected]
Die Silbe als die Grundlage der kontrastiven Phonologie und Phonetik
(Deutsch-russische Parallelen)
Experimentelle Untersuchungen zur kontrastiven Phonetik des Deutschen und Russischen
heben hinsichtlich der segmentalen Ebene insofern zwei Aspekte hervor, als es Spracheinheiten und Sprecheinheiten zu unterscheiden gilt. Mit den ersteren befasst sich die
kontrastive Phonologie, mit den letzteren die kontrastive Phonetik. Der Begriff der Silbe,
die Eigenarten der Silbenstruktur, die Mechanismen der Silbenteilung in verschiedenen
Sprachen stehen gegenwärtig im Mittelpunkt vieler Untersuchungen und Experimente. Da
die Silbe die kleinste relativ autonome Sprecheinheit darstellt, erscheint die Aufgabe, die
Besonderheiten der Silbe in einer Fremdsprache und die Silbeninterferenz in der deutschen und russischen Sprache zu untersuchen, als äußerst aktuell. In der kontrastiven Phonetik darf der perzeptorische Bereich nicht vernachlässigt werden. Wir haben insbesondere
Untersuchungen zur Wahrnehmung der Silben im Deutschen und Russischen durchgeführt. Für den Fremdsprachenunterricht ist bekanntlich das Problem der sprachlichen Dekodierung von großer Bedeutung. Auf welche Weise eine Sprache von Muttersprachlern
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
und Nichtmuttersprachlern dekodiert wird, was im Prozess der Wahrnehmung die ausschlaggebende Rolle spielt, welche Sprecheinheiten am besten perzipiert werden, das sind
einige der wichtigsten zu klärenden Fragen.
Rude, Markus [email protected]
Die Wirkung Prosodischer Schrift auf die Aussprache von japanischen
Deutschlernenden: Handschriftliche und computergenerierte Varianten
Die Vermittlung korrekter Prosodie im Anfängerunterricht Deutsch wird oft vernachlässigt, weil andere Elemente – Lexik, Grammatik, Syntax – von vielen Lehrenden als wichtiger angesehen werden. Lernende ihrerseits tendieren dazu, den genannten, auch textuell
repräsentierten Elementen – lexikalischen und grammatischen Morphemen, Phrasen,
Sätzen – ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen, und die nicht-repräsentierten Sprachelemente - Intonation, Akzente, Rhythmus – zu vernachlässigen. Unsere Forschung sucht diese systematische Vernachlässigung zu durchbrechen, indem in der Schrift Prosodie
gleichermaßen visualisiert wird, durch die „Prosodische Schrift“. Dabei erfolgt die
Visualisierung durch eine Kodierung von (1) Intonation, (2) Zeitlichkeit und (3) Lautheit
sprachlicher Strukturen in der (1) vertikalen und (2) horizontalen Anordnung der zugehörigen Schriftzeichen sowie (3) durch deren Größe. Diese dreidimensionale ProsodieGraphem-Abbildung geschieht hauptsächlich für die Vokalbuchstaben als Intonationsträger, die so zu Stützpunkten dreidimensionaler prosodischer „Graphemkörper“ werden,
dazwischen wird interpoliert. Nach der Vorstellung des Konzepts werden im Vortrag
Ergebnisse aus Experimenten an der Universität Nagoya vorgestellt, und zwar empirischer
Art als auch solche zur Einstellung der Studierenden, die diese Form der Prosodie-Visualisierung einer symbolischen Visualisierung vorzogen.
Seddiki, Aoussine [email protected]
Das Hör- und Aussprachetraining in einer mehrsprachigen Umgebung:
Ausspracheschulung in Algerien als Beispiel
Die Unterrichtspraxis im DaF-Unterricht in Algerien zeigt, dass der Vermittlung phonetischer Kenntnisse und der Optimierung der Ausspracheschulung relevante Hindernisse im
Wege stehen. Algerische Germanistikstudierende werden aufgrund mangelnder Unterrichtsmittel und -methoden der Ausspracheschulung mit enormen Schwierigkeiten konfrontiert. Spezifische Phonetikübungen sind im Unterricht nicht vorgesehen. Dies sind
Faktoren, die nahezu weltweit zu beobachten sind. Eine Besonderheit ist jedoch der mehrsprachige Hintergrund, d.h. der starke Einfluss der verschiedenen Ausgangs- und Zweitsprachen (Algerisch, Arabisch, Berberisch, Französisch, Englisch) und der dialektalen Varianten der in Algerien gesprochenen Alltagssprachen. Die Aneignung der Suprasegmentalia des Deutschen ist eine gute Basis für die Arbeit an Einzellauten und Lautverbindungen. Ein weiterer Schwerpunkt, der von Beginn an eingebunden werden sollte, ist
die Systematisierung der Phonem-Graphem-Beziehungen des Deutschen und entsprechender Ausspracheregeln, die sich aus dem Schriftbild ableiten lassen. Im Referat wird auf
diese Aspekte eingegangen und gezeigt, inwieweit Ausspracheschwierigkeiten, die durch
die vorhandenen Ausgangs- und Zweitsprachen verursacht werden, mit spezifischen Ausspracheübungen eliminiert oder zumindest verringert werden können.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Sennema, Anke/Kühn, Jane/Zimmer, Anne/ Schroeder, Christoph
[email protected]
Markiertheit als Erklärungsansatz zum Erwerb prosodischer Strukturen in
DaF
Die Markiertheitstheorie, betrachtet sprachliche Erscheinungen unter der Opposition
„markiert“ oder „unmarkiert“. Für den Fremdspracherwerb lässt sich laut der Markedness
Differential Hypothesis der Schwierigkeitsgrad beim Erwerb prosodischer Strukturen
aufgrund des Markiertheitsverhältnisses von Herkunfts- und Zielsprache annehmen. Der
Transfer von markierten Strukturen bei typologisch unterschiedlichen Sprachpaaren wird
in einer Produktionsstudie für L1 Türkisch und L2 DaF nachgewiesen, in der die DaFLerner Deakzentuierung aus ihrer Erstsprache in das Deutsche übertragen. Umgekehrt
zeigt eine Studie zum Sprachkontakt zwischen Bantu-Sprachen und südafrikanischem
Englisch, dass nur fortgeschrittene Sprecher des Englischen mit einer Bantu-Sprache als
Erstsprache die Deakzentuierung im Englischen wahrnehmen. Beide Untersuchungen
weisen auf die Bedeutung von Markiertheit im Zweitspracherwerb und im Sprachkontakt
hin. Hiervon ausgehend soll in diesem Beitrag versucht werden, die Ergebnisse die Markiertheitstheorie für DaF fruchtbar zu machen: Inwiefern ist prosodische Opposition an
sich markiert? In welchem typologisch motivierten Sprachpaar von L1x - L2 DaF kann der
Grad der Markiertheit zu Voraussagen über die Wahrnehmung und Erlernbarkeit unterschiedlicher prosodischer Strukturen führen.
Zeynalova, Saadat/Mehdizade, Günel
[email protected] [email protected]
Typische Aussprachefehler beim Erlernen des Deutschen in einem fremdsprachigen Auditorium
Das Erlernen einer Fremdsprache ist mit vielen Fehlern verbunden, unter welchen Aussprachefehler sehr schwer der Verbesserung unterliegen. Die Beseitigung dieser Fehler
nimmt viel Zeit in Anspruch, man muss dabei viele Schwierigkeiten überwinden und zwar
die ungewohnte Artikulation der Sprechorgane aneignen und die neuen Artikulationsfertigkeiten automatisieren. In einem fremdsprachigen Auditorium ist das nur mittels einer
hartnäckigen und langfristigen Arbeit möglich. Im vorliegenden Beitrag werden die beim
Erlernen der deutschen Sprache in einem aserbaidschanischen Auditorium meist entstehenden typischen Aussprachefehler betrachtet, insbesondere die Gründe ihrer Entstehung,
gemeinsame und unterschiedliche Besonderheiten der phonologischen Systeme und der
phonetischen Struktur beider Sprachen, Artikulation aller Laute in den zu vergleichenden
Sprachen, gleiche und unterschiedliche Eigenschaften in der Wortbetonung und Intonation, Assimilationsfehler usw.
Zeynalova, Saadat [email protected]
Vokalische Variation im unbestimmten Artikel/Numerale: aserbaidschanisch /bir/ und deutsch /aɪn/
In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer akustischen Analyse der Realisationen des
aserbaidschanischen Kurzvokals /i/ in Wortformen mit dem Stamm /bir/ (‚ein’ – wie im
Deutschen als unbestimmter Artikel oder Numerale verwendbar) in Abhängigkeit von
Sprechtempo, Betonung, Silbenposition und -anzahl sowie vokalischer Umgebung dargestellt. Analysiert wurden dabei die Dauer des Vokals, seine Grundfrequenz sowie die Lage
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
der ersten beiden Formanten. Diese Ergebnisse werden mit den für die deutsche Entsprechung /aɪn/ beobachtbaren Daten verglichen.
Sektion D 5 – Sprachpflege und Sprachkritik als gesellschaftliche Aufgaben
Leitung: Armin Burkhardt [email protected]
Ko-Leitung: Thomas Niehr [email protected], Jin Zhao
[email protected], Dong-Uk Kim [email protected]
Burkhardt, Armin [email protected]
Aufgaben und Grenzen von Sprachpflege und Sprachkritik heute
Neue Wörter, neue Bedeutungen, Entlehnungen, ungewohnte Formulierungen oder Abweichungen im Bereich der Grammatik sind im Alltag wie in den Medien häufig Gegenstand kritischer Diskussionen und individueller Aversionen. Im Vortrag wird erörtert, was
unter wissenschaftlicher Sprachpflege und Sprachkritik zu verstehen ist und was diese von
sprachkonservativ-populistischer Kritik an Sprachveränderungen unterscheidet. An verschiedenen Beispielen wird gezeigt, wie sprachliche Phänomene und ihr Wandel mit wissenschaftlichen Argumenten bewertet werden können bzw. müssen. Mit einer gewissen
Skepsis muss dennoch gefragt werden, ob und wie ein Vorherrschen populistischer Haltungen durch sprachwissenschaftliche Argumente verhindert werden könnte.
Choi, Myung-Won [email protected]
Eine Untersuchung der sprachlichen Phänomene in der SNS-basierten
Kommunikation
Der markanteste Aspekt der Entwicklung der Informationstechnologie-basierten digitalen
Kultur ist die enorme Verbreitung von Social Networking Services (SNS) und die damit
verknüpfte Veränderung von menschlichen Verhalten, Bewusstsein und Denken. In diesem Vortrag wird untersucht, wie SNS-basierte Kommunikation Einfluss auf Sprachgewohnheiten (und auf kognitives Verhalten) ausübt und Verhaltensänderungen auf gesellschaftlicher Ebene nach sich zieht. Demzufolge wird diese Untersuchung zunächst
sprachliche Phänomene der SNS Kommunikation analysieren, die am besten die Änderungen widerspiegeln, die von der Entwicklung in der Online-Ära ausgelöst wurden.
Auf der Grundlage der Erkenntnisse wird weiter untersucht, wie sprachliches Verhalten in
Online-Medien unsere Art zu denken beeinflusst, da der virtuelle Raum (Cyberspace)
kommunikative Phänomene erschafft, die sich von denen der Offline-Welt unterscheiden.
Kilian, Jörg [email protected]
Nationale Stereotype und Ethnosemantica im Wörterbuch. Lexikographische Ansätze u. Methoden linguistisch fundierter kritischer Semantik
Der sprachliche Umgang mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen sowie mit
Menschen, die einem prototypisch-stereotypischen Bild des typischen Deutschen nicht
folgen, führt im Sprachgebrauch nach wie vor zu Unsicherheiten, die als lexikalisch-semantische Zweifelsfälle zu beschreiben sind. Die Linguistik überlässt die Lösung solcher
Zweifelsfälle indes nach wie vor weitestgehend der öffentlichen Meinung oder populärwissenschaftlichen Ratgebern. Bisweilen übernimmt die wissenschaftliche Lexikographie
deren Lösungen in der gut gemeinten Absicht, auch damit dem Verständnis einer scheinbar wissenschaftlich reinen Deskription des öffentlichen Sprachgebrauchs Rechnung zu
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
tragen. In der Sprachdidaktik wird solchen vermeintlichen Lösungen mitunter in der gut
gemeinten Absicht gefolgt, nationale Heterostereotype und Ethnosemantica dem sprachlichen Wissen, dem Sprachverkehr und dem Sprachbewusstsein fernhalten zu können. Eine didaktische Konzeption, die nationale Stereotype tabuisiert, belässt sie indes eben dort
im impliziten Wissen und lässt sie sich frei entfalten. Vor diesem Hintergrund setzt der
Beitrag dazu an, Ansätze und Methoden der kritischen Semantik zu entfalten, um nationale Stereotype und Ethnosemantica in einem linguistisch und sprachdidaktisch fundierten, kultursensitiven, kritischen Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache zu beschreiben.
Kim, Dong-Uk [email protected]
Die Rolle der deutschen Sprache im Zuge der Internationalisierung und
Globalisierung in Korea
In Bezug auf mein Berufsfeld in Korea konnte ich zwei große Veränderungen beobachten,
zum einen die Umstrukturierung der „Kleinen Fächer“ an vielen Universitäten, zum anderen eine Internationalisierung bzw. Globalisierung der koreanischen Universitäten.
Dazu möchte ich drei wichtige Ansatzpunkte kurz darstellen: 1. Die aktuelle Situation der
deutschen Sprache in Korea; 2. Die Rolle der deutschen Sprache im Zuge der Internationalisierung der koreanischen Universitäten; 3. Die außeruniversitäre Aufklärungsarbeit bei
deutschen bzw. koreanischen Politikern, Wirtschaftvertretern und für Deutsch bzw. Koreanisch Interessierte.
Kuntzsch, Lutz [email protected]
Sprachberatung und Zweigarbeit
Im Vortrag werden zwei Arbeitsbereiche der GfdS miteinander nutzbringend verbunden.
Neben Privatpersonen, Firmen, Ministerien und Institutionen sind es vor allem die GfdSMitglieder und Gäste auf den zahlreichen Zweigveranstaltungen, die sich mit Bitten um
Auskünfte an uns wenden. Das kann schriftlich, spontan vor Ort oder auf speziellen
Zweigveranstaltungen zu ausgewählten Themen der Sprachberatung geschehen. Die gestellten und zu beantwortenden Fragen zur deutschen Sprache kommen von Muttersprachlern, aber vor allem von Deutschlehrenden und Deutschlernenden aus dem Ausland. Sie entstehen bei der Beschäftigung mit Sprachen im Ausbildungsbereich oder im
privaten Umfeld: Es sind Anfragen und Zweifelsfälle zur Rechtschreibung und Grammatik
wie anderen Teilgebieten der Sprache, zu Stil und Ausdruck sowie zur Textgestaltung. Dabei ist deutlich zu spüren, welche sprachlichen Probleme die Ratsuchenden haben, denn es
kommen mehrere tausend Anfragen im Laufe eines Jahres; so sind seit Beginn der Beratung über 42.000 schriftlichen Anfragen beantwortet worden. Neben einigen Grundsätzen
zur Sprachberatung werden im Vortrag anhand vieler Beispiele Hauptinhalte und Grundzüge von Sprachpflege wie Sprachkritik und damit Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache aufgezeigt.
Niehr, Thomas [email protected]
Sprachnormkonzepte in Sprachwissenschaft und Sprachkritik
Anhand der Geschichte des Streits zwischen Sprachwissenschaft und Sprachkritik, der mit
der Auseinandersetzung um das Wörterbuch des Unmenschen seinen Anfang nahm, sollen
die Sprachnormkonzepte von linguistisch fundierter und laienlinguistischer Sprachkritik
einer Analyse unterzogen werden. Während die Sprachwissenschaft sich in den 60er Jahren hauptsächlich auf strukturalistische Prinzipien berufen hat und den Fragen der Sprach-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
kritik keine Berechtigung eingeräumt hat, ist heute das Bemühen festzustellen, eine linguistische fundierte Sprachkritik zu etablieren. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang das Konzept der funktionalen Angemessenheit, das von der linguistisch
fundierten Sprachkritik vertreten wird. Es erweist sich als eine Sprachnorm, die sich fundamental von den im öffentlichen Diskurs geäußerten präskriptiven Sprachnormen der
laienlinguistischen Sprachkritik unterscheidet. Diese unterschiedlichen Sprachnormkonzepte dürften der entscheidende Grund dafür sein, dass eine Verständigung zwischen den
beiden Ausprägungen der Sprachkritik nach wie vor schwierig bleibt.
Rüdebusch, Frauke [email protected]
Die Vornamenarbeit der Gesellschaft für deutsche Sprache
Das Thema Vornamen ist heute aktueller denn je. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Gesellschaft für deutsche Sprache schon mit Vornamen und Trends in der Vornamengebung.
Jährlich veröffentlicht sie die »Liste der beliebtesten Vornamen«. Hierzu sammelt sie die
innerhalb eines Jahres bei den deutschen Standesämtern eingetragenen Vornamen in ihrer
deutschlandweit größten Vornamendatenbank und wertet sie anschließend aus. Auf diese
Weise werden mittlerweile jährlich gut 90 % aller vergebenen Vornamen erfasst. Ein wieterer Schwerpunkt der Vornamenarbeit liegt in der Beratung von Eltern, die ihrem Kind
einen seltenen oder außergewöhnlichen Vornamen geben wollen und damit beim Standesamt auf Schwierigkeiten stoßen. Indem die GfdS die Namen recherchiert und im
günstigen Fall schriftlich bestätigt, werden auf diese Weise jedes Jahr etwa 500 strittige Namensanfragen geklärt. Darüber hinaus hat die GfdS in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Demoskopie Allensbach erst kürzlich eine Studie zu den Motiven der Vornamenwahl
veröffentlicht. Dieser Vortrag wird einen Einblick in die tägliche Arbeit mit den Vornamen
geben und anhand der in den vergangenen Jahren geklärten Vornamenanfragen, der Ergebnisse der Studie sowie der jüngsten »Listen der beliebtesten Vornamen« aktuelle
Trends der Vornamengebung analysieren.
Shi, Kaimin/Zhang, Honggang
Anglizismenflut und deutsche Sprachpflege – Eine Diskussion aus der
Sicht der Auslandsgermanisten
Eine der Aufgaben der Sprachpflege ist die Vermeidung einer übermäßigen Verwendung
von Fremdwörtern. Im heutigen digitalen Zeitalter dringen immer mehr Anglizismen ins
Deutsche ein, was eine große Kontroverse hervorgerufen hat. Besonders die Verwendung
„überflüssiger“ Anglizismen führt seit Jahren in Deutschland, auch über die deutschen
Grenzen hinaus zur heftigen Diskussionen. „Sprache ist auch immer ein Spiegel der
Nation.“ (Schiller) Im vorliegenden Beitrag werden die Unterschiede zwischen Anglizismen und deutschen Entsprechungen aus kultureller, kognitiver und semantisch-pragmatischer Perspektive in der Differenzierung zwischen Kulturen, Denkweisen, Kategorisierungen, Benennungsmotivationen und Konnotationen analysiert sowie die Nachteile
und Probleme der übermäßigen Verwendung von Anglizismen erörtert. Zum Schluss werden Vorschläge zur angemessenen Übernahme von Anglizismen und zur deutschen
Sprachpflege aus der Sicht von den Auslandsgermanisten zum Ausdruck gebracht.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Wu, Beili
So machen es die Deutschen! Ist richtiges auch perfektes Deutsch?
Wenn wir anfangen, Deutsch zu lernen, lernen wir die Regeln der deutschen Sprache,
z. B. die der Aussprache, der Wortbildung, der Grammatik usw. Aber tatsächlich hören, lesen, sprechen und schreiben wir ein Deutsch, das nicht den Regeln entspricht.
Wir lernen „Guten Tag“, begrüßen Andere manchmal aber auch mit „Grüß Gott“ oder
„Moin“; wir lernen „nein“, verneinen aber oft mit „nee“ oder „nö“; wir lernen „zwei“,
zählen aber „zwo“. Wenn die Lerner fragen, warum dies so ist, antworten die Lehrer:
„So machen es die Deutschen!“ Es scheint, dass man nur dann wie die Deutschen „perfektes“ Deutsch sprechen kann, wenn man außer Hochdeutsch noch ein bisschen Dialekte kennt. Beim Imperativ besagt die Regel, dass die Verbendung -e in der du-Form
wie bei „Komm!“ weglassbar ist. D.h. „Komme!“ ist zwar auch richtig, tatsächlich lesen
und hören wir aber nur den Verbstamm ohne das „-e“. Darum fragen die Lerner,
warum sie die Endung nicht beibehalten können, damit sie nicht noch Formen wie wie
„Öffne!“, „Zeichne!“ als Sonderfälle lernen müssen. Darauf antworten die Lehrer: „So
machen es die Deutschen!“ Alles, was die Deutschen sprechen oder schreiben, gilt im
DaF-Unterricht anscheinend als richtig. Dürfen die Lehrer die Lerner, insbesondere die
Anfänger, mit dieser Behauptung abspeisen? Müssen sich die Lerner solche Fragen
unbedingt erklären lassen? Gibt es klügere Strategien, um mit solchen Fragen umzugehen? Im Vortrag geht es um die Frage, ob und wie man richtiges perfektes Deutsch
lernen kann. Dazu sollen einige Beispiele aus den Lehrwerken diskutiert werden, die
die Lerner in Verwirrung bringen könnten. Es sollen auch Ratschläge gegeben werden,
wie die Lehrer mit den Lernern die betreffenden Probleme behandeln können.
Sektion D 6 – Wie kann man in der heutigen Zeit der Globalisierung die
deutsche Sprache in der Welt (optimal) fördern?
Leitung: Ulrich Ammon [email protected]
Ko-Leitung: Shinichi Sambe [email protected], Gabriele Schmidt
[email protected]
Althaus, Hans-Joachim [email protected]
Deutsch und noch viel mehr. Sprachvermittlung in der Transnationalen
Bildung
Transnationale Bildung (TNB) ist zum gängigen Begriff für den Export von Studieninhalten, Studiengängen und ganzen Hochschulen geworden. Chinesisch-Deutsches Hochschulkolleg, Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaften, TürkischDeutsche Universität, German-Jordanian University, German University in Cairo sind die
bekanntesten Namen dieser Entwicklung. Diesen Projekten gemeinsam ist die Herausforderung, Sprachkompetenzen im erforderlichen Umfang und in ausreichender Tiefe zu
vermitteln. Studiengänge im Ausland (und in Deutschland) lassen sich mit Deutsch als
Fremdsprache alleine ebenso wenig bewältigen, wie mit Englisch als fremder Wissenschaftssprache. Deutsch, Englisch, Erst- und Regionalsprachen, dazu Varianten aus Wissenschafts-, Alltags-, Fach- und Berufssprache – alles zusammen ergibt sprachliche Konstellationen, die von Lernenden und Lehrenden benutzt werden und in eine vernünftige
Beziehung zueinander gesetzt werden müssen. Ganz praktisch heißt das: Wie lassen sich
die Prozesse des Sprach(en)lernens und -lehrens organisatorisch und inhaltlich steuern?
Welche Kompetenzen werden in welcher Sprache benötigt? Was müssen Lehrkräfte kön-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
nen? Was muss von Sprachenzentren im In- und Ausland geleistet werden, um TNB-Projekte erfolgreich zu machen? Der Vortrag versucht, einige Antworten zu geben und zeigt
Praxisbeispiele.
Ammon, Ulrich [email protected]
Überblick über Förderungsmöglichkeiten der deutschen Sprache in der
heutigen Welt
Dieser Überblick stützt sich auf das soeben erschienene Buch des Referenten Die Stellung
der deutschen Sprache in der Welt. Er geht aus von der Spannung zwischen der weltweiten
Tendenz zu einer einzigen internationalen Sprache, Englisch, und dem anhaltenden Vorteil
von Kenntnissen der Sprachen wirtschaftlich starker Länder, wie nicht zuletzt der
deutschsprachigen. Dabei werden die Vorteile von Deutschkenntnissen systematisch dargestellt. Sodann werden neuralgische Situationen unterbliebener oder möglicher Stellungsstärkung von Deutsch analysiert. Sie beziehen sich auf die Sprachwahl einerseits zur Kommunikation bei internationalen Kontakten und andererseits für das Fremdsprachenlernen.
Bezüglich der Wahl von Sprachen für das Fremdsprachenlernen sollen verbreitete Motive
für die Sprachwahl kontrastiert werden mit dem Nutzen betreffender Sprachkenntnisse.
Beispiele sind die Wahl der Sprache eines beliebten Ferienlandes (mit hoher Arbeitslosigkeit) oder einer leicht lernbar scheinenden Sprache im Gegensatz zu einer Sprache, die
der beruflichen Karriere förderlich sein kann. Den Abschluss des Vortrags bildet ein Überblick über die aktuelle auswärtige Sprachpolitik der deutschsprachigen Länder, vor allem
Deutschlands, mit Hinweisen auf eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten.
Birk, Andrea Meta [email protected]
Deutschland, das Land der Sehnsucht. Die neue Migrationsbewegung aus
Südeuropa mit besonderem Fokus auf Italien
Im Rahmen einer vom DAAD geförderten Arbeitsgruppe wurden Untersuchungen an
wichtigen Sprachenzentren in Italien und exemplarisch auch an Goethe-Instituten durchgeführt, durch die die genaue Motivation der Lernenden, ihre Vorstellungen und Kenntnisse von Deutschland erfasst werden konnten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen
in dem geplanten Vortrag vorgestellt und analysiert werden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht dabei die Frage, inwieweit der Sprachunterricht die Studierenden auf den Arbeitsmarkt in Deutschland vorbereitet. Welche Anforderungen sprachlicher und kultureller Art werden dort an die Studierenden gestellt? Wie kann der Unterricht dafür eine
Vorbereitung sein? Welche Initiativen zur Verbesserung der Situation gibt es von Seiten
der Wirtschaft und welche sollten darüber hinaus angedacht werden?
Chen, Yu [email protected]
Muttersprache, Zielsprache oder Lingua franca? Studium in Deutschland
als Spannungsfeld des Sprachengebrauchs für ausländische Studierende
Durch die Globalisierung hat die Weltmobilität von Studierenden stark zugenommen.
Deutschland ist mittlerweile das drittbeliebteste Gastland für Studierende aus anderen
Ländern. Parallel zur Internationalisierung des deutschen Hochschulwesens hat sich die
englische Sprache im universitären Bereich Deutschlands etabliert. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, empirisch zu untersuchen, wie ausländische Studierende in
Deutschland mit ihrer Muttersprache, der Zielsprache Deutsch und der Lingua franca
Englisch umgehen. Daraus kann man Anregungen erhalten, die für die Hochschulpolitik
und DaF/DaZ-Forschung relevant sind. Es wurde eine Gruppe von chinesischen Studie-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
renden in Deutschland mittels Fragebogen und Interviews danach gefragt, welche Sprachen sie in welchen Situationen benutzen. Verwendungshäufigkeit und Gründe der
Sprachwahl wurden ebenfalls erhoben. Die Befunde wurden dann auf den Sprachstand,
der mittels mündlicher Deutschtests gemessen wurde, bezogen. Die Wechselbeziehung
zwischen dem Sprachengebrauch und der Beherrschung der Zielsprache wurde anschließend statistisch analysiert und aus sozialpsychologischer Sicht interpretiert. Eine kritische
Betrachtung der Koexistenz von Deutsch und Englisch im Ausländerstudium in Deutschland und eine Empfehlung für mehr Förderung des Deutschlernens schließen den Vortrag
ab.
de Cillia, Rudolf [email protected]
Österreichs Auslandssprachen- und -kulturpolitik-und die Förderung der
deutschen Sprache
Der Beitrag thematisiert die im Rahmen der österreichischen Auslandssprachen- und -kulturpolitik gesetzten Maßnahmen zur Förderung der deutschen Sprache. Das umfasst zunächst die Aktivitäten des Außenministeriums und der Österreich-Institut GmbH, die an
acht Standorten jährlich Deutschunterricht für ca. 10.000 Lernende und mit dem Österreich-Spiegel eine Zeitschrift für den DaF-Unterricht anbietet. Das Österreichische Sprachdiplom ÖSD führt weltweit Sprachprüfungen nach dem plurizentrischen Ansatz durch
und kooperiert mit dem Goethe-Institut und der Université Fribourg. Österreichische LektorInnen gibt es an ca. 120 Standorten und ca. 50 DaF-Auslandspraktikant/inn/en, für die
die OeAD GmbH zuständig ist. Im Bundesministerium für Bildung und Frauen existiert
das Referat „Kultur und Sprache“, das Seminare für ausländische Deutschleh-rerInnen,
Veranstaltungen in Zielländern anbietet sowie Unterrichtsmaterialien entwickelt. Schließlich ist der Österreichische Verband für DaF/DaZ zu erwähnen, der im Rahmen der Kooperationen mit den anderen deutschsprachigen Ländern und im IDV einen wesentlichen
Beitrag zur österreichischen Auslandssprachenpolitik leistet. Insbesondere dieser Kooperation zwischen den deutschsprachigen Ländern wird ein wesentlicher Teil des Beitrags
gewidmet sein: Welche hinderlichen und förderlichen Bedingungen für Koope-rationen
gibt es bzw. wie könnten existierende Kooperationen auf allen Ebenen im Sinne einer synergetischen Förderung der deutschen Sprache verbessert werden?
Darmojuwono, Setiawati [email protected]
PASCH-Schulen und das Deutschstudium in Indonesien
Indonesien ist ein Land, in dem es 29 PASCH-Schulen gibt. Die Absolventen der PASCHSchulen, die meistens gute Deutschsprachkenntnisse besitzen, studieren nach dem Abschluss der Oberschule verschiedene Fächer. Nur wenige haben das Fach Deutsch als
Fremdsprache als Studienziel gewählt, obwohl sie bereits gute Deutschkenntnisse und
sogar Deutschlanderfahrung haben, die als Grundlagen des Studiums ideal wären. Die
Ursachen dieser Situation sind sowohl von den externen Faktoren (wie Zukunftsaussichten
der Berufe, von der Aufnahmeprüfung der Universitäten etc) als auch von dem Konzept
des PASCH Programms, das in erster Linie die Förderung von Schülern und nicht von
Studenten als Ziel hat, abhängig. In dem Vortrag wird erörtert, wie man mehr Absolventen
der PASCH-Schulen für die künftigen Germanisten gewinnen könnte, so dass das für das
Programm PASCH investierte Geld Spuren in dem Studiengang DaF/Germanistik hinterlassen könnte. Die guten Deutschsprachkenntnisse sind eine ideale Voraussetzung für das
DaF/Germanistik Studium, so dass die Absolventen der PASCH Schulen die Motoren für
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
die Fortsetzung und Entwicklung des Deutschstudiums in Indonesien in Zukunft werden
könnten.
Dovalil, Vit [email protected]
Deutsch in Tschechien aktuell: ein bildungspolitisches Problem
Die aktualisierten Rahmenbildungsprogramme haben zwar für das Schuljahr 2013-2014
eine zweite Pflichtfremdsprache eingeführt, aber sie schränken die Wahl der ersten Fremdsprache zu Gunsten von Englisch ein: Diese Bestimmung, die in einer vom Bildungsministerium erlassenen Vorschrift untergesetzlichen Ranges enthalten ist, löst bei Deutschlernern besonders in den Grenzregionen ziemlich viel Frustration aus. Dies gilt umso mehr
für die tschechischen Staatsbürger deutscher Nationalität, denen dadurch der Zugang zum
Deutschen erschwert wird. Im Beitrag werden vor allem die bildungspolitischen Probleme
unter der Perspektive sozioökonomischer Voraussetzungen und der Verhaltensweisen
politischer Eliten zu Fremdsprachen analysiert. Im Vordergrund steht die Analyse der
Entscheidungsprozesse der relevanten Akteure auf der Makroebene, die die Rahmenbildungsprogramme entwerfen, wie auch die Schüler auf der Mikroebene, die seit 2013 zwei
Fremdsprachen zu lernen haben. Durch die für ganz Tschechien verbindlichen Rahmenbildungsprogramme werden die Bedürfnisse z.B. der Grenzregionen auf der Mikroebene
nahezu ignoriert, aus denen eine Menge Tschechen täglich über die Grenze pendelt, um
dank der Deutschkenntnisse besser verdienen zu können. Dabei geht es um Berufe im
Bereich der Dienstleistungen wie auch Krankenschwestern und Ärzte.
Haselhuber, Jakob [email protected]
Eine neue Sprachenpolitik für die Europäische Union
Die Europäische Union umfasst zurzeit 28 Mitgliedstaaten und 24 Amts- und Arbeitssprachen. Schon in ihrer ersten Verordnung vom 15. April 1958 befasste sie sich mit der
Sprachenfrage und beschloss eine Vollsprachenregelung. Diese Regelung wurde bei allen
bisherigen Beitritten beibehalten, aber in der Praxis haben sich vor allem das Französische
und später das Englische durchgesetzt. Um zu einer möglichst gerechten wie anwendbaren Sprachenregelung zu gelangen und die Identifikation der Bürger mit dem europäischen Integrationsprozess auf Dauer zu sichern, schlage ich statt der Vollsprachenregelung einen „Sprachenkorb“ vor, der die germanische, romanische und slawische Sprachenfamilie abbildet. Unter der Formel „1 plus 4“ umfasst er immer Englisch, außerdem
Deutsch, Französisch, Russisch und Spanisch. Damit wird der Rolle des Englischen als
Weltsprache ebenso Rechnung getragen wie der noch ausstehenden, abschließenden Erweiterung der EU nach Osten. Die Formel 1+4 wird durch eine Differenzierung zwischen
Amts- und Arbeitssprachen ergänzt: Auf der höchsten politischen Ebene sowie bei der
Veröffentlichung europäischen Rechts soll die Vollsprachenregelung beibehalten werden,
während auf der Arbeitsebene in den Institutionen nur noch die Formel 1+4 zur Anwendung kommt. Dabei erfolgt die Auswahl aus den vier Sprachen entsprechend der
Nachfrage, so dass zwischen Theorie und Praxis ein Kompromiss geschlossen wird, der
sich am Bedarf nach effizienter Kommunikation ausrichtet.
He, Jun [email protected]
Zum Vergleich der Stellung der deutschen und französischen Sprache im
chinesischen Hochschulbereich
Der Fremdsprachenunterricht an chinesischen Hochschulen ist von besonders großer
Bedeutung, da in China Fremdsprachenkenntnisse zumeist als zusätzliche Qualifikations-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
merkmale im praktischen und utilitaristischen Sinne gelten. Der weitgehenden Verbreitung von Englisch und Japanisch in China steht seit langem eine vergleichsweise viel kleinere Anzahl der Lerner aller anderen Fremdsprachen einschließlich Deutsch und Französisch gegenüber. Vor einigen Jahren ging man noch davon aus, dass Deutsch nach Englisch
und Japanisch fast den dritten Platz, ungefähr gleichauf mit Französisch belegt. Neulich
zeichnet sich jedoch die Tendenz ab, dass die Anzahl der Französischlerner in China rasant
wächst und die der Deutschlerner überholt. Dies gilt nicht nur für die Studierenden des
Haupt- und Nebenfachs der beiden Sprachen, sondern auch für die chinesischen Bildungsausländer in den beiden Zielländern. Diese Stellungsänderung bzw. dieser Abstand
lässt sich durch viele Faktoren erklären. Aber auf jeden Fall dürfte die Sprachförderung
durch die entsprechenden Mittlerorganisationen in China eine wesentliche Rolle spielen.
Hirataka, Fumiya [email protected]
Aus der Untersuchung zum „language life” von Japanern in nicht-englischsprachigen Großstädten: Schwerpunkte Düsseldorf/Shanghai
Von 2011 bis 2013 haben wir in Seoul, Shanghai, Düsseldorf, Madrid und Barcelona eine
quantitative Untersuchung zum „language life" von Japanern durchgeführt. In der Präsentation, bei der der Schwerpunkt auf die Daten von Shanghai und Düsseldorf gelegt werden
soll, wird u.a. über den Bedarf und den Gebrauch von Sprachen in verschiedenen Situationen berichtet. Es hat sich beispielsweise herausgestellt, dass die Ortssprachen Chinesisch und Deutsch in privaten Kontexten wie beim Einkaufen oder Essen sowohl in Shanghai als auch in Düsseldorf oft verwendet werden, während am Arbeitsplatz ein deutlicher
Unterschied hinsichtlich der Verwendung des Englischen in den beiden Städten festzustellen ist. Die Ergebnisse sollen als Grundlage zur anschließenden Diskussion über die
Funktion und die Stellung des Englischen und der Ortssprachen dienen und zur Rolle der
Fremdsprachen in der gegenwärtigen Strömung der Globalisierung hinführen.
Hoberg, Rudolf [email protected]
Deutsch in deutschsprachigen Ländern: Was soll man bei der heutigen
Dominanz des Englischen tun?
In Deutschland, wie auch in anderen Ländern, gibt es seit Jahren einen Kampf gegen den
englischen Einfluss. Immer mehr Menschen aber wird klar, dass das Problem nicht die
Anglizismen sind, sondern dass es viel ernster ist: Das Deutsche wird auch im Inland aus
vielen Domänen durch das Englische verdrängt – in der Wirtschaft und Industrie, in den
Banken, in der Wissenschaft, im Hochschulunterricht. Was soll man tun? In den letzten
Jahren hat es unzählige Reden, Tagungen, Abhandlungen und Resolutionen zu diesem
Thema gegeben, die nahezu alle auf die Aufforderung hinauslaufen, Deutsch statt Englisch
zu reden und zu schreiben, und die nichts bewirkt haben, denn das Englische nimmt auf
Kosten des Deutschen immer mehr zu. Daher muss diese Aufforderung modifiziert werden: Nicht um Deutsch statt Englisch, sondern um Deutsch und bzw. neben Englisch muss
es gehen; darum, dass Personen und Institutionen die Fähigkeit erwerben, verantwortlich
zu entscheiden, welche Sprache man in welcher Situation verwendet. Der Erwerb dieser
Fähigkeit ist nicht leicht, er stellt einen lebenslangen Prozess dar, in dem der Bildung, vor
allem der schulischen Bildung, eine besondere Bedeutung zukommt. In einem Projekt, das
ich zusammen mit einem Kollegen aus der Sprachdidaktik durchführe, wird zurzeit
untersucht, ob und wie weit Lehrer und Schüler mit den hier angesprochenen Fragen vertraut sind und was man zur Verbesserung der Kenntnisse und Fähigkeiten tun soll.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Janicek, Karoline [email protected]
Prüfen und Testen am Bsp. des ÖSD: Welche Rolle hat ÖSD im Rahmen
der Auslandskulturpolitik Österreichs?
In diesem Beitrag sollen die ÖSD-Prüfungen vorgestellt werden: ÖSD ist ein internationales, kursunabhängiges Prüfungssystem, in dem DaF-Prüfungen nach einheitlichen Maßstäben durchgeführt und bewertet werden. Die Prüfungen orientieren sich an den
Niveaubeschreibungen des „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen"
(GER) und an „Profile deutsch“. Das ÖSD versteht sich als ein kommunikativ orientiertes
Prüfungssystem mit dem Ziel, fremdsprachliche Kompetenz im Hinblick auf reale Verwendungssituationen zu überprüfen. Es wird in über 40 Ländern angeboten und ist Vollmitglied bei ALTE. ÖSD geht von einer plurizentrischen Sprachauffassung aus: Die Standardvarietäten der deutschsprachigen Länder Österreich, Deutschland und der Schweiz
werden als gleichberechtigt betrachtet und entsprechend berücksichtigt. Der Beitrag soll
das Prüfungssystem darstellen und darauf eingehen, für welchen Zweck diese Prüfungen
angeboten werden und welche Rolle diese Prüfungen im Kontext der Auslandskulturpolitik der Republik Österreich spielen.
Kruse, Jan [email protected]
Wie ließe sich Deutsch festigen als Arbeitssprache der EU-Institutionen –
und damit voraussichtlich als eine zukünftige EU-Regierungssprache?
Die Europäische Union (EU) verfolgt eine der anspruchsvollsten sprachenpolitischen Ansätze weltweit: die Gleichstellung aller, derzeit 24 Amts- und Arbeitssprachen der Gemeinschaft. Scheinbar hat Deutsch als Amts- und Arbeitssprache der EU eine breite Basis
innerhalb der Gemeinschaft. In der politischen Praxis zeigt sich hingegen ein anderes Bild.
Deutsch wird in den EU-Institutionen kaum noch genutzt und auch die Kommunikation
mit EU-Institutionen kann oft nicht mehr auf Deutsch erfolgen. Dies hat erhebliche Folgen
für die demokratische Mitbestimmung und die Sprachengerechtigkeit. Dafür können zwei
Ursachen verantwortlich gemacht werden. Eine ist die weitgehend wirkungslose und stark
an nationale Strukturen gebundene Sprachenpolitik der EU. Zum anderen sind die bisherigen Bemühungen Deutschlands schwerlich dazu geeignet, diesen Zustand zu verändern.
Anhand von Forschungsarbeiten der letzten Jahre wird erläutert, welche Reaktionen es
seitens des Deutschen Bundestags auf die geschwächte Stellung der Sprache in der EU gegeben hat und welche Wirkung sie hatten. Die Stellung des Deutschen in der EU steht in
erster Linie in Konkurrenz zur Stellung von Englisch als Lingua franca. Es wird argumentiert, dass für eine optimale Förderung des Deutschen in der EU eine kohärente internationale Sprachenpolitik notwendig ist, die sich an der tatsächlichen Praxis der Sprachwahl ebenso misst, wie an der Sprachplanung und der Sprachideologie.
Lovik, Thomas [email protected]
Die Deutsche Sprache im Schatten des Englischen: Eine Zukunftsperspektive aus den USA
Momentan befindet sich das Studium der deutschen Sprache in den USA in einer schwierigen Lage, was die Einschreibezahlen an den Universitäten und Colleges der USA betrifft.
An einer großen Universität im Mittelwesten zeigt sich aber eine sehr positive Tendenz,
wo immer mehr Studierende in den fortgeschrittenen Deutschkursen sind, und die Faszination für die deutsche Sprache und Kultur nicht nachlässt. Als ein 2013 Center of Excellence der American Association of Teachers of German ausgezeichnetes Deutschprogramm
bietet die Michigan State University ein erfolgreiches Modell, das Interesse für die deut-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
sche Sprache und Kultur zu gewinnen. Dieser Erfolg ist durch curriculare Innovationen,
Einsatz in den Schulen und Reform des Graduate Programms zustande gekommen. Von
Kindern bis zu Doktoranden reflektiert das Programm ein Umdenken, das möglicherweise
Positives für das Fach Deutsch wie auch Germanistik im Ausland bietet.
Mackiewicz, Maciej [email protected]
Förderung von DaF in Polen im Kontext der motivationalen Faktoren und
Einstellungen zur deutschen Sprache und Kultur
Das Referat setzt sich erstens zum Ziel, die wichtigsten Motive zum Deutschlernen unter
den polnischen Schülern und Studierenden zu beleuchten. Anhand von zwei eigenen Untersuchungen, die an großen Stichproben unter Kindern und Erwachsenen (Studierenden)
durchgeführt wurden, wird auf die Stärken und vor allem Schwächen der Lernmotivation
hingewiesen. Die Diagnose wird auch die Einstellung zur deutschen Kultur berücksichtigen, aber auch die zur deutschen Sprache selbst, um das in Polen gängige Stereotyp von
Deutsch als einer unbeliebten Sprache zu verifizieren. Zweitens wird der Versuch unternommen, auf dem Hintergrund der empirischen Befunde sowie der aktuellen DaF-Landschaft, Förderungsvorschläge für Deutsch als Fremdsprache in Polen zu formulieren. Bei
der besonderen geopolitischen Lage Polens scheint auch die Frage legitim, ob für alle
Regionen des Landes dieselben Förderungsmaßnahmen gelten sollten, oder ob sie je nach
historischen und aktuellen Bezügen zu Deutschland oder je nach geographischer oder
mentaler Entfernung von der Zielsprachenkultur variieren müssten.
Majtanova, Miroslava [email protected]
Deutschsprachige Expatriates in Kuala Lumpur
Meine vorherige Untersuchung hat erbracht, dass die in Kuala Lumpur lebenden deutschmuttersprachigen Expatriates unter anderem das Bedürfnis empfinden, die Gesellschaft
von ihresgleichen zu genießen. Dabei spielt die Verwendung der deutschen Sprache eine
große Rolle, was im Laufe der Jahre zur Gründung eines deutschsprachigen Vereins
geführt hat. Für einige Mitglieder ist es gleichzeitig wichtig, eine berufliche Beschäftigung
zu haben. In diesem Beitrag werde ich über die Einstellung und die Bereitschaft der Mitglieder dieses Vereins zur Förderung der deutschen Sprache in Malaysia berichten. Weiter
werde ich mich mit dem Gedanken befassen, welche Unterstützung von Seiten der
deutschsprachigen Länder dafür erforderlich wäre. Da zu Mitgliedern des Vereins sowohl
beruflich entsandte als auch nicht beruflich tätige, ihre Partner begleitende Expatriates
gehören, werden dabei zwei Unterpunkte behandelt. Der erste Unterpunkt wird sich mit
der Beantwortung der Frage beschäftigen, wie der genannte deutschsprachige Verein zur
Förderung der deutschen Sprache in Malaysia beitragen könnte. Der zweite Unterpunkt
wird sich derselben Frage in Hinsicht auf die in Malaysia aktiven Firmen mit einem
deutschsprachigen Hintergrund widmen.
Noueshi, Mona [email protected]
Zum universitären DaF-Unterricht im Zuge der Globalisierung
Ziel der Untersuchung ist es, zu zeigen, inwieweit Pressetexte es ermöglichen, gezielt den
Wortschatz des Deutschen im universitären FSU zu erarbeiten. Es geht in der Untersuchung um Texte aus der Presse und um die Frage, wie diese Texte im fremdsprachlichen
Unterricht behandelt werden können. Wie spiegeln sie sprachliche Tendenzen der Gegenwartssprache wider? Folgende Probleme und Fragen sollen in der Untersuchung behandelt werden: Welche speziellen Textsorten sollen eingesetzt werden, besonders die die
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
sprachlichen Tendenzen der Gegenwartssprache widerspiegeln? Wie kann der Einsatz von
Texten aus der Presse im DaF-Unterricht legitimiert werden, also welche Potentiale besitzen diese Texte, die anderen Textsorten nicht zur Verfügung stehen – seine Vorzüge für
den DaF-Unterricht an der Universität, aber auch seine problematischen Seiten? Nach
welchen Kriterien sollen diese Texte für die Behandlung im Unterricht ausgewählt werden? Welche Pressetexte stehen der Behandlung im Unterricht zur Verfügung?
Rohs, Kai [email protected]
Englisch als lingua franca – ein Glücksfall für das Deutsche?
Könnte es für die deutsche Sprache nicht von Vorteil sein, dass nicht Arabisch oder Chinesisch, sondern Englisch die lingua franca ist? Es wird dargelegt werden, dass die Vorherrschaft gerade des Englischen für die deutsche Sprache ein glücklicher Umstand ist.
Dies gilt besonders in Ländern, in denen die Ausgangssprache nicht indoeuropäisch ist
und die Deutschlerner mit Englisch bereits eine Sprache der germanischen Sprachfamilie
gelernt haben. Zu solchen Ländern dürften neben Korea auch die beiden ostasiatischen
Staaten China und Japan oder auch die arabische Welt gehören. Denn in diesen Ländern
könnte Englisch bewusst als Brücke zwischen der Ausgangs- und Zielsprache eingesetzt
werden. Dieser Ansatz, das Englische systematisch als Brücke einzusetzen, wird von der
Tertiärsprachenforschung verfolgt, die gezeigt hat, dass der bewusste und systematische
Rückgriff auf Sprachwissen und Sprachlernerfahrungen aus der ersten Fremdsprache
Englisch beim Deutschlernen von Nutzen ist.
Sambe, Shinichi [email protected]
Wozu lernen Erwachsene in Ländern wie Japan Deutsch? Gibt es andere
Gründe, Deutsch zu lernen, als wirtschaftliche?
In Japan liegen unterschiedliche Motivationen und Bedürfnisse zum Deutschlernen vor,
wenn es sich um Sprechsprache handelt. Da spielen keine wirtschaftlichen, sondern persönliche und/oder kulturelle Hintergründe eine Rolle. Gesellschaftlicher Bedarf ist kaum
zu erwarten. In Japan wurde Deutsch seit etwa 150 Jahren als eine in erster Linie zu
erlernende Fremdsprache neben Englisch und Französisch gelehrt. Allerdings bestand der
Lernerkreis nur aus Eliten bzw. designierter Führungsschicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber, vor allem seit den 1990er Jahren, wurde Deutsch in der Szene der Fremdsprachendidaktik immer stärker verdrängt. Die Gründe sind nicht nur darauf zurückzuführen, dass nach dem Ende des Kalten Krieges Englisch immer stärker als Verkehrssprache betrachtet wurde. Der Stellenwert von Deutsch als Kultursprache, als Juristensprache
sowie naturwissenschaftliche Chiffre ist gesunken. Vor allem in Japan, wo die wirtschaftlichen Faktoren keinen Reiz darstellen können, sollten Studierende die wichtigste Zielgruppe sein, die ihr Fachwissen und ihre Deutschkenntnisse miteinander kombinieren.
Schmidt, Gabriele [email protected]
Die Förderung der deutschen Sprache an australischen Universitäten
Michael Clyne nannte Australien ein multikulturelles Land mit einer einsprachigen Gesinnung. Dies lässt sich auch im Bildungsbereich feststellen, wo z.B. seit Jahren unverändert
nur ca. 13% der Abiturienten und Abiturientinnen in der 12. Jahrgangsstufe eine Fremdsprache lernen. An den Universitäten ist erfreulicherweise seit einigen Jahren ein Gegentrend erkennbar. Im Zeitraum 2002 bis 2011 ist die Anzahl der Studierenden, die eine nordeuropäische Sprache lernen, um 147% gestiegen. Da kaum ein australischer Studiengang
eine Fremdsprache verlangt, stellt sich die Frage, welchen Wert und Nutzen die Studie-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
renden selbst im Sprachenstudium sehen und welche Maβnahmen die Universitäten in
den letzten Jahren unternommen haben, um das Sprachenstudium attraktiver zu machen.
Der Vortrag wird im ersten Teil die Ergebnisse zweier Studien zur Sprachlernmotivation
von australischen Deutschstudierenden vorstellen und dann im zweiten Teil erörtern, welche Konsequenzen sich daraus für die Förderung der deutschen Sprache an australischen
Universitäten ergeben.
Schneider-Mizony, Odile [email protected]
Möglichkeiten der Nicht-Anglisierung von Wissenschaft am Beispiel der
Germanistik in Frankreich
Die französische Germanistik charakterisiert sich 2014 durch eine weitest gehende NichtAnglisierung der Forschung (und Lehre!), die auf folgenden Ursachen zu beruhen scheint:
Nicht-Anglisierung durch die DaF-Position: Auf Grund der Bologna-Reformen ist eine
Abkehr der traditionellen Germanistik mit viel Literatur zur größeren Praxisorientierung
zu verzeichnen, die nur mit dem Sprachenpaar Deutsch und Französisch mit Fremdsprachenstudenten als Zielpublikum arbeitet. Nicht-Anglisierung als ontologisches Argument:
Germanistik hat mit Deutsch zu tun, wofür sich Germanisten gern eine Expertenrolle
zuschreiben, die nicht-deutschsprechende verfehlen müssen. Als Analogon zur Frankophonie und Rolle des Französischen in der Wissenschaft. Der Dominanz des Englischen
wird explizit das Prinzip der Mehrsprachigkeit entgegengesetzt, die frze. Wissenschaftler
als Frz., frze. Germanisten aber als Deutsch verstehen. Es gibt eine (noch?) relativ gut ausgebaute Sprachdokumentierung und Publikationsmöglichkeiten in deutscher (und frzer
Sprache) in Frankreich. In einem letzten Teil wird gefragt, welche der oben genannten
Motive sich einer Förderung bieten könnten, die auch in anderen als im französischen
Kontext einen Sinn hätten.
Stantscheva, Diana/Dillmann, Gabriele
[email protected], [email protected]
Das Experiment „vernetztes Klassenzimmer“ – eine Zwischenbilanz des
Projekts „Globally Connected Courses“ zwischen der Denison Universität
in den USA und der Amerikanischen Universität in Bulgarien
Im Vortrag soll ein Projekt zwischen der Denison Universität in den USA und der Amerikanischen Universität in Bulgarien auf dem Gebiet Deutsch-als-Fremdsprache vorgestellt
werden. Das Projekt begann im Wintersemester 2013 und dauert noch an. Das Ziel des
Projekts war und ist immer noch die miteinander verbundenen DaF-Kurse um eine interkulturelle Perspektive durch den direkten Austausch von Studenten und Lehrkräften zu
bereichern sowie die mündliche und schriftliche Kompetenz der Studenten in der Lernsprache Deutsch auf eine nicht traditionelle Art und Weise auszubauen. Im Laufe der
Projektzeit fanden in den miteinander verbundenen Kursen verschiedene gemeinsame
Lernaktivitäten über Google+ Hangout, Google doc, E-Mail, Skype und Videokonferenzen
statt. Der Vortrag bietet eine Zwischenbilanz des Projekts und diskutiert Vorteile und
Nachteile einer solchen Unterrichtsinitiative.
Steidele, Holger [email protected]
Der muttersprachliche Deutschlehrer im zielsprachenfernen Ausland
Thema des Vortrags ist die – in der Literatur vernachlässigte (Diskussion um die) – Position des muttersprachlichen Deutschlehrers an zielsprachenfernen Universitäten unter be-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
sonderer Berücksichtigung der Lehr- und Lebenssituation in Korea und Taiwan. Ausgehend von der im Sprachunterricht anvisierten Zielkompetenz ‚interkulturelle Kommunikationsfähigkeit‘ wird der Frage nachgegangen, welche Anforderungen an einen Fremdsprachenlehrer gestellt werden müssen, damit dieser im Rahmen einer (interkulturellen) Lerngemeinschaft einen diesbezüglich sinnvollen Beitrag leisten kann. Diese Thematik wird
darüber hinaus verknüpft mit der Frage nach sinnvollen Lehrinhalten im DaF-Unterricht
und der Lernsituation der ausgangskulturellen Lerner. Die Überlegungen des Verf. beruhen auf einer siebenjährigen Lehrtätigkeit an koreanischen Universitäten und einer bislang
vierjährigen Tätigkeit in Taiwan.
Stickel, Gerhard [email protected]
Deutsch fördern: warum, wo, wer, für wen, wozu?
Die Ausgangsfrage der Sektion mit ihren Vorannahmen (Präsuppositionen) wird in eine
Reihe von relativ allgemein gehaltenen Teilfragen aufgelöst, die sich zum Teil an einigen
den Leitfragen orientieren, die von der Sektionsleitung vorgegeben sind. Datengrundlage
bilden u.a. verschiedene Erhebungen zu ‚Deutsch als Fremdsprache (in der Welt)‘, die seit
1986 auf Veranlassung des Auswärtigen Amts durchgeführt worden sind. Erhofft wird die
Verfügbarkeit neuer Daten, die vom Goethe-Institut für März 2015 vorgesehen ist. Die
Teilfragen werden mehr oder weniger tentativ beantwortet. Eine bündige konklusive Antwort auf die Ausgangsfrage wird nicht geboten. Es wird aber auf Aspekte der Gesamtsituation verwiesen, zu denen Daten, zielführende Überlegungen oder gar Entscheidungen
bislang fehlen.
Wolbergs, Julia Talea Sophie [email protected]
Tradition und Zukunft der Germanistik- und DaF-Förderung in Ägypten
– Wie lässt sich die deutsche Sprache weiter fördern?
Im Gegensatz zu den Nachrichten eines vermeintlich sinkenden Interesses an der Germanistik und am Deutschlernen, bleiben die Zahlen der Studierenden in Ägypten konstant.
Die Germanistik in Ägypten sieht sich vor der Herausforderung – auch in Anbetracht der
politischen Umbrüche im Jahr 2011 und 2013, die den Tourismus, als ein Hauptarbeitsfeld
der AbsolventInnen, zum erliegen brachte – die Studierenden sowohl für eine weitere wissenschaftliche Ausbildung zu qualifizieren, als auch ihnen Perspektiven jenseits von Academia zu bieten. Der Vortrag gibt einen knappen Abriss über den Status quo der bisherigen Germanistik- und DaF-Förderung in Ägypten aus Sicht der Mittlerorganisationen,
legt dann aber einen Schwerpunkt auf die Perspektive der Förderung, die sich – beispielsweise seitens des DAAD in der Strategie 2020 – von einer Germanistik- zu einer DaFFörderung wandelt.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Sektion D 7 – Inter- und Transkulturalität bei internationalen Kooperationen im Hochschulbereich: Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache
Leitung: Antje Stork [email protected]
Ko-Leitung: Sylwia Adamczak-Krysztofowicz [email protected], Sabine
Jentges [email protected]
Adamczak-Krysztofowicz, Sylwia/ Delhey, Yvonne/Jentges, Sabine/Stork, Antje
[email protected] [email protected] [email protected]
[email protected]
Tracing European Spaces – Erfahrungen aus einem Erasmus-Intensivprogramm. Möglichkeiten internationaler Kooperation im Bereich der
Fremdsprachenforschung und der Germanistik
Dieser Beitrag möchte ein 2014, noch unter den Bedingungen des inzw. „alten” ErasmusProgramms durchgeführtes ERASMUS Intensivprogramm vorstellen, mit dem sich eine
solche Zusammenarbeit in einem noch recht kleinen, überschaubaren Rahmen aufbauen
und von dort aus in anderen Formen weiterentwickeln lässt. Das Thema dieses IP lautet:
Tracing European Spaces: Language, Identity, and Culture. Dieser Vorbereitungsprozess ist
bereits Teil der internationalen Zusammenarbeit, die Studierende und Lehrende aus den
Bereichen DaF, DaZ, Germanistik und der Fremdsprachenforschung aus fünf europäischen Ländern zusammenbringt. Ausgangspunkt des Projekts ist das interkulturelle Lernen, das hier bewusst Alltagssituationen und ihre Wahrnehmung aufgreift und diese in
den Fremd- bzw. Zweitspracherwerb integriert. Theorie und Praxis werden in einem zweiwöchigen Kurs erprobt und weiterentwickelt. Der Beitrag gibt einen Einblick in die notwendige Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung sowie die daraus gezogenen
Erfahrungen und will damit für ähnliche Projekte werben.
Adamczak-Krysztofowicz, Sylwia/Jentges, Sabine/Stork, Antje
[email protected] [email protected] [email protected]
Inter- und Transkulturalität bei internationalen Kooperationen im Hochschulbereich: Einführung, Überblick und Ausblick auf Desiderate
Als Sektionsleiterinnen möchten wir mit diesem einleitenden Vortrag eine gemeinsame
Grundlage für die spätere Arbeit und Diskussion in der Sektion schaffen. Internationale
Kooperationen im Hochschulbereich werden in der Germanistik in der Lehre und in der
Forschung zur Internationalisierung von Hochschulen gewünscht und gefordert. Nach
einer Einleitung geben wir einen Überblick über internationale Kooperationen für das Fach
„Deutsch als Fremdsprache“. Dazu gehen wir sowohl auf Kooperationen in der Lehre als
auch in der Forschung ein. Bereits hierbei wird deutlich, dass der Vielzahl inter- bzw. multinationaler Kooperationsformen und -möglichkeiten ein Forschungsdesiderat entgegen
steht, da bisher nur vereinzelt Untersuchungen zu Qualität und Wirkung internationaler
Kooperationen in der Lehre im Bereich der Germanistik und Deutsch als Fremdsprache
vorliegen. Anschließend diskutieren wir die Begriffe „Interkulturalität“ und „Transkulturalität“ und beleuchten ihre Rolle bei internationalen Kooperationen und die hieraus
resultierenden speziellen Forschungsdesiderate für inter- und transkulturelle Aspekte bei
solchen Kooperationen.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Adamczak-Krysztofowicz, Sylwia/Schmidt-Bernhardt, Angela/Stork, Antje/ Storozenko, Victoria
[email protected] [email protected]
[email protected] [email protected]
Perspektiven von Studierenden zwischen den Welten – Transkulturelle
Identitäten in einem internationalen Begegnungsprojekt zum Warschauer
Aufstand
Ausgangspunkt unseres Beitrags ist das von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und PROMOS (Programm zur Steigerung der Mobilität von deutschen Studierenden) geförderte Projekt ‚Warschauer Aufstand – gemeinsame Spurensuche nach 70 Jahren‘ im Mai 2014. Die Begegnungswoche stand unter der konkreten Zielsetzung, interkulturelle Kompetenzen in der Zusammenarbeit zu entwickeln, zu diskutieren und zu
reflektieren. Die Studierenden aus Marburg und Poznań hatten nach der intensiven Einführung in die Museumsdidaktik die Aufgabe, in gemischten Kleingruppen didaktische
Online-Lehrmaterialien in polnischer und in deutscher Sprache für das Museum des Warschauer Aufstands zu erstellen. Ziel unseres Beitrags ist es, die Wahrnehmung der Rezeption des Warschauer Aufstands und der internationalen Begegnung von Studierenden mit
transkulturellen Identitäten zu untersuchen. Dies erfolgt anhand von Lerntagebüchern, die
von allen Studierenden vor allem während des einwöchigen Aufenthalts in Warschau,
aber auch davor und danach geführt wurden. Abschließend diskutieren wir die Bedeutung
dieses Aspekts für die Gestaltung von internationalen Lehrprojekten.
De Martino, Sandro [email protected]
Erlebte Interkulturalität – gemeinsames Lernen von Germanistik-Studenten in Bologna und Italianistik-Studenten in München
Welche Möglichkeiten haben Studenten, inter- und transkulturelle Erfahrungen während
ihres Studiums zu sammeln (und zwar an der Universität und nicht im privaten Bereich)?
Wie kann es zu diesen Erfahrungen in einem institutionalisierten Rahmen kommen und
wie können sie analysiert und reflektiert werden? Wie lässt sich Inter- bzw. Transkulturalität im modernen Fremdsprachenunterricht erleben? Diesen Fragen soll vor dem Hintergrund eines Austausches nachgegangen werden, der seit vier Jahren zwischen Lektoratskursen an der Universität Bologna und an der Ludwig-Maximilians-Universität in
München besteht. Ziel des Austausches ist es, Germanistik-Studenten in Bologna und
Italianistik-Studenten in München im Rahmen gemeinsamen Unterrichts in Kontakt zu
bringen und ihnen somit die Möglichkeit zu geben, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und zu reflektieren. Durch den gemeinsamen Unterricht, der über Skype, einen Blog
und Studienreisen, bei denen die Studenten am Unterricht der Partneruniversität teilnehmen, erfolgt, soll nicht nur ein Austausch angeregt, sondern ein Bewusstsein für Interund Transkulturalität geschaffen werden.
Ha, Suguen [email protected]
Deutschlernen im mehrsprachigen Tandemkurs in Korea
1. Problemstellungen und Lösungsvorschläge: 1) Mangelnde Kommunikationsgelegenheit
mit zielsprachigen Muttersprachlern im Unterricht – das Tandemlernen im Fremdsprachenunterricht als ein Lösungsvorschlag: Beim Lernen des Deutschen als Fremdsprache in
einem Land wie Korea, das von dem Ursprungsland der Zielsprache weit entfernt liegt
und sowohl sprachlich als auch kulturell sehr fremd ist, entstehen geografisch, sprachlich
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
und kulturell bedingte Probleme, die nicht einfach zu überwinden sind. Vor allem haben
die meisten Lerner in solchen Lernumgebungen Schwierigkeiten, mit Muttersprachlern
Kontakt aufzunehmen. Kann man einen Fremdsprachenunterricht in Korea nicht so organisieren, dass jeder Lerner einen Muttersprachler als Kommunikationspartner in persona
zur Verfügung hat? 2) Die geringe Anzahl der deutschsprachigen Muttersprachler in Korea als Hindernisfaktor zum Aufbau eines Tandemkurses – Aufbau eines mehrsprachigen
Tandemkurses als praktizierbarer Vorschlag: Im Vergleich mit den Studenten aus Koreas
Nachbarländern wie China sind deutsche Austauschstudenten selten und bleiben meist für
kürzere Zeiträume. Dies erschwert den Aufbau und die dauerhafte Verwaltung eines
Koreanisch-Deutsch-Tandemkurses. Wie kann man trotz der geringen Anzahl der deutschen Muttersprachler in Korea ein Deutsch-Koreanisch-Tandem-Lernen im Unterricht
aufbauen? 2. Ziel und Hauptinhalt des Vortrages: 1) Ausländische Studenten an koreanischen Universitäten 2) Erfahrungsbericht eines mehrsprachigen Tandemkurses in Korea
(Deutsch-Koreanisch-Tandem).
Khoffi, Houda [email protected]
Die Internationalisierung von Hochschulen in Tunesien und deren Herausforderungen
Angesichts des Transformationsprozesses seit der Revolution 2011 in Tunesien und den
Herausforderungen besteht ein zunehmender Bedarf an Erfahrungsaustausch über Internationalisierung von Hochschulen. Wie sehen die Kooperationen mit deutschen Hochschulen in Tunesien aus? Welche Internationalisierungsstrategien werden in Tunesien verfolgt? Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über bestehende Kooperationen der deutschen Hochschulen mit Universitäten in Tunesien. Dabei wird der Frage nachgegangen,
wie mit inter- und transkulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten auf internationaler Ebene umgegangen wird. Auf dieser Grundlage werden Chancen und Hindernisse dieser Hochschulkooperationen analysiert und Empfehlungen zu ihrer weiteren Entwicklung
formuliert. Der Vortrag gibt auch eine Sammlung von Erfahrungswerten und Daten über
deutsch-tunesische Hochschulkooperationen und soll als Handreichung für interessierte
Hochschulen dienen.
Kurpanik-Malinowska, Gizela [email protected]
Die Texte von Kurt Drawert zur Unterstützung der Inter- und Transkulturalität bei internationalen Kooperationen an der Universität Częstochowa
Kurt Drawert drückt in seinen Werken den Aufruhr und politische wie auch ethische
Empfindlichkeit aus. Er stimmt der Wirklichkeit, die ihn umgibt, nicht zu, weil sie als gut
programmierte Maschine funktioniert. Aus dem Zusammenstoß eines sensiblen jungen
Menschen mit der Epoche, die den Faschismus und den Kommunismus gebar, folgt der
Sinn der Werke von Kurt Drawert, die seit 16 Jahren in der deutsch-polnischen Auswahl
Monolog eines Deutschen/Monolog Niemca fester Bestandteil des von mir geführten Literatur- und Landeskundeunterricht geworden sind. In seinen Texten von hintergründiger
Dichte legt er den Blick frei auf die Beschäftigung des Individuums durch die Gewalt
totalitärer Systeme. Er diagnostiziert die Krankheit der Welt in der DDR als die Krankheit
ihrer beschädigten Sprache. Demonstriert wird die Bedeutung der Texte von Kurt Drawert
bei der Unterstützung der Inter- und Transkulturalität bei internationalen Kooperationen
an der Jan Długosz Universität in Częstochowa in den letzten 16 Jahren.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Maleki, Mostafa [email protected]
Die regionale Mobilität germanistischen Austauschs mit Deutschland:
Eine regionale Zusammenarbeit der drei farsisprachigen Länder
Eine regionale Zusammenarbeit zwischen Iran, Afghanistan und Tadschikistan im Bereich
Germanistik und Deutsche Sprache zeichnet sich aus einer fremdsprachenpolitischen Perspektive durch einige besondere Rahmenbedingungen aus, deren intensive Darstellung für
das Verständnis eines gemeinsamen Konzepts unerlässlich ist. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, zunächst einen Überblick über die Situation der Germanistik und des Deutschen als Fremdsprache in den drei Ländern zu geben. Vor diesem Hintergrund werden
im Anschluss Aspekte der germanistischen Mobilität in der Region thematisiert. Ein besonderes Augenmerk gilt der Idee, ein Profil mit grundsätzlichen Komponenten im Sinne
der regionalisierten Deutschangebote in diesen drei Ländern vorzustellen.
Pfeiffer, Waldemar [email protected]
Soziale Kohäsion und transnationale Kooperation durch Sprachen und
Kulturen – ein sprachpolitischer Diskussionsbeitrag
Europa und die Welt sind vielsprachig und multikulturell. Die einzelnen Länder werden
durch Sprachen und Kulturen der immer stärkeren Massenmigration bereichert. Die Einbürgerung der Zuwanderer ist allerdings mit vielseitigen rechtlichen, sozialen und sprachkulturellen Problemen verbunden. Die soziale Kohäsion ist unentbehrlich; sie muss auf nationaler Ebene hergestellt werden, bevor sie transnational realisiert werden kann. Aus dem
o.G. folgert, dass an die Gesellschafts- und Humanwissenschaften im Allgemeinen und der
angewandten Linguistik, den Neuphilologien und Kulturwissenschaften im Besonderen
neue Herausforderungen und wichtige Aufgaben gestellt werden müssen. Sprachkompetenz neben Kulturkompetenz, setzen Toleranz und Akzeptanz, Empathie für das Andere
– nicht das Fremde – voraus. Sie gewinnen an Bedeutung, will man den inneren und äußeren Frieden sichern. Fremdsprachen und Kulturen zu lehren und lernen muss also ein
ernst zu nehmendes (europäisches) Ziel sein, das neben der Wissenschaft und Bildungsinstitutionen auch durch Kommunen und Wirtschaft realisiert werden muss. Die transnationale, interkulturelle Kooperation im Hochschulbereich muss neu durchdacht und
stärker gefördert werden.
Schmidt-Bernhardt, Angela [email protected]
Die Arbeit mit Erinnerungsorten als Beitrag zum interkulturellen Lernen
In meinem Beitrag richte ich den Blick auf ein Kooperationsseminar, in dem Studierende
aus Marburg und Poznań in gemischten Kleingruppen deutsch-polnische Erinnerungsorte
erforschten und ihre Ergebnisse in einer Ausstellung präsentierten. Deutlich wurde dabei,
wie vielfältig die Blicke auf die Erinnerungsorte und auf die damit verbundene Geschichte
sind. Mit der Erinnerungskultur einer ethnischen oder nationalen Gruppe konstruiert die
jeweilige Gruppe ihr Bild der historischen Ereignisse. Welches Verständnis von Geschichte
sich hinter dem jeweiligen Blick auf den Erinnerungsort verbirgt und wie der kommunikative Austausch über die unterschiedlichen Blickrichtungen zur Erweiterung des interkulturellen Verstehens beitragen kann, soll in dem Beitrag erörtert werden.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Tao, Zhuo [email protected]
Kooperationsmöglichkeiten zwischen chinesischen u. deutschen Hochschulen z. Erhöhung studentischer wissenschaftlicher Schreibkompetenz
Chinesische Germanistikstudierende haben große Schwierigkeiten beim Verfassen wissenschaftlicher Texte in der deutschen Sprache. Das verkörpert sich v.a. in ihren akademischen Abschlussarbeiten, wie z.B. Bachelor- und Masterarbeiten. Während des Studiums in
Deutschland ist die fehlende Schreibkompetenz beim Verfassen einer wissenschaftlichen
Arbeit sogar der größte den Studienerfolg erschwerende Stolperstein vieler chinesischer
Studierender geworden. Demgegenüber wurden im Bereich des Deutschen als Muttersprache zahlreiche Untersuchungsergebnisse veröffentlicht und didaktische Schreibkonzepte
entwickelt, sowohl in der Schreibprozessforschung als auch in der Schreibproduktionsund -entwicklungsforschung. In welchem Ausmaß lassen sich Erfahrungen deutscher
Hochschulen zur Erhöhung der wissenschaftlichen Schreibkompetenz ihrer Studierender
als Beispiel für die chinesische Germanistik nehmen? Welche didaktischen Maßnahmen
bzw. curricularen Modelle sind der chinesischen Situation entsprechend zu empfehlen?
Gibt es die Möglichkeit, deutsche Absolventen der Fachrichtung Sinologie als potenzielle
Lehrkräfte in Studierwerkstatten oder ähnlichen Einrichtungen für chinesische Studierende an deutschen Hochschulen einzusetzen? Auf diese drei Fragestellungen wird die
Verfasserin in diesem Beitrag eingehen.
Wilp, Markus/Jentges, Sabine
[email protected], [email protected]
Chancen und Grenzen internationaler Kooperationen im Hochschulbereich. Deutsch-niederländische Zusammenarbeit in einem binationalen
Joint-Degree-Masterstudiengang
Der binationale Masterstudiengang Niederlande-Deutschland-Studien existiert seit 2009 und
ist seit 2011 als Joint-Degree-Studiengang auf deutscher und niederländischer Seite offiziell anerkannt. Dem von den Universitäten in Nijmegen und Münster gemeinsam angebotenen Studiengang geht eine langjährige und erfolgreiche Kooperation beider Institutionen voraus, auch im Bereich des Angebots gemeinsamer Studienprogramme (DoppelDiplom). Im konkreten Fall haben sich vor allem die unterschiedlichen rechtlichen Kontexte und Organisationsstrukturen als schwierig erwiesen, wobei die programmverantwortlichen Institute bei der Umsetzung des Studienprogramms wiederholt auf Konflikte
hinsichtlich der nationalen Vorgaben gestoßen sind. Die Unterschiede zwischen beiden
Ländern hatten insbesondere Auswirkungen auf das Erstellen der Prüfungsordnung u.a.
m. Dieser Beitrag will Einsichten geben, in die Widernisse und Hindernisse, die ein konsequent bi-national konzipierter Studiengang auf organisatorischer, rechtlicher und
struktureller Ebene zu bewältigen hat und ebenfalls auf mögliche, im Rahmen unseres Studiengangs erfolgreich erprobte Lösungsmöglichkeiten hinweisen.
You, Lanlan [email protected]
Möglichkeiten zur Förderung der Interkulturellen Kompetenz an
deutschen Hochschulen: Chinesische Germanistik-Austauschstudenten
Die deutschen Hochschulen haben mit der Unterstützung von BMBF und DAAD viele
Möglichkeiten zur Integration der ausländischen Studierenden und Wissenschaftlern in
den deutschen Hochschulalltag angeboten. In diesem Referat werden die Angebote ana-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
lysiert und durch empirische Untersuchung geprüft, ob oder inwieweit sie zur Förderung
der Interkulturellen Kompetenz der Germanistikstudenten beitragen.
Zhu, Kaifu/Memminger, Peter/Sun, Jialu
[email protected], [email protected]
Kooperationsprogramm zwischen Deutschland und China: Internationale Germanistik mit deutscher Wirtschaft
Die Hochschule Fresenius kooperiert seit 2007 mit einigen chinesischen Hochschulen. Praxisnähe und auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtete Studien- und
Ausbildungsinhalte sind einige der vielen Vorteile der Bildungsangebote der Hochschule
Fresenius mit den chinesischen Partnerhochschulen. Schon seit Beginn der Kooperation
wird die Hochschule Fresenius von den chinesischen Partnern mit dem Vorschlag konfrontiert, das Angebot für Chinesen, besonders für chinesische Germanistikstudenten um
einen Abschluss in Deutschland sowie ein Programm im Bereich der Schnittstelle von
Deutsch als Fremdsprache einerseits sowie Betriebswirtschaft andererseits zu erweitern.
Entwickelt wurde die Idee des Masterstudiengangs „Wirtschaft und Interkulturelle Kommunikation“. Das Kooperationsprogramm soll im Rahmen einzelner Module oder Lehrveranstaltungen sowohl die deutschen Sprachkenntnisse verbessern als auch betriebswirtschaftliche Inhalte vermitteln. Ziel des Kooperationsprogramms ist es, die chinesischen
Teilnehmer für eine Tätigkeit in deutschen oder chinesischen Unternehmen in beiden Ländern zu qualifizieren. Inhaltlich werden in dem Programm ca. 50 % Deutsch als Fremdsprache und ca. 50 % betriebswirtschaftliche Fächer gelehrt.
Sektion D 8 – Lernplattformen zum virtuellen Lernen – was bringen sie für
Lernen und Lehren und welche Chancen und Möglichkeiten für die internationale Germanistik
Leitung: Bärbel Kühn [email protected]
Ko-Leitung: Shuzhen Ren [email protected]
Altun, Aysegül/Schweger, Maren/Arslan, Tülin
[email protected]
„Wer liest denn meinen Text?!“ – Wie mithilfe einer Open-SourceLernplattform Sprachaufmerksamkeit gefördert werden kann
Mit diesem Beitrag wird anhand eines Projekts zwischen der türkisch-deutschen Universität Istanbul, dem Institut für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Mersin/TR
und der Volkshochschule Volmetal/NRW aufgezeigt, wie eine Lernplattform als intrabzw. interkultureller Begegnungsraum gestaltet werden kann, um gezielt die Sprachaufmerksamkeit von Lernenden zu sensibilisieren. Bei diesem Projekt werden Lernende, deren Profil und deren Motivation, eine Sprache zu lernen, sich deutlich voneinander unterscheiden, während eines Zeitraums von sechs Wochen in einem virtuellen Klassenzimmer
vereint, um gemeinsam an diversen Schreibaufgaben zu arbeiten. Ausgehend von der Annahme, dass Lernplattformen wie beispielsweise Moodle die Organisation solcher Kooperationen nachhaltig unterstützen und den Lernenden einen notwendigen Zeit- und Formrahmen geben, in den autonomes Lernen erfolgreich gebettet werden kann, soll das im
Vortrag vorgestellte Projekt eine Anregung dafür sein, wie Blended Learning für Lernende wie Lehrende interessant umgesetzt werden kann.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Frankenberg, Ansgar [email protected]
E-Learning – ein Begriff mit vielen Definitionen
Immer wieder wird sowohl unter Lernern als auch Sprachexperten die Frage diskutiert, ob
das Erlernen einer Fremdsprache durch die Nutzung von E-Learning-Angeboten möglich
ist. Das Meinungsspektrum zu diesem Thema ist groß. Eine Mehrheit bezweifelt jedoch,
dass E-Learning alleine ausreichend ist, um ein hohes Sprachniveau zu erreichen. Bei
dieser Diskussion wird jedoch leider allzu oft außer Acht gelassen, welche Definitionen
von E-Learning den verschiedenen Argumentationen eigentlich zugrunde liegen. Denn ELearning ist nicht gleich E-Learning, sondern lediglich ein Überbegriff zahlreicher Methoden, Wissen mit Zuhilfenahme elektronischer, zumeist webbasierter Werkzeuge zu vermitteln. Während E-Learning in der Regel lediglich mit reinem Selbststudium gleichgesetzt wird, bietet es doch sehr viel mehr Möglichkeiten. So eignet es sich nicht nur fabelhaft zur Ergänzung traditionellen Unterrichts, bietet Möglichkeiten des asynchronen
Lernens und erleichtert das Lernen im Flipped-Classroom. Auch der oft genannte Kritikpunkt, E-Learning lasse den sozialen Aspekt des Lernens außer Acht, lässt sich heute dank
zahlreicher Werkzeuge wie zum Beispiel des virtuellen Klassenraums leicht entkräften.
Gür, Sertan [email protected]
Entwicklung des Vokabulars mittels Lernnetzwerke bei DaF-Lernern
Soziale Lernnetzwerke unterstützen schon seit langem den Lernprozess im virtuellen
Bereich sowie die Kommunikation zwischen Lernern und Lehrkräften im Kontext von
Feedback und Kollaboration. Diese Arbeit beabsichtigt mittels Online-Aufgaben auf der
Edmodo-Platform, einem Lernnetzwerk, den Verlauf von diversen Lernergruppen zu betrachten und die Vor- und Nachteile darzustellen. Das Hauptziel entsteht in der Analyse,
indem schriftliche Aufsätze von verschiedenen DaF-Lernergruppen der Vorbereitungsklassen der Anadolu Universität auf dem Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmens nach ihren Spracherwerbssequenzen bewertet werden und inwieweit die
Sprachkenntnisse und Lernermotivation durch Online-Feedback gefördert werden können.
Die Daten basieren auf den Lerner-Outputs der Studienjahre 2013-2014, ohne Anwendung
von Edmodo, und der Studienjahre 2014-2015, mit Edmodo, und werden anhand der vergleichenden und analytischen Methode evaluiert. Abschließend werden Veränderungen
der Lerner-Auswirkungen am Vokabular bemessen und die Beihilfe, Leistung und Funktion der Lehrkraft des virtuellen Raums beim Lernprozess unter die Lupe genommen.
Hoffmann, Sabine [email protected]
Übersetzen als Interaktionsprozess - Wie Anfänger im DaF-Unterricht
Google Translator einsetzen
In dem Beitrag sollen Ergebnisse einer qualitativen Studie zu Interaktionsprozessen im
fremdsprachlichen Klassenzimmer im Umgang mit Google Translator vorgestellt werden.
Die Untersuchung wurde an der Universität Kalabrien 2013/14 durchgeführt. Bei den Studierenden handelt es sich um DaF-Lernende auf Anfängerniveau, die ausgewählte Teile
der Homepage des Sila-Naturparks erst vereinfachen und anschließend aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzen. Die Studie zielte darauf zu erfassen, wie mit den z.T.
diversen Vorschlägen, die Google Translator liefert, umgegangen wird, um eine adäquate
Lösung zu finden. In diesem Aushandlungsprozess steht der Anfänger aufgrund seiner
nur eingeschränkten Kompetenz, eine Entscheidung in Bezug auf grammatische, orthographische oder lexikalische Fragen zu treffen, vor der Notwendigkeit, diverse Strategien
mit Hilfe von Google Translator einzusetzen. Dieser Aushandlungsprozess wird in der
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
sprachlichen Auseinandersetzung sowie im nonverbalen Verhalten manifest und konstituiert eine spezifische Form von Interaktion. Zur Datenerhebung wurden Videografien
(10 h Arbeit in Vierergruppen), unterstützt durch Audioaufnahmen, eingesetzt und anschließend das Material vor dem Hintergrund eines Zusammenspiels von Diskurs- und
Interaktionsanalyse aufgearbeitet und analysiert.
Kühn, Bärbel Katharina [email protected]
Die Lernplattform EPOS
EPOS ist eine an der Universität Bremen entwickelte elektronische Lernplattform und in
ihrem Kern die elektronische Weiterentwicklung des Europäischen Sprachenportfolios
(ESP) mit den Funktionen der Selbstevaluierung, der Dokumentation der Lernergebnisse
und der Lernprozessbegleitung. Die Grundprinzipien sind Kompetenz- und Handlungsorientierung sowie die Förderung der Lernerautonomie. Wie das ESP hat EPOS drei
Grundbestandteile: Pass, Biographie und Dossier. Über ein Portfolio hinausgehend erlaubt
die EPOS-Plattform die Online-Kommunikation in Lerngruppen sowie mit Lehrpersonen
und Tutorinnen/Tutoren. Über eine Online-Verbindung zur Lernplattform Moodle können Lehrende den Studierenden Kurspläne, Aufgaben und Tests Online zur Verfügung
stellen. In EPOS passen Lernende sie ihren individuellen Lernbedürfnissen, Lerngeschwindigkeiten und der Arbeit in Lerngruppen an. In Zusammenarbeit mit Projektverantwortlichen des Europäischen Sprachenzentrums des Europarates in Graz konnten curriculare
Beschreibungen des interkulturellen Lernens, von Lernstrategien sowie der Sprachlehrerausbildung in EPOS integriert werden. An der Universität Bremen wird EPOS über das
Sprachenlernen hinaus für weitere Fächer eingesetzt und dient so der Vernetzung von
Sprache und Fach.
Liedtke, Joachim [email protected]
Strategien zur Förderung des autonomen Fremdsprachenlernens: Tablet
und Laptop als Lernhilfen zwecks Optimierung des Wortschatzerwerbs
Der solide Wortschatzerwerb zählt neben der Aneignung des grammatischen Regelwerks
zweifelsohne zu den grundlegenden und unabdingbaren Komponenten erfolgreichen
Fremdsprachenlernens. Trotz dieser beträchtlichen Relevanz des Vokabellernens für die
gelingende Fremdsprachenaneignung mangelt es jedoch nach wie vor an verlässlichen
Kriterien zur Auswahl der am besten geeigneten Lernstrategien und -methoden. Als mögliche innovative Lösungsstrategie lässt sich die moderne Computertechnologie unter Einsatz des so genannten Computer-Assisted Language Learning (CALL) heranziehen. Mit
Hilfe dieses erweiterten – hier CALLplus genannten – Konzeptes lässt sich ein Großteil der
für den Wortschatzerwerb relevanten Parameter nicht nur computergestützt empirisch
erfassen, sondern zudem auch detailliert auswerten, um dann auf der Basis der erzielten
Erkenntnisse Rückschlüsse auf die erfolgversprechendsten Lehr- und Lernstrategien
ziehen zu können. Mit der Präsentation der Zwischenresultate einer 4-jährigen Longitudinalstudie soll die Realisierung dieses Ansatzes vorgestellt und die Zukunftsperspektiven
einer solchen Herangehensweise insbesondere im Hinblick auf die Optimierung des
autonomen Fremdsprachenlernens erörtert werden.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Mossmann, Christian [email protected]
Das Potential der Virtuellen Lernplattform Moodle zur Vermittlung von
Deutsch als Fremdsprache mit Fokus auf der Vermittlung von Grammatik
Der zunehmende Einsatz virtueller Lernplattformen zur Unterstützung des Fremdsprachenlernprozesses bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, birgt aber auch Herausforderungen in Bezug auf das Design der Online-Aktivitäten sowie deren Validität. Das Referat beschäftigt sich mit den verschiedenen Phasen, die bei der Entwicklung solcher Online-Aktivitäten erforderlich sind. Es werden Überlegungen vorgestellt, die beim Design
von Online-Übungen sowie insbesondere Online-Tests zentral sind, sowie die verschiedenen Möglichkeiten, die die Lernplattform in Bezug auf Aufgabenstellungen, das Bereitstellen von Feedback sowie das Verfolgen von Studienleistungen bietet. Anschließend sollen die Vorteile des Einsatzes der Lernplattform sowohl aus der Perspektive der Lerner als
auch der Lehrer betrachtet werden. Abschließend wird diskutiert, wie man am besten mit
potenziellen Problemen umgehen kann. Während der Fokus auf dem Bereich Grammatik
liegt, werden auch Einsatzmöglichkeiten der Lernplattform für andere Sprachfertigkeiten
aufgezeigt. Das Referat verwendet die frei verfügbare und weitverbreitete Lernplattform
Moodle als Beispiel, allerdings sind einige der Prinzipien zum Design von Online-Aktivitäten auch auf andere Lernplattformen übertragbar.
Orduña, Javier [email protected]
Online-Tandem beim Fremdsprachenlernen. Das EU-Projket L3TASK
Dank technologischer Entwicklung hat das herkömmliche Kooperationsverfahren Tandem
beim Fremdsprachenlernen einen unverkennbaren Aufschwung erfahren. Auf der Spur
anspruchsvoller Tandemprogramme sowie parallel zu weiteren EU-Programmen hat sich
das vom EU Life-Long-Learning Ressort unterstützte L3TASK Projekt vorgenommen,
Schwächen und Stärken des Online-Tandems zwecks eines besseren Einbezugs in den institutionellen Fremdsprachenerwerb zu orten. Anvisiert werden kommunikative Strategien beim Online-Tandem durch chinesisch-, deutsch- und spanischsprechende Lerner des
Deutschen, Spanischen und Chinesischen. Über offensichtliche Logistikvorteile hinaus –
denn jeder Tandempartner sitzt im eigenem Zimmer vor dem gewöhnlichen Computer –
ermöglicht das Online-Tandem eine eigentümliche multimodale und -mediale Interaktion.
Dabei muss diese Fernvariante große Vorteile des herkömmlichen Tandems nicht einbüßen, wie etwa die große Awarenessquote gegenüber der L1 sowie die Taskbeschaffenheit des Tandems an sich. Gleichzeitig sind jedoch die Risiken des geographischen Abstandes keineswegs zu übersehen, denn letztendlich handelt es sich um eine Interaktion zwischen untereinander unbekannten Menschen. Damit die Kontinuität gewährleistet wird,
müssen Höflichkeits-, Verhandlungs- sowie Vorbereitungskompetenzen besonders beachtet werden, auch in ihrer Eigenschaft als kommunikative Routinen. Ebenso sehr dürften
die neuen technischen Verhältnisse einen besseren Einbau ins institutionelle Lernen ermöglichen.
Santana dos Santos, Marilene [email protected]
Mobile-Learning und Applets: Irgendwo, irgendwann und irgendwie
Fremdsprachen lernen?
Wir präsentieren Daten aus einer Forschung, die in einer brasilianischen Schule durchgeführt wurden. Es geht um die neuen Gewohnheiten der Sprachlernenden bei der Nutzung von Smartphones und Applets. Die vorläufigen Ergebnisse sind: M-Learning kann
Fremdsprachenlerner motivieren, und es eröffnet neue Möglichkeiten der persönlichen, so-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
zialen und kognitiven Leistungen. Diese Fähigkeiten beeinflussen die Art des Lernens auf
eine verantwortungsvolle, kooperative und hybridische Weise. Die Sprachlernenden sind
aktiver bei der Auswahl von Applets für das Sprachlernen, das heißt, wenn sie eine
Fremdsprache lernen wollen. Wenn sie in unterschiedlichen Umgebungen der digitalen
Kommunikation übergeben, übernehmen sie die Verantwortung für ihre Entscheidungen,
zum Beispiel: Wann der Kurs beginnt, wie man lernt, wie viel Zeit man zur Verfügung hat,
wie konzentriert man ist, wann das Lernen fortgesetzt wird, wann man eine Pause macht
oder den Kurs beendet, warum man einen bestimmten Kurs besucht, welche Gruppen von
Muttersprachler werden gesucht, um die Sprache zu üben usw. Die Befragten kämpfen
darum, Ausdauer und Freude zu haben, etwas Neues zu lernen sowie mangelnde Konzentration zu vermeiden. Sie verwenden vorhandene Werkzeuge von Applets, um mit
anderen Menschen zu lernen.
Schmidt, Sabine [email protected]
Wie können Lernplattformen die Lernerautonomie fördern?
Ausgehend von langjährigen Unterrichtserfahrungen mit Moodle als kursbegleitender
Lernplattform in C1-DaF-Kursen an universitären Sprachenzentren sollen in diesem Vortrag dessen Möglichkeiten und Grenzen als einer von der Lehrkraft organisierten Lernplattform kontrastiert werden mit denjenigen eines lernerzentrierten elektronischen Portfolios für Sprachen (EPOS), dessen Struktur fast ausschließlich von den Lernenden selbst
abhängt und dementsprechend ein hohes Maß an Autonomie verlangt. Während Moodle
eine klare Struktur anbietet und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Lernenden durch
Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort sowie durch die Bereitstellung unterschiedlichster
Materialien entgegenkommt (und nebenbei kooperatives Arbeiten zulässt), sind beim
Lernen mit einem Portfolio die Lernenden selbst ganz anders gefordert – sie müssen sich
das Gerüst für ihre Lernvorhaben selbst herstellen. Für viele Lernende und in Abhängigkeit von ihren bisherigen (Sprach-)Lernerfahrungen ist dies eine Überforderung, wie
eine Befragung unter Kursteilnehmenden, darunter etwa die Hälfte aus China, untermauert. Die klare Organisation bei Moodle ist eben Einengung und Hilfestellung zugleich.
Skrandies, Peter [email protected]
Die Konzeption und Umsetzung einer Lernplattform zur Entwicklung
von Lesekompetenzen im Bereich Deutsch als Wissenschaftssprache
Der Beitrag beschreibt und analysiert die Konzeption, Entwicklung und Realisierung einer
Moodle-basierten Online-Lernplattform zur Förderung von Lesekompetenzen im Bereich
Deutsch als fremde Wissenschaftssprache im Fachbereich Sozialwissenschaften. Die Auswahl und Gestaltung der Elemente der Plattform orientierten sich an den didaktischen Zielen: (i) ein Annotationswerkzeug, durch das Lesetexte mit geeigneten semantischen, lexikalisch-syntaktischen und enzyklopädischen Informationen und weiterführenden Links zu
anderen Texten angereichert werden können; (ii) eine Vokabel-Datenbank, die die systematische Wortschatzerweiterung im Bereich der alltäglichen Wissenschaftssprache und
der deutschen Fachsprache der Sozialwissenschaften unterstützt; (iii) Leseverständnisaufgaben und Tests, durch die die Lernenden selbstständig prüfen können, ob die erfolgte
Sinnentnahme erfolgreich war; (iv) gezielte Informationen zu den lexikalisch-syntaktischen
und textgrammatischen Charakteristika der deutschen Wissenschaftssprache der Sozialwissenschaften; (v) Links zu geeigneten Wortschatzhilfen im Internet; (vi) Online-Foren,
Wikis und Blogs, die die Zusammenarbeit, Diskussion und Feedback zwischen Lernenden
und Lehrenden ermöglichen.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Tanir, Ahmet [email protected]
Die Zufriedenheit der Studenten bezüglich des Einsatzes von interaktiven
Whiteboards im DaF Unterricht
Die interaktiven Whiteboards nehmen heute eine zentrale Stellung im Bildungsbereich in
der Türkei, besonders im Fremdsprachenunterricht ein. Die IWBs ermöglichen es, die Informationen an der Tafeln bezüglich der Vorlesungen zu speichern und in einer späteren
Unterrichtsstunde weiter zu verwenden. Diese Arbeit zielt darauf, die Zufriedenheit der
Studenten bezüglich des Einsatzes von interaktiven Whiteboards im DaF Unterricht festzustellen. Der Untersuchungsgegenstand bezieht sich auf die Umfrage von 100 Studenten,
die in der Abteilung für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Anadolu studieren.
In der ersten Phase, die man Designphase nennt, sind 10 Fragen vorbereitet worden, um
die Ansichten von Studenten zu bestimmen. In der Umfrage handelt es sich um die LikertSkala und die Fragebögen dieser Arbeit sind nach den Expertenansichten über den Einsatz
in den Klassen und die Eigenschaften von interaktiven IWBs an der Universität Anadolu
entsprechend vorbereitet worden. In den Umfrageergebnissen sind positive Einflüsse von
IWBs im Bereich Deutsch als Fremdsprache aufgetreten und sie erhöhen die Teilnahme
von den Studenten an den Vorlesungen.
Xu, Aizhen [email protected]
Kreative Medienkompetenz für Deutschlernen mit Medieneinsatz
Für die heutigen Studierenden weltweit ist es unentbehrlich, Medienkompetenz zu beherrschen, um sich zu orientieren und sich erfolgreich zu behaupten. Für den chinesischen
Deutschlerner ist die Medienkompetenz viel nötiger denn je, weil die Entwicklung der
Medieneinsatz im DaF-Unterricht in China einen Aufschwung erlebt und in China noch
nicht genügend auf die Frage nach dem richtigen Umgang mit Medien eingegangen wird.
Deshalb lohnt sich ein Versuch, rechtzeitig Medienkompetenz für Deutschlernen im chinesischen Rahmen zu diskutieren und ein geeignetes Modell zu entwerfen, das speziell zur
Situation der chinesischen Deutschlerner passt. Diese Medienangebote können die Denkweisen, Gewohnheiten und Wertpräferenzen der Zielsprachenländer durch alltägliche Szenen anschaulich präsentieren, aber hundertprozentige Vorurteilsfreiheit und Offenheit
kann man damit nicht sicherstellen, wodurch die interkulturelle Kompetenz gemindert
wird. Dazu müssen die Studenten jedoch das von Medien transportierte Wissen, besonders
das unterschwellige, kritisch erkennen und interpretieren können. Durch den kritischen
Ansatz von Medienkompetenz kann der Anspruch erfüllt werden. Dabei können die Lernenden zugleich ihre kulturelle Identität durch die reflexive Entwicklung der Medienkompetenz beim Umgang mit Medien stärken und Unterschiede zwischen der eigenen
Kultur und anderen Kulturen erkennen, was erste Schritte zur interkulturelle Kompetenz
bedeuten kann. Das „kreative Medienkompetenz“ wird auf einer soliden theoretischen
Basis und auch aus einer ganz frischen dynamischen Perspektive entworfen.
Xue, Lin [email protected]
Interkulturelles Lernen in einem virtuellen Raum
Computervermittelte Netzwerke sind zu einer wichtigen Form des interkulturellen Lernens geworden. Online-Netzwerke wie Lernplattformen verstärken den Austausch und
die Pflege von Informationen sowie die Bedeutung des locker verbundenen virtuellen, vernetzten Raums und verringen gleichzeitig die Relevanz des geografischen Raums. In Bezug auf das interkulturelle Lernen ist eine Plattform als mediales Mittel ein das Denken
und die Wahrnehmung beeinflussender Faktor. Seit einigen Jahren werden Lernplattfor-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
men zum interkulturellen Lernen eingesetzt. In diesem Beitrag wird erklärt, wie eine Plattform zu diesem Zweck benutzt werden kann und welche Merkmale das (interkulturelle)
Lernen durch eine Plattform bekommt. Man geht von den Anforderungen der Lernenden
aus. Dadurch wird es deutlich, mit welchen neuen Herausforderungen sich die Lehrenden
konfrontiert sehen. Man spricht hier von einer an die Wahrnehmungsdisposition von
Lernenden angepassten Pädagogik. Dieser Beitrag wertet aktuelle Forschungsergebnisse
aus und gibt einige Hinweise für die Gestaltung einer solchen Lernplattform und die neue
Rolle der Lehrenden mit der Betonung der aktiven Eigenverantwortung des Lernenden.
Sektion D 9 – Bedeutung und Vermittlung des Deutschen für die Fach- und
Berufskommunikation weltweit
Leitung: Udo Ohm [email protected], Matthias Jung [email protected]
Ko-Leitung: Bettina Cochran [email protected], Yuan Li
[email protected]
Ahrenholz, Bernt [email protected]
Der Erwerb von Relativsätzen und Folgen für Lernergrammatiken und
DaF/DaZ-Unterricht
Es werden Befunde zum Relativsatzerwerb bei vier erwachsenen Lernern vorgestellt. Die
Daten aus mündlichen Produktionen sind aus dem longitudinalen P-MoLL-Korpus, in
dem über ca. 2,5 Jahre der Deutsch-als-Zweitsprache-Erwerb dokumentiert wurde sowie
aus dem Crespi Günther-Korpus. Ergänzt werden Querschnittsdaten von 61 Sprechern aus
Kommunikationssituationen an der Hochschule (KIH) aus Sprechstunden. Bedeutung
kommt der Distribution und dem Erwerb von Objektrelativsätzen im Vergleich zu Subjektrelativsätzen im Input und im Erwerb zu. Die Relativsatzverwendung der NMS wird
dabei mit MS-Verwendungen verglichen. Die Daten der MS bilden nicht nur eine Vergleichsgröße in Hinblick auf mögliche Sprachverwendungen unter vergleichbaren kommunikativen Bedingungen, sondern können als möglicher Input gelten. Die Befunde werden kontrastiert mit Lernergrammatiken und Lehrwerken, um Folgen für die Vermittlungspraxis zu diskutieren. Relativsätze erscheinen als Sprachbereich besonders interessant, da sie als Indikatoren für zunehmende syntaktische Komplexität und fortgeschrittenen Erwerb gelten können. Sie stehen außerdem im Spannungsfeld von Syntaxerwerb
und Erwerb der Genus- und Kasusmarkierung. Gleichzeitig finden sich wesentliche Unterschiede im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch. Für evtl. neu zu strukturierende
Lernergrammatiken wird dabei davon ausgegangen, dass Befunde zu kontextspezifischem
Input und zu Erwerbsprozessen von Relevanz sind.
Averina, Olga [email protected]
„Einfach Biologie: Strukturen ermitteln – Inhalte erschließen“: Zur Vermittlung rezeptiver Grammatik im fachsprachlichen Deutschunterricht
Fachsprachen verwenden Elemente, die das Verstehen von Fachtexten wesentlich erschweren. Neben Fachbegriffen, die der komprimierten, redundanzfreien Darstellung von
Sachverhalten dienen, behindern besondere grammatikalische Konstruktionen und komplizierte Satzgefüge für die ungeübten Leser die Prozesse der Informationsverarbeitung
und machen oft Herstellung semantischer und syntaktischer Relationen zwischen Sätzen
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
sowie satzübergreifende Integration von Sätzen zu Bedeutungseinheiten unmöglich. Diese Defizite können durch Vermittlung der Strategien abgebaut werden, die die Lerner befähigen, fachsprachliche Schwierigkeiten zu bewältigen. Die erarbeiteten Lehr- und Lernmaterialen „Strukturen ermitteln – Inhalte erkennen“ basieren auf der rezeptiven Grammatik und haben zum Ziel, den Lernern explizit den Weg von der sprachlichen Form zu
Inhalten von biologischen Fachtexten nachzuzeichnen. Durch die einschlägigen Übungen
bekommen die Lerner ein leicht einsehbares Instrumentarium an die Hand, das ihnen ermöglicht, die Formen wahrzunehmen, die Strukturen zu erkennen, die Bedeutung aufzubauen und den Sinn auf der Satz- und Textebene zu erfassen.
Bao, Xiao [email protected]
Anforderungsprofil „Handlungskompetenz“ – eine empirische Studie
unter potentiellen Arbeitgebern chinesischer Germanistikabsolventen
Auch in China lernen viele Germanistikstudenten Deutsch mit dem Wunsch, diese Sprache
später im beruflichen Kontext verwenden zu können, vorzugsweise in einem deutschen
Unternehmen. Die chinesischen Hochschulen mit ihren Deutschabteilungen sehen sich daher veranlasst, die Germanistikausbildung am Marktbedarf zu orientieren, beispielsweise
durch das Angebot von „Wirtschaftsdeutschunterricht“. In den letzten Jahren rückt der Begriff „Handlungskompetenz“ als Entwicklungsziel immer mehr ins Zentrum der Diskussion über die Germanistikausbildung in China. Was aber die reale Arbeitswelt von den
Germanistikabsolventen konkret erwartet, was Handlungskompetenz beinhaltet, dazu fehlen empirische Untersuchungen. Ein Experteninterview unter potentiellen Arbeitgebern
chinesischer Germanistikabsolventen wurde deshalb durchgeführt, um den Deutschbedarf
deutscher Unternehmen und Institutionen in China zu ermitteln. In der Studie wurde
ebenfalls untersucht, welche weiteren berufsrelevanten Kompetenzen von den Arbeitgebern erwartet werden, ob und in wie weit die vorhandenen Kompetenzen der Germanistikabsolventen diesen Erwartungen entsprechen und welche Verbesserungsvorschläge gegeben werden können.
Cai, Hong [email protected]
Entwicklung von Bedarfsanalysen: Konzepte, Wechsel von Forschungsparadigmen und Methoden
Die Entwicklung von Bedarfsanalysen ist einerseits durch die wirtschafts-gesellschaftlichen Änderungen verursacht, die quantitativ mehr Gelegenheiten für fremdsprachliche
Kommunikationen und gleichzeitig qualitativ auch neue Bedarfskategorien ermöglichen;
andererseits von Forschungsergebnissen und didaktischen Ansätzen des Fremd- sowie
Zweitsprachenlernens beeinflusst, weil Bedarfsanalysen als „die Grundlage“ oder „der
erste Schritt“ der Curricula-Entwicklung dienen sollten. In der Forschung über Bedarfsanalysen wird in den letzten Jahrzehnten sowohl eine Erweiterung am Untersuchungsobjekt als auch an den Methoden zu beobachten. Dabei ist die Bedarfsanalyse selbst als Verfahren anstatt des Bedarfs als Produkt immer mehr in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses gerückt. In diesem Beitrag wird versucht, durch eine Recherche über die Studien
zum Sprachenbedarf am Arbeitsplatz, sowohl in Bezug auf ESP im Angelo-amerikanischen
Raum als auch zum berufsorientierten Fremd-/Zweitsprachenlernen in Deutschland bzw.
Europa, einen Überblick über die Merkmale von den Projekten und die Entwicklung von
Bedarfsanalysen darzustellen.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Cothran, Bettina [email protected]
Wirtschaftsdeutsch im Südosten der USA: Fachsprachenprogramme als
Vorbereitung auf Bedarf deutscher Firmen der Automobilbranche
Nach Jahren steigender Nachfrage des Deutschen landesweit und auch im Bundesstaat Georgia, ist ein fast zehnprozentiger Abstieg zu verzeichnen. Dem gegenüber stehen stabile
und sogar steigende Einschreibungszahlen bei Programmen, die fachsprachlich ausgerichtet sind. Im Raum Atlanta sind vier große Automobilfirmen mit ihrem US-Firmensitz bzw.
mit Montagewerken vertreten, dazu eine Vielzahl von Zulieferern. Im Raum Atlanta arbeitet die technische Hochschule Georgia Institute of Technology u.a. eng mit den deutschen
Firmen zusammen; außer einem Fachsprachenprogramm werden Studenten mit Deutschkenntnissen bei den Firmen als Praktikanten bzw. Berufseinsteiger platziert. In meinem
Vortrag möchte ich die Zusammenarbeit der deutschen Firmen mit den Highschools und
den Colleges/Universitäten vorstellen, sowie die Erwartungen der Industrie in Bezug auf
(fach-)sprachliche Vorbereitung einerseits, und die Erfahrungen der Studenten in Bezug
auf fachsprachliche und interkulturelle Vorbereitung andererseits darlegen.
Eisert, Kerstin [email protected]
Förderung der deutschen Sprache im universitären Hochschulbereich im
Hinblick auf die berufliche Aus- und Weiterbildung im Libanon
-Das libanesische Schulwesen im Spiegel der Mehrsprachigkeit und seine grundlegenden
Probleme; -Überblick zur Geschichte der deutschen Sprache im Libanon und der Aufbau
von zwei Auslandsschulen mit DaF als Begegnungssprache; -Förderung der deutschen
Sprache aus Sicht der Studierenden in den Masterstudiengängen (Fachkommunikation) an
der LIU anhand eines Fragebogens und Auswertung, Aufbau eines gestaffelten Sprachprogramms zur Vorbereitung auf ein Aufbaustudium in Deutschland; Fragestellungen: 1.
Wie kann die deutsche Sprache einen besseren Stellenwert durch die Förderung von deutschen Kulturinstitutionen in Zusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft erlangen? 2.
Einbeziehung des pasch-Netzwerkes bei der sprachlichen Vorbereitung auf ein Studium in
Deutschland und welche inhaltlichen Schwerpunkte sind dafür notwendig? Abgleichung/Abstimmung der Prüfungsformate in der sprachlichen Vorbereitung? 3. Erweiterung binationaler pädagogisch ausgerichteter Studiengänge: Libanon/Deutschland 4.
Sprachliche Vorbereitung im landesweiten Berufsbildungsprogramm in den Mittelschulen
und bei der Ausbildung der Lehrkräfte in Zusammenarbeit mit der GTZ und den Sekundarschulen mit Mittelschulabschluss; 5. Einbeziehung interkultureller Erfahrungen bei der
DaF- Lehrerausbildung.
Ilse, Viktoria [email protected]
Wirtschaftsdeutsch in Mittelosteuropa am Beispiel des Bedarfs des ungarischen Arbeitsmarkts
In Ungarn ist Deutsch meist die erste Fremdsprache, was den engen Beziehungen zum
deutschsprachigen Raum zu verdanken ist. Trotzdem nimmt auch hier die Zahl der
Deutschlerner ab. Dem entgegen steht die Entwicklung des ungarischen Arbeitsmarktes:
Viele Arbeitgeber verlangen wegen der wirtschaftlichen Beziehungen zu den deutschsprachigen Ländern bestimmte Kompetenzen in Deutsch als Fremdsprache von ihren Arbeitnehmern. Wie diese genau sein sollen, ergab eine Befragung von verschiedenen Firmen.
Hierbei konnten genaue Defizite der Arbeitnehmer in den Fertigkeiten benannt werden.
Demgegenüber steht das Wissen über den Berufsalltag in einer Fremdsprache, welches im
Rahmen einer Befragung von Studierenden und von DozentInnen der TU Budapest er-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
mittelt wurde. Wenn man dies noch im Kontext der obligatorischen Sprachprüfung und
der regionalen Lehrwerke für Wirtschaftsdeutsch betrachtet, so kann man eindeutig
Schlüsse über das erfolgreiche Bestehen der Wirtschaftsdeutsch-Lerner im Berufsalltag ziehen. In meinem Vortrag möchte ich die Ergebnisse der Firmenbefragung, der Befragung
der Studierenden und der DozentInnen der TU Budapest im Zusammenhang mit den regionalen Sprachprüfungen und -lehrwerken vorstellen. Ungarn sehe ich stellvertretend für
die Region Mittelosteuropa.
Jung, Matthias [email protected]
Berufsbegleitender Deutscherwerb im Spannungsfeld von formellem,
informellem und non-formalen Lernen
Dem berufsbegleitenden wird im Unterschied zum berufsvorbereitenden Sprachenlernen
wenig Beachtung geschenkt, obwohl seine Bedeutung in einer zunehmend mehrsprachigen Arbeits- und Berufswelt rasant zunimmt. Berufsbegleitend bezogen auf den Erwerb
einer Fremd- oder Zweitsprache soll hier bedeuten, dass der Lerner parallel zum Lernen
im Unterricht bereits am Arbeitsplatz regelmäßig fremdsprachlich handelt und die dazu
notwendigen berufsfeldspezifischen Fertigkeiten inkl. Fach- und Handlungswissen zwar
schon erworben hat, aber Defizite in ihrer sprachlichen Realisierung hat. Ein besonderes
Augenmerk gilt dabei dem Zusammenwirken des gesteuerten Lernens durch professionelle Sprachmittler mit dem unsystematischen „verstreuten“ Spracherwerb im Handlungsvollzug am Arbeitsplatz. Die Optimierung dieses Prozesses verändert nicht nur die Rolle
des Lehrenden, sondern erfordert auch die Gestaltung des Arbeitsplatzes als Lernumfeld
und die Entwicklung spezieller Portfolios, die das berufsbegleitende Lernen individualisiert unterstützen. Entsprechende Modelle und Materialien werden anschließend zur Verdeutlichung vorgestellt.
Kołsut, Sławomira/Gebal, Przemysław Ernest
[email protected] [email protected]
Der berufsorientierte DaF-Unterricht in Mitteleuropa. Erwartungen des
Arbeitsmarktes – fachsprachliche Kompetenzprofile – multimediale
Lehrmaterialien
Nach sinkendem Interesse an der deutschen Berufssprache in den mitteleuropäischen Ländern hat die Eröffnung des deutschsprachigen Arbeitsmarktes den Rang des Deutschen
verstärkt. Die heutigen Curricula und Kursinhalte im berufsorientierten Deutschunterricht
entsprechen sehr oft nicht den Erwartungen der Arbeitgeber. Die moderne Berufssprachendidaktik sollte die Dynamik des rasch ändernden Arbeitsmarktes in größerem Masse
berücksichtigen. In unserem Referat präsentieren wir die Ergebnisse der quantitativ-qualitativen Untersuchung, die wir im Rahmen des europäischen Projektes JASNE-Alles klar!
Mehrsprachig handeln mit Erfolg in über 150 mitteleuropäischen Unternehmen durchgeführt haben. Das gesammelte empirische Material wurde zur Basis der erarbeiteten
berufssprachlichen Kompetenzprofile für ausgewählte Branchen sowie der praktischen
multimedialen Lehrmaterialien.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Li, Xinchi/Lian, Fei [email protected]
Lernen chinesische Schüler Deutsch für den Beruf? Eine empirische Studie in chinesischen Schulen
In den letzten Jahren ist die Zahl der Deutschlerner an chinesischen Schulen kontinuierlich
gestiegen. Deutsch wird als zweite Fremdsprache neben Englisch im Pflichtfach oder
Wahlfach immer öfter unterrichtet. Inzwischen hat sich Deutsch zu einer der am meisten
gelernten Fremdsprachen entwickelt. Warum lernen die Schüler Deutsch? Was motiviert
sie? Sind bessere Berufsaussichten eines der Motive, die eine Hauptrolle spielen? Um diese
Fragen zu beantworten, haben wir eine empirische Untersuchung in vier unterschiedlichen
Schulen in der Zhejiang Provinz durchgeführt, die qualitative und quantitative Methoden
kombinierte. Wir schenken insbesondere dem Beachtung, ob die Schüler Deutsch für eine
bessere berufliche Aussicht lernen und was für eine Rolle dieses Motiv bei der Entscheidung für Deutsch spielt. Es geht aus der Untersuchung hervor, dass Motivation zum
Deutschlernen nicht viel mit Berufsaussichten zu tun hat. Welche Faktoren haben dazu
geführt? Und was motiviert eigentlich die chinesischen Schüler zum Deutschlernen? Im
Vortrag werden die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert.
Lundgren, Svetlana [email protected]
Non scholae sed vitae discimus: Die Gründung des Lehrstuhls für
Deutsch als Fremd- und Fachsprache an der TU Bischkek (Kirgisistan)
Das 2004 gegründete Deutsch-Kirgisische Technische Institut, das im Rahmen eines
DAAD-Projekts mit technischen Hochschulen in Berlin und Köln zusammenarbeitet,
bekam im Sommer 2014 einen Lehrstuhl für Deutsch als Fremd- und Fachsprache (Deutsch
Zentrum). Die Besonderheit dieses Projekts liegt in seinem Format: Der Lehrstuhl darf neben regulärem Sprachunterricht nicht nur kommerzielle Kurse anbieten, sondern arbeitet
nach dem Vorbild einer Sprachschule mit abgeschlossenen Unterrichtsmodulen, Zwischentests, Prüfungen mit DAAD-Sprachzertifikaten, Befragungen zur Kundenzufriedenheit
und Projekttagen. Eine besondere Errungenschaft des Lehrstuhls besteht darin, dass Studierende (potentielle Ingenieure) am Ende eines jeden Semesters aufs Neue in Unterrichtsgruppen eingeteilt werden, entsprechend ihren aktuellen Sprachkompetenzen. Deutsch ist
dabei nicht der Hauptgegenstand des Hochschulstudiums, sondern nur ein wichtiges
begleitendes Mittel: Dessen ist sich das DeutschZentrum bewusst. Sein Motto ist „Deutsch
fürs Leben“ und die deutsche Sprache ist dabei ein Weg in die Zukunft für qualifizierte
technische Fachkräfte.
Mayr, Waltraud Brigitte [email protected]
Bedarfsanalyse für Deutsch am Arbeitsplatz in Malaysia-ansässigen
multinationalen Firmen
Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der deutschen Sprach-Bedürfnisse von Mitarbeitern in multinationalen Unternehmen in Malaysia sowie der Erwartungen der Arbeitgeber
an den Deutschunterricht in ihren Firmen. Als weitere Größe fließt die Ausbildung für
nachhaltige Entwicklung (BNE) mit ein. Die Sprachlernbedürfnisse werden beschrieben
und als Grundlage für die Entwicklung von Sprachprogrammen für die Erwachsenenbildung aufgearbeitet. Die Mixed-mode-Forschungsmethode wurde gewählt, um zum einen
ein Spektrum von Vorstellungen über den Deutschunterricht in Deutschen Firmen in
Malaysia (qualitativ) zu erhalten und zum anderen um eine Bewertung des Deutschunterrichts (quantitativ) vornehmen zu können. Die Ergebnisse der durchgeführten Bedarfsanalyse zeigen eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage hinsichtlich der benötigten
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Fertigkeiten in der Sprache Deutsch als auch in anderen Fertigkeiten, die die Arbeitgeber
für äußerst wichtig halten. Insbesondere Fertigkeiten im Bereich Schlüsselkompetenzen
und Arbeitstechniken werden gefordert, jedoch kaum im Unterricht eingeschlossen. Die
Ergebnisse liefern somit konkrete Ansatzpunkte für die Verbesserung des Deutschunterrichts und damit der kommunikativen Kompetenz am Arbeitsplatz.
Ohm, Udo [email protected]
Sprachausbau als konstitutiver Faktor fachlichen Lernens im Kontext
Deutsch als Zweit- und Fremdsprache
Es können für die erstsprachliche Intersubjektivitätsentwicklung drei Phasen unterschieden werden: (i) die Phase der wechselseitigen emotionalen Beeinflussung von Kind und
Bezugsperson durch stimmliche und einfache sprachliche Äußerungen; (ii) die Phase der
Herstellung gemeinsamer Aufmerksamkeit auf Objekte der Umgebung durch handlungsbegleitenden Sprachgebrauch; (iii) die Phase der symbolischen Verwendung von Sprache
unter Berücksichtigung der Perspektive anderer, um mit diesen Ideen, Pläne, Ziele, Überzeugungen etc. teilen zu können. Diese drei Phasen werden in etwa vier Jahren durchlaufen. Beim Fremdsprachenlernen sieht sich der Lernende hingegen mit der Aufgabe
konfrontiert, diese Fähigkeiten nahezu gleichzeitig zu entwickeln. Zu den zusätzlichen
Anforderungen, die sich hieraus für Lernen in Deutsch als Fremdsprache ergeben, liegen
bisher keine Forschungsarbeiten vor. Es kann aber auf Vorarbeiten zum Sprachausbau aus
dem Fachgebiet Deutsch als Zweitsprache bzw. aus der Migrationslinguistik zurückgegriffen werden. Unter Rückgriff auf diese Vorarbeiten und o.g. Arbeiten zur Intersubjektivitätsentwicklung soll im Beitrag der Zusammenhang zwischen dem fachlichen bzw.
beruflichen Lernen und dem Erlernen von Deutsch als Fremdsprache analysiert und an
Beispielen aus der beruflichen Praxis diskutiert werden.
Otto, Gabriele Elisabeth [email protected]
Bedeutung von Rollenmustern in ausgewählten fach- und berufsbezogenen Lehrwerken für Deutsch als Fremd-/Zweitsprache
Für die Bereiche Technik und Ingenieurwesen, Medizin, Wirtschaft sowie Studium sollen
Lehrwerke dahingehend untersucht werden, welche Bedeutung kommunikationsrelevanten, berufsspezifischen Rollenmustern gegeben wird. Es soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern Lehrwerke auf die Rollendistanz des Lehrenden und des Lernenden
eingehen. Einen weiteren Aspekt bildet die Frage nach ‚Gender und Kommunikation‘ als
bedeutsame Kategorien im Fachspracherwerb. Es sollen Spezifika von fach- und berufsbezogenen Lehr-/Lernmaterialien und der Unterrichtsdidaktik kontrastiv zu Allgemeinsprache vermittelnden Lehrwerken analysiert und dargestellt werden. Vorüberlegungen
basieren auf der Beobachtung, dass ein hoher Anteil der Sprachlehrenden im Bereich
‚Deutsch als Fremdsprache‘ weiblich und ganz überwiegend fachfremd ist. Kenngrößen
wie Geschlecht, Alter und Hierarchie haben jedoch kultur- und lernerspezifisch in
beruflicher Kommunikation Einfluss auf das kommunikative Verhalten und sollten somit
im Sprachlernprozess systematisch Eingang in die Reflexion finden. In welcher Weise diese Aspekte in den zu untersuchenden Materialien ihren Niederschlag finden, wird Gegenstand meines Vortrags sein. Darüber hinaus möchte ich Ergebnisse einer Befragung am
Studienkolleg der Technischen Universität Berlin zu dem Thema Rollenmuster im fachsprachlichen Lernprozess in die Präsentation einbeziehen.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Qian, Chunchun [email protected]
Kommunikative Handlungskompetenz in der interkulturellen Wirtschaftskommunikation
Wie in vielen anderen Ländern, ist das Germanistikstudium in China seit den 1980er
Jahren auch von Umwälzungen betroffen. Sie sind auf die politischen, wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Veränderungen in China in den letzten Jahrzehnten, besonders seit
der Reform- und Öffnungspolitik Chinas (1978) und dessen Eintritt in die WTO (2001), zurückzuführen. Diese Veränderungen haben auch eine tiefgehende Veränderung des Berufsprofils von chinesischen Germanistikabsolventen ausgelöst. Anstatt als Deutschlehrer
oder reine Dolmetscher/Übersetzer nach dem Studium zu arbeiten, zeigen immer mehr
Germanistikabsolventen starkes Interesse für einen Arbeitsplatz in einem internationalen
Unternehmen. Um sich den veränderten Umständen anzupassen und den Studiengang
Germanistik weiterhin zu legitimieren, haben viele chinesische Universitäten angefangen,
die Germanistik zu reformieren. Die Lehrveranstaltung „Wirtschaftsdeutsch“ wurde daher
im chinesischen universitären Umfeld eingeführt und etabliert. Basierend auf der Theorie
des handlungsorientierten Unterrichts wird in diesem Beitrag ein ganzheitlicher integrativer didaktischer Ansatz für den chinesischen Wirtschaftsdeutsch-Unterricht dargestellt.
Schneider, Birgit [email protected]
Deutsch „zertifiziert“ - die zunehmende Bedeutung von Sprachnachweisen im universitären DAF-Unterricht für migrationsorientierte Lerner
Auf allen Niveaustufen des GER wächst die Nachfrage nach anerkannten Sprachzertifikaten zum Nachweis des sprachlichen Kompetenzniveaus. Studierende und arbeitssuchende Akademiker aus südeuropäischen Krisenländern wie Italien, wo qualifizierte Absolventen kaum noch berufliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, benötigen immer
häufiger Sprachzeugnisse als Voraussetzung für Stipendien, für das Studium an Universitäten und für Arbeitgeber in deutschsprachigen Ländern. Die sog. Flucht der klugen
Köpfe stellt neue Anforderungen an DAF-Lehrende im universitären Deutschunterricht,
der über den allgemeinen Sprachunterricht hinausgeht. Im Fokus steht dabei nicht nur die
gezielte Vorbereitung auf spezielle Testverfahren und -formate standardisierter Sprachprüfungen, sondern auch die Vermittlung von fach- und berufsorientierten Kommunikationsformen, wie es die zahlreichen Neuerscheinungen von berufsbezogenen DAF-Lehrwerken belegen. Der Beitrag beschreibt diese Entwicklung 1. ausgehend von Ergebnissen
der DAAD-geförderten Südeuropa-Arbeitsgruppe "Poseidon", die seit zwei Jahren die
neue Migrationswelle nach Deutschland untersucht 2. auf der Grundlage von in Italien
erhobenen statistischen Daten bei Studierendenbefragungen und 3. aufgrund der eigenen
zehnjährigen Erfahrung als TestDaf-Prüfungsbeauftragte und Leiterin von TestDaf-Vorbereitungskursen an der Universität Pisa. Daraus leiten sich Vorschläge für einen bedarfsorientierteren DAF-Unterricht ab, der den spezifischen Zertifizierungs-anforderungen und
der migrationsorientierten Lernermotivation Rechnung trägt.
Schütz, Ursula [email protected]
DaF bei Studierenden der Ingenieurwissenschaften in der Türkei und
Qualifizierungsmöglichkeiten für die Vermittlung an den Deutschlehrerabteilungen
Der Schwerpunkt in diesem Beitrag soll auf die Beweggründe der Lerner und die Aussichten der Zusatzausbildung Deutsch als Fremdsprache an den ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten in der Türkei mit Schwerpunkt auf die Anadolu Üniversität in Eskişehir
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
gerichtet sein. Außerdem soll näher betrachtet werden, inwieweit heute innovative Vermittlungswege bereits umgesetzt werden oder weiter verwirklicht werden könnten. Insbesondere aber wird dargestellt, ob und wie der vermehrte Deutschvermittlungsbedarf im
Bereich fach- und berufsbezogene Sprachkompetenzen schon bei bestimmten Studierenden- und Absolventengruppen der Deutschlehrerabteilungen türkischer Universitäten aufgegriffen werden kann, indem neue Bausteine zur Qualifizierung angeboten werden. So
haben beispielsweise vor allem die Studierenden der Deutschlehrerabteilung, die aus
Deutschland in die Türkei gekommen sind, ein hohes Potenzial, Ihre schon sehr ausgeprägten Deutschkenntnisse für den Bereich der Vermittlung fach- und berufsbezogener
Sprachkompetenzen für Ingenieure zu spezifizieren. Da diese andere Berufsfelder oft attraktiver finden gilt es hierbei auch, für neue Wege und Perspektiven im Deutschlehrerberuf erst zu sensibilisieren und langfristig zu werben.
Trede, Steffen Alexander [email protected]
Deutsch für den Beruf in deutschen Tochtergesellschaften in Mexiko:
Arbeitgebererwartungen, Bedarf am Arbeitsplatz und Kompetenzerwerb
Dieser Beitrag geht der Frage nach, welchen Stellenwert deutsche Auslandsniederlassungen in einer dynamischen Industrieregion Mexikos den Deutschkenntnissen ihrer lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beimessen. Inwiefern ist es bei qualifizierten
Arbeitskräften wie Ingenieuren ein Einstellungs- oder Beförderungskriterium bzw. im
Falle mangelnder Kenntnisse ein Karrierehindernis? Zudem wird exemplarisch untersucht,
wie seitens mexikanischer Lernender Kompetenzen in Deutsch als Fremdsprache (DaF) für
den Beruf vor Ort aufgebaut werden. Berichtet wird über eine empirische Untersuchung,
die sowohl Fragen bezüglich der Nachfrage- als auch der Angebotsseite nachgeht. Dazu
wird zum einen eine Arbeitgeber-Umfrage zur Bedeutung von Deutschkenntnissen als
„Asset“ von Bewerberinnen und Bewerbern sowie von Angestellten durchgeführt. Zum
anderen werden Bewerberinnen und Bewerber und in deutschen Unternehmen tätige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ihren Lernerbiografien und Lernstrategien befragt.
Das Teilgebiet „Fach- und berufsbezogenes Deutsch“ als Forschungsgegenstand ist nicht
zuletzt durch die Verbindung mit dem Themenkomplex „Mehrsprachigkeit“ derzeit en
vogue.
Sektion D 10 – Kognition der Mehrsprachigkeit
Leitung: Jörg Roche [email protected]
Ko-Leitung: Parvaneh Sohrabi [email protected]
Acar, Çimen Yasemin [email protected]
Eine Analyse einiger alltäglichen Dialogen bezüglich der Fertigkeit
Sprechen
Seit der kommunikativen Wende rückte das Kommunizieren in der Zielsprache in den
Vordergrund und daher legt man in der Didaktik von Fremdsprachen einen besonderen
Wert auf die Fertigkeit „Sprechen“. Besonders in nicht-deutschsprachigen Ländern ist es
von großem Belang, dass der Alltag der Zielkultur im Fremdsprachenunterricht widergespiegelt wird, bzw. die alltäglichen Dialogen der Zielkultur im Unterricht behandelt werden. In der vorliegenden Arbeit werden die von den türkischen Deutschlernenden simulierten alltäglichen Dialogen, auf die sie in der Zielkultur häufig stoßen könnten, hin-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
sichtlich der Fertigkeit „Sprechen“ und der gesprochensprachlichen Merkmale untersucht.
Die 24 StudentInnen im Alter von 20 bis 25, die an dieser Studie teilnahmen, kommen aus
unterschiedlichen Regionen der Türkei und haben bereits ein Jahr lang Deutsch gelernt.
Die Analyse erfolgt durch die funktional-pragmatischen Diskursanalyse. Das hinsichtlich
des Inhalts, der Situativität und der Sprachrichtigkeit analysierte Datenmaterial zeigt, dass
etwa 79% aller Dialoge (58/73) inhaltlich richtig vollzogen werden, 73% von allen fokalen
Äuβerungen situationsgemäß sind, und 18 verschiedene Fehlerarten in allen Dialogen
festgestellt werden. Die Ergebnisse der Analyse legen dar, dass die Rollenspielgespräche
durch die Merkmale der Lehrwerkdialoge und der geschriebenen Sprache geprägt sind,
und die gesprochensprachlichen Elemente, wie Partikel, Interjektionen, Ellipse, Anakoluthe usw. sehr selten vorkommen. Schlüsselwörter: Dialoge, Fertigkeit Sprechen, Situativität, Sprachrichtigkeit.
Andel, Maja [email protected]
Kognaten bei DaF-Lernern im Vorschulalter
Kognaten sind Wörter, die in zwei Sprachen in Form und Bedeutung identisch oder sehr
ähnlich sind. Viele psycholinguistische Experimente haben bisher gezeigt, dass sie die
Bearbeitung einer Fremdsprache fazilitierend oder hemmend beeinflussen, wodurch man
sehr gut die Interaktion zwischen den mentalen Lexika der Muttersprache und der Fremdsprache beobachten kann. In der vorliegenden Arbeit untersuchen wir, ob die bekannten
Kognateneffekte schon bei DaF-Lernern im Vorschulalter eintreten. Um dies herauszufinden, unterziehen wir eine Gruppe von 15 Daf-Lernern im Alter zwischen 4 und 7 Jahren
einer auditorischen lexikalischen Entscheidungsaufgabe in Form eines Computerspiels.
Aufgrund ihrer Reaktionszeiten für kroatisch-deutsche phonologische Kognaten und
nicht-kognate Kontrollwörter kann festgestellt werden, ob schon in dieser frühen Lernphase Beziehungen zwischen den mentalen Lexika der L1 und L2 hergestellt werden. Eine
weitere Frage, die sich hier stellt ist, ob die gefundenen Kognateneffekte in diesem Alter
denen ähneln, die für erwachsene Versuchspersonen beobachtet wurden oder auf eine
andersartige Entwicklung hinweisen.
Cristiani, Valentina [email protected]
Adjektivvermittlung mit kognitionslinguistisch basierten Animationen
Im Rahmen der Grammatikvermittlung im Unterricht des Deutschen als Fremdsprache
stellt der Erwerb der Adjektivdeklination eine der größten Schwierigkeiten für die Lerner
dar (Witte 2014). Es ist davon auszugehen, dass ein Erwerb der Adjektivdeklination
durch Computeranimationen, welche auf kognitionslinguistischen Theorien basieren,
erfolgreicher ist als die Vermittlung durch traditionelle Lehrmethoden. Zur Untersuchung dieser Hypothese werden daher sowohl die Kasusdeklination als auch das Konzept der Definitheit beziehungsweise Indefinitheit der Adjektive auf Basis kognitionslinguistischer Theorien dargestellt. Hierbei wird die traditionelle, zum Teil in sich selbst widersprüchliche Dreiteilung der Adjektivdeklination auf Basis der begleitenden Artikelwörter (bestimmt, unbestimmt, Nullartikel) aufgelöst und durch ein intuitives Deklinationssystem ersetzt, das auf den kognitionslinguistischen Konzepten des bounding
und des one candidate beruht (Langacker 2013). Dieses wird anschließend in einer
Reihe von interaktiven, lernerfreundlichen Computeranimationen abgebildet, die drei
Gruppen zu jeweils etwa 20 Lernern des Deutschen als Fremdsprache auf A2-Niveau
getestet werden. Drei Kontrollgruppen des gleichen Niveaus erwerben die Adjektive
gleichzeitig mit traditionellen Lehrmethoden. Nach der Vermittlung des Stoffes werden
die Kenntnisse aller Gruppen getestet und miteinander verglichen. Dieses Testverfahren
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
wird überdies etwa zwei Monate später wiederholt, um zu überprüfen, ob die vermittelten Kenntnisse auch tatsächlich im Langzeitgedächtnis der Lerner gespeichert werden.
Die Ergebnisse werden zeigen, ob eine Vermittlung der Adjektivdeklinationen durch
auf kognitionslinguistischen Theorien basierende Animationen zu einem größeren
Lernerfolg führt als traditionelle Methoden.
Compaore, Clement [email protected]
Kollaboratives Lernen mit Grammatikanimationen zu Wechselpräpositionen
Der Vortrag stellt die Ergebnisse einer Studie zum Mehrwert von Bedeutungsaushandlungsprozessen für den Erwerb grammatischer Konzepte des Deutschen anhand von Animationen vor. Theoretisch geht die Arbeit von einem kognitionslinguistischen Sprachkonzept aus und baut auf das Konzept der Handlungsorientierung in der Sprachvermittlung
auf. Die Frage, inwiefern gemeinsame Bedeutungsaushandlungsprozesse den Konzeptualisierungsvorgang bei der Arbeit mit Grammatikanimationen beeinflussen, liegt der Untersuchung zugrunde. Ziel der Forschung bestand darin, empirisch zu erfassen, ob ausgehandelte Interaktionen zwischen Lernenden zu besseren Leistungen bezüglich der
grammatischen Konzeptualisierung bei Deutschlernern führen. Es wurden zur Erfassung
der Lernleistung ein Vortest und zwei Nachtests sukzessiv durchgeführt. Zur Messung des
konzeptuellen Verständnisses wurden zuletzt Concept Map-Aufgaben eingesetzt. Die erstellten Concept Maps wurden im Rahmen von Einzelfallanalysen in Hinblick auf ihre semantische Struktur ausgewertet. Die Aufmerksamkeitsfokussierung bei der Auseinandersetzung mit den Animationen wurde anhand einer Kann-Beschreibung ermittelt.
Isobe, Miho [email protected]
Leserbriefeschreiben: Zur Verbesserung der akademischen Schreibkompetenz auf Deutsch
Mein Beitrag befasst sich mit einer empirischen Analyse vom Leserbriefverfassen bei japanischen Deutschlernenden. Das Ziel der Arbeit liegt in einer didaktischen Strategieerstellung für das akademische Schreiben auf Deutsch. Das Schreiben eines Leserbriefes
gehört zu den Aufgaben in der Sprachprüfung für das Niveau B2, die heute beim GoetheInstitut abgelegt wird. Die Kandidaten müssen möglichst logisch und grammatikalisch
richtig einen deutschen Text in Form eines Leserbriefes verfassen. Bei der Textsorte
„Leserbrief“ schreibt man seine Meinung zu kurz zusammengefasstem Inhalt des Artikels.
Der Text soll thematisch wichtige Punkte eines Artikels trefflich aufgreifen, um überzeugende Argumente dafür oder dagegen vorzutragen. Diese Fertigkeit dient als didaktisch
ergiebiges Mittel zur Verbesserung der akademischen Schreibkompetenz auf Deutsch.
Ausgehend von diesem Standpunkt soll in erster Linie auf kognitive Aspekte bei den
Lernenden Aufmerksamkeit gerichtet werden, wie die wichtigsten Informationen des Textes erfasst werden, wie das Erfasste einen stilistisch adäquaten Ausdruck findet und
schließlich, wie die textuelle Kohärenz realisiert wird, damit der Gedankengang beim
Schreiben beleuchtet werden kann. Bei der Analyse ist vor allem auf Fehler zu fokussieren,
die von deutschen Sprachkenntnissen unabhängig und auf auf die Interferenz des Japanischen oder der japanischen Stilkonvention zurückzuführen sind.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Jessen, Moiken/Suñer, Ferran [email protected]
Eine Interventionsstudie zu Bewegungsausdrücken
Der Erwerb konzeptueller Sprachkompetenz beinhaltet die Integration sprachspezifischer
Konzeptualisierungsmuster. Neuere Studien zeigten, dass es auch fortgeschrittenen Lernern schwerfällt, Bewegungsereignisse in der Zielsprache lingua-kulturell zu konzeptualisieren und das dazugehörende Bewegungsverblexikon zu erwerben. Kognitive Ansätze
zum Fremdspracherwerb betonen, dass eine Bewusstmachung konzeptueller Unterschiede zu einem differenzierteren Gebrauch der Konzeptualisierungsmuster in der Fremdsprache führt. Diese Interventionsstudie untersucht daher den Effekt einer gezielten Vermittlung konzeptueller Unterschiede auf den Erwerb der Bewegungsverben in einer typologisch unterschiedlichen Zielsprache. Die unterschiedlichen Konzeptualisierungsmuster
werden mit Videos spanischen Deutschlernern vorgestellt. Eine Kontrollgruppe wird ebenfalls getestet. Die Ergebnisse bieten neue Einblicke in die Lehr- und Lernbarkeit konzeptueller Unterschiede.
Lee, Sung Eun [email protected]
Der kognitive Mechanismus der multilingualen Sprachverarbeitung. Eine
neurolinguistische Studie zum Lerneffekt der L3 (Deutsch) auf L2 u. L1
Der Vortrag versucht, den grundlegenden Mechanismus der multilingualen Sprachkompetenz zu beschreiben. Dafür wurde eine neurolinguistische Studie durchgeführt, in der die
Hirnreaktion von Versuchspersonen, die zum ersten Mal Deutsch als Drittsprache gelernt
haben, mit Hilfe eines EEG gemessen wurde. Im EEG-Experiment wurden den Proban-den
bedeutungsgleiche Wörter vorgelegt, die entweder zur Muttersprache (Koreanisch, ,L1‘),
zur Zweitsprache (Englisch, ,L2‘) oder zur Drittsprache (Deutsch, ,L3‘) gehörten. Zwischen
der Vor- und der Nach-Lernphase wurden die Hirnreaktionen auf die L1, L2 sowie L3 jeweils verglichen, womit man einen multilingualen Lerneffekt analysieren konnte. Das
Resultat zeigt, dass sich die Reaktionen auf L3 nach dem Lernen verändert haben, was
darauf hinweist, dass man einen Lerneffekt der neuen drittsprachlichen Wörter feststellen
kann, obgleich die Versuchspersonen erst seit einigen Wochen Deutsch gelernt haben.
Auch hinsichtlich der muttersprachlichen Wörter wurde eine Veränderung nach dem
Lernen bewiesen. Dies besagt, dass das Lernen der L3 die lexikalische Verarbeitung der L1
positiv beeinflusst. Darüber hinaus wurde ein solcher Lerneffekt auch in Bezug auf die L2
beobachtet. Die neuronale Reaktion auf die L2 hat sich nach dem Lernen der L3 verändert,
was zeigt, dass das Wortlernen der L3 Einfluss auf den lexikalischen Prozess der L2
nimmt.
Lippert, Susanne [email protected]
Die Rolle des Sprachtalents in Fremdsprachenerwerb und Mehrsprachigkeit
Sehr selten trifft man als Fremdsprachenlehrer auf extrem begabte Studenten, die innerhalb kürzester Zeit ein B1- oder B2- oder gar C1-Niveau erreichen. Sprachtalent besteht aus
einer Kombination verschiedener biologischer, kognitiver, soziolinguistischer, psychologischer und phonetischer Faktoren. In der Neurolinguistik wird angenommen, dass das
Sprachtalent die Hirnstrukur beeinflussen könnte, dass man also im Gehirnscan eine veränderte Struktur in den Gehirnen der besonders begabten Sprachlerner nachweisen kann.
Hier soll den kognitiven Strukturen von sprachlich hochbegabten Lernern nachgegangen
werden, wobei in einem ersten Schritt einige dieser Schüler qualitativ interviewt werden,
um ihre Lernstrategien und ihre Persönlichkeit zu dokumentieren, während in einem
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
zweiten Schritt ihre Gehirnstruktur im Gehirnscan untersucht werden soll. Ziel meiner
Forschung ist es, herauszufinden, warum manche erwachsene Fremdsprachenlerner die
Fremdsprache so viel besser und schneller lernen als andere, sogar auch schneller und
besser als manche bilinguale Kinder. Auch sollen eventuell vorhandene Erfolgsstrategien
der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.
Ramdan, Mohcine Ait [email protected]
Kulturspezifische Bedeutungsnuancen von Abstrakta: Vergleich des
Deutschen, Arabischen und Französischen
Zahlreiche semantische Studien weisen auf die hochgradigen kulturellen Differenzen zwischen den Sprachen hin, insbesondere bezüglich der Abstrakta. In diesem Beitrag werden
kulturspezifische Bedeutungsnuancen abstrakter Begriffe wie Freiheit, Glück und Frieden
aus kognitionslinguistischer Sicht kontrastiv für das Deutsche, das Arabische und das
Französische untersucht. Anhand von Wortassoziationsexperimenten für vergleichbare
Abstrakta und Konkreta werden die semantischen Divergenzen zwischen den drei Sprachen gemessen. Die Experimente wurden mit 165 Arabisch- Deutsch und Französisch-L1sprechern durchgeführt. Die Probanden sollten ihre Erstreaktionen auf drei StimuliKategorien angeben: 10 Adjektive, 10 Konkreta und 10 Abstrakta. Um das Ausmaß der
Kulturbedingtheit der Abstrakta ans Licht zu bringen, wurden neben der Analyse der spezifischen assoziativen Verknüpfungen beider Begriffskategorien die an der Konzeptualisierung von Abstrakta beteiligten Metaphorisierungsprozesse in den drei Sprachen
kontrastiert.
Roche, Jörg [email protected]
Zu den Grundlagen einer Kognitiven Fremdsprachendidaktik
Der Vortrag skizziert die Grundlagen eines mehrstufigen Modells einer Kognitiven Fremdsprachendidaktik, die sich stark an den Prämissen, Prinzipien und Erkenntnissen der
Kognitiven Linguistik und der kognitiven Erwerbsforschung orientiert und meist mediale
Realisierungen (Animationen) zur Sichtbarmachung der grammatischen Konzepte nutzt.
Vor diesem Hintergrund wird die Grammatik als ein konzeptuell motiviertes System symbolischer Strukturen verstanden, das allgemeine Wahrnehmungsprinzipien widerspiegelt
und sich nach konzeptuellen Archetypen aus körperlichen Erfahrungen organisiert. Im
Umkehrschluss bedeutet das, dass die konzeptuelle Struktur der Grammatik im Kontext
der Sprachvermittlung auch anhand von solchen konkreten Erfahrungen anschaulich gemacht werden kann. So kann man zum Beispiel die Kasuswahl bei Wechselpräpositionen
anhand der „grammatischen Metapher“ Grenzüberschreitung oder die Modalverben anhand von metaphorischen Kraft- und Dynamikprinzipien erklären. Grammatische Metaphern basieren auf der konzeptuellen Motiviertheit von Grammatik sowie auf Prozessen
der Imagination und bieten Lernern daher einen konzeptuell leichteren Zugang zu den
scheinbar abstrakten grammatischen Strukturen und eine Schnittstelle zu vorerworbenen
Konzepten in anderen Sprachen.
Sohrabi, Parvaneh/Haghani, Nader
[email protected], [email protected]
Chancen und Grenzen von Log-File-Analysen zur Erhebung metakognitiver Strategien beim fremdsprachlichen hypertextuellen Lesen
Mit der Frage einer validen Erfassung metakognitiv strategischer Aktivitäten beschäftigt
sich die Forschungslandschaft seit mehreren Dekaden. Ein grundsätzliches Problem ist die
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Erfassung des aktuellen Strategiegebrauchs in einer bestimmten Lernsituation. Denn nur
ein Bruchteil strategischer Aktivitäten ist zugänglich und dokumentierbar. Die meisten
Strategien sind covert und laufen im Kopf ab, sodass selbst handlungsnahe Erhebungsinstrumente eine vollständige Erfassung verwendeter Lernstrategien nicht zulassen. Diese
Probleme treten noch deutlicher hervor, wenn es drum geht, das strategische Lernverhalten (fremdsprachlicher) Lerner in hypermedialen Lernumgebungen zu messen. Unter
den handlungsnahen Erhebungsinstrumenten können Logfiles wichtige Informationen
über das strategische Lernverhalten im Umgang mit einem elektronischen Informationsmedium wie etwa Hypertexte liefern. Der Vortrag geht auf den Mehrwert von Logfiles zur
Erfassung metakognitiver Strategien beim fremdsprachlichen hypertextuellen Lesen ein.
Komponenten und Analysemöglichkeiten werden beschrieben und durch Daten aus empirischen Studien erläutert.
Sopata, Aldona [email protected]
Spracherwerbsmechanismen im frühen Zweitspracherwerb – Pragmatische und syntaktische Aspekte im Spracherwerb
Die Integration der syntaktischen Informationen in einen adäquaten pragmatischen Rahmen ist eine schwierige Aufgabe für Kinder, die eine oder sogar mehrere Sprachen
erwerben. Die Koordination von syntaktischen und pragmatischen Aspekten der Sprache
führt oft zu Auslassungen von obligatorischen morpho-syntaktischen Elementen. Das ist
oft der Fall bei den Objekten, die Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind. In der
Literatur werden die Objektauslassungen unterschiedlich erklärt. Der kognitive Hintergrund muss nicht unbedingt gleich im Falle der Erst-, Zweit- oder Fremdsprache sein. Die
Spracherwerbsprozesse, die zum Aufbau der mentalen Grammatik führen, sind unter
anderem auch vom Alter abhängig. Auch der Erwerbskontext kann einen enormen Einfluss haben. Untersucht werden longitudinale Daten von Kindern, deren Erstsprache Polnisch ist und die Deutsch als ihre frühe zweite Sprache erlernen. Die erste Gruppe bilden
Kinder, die Deutsch unter natürlichen Bedingungen erwerben. Sie haben ihren Erwerb des
Deutschen als ihre zweite Sprache im Alter von 2 bis 9 Jahren angefangen. Die zweite
Gruppe bilden Kinder, die Deutsch als Fremdsprache im schulischen Lernkontext erlernen.
Sie haben den Erwerb mit 7 oder 9 Jahren angefangen. Die Untersuchung der Objektauslassungen in den Sprachdaten von Kindern, zeigt, dass der Verlauf der Sprachentwicklung von Alter und Erwerbskontext im hohen Maße abhängig ist.
Springer, Matthias [email protected]
„Transferdifferenz“ und „Transdifferenz“ als Operationalisierungen der
Begriffen „Horizontverschmelzung“ und „Sprachspiel“
In diesem Beitrag wird ermittelt, welchen Beitrag die Kulturwissenschaften zur Kognition
der Mehrsprachigkeit zu leisten im Stande sind. Im ersten Teil wird, über den Zusammenhang von Sprache und Denken sowie Sprache als Weltansicht und die weltbildende
Funktion von Sprache, gezeigt, dass die kognitiven Funktionen von Sprache als Kulturfähigkeit des Menschen betrachtet werden können, im kognitiven System des Menschen
also die Kultur angelegt ist. Der zweite Teil befasst sich mit den kognitiv-kulturellen
Aspekten der Mehrsprachigkeit, wie sie in kultureller Diversität, den verschiedenen Weltsichten, von Mehrsprachigkeit aufscheint. Dabei kommt Begriffen wie Transferdifferenz
und Transdifferenz, welche diese Aspekte konzeptualisieren, eine zentrale Bedeutung zu.
Es wird gezeigt, das diese als Operationalisierungen von bereits bekannten Konzepten der
philosophischen Hermeneutik wie „Horizontverschmelzung“, „Vorurteil“, „Sprachspiel“
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
und „Familienähnlichkeit“ betrachtet werden können. Auch bisher schwer erklärbare Elemente der strukturalen Anthropologie werden berücksichtigt und lassen sich für die
hermeneutischen und kulturellen Aspekte der kognitiven Mehrsprachigkeit nutzen.
Suñer, Ferran [email protected]
Grammatische Metaphern am Beispiel d. Passivvermittlung im Deutschen
Verbreitet gehen Forscher und Praktiker davon aus, dass Grammatik ein arbiträres Regelsystem darstellt, das sich nur anhand formeller und struktureller Merkmale beschreiben
und vermitteln lässt. Die Ansätze aus der kognitiven Linguistik zeigen jedoch, dass dem
nicht so ist. Demnach stellt die Grammatik ein bedeutungsvolles und konzeptuell motiviertes System symbolischer Strukturen dar, das sowohl mit Prinzipien allgemeiner Kognition (als auch mit konzeptuellen Archetypen aus körperlichen Erfahrungen eng verbunden ist. Vor diesem Hintergrund berichtet der vorliegende Beitrag von einer Interventionsstudie, in der der Einsatz von grammatischen Metaphern in Form von Grammatikanimationen zur Vermittlung des deutschen Passivs untersucht wurde. Im ersten Teil des Beitrags
wird die Formulierung eines kognitionslinguistisch basierten Erklärungsansatzes zum
deutschen Passiv mit Hilfe einer grammatischen Metapher vorgestellt und Aspekte seiner
Umsetzung in Form von medial adäquaten Grammatikanimationen behandelt. Anschließend werden das methodische Vorgehen bei der Implementierung der Grammatikanimationen sowie die zentralen Ergebnisse der Interventionsstudie präsentiert. Schließlich
werden die Ergebnisse im Lichte eines mehrstufigen Modells einer kognitiven Fremdsprachendidaktik diskutiert und Implikationen für die Nutzung grammatischer Metaphern als
konzeptueller Brücken beim Grammatikerwerb formuliert.
Szymanska Lazaro da Silva, Magdalena [email protected]
Somatische Phraseologismen und ihre emotionalen Konzepte im Deutschen und Portugiesischen
Dieser Beitrag setzt sich zum Ziel, auf kontrastiver Ebene die metaphorischen Konzepte zu
untersuchen, die ausgewählten Phraseologismen des Deutschen und des Portugiesischen
zugrunde liegen. Die Arbeit stützt sich auf die Erkenntnisse der Kognitiven Linguistik und
analysiert die metaphorischen Verhältnisse von somatischen Phraseologismen beider Sprachen. Für die Versprachlichung von Emotionen greift man unter anderem auf Emotionsausdrücke zurück, die die betreffende Emotion nicht bezeichnen, sondern in ihrer sprachlichen Form ausdrücken, dass es einen semantischen Bezug auf eine betreffende Emotion
gibt. Mithilfe von Phraseologismen können die psychischen und physischen Aspekte von
Emotionen veranschaulicht werden. Die Emotionen werden oft anhand von lexikalisierten
Metaphern in Form von metaphorischen Phraseologismen ausgedrückt. Das Korpus umfasst somatische Phraseologismen, die aktuellen ein- und zweisprachigen Wörterbüchern
der deutschen und portugiesischen Sprache entnommen sind.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Sektion D 11 – Das Lernen und Lehren der deutschen Sprache in einer mehrsprachigen Welt: sprachenpolitische Bedingungen und Ansätze
Leitung: Hans-Jürgen Krumm [email protected]
Ko-Leitung: Marianne Hepp [email protected], Pramod Talgeri
[email protected]
Ahoua, Firmin [email protected]
DaF in Westafrika in einer multilingualen vs. monolingualen Gesellschaft
In der westafrikanischen Germanistik stoßen oft Traditionen und Innovation aufeinander.
Ein Beispiel stellt die Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache in Westafrika dar, wo die
meisten Deutschlerner multilingual aufwachsen, oft mit ihrer Muttersprachen und anderen afrikanischen Sprachen, und zusätzlich Französisch oder Englisch lernen müssen. Traditionsgemäß steht kontrastive Linguistik in Westafrika im Mittelpunkt der Germanistischen Linguistik. Jedoch stellte sich in ab den siebziger Jahren heraus, dass kontrastive
Analyse keine zuverlässigen Voraussagen machte, weil man bei Spracherwerb andere
Arten von Fehlern und Strategien fand, die als intralinguale Fehler bezeichnet werden. Die
Hauptproblematik bei afrikanischen Deutschlernern ist, dass die multilinguale Situation
stark zu verschiedenen Arten von Interferenzen bzw. Intralingualen Fehlern beiträgt. Es
steht also fest, dass eine monolinguale gegenüber einer multilingualen kontrastiven Analyse nicht mehr haltbar bzw. realistisch ist. Dabei wird oft übersehen, dass die afrikanischen Deutschlerner kognitiv sprachflexibler als die meisten Europäer sind. Als alternative
Lösung fordern neuere Studien in Westafrika die stärkere Miteinbeziehung der einheimischen Sprachen. Diese Lösung ist kompatibel mit den Prinzipien der Interkulturalität und
Transkulturalität, wobei die Sprachlerner die Fremdsprachen als Partner ansehen, und somit ein erfolgreicheres Lernen erzielen können.
Andrasova, Hana [email protected]
Sind tschechische Schüler am Deutschunterricht (noch) interessiert?
Der Beitrag befasst sich mit der Motivation tschechischer Schüler an dem Deutschunterricht. Es werden Ergebnisse eines Forschungsvorhabens präsentiert, das 2007-2013 an
tschechischen Grund- und Mittelschulen durchgeführt wurde. Es wird gezeigt, welchen
Einfluss die sprachenpolitischen Maßnahmen auf die Entwicklung der Deutschkenntnisse
sowie das Interesse der Schüler an Deutsch haben. Der Deutschunterricht in Tschechien
hatte bis 2007/2008 eine feste Position inne. Nach 1989 hat man intensiv versucht, seine
überwiegend grammatikalische Orientierung abzuschwächen und auch diese Sprache
modern und kommunikativ zu vermitteln. Trotzdem besitzt Deutsch immer noch das
Image einer schweren Sprache. In unserer Forschungsarbeit zeigte sich aber klar, dass viele
Schüler dieses Vorurteil nicht mehr ganz akzeptieren. Viele Kinder, vor allem diejenigen,
die länger Deutsch als Englisch lernen, haben sogar ihre Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass Deutsch eine „logische“ Sprache ist, die „den Tschechen etwas näher liegt als
das Englische“ und dass es sich lohnt, diese Sprache auch zu lernen.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Cosentino, Gianluca [email protected]
DAZ-Unterricht und Mehrsprachigkeit: Der Idealfall von Integrationskursen
Aus den neueren Erkenntnissen im Bereich „Mehrsprachigkeit und Sprachlehr- und -lernforschung“ hervorgehend, soll in diesem Beitrag am Beispiel der „Integrationskurse“ in
Deutschland diskutiert werden, wie Mehrsprachigkeit und Sprachförderung im Rahmen
einer integrierten Sprachbildung zusammengeführt werden können. Integrationskurse
bestehen sehr oft aus einem bunten Mosaik von Sprachen und Kulturen, deren Potential
aber zugunsten eines monolingualen Unterrichts zu Unrecht unterschätzt und ignoriert
wird. Die Didaktik der Integrationskurse kann für die Anwendung mehrsprachiger Unterrichtsmodelle als Idealfall angesehen werden. Es gilt daher, darüber nachzudenken, wie
und durchwelche Ansätze bzw. curriculare Entscheidungen sich die neuen Erkenntnisse
der Mehrsprachigkeitsdidaktik produktiv und effizient integrieren lassen. Wie soll diese
Didaktik aussehen? Wie kann von mitgebrachten Sprachpotentialen der Lernenden sowie
von heterogenen mehrsprachigen Lernumgebungen im Unterricht profitiert werden? Auf
diese und ähnliche Fragestellungen will dieser Beitrag eingehen.
Cui, Lan [email protected]
DaF-Unterricht und Lehrmaterialen aufgrund der Fremdsprachenpolitik
in China: Geschichte und Gegenwart
Verglichen mit der langfristigen Verbreitung von ELT (English Language Teaching) gibt es
in China wenige DaF-Lernende. Englisch ist in China ab der 3. Klasse als verpflichtende
Fremdsprache eingeführt. In machen Großstädten beginnen die Schüler mit dem Englischunterricht bereits ab der 1. Klasse. Andere Fremdsprachen werden wie z.B. Deutsch an
Schulen nicht gelernt, sondern nur an Universitäten. Diese Situation ist von der Fremdsprachenpolitik in China abhängig. Über die vielfältigen Kooperationen auf verschiedenen Gebieten zwischen China und dem Ausland haben immer mehr Leute Interesse am
Lernen einer oder zweier Fremdsprachen außer Englisch. Entsprechend steigt die Nachfrage nach DaF-Unterricht. Meine Arbeit gibt einen Überblick über die Geschichte und
Gegenwart des DaF-Unterrichts auf der Basis von der Fremdsprachenpolitik in China und
die 10jährige Arbeit von FLTRP auf dem Bereich der Veröffentlichung und Distribution
von DaF-Materialen in China und versucht, eine gemeinsame gegenwärtige Situation des
DaF-Unterrichts in China vorzustellen.
Demmig, Silvia [email protected]
Internationale mehrsprachige Studierende und ihre sprachlichen Lernwege vor dem Studium
Im Vortrag soll ein Projekt vorgestellt werden, in dem internationale Studierende, die in
Deutschland ein Vollstudium anstreben, im Hinblick auf ihre mehrsprachigen Sprachlernbiographien befragt werden. Ziel des Projektes ist es unter anderem, Muster in Biographien zu entdecken und nachzuzeichnen, um Ansatzpunkte zur Erleichterung und Förderung der Mehrsprachigkeit unter besonderer Berücksichtigung der Studiersprache Deutsch
zu finden. Hintergrund ist die Hypothese, dass vielen internationalen Studierenden der
Weg ins Studium im deutschsprachigen Raum erleichtert werden könnte, wenn die Kontakte mit der deutschen Sprache und die Möglichkeiten, im deutschsprachigen Raum
bereits vor dem Studium sinnvoll tätig zu sein, in den einzelnen Biographien besser aufeinander abgestimmt werden könnten. Dabei ist keinesfalls die mehrsprachige Situation
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
der Studierenden und die Chancen, die sich weltweit daraus für sie ergeben, zu vernachlässigen.
Di Benedetto, Monica [email protected]
Die Mehrsprachigkeit der Wissenschaft in der Mittelmeerregion: Präsentation eines internationalen Projekts zur Tertiärsprachenforschung
Die Mittelmeerregion stellt sich infolge ihrer geographischen Lage und traditionsreichen
Wechselbeziehung von verschiedenen Kulturmodellen als geeigneter Raum für wissenschaftliche Gemeinschaftsprojekte dar, die hier gegenwärtig besonders intensiv mit den
deutschsprachigen Ländern realisiert werden. Im Vortrag wird das internationale Projekt
„Tertiärsprachenforschung und Interkomprehension im Kontext der Mehrsprachigkeit“
präsentiert, das am Istituto Italiano di Studi Germanici in Rom, dem einzigen humanistischen
Forschungszentrum in Italien, angesiedelt ist (Laufzeit 2014-2016). Sein Ziel ist die Erforschung von Sprachlehr- und Sprachlernmethoden für das ökonomische und effektive
Lernen weiterer Fremdsprachen in einer mehrsprachigen Gesellschaft.
Endang, Koenmariati Trijanto [email protected]
Das Lernen und Lehren der deutschen Sprache in Indonesien
Der Beweggrund der Jugendlichen in Indonesien, Deutsch zu lernen oder Germanistik zu
studieren, ist folgender: In der Schule lernen die Schüler Deutsch, weil Deutsch im Curriculum ist, oder im anderen Fall, weil es in manchen Schulen Deutschlehrer gibt. Und
wenn sie studieren wollen, haben sie einfachere Möglichkeiten, denn bei der Aufnahmeprüfung zur Uni haben sie weniger Konkurrenz im Vergleich zu englischen Sprache, außerdem ist dabei kein Deutsch Voraussetzung: Das bedeutet, wenn Schüler Deutsch im
Studium wählen, brauchen sie keine Vorkenntnisse des Deutschen zu haben. Deutsch
lernen hat auch ein bestimmtes Ziel, in der Schule ist das Endziel, auf das Niveau A1 oder
A2 zu gelangen, während an der Uni oder Hochschule das Endziel ist, bis B1 oder B2 zu
kommen. Das bedeutet, mindestens sollen die Lehrenden in der Schule das B1-Niveau, an
der Uni jedoch ein höheres Niveau erreichen. Und dies bedingt wiederum verschiedene
Schwierigkeiten, besonders wenn man die Lage unserer Unis/Hochschule vor Auge hat,
dabei sind vielerlei Unterschiede gegeben.
Flucht, Michael [email protected]
Deutsch als zweite Fremdsprache – sprachenpolitische Implikationen am
Beispiel Vietnams
Nachdem die Sozialistischen Republik Vietnam als Zielprojektion für alle Schulabgänger
im Fach Englisch als erste Fremdsprache für das Jahr 2020 das B1-Niveau gesetzt hat, war
es 2013 möglich, auf Basis einer Regierungsvereinbarung Deutsch als eine – neben Französisch, Japanisch, Koreanisch, Chinesisch mögliche – zweite Fremdsprache im Schulsystem Vietnams als Option zu implementieren. Die Sprachlernmotivation für Deutsch resultiert in Vietnam vor allem aus der positiven Wahrnehmung der deutschsprachigen
Länder – vor allem aber Deutschlands als europäischem Kernland – mit interessanten Angeboten im Bereich Ausbildung, Studium und Beruf. Im Rahmen der PASCH-Initiative
war es möglich, an nun zwanzig Oberschulen und - mit zusätzlichen BOD-Mitteln – weiter an fünf Fachoberschulen Unterrichtsangebote im Fach Deutsch zu machen, die im Idealfall bis zur B1 führen. Der durch den demographischen Wandel in Deutschland bedingte
Fachkräftemangel und eine damit einher gehende wirtschaftspolitische Öffnung der Bundesrepublik gegenüber Arbeitskräfteangeboten aus Drittstaaten – Stichwort Ar-beitsmigra-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
tion – eröffnet Schulabgängern die Möglichkeit, in Deutschland eine Ausbildung im Bereich der Alten- und Krankenpflege und in anderen Mangelberufen aufzunehmen, für die
gute Deutschkenntnisse auf B1-/B2-Niveau Voraussetzung sind, was umgekehrt das Interesse an Deutsch potenziert. Dem Engpass an qualifizierten einheimischen Lehrkräfte und
der Versorgung mit Unterrichtsmaterialien versucht das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit seinen lokalen Partnern und den deutschen Mittlerorganisationen durch Fortbildungsmaßnahmen, Verlagskooperationen und der Förderung des Hybriden Fremdsprachenlernens zu begegnen.
Franceschini, Rita/Sax-Alber, Annemarie [email protected]
Sprachliche Diversität und Sprachenförderung in einem Schulentwicklungsprojekt in Südtirol/Italien
In Südtirol, das weitgehend ein nach Sprachen getrenntes Schulsystem kennt, wird neu
versucht, sprachlicher Diversität durch Immigration proaktiv zu begegnen, strukturell wie
didaktisch. Es wird dabei einer sprachübergreifenden, integrierten Sprachendidaktik zunehmend gefolgt. Der Beitrag wird die grundsätzlichen Annahmen und die ersten Analysen aus dem Projekt „Sprachaufmerksamkeit und Sprachenförderung an der Grundschule J. W. v. Goethe“ (Bozen), vorstellen. So erwarten wir, dass die neu eingeführten Strukturreformen an der Goethe-Schule – gemischte Klassenzusammensetzung und klassenübergreifende differenzierte Lerngruppen – zu einer Verbesserung des Lehr- und Lernklimas führen und dass gezielte inhaltlich-didaktische Maßnahmen die Prozesse rund um
Sprachaufmerksamkeit und das Lernen allgemein fördern. Die Sprachkompetenzen der
Kinder werden integriert behandelt, somit das sprachlernstrategische Repertoire der SchülerInnen als Gesamtes gesehen: Die Akteure werden als multi-kompetent betrachtet, die
mehrsprachige Biographie wird wertgeschätzt. Die Daten liegen als Video- und Audioaufzeichnungen und als Tagebucheinträge vor. Die Analyseergebnisse fließen laufend in
die Lehrerweiterbildung an der Schule ein, um den Lehrpersonen einen immer differenzierteren Einblick in die Spracherwerbsprozesse zu ermöglichen und eine Reflexion ihrer
eigenen Praxis voranzutreiben.
Hepp, Marianne [email protected]
Universitäre DaF-Vermittlung auf der Grundlage des Mehrsprachigkeitskonzepts
Ausgehend von einer Situation in Ländern wie Italien, in denen Englisch zunehmend als
lingua franca auch der akademischen Welt wirkt, soll in diesem Beitrag eine auf das universitäre Germanistikstudium gezielte Mehrsprachigkeitsdidaktik vorgestellt werden, die
auf dem Konzept der Sprachaufmerksamkeit basiert. Durch die Analyse paralleler originärer Texte (keiner Übersetzungen) in beiden Sprachen sollen gemeinsame strukturelle
Eigenschaften, beispielsweise aus dem Bereich der Wortbildung und der Morphosyntax,
hervorgehoben und dabei auch auf die Bedeutung der (gemeinsamen) Textarchitektur
eingegangen werden. Die allgemeine Fragestellung lautet dabei stets, wie aus einem Mehrsprachigkeitskonzept heraus Deutsch als Fremdsprache auch im universitären Bereich
nicht nur effizienter (z.B. für ein rasch-gezieltes Leseverstehen), sondern, unter Einbezug
einer höheren kulturellen Vielfalt, auch attraktiver vermittelt werden kann.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Krumm, Hans-Jürgen [email protected]
Sprachenkonkurrenz oder Mehrsprachigkeit: Das Curriculum Mehrsprachigkeit als Weg zu einem integrierten Gesamtsprachencurriculum
Unterricht separiert die einzelnen Sprachangebote der Schule und Hochschule wie auch
die Ausbildung der Sprachlehrenden, was dann immer wieder zu falschen sprachenpolitischen Alternativen (z.B. 2014 in Indien: Deutsch oder Sanskrit, oder in Deutschland:
Deutsch oder Herkunftssprache der Migranten) führt. Für die Lernenden aber geht es nicht
um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander der Sprachen in ihrer Sprachlernbiographie. Das Curriculum Mehrsprachigkeit stellt den Versuch dar, Sprachunterricht in der
Schule von Anfang an integriert anzulegen, so dass der Unterricht in jeder einzelnen Sprache als Beitrag zur Entwicklung individueller und gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit
fungiert. Der Beitrag stellt das Curriculum Mehrsprachigkeit als Rahmen für ein Gesamtsprachencurriculum vor und zeigt, wie mit seiner Hilfe ein integriertes Sprachlehrkonzept
entwickelt werden kann. Die Notwendigkeit und Möglichkeiten einer entsprechenden
Ausbildung von Lehrkompetenzen im Bereich Mehrsprachigkeit(sdidaktik) werden dargestellt.
Malloggi, Patrizio [email protected]
Die Förderung von metasprachlichem und sprachübergreifendem Bewusstsein bei Deutschlernenden im Mehrsprachigkeitsunterricht
Die Forschungsliteratur zur Fremdsprachenerwerbsforschung hat wiederholt darauf
hingewiesen, dass ein stark ausgeprägtes metasprachliches Bewusstsein bei Fremdsprachenlernenden zur Förderung der Lernprozesse führen kann, mit positiven Konsequenzen
für die Entwicklung ihrer mehrsprachigen kommunikativen Kompetenz. Anhand der Darstellung einer konkreten didaktischen Situation (Bedeutung und Gebrauch der deutschen
räumlichen Präpositionen) soll in diesem Beitrag gezeigt werden, wie bei italienischen
Deutschlernenden, die typischerweise Deutsch als Tertiärsprache (L3 nach Englisch L2)
lernen, metasprachliches und sprachübergreifendes Bewusstsein als zentrale Komponenten des Fremdsprachenerwerbs gefördert werden kann.
Narkar-Waldraff, Janaki [email protected]
Reflexionen zu den multilingualen Aspekten in der indisch-deutschen
Interkulturellen Wirtschaftskommunikation – ein Beispiel aus Indien
Die indisch-deutsche wirtschaftliche Zusammenarbeit hat sich in den letzten 15 Jahren
vervielfacht. Deutsche Firmen haben in Indien diverse Niederlassungen und es gibt einen
regen Austausch vom Personal und von Technologie. Die meiste Arbeit jedoch wird per EMail, firmeninternen Chats oder per Telefon mündlich unternommen. Englisch, eine
Fremdsprache für beide Seiten, wird als Kommunikationssprache in den meisten indischdeutschen Firmen angewendet. Diese Darstellung versucht zu erklären, wie der durchschnittliche multilinguale Firmenmitarbeiter oft einen großen Vorteil hat, da er multilingual schon auf verschiedenen Firmenebenen funktionieren kann. Mehrsprachigkeit kann
ein großes Plus für die Karriere sein. Kommunikation für multilinguale Individuen ist einfacher als für Monolinguale in der globalisierten Welt. Interkulturelle Strategien werden
leichter und schneller verstanden und angewendet, wenn man in der Arbeitswelt mehrsprachig funktionieren kann.
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
Salzmann, Katharina [email protected]
Mehrsprachigkeit an multikulturellen Märkten
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Sprachensituation an Märkten in multiethnischen
Stadtvierteln sowie mit den Sprachenbiographien der dort tätigen Migranten. Bei einem
Lokalaugenschein an einem ausgewählten Markt der Stadt Wien (sowie eventuell der
Stadt Pisa) soll der Frage nachgegangen werden, welche Sprachen an diesem Ort verwendet werden. Die Sprachverwendung betrifft dabei sowohl die mündliche Kommunikation
zwischen Verkäufern und Kunden als auch die schriftliche Kommunikation auf Etiketten,
Annoncen, Schildern usw. Außerdem sollen einige Interviews mit Verkäufern mit Migrationshintergrund durchgeführt werden, deren Ziel in der Erstellung einer Sprachenbiographie besteht. Von Interesse ist dabei nicht nur, welche und wie viele verschiedene
Sprachen sie zu welchen Zwecken verwenden, sondern auch auf welche Weise sie diese
Sprachen erworben haben. In Bezug auf das Deutsche (bzw. das Italienische) als Zweitsprache stellt sich die zentrale Frage, ob es sich um einen ungesteuerten Spracherwerb
handelt oder ob zumindest zum Teil Sprachkurse besucht wurden sowie welche Rolle die
Sprache des Gastlandes für ihre mehrsprachige Identität spielt.
Subramanian, Balasundaram [email protected]
Vielfalt in der Einheit. Indien im Zeichen der Mehrsprachigkeit heute
Im Gegensatz zur jahrhundertelangen politischen Evolution in Europa hat man in Indien
1947 versucht, gleichsam mit einem Schlage parlamentarische Staatsform, populäre Souveränität und den Wohlfahrtsstaat zeitgleich einzuführen. Die Komprimierung politischer
Prozesse in einem allzu engen Zeitraum ist nicht folgenlos für den neuen indischen Föderalismus sowie für die indische Kultur geblieben. Wo in den Gründerjahren der kulturpolitische Hauptakzent auf der ‚Einheit in der Vielfalt‘ lag, so hat sich der Schwerpunkt inzwischen auf die ‚Vielfalt in der Einheit‘ verlagert. Das wird deutlich im Wiederaufblühen
der regionalen Sprachen und Kulturgewohnheiten. Kunst, Musik, Theater, Tanz, Mode,
Küche – das alles ist in jeder Region des Subkontinents unterschiedlich und zeigt sich heute zunehmend in einer Bandbreite wie nie zuvor. Zu Recht fragt man heute: Worin bestehen Indiens Selbstverstehen und die damit einhergehende kulturelle Identität im Zuge
seiner unvermeidlichen Modernisierung bzw. der unerbittlichen Globalisierung. Eine Antwort darauf kann nicht ohne eine Auseinandersetzung mit der Sprachpolitik Indiens heute
auskommen. Die Klärung dieser Frage bedarf einer tiefgreifenden Analyse der gängigen
Auffassungen von Kolonialpolitik sowie von Analphabetismus, welche den curricularen
Überlegungen zugrunde liegen.
Talgeri, Pramod [email protected]
Deutsch im Kontext der indischen Mehrsprachigkeit
1914, wurde in Poona das erste Department of German am Fergusson College gegründet.
Im Laufe dieses Jahrhunderts hat das Deutschstudium in Indien drei wichtige Aufgaben
erfüllt: 1. Die programmatische Einführung des Deutschen vor dem 1.Weltkrieg war von
einem national-politischen Interesse geleitet, und besonders die Aufnahme der deutschen
Literatur in die Lehrpläne wird als ein bewusster Versuch einer indirekten Subversion des
Kolonialdiskurses angesehen. Dadurch wollten die Gründungsväter zum einen ein laterales Verständnis der nicht-britischen Kulturen Europas erwerben, was über die britischen
Quellen nicht möglich war. Zum anderen, was noch wichtiger war, wollten sie das europäische, nicht-britische Verständnis Indiens einholen, um sich eines stärker positiven
Selbstverständnisses zu vergewissern. 2. Nach dem 1.Weltkrieg wurde das indische Inte-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
resse an der deutschen Sprache und Kultur von intellektuell-wissenschaftlichen Interessen
geleitet. Die deutsche Indien-Begeisterung durch Max Müller und andere Indologen vertiefte das indische akademische Interesse an Deutschland. 3. Im gegenwärtigen Zeitalter
der Globalisierung ist das Interesse an der deutschen Sprache in Indien von pragmatischen
Interessen geleitet, vor allem im Zusammenhang mit der Verbreitung der deutschen
Sprache in den privatwirtschaftlichen, kommerziellen sowie industriellen Bereichen.
Sektion D 12 – Die Rolle des Sprachvergleichs beim Erwerb des Deutschen
Leitung: Sabine Dengscherz [email protected]
Ko-Leitung: Ákos Bitter [email protected], Nirath Meunmany
[email protected]
Bitter, Ákos [email protected]
Deutsches Lehngut im Ungarischen als Basis zum Sprachenvergleich
beim schulischen Deutschlernen
Deutschen Muttersprachlern sind z.B. beim Englischlernen die eigene Syntax und der germanische Teil des Wortschatzes behilflich. Den Ungarn ist kein vergleichbares Glück beschieden. Sie haben sich von ihren ursprünglichen Sprachverwandten vor über 3000 Jahren
getrennt. Auch das vielfältige Lehngut im Ungarischen aus den Nachbarsprachen wurde
phonologisch oder semantisch integriert. Somit bleibt die von allen anderen sehr abweichende Sprachstruktur im Vordergrund und an Interkomprehension ist nicht einmal in
geringem Maße zu denken. Wenn nicht dafür, so reicht alles, was vorhanden ist, für
verschiedenen Strategien und Methoden des Sprachenvergleichs aus, die das Deutschlernen begünstigen können. Seit über zehn Jahren lernen in Ungarn immer weniger Schüler
Deutsch. Englisch ist im Vormarsch. Nun schien es ratsam, Ansätze zu überlegen, die zum
Deutschlernen motivieren können. Dies habe ich im Rahmen meines Dissertationsprojektes
getan. Auch das Goethe Institut Budapest startete 2014 eine Aktion, deren Schwerpunkt
auf der helfenden Funktion des deutschen Lehnwortschatzes im Ungarischen beim
Deutschlernen liegt. Im Vortrag fokussiere ich lediglich auf Strategien und Methoden des
Sprachenvergleiches, die in den drei Gruppen (Sek I. und II. bzw. Grundstudium) inkl.
Lehrpersonen, die sich an meinem Dissertationsprojekt beteiligten, verwendet wurden.
Dengscherz, Sabine [email protected]
Zieltext Deutsch – Schreibprozess mehrsprachig? Zu Strategien professionellen Schreibens in einer L2
In meiner Präsentation möchte ich erste Ergebnisse aus dem vom FWF geförderten Projekt
PROSIMS vorstellen. Der Focus liegt dabei auf der Frage, wie Schreibende, die einen Zieltext in der L2 Deutsch verfassen, mit dieser Herausforderung umgehen, wie sie andere
Sprachen im Schreibprozess einsetzen und wie in mehrsprachigen Schreibprozessen Lernen stattfindet. Dabei wird auf zwei Arten von Daten zurückgegriffen: Einerseits werden
Selbstaussagen von Studierenden der Translationswissenschaft herangezogen, die sie in
Diskussionsforen im Rahmen von Lehrveranstaltungen über ihr Schreiben getätigt haben,
andererseits werden Screen-Video-Aufnahmen von authentischen Schreibprozessen ausgewertet. Die Daten werden miteinander in Beziehung gesetzt und vernetzt analysiert.
Weiter möchte ich kurz auf den Aufbau und Ablauf des Projekts PROSIMS eingehen, in
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
dessen Rahmen die Daten erhoben wurden. Das Projekt ist am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien angesiedelt und läuft von 2015-2018.
Eder, Ulrike [email protected]
Kontrastivität als literarisches, literaturanalytisches und sprachdidaktisches Verfahren im DaF-Unterricht
In meinem Vortrag werde ich Teilergebnisse aus meinem Habilitationsprojekt zur mehrsprachigen Kinder- und Jugendliteratur im Fremdsprachenunterricht vorstellen. Zunächst
zeige ich die Formen der Mehrsprachigkeit in literarischen Texten, denen ich im Laufe
meiner bisherigen Forschungen begegnet bin: 1. Parallel mehrsprachige Literatur 2. Interlinguale Literatur 3. Literatur „ohne“ Text 4. Literatur, die erst durch Adaption mehrsprachig wurde. Bei der Arbeit mit solchen Texten im Deutschunterricht spielt der Sprachvergleich eine wichtige Rolle. Eine weitere Perspektive, die ich hierbei in die Diskussion
einbringen möchte, ist die der narratologischen und ideologiekritischen Literaturanalyse,
die gerade für den Fremdsprachenunterricht vielfältige Möglichkeiten bietet. Anhand exemplarischer Ergebnisse aus meinen bisherigen Literaturanalysen zu ausgewählten mehrsprachigen Texten der Kinder- und Jugendliteratur zeige ich die unterschiedlichen Funktionen von Mehrsprachigkeit und weise Kontrastivität somit zugleich auch als literarisches
Verfahren aus. Die Funktionen von Mehrsprachigkeit in literarischen Texten ordne ich drei
Diskursbereichen zu: dem formal-ästhetischen, dem (sprachen) politischen und dem (sprachen)didaktischen. Allerdings kommen diese Diskursbereiche nicht unabhängig voneinander zum Tragen. Sie ergänzen und bedingen einander, und manchmal unterlaufen sie
einander sogar gegenseitig.
Galván, Adriana [email protected]
Interferenzerscheinungen auf typologischer Ebene in DaZ
Das Phänomen typologischer Interferenzerscheinungen ist bis dato in der Fachliteratur nur
marginal diskutiert worden. Dabei handelt es sich um einen unerlässlichen Forschungsgegenstand für den DaF-Bereich, denn diese sind mit dem Prinzip der typologischen Distanz, welche den Schwierigkeitsgrad des Erwerbsprozesses tiefgründlich beeinflussen
soll, unmittelbar verbunden. In meinem Beitrag möchte ich mich diesem Thema widmen.
In meinem Vortrag möchte ich anhand einer Fehler- bzw. Sprachanalyse von zwei Erwachsenen und auf Skaliçkas Theorie der Sprachtypologie (Skaliçka 1979; Dressler 1985;
1997) aufbauend, typologisch motivierte L1-Interferenzen im Deutschen darstellen. Dabei
werden positive Interferenzerscheinungen im Besonderen beachtet.
Grasz, Sabine [email protected]
Mit Englisch und Schwedisch zum Germanistikstudium
In diesem Beitrag wird gezeigt, wie in einem universitären Deutschkurs für Fortgeschrittene Sprachvergleich und andere Strategien, die die Mehrsprachigkeit der Lernenden nutzen, systematisch eingesetzt werden. Die Daten stammen aus einem Vorbereitungskurs auf
das Germanistikstudium an einer finnischen Universität. Die Teilnehmenden an diesem
Kurs sind vorwiegend Lehramtsstudierende der Nordischen und Englischen Philologie,
die planen, Germanistik als Nebenfach zu studieren. Damit werden folgende Ziele verfolgt: Aktivierung der Vorkenntnisse der Studierenden, Bewusstmachung der Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen Deutsch, Englisch und Schwedisch, Nutzung
von Transferbrücken beim Lernen und Verwenden der deutschen Sprache, Entwicklung
von linguistischen sowie metalinguistischen Kenntnissen und nicht zuletzt Entwicklung
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
von Sprach(lern)bewusstsein. Im Vortrag werden einige Beispiele aus der kontrastiv angelegten Grammatik- und Textarbeit gegeben, bei der es vor allem um Funktions- und Inhaltstransfer geht. Dazu werden Ergebnisse aus der Analyse der Lerntagebücher der Studierenden präsentiert.
Hartwich, Patricia [email protected]
Übersetzen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache – zwischen Tradition
und Innovation
Die Rolle des Übersetzens im Fremdsprachenunterricht ist nach wie vor ein sowohl unter
Fachdidaktikern als auch unter Fachpraktikern höchst umstrittenes Thema. In Anknüpfung an das Leitthema des Kongresses sollen unterschiedliche Formen von Translationstätigkeiten im DaF-Unterricht beleuchtet werden, deren Spektrum von der traditionellen
Grammatik-Übersetzungsmethode über den Kognitiven Ansatz (Sprachvergleich) bis hin
zu der in den letzten Jahren zunehmend populären Sprachmittlung/Mediation reicht, die
im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen als eigenständiges Lehrund Lernziel ausgewiesen und als solches in unterschiedlichem Maße Eingang in die europäischen Klassenzimmer gefunden hat. Nach einem kurzen diachronischen Überblick
zur Rolle des Übersetzens im Fremdsprachenunterricht soll auf Grundlage einer empirischen Studie, die 2013/2014 an polnischen Gymnasien durchgeführt wurde, eine Bestandsaufnahme zu verschiedenen Translationstätigkeiten im DaF-Unterricht vorgenommen.
werden. Durch Verknüpfung von fremdsprachendidaktischen und translationsdidaktischen Perspektiven wird versucht, Vor- und Nachteile der Einbeziehung von Übersetzungstätigkeiten mit unterschiedlicher Funktion in den DaF-Unterricht sowie Möglichkeiten und Grenzen der Ausbildung von Übersetzungskompetenzen und Metakompetenzen bei den Lernenden aufzuzeigen.
Janikova, Vera [email protected]
Positiver Transfer von Text(sorten)kompetenz beim Schreiben in mehreren Sprachen
In jüngerer Zeit gilt es die Konzepte des isolierten Lernens einzelner Sprachen zu überwinden und Lernerfahrungen von der Muttersprache und der ersten gelernten oder erworbenen Fremdsprache fruchtbringend für die Lernprozesse bei allen weiteren Fremdsprachen einzusetzen. Diesem Ziel verschreibt sich die Tertiärsprachendidaktik, notwendiges Grundlagenwissen liefert die Mehrsprachigkeits- und Tertiärsprachenforschung. Im
Beitrag werden Ergebnisse einer Studie dargestellt, die gezielt Aspekte des positiven
Transfers von Text(sorten)kompetenz beim Schreiben in mehreren Sprachen untersucht. Es
wird konkret folgenden Forschungsfragen nachgegangen: Hat die Erstsprache Tschechisch
und das textsortenspezifische und textlinguistische Wissen der Schüler/-innen Einfluss auf
den schriftlichen Ausdruck der Schüler/-innen in der englischen (L2) und deutschen Sprache (L3), wird Vorwissen im Unterricht gesteuert und unterstützt, und können daraus
explizite Empfehlungen für die Tertiärsprachendidaktik abgeleitet werden?
Jasche, Janina [email protected]
Alles eine Einstellungsfrage? Untersuchung der Rolle der Erstsprache im
Deutschunterricht an drei chinesischen Hochschulen
Die Frage, welche Rolle die Erstsprache (L1) im Fremdsprachenunterricht spielen sollte, ist
viel diskutiert worden. Lange Zeit wurden Sprachvergleiche dogmatisch aus den Klassenräumen verbannt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Vorschläge für einen ausgewogenen
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
zwei- bzw. mehrsprachigen Fremdsprachenunterricht, in dem die L1 als Ressource genutzt
wird, um Sprachbewusstheit zu fördern. Doch inwieweit werden diese Vorschläge in der
Praxis umgesetzt? Wie nehmen Lehrpersonen und Lernende den Einsatz der L1 und
Sprachvergleiche im Unterricht wahr? Im Rahmen des Promotionsprojektes wurde mittels
Videografien des Unterrichts analysiert, wie häufig und in welchen Unterrichtssituationen
die L1 von Lehrenden und Lernenden verwendet wird. Anschließend wurde in leitfadengestützten Gruppen- und Einzelinterviews mit Lehrpersonen und Lernenden ergründet,
welche subjektiven Einstellungen gegenüber der L1 im Unterricht bestehen. Mit welcher
Motivation wird die L1 eingesetzt? Finden Sprachvergleiche statt? Werden weitere Sprachen zur Förderung von Sprachbewusstheit verwendet? Nehmen Lernende den Einsatz
der L1 als förderlich für ihren Lernprozess wahr? Der Vortrag soll einen Überblick über die
Ergebnisse dieser Untersuchung geben.
Li, Fei [email protected]
Das duale Modell oder unitäre Modell für die mentale Repräsentation des
Erwerbs von Flexionsmorphologie? Empirische Evidenz aus der L2
Zahlreiche empirische Untersuchungen in der L1- und L2-Erwerbsforschung lieferten in
den letzten zwanzig Jahren widersprüchliche Ergebnisse, die eine heftige Diskussion über
Stärken und Schwächen des regelbasierten, dualen Modells und des assoziativen, unitären
Modells zur mentalen Repräsentation des Erwerbs von Flexionsmorphologie auslösten.
Eine Zusammenfassung der neuesten sowie meiner Untersuchungsergebnisse, die auf einer 10-monatigen Untersuchung mit erwachsenen chinesischen Deutschlernern im unterrichtsgesteuerten Kontext als Zielgruppe basieren, zeigt, dass im Rahmen des L2-Erwerbs
die Behauptung, dass regulär und irregulär flektierte Pluralformen durch einen einheitlichen Mechanismus verarbeitet werden, wahrscheinlicher und plausibler als die Behauptung für eine distinkte, qualitativ unterschiedliche Ver-arbeitung von regulärer und irregulärer Flexion, ist.
Pless, Ulrike [email protected]
Indirekter Sprachvergleich anhand von Sprachmittlung
Eine Methode es Sprachvergleichs ist die Translation im weiteren Sinne und im engeren
Sinne, mit Bezug zum Fremdsprachenunterricht, die Sprachmittlung. Translation und
Fremdsprachenunterricht pflegen schon seit jeher eine schwierige Beziehung miteinander.
Seit einiger Zeit bestehen bereits verschiedene erfolgreiche Ansätze, die Translation in den
DaF-Unterricht zu integrieren. Als „Sprachmittlung“ hat sie sogar bereits Einzug in den
Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GeR) erhalten. Dass die Vermittlung einer
Fremdsprache losgelöst von der zugehörigen Kultur bzw. den Kulturen in der Regel fehlschlägt, ist kein Geheimnis. Aus diesem Grund wird die Inbezugnahme authentischen
Materials in den Unterricht immer stärker betont. Die Arbeit mit natürlichen Texten stellt
beispielsweise einen authentischen Kulturträger dar, die unter anderem zur Erweiterung
des Wortschatzes, zum Erlernen und Verstehen grammatikalischer Strukturen und der
Reflexion über kulturelle Themen dienen. Texte lassen sich auf verschiedene Weisen im
Deutschunterricht verwenden und sprechen, je nach Aufgabenstellung, mehrere oder
sogar alle vier Fertigkeiten an. In diesem Vortrag soll die Möglichkeit und Unmöglichkeit
des Übersetzens, ausgehend von der Translationswissenschaft und der Einteilung in verschiedene Übersetzungstypen nach Christiane Nord, im DaF-Unterricht dargestellt werden. Die Übersetzungstypen sollen auf das Übersetzen im DaF-Unterricht angewendet
werden und am Beispiel spanischsprachiger Deutschlernern, die am Geisteswissenschaft-
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
lichen Zentrum (CUCSH) der Universität Guadalajara in Mexiko Deutsch lernen, verbildlicht werden. Dabei soll auf die Vorteile und Schwierigkeiten dieser Aufgabenformen hingewiesen und untersucht werden, auf welchen Niveaus welche Übersetzungsübungen
sinnvoll sind.
Qian, Lingyan [email protected]
Mündliche Erzählfähigkeit chinesischer Lerner im Tandem
Das Lernen im Tandem ist eine Sonderform des Sprachenlehrens und -lernens. Es stellt
eine Situation zwischen ungesteuertem und gesteuertem Spracherwerb dar. Die Erzählforschung mit der konversationsanalytischen Methode ermöglicht, Hinweise auf Lernprozesse innerhalb des Spracherwerbs im Tandem zu geben und zu entwickeln. Mein
Beitrag analysiert das Erzählen im Tandem Chinesisch-Deutsch mit transkribierten Daten.
Konkret gehe ich auf die Konstruktion des Anfangs und der Beendigung der Erzählungen,
die von den beiden Beteiligten hervorgebracht wird. In Anlehnung an der Theorie über
interaktive Sprachentwicklung von Quasthoff (1983, 1993) wird der Aspekt der Interaktion
in meiner Forschung besonders herausgestellt. Durch die Konversationsanalyse der Tandemdaten werden die Erzähldefizite und Erzählperformanz der chinesischen Lerner veranschaulicht.
Schlenker, Max [email protected]
Anrede- und Grußformen: Turbulenzen in der Kommunikation. Eine
kontrastive Untersuchung in Bezug auf fremdsprachlichen Deutschunterricht in Italien
Gruß- und Anredeformen unterliegen ständigem Wandel und Moden. Diese Veränderungen haben jedoch unter dem Einfluss der Neuen Medien und der aus ihnen entstandenen
neuen Kommunikationsmustern erheblich an Dynamik gewonnen. Festzustellen ist zum
einen eine asymmetrische Entwicklung in der Pragmatik aufgrund der Aufweichung bzw.
des Wissensverlustes von klassisch kodifizierten Gruß- und Anredeformen. Zum anderen
lässt sich aber auch eine intuitive Kompetenz einiger gerade junger Akteure beobachten,
die die Wertigkeit der unterschiedlichsten Anredeformen genau einschätzen und dementsprechend handeln können. Ausgehend von theoretischen Vorüberlegungen werden anhand von deutschen und italienischen Beispielen Reibungspunkte bei der Verwendung
von Gruß- und Anredeformen betrachtet und interkulturell verglichen. Da sich die Phänomene im Deutschen und Italienischen ähneln, aber Unterschiede in der Pragmatik aufweisen, soll dies der Ansatzpunkt für folgende These sein: Der gestiegene Anspruch im
Umgang mit Anrede- und Grußformen lässt sich adäquat durch kontrastive Elemente im
DaF-Unterricht in Italien darstellen und erlernen. Dieses soll mit Bezug auf ein aktuelles
Lehrwerk (DaF Kompakt, Klett 2011) anhand einer sprachvergleichenden Unterrichtseinheit veranschaulicht werden. Die Didaktik versucht durch den kontrastiven Ansatz
auch die intuitive muttersprachliche Kompetenz der Studierenden aufzunehmen, um so
die Handlungsoptionen für eine zeitgemäße Gruß- und Anredepragmatik in einem
deutschsprachigen Kontext erweitern zu können.
Schmidt, Maria Gabriela [email protected]
Durch Sprachvergleich Synergien schaffen: Deutsch (L3) nach Englisch
(L2) in Japan (L1)
Deutsch wird im asiatischen Raum (hier Japan) in der Regel als dritte Fremdsprache gelehrt. Die Fehleranalyse zeigt den Einfluss sowohl von L1 als auch von L2. Einige Fehler
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SEKTIONEN D – SPRACHDIDAKTIK UND SPRACHVERMITTLUNG
lassen sich jedoch nicht zuordnen und zeigen Individuelles. Die Angst, Fehler zu machen
und sein Gesicht zu verlieren, spielt eine große Rolle. Ein reflektierter, in die Sprachvermittlung integrierter Sprachvergleich bietet die Möglichkeit, die Negativspirale auszusetzen und den Blick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu lenken, die durch neuro/psycholinguistische Studien gestützt werden. Der Beitrag möchte Analysen und Didaktisierungen aus dem Unterricht sowie das Feedback der Studierenden aus Unterrichtstagebüchern vorstellen und vor dem Hintergrund der Forschung (KL, Sprachvergleich,
Psycholinguistik, DaF) diskutieren.
Yao, Yan [email protected]
Bedeutung der Satzanalyse bei der Übersetzung Deutsch-Chinesisch für
Wissensvermittlung
Erfolgreiche Wissensvermittlung zwischen Kulturen setzen dementsprechend richtiges
sprachliches Verstehen und Ausdrücken voraus. Dieser Transfer-Vorgang bei Übersetzern
oder Dolmetschern findet auf Wort-, Satz- und Textebene statt. Der Vortrag setzt sich
schwerpunktmäßig mit Satzanalyse bei der Übersetzung Deutsch-Chinesisch auseinander,
denn für Anfänger aber nicht selten auch für erfahrene Übersetzer ist ein Bewusstsein der
Strukturanalyse deutscher Sätze schwach, was oft zu Fehlübersetzung und damit zu falscher Wissensvermittlung führt. In einem deutschen Satz werden Informationen zu Sachverhalt oder Weltwirklichkeit grammatisch gestaltet. Eine Strukturanalyse deutscher Sätze
ist eben das genaue Verstehen des Sachverhalts oder der Weltwirklichkeit durch Dekonstruktion der Informationen, um dann diese Informationen wieder in chinesischen Sätzen
nach chinesischer Grammatik zu rekonstruieren und damit Wissen richtig zu vermitteln.
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