163_183:ARTIKEL MUSTER 16.04.2015 12:43 Uhr Seite 3 VPT INFORMIERT Berufspolitik bewegt Die Zeiten sind zwar stürmisch, aber durch Hoffnung auf positive Veränderung geprägt, könnte man die aktuelle Situation in der Physiotherapie zusammenfassen. Die Unionsfraktion hat ein Positionspapier des Physiotherapeuten und Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne verabschiedet, das unter anderem von mehr Autonomie, einer gestärkten Ausbildung sowie einer verbesserten Vergütung spricht. Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) ist auf dem parlamentarischen Weg und sieht einige Verbesserungen im Heilmittelbereich vor (sh. Bericht in der Dezember-Ausgabe 2014). All das macht begründete Hoffnung auf einen positiven Wandel. Auf Basis des Positionspapiers der Union mit dem Titel "Heilmittelerbringer direkter in die Versorgung einbinden" sollen nun zeitnah Gespräche mit dem Koalitionspartner SPD geführt werden.„Ich hoffe auf eine schnelle Umsetzung und die Einbringung der Forderungen in eines der geplanten Gesetzgebungsvorhaben. Jetzt lasse ich nicht mehr locker!“ gibt Dr. Kühne die Marschrichtung für die kommenden Wochen vor. Endlich tritt auch die völlig unzulängliche Vergütungssituation in den Fokus; die Anbindung der Behandlungspreise an die Grundlohnsumme soll nach dem Willen der Union angegangen werden. 3. Blankoverordnung umsetzen – Direktzugang für qualifizierte Therapeuten prüfen Die Kernpunkte des Positionspapiers, das von der AG Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion verabschiedet wurde, in Kurzfassung: Der VPT führt gemeinsam mit der IKK Brandenburg und Berlin ein Modellvorhaben über die Auswirkungen von Blankoverordnungen durch. Hierbei stellt der Arzt die Diagnose und der Physiotherapeut wählt auf dieser Basis dann die erforderlichen Heilmittel, die Behandlungsdauer und die Frequenz der Abgabe eigenverantwortlich aus. Sobald die Ergebnisse des wissenschaftlich begleiteten Modells vorliegen, sollen die Verhandlungen zur Umsetzung der Blankoverordnung aufgenommen werden. Dies wird voraussichtlich 2016 der Fall sein. Der Direktzugang von Patientinnen und Patienten zum Physiotherapeuten soll ebenfalls geprüft werden. 1. Vergütung der Heilmittelerbringer von der Grundlohnsumme entkoppeln 4. Arbeitsbedingungen den Versorgungsgegebenheiten anpassen Die Koppelung der Behandlungspreise an die so genannte Grundlohnsummenentwicklung der Krankenkassen soll ebenso wie der längst überfällige Ost-West-Angleich zeitnah angegangen werden. Die zwingende Vorhaltung von Praxisräumen im Rahmen des Zulassungsverfahrens wird hinterfragt. So wird u.a. kritisiert, dass der Zugelassene auch für angestellte Therapeuten Praxisräume vorhalten muss, die bspw. ausschließlich in Hausbesuchen behandeln. Neue, praxistaugliche Kriterien zur Praxisausstattung werden angestrebt. 2. Ausbildungsstandards und Qualifikation anheben Die Diagnosekompetenz der physiotherapeutischen Berufe soll durch die Integration von neuen Inhalten in die Ausbildungscurricula gestärkt werden. Der Wegfall des Schulgeldes und eine Ausbildungsvergütung sollen die Ausbildung attraktiver machen und damit dem Fachkräftemangel entgegen wirken. 5. Zugang zur Telematik-Infrastruktur ermöglichen Die Heilmittelerbringer sollen Berücksichtigung im eHealth-Gesetz finden und in die Telematik-Infrastruktur eingebunden werden (elektronisches Gesundheitsberuferegister). Denn die intelligente Vernetzung aller Leistungserbringer ist für eine gestärkte sektorübergreifende Versorgung der Patientinnen und Patienten unabdingbar. 6. Modellvorhaben zur Substitution von ärztlichen Leistungen perspektivisch möglich machen Die gesetzliche Grundlage in § 63 SGB V zur Erprobung einer Substitution ärztlicher Leistungen bedarf einer Anpassung. Eine curriculare Erweiterung der Ausbildung (sh. auch Punkt 2.) ist hierfür ebenfalls erforderlich und soll zeitnah angestrebt werden. Wer das Positionspapier im Originalwortlaut einsehen möchte, kann dieses unter www.vpt.de (Meldung vom 26.03.2015) herunterladen. Der VPT zeigt sich besonders darüber erfreut, dass mit dem vorliegenden Papier die Forderungen der vier im Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) vertretenen Verbände DVE, IFK, VPT und ZVK in großem Maße Berücksichtigung gefunden haben (die 8 Kernforderungen des SHV sind auf der Homepage unter www.shv-heilmittelverbaende.de veröffentlicht). Das verdeutlicht einmal mehr das berufspolitische Gewicht des SHV und seine erfolgreiche Arbeit, die vielleicht nicht oft genug so auch wahrgenommen wird. Vieles wird in direkten Gesprächen erreicht, für die man immer auch einen langen Atem benötigt. Der Schulterschluss der Verbände hat sich auch in der erfolgreichen gemeinsamen Protestveranstaltung des SHV, die am 21.03.2015 im Rahmen der Fachmesse "therapie Leipzig" stattfand, gezeigt. Die alle Kolleginnen und Kollegen unter den Nägeln brennenden Themen wurden öffentlich artikuliert. Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle allen Therapeutinnen und Therapeuten, die dem Protestaufruf der SHV-Verbände gefolgt sind und die berufspolitische Arbeit des SHV damit wirksam unterstützt haben. Teilweise begann deren Anreise nach Leipzig bereits in der Nacht vor der Veranstaltung, was deren Engagement noch einmal besonders hervorhebt. Ein separater Bericht zur Protestveranstaltung des SHV ist auf Seite 168 zu finden. Gemeinsam sind wir stark! Das ist ein Leitsatz des VPT, der in diesen Tagen Bestätigung findet. Auch wenn noch einige Steine auf dem Weg des Wandels ausgeräumt werden müssen, so kann eines bereits festgestellt werden: Der enge Kontakt zum Bun5|15 PHYSIOTHERAPIE 165 163_183:ARTIKEL MUSTER 16.04.2015 12:43 Uhr VPT INFORMIERT destagsabgeordneten Dr. Roy Kühne und sein engagierter Einsatz für die Belange der Heilmittelerbringer sowie der Schulterschluss der Verbände unter dem Dach des SHV haben maßgeblich zu den anstehenden Veränderungen beigetragen. Konkret geht es nun erst einmal mit den weiteren Beratungen zum GKV-VSG weiter, das, wie eingangs erwähnt, bereits erste Verbesserungen auf den Weg bringen soll. Hierzu berät der Bundestag abschließend in 2./3. Lesung am 21./22.05.2015, der Bundesrat am 12.06.2015. Das GKV-VSG soll dann im Sommer 2015 in Kraft treten. Udo J. Fenner Bundesgeschäftsführer des VPT 166 PHYSIOTHERAPIE 5|15 Seite 4
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