pdf einer Ausgabe

Wenn es um Krieg, Terror und Gewalt geht, ist in
Redaktionen Feingefühl bei der Bildwahl gefragt
Was die Medienszene 2014 bewegt hat und
welche Trends uns im nächsten Jahr erwarten
Einzelhandel in Bedrängnis, Wertschöpfungsketten im
Digitalen, Social Media: Nicht alle Wege führen nach Rom
MedienManager
P.b.b. 03Z035287 M
Albatros Media, Grüngasse 16/DG, 1050 Wien
Österreich: Einzelpreis EUR 4,– /Jahresabo 40,–
Deutschland: Einzelpr. EUR 5,– /Jahresabo 50,–
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Durchführung GFK Austria, IFES und bis Dez. 2013 Gallup,
01.07.2013-30.06.2014. Ungewichtete Fälle: 2.244 in OÖ, 2.228
in NÖ. Max. Schwankungsbreite +/- 1,9 %. Reichweite in OÖ:
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Zeitungen sichern den Trafiken die tägliche Wiederkehr der Kunden, doch das wachsende Sortiment setzt unter Druck
Rückläufige Auflagen und Leserschwund bei Zeitungen und Zeitschriften –
damit geraten auch Trafiken zunehmend in Bedrängnis
O
will das Zeitungsgeschäft über die
Verkaufsstelle Trafik nicht aufgegeben wissen: „Natürlich ist das
Tages­zeitungsgeschäft rückläufig –
das Internet und die Gratiszeitungs­
angebote fordern ihren Preis.“ Aber
auch Massentitel wie z. B. News
werden seiner Einschätzung nach
künftig noch weiter verlieren.
Freilich gebe es auch unerklärbare
Phänomene wie die Ganze Woche.
Prirschl: „Keiner kann sich das erklären, warum das so ist, aber die
Ganze ­Woche funktioniert.“ Einiges
­könne durch ein breiteres Titelangebot und vor allem Spezialtitel wie
Tauchzeitschriften oder Geo kompensiert werden. Das kann auch
Gremialobmann Trinkl bestätigen:
Wichtiges Standbein. Das Standbein
Zeitungen und Zeitschriften ist für
Trafikanten sehr wichtig, meint daher auch Peter Trinkl, Obmann des
Bundesgremiums der Tabaktrafikanten: „Im Grunde ist diese Sparte die
Neuigkeit, das Aktuelle, das, wofür
der Kunde täglich in das Geschäft
kommt.“ Auch der Zeitungsbeauftragte des Gremiums, Josef Prirschl,
P. Trinkl, Trafikantenobmann
Foto: Franz Gleiss
hne Zeitungen könnten sie
zumachen, nur Zeitungen
verkaufen geht aber auch
nicht.“ So heißt es in einem Bericht
des Tagesspiegel in Berlin. Spiegel
und ähnliche Titel gingen nur mehr
schleppend über den Ladentisch,
was noch funktioniere, sei Tratsch
und Klatsch von B-Promi bis Royals. In Österreich kann man wohl
sagen, dass die Entwicklung ähnlich
ist, auch wenn das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers
in seiner aktuellen Studie „Global
entertainment and media outlook
2014–2018“ zum Ergebnis kommt,
dass die Gesamtumsätze um nur
durchschnittlich zwei Prozent pro
Jahr fallen.
Foto: WE
Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem
Auto über eine Landstraße, die sie gut
kennen. Irgendwann merken Sie, da ist
heute alles anders. Fremdartige Fahrzeuge kommen Ihnen entgegen, unbekannte Verkehrsteilnehmer schauen Sie
an, aggressiver scheinen sie zu sein, und
letztlich müssen hier auch noch andere
Verkehrsregeln gelten. Von links Kommende begehren Vorrang, Fußgänger
spazieren auf der Fahrbahn, Polizei ist
nicht zu sehen, jeder scheint sich seine
eigenen Regeln zu machen.
Ein mulmiges Gefühl beschleicht Sie.
Auto abstellen und zu Fuß weiter? Oder
schnell heimwärts? Wenn ja, wo ist das?
Oder doch mutig ein anderes Fahrzeug
ausprobieren?
So ähnlich scheint es zurzeit manchen
Medienmachern zu gehen, wenn ich OffRecords-Gespräche zusammenfasse. Die
alten Straßen, die gelernten Regeln existieren kaum mehr, seit Internet-basierte
Mechanismen die gewohnte Ordnung
„Inhalt  Plattform (Zeitung, Empfangsgerät …)  Konsument“ durcheinandergewirbelt haben.
Da ist die nebenstehend beschriebene Erosion des Einzelhandels von Zeitungen nur eine von vielen Baustellen.
Aber sie wird Handel und Konsumenten
massiv beeinflussen. Alle Kraft ins Abo
zu stecken und den Einzelhandel als
Restverkaufsposten zu sehen, könnte
sich auf Dauer nicht lohnen, denn: Leser
gehen seltener in die Trafik, Trafikanten
räumen daher Zeitungen in ein Winkerl,
wo noch weniger verkauft wird, die Spirale dreht sich nach unten. Außerdem: Wer
immer die gleichen Leser bedient, altert
mit ihnen. Und wenn sie einst gestorben
sind …
Ihr Peter Morawetz
Foto: Michalski
Fremde Heimat
J. Prirschl, Trafikantengremium
„Auch wenn dieser Zweig – Zeitungen und Zeitschriften – in den
einzelnen Stückzahlen rückläufig
ist, hat die Verbreiterung des Sortiments, also mehr unterschiedliche
Zeitungen und Zeitschriften, einiges auffangen können.“ Die ­stärkste
Umsatzsäule ist das ­Printgeschäft
dennoch nicht: Weniger als zehn
Prozent sind es, Tabakwaren bringen die Hälfte des Umsatzes und
Glücksspiel immerhin noch gut ein
Drittel.
Platzproblem. Verbreiterung des Sortiments ist gut, wirft aber zugleich
wieder neue Probleme auf, erzählt
Trinkl weiter: „Für den Trafikanten
ergibt sich dadurch zunehmend ein
Platzproblem. Zusätzlich besteht
natürlich auch die ‚Gefahr‘, unverkäufliche Ware anzubieten.“ Hier
wäre eine Unterstützung der Verlage oder Vertriebe äußerst hilfreich,
erklären Trinkl und Prirschl unisono. Das könne von einer besser gestalteten Angebotsfläche bis zu Unterstützung bei der Regal­gestaltung
n
reichen. Fortsetzung Seite 9
16.10.14 12:12
Eva Weissenberger (42), noch Chefredakteurin der Kleinen Zeitung
Kärnten, wird die Chefredaktion
des News Magazins übernehmen.
Sie folgt Wolfgang Ainetter nach,
der mit 31. Dezember aus der Verlagsgruppe News (VGN) ausscheiden wird. Die in Niederösterreich
aufgewachsene Journalistin startete
ihre Laufbahn bei der Tageszeitung
Die Presse und der Wiener Stadtzeitung Falter. Danach wechselte sie in
den ORF und war dort im Redaktionsteam des Formats „Wie bitte?“
sowie des ORF-“Report“ tätig. 2007
ging Weissenberger zur Kleinen Zeitung, arbeitete dort als innenpolitische Redakteurin und stellvertretende Leiterin des Wiener Büros
2012 wurde sie Chefredakteurin der
Kleinen Zeitung in Kärnten. Weitere
VGN-Personalrochaden finden Sie
n
auf Seite 7. Karin Strobl
verlässt RMA
Karin Strobl (41) verlässt nach vier
Jahren als Chefredakteurin der Regionalmedien Austria (RMA) das
Medienunternehmen mit Jahresende, um sich in den USA auf den
Abschluss ihres Studiums „Innovatives Medienmanagement“ zu
konzentrieren. Strobl leitete in der
RMA die österrreichweite Innenpolitik und überregionale Berichterstattung der Bezirksblätter sowie
deren Kooperationsmedien. Daneben verantwortete sie auch die redaktionelle Strategie im Haus mit.
Die RMA führt nach eigenen Angaben bereits Gespräche mit potenn
ziellen Nachfolgern.
[email protected]
09>>Produktion & Vertrieb
Änderungen bitte an
06>>Jahresrückblick
Stimmen Ihre Daten?
04>>Fotojournalismus
Redaktion
12/2014
MedienManager
Durchklick: Tools für
digi­talen Journalismus
Eine der zentralen Aufgaben im
Journalismus ist, Entwicklungen
aufzuzeigen und zu erklären. Um
Veränderungen sichtbar zu machen, werden gerne sogenannte
Vorher-nachher-Aufnahmen
gemacht. Dank „JuxtaposeJS“ lassen
sich diese interaktiv auf Webseiten
darstellen.
Das englische Wort „juxta­pose“
bedeutet übersetzt „gegenüberstellen“ – und genau das ermöglicht das Tool. Zwei Bilder werden
übereinandergelegt, mittels eines
Schiebereglers kann der User fließend zwischen der Vorher- und der
Nachher-Ansicht wechseln und so
Bildausschnitte direkt vergleichen.
Die Idee ist nicht neu (so hat etwa
die New York Times Satellitenbilder
vor und nach dem verheerenden
Erdbeben in Japan 2011 präsentiert,
siehe http://nyti.ms/enCJBG), war
aber ohne eigenes Programmieren
bisher nicht umsetzbar.
Alex Duner, Student an der North­
western University und Mitglied
des Entwicklungsteams „Knight
Lab“, hat nun eine Art Code-­
Generator entwickelt. Zur Verwendung von JuxtaposeJS (JS steht für
die Programmiersprache JavaScript)
muss ich weder ein ­Benutzerkonto
anlegen noch eine Installation
­ usführen, denn das Programm ist
a
unter http://juxtapose.knightlab.
com frei aufrufbar. Alles, was zu tun
ist: zwei Fotos auswählen und deren Links in das entsprechende Feld
kopieren. Sollte ich die Bilder noch
nirgends veröffentlicht haben,
muss ich sie zuerst auf Dropbox,
Google Drive oder in einer anderen
Cloud hochladen. Weitere Hürde:
Die Bilder müssen das gleiche Seitenverhältnis haben – also gegebenenfalls vorher mit einem Bildbearbeitungsprogramm zuschneiden.
Im nächsten Schritt folgt das
Feintuning: Beschriftungen und
Foto-Credits eingeben und die Anfangsposition des Schiebereglers bestimmen. Eine Vorschau ist sofort
nach jeder Eingabe sichtbar, sodass
ich mit den Einstellungen experimentieren kann, bis ich zufrieden
bin. Der Code, mit dem man das
Ergebnis auf seiner eigenen Website einbetten kann, wird sofort
generiert. Die Anzeige funktioniert
einwandfrei, auch auf mobilen
­Geräten. Fröhliches Schieben! n
Regula Blocher ist Bereichsleiterin
Neue Medien/Onlinejournalismus am
Institut für Journalismus & Medien­
management der FHWien der WKW.
Twitter: @regulablocher
„Leser spüren Lieblosigkeit“
ihres Berufs. Bildredakteure seien
nämlich weit mehr als nur Suchmaschinen. „Es immer trotzdem
versuchen, sich nicht demotivieren lassen“, rät Gribowitsch Kollegen. „Natürlich suchen wir Bilder,
die der Kunde will, aber es ist wichtig, dabei eine eigene Meinung zu
entwickeln.“
Lydia Gribowitsch ist Bildredakteurin
bei News Leben
Ihr Wissen und Können setzt
die Wahlwienerin seit inzwischen
zehn Jahren bei News Leben ein. In
der Konferenz hört sie, welche Themen geplant sind, erhält eine Themenliste, redet mit Redakteuren
und teilweise mit dem Art­direktor.
Sie stellt eine Vorauswahl zusammen, aus der die Redaktion später
Foto: Tanja Braune
„Wir brauchen aktuelle Bilder von
Gott!“ Auch mit ungewöhnlichen
Anfragen wie dieser hatte es Bildredakteurin Lydia Gribowitsch im
Laufe ihrer Karriere zu tun. Lachend erinnert sie sich, dass selbst
diese Seite nicht leer blieb. Herausforderungen anzunehmen und
gute Lösungen zu finden, ist Teil
Aus der
Redaktion
Fotos: Gutjahr.biz,
MM flash
Foto: mekcar/fotolia.com
2
Rechts: Karikatur zum Leistungsschutzrecht; links: Richard Gutjahr beim Interview in Wien
Gutjahr: 1.000 Euro auf Springer
Richard Gutjahr, bekannt aus Funk und Fernsehen, zählt zu Deutschlands EliteBloggeria. Im Interview spricht er übers Leistungsschutzrecht und Axel Springer
MedienManager: Sie sind ja nicht nur
Journalist, sondern auch Hobby-Karikaturist. Ich habe auf Ihrem Blog ­diese
Karikatur gefunden.
Richard Gutjahr: Das ist Mathias
Döpfner, im wahren Leben zwei
Meter groß. Er hat eine klassische
Musikausbildung, ich glaube, er
hat sogar noch dirigiert. Und das
da vorne ist der Herr Diekmann,
Chefredakteur der Bild-Zeitung,
und die orchestrieren das sinkende
Zeitungsverbandschiff, das vor dem
Googleberg auf Grund läuft.
Jetzt gab’s ja viele Wendungen beim
deutschen Leistungsschutzrecht. Wie
stehen Sie zu der Debatte?
Gutjahr: In zehn bis zwanzig Jahren
werden wir sicher darüber lachen,
wenn’s heute nicht so traurig wäre.
Im Grunde genommen manifestiert
sich darin alles, was gerade passiert:
Es krachen zwei Kontinentalplatten
aufeinander. Und diejenigen, die
aus der alten Welt kommen, das
Geld investiert haben in Struktur, in
Logistik, in Druckerpressen, haben
ihre Favoriten auswählt. Dabei
­berücksichtigt Gribowitsch Kosten ebenso wie Foto- und Persönlichkeitsrechte. „Bilder zu klauen,
ist für mich sowieso, wie jemandem die Handtasche zu klauen“,
sagt sie. Aber nicht nur rechtlich,
auch inhaltlich herrscht oft zu
wenig Respekt vor Bildern, selbst
in Redaktionen. „Wenn man ein
Bild anschaut, erfährt man eine
ganze Geschichte“, weiß sie und
ist überzeugt, dass Leser ­jegliche
­Lieblosigkeit spüren.
Mehrere Stunden pro Woche
nimmt sich die Bildredakteurin
einige Stunden Zeit, um am Ball
zu bleiben: „Man muss immer
informiert sein, was es im Netz
gibt, auch in Metasuchmaschinen, welche neuen Agenturen am
Markt sind, welche Fotografen für
­welchen Stil stehen usw.“
Kämpferisch. Im Laufe der letzten
Jahrzehnte hat Gribowitsch erlebt, wie ihr Beruf mal mehr, mal
weniger ernst genommen wurde.
Als die ausgebildete Journalismusund Bilddokumentarin Mitte der
80er-Jahre von Hamburg nach
natürlich ein Problem damit, dass
das Geld heute woanders gemacht
wird. Was ich aber an der Debatte
ein bisschen verlogen finde, ist: Sie
wissen ganz genau, wo in Zukunft
die Musik spielt, aber trotzdem orchestrieren sie die Kapelle, bis das
Schiff ganz im Meer verschwunden
ist, und bauen aber schon längst an
ihrem Rettungsboot. Und wenn jemand Geld hat, sich heute ein Rettungsboot zu bauen, dann sind es
doch die großen Verlage, die in den
letzten Jahrzehnten nicht schlecht
verdient haben.
Sehen Sie in Deutschland noch jemanden, der sich dem digitalen Vorsprung
der Axel Springer SE anschließen
könnte?
Gutjahr: Ich kenne jetzt natürlich
nicht die Bücher der einzelnen großen Medienhäuser und Familien
in Deutschland, zu viele sind’s ja
auch eigentlich nicht: Da gibt’s Bertelsmann, da gibt’s Burda, da gibt’s
Springer und Holtzbrinck, aber ich
muss wirklich sagen: Ich möchte
Wien zog, stellte sie erst einmal
fest, dass es den Job hierzulande
nicht gab. „Man wollte mich sogar als Bildhauerin vermitteln“,
schmunzelt sie. Doch nach und
nach entwickelte sich der Beruf
auch in Österreich. Kurt Falk holte Gribowitsch zur Ganzen Woche
und zu täglich Alles. Sie bereiste die
Welt, organisierte Shootings, sichtete unzählige Bilder, arbeitete mit
Fotografen und Artdirektoren zusammen. Später ging sie zu profil,
lernte kurz auch die Welt der Werbung kennen, landete wieder bei
Falk und schließlich bei tv-media.
„Aber das war die Zeit der großen
Brüste und der Freisteller, da hat
bei mir der Feminismus durchgeschlagen“, erklärt sie ihre damalige
Entscheidung zum Wechsel.
Heute freut sich Gribowitsch,
wenn sich jüngere Kollegen kämpferisch zeigen. Anfänger sind übrigens am besten in einer Fotoagentur aufgehoben: „Da lernt man
beim Beschriften und Verkaufen
einfach alles.“ Sie ist überzeugt:
„Bildredakteurin ist ein schöner
Beruf. Und einer, den es immer
n
­geben wird.“
nicht in ihren Schuhen stecken. Sie
haben Riesenapparate aufgebaut,
mit denen sie über Jahrzehnte wirklich viel Geld verdient haben. Und
die können jetzt nicht so schnell
wie ein Start-up auf der grünen Wiese sagen: „Wir werfen alles um und
machen es morgen so.“ Die haben
einen Riesenklotz am Bein, und der
Klotz bringt ja auch noch den ein
oder anderen Euro. Insofern, zu sagen: „Ab morgen machen wir alles
anders“, das wäre denen nicht möglich. Wer am besten aufgestellt ist:
Springer. Klar, sie machen nämlich
sehr vieles schon sehr lange sehr
richtig. Auch dass sie jetzt in Video
investieren, dass sie einen Fernsehsender für ein paar Groschen
gekauft haben, das ist sensationell.
Wenn ich eintausend Euro auf
ein Medienhaus in Europa setzten
n
­sollte, dann wäre es Springer. Interview: Tatjana Rauth
Mehr im WebTV:
mmflash.at
Impressum
Medieninhaber, Herausgeber & Verleger: Albatros Media GmbH, 1050 Wien,
Grüngasse 16, Tel. 01/405 36 10, Fax
01/405 36 10-27, office@albatros-media.
at, www.medienmanager.at | Erscheinungsweise: monatlich | Erscheinungsort: Wien | Auflage: 6.000 | Herausgeber:
Mag. Peter Morawetz, [email protected] | Redaktion: Tatjana Rauth
(Leitung), Erika ­Hofbauer, Sabine Karrer,
Elisabeth Oberndorfer, Regula Blocher,
[email protected] | Redaktionsbeirat: E. Michael Brauner, e.mb@
aon.at; Mag.Josef Leitner, j.leitner@
focusmr.com; Barbara Rauchwarter,
[email protected]
|
Anzeigen­
leitung: Reinhard Benesch, Tel. 01/405
36 10-37, [email protected] | Media­
daten: siehe www.medienmanager.
at | Grafik & Produktion: Julia Proyer,
[email protected], Doreen Agbontaen, [email protected] | Verlagsleitung: Mag. Siegfried Rupp, [email protected] | Abo: Tel. 01/405 36 10-20 |
Preise pro Jahr (10 Ausgaben): Ö: EUR
40,–, D: EUR 50,–
Druck: NÖ Pressehaus, 3100 St. Pölten
Die Redaktion des MedienManagers
spricht mit der grammatikalisch männlichen Form Personen beiderlei Geschlechts gleicher­maßen an.
Offenlegung:
siehe www.medienmanager.at
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* Quelle: MA 13/14, LpA national,
Schwankungsbreite +/- 0,5%
** Quelle: ÖWA Plus 2014-II, Unique User im Quartal,
KURIER ONLINE-Medien-Dachmarkenangebot
Gault&MillauGourmetguide
Gault&MillauWeinguide
4
Redaktion
12/2014
Show, don’t tell
MedienManager
Wo Fotos an Grenzen stoßen
Darüber schreiben, es aber nicht zeigen? Gerade, wenn es um Kriegs-, Terrorund Gewaltopfer geht, ist in den Redaktionen Fingerspitzengefühl gefragt
Eine Infografik sagt oft mehr als
tausend Worte
Wer Argumenten Nachdruck verleihen, Inhalte
verstärken und Interesse
wecken möchte, setzt
auf Infografiken.
Ü
ber viele Lebensbereiche
hinweg werden visuelle Gestaltungsmittel immer wichtiger. So auch in Kommunikation
und Medien. Infografiken bieten
Orientierung, dienen der Erklärung
komplexer Sachverhalte und schaffen den nötigen Gesamtüberblick.
Zudem besitzen Infografiken eine
hohe Glaubwürdigkeit. Aus der
modernen Mediengestaltung, ob
Print oder Web, sind sie nicht mehr
wegzudenken. Bilder und Grafiken
kommunizieren. Schneller und unmittelbarer als Texte verleihen sie
einer Botschaft Ausdruck, schärfen das Verständnis und schaffen
Aufmerksamkeit. Wer Argumenten Nachdruck verleihen, Inhalte
verstärken und Interesse wecken
möchte, setzt auf die Bebilderung
seiner Inhalte.
Intuition. Das amerikanische Journalistenausbildungsinstitut ­Poynter
untersucht seit 1991 mittels spezieller „Eyetrack“-Studien das Leser­
verhalten in Zeitungen. Eine im
Jahr 2007 durchgeführte Studie
widmete sich speziell dem Thema
Infografiken. Dabei zeigte sich, dass
sie im Wesentlichen die gleiche
Aufmerksamkeit wie Fotos erhielten. Infografiken seien allerdings
das wichtigste Element, um tiefer
in eine Geschichte einzusteigen.
So wurde festgestellt, dass 87 Prozent der Leser, deren Blick eine
Info­grafik erfasst hatte, auch zum
zugehörigen Text übergingen. Bei
Orientierung und Überblick. Besonders geeignet sind Infografiken zur
kompakten Veranschaulichung abstrakter Inhalte, Zahlen, Daten und
Fakten, sprich: Informationen, die
zunächst nicht real greifbar oder
schwer vorstellbar sind.
Obwohl Infografiken auch als
gestalterisches Element und als
Eyecatcher dienen können, steht
die Information immer im Vordergrund. Im Idealfall ist eine
­Infografik sowohl ansprechend
als auch aussagekräftig. Eine aufwendig gestaltete, jedoch inhaltlich ­falsche Grafik ist wertlos. Eine
schlichte Darstellung, die den Inhalt auf den Punkt bringt, hat ­ihren
Zweck erfüllt.
Der Inhalt einer Grafik muss
schnell erfassbar sein und einer
Faustregel zufolge in fünf Sekunden „greifen“. Das ist die maxi­
male Dauer, die einer Grafik gegeben wird, bevor der Blick und die
­Gedanken weiterschweifen.
Auftragsgrafik. Wer selbst keine
Ressourcen hat, um innovative
­Infografiken zu erstellen, kann
auf den Service der APA-Auftragsgrafik zurückgreifen und von den
Qualitätsstandards und der Geschwindigkeit der österreichischen
Nachrichtenagentur
profitieren.
Die Inhalte lassen sich individuell
bestimmen, die APA-Grafikredaktion bietet Beratung und liefert die
­Umsetzung im entsprechenden
Corporate D
­ esign.
Mehr Details und Grundlagen
zur Gestaltung ansprechender Infografiken sind im White Paper
„Absolutely Visual – Visualisierter
Content – Infografik, Animation &
Co“ der APA – Austria Presse Agentur zusammengefasst. Kostenloser
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Download: wp.apa.at.
Filterfunktion. Medien müssen entsprechend ihrer Filterfunktion
abwägen, was die Abbildung von
Gewalt im Einzelfall hervorbringen könnte, meint der PresseratGeschäftsführer. So habe die ­Runde
­ ersönlichkeitsrechte. Doch das sei
P
stets auf den Einzelfall bezogen.
Gewalt (un-)sichtbar machen. Wie
viele Gedanken sich Medien um die
Veröffentlichung von Gewaltabbildungen machen, zeigen konkrete
Beispiele: profil etwa brachte im
Sommer einige Kriegsbilder. Um
diese sehen zu können, mussten
Leser die Seite extra aufschneiden.
Der Vorteil: Wer sich der Gewalt
entziehen wollte, konnte diese einfach überblättern. Ein möglicher
Nachteil: Das Verborgene wirkt
manchmal noch reizvoller. In einem Spiegel-Online-Artikel wurde
genau beschrieben, wie eine Steinigung funktioniert, auf ein Foto
wurde jedoch verzichtet.
In welchem Ausmaß Bilder von
Toten gezeigt werden, ist übrigens
auch eine Frage der Kultur, erzählt
Warzilek. So bringen etwa spanische Medien häufiger Fotos von
Leichen als österreichische.
Kein neues Phänomen. Dass das Abbilden von Gewalt alles andere als ein
neues Phänomen ist, wird anhand
eines Beispiels im Buch „Rasende
Reporter. Eine Kulturgeschichte des
Fotojournalismus“ sichtbar. Der Fotojournalist Anton Holzer zeigt da­
rin zum Beispiel, wie die Zeitung Der
Sonntag ihre kriegskritische Haltung
1935 mit expliziten Gewaltdarstellungen unterstrich. In seinem umfangreichen Fotoband beschäftigt
sich Holzer akribisch damit, wie
sich die Pressefotografie im Laufe
des 20. Jahrhunderts entwickelte.
Gleichzeitig bietet
er einen spannenden Einblick in die
n Alex Warzilek,
Redaktionen.
Sabine Karrer Presserat
Foto: cliff1066™/flickr.com
Fotos: APA
­ erkömmlichen Titel/Text-­Seiten
h
läge dieser Wert bei 41 Prozent
(Quelle: Quinn & Stark).
Grafische Elemente wirken vor
allem deshalb attraktiv, weil unsere
Wahrnehmungsorgane primär auf
visuelle Orientierung ausgerichtet
sind, um sich in der Umwelt zurechtzufinden. Auf Wahrnehmung
durch die Sehorgane folgt Orientierung und Interpretation im Gehirn und schließlich entsprechende
­Aktivität.
zum Beispiel den Fall von Phan
Thị Kim Phúc besprochen. Das
Foto der damals Neunjährigen, die
nackt vor einem Napalm-Angriff
floh, zählt zu den berühmtesten
Bildern des Vietnamkriegs. „Das
Foto hat vielleicht sogar bewirkt,
dass in den USA umgedacht wurde,
allerdings wurde es auch ikonografisch aufbereitet“, so Warzilek. Im
Vergleich dazu erinnert Warzilek
an die Bilder des ersten Irakkriegs,
die relativ klinisch wirkten: „Damit
kann man möglicherweise weniger
bewusst machen, dass Krieg etwas
Schreckliches ist.“
In Indien wiederum führten die
Bilder von vergewaltigten, aufgehängten Mädchen erst dazu, dass
die Behörden auf Druck der Bevölkerung aktiv wurden. Allerdings
muss auch zu diesem Zweck nicht
immer das ganze Ausmaß des Grauens gezeigt werden, wie die New
York Times bewies: Dort war lediglich ein Ausschnitt des Fotos zu
sehen, die Köpfe der Mädchen sah
man nicht.
„Es ist einerseits sehr kraftvoll,
mit Bildern zu arbeiten, aber andererseits ist es auch gefährlich“,
gibt Warzilek zu bedenken. Ihm ist
es besonders wichtig, zu schrecklichen Bildern im Text eine Begründung mitzuliefern, warum man sie
zeigt. Und sich vor einer solchen
Entscheidung neben moralischen
Fragen auch jene des Jugendschutzes und des Persönlichkeitsrechts
zu stellen. Oder zu überlegen,
dass Opfer Angehörige haben,
die leiden. Sich zu fragen, ob eine
Veröffentlichung zumutbar ist.
Nicht zuletzt kann es auch für die
Journalisten selbst zur Belastung
werden, mit diesen Bildern konfrontiert zu sein, warnt ­Warzilek.
Im Endeffekt müsse man von Fall
zu Fall abwägen, was wichtiger
ist: öffentliche Interessen oder
Foto: Stephan Huger
W
ie geht man mit Enthauptungsvideos
um?
Welche Bilder sind moralisch vertretbar und welche nicht?
Wann werden Grenzen überschritten? Mit solchen Fragen sehen sich
Medien etwa konfrontiert, wenn
es um die Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS) geht. Um Antworten zu
finden, luden das forum journalismus und medien wien (fjum),
der Presseclub Concordia und
der Österreichische Presserat zur
Veranstaltung „Gewalt im Bild“,
unter anderem mit ATV-Chefredakteur ­Alexander ­Millecker,
Ex-WirtschaftsBlatt-­F otochefin
­Madeleine Suttner und profil-Journalist Robert Treichler, ein.
Die Medienstrategie der IS ist
darauf ausgerichtet, dass westliche
Medien Bilder aus den Enthauptungsvideos zeigen. „Am Anfang
sind die Medien darauf reingefallen“, sagt Presserat-Geschäftsführer
Alex Warzilek, der den Abend moderierte. „Erst im Laufe der Zeit
sind sie draufgekommen, dass das
gar nicht so gescheit ist, weil die
IS damit Angst im Westen schüren
und hier Leute rekrutieren will.“
Später entschieden sich Redaktionen eher für Bilder der Opfer aus
früheren Zeiten. Selbst soziale Medien wie Twitter und YouTube reagierten: „Früher hat es geheißen,
die, die Inhalte reinstellen, sind dafür verantwortlich. Jetzt haben diese Medien erstmals selbst eingegriffen“, sagt Warzilek. Für ihn könnte
das ein entscheidender Richtungswechsel sein, langfristig werde man
sich etwas überlegen müssen.
APA
APA-MultiMedia
+43 1 36060-5834
[email protected]
Kinder in Südvietnam auf der Flucht nach einem Napalm-Angriff im Jahr 1972
Markt
MedienManager
Drei bewährte Newcomer
in den unterschiedlichen Branchen
und immer in schwierigen Umfeldern. Davon profitiere ich aktuell
sehr stark.“
„Wir müssen unsere Medien weiterentwickeln, sowohl für den Leser- als auch für den Werbemarkt,
und neue nachhaltige Erlösmodelle
finden.“ Er ist der festen Überzeugung, dass die zwei starken Zeitungsmarken gute Voraussetzungen
mitbringen, um offensiv den neuen
Erfordernissen des Markts entgegenzutreten. Aber auch persönlich
ist er für diese Aufgabe gerüstet: „In
meiner Zeit in der Unternehmensberatung habe ich gelernt, rasche
und pragmatische Problemlösungen für Unternehmen zu entwickeln und umzusetzen – und das
Fotos: Kleine Zeitung, RMA, Styria Media Group AG
Radikal handeln. Der Zukunft sehen
die Styria-Manager gespannt entgegen. Walter Walzl findet dafür die
richtigen Worte: „Die Reaktion auf
den Wandel findet eher in den Köpfen, nicht aber in ausreichendem
Ausmaß im Verhalten statt. Ich bin
mir sicher, das der Wandel rascher
und schärfer kommen wird, als
viele annehmen. Es wird mehr Veränderungsbereitschaft brauchen,
wir werden noch stärker radikal
handeln müssen, um erfolgreich zu
n
bleiben.“
Von links nach rechts: Walter Walzl, Georg Doppelhofer und Rudolf Schwarz
Wirtschaftskompetenz in
allen Bundesländern.
Und die größte Reichweite.*
Die Rückkehr des Walter Walzl. Besonders klare Vorstellungen in Bezug auf sein zukünftiges Schaffen
hat Walter Walzl. Kein Wunder,
­hatte der 52-Jährige doch schon
von 2001 bis 2011 die Geschäftsführung der Kleinen Zeitung inne.
Er selbst beschreibt die zweijährige
Auszeit, in der er eine Unternehmensberatung führte, als persönlich wichtig, da sie ihm einen Blick
von außen ermöglicht hätte. „Das
erleichtert eine kritische Analyse
der Organisation, ihrer Prozesse
und den notwendigen Änderungsbedarf“, erklärt der studierte Jurist
und
Wirtschaftswissenschaftler.
Konkret heißt das für die nächsten
Jahre: Festigung der Nummer-einsPosition der Kleinen Zeitung in ihrem Verbreitungsgebiet und damit
Sicherung der Erlöse im Stammprodukt Print, Erhöhung der digitalen
Verbreitung verbunden mit der
Ausschöpfung des digitalen Werbepotenzials sowie die Umsetzung
zielgruppenspezifischer
Produktangebote wie beispielsweise der
Kleinen Kinderzeitung oder im Direct
Marketing.
23,8 %
Lokale Verankerung als Trumpf. Seit
Oktober führt Georg Doppelhofer
als Vorstand gemeinsam mit seinem Kollegen Stefan Lassnig den
Gratiszeitungsring RMA. Zuvor
war der Steirer für das SlowenienGeschäft der Styria Media Group
verantwortlich. Als größte Herausforderung für die gesamte Medienbranche sieht er das Ringen um
valide Geschäftsmodelle. In der
RMA will Doppelhofer „die Nähe
zu lokalen, regionalen und nationalen Lesern, Usern und Kunden verstärken“. Besonders die Mitarbeiter
würden dabei eine wichtige Rolle
spielen, sind sie es doch, die mit
den Produkten in ihren Regionen
leben und die direkte lokale Verankerung darstellen. Die Auslieferung
von Content über mehrere Kanäle,
fügt er hinzu, sei inzwischen zur
Selbstverständlichkeit in der Medienbranche geworden.
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Die Styria rüstet sich für die Zukunft, sowohl in ihrer Infrastruktur
als auch in puncto Personal. Was
dabei auffällt, ist, dass bei der Suche
neuer ­Führungskräfte oft Vertraute
aus dem eigenen Unternehmen
zum Zug kommen. Deutlich zeigt
sich das beim neuen Geschäftsführer von Presse und WirtschaftsBlatt,
Rudolf Schwarz, dem zurückgekehrten Kleine-Zeitung-Geschäftsführer
Walter Walzl und dem seit Sommer
amtierenden RMA-Geschäftsführer
Georg ­Doppelhofer. Alle drei begannen ihre Styria-Karriere vor vielen ­Jahren bei der Kleinen Zeitung.
Welche weiteren Gemeinsamkeiten sich aus zukünftigen Vorhaben
und Strategien sonst noch ablesen lassen, hat der MedienManager
­persönlich nachgefragt.
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Was tut der ORF? Medienforscher
Matthias Karmasin will sich von der
neuen ORF-Führung überraschen
lassen, und davon, ob ein Mediengesetz zustande gebracht wird. Ob
eine neue Presseförderung gelingt,
ist für Karmasin auch spannend,
denn: „Die Nachrufe auf Print waren bislang zu früh. Aber: Die Situation der Presseförderung muss gelöst werden.“ Internet-TV erkennt
der Medienforscher als interessantes Entwicklungsfeld für die nächsten Jahre und ist gespannt, wie weit
es das Mediennutzungsverhalten
beeinflusst, denn: „Die Leute wollen am kleinen Bildschirm nicht
fernsehen.“
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in heißes Thema sind inte­
grierte Reichweiten, denn
Onlineaktivitäten haben nun
den Weg in den alltäglichen Standard geschafft und müssen sich den
KPIs stellen“, bewertet MindshareChefin Friederike Müller-Wernhart.
­Mobile Marketing soll 2015 zur
großen Nummer werden: „Jetzt ist
endlich klar, dass alle SmartphoneBesitzer always on sind und mit
Werbung auch mobil erreichbar
sind.“ Eine ­Tatsache ist für Müller-­
Wernhart auch der saubere Bruch
im Verhalten zwischen breiten
Zielgruppen und dem Verhalten
der jungen ­digitalen Bevölkerung, „auch wenn die Prime­timeReichweite beim Fernsehen eine
nahezu identische Kurve hat wie
das klassische TV“.
Für MediaCom-Boss Joachim
­Feher wird 2015 vor allem in einer
Hinsicht aufregend: „Nach vielen
Monaten Planung und Strategiearbeit warten wir alle sehr gespannt,
was aus dem News-Verlag nun
kommt. Innovationen? Bleiben alle
Titel bestehen? Digitalstrategie?“
TV bleibt stark. Mayr-­Pernek glaubt
auch an ein neues Hoch in Sachen
Targeting: „verfeinert, verbessert,
beschleunigt“. Auch vom TV-Sektor
wird seiner Meinung nach noch
einiges zu erwarten sein, hat sich
doch heuer Beachtliches im Sinne
vermarktbarer Werbefenster getan,
obgleich das Tempo wohl nicht
in der Form weitergehen wird, so
Mayr-Pernek. Für den Printbereich
schätzt der Agenturchef, dass „2015
das letzte Jahr sein wird, in dem
sich Printmedien vorrangig um
Werbeerlöse kümmern und sich
wieder vermehrt ihren Konsumenten und Lesern, also Inhalten, Blattlinien und Konzepten, zuwenden
n
werden.“ Joachim Feher,
MediaCom
M. Karmasin,
Medienforscher
K. Mayr-Pernek,
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Basislehrgang Digital Marketing
mit diplomiertem Abschluss
6 Tage kompaktes Online Know How von Branchenprofis
Online Werbung
Content Marketing
Performance Optimierung
Mobile und Multi Screen
Suchmaschinen Marketing
Digitale Kreation
Kampagnenmanagement
Planungsstrategie
Der nächste Lehrgang startet am 16. Jänner 2015. Kurstag ist jeweils
Freitag im Intervall von 14 Tagen.
Der Durchgang im Mai 2015 wird als Kompaktkurs an unmittelbar
aufeinanderfolgenden Tagen geführt.
Kursgebühr nur 950,- euro
www.iab-austria.at/ausbildung
Foto: Elliott Brown/flickr.com
Google dominierte
Medienthemen ’14
Das Medienjahr 2014 ist fast vorüber. Ein Grund für
den MedienManager, sich bei Medienprofis umzuhören und nachzufragen, welche wichtigen Ereignisse
geschehen sind (oder auch nicht)
F
ür Russmedia-Boss Eugen A.
Russ war 2014 überaus erfreulich: „Print hält sich deutlich
besser als von allen erwartet. Hohe
Reichweiten und das große Vertrauen der Leserschaft bringen den Anzeigenkunden unverzichtbare Erfolge.“ Dafür führt Russ einen „klaren
Beweis“ an: Aldi kehrt in Deutschland flächendeckend zur Tageszeitungsanzeige zurück. Was ihm sonst
noch aufgefallen ist: „Digital wendet sich vom bislang gewohnten
Google-Monopol ab. Immer mehr
Kanäle, darunter auch die Digitalkanäle der österreichischen Medienunternehmen, bieten eine taugliche
Alternative zum Techno­logieriesen
aus den USA“, freut sich Russ, der
außerdem findet, dass News und
Content immer wich­tiger werden:
„US-Investoren strömen in ­unsere
Branche. Wir werden noch viel
­Innovation sehen.“ Goldbach-Chef
Maurizio Berlini sieht in der Datenorientierung die große Welle 2014:
„Konvergente Mediennutzung wird
zum Alltag, die Digitalisierung von
Medienangeboten schreitet voran.“
Er sieht Daten als Turbo für künftige Geschäftsmodelle – Programmatic Media Buying ist ein wichtiger Bestandteil. „Alles Mobile und
‚Frenemy‘ Google“ waren auch für
­Berlini die 2014er-Themen.
Print und Online. Für derstandard.
at-Geschäftsführerin
Gerlinde
Hinterleitner war 2014 der SpiegelStreit und die dahinter liegende
Frage, wie in Zukunft Print und
Online zusammenarbeiten sollen,
besonders spannend. Aber auch:
Jetzt
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sichern
Eugen Russ,
Russmedia
„Krautreporter und all die Onlineonly-­Publikationen, die derzeit online gehen, sowie die Frage: Wie
kann sich Qualitätsjournalismus
in Zukunft finanzieren?“ Aufgefallen sind Hinterleitner auch Entwicklungen beim Mitbewerb: „Der
News-Verlag sucht seine Daseinsberechtigung und dahinter steht
die Frage: Wie geht es bei den Magazinen weiter? Dazu gehört auch
der Umbau bei Gruner + Jahr und
­anderen ­Magazinverlagen.“
Apropos Magazinverlage. Thomas
Leskoschek, Geschäftsführer von
Styria Multi Media (SMM), findet,
dass das große Thema die Digitalisierung der Medienbranche 2014
war: „Die digitale Komponente
wird für Verlagshäuser immer relevanter. Gleichzeitig ist Crossmedia
wichtiger denn je, denn nur durch
die Verknüpfung aller Kommunikationskanäle und die Ausrichtung
auf die Interessen und Themen
der Leser und User können diese
optimal bedient werden.“ Parallel
dazu beobachtet der SMM-Chef
den zunehmenden Rückgang der
Einzelhandelsverkaufsstellen
für
Printprodukte und einen immer restriktiver werdenden Vertrieb über
große Handelsketten. Mit entsprechenden Folgen: „Beides erschwert
es Verlagen, ihre Produkte zielgruppengerecht am POS zu positionieren und damit die Leserschaft zu
erreichen. Hier gilt es in Zukunft,
alternative und innovative Wege
für Touchpoints mit der Zielgruppe
n
zu entwickeln.“ Erika Hofbauer
M. Berlini,
Goldbach
G. Hinterleitner,
derstandard.at
Foto: SMM
Mobile bleibt der große Trend in der Medienszene
Welche Trends haben das letzte Jahr dominiert, welche stehen kurz vorm Durchbruch?
Foto: Kabelik
Foto: oneinchpunch/fotolia.com
Google-Präsenz und Online/Mobile waren die starken Medienthemen des Jahres 2014. Was prognostizieren Medienexperten für 2015?
MEC-Geschäftsführer
Konrad
Mayr-­Pernek versucht sich ebenfalls
in Prognosen: „2015 wird das Dauergeschwurbel von Agenturen und
Branchengrößen um Programmatic
Buying und Real Time Advertising
noch lauter werden. Bis an jenen
Punkt, an dem substanzielle Projekte von A bis Z in fertigen, transparenten Systemen komplett abgewickelt und evaluiert werden können.
Erst dann wird man als Kunde,
Agentur oder Medium echte, eigene, substanzielle Erfahrungen machen und sich eine Meinung bilden
können, auf qualitativer, quantitativer und Performance-Ebene.“
Foto: Goldbach Austria
Mobil bleibt in
MedienManager
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T. Leskoschek,
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Markt
MedienManager
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Manager
Schindlauer ist
neue ORF-­IIIGeschäftsführerin
Die 32-jährige Eva Schindlauer ist vom ORFStiftungsrat zur neuen kaufmännischen Geschäftführerin von ORF III bestimmt worden.
Peter Schöber zeichnet weiterhin für den
­Programmbereich verantwortlich.
Bogocz als Geschäftsführer zu Mediaprint
Axel Bogocz, ehemaliger Chef der News-Gruppe, hat mit 1. Dezember, seinen neuen Job als
einer von drei Mediaprint-Geschäftsführern
angetreten. Bogocz übernimmt im Auftrag
der deutschen Funke-Gruppe die Nachfolge
von Bernhard Schneider in den Bereichen
­Finanzen, Druck und Logistik.
Goldener Werbe-Oktober
Werbeentwicklung
Focus
Der noch im Sommer in Aussicht
gestellte goldene Werbeherbst
scheint sich nach der aktuellen
Analyse der Werbedaten doch
nicht so richtig eingestellt zu haben. Für die ersten zehn Monate
des Jahres 2014 ergaben die Spendings im Vergleichszeitraum des
Vorjahres einen Rückgang von
2,6 Prozent auf 2,71 Milliarden
Euro. Die Branchen Medien und
Food sorgten mit Zuwächsen von
rund 14 bzw. zehn Prozent wenigstens für zweistellige Steigerungs­
raten. Auf der Minusseite sorgten
die Sparten Kfz, Dienstleistung
und Gebrauchsgüter mit Rückgängen zwischen 4,5 und 16 Prozent
für die Negativausreißer. Werbefreudiger war da der Oktober im
Vergleich zum Vorjahresmonat:
Das Werbeplus betrug 3,2 Prozent
n
(362 Millionen Euro).
12/2014
Sektor
1–10/13 1–10/14
Bauen & Wohnen
298.042
Bekleidung/pers. Bedarf 106.897
Dienstleistung
702.767
Diverses
127.207
Drug
+/– %
10/13
314.763
5,6
42.834
43.806
115.384
7,9
15.347
18.797
643.313
–8,5
94.508
87.947
87.901
–30,9
10.665
11.113
230.433
22.725
–3,3
30.483
27.672
Food
276.026
303.778
10,1
36.562
40.420
Freizeit/Touristik
186.720
188.244
0,8
19.052
19.913
Gebrauchsgüter
285.040
240.054
–15,8
29.198
37.395
Handel
260.755
253..990
–2,6
32.830
30.760
230.612
220.321
–4,5
28.074
28.117
Medien u. Sonstiges
348.503
396.128
13,7
42.181
50.763
2.780.114
2.708.048
–2,6
351.066
362.355
Gesamt*
* Werbeentwicklung exkl. Doppelbuchungen, Entwicklung der klassischen Werbung;
Bruttowerbewert in 1.000 Euro (= Bruttowerbeaufwendungen gemäß Tarifen der Medien)
News-Chefredakteur Wolfgang Ainetter steigt
vorzeitig beim Wochenmagazin aus, Vizechefredakteur Chris Neuhold wird bis auf Weiteres
die Produktion leiten. Gustav Soucek, zuletzt
in der Verlagsgruppe News für Vertrieb, Abomarketing und Mediaplanung verantwortlich,
übernimmt als Managing Director das Verlagsmanagement des Nachrichtenmagazins
profil und verantwortet damit den gesamten
B2B-Markt der Zeitschrift. Markus Fallenböck
übernimmt die Gesamtleitung für Vertrieb und
Data Management bei der VGN.
DBT-Kick-off im Advent
Datum:
Mittwoch, 10. 12. 2014,
19:00 bis 23:30 Uhr
Einlass: 18:30 Uhr
Ort:
Haus der Musik, Seilerstätte
30, 1010 Wien
Die Mobilisierungskraft der Nr.1
ist gut für Ihr Geschäft.
Die aktuelle Media-Analyse zeigt: Die „Krone“ ist mit einer Reichweite von 32,0 %
und 2,32 Mio. täglichen Lesern die unangefochtene Nummer 1 am Tageszeitungsmarkt. Wie Sie mit der Kraft der „Krone“ Ihre Kunden mobilisieren können,
erfahren Sie auf kroneanzeigen.at
Quelle: MA 13/14, Basis Tageszeitungen national, SB ± 0,8 %
10/14
Kfz
Weitere Personalwechsel bei VGN
Nach 14 Jahren und beinahe
170 Veranstaltungen hebt die
APA – Austria Presse Agentur
die „E-Business-Community“
gemeinsam mit dem Kooperationspartner styria digital one
unter dem Motto Technologie –
Vernetzung – Expertise auf ein
neues Level.
Anlässlich eines vorweihnachtlichen Treffs im Haus der Musik
werden erste Details der neuen
Networking-Reihe „DBT – Digital Business Trends“, die ab
2015 stattfinden wird, präsentiert. Darüber sprechen Peter
Kropsch (CEO APA – Austria
Presse Agentur), Malte von
­Trotha (CFO Styria Media
Group AG), Barbara Rauch­
warter
(APA-Unternehmenssprecherin und Leiterin Marketing & Kommunikation) und
Alexis Johann (Geschäftsführer styria digital one). Einlass
zum Event nur nach Anmeldung über [email protected].
5
7
Quelle:
8
Markt
12/2014
MedienManager
Voigt: „Gerade eingeschult“
Auf die Hauszustellung gab es ja
recht unterschiedliche Reaktionen.
Wie haben Sie das Feedback aus der
Bevölkerung wahrgenommen?
Voigt: Wenige handgeschriebene
Briefe, die muss man ernst nehmen. Wir haben in den ersten Jumbos 1.065.000 zugestellt, in den
weiteren im nächsten Jahr sind es
nur 600.000. Wenn von 600.000
120 Briefe schreiben und man an
120 eine Merci-Schokolade zurückschickt, aber im Proporz der Rest
sich wohl dabei fühlt, würde sich
jeder Politiker glücklich schätzen,
wenn das sein Votum wäre.
MedienManager: Welche Pläne schmieden Sie, um Ihre Wiener Reichweitenkonkurrenten Heute und Kronen Zeitung in naher Zukunft einzuholen?
Oliver Voigt: Silber ist verpasstes
Gold. Wenn man den Zeitungsmarkt nimmt, geht es um Wien
und den Großraum Wien mit dem
Speckgürtel in Niederösterreich
und dem nördlichen Burgenland.
Wir stehen derzeit in Erwartung
eines endlich zu exekutierenden
Kartell­urteils, das heißt, dass wir
in dieser Stadt dann nochmal zwischen 80.000 und 120.000 Auflage mehr haben. Wir gehen davon
aus, dass sich daraus eine gewisse
­Reichweite herausentwickelt. In
Erwartung dieses Urteils, weil das
ja immer ein bissel dauert, haben
wir proaktiv eine andere Maßnahme gesetzt und für den Bereich
Hauszustellung eine Jumboauflage
entwickelt. Auch national bauen
wir sukzessive unsere Zeitung aus.
Sonntags sind wir sehr gut unterwegs, haben uns letztes Jahr die
Steiermark, Graz erschlossen, unseren Blick auf andere Landeshauptstädte fokussiert. Wir sind ja erst
acht Jahre, also gerade eingeschult,
da darf man ja noch was vorhaben
im Leben.
Foto: MM flash
MGÖ-Manager Oliver Voigt im Gespräch über die Aufholjagd am Zeitungsmarkt, anstehende Magazingründungen und den Werbemarkt 2014
Oliver Voigt leitet seit 2011 die Geschäfte der Mediengruppe Österreich
Die Komplettversion des Interviews mit Oliver Voigt und Niki Fellner mit
Aussagen zu den neuen Videoshows, Wettbewerb mit TV-Stationen und
zukunftsträchtigen Werbemodellen finden Sie auf medienmanager.at.
elden :
Jetzt anm
campus.at
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p
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w
w
w
Auch
die
MGÖ-Magazinfamilie
wächst. Dieses Jahr waren es zwei
Neugründungen, welche Pläne gibt es
für 2015?
Voigt: Wir wollen eigentlich in den
nächsten zwölf bis 18 Monaten
alles gebündelt haben. Wir haben
am Montag gesund&fit, Cooking am
Freitag, am Wochenende Madonna
und für Dienstag, Mittwoch und
Donnerstag gibt es Magazin­ideen.
Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass das Gratiskonzept in
der Massivität funktioniert, weil
man eben dort ist, wo der Leser ist,
in der U-Bahn, in der S-Bahn, beim
Bäcker. Das ist unser großes Konzept, aber nebenher sind wir fest
davon überzeugt, dass Kaufpublikationen ebenso ihren Stellenwert
haben. Durch diese Idee, zu sagen,
du bekommst eine Zeitung und das
Magazin dazu, sind wir unique. Ei-
gentlich ist die Konzeption jeden
Tag ein Österreich mit einem Magazin. Darüber hinaus natürlich
auch andere Magazine wie NaturLust, Stylebook und was uns dann
noch einfällt.
Wie haben Sie den Werbemarkt dieses Jahr erlebt?
Voigt: Megawachstum online, eine
sehr stabile, leicht wachsende Tageszeitung im Netto, und im Magazinsektor wachsen wir über neue
Magazin-Launches. Damit sind wir
in Summe als Gruppe gewachsen,
und ich schließe mich da dem Niki
Fellner vollumfänglich an und
bin auch immer wieder erstaunt,
wie viel Tristesse verbreitet wird.
Es ist schwer, es ist nicht leicht,
du musst Ideen haben, du musst
Konzeptionen haben, aber wir haben vieles dieses Jahr gewonnen,
360-Grad-Markteinführung
bei
Automobilherstellern oder auch,
wenn du manchmal sogar siebenmal zum Hörer greifen musst, ist
das Teil dieser Aufgabenstellung.
Dahinter steckt rudern, rudern,
rudern, es wird in diesem Geschäft
schon lange nicht mehr gesegelt.
Wer an einem großen Segelschiff
steht, sollte sich ein paar Ruderpflöcke einschlagen, dann klappt’s
auch mit der Geschwindigkeit. n
Interview: Tatjana Rauth
Mehr im WebTV:
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Produktion & Vertrieb
DAS EXTRA ZUM MEDIENMANAGER
Großhandel rechnet künftig mit größerer Stückkostenbelastung im Zeitungseinzelhandel, Vertriebskooperationen sollen helfen, Kosten zu reduzieren
Fortsetzung von Seite 1
er rückläufige Verkauf von
Tageszeitungen im Einzelhandel bereitet uns natürlich
Sorge“, erzählt Morawa-Geschäftsführer Emmerich Selch: Vom gesamten Umsatz mit Presse über
den Einzelhandel liegt der Tageszeitungsanteil bei ca. 20 Prozent, ein
wichtiger Bestandteil also. Rückgänge im Verkauf schmälern den Erlös
sowohl der Einzelhändler als auch
der Großhändler. Demgegenüber
Foto: MM flash
D
bleiben aber die ­Vertriebskosten unabhängig von der verkauften Menge gleich. In Zukunft, prognostiziert
Selch, wird die Stückkostenbelastung der Tageszeitungen im Einzelhandel steigen. Ein erster Lösungsschritt war im April die Gründung
von Cargoe, einem gemeinsamen
Unternehmen von Morawa und
Presse Großvertrieb Austria Trunk
(PGV Trunk). Damit, erklärt PGVVertriebsleiter Ludwig Huber, sollen
die Transport-, Kommissionierungs-
Auch Großhändler hadern mit dem rückläufigen Verkauf von Tageszeitungen
und Remissionsverarbeitungsprozesse zusammengeführt werden.
Der gemeinsame Transport wurde
flächendeckend bereits umgesetzt,
ebenso die gemeinsame Remissionsverarbeitung, verbunden mit einem
gemeinsamen
Remissionsaufruf.
Der gemeinsame Lieferschein soll
ebenfalls starten. Für den Handel
gibt es dadurch Erleichterungen, ist
Huber überzeugt, weil es quasi nur
mehr einen Lieferanten gibt: „So
ist es beispiels­weise möglich, die
sogenannte ‚Sackremission‘ durchzuführen: Man braucht nicht mehr
zwischen den beiden Grossisten zu
trennen.“
Stabiler Partner. Huber will sich auch
weiterhin als stabiler Partner für die
Trafikanten sehen: „­Unsere Auf­
gabe ist es, die Umsatzpotenziale
mit standortspezifischen Sortimenten zu optimieren.“ Soll heißen:
Um Einzelhändler zielgruppen­
orientiert zu bestücken, wird seit
einigen Jahren das Instrument
der ­Einzelhandelsstrukturanalyse,
Stadt-Land-Gefälle.
Morawa-Chef
Selch setzt ebenfalls auf Daten,
denn: „Der Einzelhändler selbst
wäre aufgrund der Vielfalt des Sortiments nicht dazu in der Lage,
seine Disposition selbst vorzunehmen.“ Natürlich, so Selch weiter,
unterstützen die Einzelhändler die
Grossisten bei der Sortimentszusammenstellung aufgrund ihrer
standortspezifischen
Kenntnisse.
Auch ein etwaiges Stadt-Land-Gefälle wird berücksichtigt, erzählt
Selch: „Es gibt in der Tat im Segment der überregionalen Qualitäts-
zeitungen ein Stadt-Land-Gefälle.
Ergänzend dazu gibt es aber auch
noch die regionalen Qualitätszeitungen, die aufgrund ihrer lokalen
Berichterstattung auch am flachen
Land gut verbreitet sind.“ Tendenziell werden jedoch Qualitätszeitungen überproportional stark über
den Abo-Vertriebsweg verkauft. Der
Einzelhandel steigert seinen Anteil
in den Urlaubsgebieten während
der Ferienzeit, da die Leser dann
ihr Abonnement unterbrechen,
weiß Selch. Ähnlich ist die Situation auch bei Magazinen, berichtet
PGV-Vertriebschef Huber: „SpecialInterest-Titel wie Wissenschafts-,
Sprachen- oder Reisemagazine haben einen sehr starken urbanen
Verkaufsanteil, während sich die
hochauflagigen Unterhaltungszeitschriften meist gleichermaßen auf
Stadt- und Landgebiete aufteilen.“n
Erika Hofbauer
E. Selch,
Morawa
Ludwig Huber,
PGV
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genannt
EHASTRA,
eingesetzt.
­Huber: „Das erlaubt uns, abgesehen
von den klassischen Händlerdaten
wie Adresse oder Telefonnummer,
Informationen über die Branchenzugehörigkeit, Geschäftsgröße, die
Regal- und Bordmeteranzahl des
Zeitschriftenregals,
Angebotsformen, Öffnungszeiten, interne und
externe
Nachfragebeeinflussung
und die elektronische Ausrüstung
zu erhalten. Für die aktuelle Bezugsfindung jedes einzelnen Titels
stehen uns sämtliche Verkaufsdaten
der Vergangenheit zur Verfügung.“
Mit all diesem Wissen könne man
so „bestmöglich händlerindividuell
das Sortiment und die Menge pro
Titel festlegen“.
Foto: PVG Austria
Kein Tag ohne Zeitung
9
Foto: Morawa
1 2 / 2 0 14 a.
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10
12/2014
Produktion & Vertrieb
MedienManager
Aufwachen in Lichtgeschwindigkeit
Die österreichische Gemütlichkeit hat ausgedient, wenn es um Digitalisierung geht. Professor Mike Friedrichsen rät zu raschem Handeln, schließlich sei man im Besitz des vierten Produktionsfaktors der Zukunft
E
Wie aus dem Lehrbuch. Die Rede
ist von Mike Friedrichsen von der
Stuttgart Media University, der zur
ÖZV-Vollversammlung als Keynote
Speaker geladen war. Bevor er mit
seinem Vortrag seine Sicht der Dinge darstellte, stellte ÖZV-Präsident
Wolfgang Pichler in aller Ruhe die
Fakten aus seiner Sicht dar: Das Jahr
sei generell gut verlaufen, die KioskApp zwar gescheitert, Zeitschriften
aber hätten eine Zukunft, wie in einer aktuellen Umfrage Entscheider
aus allen Branchen bescheinigten.
Natürlich – er reagierte dabei auf
den Zuruf eines Mitglieds – sei das
Digitale mitzudenken, man könne
im nächsten Jahr gerne einmal eine
Veranstaltung zum Thema für die
Mitglieder ins Leben rufen.
Mike Friedrichsen lehrt an der Stuttgart Media University und berät führende deutschen Verlage in Digitalisierungsbelangen
sei ­gekommen, um festzustellen,
­wohin die Reise geht.
Wertschöpfungskette. Die Verleger
sollten sich eines bewusst machen:
Die Digitalisierung sei erst im Kindergartenalter angekommen, und
aufgrund neuer Geschäftsmodelle
hätten die Anwesenden nach wie
vor einen entscheidenden Startvorteil. Sie hätten das, was andere
bräuchten: spezifischen Nischencontent. Zuerst aber sei es wichtig,
die grund­legend andere Ökonomie
des Digitalen zu verstehen. Im Digitalen geht es nach Friedrichsen
nicht um die Distribution von Content, sondern um die Verknüpfung
von Content aus verschiedenen
Quellen zu Wissen. Daraus resultiert folgende Wertschöpfungskette: Daten – Information – Content –
Formate – Wissen. Entlang dieser
Wertschöpfungs­kette
entstehen
durch Rekombination bestehender
Produkte immer wieder neue Produkte. Stimmt die Theorie dazu,
befindet sich Content im Aufstieg
zum vierten Produktionsfaktor
nach Arbeit, Boden und Kapital.
Eine gute Nachricht für Fachzeitschriften.
Alle Branchen betroffen. Nur, wer
sich diesen Gesetzen beuge und
schnell mit ihnen umzugehen
Foto: post.at
Jetzt oder nie. Dann Auftritt
­Friedrichsen: Wie ein Wirbelwind
nahm der 54-Jährige die Bühne ein,
bedankte sich für den gelungenen
Einstieg, der sei wie aus dem Lehrbuch. Doch leider müsse er den
Präsidenten und seine Meinungsanhänger enttäuschen. Eine Veranstaltung im nächsten Jahr sei angesichts der rapiden Veränderungen
niemals ­genug, es gelte das Prinzip: jetzt oder nie! Der Zeitpunkt
Foto: OEZV
s gibt sie noch, die scheinbar
Weisen, die über den Dingen
stehen und zwischen ihrer
Lehre an der Universität und der
Beratung großer Zeitungsflaggschiffe wie der FAZ die Zeit finden,
den Mitgliedern des Österreichischen Zeitschriftenverbands (ÖZV)
­gehörig den Kopf zu waschen.
Land der Prospekte
In vielen Branchen beeinflussen Flugblätter Kaufentscheidungen maßgeblich
N
eunmal Gold für heimische
und internationale Unternehmen regnete es beim Prospekt Award der Österreichischen
Post. Wie in den Jahren zuvor wurden auch heuer die erfolgreichsten
und kreativsten Flugblätter gesucht.
Damit stellt der Award jenes Werbemittel in den Vordergrund, das
Konsumenten wie kein anderes
wahrnehmen. Eines, das Werbebotschaften zum Kunden transportiert
und gleichzeitig das Potenzial hat,
Druckereien und Zustellern volle
Auftragsbücher zu bringen.
„Prospektland“. Das mag auch ein
landesspezifisches Phänomen sein.
Als „Prospektland“ bezeichnete
Marketagent.com-Geschäftsführer
Thomas Schwabl Österreich 2010.
Eine Werbewirkungsstudie hatte ergeben, dass Prospekte und Flugblätter hierzulande am meisten wirkten, während in Deutschland und
der Schweiz TV an der Spitze stand.
Zumindest in Österreich scheint
sich daran nicht viel geändert zu haben. Laut aktuellem Branchenmonitor des Gallup-Instituts erinnern
sich etwa im Lebensmitteleinzel-
handel 62 Prozent der Empfänger
an Werbung in unadressierten Flugblättern und Prospekten. 51 Prozent informieren sich darin über
Angebote und auf 49 Prozent wirken sie kaufanregend. Auch in
der Möbelbranche kommen ­diese
Werbemittel besonders gut an:
Hier liegt die Werbeerinnerung bei
60 Prozent, 42 Prozent informieren
sich darin und 40 Prozent finden
sie kauf­anregend.
Allerdings hängt das auch von
der Branche ab. Im Bereich Auto
zum Beispiel wirkt Fernsehwerbung
wie keine andere. Hier erinnern sich
lediglich 16 Prozent an Werbebotschaften in Flugblättern und Prospekten, neun Prozent informieren
sich darin, aber immerhin elf Prozent würden sie als kauf­anregend
bezeichnen.
lerne, führt ­Friedrichsen weiter
aus, habe eine Chance, die nächsten Jahre zu überleben. Die Verleger sollten sich vor Augen führen,
dass es schließlich nicht nur ihnen
selbst so gehe, sondern von den
Banken über die Nahversorgung
bis zur Autoindustrie alle mit ähnlichen Erscheinungen zu kämpfen
hätten. Auch er selbst, Professor
im geschützten Universitätsrahmen, sei in den letzten Jahren gezwungen gewesen, seine Methoden komplett umzustellen. Erstens
würden seine Studenten sich fast
ausschließlich im Netz informieren. Zweitens würden sich seine
Bücher nur mehr gut in einzelnen
Kapiteln verkaufen, am Gesamtwerk sei kaum mehr einer interessiert. Drittens habe er entdeckt,
dass er weitaus mehr Studenten
mit zehnminütigen YouTube-Clips
erreichen könne als mit Vorlesungen. Und viertens sei er inzwischen
immer für seine Studenten erreichbar – ganz nach amerikanischem
Vorbild, was einerseits anstrengender sei, ihm andererseits auch größere räumliche Freiheiten erlaube.
Langer Rede kurzer Sinn: Alle sind
vom digitalen Umbruch betroffen,
es gelte nun einzig, ihm mit den
richtigen Maßnahmen zu begegnen. Denn obwohl wir bei der Digitalisierung erst am Anfang stünden, die Welt lerne schnell und
die Konsumenten umso schneller.
Deshalb sollte jeder Verleger einen
individuell angepassten crossmedialen Plan fassen, um den wertvollen Content in moderner Weise zu
n
seinen Kunden zu bringen. Tatjana Rauth
Der crossmediale Plan:
• Alles bewegt sich auf einen ausschließlich mobilen Zugriff auf digitale
Angebote der (Fach-)Zeitschriften zu.
• Soziale Medien müssen viel stärker genutzt werden, um die Inhalte zu
verbreiten.
• Es gilt, viel stärker auf Videoformate zu setzen als bisher.
• Die Werbung muss kreativer werden. Die sogenannte Display-Werbung im
Internet ist – radikal gesagt – tot. Die Zugriffsraten für die Werbebanner
rund um die Inhalte stimmen nicht, die Preise erst recht nicht.
• Zwang zu erheblichen weiteren Investitionen in die Technologie.
Neunmal Gold. Um die Gewinner
des Prospekt Awards zu ermitteln,
griff die Österreichische Post auf
ihr eigenes Flugblatt zurück. Das
Post-Kuvert, der Sammelumschlag
für unadressierte Werbesendungen,
wurde an mehr als drei Millionen
österreichische Haushalte versendet. Rund 300.000 Personen, also
rund zehn Prozent, kamen dem
Voting-Aufruf nach und wählten
mittels Antwortkarten oder online
die besten aus 80 vorausgewählten
Sujets. Diese mussten unadressiert
und in einer Mindestauflage von
50.000 Stück mit dem Post-Kuvert
an Konsumenten verschickt worden sein. Mit 186 teilnehmenden
Projekten war das Interesse auch
bei den werbetreibenden Unternehmen, Werbe- und Mediaagenturen sowie Druckdienstleistern
groß.
Anfang November freuten sich
die Gewinner über Auszeichnungen in Gold, Silber und Bronze
in neun Kategorien: Auto, Freizeit & Schönheit (Gold: dm drogerie markt), Elektrohandel (Media
Markt), Textil & Schuhe (Deichmann), Möbel (XXXLutz), Baumärkte/Gartencenter (Lagerhaus),
Lebensmittel (Hofer), Kreativität
(Billa), Nachhaltigkeit (Hofer) sowie in der neuen Kategorie Regionale Anbieter (Unimarkt).
Gefragt wie eh und je. Für Johann
Peter Jordan von NP Druck erhalten Prospekte und Flugblätter
durch Veranstaltungen wie den
Prospekt Award die Aufmerksamkeit, die sie verdienen – gerade als
Medien, die selbst für Aufmerksam sorgen. Neben Zeitschriften
und Katalogen zählen ­Prospekte
zu den Kernbereichen von NP
Druck. „Gemeinsam mit Kunden
entwickeln wir effiziente Produkte
und ermöglichen den Druck von
Prospekten mit hoher Mutationsanzahl“, sagt Jordan. Diesen Weg
wolle man konsequent weitergehen. Denn Prospekte sind gefragt
n
wie eh und je.
NP Druck
Johann Peter Jordan
Tel.: 02742/802 12 50
E-Mail: [email protected]
Web: www.np-druck.at
5
12/2014 11
Fotos: CoreyHarris/flickr.com, BussFeed, google+,instergram, twitter, spotify,
pinterest, Juancameneses, Berger Föhr/wikipedia, upworthy.com
Produktion & Vertrieb
MedienManager
Social Media: Nicht alle Wege führen nach Rom
Pages dazu bringen, ihre Inhalte
durch Ads zu bewerben. Stadler,
die die offizielle Facebook-Seite des
Standard betreut, vermutet, dass
die aktive Community und die Bekanntheit der Marke dafür sorgen,
dass die Tageszeitung weiterhin in
den News Feeds zu ­sehen ist.
Während auf Pinterest und Insta­
gram weiche Themen am meisten geschätzt werden, Twitter und
Google+ die Nachrichten ­liebenden
Nischen bedienen, funktionieren
bei Facebook vor allem emotionale Themen, die von Nutzern gern
­geteilt werden. Die besten Beispiele
Wir freuen
uns auf
Sie.
Wir
freuen
uns auf Sie.
Visuelle Plattformen. Für den Onlineauftritt von Woman ist Facebook
ebenfalls für einen wichtigen Teil
der Reichweite verantwortlich, Redaktionsleiterin Nana Siebert setzt
bei der Verbreitung der Inhalte über
soziale Kanäle jedoch vor allem auf
visuelle Plattformen. Die Zielgruppe des ­österreichischen Frauenmagazins befinde sich so zum Beispiel
auf der Foto-App ­Instagram. Die
Präsenz am Visual-­BookmarkingPortal Pinterest will Siebert demnächst „pimpen“. „Auf Twitter,
Spotify und Google+ sind wir auch,
allerdings ist unsere ­Zielgruppe hier
nicht sehr präsent. Deshalb fallen
die Bemühungen nicht so intensiv
aus“, verrät die Onlinechefin. Wie
Kollegin Stadler wartet sie bei Neulingen am Social-Media-Markt wie
Ello erst einmal ab.
Die großen Lifestyle-Magazine in
den USA haben sich auf Pinterest
eine große Anhängerschaft aufgebaut. Dort funktionieren Anleitungen, bildlastige Reportagen und Produktvorstellungen am besten. Ein
ähnliches Potenzial hat Instagram.
Hier wird jedoch das direkte Verlinken von Artikeln erschwert, denn
bisher erlaubt die App keine Links.
Vielmehr versuchen Medienmarken, sich visuell in die ­Erinnerung
ihres Zielpublikums zu rufen.
Medienblase Twitter. Bei Twitter finden sich vor allem News-Junkies,
weshalb der Dienst sich besonders
für Hard News eignet. Aufgrund
seiner Aktualität funktionieren hier
Eilmeldungen, aber auch Teaser
zu größeren Geschichten. Konkurrent Facebook hingegen ist bei der
Reihung im News Feed immer undurchschaubarer geworden. Besonders Betreiber kleinerer FacebookSeiten beklagen, dass die Beiträge
nur mehr wenige User ­erreichen.
Nicht ohne Grund: Das börsennotierte Unternehmen will offizielle
dafür sind die Viral-Portale BuzzFeed und Upworthy, die mit ihren Listen und Videos massenhaft
n
­Shares und Klicks generieren.
Für die meisten Medien
zählen Social-MediaPlattformen zu den
wichtigsten TrafficQuellen im Netz
LWmedia
„Facebook ist ganz klar der Platzhirsch“, sagt Lisa Stadler, Social
Media Manager des Standard. Auf
dem Portal generiert die Tageszeitung nicht nur Likes, sondern auch
Kommentare. Twitter hingegen sei
eher ein Nischenmedium und bringe weniger Traffic ein: „Das ist nur
eine Medienblase, der Rest ist inaktiv“, bewertet Stadler das Microblogging-Tool. Generell probiert das
Community-Team des Nachrichtenportals alles aus: „Pinterest haben wir schon wieder aufgegeben,
weil es für uns keinen Sinn gemacht
hat und von der Community nicht
aufgenommen wurde.“ Google+
werde ebenfalls befüllt, allerdings
mit wenig Fokus darauf. Auf dem
Social Network funktionieren laut
der Expertin vor allem technologiebezogene Themen. Weitere Kanäle
wie die neue Facebook-Alternative
Ello beobachtet Stadler zwar, wartet
aber erst ab, bevor sie sich darauf
einlässt. „Wir haben alle paar Monate Meetings, in denen wir alles
hinterfragen und die Strategie auch
überarbeiten“, erzählt die Community-Managerin über ihre Arbeit.
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