Familiärer Darmkrebs – die vergessene Risikogruppe Darmkrebs ist in Deutschland für Männer und Frauen die häufigste Krebserkrankung und diejenige mit der zweithöchsten Sterblichkeit. Pro Jahr erkranken fast 70.000 Menschen neu an Darmkrebs und mehr als 26.000 versterben an den Folgen ihrer Tumorerkrankungen. Bei 70 % der Betroffenen ist die Ursache für Darmkrebs unbekannt. Etwa 20-25 % der KRK-Fälle treten „familiär gehäuft“ auf, ohne dass konkrete genetische Ursachen identifiziert werden können. Bei etwa 5 % der Patienten liegt eine der heute bereits bekannten erblichen Formen von Dickdarmkrebs vor. Die erblichen Tumorerkrankungen umfassen den Dickdarmkrebs ohne Polyposis (HNPCC oder Lynch-Syndrom genannt) und die Polyposis-Syndrome. In der Praxis sieht es so aus, dass viele Menschen mit familiärem Darmkrebsrisiko nichts von ihrem erhöhten Risiko wissen. Bereits ein Fall von Darmkrebs in der Familie bedeutet für alle direkten Verwandten des Erkrankten, dass sich ihr Risiko für die Entwicklung einer Darmkrebserkrankung gegenüber dem Risiko normal belasteter Menschen verdoppelt bis verdreifacht. Vermutlich sind zwei bis vier Millionen Menschen in der deutschen Bevölkerung von einem familiär erhöhten Darmkrebsrisiko betroffen. Die Folge ist, dass Darmtumoren bei ihnen erst erkannt werden, wenn sie schon weit fortgeschritten und nur noch aufwändig behandelbar oder nicht mehr heilbar sind. Es existiert eine Lücke im Versorgungssystem. Durchschnittlich belastete Menschen haben einen gesetzlichen Anspruch mit 55 Jahren eine Vorsorgedarmspiegelung durchführen zu lassen. Für Menschen mit familiär bedingtem Darmkrebsrisiko, die wesentlich früher mit der Darmkrebsvorsorge beginnen müssten, um gleiche Vorsorgechancen wie die Normalbevölkerung zu haben, fehlt der gesetzliche Anspruch auf risikoangepasste Schutzmaßnahmen. Was ist zu tun? Es gilt die Gruppe der Menschen mit familiärem Darmkrebsrisiko zu erkennen. Das effektivste Werkzeug ist die Familienanamnese. Nach Amsterdam- und Bethesdakriterien kann eine „erhöhtes familiäres“ und ein „erbliches“ Risiko unterschieden werden. Dieser Kriterienkatalog ist in der Hausarztpraxis wegen seiner Komplexität nicht anwendbar. Die Felix Burda Stiftung und das Netzwerk gegen Darmkrebs haben einen vereinfachten Fragebogen (Netzwerkbogen) entwickelt, der die Kriterien auf vier einfach zu beantwortende Fragen herunter bricht. NEWSLETTER März 2015 Mit „ja“ oder „nein“ zu kennzeichnende Aussagen des Netzwerkbogens ja nein In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) an Darmkrebs erkrankt In meiner Familie ist ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) vor dem Alter von 50 Jahren an Darmkrebs erkrankt In meiner Familie wurde bei einem direkten Verwandten (Eltern, Geschwister oder Kinder) ein Darmpolyp (Adenom) vor dem Alter von 50 Jahren erkannt In meiner Familie sind drei oder mehr Verwandte an Darmkrebs, Magenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs erkrankt Was ist zu tun? In meiner Familie ist ein direkter Verwandter an Darmkrebs erkrankt Verwandte ersten Grades von Patienten mit KRK sollten spätestens im Alter von 40 – 45 Jahren erstmals komplett koloskopiert werden. In meiner Familie ist ein direkter Verwandter vor dem Alter von 50 Jahren an Darmkrebs erkrankt Verwandte ersten Grades von Patienten mit KRK sollten in einem Lebensalter, das 10 Jahre vor dem Alterszeitpunkt des Auftretens des Karzinoms beim Indexpatienten liegt, erstmals komplett koloskopiert werden. In meiner Familie wurde bei einem direkten Verwandten ein Darmpolyp vor dem Alter von 50 Jahren erkannt Verwandte ersten Grades von Indexpatienten, bei denen Adenome vor dem 50. Lebensjahr nachgewiesen wurden, sollten 10 Jahre vor dem Lebensalter zum Zeitpunkt des Nachweises des Adenoms koloskopiert werden. I n meiner Familie sind drei oder mehr Verwandte an Darmkrebs, Magenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs erkrankt Wenn Verdacht auf erblichen Darmkrebs besteht, sollte ab dem 25. Lebensjahr (bei sehr jungem Erkrankungsalter in der Familie ggf. früher, nämlich 5 Jahre vor dem niedrigsten Erkrankungsalter in der Familie) eine jährliche Koloskopie, Abdomensonografie, Gynäkologische Untersuchung und ab © Darmzentrum Südwestfalen Alle Rechte vorbehalten. Nutzung, Vervielfältigung, Weitergabe und Speicherung nur mit ausdrücklicher Genehmigung. I dem 35. Lebensjahr eine jährliche Magenspiegelung erfolgen. Wenn befürchtet wird, dass eine erbliche Veranlagung für Darmkrebs vorliegt, sollte eine genetische Beratung empfohlen werden. Darmkrebs ist heilbar, wenn er in einem frühen Stadium erkannt und operiert wird. Geben Sie Ihren Patientinnen und Patienten, wenn der Verdacht auf ein familiäres oder ein erbliches Risiko besteht, die Chance früher eine Darmspiegelung zu empfehlen als es dem gesetzlichen Anspruch entspricht. Ein wichtiger Teil der von einem erhöhten Darmkrebsrisiko Betroffenen befindet sich in der aktiven Familienphase und hat jüngere Kinder. Diese Familien verdienen einen besonderen Schutz. Die Felix Burda Stiftung und das Netzwerk gegen Darmkrebs haben sich das Ziel gesetzt die Empfehlungen zur Darmkrebsvorsorge und Früherkennung zu ändern, um Menschen mit familiärem Darmkrebsrisiko zu schützen. Das Darmkrebsscreening der Zukunft wird individualisiert und risikoadaptiert sein müssen. Dr. med. Karl-Heinz Ebert Leiter Darmzentrum Südwestfalen Quellen: S3 – Leitlinie Kolorektales Karzinom. Studie „Familien schützen und stärken – Umgang mit familiärem Darmkrebs. Deutsche Krebshilfe – Familiärer Darmkrebs. Darmkrebsscreening – Auf dem Weg zur Individualisierung – Deutsches Ärzteblatt. Personalveränderungen in der onkologischen Schwerpunktpraxis in der MVZ 2 im Kreis Olpe GmbH Herr Dr. med. H. Eimermacher gibt zum 1. April aus Altersgründen seine Tätigkeit in der MVZ- Praxis auf. Für seinen unermüdlichen Einsatz, für seine Altersweisheit und stets klugen Entscheidungen danken wir Ihm. Wir wünschen Ihm für die Zukunft alles Gute und Gottes Segen. Zu Ihrer Kenntnis haben wir uns erlaubt, den Abschiedsbrief von Dr. Eimermacher und die Vorstellung von seinem Nachfolger Herrn PD Dr. med. D. Söhngen zu veröffentlichen. Zum 01. April dieses Jahres werde ich meine Tätigkeit in der Praxis von Herrn Dr. Müller-Naendrup beenden. Als ich 2008 meine Tätigkeit in der Klinik für Hämatologie und Onkologie in Hagen beendet habe, hatte ich mit Herrn Dr. Müller-Naendrup eine Mitarbeit in der hiesigen Praxis von 2 Jahren vereinbart. Die Zusammenarbeit mit ihm und dem ganzen Praxisteam war so interessant und angenehm, dass aus den vereinbarten 2 Jahren zum 01.04.15 6 ½ Jahre geworden sind. Da ich im ver- NEWSLETTER März 2015 gangenen Monat 72 Jahre alt geworden bin und es ja noch ein Leben nach der Medizin geben soll, ist es Zeit für den Eintritt in den Ruhestand und sich vielleicht andere interessante Betätigungsfelder zu suchen. Ich möchte mich mit diesem Schreiben von Ihnen verabschieden und mich für die stets gute, sachliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit bedanken. Ich wünsche Ihnen beruflich und privat alles Gute, Erfolg und insbesondere Gesundheit und verbleibe mit freundlichen Grüßen Ihr Hartmut Eimermacher PD Dr. med. D. Söhngen stellt sich vor Zunächst freue ich mich sehr, im Team des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) als Hämatologe und internistischer Onkologe tätig zu sein, zumal ich bereits zuvor über einen Zeitraum von ca. 13 Jahren eng mit dem MVZ zusammengearbeitet habe. Gerade die Onkologie hat in den vergangenen 10 Jahren enorme Fortschritte gemacht und ist dabei, den Weg zu einer mehr individualisierten Behandlung bei Patienten mit Tumorerkrankungen zu nehmen; dies bedeutet, dass im Gegensatz zu einer bislang eher unspezifischen Behandlung mit Zytostatika, die an verschiedenen Körperzellen angreifen – sowohl an bösartigen als auch zum Teil an gesunden Zellen – und damit mit mehr Nebenwirkungen einhergehen, zunehmend zielgerichtete Medikamente zum Einsatz kommen. Diese zielgerichteten Medikamente, sogenannte „targeted therapies“, setzen molekulargenetische Untersuchungen voraus. Es handelt sich dabei meist um Antikörper, die bestimmte, für die Tumorzelle überlebensnotwendige Stoffwechselschritte blockieren und somit zum Zelltod von Tumorzellen führen. Mittels eines solchen Therapieansatzes können somit Tumorzellen genauer erreicht und ausgeschaltet werden. Mit einem solchen Wandel in der Tumorbehandlung spielen Alter und Allgemeinzustand eines Patienten mit einer Tumorerkrankung eine zunehmend geringere Rolle. Die Medizin im Bereich der Onkologie und Hämatologie bleibt ein spannendes Betätigungsfeld und ich bin bestrebt, meinen Anteil an der Umsetzung zu leisten. Allen Kolleginnen und Kollegen des Darmzentrums und Brustzentrums am St. Martinus-Hospital bin ich dankbar für die Möglichkeit, meinen Beitrag an einer erfolgreichen Medizin zu leisten und freue mich sehr auf die kollegiale Zusammenarbeit mit Ihnen. Ihr PD Dr. Dietmar Söhngen © Darmzentrum Südwestfalen Alle Rechte vorbehalten. Nutzung, Vervielfältigung, Weitergabe und Speicherung nur mit ausdrücklicher Genehmigung. II
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