Immobilien haben weiter Konjunktur

Titel-Thema
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IMMOBILIEN BUSINESS_02/2015
Immobilien haben weiter
Konjunktur
Investmentmarkt – Ist der Schweizer Immobilienmarkt am Wendepunkt?
Eine Umfrage von IMMOBILIEN Business bei Beratern, Investoren und Projekt­
entwicklern zeigt: Die Erwartungen bleiben insgesamt positiv.
Von Anja Hall und Jürg Zulliger, Bilder: Warakorn/Fotolia.com, PD
Ein Blick in die Glaskugel: IMMOBILIEN Business fragte Schweizer Marktteilnehmer
nach ihren Prognosen für die Schweizer Immobilienmärkte im Jahr 2015.
Wenn die zu ihren Prognosen für das
neue Jahr von IMMOBILIEN Business
befragten Schweizer Immobilienmarktakteure in etwas übereinstimmen, dann hierin: Der Anlagedruck
hält an, der Investitionsbedarf ist
weiterhin hoch. Und darin, dass sie
an ihren bisherigen Strategien weiter
festhalten wollen. So berichtet etwa
Beat Schwab, Leiter Real Estate Asset
Management der Credit Suisse: «Wir
setzen unsere Investitionsstrategien
konsequent um und sind für mehrere
Akquisitionen und Projektentwicklungen in fortgeschrittenen Gesprächen.» Der letztes Jahr neu lancierte
CS REF Logistics Plus werde dieses
Jahr weitere Akquisitionen tätigen; daneben gelte die Aufmerksamkeit dem
Bestand, wie Schwab weiter ausführt:
«Wir investieren über 200 Millionen
Franken pro Jahr in Umbauten und
Sanierungen.»
Investitionsprogramme
­u nverändert
Auch der Westschweizer Fonds Real­
stone sieht keinerlei Anlass, beim weiteren Ausbau des Portfolios Abstriche zu
machen, im Gegenteil. Hervé Mützenberg, CEO Realstone SA, gibt die Richtung klar vor: «Wir werden uns bei Projektentwicklungen und Akquisitionen
auf unser Hauptgeschäft konzentrieren:
Wohnliegenschaften.» Innerhalb der
Anlageklasse Immobilien seien Wohnnutzungen die «sicherste Investition».
Neue Zukäufe werde man selektiv angehen, zumal die Realstone SA bereits
einen «hervorragenden Bestand an
Immobilien mit Wertsteigerungspotenzial» verwalte. Mit dem laufenden Projekt Valouest in Lausanne hat der Westschweizer Fonds derzeit einen Trumpf,
sprich ein vielversprechendes, grösseres Vorhaben, in der Hand – denn selbst
in einem etwas schwierigeren Umfeld
bleibt die Nachfrage nach Wohnraum
an städtischen Lagen wie Lausanne auf
Jahre hinaus stark. Laut CEO Mützenberg werden die insgesamt 358 Wohnungen zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2016 fertiggestellt. Weitere
laufende Projektentwicklungen verfolgt
die Realstone SA derzeit in Freiburg
(Arsenaux), in Gland (La Combaz) und
in Prilly (Viaduc).
Daniel Brüllmann, Head Global Real
Estate – Switzerland bei UBS, geht
ebenfalls davon aus, eine eindrückliche Zahl an Projektentwicklungen und
Bauvorhaben fortzusetzen: «Unsere
Pipeline an laufenden Bauprojekten
liegt im Bereich von rund einer Mil­
liarde Franken.» Verschiedenste weitere Projekte in allen Teilen der Schweiz
seien in Planung. Weil Akquisitionen
aber zusehends schwieriger werden,
will das UBS-Fondsmanagement ver-
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«Es ist vorstellbar, dass der
Kapital­puffer für Schweizer Banken
ein weiteres Mal erhöht wird.»
«Wer Wohnungen anbietet,
kann nicht mehr davon ausgehen, dass die Preise wie in den
letzten Jahren stetig steigen.»
Donato Scognamiglio, IAZI AG
Balz Halter, Halter Unternehmungen
«Ungenügend unterhaltene oder schlecht gelegene Immobilien könnten
aufgrund des bestehenden Überangebots unter Druck geraten.»
Luciano Gabriel, PSP Swiss Property
mehrt Entwicklungen aus dem bestehenden Portfolio und aus eigenen
Projekten in den Vordergrund stellen.
Beispiele solcher Vorhaben im Bestand
sind etwa Zürich Altwiesen oder Lausanne La Sallaz.
Die Immobiliengesellschaft PSP Swiss
Property geht bei Bewertungen und Akquisitionen bekanntermassen sehr selektiv vor und wird nicht um des Wachstums willen das Portfolio vergrössern.
Doch lässt CEO Luciano Gabriel keinen
Zweifel daran, auch 2015 nach den eigenen Grundsätzen weitere Investitionen
zu tätigen: «Den Schwerpunkt unserer Portfoliooptimierung bilden derzeit
umfassende Renovationen veralteter
bzw. nicht mehr marktfähiger Liegenschaften.» Gegenwärtig führt PSP umfassende Sanierungen durch, so z.B.
am Bahnhofquai/Bahnhofplatz und an
der Bahnhofstrasse 10 in Zürich. «Im
Weiteren erarbeiten wir für drei Liegenschaften in Zürich-West neue Konzepte; für zwei Objekte erwägen wir dabei
Ersatzneubauten», so Gabriel. Im Rahmen wichtiger Arealentwicklungen sind
mehrere Projekte seit einigen Monaten
im Bau, so etwa der «Salmenpark» in
Rheinfelden (Investitionssumme: rund
170 Mio. CHF) sowie der Neubau der
Wellness- und Spa-Anlage «Genève
Plage» in Genf (rund 30 Mio. CHF). Im
November 2014 begannen zudem die
Bauarbeiten für den Neubau «Gross* Yield Spread bzw. Renditedifferenz: Geldanlagen, Anleihen und Anlageklassen weisen
unterschiedliche Renditen auf. Yield Spreads sind
entscheidend für die Bewertung von Anlagen.
Wenn die Immobilienrenditen deutlich höher als
sichere Staatsanleihen liegen, steigt die Bewertung von Immobilienanlagen.
peter Tower» in Basel. Hier entsteht für
rund 100 Millionen Franken ein Hochhaus (Höhe: 78 m) mit gemischter Nutzung (Hotel- und Büroflächen).
Bau bleibt stabil auf hohem
Niveau
Im Kreis der grossen Projektentwickler und Totalunternehmer ist in den
letzten Wochen eine grössere Vorsicht
spürbar. Auf die Frage, ob er die Bautätigkeit dieses Jahr drosseln werde,
antwortet Balz Halter von Halter Unternehmungen: «Nicht wesentlich.»
Schwieriger sei es im Hochpreissegment und in Tourismusregionen geworden. «Da waren wir aber immer schon
zurückhaltend», so Halter, «und in
den grossen Agglomerationen, wo wir
unseren Fokus haben, wird die Nachfrage nach Wohnraum weiterhin stark
bleiben.» Ähnlich lautet das Statement
von Anton Affentranger, CEO Implenia:
«Die Volumina auf dem Bau- und Immobilienmarkt dürften sich auf einem
hohen Niveau stabilisieren.» An den
bekannten «Hotspots» wie etwa rund
um das Genferseebecken sei im oberen Preissegment mit einer weiteren
Abkühlung zu rechnen. «Eine Verallgemeinerung für den Gesamtmarkt wäre
aber falsch», betont Affentranger.
Denn in anderen Segmenten eröffnen
sich nach seiner Einschätzung neue
Chancen und neue Geschäftsfelder,
insbesondere in der Modernisierung
des Hochbaubestandes und im Infra­
strukturmarkt (Bau von Brücken, Kraft­
werken, sowie Strassen- und Tiefbau
im Allgemeinen). In diesen s­ pezifischen
Segmenten beobachtet Implenia ein
«nachhaltiges Investitionsverhalten»,
das mit dem zunehmenden Sanierungsbedarf in Zukunft «sogar wieder
zulegen sollte».
Wüest & Partner erwartet für 2015 einen leichten Rückgang der Bautätigkeit, vor allem in ganz bestimmten Bereichen, wie Patrick Schnorf ausführt:
«Angebotsseitig haben Rückgänge bereits eingesetzt, allerdings ausgehend
von einem sehr hohen Niveau.» Für
2015 prognostiziert der W&P-Partner
im Neubau von Geschäftsflächen einen
Rückgang um sieben Prozent, beim
Wohnungsbau hingegen dürfte die
Abschwächung mit rund minus einem
Prozent nur sehr geringfügig ausfallen.
Keine Alternativen zu indirekten
Immobilienanlagen
Bei den indirekten Immobilienanlagen
überwiegen in der Optik der Experten
die Argumente Anlagenotstand, tiefe
Zinsen und die Volatilitäten in anderen
Anlageklassen. Aufgrund der nach wie
vor interessanten Zinsdifferenz (Yield
Spread)* gegenüber Anlagen mit ver-
Die Umfrage
Für diesen Ausblick auf das Jahr 2015
befragte IMMOBILIEN Business zwischen dem 15. und 22. Januar insgesamt 18 renommierte Schweizer
Marktteilnehmer. Von den 18 angefragten Umfrageteilnehmern gaben
16 ihre Einschätzung ab. Die Erhebung erfolgte durch Telefoninterviews und/oder Fragebogen.
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gleichbarem Risikoprofil wird das Interesse an Investitionen in Immobilien
anhalten. «Was sonst ist die gleichwertige Alternative?», fragt Yonas Mulugeta, CEO der CSL Immobilien AG,
eher rhetorisch. Beat Seger von KPMG
rechnet mit einem etwas anderen Fokus seitens der Anleger: «Ich stelle
eine erhöhte Selektivität der Anleger
in Bezug auf Anlagesegmente, Mieterqualität und geografische Lage fest.
Dies schränkt die Marktgängigkeit gewisser Investitionsangebote ein.» Bevor ein Anleger weitere Investments
tätigt, werde er sicher noch mehr als
bisher gründlich Rechenschaft über
die Anlagestrategie der verschiedenen
Investmentgefässe verlangen und auch
die teils hohen Einstiegsprämien in die
Waagschale legen. Martin Neff, Chefökonom bei Raiffeisen, ist überzeugt,
dass das Interesse an indirekten Immobilienanlagen vorerst weiter stark
bleibt: «Entscheidend ist der Renditespread gegenüber anderen Anlagen.»
Solange keine Anzeichen einer Trendwende bei den Zinsen erkennbar seien,
bleibe das Interesse an Immobilien­
anlagen intakt. «Immobilien werden bei
Pensionskassen und anderen institu­tio­
** Agio: Bei Immobilienfonds spricht man von
einem Agio, wenn der Wert eines Fondsanteils an
der Börse höher liegt als der eigentliche Wert der
Fondsimmobilien (geteilt durch die Anzahl ausstehender Fondsanteile). Derzeit weisen einige
Wohn-Immobilienfonds ein hohes Agio auf, weil
diese Fondsanteile besonders gefragt sind.
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nellen Anlegern weiter auf der Agenda
stehen», ist auch Luciano Gabriel von
PSP überzeugt.
Was die Entwicklung der Agios** der
indirekten Immobilienanlagen angeht,
prognostiziert Martin Bernhard, Head
Research bei JLL, dass sie in diesem
Jahr «am ehesten stabil bleiben oder
vielleicht sogar leicht fallen». 2014
waren die Agios stark angestiegen,
und die Ankündigung der Negativzinsen hat den Aufwärtsdruck nochmals
verstärkt. «Die Entwicklung der Agios
ist eng an die der Zinsen gekoppelt.
Fallen die Zinsen weiter, dann könnten
die Agios nochmals steigen, und umgekehrt.» Wenn man bedenkt, dass zehnjährige Bundesobligationen derzeit
gerade einmal noch 0,2 bis 0,3 Prozent
Zinsen einbringen, sei das Potenzial eines weiteren Absinkens allerdings begrenzt, so Bernhard.
Preisrückgänge bei
Büroimmobilien erwartet
Je nachdem, in welchem Mass die
Aufhebung der Euro-Untergrenze
konjunkturelle «Bremsspuren» hinterlässt, dürfte sich die Bevorzugung
von Investments im Sektor Wohnen gegenüber Büro- und Geschäftsflächen
dieses Jahr noch weiter akzentuieren.
Ähnlich sieht Ralf Bellm, VR-Präsident
der Hochtief Development, die Lage:
«Ich gehe davon aus, dass sich der
«Unsere Pipeline an laufenden
Bauprojekten liegt im Bereich von
rund einer Milliarde Franken.»
Daniel Brüllmann, UBS Switzerland
Aufwärtstrend zumindest bei Büroimmobilien angesichts der steigenden
Leerstände abschwächen wird. Die
Entscheidung der SNB, den Frankenvom Eurokurs zu lösen, wird ihr Übriges noch dazutun.» Rolf Bach, Leiter
der Transaction Advisory Services bei
EY, erwartet, dass sich der Anlagedruck zum Kauf von direkten Immobilienanlagen durch die Aufhebung der
Untergrenze zum Euro nochmals erhöhen wird – was auch die Bewertungen
der Immobilien entsprechend beeinflusse. «Die zusätzliche Unsicherheit
über die künftige Zinsentwicklung und
die kurzfristigen Kaufentscheide mit
Projektionen von Finanzströmen über
100 Jahre müssten eigentlich die Volatilität der Bewertungsergebnisse steigen lassen», prognostiziert er.
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«Die Auswirkungen des SNB-Entscheides auf die schweizerische
Exportwirtschaft dürfte Druck auf die gewerblichen Flächen geben.»
Rolf F. Bach, EY
«Die Differenz zwischen der Ausschüttungsrendite börsengehandelter
Immobilienfonds und der Rendite der zehnjährigen Obligationen der Eidgenossenschaft ist so gross wie seit 20 Jahren nicht mehr.»
Hervé Mützenberg, Realstone SA
Eindeutigen Abwertungsbedarf sehen
viele der Befragten im Bereich Büro­
immobilien. Stellvertretend für viele
andere Experten betont Donato Scognamiglio von der IAZI AG: «Ich gehe
davon aus, dass es zu Abwertungen
kommen wird. Insbesondere bei älteren Objekten, die den Bedürfnissen des
Marktes nicht mehr gerecht werden.»
Erst kürzlich gab CSL Immobilien bekannt, dass im Wirtschaftsraum Zürich
inzwischen eine Million Quadratmeter
Büroflächen leer stehen. Und CSL-CEO
Mulugeta sieht keine Erholung auf der
Nachfrageseite. «Die Preise werden
sich anpassen müssen», glaubt er.
Dass ältere, demodierte Büroimmobilien, die keine modernen Arbeitsplatzkonzepte zulassen, abgewertet werden
müssen, erwartet auch Hans R. Hauri,
Chairman von RICS Switzerland. Während die Nachfrage in den Bank- und
Versicherungshochburgen Zürich und
Genf eher sinke, haben Randregionen
seiner Einschätzung nach allerdings
noch Nachholbedarf: «Moderne Büroflächen in diesen Regionen werden
vom Markt zu vernünftigen Preisen absorbiert.»
JLL-Researcher Bernhard plädiert
indes für eine differenzierte Betrachtungsweise, denn auch in den grossen
Wirtschaftsräumen sind naturgemäss
nicht alle Büroliegenschaften von
Leerständen betroffen: «LandmarkLiegenschaften wie der Prime Tower
weisen zum Beispiel kaum Leerstandsrisiken auf – trotz höherer Mieten.»
Man müsse bei der Modellierung von
Cashflow-Risiken daher stark unter-
scheiden zwischen Gebäude- und Lagequalität der einzelnen Liegenschaften: «Die Bewertungen einzelner, nicht
gut positionierter Büroliegenschaften
werden sicher unter Druck kommen.
Allerdings wird der Effekt etwas abgeschwächt, da auf der anderen Seite die
Benchmark-Zinsen, welche die Basis
von Diskontierungsraten bilden, in den
letzten Monaten wieder gefallen sind.»
Was die Leerstandsrisiken bei CoreImmobilien angeht, ist Ralf Bellm nicht
ganz so optimistisch wie Bernhard.
Zwar hätten Gebäude neueren Datums
oder an sehr guten Lagen gute Chancen auf eine schnelle Nachvermietung;
doch bei Neu- oder Wiedervermietungen würden sich in Innenstadtbereichen allerdings nicht mehr Mieten auf
einem Niveau wie vor fünf oder zehn
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«Ältere, demodierte Büroimmobilien, die
keine modernen Arbeitsplatzkonzepte zulassen,
werden abgewertet werden müssen.»
Hans R. Hauri, RUAG Real Estate
«Wir sehen interessante Möglichkeiten im Bereich nachhaltiger
Büroentwicklungen in 1a-Lagen sowie bei Hotel- und Arealentwicklungen.»
Ralf Bellm, Hochtief Development Schweiz
Jahren realisieren lassen, sagt er. «Es
sei denn, sie werden durch Massnahmen wie mietfreie Zeiten oder andere
Incentives kompensiert.»
Abflachung bei Eigenheimen
Einig sind sich die Befragten, dass sich
der Boom im Bereich Eigenheime abkühlt. «Ich gehe davon aus, dass die
Teuerung der Eigenheime über alles
abflacht und gebietsweise eher rückläufige Tendenzen aufweisen wird»,
meint RICS-Chairman Hauri. «Eigentumswohnungen werden weiter
begehrt bleiben, doch ist der Effekt
der tiefen Zinsen in diesem Segment
verpufft. Das hat zur Folge, dass die
Preissteigerungen über alles gesehen ebenfalls abflachen.» Rolf Bach
von EY erwartet sogar einen Rückgang der Preise: «Im Bereich der
Eigen­
heime sehen wir aufgrund der
regulatorischen Eingriffe – in Form
von höheren Eigenmittelanforderun-
gen, kürzeren Amortisationszeiten und
höheren technischen Zinssätzen zur
Berechnung der Tragbarkeit – einen
Rückgang der Preise auf breiter Front.
Die Auswirkungen der tiefen Hypothekarzinsen werden durch diese Eingriffe
praktisch eliminiert.» Auch Ralf Bellm
glaubt, dass sich die Nachfrage leicht
abschwächen wird, zumindest bei den
höherpreisigen Wohnungen. «Man
muss allerdings berücksichtigen, dass
dies ja auf einem generell hohen Niveau passieren wird. Die Nachfrage
nach günstigem Wohnraum hingegen
wird auf jeden Fall hoch bleiben.»
Die Aufhebung der Euro-Untergrenze
durch die SNB war ein Paukenschlag,
und es ist zu erwarten, dass die Auswirkungen, die dieser Schritt auf die
Exportwirtschaft hat, auch die gewerblich genutzten Flächen unter
Druck setzen werden. Von politischer
Seite jedoch erwarten viele Topplayer
der Immobilienwirtschaft für 2015 keine wesentlichen Initiativen etwa vom
Kaliber der Motionen Badran oder der
Abstimmungen zur Migration, die im
vergangenen Jahr nicht nur die Immobilienbranche in Aufruhr versetzt haben. Viele rechnen damit, dass wieder
Ruhe einkehrt. «Zumal sich im Wahljahr 2015 keine politische Gruppierung
die Hände verbrennen will», gibt Hauri
zu bedenken.
Noch nicht vom Tisch sind hingegen
weitere Massnahmen seitens der Nationalbank, der Finanzmarktaufsicht
FINMA oder seitens des Bundesrates. Auch hierin stimmen die Experten
überein: Weitere Eingriffe in die Märkte
kämen in einem höchst ungünstigen
Moment. Sowohl ein abrupter Zinsanstieg als auch eine übermässig gebremste Nachfrage könnten eine harte
Landung des Immobilienmarktes zur
Folge haben. Dann hätten aber nicht
nur private und institutionelle Investoren ein Problem, sondern auch die
Banken mit ihren stark gewachsenen
Hypothekarkrediten.
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