Peter Asmussen hier nachlesen - Verband Deutscher Büchereien

Rede von Peter Asmussen
Generalversammlung des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig
22.04.2015
Als Vorsitzender heiße ich alle Anwesenden auf das herzlichste willkommen. Einen besonderen
Gruß richte ich an die Presse und an die Referentin des heutigen Abends, Frau Renate Schnack,
die das Amt der Minderheitenbeauftragtem des Ministerpräsidenten des Landes Schleswig
Holstein innehat. Frau Schnack übt dieses Amt über mehrere Legislaturperioden aus und ist eine
versierte Kennerin und Mitgestalterin der deutsch-dänischen Beziehungen und ist der Deutschen
Minderheit im Allgemeinen und hier dem Hause eine gute Freundin geworden. Wir freuen uns
auf Dein Referat nach der Generalversammlung mit dem Thema 60 Jahre Bonn Kopenhagener
Erklärungen.
Liebe Anwesende !
Bevor wir die Generalversammlung beginnen, möchte ich deren gedenken, die uns nahe standen
und uns im Laufe des Jahres verlassen haben. Es sind:
Unser langjähriger Mitarbeiter und Bücherbusfahrer Teodor Petersen, der im Alter von 87 Jahren
verstarb, weiter verstarb unsere frühere Bibliothekarin Susanne Freier im Alter von 60 Jahren,
die bis zum Jahre 2000 in der Hauptbücherei arbeitete. Ich bitte alle, sich zu erheben für eine
Schweigeminute ---- Wir wollen Ihr Andenken in Ehren halten
Nun zur Generalversammlung und zu deren Abwicklung, für die wir einen Versammlungsleiter
benötigen. Der Vorstand schlägt Peter Iver Johannsen vor.
Jahresbericht:
Liebe Mitglieder Liebe Gäste!
Der bei der letzten Generalversammlung gewählte Vorstand nahm nach einer sehr spannenden
Wahl Marieke Heimburger aus Tondern in ihren Kreis auf. Sie hatte sich in einer Stichwahl gegen
Sabina Wittkop-Hansen im 2. Wahlgang durchsetzen können. Dieses Interesse für den Vorstand
werte ich als ein Indiz dafür, dass unser Verband eine Attraktivität hat, das wir als erfreulich
werten können. Die unmittelbar danach erfolgte Konstituierung hat zu meiner Wahl als
Nachfolger im Vorsitz des Verbandes geführt und habe jetzt seit einem Jahr die Ehre, den
Verband zu leiten.
Wir konnten im Mai letzten Jahres für Philipp Iwersen eine gebührende Verabschiedungsfeier in
gemütlicher Runde hier an dieser Stelle durchführen. Lieber Philipp nochmals herzlichen Dank
für deinen jahrzehntelangen Einsatz für den Verband.
Die Amtsgeschäfte des Vorstandes, des vergangenen Jahres waren besonders intensiv, weil ja
seit längerem bekannt war, dass unser Büchereidirektor Nis-Edwin List-Petersen nach
Verlängerung seiner geplanten Dienstzeit mit dem Erreichen des 67. Lebensjahres im November
2014 aus dem aktiven Dienst ausscheiden wollte.
Das gab uns ja natürlich eine große Herausforderung und hat maßgeblich die Vorstandsarbeit
geprägt, die sich mit der Nachfolge von Nis beschäftigt hat. Nis hat bis zu seinem Ausscheiden
am 31-12-2014 über 15 Jahre als unser Direktor gedient, und hatte immer im wahrsten Sinne des
Wortes, die Steine, ob groß, ob klein aus dem Weg geräumt und immer alle praktischen Dinge
geklärt.
Jetzt aber mussten wir selber heran, was eine erhöhte Sitzungstätigkeit mit sich führte. Zunächst
wurde satzungsgerecht ein Einstellungsgremium gegründet, in dem die Vorstandsmitglieder
sowie der Hauptvorsitzende des BDN und der Generalsekretär des BDN ihren Platz einnahmen.
Ersterer mit Stimmrecht, der Generalsekretär jedoch ohne als Berater und Sekretär des
Gremiums.
Ich wurde durch das Verfahren bei der Wahl des Chefredakteurs des Nordschleswigers inspiriert,
einen Vertreter der Belegschaft mit ins Gremium, in beratender Funktion, ohne Stimmrecht
einzuladen. Diese Vorgehensweise wurde einstimmig vom Gremium bestätigt und von der
Belegschaft wohlwollend aufgenommen.
Wir haben zunächst das Verfahren für die Einstellungsprozedur festgelegt, die für eine massive
überregionale Werbung für Anzeigen in Fachmedien und Tageszeitungen plädierte. Wir gaben
evt. Interessenten auch gut Zeit, um sich auf das Stellengesuch zu bewerben . Anfang Oktober
konnten wir uns dann von den eingegangenen Bewerbungen auf drei hochqualifizierte
potenzielle Kandidaten einigen und sie zu einem Bewerbungsgespräch einladen.
Dieser Termin für die Interviews wurde nicht im Haus Nordschleswig durchgeführt und wir
haben uns ausgiebig einen vollen Tag für Interviews und Beratungen genommen. Nach
intensiven Gesprächen mit den Kandidaten und Bewertungen der Kompetenzprofile, fiel die
Wahl auf die Stellvertretende Chefredakteurin des Nordschleswigers Claudia Knauer.
Claudia setzte sich durch mit einer Kombination von exzellenter Ausbildung von der CAU Kiel in
den Fächern Philosophie und Politikwissenschaften, sowie als Journalistin und einer 18-jährigen
Tätigkeit beim Nordschleswiger. In diesen Jahren hat sie sich auch ehrenamtlich in der
Minderheit mit Engagement hervorgetan und hat damit bewiesen, eine von uns zu sein. Diese
Vielfalt der Befähigungen, die Claudia mitbringt, passte dann letzten Endes genau auf das Profil
einer Büchereidirektorin, das wir aufgestellt hatten. Und ich kann beipflichten, dass wir nicht
enttäuscht sind. Dir liebe Claudia nochmals ein herzliches Willkommen und ein „Glück Auf“.
Ja und wir haben ja schon vier Monate gemeinsame Arbeit hinter uns, wo du vollends im
Geschäft dabei bist, als ob du schon immer im Büchereiwesen dabei gewesen bist.
Während wir uns mit dem Themenkomplex der Besetzung der Direktorinnenstelle beschäftigten,
konnten Nis-Edwin und seine Mannschaft sich nicht zurücklehnen, um abzuwarten, was passiert,
die haben nämlich, das schier Unmögliche durchgeführt , unsere Hauptbücherei in eine „Offene
Bibliothek“ umzugestalten. Dieses haben wir ja in den letzten Jahren ja schon in Sonderburg und
Hadersleben vollzogen. Das Problem war, dass das Zeitfenster der Umstellung äußerst kurz war,
da wir wesentliche bauliche- und einrichtungsmäßige Umgestaltungen und Umbauten
vornehmen mussten. Daneben waren die finanziellen Rahmenbedingungen, ein solches Projekt
zu verwirklichen, ja die Voraussetzung, die nur durch extraordinäre Mittel ermöglicht werden
konnten. Freundlicherweise hat das Auswärtige Amt wie in den Vorjahren wieder der Minderheit
diese Möglichkeit gegeben.
Vom Büchereiverband hatten wir frühzeitig einen Antrag eingereicht, konnten aber erst nach
dem eingegangenen Zuwendungsbescheid das Projekt und die baulichen Maßnahmen beginnen.
Dieser kam im Oktober, aber wir mussten alles bis zum Jahresende unter Dach und Fach bringen.
Mit einem übermenschlichen Einsatz von Belegschaft und Leitung, sowie tüchtigen Handwerkern
konnte Nis-Edwins Verabschiedung am 17-12-2015 mit der Einweihung der neuen „Offenen
Haupt-Bibliothek“ gefeiert werden. Der Tag bleibt unvergessen in der Geschichte des
BüchereiVerbandes und mit uns feierten über 200 Gäste.
Ein krönender Abschluss für Nis-Edwin nach 15 Jahren als Direktor unseres Büchereiwesens. Ich
habe dir lieber Nis schon etliche Male gedankt, aber von dieser Stelle möchte ich mir es nicht
nehmen lassen bei der Rückschau auf 2014, nochmals zu tun. Ein weiterer Dank geht an den
Stellvertreter des Büchereidirektors, Jørgen Nissen, der mir mit allen praktischen Belangen zur
Seite stand in Verbindung mit der Verabschiedung von Nis, denn dieser konnte aus guten
Gründen nicht die Finger mit im Spiel haben. Auch von hier aus einen Dank an den
Hauptvorsitzenden sowie dem Generalsekretär für eine vorzügliche Sparrings- und
Beraterzusammenarbeit im vergangen Jahr.
Durch die Kandidatur von Claudia mussten wir unseren langjährigen 2. Vorsitzenden Carsten
Schlüter Knauer verabschieden, der aus Habilitätsgründen aus dem Vorstand ausschied, da seine
Frau ja am 1. Januar ihre Tätigkeit bei uns aufnahm.
Auch Dir lieber Carsten nochmals für deine jahrzehntelange Tätigkeit ein herzliches Danke.
Als Nachfolgerin von Carsten ist Anke Haagensen als 2. Vorsitzende bei unserer ersten
Januarsitzung gewählt worden. Gleichzeitig haben wir Sabina Wittkop-Hansen in den Vorstand
kooptiert, die ja in Verbindung mit der letzten Generalversammlung fast gewählt wurde. Dir
liebe Sabina ein herzliches Willkommen von hier aus.
Die Arbeit des Vorstandes haben wir mit Claudia auch gleich nach Neujahr aufgenommen und
haben neue Herausforderungen sowie neue Aspekte des Büchereiverbandes bearbeitet und
neue Ansätze erarbeitet und teilweise schon implementiert.
Jede Führungsrolle hat einen individuellen Ausgangspunkt und mit Nis-Edwin hatten wir einen
professionellen Zugang zur Musik, die er als besondere Befähigung mitbrachte. Diese wurde in
der Nis-Ära zu einem der kulturellen Höhepunkte der Veranstaltungen der Bücherei. Diese
Sonderstellung haben wir durch das Ausscheiden von Nis nicht mehr, daher hat der Vorstand
beschlossen, in diesem Bereich enger mit dem BdN Kultur zusammen zu arbeiten.
Dafür haben wir neue Schwerpunkte, die mit der deutschen Debattierkultur zusammenhängen
und hier ist ein Diskussionsforum durch die Initiative unserer neuen Büchereidirektorin ins Leben
gerufen worden, wo wir kontrovers mit Pro- und Kontra-Opponenten und einer
wissenschaftlichen Begleitung aktuelle politische oder gesellschaftliche Themen aufgreifen und
diskutieren und das nach Feierabend.
Die neue Initiative ist „Politisches Forum“ getauft worden und hat seine Feuertaufe im Februar
mit dem für die Minderheit hochaktuellem Thema „Langbehn Haus – Namensgebung, ein Für
und Wider eines kontroversiellen Zeitgenossen den ausgehenden 19 Jahrhunderts“ gehabt. Die
Veranstaltung konnte ein volles Haus verzeichnen. Das Thema wurde eingehend beleuchtet und
diskutiert im Sinne von uns als Veranstalter und gibt Mut zu weiteren „Politischen Foren“, die
aktuelle Fragestellungen aufgreifen können und regelmäßig durchgeführt werden sollen.
Ein Punkt, den ich erwähnen möchte, ist die gute Beziehung, die wir zu den dänischen Kollegen
und zur Behörde „Kulturstyrelsen“ geschaffen haben und kann frisch von dem Jahrestreffen von
Danmarks Biblioteksforening berichten, an dem Claudia und ich in Århus teilgenommen haben.
Hier wurden die neuesten Erkenntnisse und Trends der Bibliotheken-Welt vorgestellt. Mir wurde
klar, dass Bibliotheken ein bedeutendes Element der Bildung und Demokratisierung darstellen
und mehr sind als rein traditionell Bücher auf Bücherborden, sondern sie ermöglichen den
qualitativen Zugang zu allen Medienformen im Allgemeinen. Dieser demokratische und nicht
kommerzielle Zugang ist für die Zukunft von Heranwachsenden zu kritischen demokratischen
Bürgern von entscheidender Bedeutung. Dieses habe ich mit Politikern in Århus diskutieren
können, wo wir als Vertreter der Deutschen Minderheit hoch angesehen sind. Noch ein Stück
Normalität, wo wir heute stehen.
Ein anderer Aspekt, den ich auch hier erwähnen möchte, ist eine Studie des Biblioteksforening,
der 3 namhafte dänische Ökonomen gebeten hat, eine Studie über die abgeleiteten
ökonomischen Effekte des Büchereiwesens für die Gesellschaft zu errechnen. Diese Studie zeigt
einen Mehrwert für die Gesellschaft. Von jeder investierten Krone kommen 2,9 Kronen zurück.
Das zeigt, dass das Büchereiwesen für die Gesellschaft kein Luxus ist. Mit unserem
Büchereiwesen in Nordschleswig bedienen wir ja unsere sogenannte „Stammkundschaft“, haben
aber auch die Rolle als deutschsprachiger Kulturvermittler gegenüber der Mehrheitsgesellschaft,
das ja auch durch den dänischen Staat und vom Auswärtigen Amt mit Projektfinanzierungen
erweitertet und damit gewürdigt worden ist.
Zusammenfassend muss ich das vergangene Jahr als ein sehr intensives in der Rückschau
betrachten, mit wesentlichen Meilensteinen, die erreicht wurden, die in die Zukunft reichen,
aber auch neue Ziele wurden gesetzt und Herausforderungen, die wir meistern müssen. Mit
Zuversicht machen wir auf dem eingeschlagenen Pfad weiter.
Ich danke nochmals der Geschäftsleitungen Nis und Claudia sowie der Belegschaft und last not
least den Vorstandskollegen für eine engagierte Zusammenarbeit.