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LASERMIKROBEARBEITUNG
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SCHNEIDEN
›Heißer Tanz‹
mit hoher Präzision
Für hochpräzise Anwendungen ist das MIKROSCHMELZSCHNEIDEN eine
interessante Alternative zur kalten Ablation mit Scannern. Weitere Optimierungspotenziale
des Verfahrens liegen in der Kompensation des Taperwinkels, beispielsweise durch
Trepanieroptiken zur Strahlanstellung, in der Prozessgaszuführung oder im Teilehandling.
Bild 1. UKP-Laserbearbeitung durch
kalte Ablation.
Links: Mikrokanäle
von circa 200 µm
Breite ohne thermische Einflusszone
oder Schmelzphase
in einem Lab-onChip-System aus
Kunststoff. Rechts:
Messing-Uhrzeiger
mit qualitativ hochwertigen Schnittkanten, die jedoch
einen signifikanten
Taperwinkel aufweisen (0,7 mm breiter
Bildausschnitt)
JANKO AUERSWALD
U
ltrakurzpuls-(UKP-)Laser verlassen in zunehmenden Stückzahlen die Forschungslabore und halten in der industriellen
Mikro-Materialbearbeitung Einzug. Pulse im Pikound Femtosekundenbereich sind in der Lage, das
Material ›kalt‹ zu verdampfen, ohne es zu schmelzen. Durch diese kalte Ablation wird zum Beispiel
der schichtweise Abtrag von Glas, Metall, Keramik
oder Polymeren realisiert. Die Uhrenindustrie etwa
nutzt dieses Verfahren für Feingravuren oder das
Schneiden und Bohren von Verbundwerkstoffen
ohne Schmelz- oder Wärmeeinflusszone. Das
Resultat sind Oberflächen und Kanten von hoher
Qualität (Bild 1).
Ultrakurze Pulse verhindern
thermisch induzierte Schäden
Allerdings reichen die Präzision und der Kantenwinkel (Taperwinkel), die bei der kalten Ablation mit
Galvo-Scannern erzielt werden können, für manche
Anwendungen nicht aus. Schräge Kantenwinkel
entstehen, wenn am Rande des Schnittspalts ein
geringerer Energieeintrag (Fluenz) in das Material
erfolgt oder wenn sich Material dort wieder abschei-
det. In diesem Fall ist das Arbeiten mit Festoptiken,
Prozessgasdüsen und hochpräzisen Achsen angebracht. Die Beschleunigungen und Vorschubgeschwindigkeiten der Achsen sind jedoch nicht so
hoch wie bei Galvo-Scannern mit ihren viel geringeren Trägheitsmomenten. Daher kommt es beim
Arbeiten mit Festoptiken und Achsen zur Ausbildung einer Schmelzphase. Diese darf aber die
Qualität des Bauteils nicht negativ beeinflussen.
Im Unterschied zu klassischen Schmelzschneideverfahren, wie etwa mit Scheibenlasern oder CO2Lasern, sorgen die ultrakurzen Pulse dafür, dass der
Hitzeeintrag räumlich und zeitlich sehr begrenzt
erfolgt. Die Bauteile tragen keine thermisch induzierten Schäden davon. Es handelt sich hier im übertragenen Sinne um einen sehr kontrollierten ›heißen
Tanz‹ von höchster Präzision auf engstem Raum.
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HERSTELLER
TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH
71254 Ditzingen
Tel. +49 7156 303-0
Fax +49 7156 303-930309
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© MIKROvent, Mainburg
MIKROPRODUKTION 02/15
Bilder: TRUMPF
© MIKROvent GmbH, Mainburg – www.mikroproduktion.com – nicht zur Verwendung in Intranet- und Internetangeboten sowie elektronischen Verteilern
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© MIKROvent GmbH, Mainburg – www.mikroproduktion.com – nicht zur Verwendung in Intranet- und Internetangeboten sowie elektronischen Verteilern
SCHNEIDEN
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LASERMIKROBEARBEITUNG
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Bild 2. Mikroschmelzschneiden führt zu
höherer Präzision und
steileren Kantenwinkeln als die kalte
Ablation mit Scannern.
Links: ein circa 5 mm
großes Zahnrad.
Rechts: Die Prozessgaszuführung über Düsen
(oben) sowie geeignete
Bauteilhalterungen
(unten) sind entscheidend für eine hohe
Qualität
Steilere Taperwinkel und
gute Kantenqualität
Bei richtiger Prozessführung lassen sich beim Mikroschmelzschneiden neben guter Kantenqualität auch
steilere Taperwinkel erreichen als beim Schneiden
durch kalte Ablation mit Scannern. Optimierte Düsen
treiben die Schmelze mit Prozessgasen unter erhöh-
tem Druck aus dem Schnittspalt aus. Düsengeometrie und -position sowie Prozessgasdruck und -typ
haben neben den Laserparametern einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung geeigneter Halterungen. Sie sollten das Bauteil zuverlässig fixieren,
gleichzeitig aber auch ein Freischneiden ohne direkte
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LASERMIKROBEARBEITUNG
Bild 3. Mikroschmelzschneiden
von Keramik. Das
gezeigte Teil mit
einem Durchmesser
von circa 5 mm ist
eine Testgeometrie
für die Uhrenindustrie. Auch Saphir
und Silizium lassen
sich so bearbeiten
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SCHNEIDEN
Unterlage ermöglichen (Bild 2).
Auch das Design muss lasergerecht
aufbereitet werden, um sogenannte
Einstichstellen zu vermeiden. Dabei
darf man die Rolle der Messtechnik
bei der Prozessentwicklung und der
Qualitätsüberwachung nicht unterschätzen. Es muss gewährleistet
sein, dass Form- und Lagetoleranzen
mit einer Genauigkeit von mindestens 5 µm sowie Rauheiten von
weniger als Ra < 1 µm zuverlässig Bild 4. Die Laser der ›TruMicro‹-Serie 5000 sind Pikosekundenlaser mit
gemessen werden können.
Laserleistungen von bis zu 100 W und Pulsenergien bis zu 250 µJ. Die
Nicht nur Metalle sind durch diese Pulsdauern von weniger als 10 ps tragen neben anderen Prozessparametern
spezielle Art des Mikroschmelz- entscheidend dazu bei, dass keine Wärmeeinflusszone erkennbar ist
schneidens bearbeitbar, sondern auch
Keramiken (Bild 3). Für kosteneffiziente Prozesse lasTrepanieroptiken für das
sen sich mehrere Bearbeitungsoptiken parallel verBohren kleiner Löcher
wenden. Die leistungsstarken Ultrakurzpulslaser der
Eine immer wiederkehrende Anforderung sind Kan›TruMicro‹-Serie von Trumpf erlauben eine solche
tenwinkel von 90 Grad. Für das Bohren kleiner
Strahlteilung (Bild 4).
Löcher ist dies bereits mithilfe sogenannter Trepanieroptiken möglich. Die Trepanieroptik stellt dabei
den Strahl schräg an und rotiert ihn um einen TaumelNachbehandlungen verbessern
punkt, um den Taperwinkel zu korrigieren. Dieser
das Bearbeitungsergebnis
Ansatz wird auch für komplexere Geometrien immer
Diverse Nachbehandlungen können das Bearbeitungsinteressanter. Der hochpräzise Vorschub erfolgt
ergebnis noch verbessern. Wie auch im Falle der
dabei wiederum über die mechanischen Achsen.
Elektroerosion oder des Mikrofräsens kann im NachAllerdings gibt es bei den meisten Trepanieroptiken
gang an den Prozess des Mikroschmelzschneidens
noch Entwicklungsbedarf, um sie speziell für solche
eine Wärmebehandlung zur Einstellung einer beanspruchsvollen Anwendungen benutzerfreundlistimmten Härte oder Festigkeit respektive zur Entcher und damit industrietauglich zu machen. Vorteilspannung des Materials erfolgen. Um die Rauheit der
haft, aber mechanisch anspruchsvoll wäre auch die
Oberflächen weiter zu reduzieren, kann man diese
Kompensation des Taperwinkels durch flexibel kippmit Politur nachbehandeln. Andere Bauteile wiederbare Probenhalterungen. ■
um werden im Anschluss an die Laserbearbeitung
MI110356
galvanisiert. Die Uhrenindustrie ist eines der wichtigsten Anwendungsfelder des MikroschmelzschneiAUTOR
dens und -bohrens, etwa für Rubinsteinlager, Zeiger
Dr. JANKO AUERSWALD ist Leiter des Applikationsoder andere Designelemente.
zentrums bei der TRUMPF Maschinen AG in
Baar/Schweiz; [email protected]
© MIKROvent, Mainburg
MIKROPRODUKTION 02/15
Bilder: TRUMPF
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