02.06.15 http://www.mainpost.de/storage/pic/mpnlneu/ju/2490012_1_16SG9T.jpg Dissoziation und Dissoziative Störungen Lange Nacht der Universität -‐ 28. Mai 2015 Priv.-‐Doz. Dr. Markos Maragkos markos.maragkos@avm-‐d.de Arbeitskreis für Verhaltensmodifikation e.V. (AVM) Leopoldstr. 21 . 80802 München Was Sie erwartet... • • • • • normale vs. pathologische Dissoziation Arten von Dissoziation Phänomenologie Ätiologie DIS – Ätiologie – Therapie Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 2 1 02.06.15 Was ist eine Dissoziation? • strukturierte Separation ehemals integrierter mentaler Prozesse: – Gedanken – Bedeutungen – Erinnerungen – Identität • extreme Spannweite unterschiedlicher Phänomene möglich Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 3 Normale dissoziative Prozesse Fiedler (2001) • implizieren eine mehr oder weniger deutliche Veränderung der integrativen Funktionen des Bewusstseins • werden nicht als belastend erlebt • lösen kein subjektives Leid aus • haben adaptive Funktionen Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 4 2 02.06.15 Aufmerksamkeitstest Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 5 Angst, Trauma & Amygdala Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 6 3 02.06.15 Ein wichtiges Erklärungsmodell LeDoux (2003) obere Route langsam aber genau sensorischer Kortex sensorischer Thalamus untere Route schnell aber unscharf emotionaler Reiz Amygdala emotionale Reaktion Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 7 Und nun...? Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 8 4 02.06.15 Primäre Dissoziation • sensorische u. emotionale Elemente werden nicht in das persönliche Gedächtnis u. Identitätsgefühl integriert, sondern bleiben isoliert – keine Integration in eine verbale Schilderung („Geschichte /persönliches Narrativ) • Ich-‐Zustände, die sich von normalen Bewusstseinszuständen deutlich unterscheiden (Fragmentierung) • Einschränkung des Realitätsbezuges hinsichtlich der traumatischen Erfahrung Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 9 Sekundäre Dissoziation • „peritraumatische Dissoziation • Dissoziation zwischen „beobachtendem und erlebendem Ich (Fromm, 1965) • Verlassen des Körpers und Beobachten des Geschehens von außen („Zuschauerperspektive ) • trennen von Gefühlen/Emotionen, die sich auf das Trauma beziehen Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 10 5 02.06.15 Tertiäre Dissoziation • deutlich unterscheidbare Ich-‐Zustände („Ego-‐ States“) mit eigenständigen – kognitiven Mustern – affektiven Mustern – Verhaltensmustern • einige Persönlichkeiten erleben Teile des Traumas, andere nicht • v.a. Folge chronischer Traumatisierung – Trauma-‐Typ II – DIS Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 11 DSM-‐IV: Dissoziative Störungen • eine Unterbrechung der normalerweise integrativen Funktionen – des Bewusstseins, – des Gedächtnisses, – der Identität oder – der Wahrnehmung der Umwelt • Die Störung kann plötzlich oder allmählich auftreten und sowohl vorübergehend wie chronisch verlaufen. Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 12 6 02.06.15 Ätiologie • subjektiv extrem belastende Ereignisse/ Traumatisierungen in der Vorgeschichte (bei 70-‐80%) • prädisponierende Faktoren: – erhöhte Suggestibilität – Dissoziationspotential • intendiert vs. autoregulativ – CAVE: Csikszentmihalyi‘s Flow-‐Konzept • hirnphysiologische Vorgänge Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 13 DSM-‐IV: Phänomenologie • Dissoziative Amnesie – Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern, – die zumeist traumatischer oder belastender Natur sind (zu umfassend, um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt zu werden) • Dissoziative Fugue – plötzliches, unerwartetes Weggehen von zu Hause oder – vom gewohnten Arbeitsplatz, – verbunden mit der Unfähigkeit, sich an seine Vergangenheit zu erinnern, – mit Verwirrung über die eigene Identität oder mit der Annahme einer neuen Identität. • Dissoziative Identitätsstörung (vormals Multiple Persönlichkeitsstörung) – Vorhandensein von zwei oder mehr unterscheidbaren Identitäten oder Persönlichkeitszuständen, – die wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der Person übernehmen – Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern (zu umfassend, um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt zu werden) • Depersonalisationsstörung – ständigen oder wiederholt auftretenden Gefühl von Losgelöstsein von den eigenen geistigen Prozessen oder dem Körper – eine intakte Realitätskontrolle bleibt bestehen. • Nicht Näher Bezeichnete Dissoziative Störung Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 14 7 02.06.15 Dissoziative Identitätsstörung I • Vorhandensein von zwei oder mehr unterscheidbaren Identitäten oder Persönlichkeitszuständen • übernehmen wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der Person • Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern • Ausmaß der Störung ist zu umfassend, um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt zu werden • Host/Grundpersönlichkeit vs. Alter-‐Persönlichkeiten • Wechsel der Persönlichkeitszustände: „switch Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 15 Dissoziative Identitätsstörung II • Epidemiologie – ca. 1-‐5% der Allgemeinbevölkerung – genaue Zahlen fehlen • Verlauf und Prognose – häufig als Schizophrenie missdiagnostiziert – neuroleptische Medikation wirkungslos • CAVE: Naloxon • Diagnose/Differentialdiagnostik – wichtiges diagnostisches Kriterium: Switch – iatrogenes Auslösen möglich Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 16 8 02.06.15 Differentialdiagnostik • „wirkliche Patienten: verbergen eher Symptomatik • organisch: – – – – – epileptische Anfälle entzündliche ZNS-‐Erkrankungen Tumorerkrankungen des ZNS endokrinologische Erkrankungen Intoxikationen • psychisch: – – – – – Psychosen (schizophrener Formenkreis) Borderline-‐Persönlichkeitsstörung Histrionische Persönlichkeitsstörung Artifizielle Störungen Simulation Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 17 Beispiel einer DIS Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 18 9 02.06.15 Therapie der DIS (ISSD, 2006) 1. Herstellen von Sicherheit, Stabilisierung und Symptomreduktion 2. Fokussierte Arbeit an den traumatischen Erinnerungen 3. Integration und Rehabilitation Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 19 Therapie der DIS: Strategien I • Kontinuierliche Integration mittels narrativer Strategien • Jede Identität hat ihre eigene Geschichte – „gute Identitäten und „böse Identitäten • Ausdruck der fremd-‐ und selbstdestruktiven Anteile Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 20 10 02.06.15 Therapie der DIS: Strategien II • Nicht vorschnell gegen die „bösen Identitäten arbeiten! • Funktionalität der „bösen Identitäten aufzeigen. • Motivieren aller Identitäten. • Interesse der Identitäten untereinander fördern. • „Gemeinsames narratives Auseinandersetzen. • Vermittlung konkreter Selbstmanagement-‐ Strategien für die täglichen Anforderungen. Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 21 Therapeutische Beziehung • DIS-‐Patienten sind extrem empfindsam für zwischenmenschliche Beziehungen • Notwendig: wiederholte beruhigende Hinweise, dass der Therapeut – ihnen glaubt – sie richtig versteht – sich bemühen wird, zu helfen • Realisierung personenzentrierter Therapeutenvariablen • Maximum an Transparenz • sachlich-‐verstehend vs. affektforcierend Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 22 11 02.06.15 Literatur (Auswahl) Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Maragkos . 28. Mai 2015 23 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! markos.maragkos@avm-‐d.de 12 02.06.15 Sie möchten Patienten zu uns schicken? Die Lange Nacht der Universität . "Dissoziation und Dissoziatiative Identitätsstörung" . Folie 25 Maragkos . 28. Mai 2015 13
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