NACHHALTIG IST NUR DIE SÜNDE

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IST NUR DIE SÜNDE
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Erst kommt die Rendite, dann die Moral:
Wer nach dieser Devise in Aktien von Branchen wie Tabak, Schnaps
und Glücksspiel investiert, profitiert überdurchschnittlich gut.
Foto
DAVID L ACHAPELLE
Ar t!+!Commerce
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Text
SOPHIE CROCOLL
und
MICHAEL GATERMANN
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Der Name ist Programm: „Hi“ heißt die
Marke, die Gary Johnson (62) zum Erfolg
führen will. Johnson ist nicht irgendwer.
Er war Gouverneur des US-Staates New
Mexico, jetzt ist er Chef von Cannabis
Sativa, Inc. Das börsennotierte HaschUnternehmen (Marktwert Mitte April:
68 Millionen Euro) wird nach Johnsons
Dafürhalten eine historische Rolle in der
Weltwirtschaft spielen: „Uns gibt es noch
in 150 Jahren. Und dann sind wir so was
wie Microsoft – ach was: so was wie Apple.“ Ob diese Beurteilung rechtskräftige
Bedeutung erlangt, bleibt abzuwarten.
Johnson persönlich wird es nicht mehr
miterleben.
Sein Betrieb verkauft Bonbons, die mit
einem Schuss Haschisch versetzt sind –
er ist Teil der neuesten Fantasie-Industrie
im Land der fantastischen Möglichkeiten:
Nach dem Dotcom-Delirium sprechen die
örtlichen Bajazzos jetzt von „Dot-Bong“
oder auch dem „Cannabusiness“.
Benebelt von zweifellos guten Aussichten, platzieren Geldgeber hohe Millionenbeträge, seit die Bundesstaaten Colorado, Washington, Oregon und Alaska
den Genuss von Marihuana freigegeben
haben, weitere Staaten in Kürze folgen
und der medizinische Gebrauch – der
denkbar weit ausgelegt wird – sogar in 23
Staaten der USA dem Gesetze gemäß ist.
Hunderte von Aktiengesellschaften
sind schon gegründet, manche mit durchaus ernsthaften Geschäftsplänen, manche
freilich unter Zuhilfenahme windigster Versprechungen. Kurse knallen wie
Sektkorken gegen die Decke und trudeln
irgendwo hinter die Anrichte. Ja, die Branche ist noch in ihren Flegeljahren.
Es geht hier um ein Zukunftsgeschäft,
dessen Größe eines baldigen Tages wohl
irgendwo zwischen dem Bier- (US-Umsatz: jährlich 100 Milliarden Dollar) und
Zigarettenverkauf (78 Milliarden Dollar) liegen wird. Zumindest erwarten
dies jene Fachleute, die den Marihuana-Schwarzmarkt in den USA halbwegs
überblicken können.
Den Umfang des rechtlich statthaften
Marktes beziffert die Marktforschungsfirma Arcview mit rund 2,7 Milliarden
Dollar. In fünf Jahren soll er sich auf
über elf Milliarden Dollar vervielfacht
und verschärft haben. Längst sind Kapitalanleger eingestiegen, die man für
besonders gewieft hält, der gebürtige
Frankfurter Peter Thiel (47) etwa, der
als Mitgründer des Netzbezahldienstes
Paypal und dann mit zeitigen Anlagen
in Facebook, Airbnb und Spotify seinen
Riecher bewies und ein Milliardenvermögen machte.
Jetzt beteiligte er sich mit einem
zweistelligen Millionenbetrag an der aufstrebenden Privateer Holdings, die ihrerseits Geld ins Cannabusiness steckt: Von
den Erben Bob Marleys (1945!–!1981) hat
Privateer die Rechte an der Marke „Marley Natural“ gekauft, unter deren Namen
man Hascherzeugnisse zu verkaufen gedenkt. Unter der Aufsicht von Privateer
soll der Reggae-König zum „Marlboro“-Mann und zur führenden Autorität
der Marihuana-Innung aufgebaut werden – gern auch mit dem Börsenwert von
Philip Morris, dem „Marlboro“-Dealer.
Ein neuer Markt mit heißer Nachfrage – ein Dorado für Geldanleger,
die neben ihren Dollars indessen ein
biegsames Gewissen mitbringen müsMEPHISTOS PORTFOLIO
150 Prozent Plus in fünf Jahren: Der
BILANZ-Mustervorrat für Gewissenlose
schlägt den Dax und MSCI-World-Index.
BILANZ-INDEX
+#149#%
MSCI-WORLD-INDEX
+#91%
DAX
+#43#%
RÜSTUNG/WAFFEN:
Rheinmetall (Anteil am Portfolio: 1,4$%),
Lockheed Martin (0,6$%), Smith$&$Wesson
(0,1$%), EADS (1,3$%), Boeing (1,14$%),
Northrop Grumman (0,3$%), Raytheon
(0,5$%), General Dynamics (0,5$%), BAE
Systems (5,2$%), Singapore Technology (5,1$%)
GLÜCKSSPIEL:
Wynn Resorts (0,2$%), Las Vegas Sands
(1,3$%), Wynn Macau (8,5$%)
SCHNAPS, ZIGARETTEN, SEX:
Altria (1,6$%), Diageo (4,1$%),
Pernod Ricard (0,4$%), Beate Uhse (0,1$%),
Philip Morris (2,5$%), Imperial Tobacco (1,6$%)
ROHSTOFFE:
Rio Tinto (3,0$%), Barrick Gold (1,9$%)
sen. Doch es lohnt sich: Investitionen
in „Shit“, Schnaps oder Sex, in Kippen,
Knarren oder Kasinos, also in Erwerbszweige, die man pikiert als unethisch
bezeichnet, haben sich, zum Bedauern
der Moralisten und politisch Korrekten,
über die Jahrzehnte als die einträglichsten erwiesen mit überdurchschnittlich
leckeren Renditen. Wirklich nachhaltig
ist nur die Sünde.
Gründlich untersucht haben dieses
Kuriosum jüngst die Geistesgrößen der
London Business School, deren Kursdatenbank in eine über 100-jährige Tiefe
reicht. Seit 1900, fanden die Londoner
Ermittler heraus, entwickelten sich zum
Beispiel die Aktien von US-Tabakkonzernen mit einer Durchschnittsrendite
von 14,6 Prozent um 50 Prozent besser
als der Gesamtmarkt. In Großbritannien schlug die Schnapsindustrie sämtliche Branchen: Wer im Jahr 1900 hier ein
Pfund Sterling anlegte, der konnte 2014
mit glasigen Augen auf ein Vermögen
von 243.000 Pfund blicken.
Richtig Zaster bringt nur das Laster
– diese These belegten schon vor Jahren
die Wirtschaftswissenschaftler Harrison
Hong und Marcin Kacperczyk. Sie untersuchten die Kursentwicklung sowohl wie
die Dividenden von Aktien aus den Gewerben Glücksspiel, Tabak und Alkohol
seit den 20er-Jahren: Unterm Strich lief
alles auf eine jährliche Rendite heraus,
die um drei Prozent über dem gesamten
Aktienindex lag.
Die geschichtsträchtigen Erkenntnisse halten auch einer Überprüfung in
der jüngeren Vergangenheit stand. Das
Musterdepot sündiger Aktienanlagen,
das BILANZ von Experten einer deutschen Großbank zusammenstellen ließ,
zeigt Spitzenwerte auch in der Betrachtung seit 2010: Das Paket aus 21 „unethischen“ Werten schlägt die Entwicklung
des Dax um 60 Prozentpunkte und die
des MSCI-World-Index, in dem die 1.612
wichtigsten Aktiengesellschaften der
Welt vertreten sind, sogar um deren 70.
Hartgesottenen, Abgebrühten und
Ausgekochten wird es freilich nicht leicht
gemacht: Sie finden kaum passende Finanzprodukte. In Deutschland gibt es
keinen Aktienfonds, der solche Anlagen
bündelt. In den USA wurde kürzlich ein
Fonds sogar geschlossen, der den „Sindex“ abbildete, in dem die US-Börsen
Sünder-Aktien zusammenfassen. Und
auch ein nur in Übersee erhältlicher „Vice
Fund“ (zu Deutsch: „Laster-Fonds“), der
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VERLÄSSLICHE RAUCHER
Jede Menge neue Kunden in
den Entwicklungsländern,
hohe und stabile Dividenden.
GETRUNKEN WIRD IMMER
Mehr Prozente gibt’s nirgends:
Die Alkoholbranche
war stets Anlegers Liebling.
SOLIDE SACHE: GLÜCKSSPIEL
Um hier zu gewinnen, braucht
man kein Glück: Kasino-Aktien bringen
verlässliche Erträge.
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MSCI-TOBACCO-INDEX
+11291%
LAS VEGAS SANDS
MSCI-WORLD-INDEX
+1911%
13. April 2010: 18,19 $
13. April 2015: 54,72 $
CONSTELLATION
BRANDS
Wer es mit seinem Gewissen vereinbaren
kann, in eine Branche zu investieren, die
ihre Kunden abhängig und im schlimmsten
Fall todkrank macht, kann per Indexfonds
auf die Entwicklung des MSCI-WorldTobacco-Index setzen, in dem die
Kursentwicklung der größten Zigarettenfirmen der Welt abgebildet wird. In
den vergangenen fünf Jahren hat der Index
um knapp 130 Prozent zugelegt. Schon
im Jahrzehnt davor hatte die Tabakbranche
in Sachen Kursentwicklung alle
anderen 67 MSCI-Branchen geschlagen.
13. April 2010: 12,52 $
13. April 2015: 115,26 $
In Europa kennt kaum jemand Constellation
Brands, schade eigentlich: Wer vor
fünf Jahren in den größten Winzer und
Weinhändler der Welt mit Anbaugebieten
in Kalifornien, Australien, Neuseeland,
Chile und Argentinien und nebenher
Biermarken wie „Corona“ und „Tsingtao“
im Programm investiert hat, kann sich
freuen. Der Wert der Anlage hat sich bis
heute mehr als verneunfacht.
Foto
JENNY GAGE
und
TOM BETTERTON
Trunk Archive
Eine Binse: Egal ob Black Jack oder
Roulette, die Bank gewinnt immer.
Spielbanken sind deshalb auch grundsolide
Investments, nicht umsonst war die
Mafia immer scharf auf die Glücksspieltempel. Anleger können sich ganz
legal beteiligen, beispielsweise bei
der Las Vegas Sands Corporation, deren
Aktienkurs sich an der Frankfurter
Börse in fünf Jahren verdreifacht hat.
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sich etikettenschwindelnderweise in
„Barrier Fund“ umgetauft hat, verwaltet nicht einmal 300 Millionen Dollar –
trotz verheißungsvollster Entwicklung.
Kein Wunder, verlangt es doch seit
geraumer Zeit die Öffentlichkeit nach
sittlich astreinen Geldanlagen. Klar, dass
die Tabakindustrie die moralisch hohe
Latte unterläuft: Zigaretten töten, Panzer und Geschütze töten auch, Schnaps
und Bier machen abhängig – so etwas
hat im Aktiendepot nichts verloren.
Mancher verspielt Gut und Hab beim
Roulette – an Kasino-Aktien darf man
nicht verdienen. Sex und Porno sind
frauenfeindlich – nicht mit uns. Öl und
Kohle ruinieren das Klima, Uran und
Atomkraft – nein danke!
Natürlich herrscht Unsicherheit darüber vor, was als anständig aufgefasst
oder später einmal als unanständig gelten könnte. Orientierung versprechen
eine Reihe geschäftstüchtiger Agenturen. So untersucht die Zürcher Privatbank Globalance auf Wunsch den „Portfolio Footprint“: Wie umweltschonend
arbeiten die Unternehmen, an denen der
Kunde beteiligt ist?
Die ebenfalls in der Schweiz ansässige Firma Covalence hat eine Liste der
anstoßerregendsten Aktiengesellschaften aufgestellt: Ganz oben thront der
Chemiekonzern Monsanto, gefolgt von
Minen- und Ölkonzernen, der Fluggesellschaft Ryanair, vom Tabakkonzern
Philip Morris.
Frank Wieser (52), Chef des Vermögensberaters PMP in Düsseldorf, meint,
dass manche Anleger es mit der Sittsamkeit übertrieben: „Viele große Fonds und
Stiftungen, aber auch die Kirchen legen
heute ihr Geld eher übervorsichtig an.“
Den Grund dafür kennt Wieser: „Wenn
die nur eine einzige Problemaktie im
Portfolio haben, steht das morgen gleich
als Skandal in der Zeitung.“
Dies führt zu merkwürdigen Erscheinungen: So hat der staatliche Pensionsfonds Norwegens, dessen Vermögen von
rund 800 Milliarden Euro sich vor allem
aus Öl-Einnahmen speist, aus Anlagen
in 114 Firmen zurückgezogen, die Kohle
und Öl fördern; auch die amerikanische
Rockefeller-Stiftung, deren Gründungskapital aus dem Ölgeschäft (Standard
Oil) stammt, steckt ihr Geld nicht mehr
in fossile Energie.
„In unseren Stiftungen sind beispielsweise Investitionen in Kohle und Öl
akzeptiert, nur die Atomkraft steht für
alles Übel“, beobachtet Frank Wieser.
Unter Renditegesichtspunkten mag sich
das als Fehler erweisen. Das behaupten
zumindest die Interessenvertreter der
Nuklearindustrie: Weltweit seien mehr
als 400 neue Reaktoren in Planung. Das
Geschäft werde blühen wie einst im Mai.
Bei seinen Privatkunden spürt Berater Wieser ein wachsendes Interesse am
Fracking, der umstrittenen Gasförderung
vermittelst unterirdischer Sprengungen
in Gesteinsvorkommen. Der typische Anleger, sagt er, lebe im Zwiespalt. Er fährt
mit dem Großgeländewagen um die Ecke
zum Bäcker und bittet mit einer Spende
an Greenpeace um Ablass.
Ja, viele Geldanlagen sind eine Sünde wert. Doch warum sind die Renditen
so hoch? Der Grund ist relativ einfach:
Produkte, die eine Sucht bedienen oder
fördern, erlauben dem Hersteller „hohe
Margen“. Die führenden Unternehmen
sind weltweit tätig, Einstiegshürden für
Neulinge hoch.
Nicht wenige Finanzexperten halten
Laster-AGs sogar für vergleichsweise
unterbewertet, weil viele institutionelle Investoren, wie Versicherungen oder
Banken, die Papiere aus Gründen der
sittlichen und politischen Korrektheit
nicht mehr kaufen.
SHOOTING STAR
Die Erben der Herren Smith & Wesson
verstehen etwas von Faustfeuerwaffen –
und vom Geldverdienen.
SMITH & WESSON
13. April 2010: 2,87 €
13. April 2015: 12,02 €
US-Bürger besitzen 270 Millionen
Schusswaffen, die beliebteste Marke ist
„Smith & Wesson“. Wer vor fünf Jahren
sein Geld auf diese Aktie setzte, hat es
bis heute vervierfacht. Für die kommenden
Jahre prophezeien Börsenexperten
Herstellern von Schießzeug und anderen
Rüstungsgütern eine prächtige
Konjunktur – angesichts der RusslandKrise dürften die westlichen Länder
ihre Wehr-Etats wieder kräftig erhöhen.
Doch welche Untugenden haben künftig
Hochkonjunktur? „Bei den vielen weltpolitischen Konflikten ist zu befürchten,
dass Rüstungsaktien wieder attraktiv
werden“, sagt Uwe Zimmer (53), Vorstand der Kölner Vermögensverwaltung
Meridio, und fügt schaudernd hinzu: „Ich
empfehle sie trotzdem nicht zum Kauf,
das geht mir gegen den Strich.“
Mit Spannung beobachtet Zimmer
die Entwicklung des legalen Marihuana-Marktes in den USA. „Noch herrschen
da Wildwest-Methoden“, findet er und
weist auf die vielen Aktiengesellschaften
hin, deren Kurse in der Premieren-Euphorie bisweilen um 1.000 Prozent nach
oben jagten und wenig später, weil alle
Kasse machten und verkauften, dalagen wie hingeschmiert. „Aber wenn der
Rauch sich verzogen hat“, meint Wahrsager Zimmer, „wird hier eine Branche mit
seriösen Geschäftsmodellen entstehen,
in der viel Geld zu verdienen sein wird.“
Hi-Mann Gary Johnson hängt schon
berufsbedingt der gleichen Meinung an:
„In zehn Jahren werden alle Bundesstaaten Marihuana legalisiert haben.“
Der konservative Ex-Gouverneur pries
das berauschende Kraut auf einem Kongress der jungen Branche: „Ich bin damit
aufgewachsen, Marihuana zu rauchen.
Damals habe ich verstanden, dass Marihuana auf keinen Fall gefährlicher ist als
Alkohol.“ Heute raucht der Rennradfahrer und Bergsteiger natürlich nicht mehr
und hat, ganz puritanisch, seit 27 Jahren
angeblich keinen Alkohol mehr getrunken – er entspannt mit Lutschbonbons:
„Das macht mehr Spaß als ein paar
Gläser Wein.“
Der Hi-Produzent Cannabis Sativa zahlt Johnson zwar nur ein Jahresgehalt von einem Dollar, hat ihm aber
500.000 Aktien überschrieben. Jetzt
soll er dafür sorgen, dass die an Wert gewinnen. Immerhin bringt er Erfahrung
als Unternehmer mit. Johnson hat aus
seinem Ein-Mann-Betrieb von einst eines der größten Bauunternehmen New
Mexicos gemacht. Jetzt warten seine
Mitaktionäre darauf, dass er den Erfolg
wiederholt.
Johnson selbst denkt indes längst in
sehr viel größeren Dimensionen. Mit
dem typischen Selbstbewusstsein des
Amerikaners sieht er den Markt für einen Weltkonzern entstehen: „So wie es
in den Vereinigten Staaten mit der Marihuana-Freigabe läuft, wird es auch im
Rest der Welt laufen.“
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WILLIAM KLEIN
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SEX VERKAUFT NICHT
Ein Laster lässt zu wünschen übrig. Am
immerzu gefragten Geschäft der Erotikindustrie verdienen Anleger eher selten.
HASCH FÜR VORSICHTIGE
GW Pharmaceuticals hat den Kursanstieg 2014 mitgemacht, ohne –
wie die meisten – wieder abzustürzen.
LAUNISCHE ROHSTOFFE
Einfach kaufen, was die Ethiker ablehnen,
reicht nicht: Ölaktien entwickeln sich
nur müde – zahlen aber hohe Dividenden.
SHELL
13. April 2010: 22,33 €
13. April 2015: 28,50 €
GW PHARMACEUTICALS
BEATE UHSE
April 2010: 1,20 €
April 2015: 7,58 €
13. April 2010: 0,64 €
13. April 2015: 0,59 €
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Als erstes europäisches Unternehmen, das
mit Sexartikeln sein Geld verdient, ging
Beate Uhse 1999 an die Börse. Erfolgreiche
Anleger stiegen am dritten Handelstag aus.
Da lag der Kurs am höchsten, nämlich bei
28,20 Euro. Inzwischen steht er noch bei
knapp 60 Cent. Auch für Anleger, die in die
USA ausweichen wollen, wird es schwer.
Die dortigen Beate Uhses Hugh Hefner
(Playboy) und Larry Flynt (Hustler) halten
ihre Konzerne gleich ganz in privater Hand.
Wer am Marihuana-Boom mitverdienen
möchte, ohne gleich Gefahr zu laufen,
Haus und Hof zu verspielen, kann sich die
Aktie von GW Pharmaceuticals anschauen.
Das Biotech-Unternehmen will weltweit
Nummer eins bei verschreibungspflichtigen
Cannabis-Medikamenten werden –
ein rasant wachsender Markt. Die Briten
liegen dabei gut im Rennen und sind
durch ihre haschfreie übrige Produktpalette
gegen Totalabsturz gefeit.
Die USA sind wieder Selbstversorger,
der Iran darf bald wieder liefern – Öl gibt
es im Überfluss, der Preis ist relativ
niedrig und die Kurse der Ölförderer auch.
Klimakatastrophen-Leugner investieren
trotzdem in Ölaktien, langfristig wird der
Treibstoff der Wirtschaft wieder teurer.
Einstweilen zahlen die Gesellschaften
attraktive Dividenden, bei Shell etwa lag
die Dividendenrendite in den vergangenen
Jahren stets bei rund fünf Prozent.
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ANDREW McLEOD
Trunk Archive
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