Rheinland-Pfalz in Freiheit und Sicherheit gestalten

„Rheinland-Pfalz in Freiheit
und Sicherheit gestalten“
Positionspapier der
CDU Rheinland-Pfalz zur
Inneren Sicherheit
Maria Laach
12. Mai 2015
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Rheinland-Pfalz in Freiheit und Sicherheit gestalten
Positionspapier der CDU Rheinland-Pfalz zur Inneren Sicherheit
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Sicherheit ist ein Bürgerrecht. Die Menschen in unserem Land haben einen Anspruch auf
körperliche Unversehrtheit und den Schutz ihres Eigentums. Viele fühlen sich aktuell einer
diffusen Bedrohungslage ausgesetzt, genährt von Ereignissen wie vereitelten Anschlägen
mitten in unserem Alltagsleben, wie jüngst in Hessen, oder tatsächlichen Anschlägen in
unserer nächsten europäischen Nachbarschaft. In der regelmäßigen „Woche der Inneren
Sicherheit“ der CDU wurde zugleich deutlich: Bei der Frage nach Sicherheit geht es auch
um die Frage nach Freiheit: Wie kann der Staat seine Bürger vor Terrorismus, Kriminalität
und Cyberkriminalität wirksam und nachhaltig so schützen, dass ein Leben in Freiheit und
Privatsphäre möglich bleibt? Die CDU in Rheinland-Pfalz unterbreitet dazu zehn konkrete
Vorschläge:
I.
Mindestens 9.000 Vollzeitstellen bei der rheinland-pfälzischen Polizei
Wir Christdemokraten vertrauen unseren Polizistinnen und Polizisten. Wir zollen
ihnen Respekt dafür, dass sie jeden Tag ihren harten, mitunter gefährlichen Beruf
ausüben. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass wir sicher leben können. Dabei nehmen die Aufgaben der Polizei immer weiter zu. Neben der Organisierten Kriminalität, die auch für einen Großteil der Wohnungseinbrüche verantwortlich ist, bedrohen uns islamistische Terroristen. Rechtsextreme verüben Brandanschläge auf
Asylbewerberunterkünfte und linksextreme Gruppierungen missbrauchen Demonstrationen für gewaltsame Ausschreitungen. Zu Großeinsätzen in anderen
Bundesländern werden aus allen Bundesländern Polizisten angefragt, auch aus
Rheinland-Pfalz. Trotz dieser vielfältigen Aufgaben erleben wir in Rheinland-Pfalz,
dass unsere Polizei personell nicht angemessen ausgestattet und sogar mit Urlaubssperren belegt wird.
Wir wollen …
mindestens 9.000 Vollzeitstellen bei der Polizei, um alle Aufgaben erledigen zu können. Die aktuelle Zahl liegt derzeit aufgrund der hohen Pensionierungswellen deutlich
darunter. Deshalb fordern wir, die aktuelle Verfügungsstärke bei der Polizei so schnell
als möglich um weitere 300 Stellen zu erhöhen. Aufgrund der Unterbesetzung schieben
unsere Polizistinnen und Polizisten über 1,6 Millionen Überstunden vor sich her. Das
sind 184 Überstunden oder 23 Tage pro Polizist! Das neue Freizeitkonto der Landesregierung bringt den Polizistinnen und Polizisten wenig, weil sie es aufgrund der vielen
Einsätze kaum schaffen, sogar ihren Jahresurlaub zu nehmen. Zudem müssten Kollegen
die Arbeit der im Freizeitausgleich befindlichen Kollegen übernehmen, was wiederum
zur Erhöhung der ohnehin immensen Überstunden führt. Ohne kurzfristige und nachhaltige Personalaufstockung wird es hier keine Entlastung geben können.
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II.
Respekt und Rückendeckung für unsere Polizistinnen und Polizisten
Der Respekt vor Vertretern des Staates nimmt in Teilen der Gesellschaft ab: Unsere
Polizistinnen und Polizisten sind immer häufiger gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt. Wir erleben, dass die Hemmschwelle gegenüber Angriffen auf Polizistinnen
und Polizisten sinkt. Ein solches Verhalten kann nicht einfach als unausweichlich
hingenommen werden. Wir müssen die schützen, die uns schützen. Vor diesem
Hintergrund darf der Staat nicht den Eindruck erwecken, Polizistinnen und Polizisten stünden unter einem Generalverdacht und das Hauptprobleme sei die Gewalt,
die von Polizisten ausginge, so wie das Rot-Grün mit ihrem Vorstoß zur Kennzeichnungspflicht und für eine Beschwerdestelle gegen Polizisten getan hatte.
Wir wollen …,
dass die Kennzeichnungspflicht für Polizisten abgeschafft wird, weil sie dem Ansehen
der Polizei in der Bevölkerung schadet und das fehlende Vertrauen der rot-grünen Landesregierung deutlich macht. In diesem Zusammenhang unterstützen wir die hessische
Bundesratsinitiative für eine Strafverschärfung bei Gewalt gegen Polizeibeamte und
fordern die rheinland-pfälzische Landesregierung auf, dies auch zu tun.
III.
Mehr Sicherheit für Einsatzkräfte durch Body-Cams
Um bei Übergriffen auf Polizistinnen und Polizisten eine bessere Beweisführung zu
ermöglichen, wollen wir nach hessischem Vorbild Body-Cams in Rheinland-Pfalz
einführen. Es geht um Augenhöhe bei Auseinandersetzungen, nicht um einen Generalverdacht von Demonstranten. Hier muss ganz klar für den Bürger erkennbar
sein, wann Filmaufnahmen gemacht werden.
Wir wollen …,
dass die kleinen Kameras, die an der Schutzweste befestigt werden, in Rheinland-Pfalz
eingeführt werden. Sie dokumentieren Auseinandersetzungen und erleichtern die Identifizierung von Straftätern. Die CDU in Rheinland-Pfalz geht davon aus, dass Übergriffe
gegen Polizistinnen und Polizisten dadurch abnehmen werden, wie Modellprojekte belegen. Sie geben den Einsatzkräften die Sicherheit, dass ihr korrektes Verhalten dokumentiert wird.
IV.
Mehr Menschen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst gewinnen
Unsere Gesellschaft ist vielfältig, unterschiedliche Kulturen bereichern sich – aber
es kommt auch zu Auseinandersetzungen. Es gibt zum Teil problematische Stadtteile, auch gewaltbereite Heranwachsende, die eine entsprechende Ansprache und
eher Polizisten mit gleichem Migrationshintergrund akzeptieren. Die Polizei sollte
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Fähigkeiten und Möglichkeiten von Polizeibeamten mit Migrationshintergrund, deren Autorität und Einfluss bei Auseinandersetzungen zur Deeskalation beitragen
kann, stärker nutzen.
Wir wollen …
… mehr Bewerberinnen und Bewerber aus Zuwandererfamilien motivieren, den Polizeiberuf zu wählen, um die interkulturelle Kompetenz der Polizei zu stärken und ein
besseres Verhältnis unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen auf Grundlage von
Respekt und Verständnis ermöglichen.
V.
Bandenkriminalität bei Wohnungseinbrüchen effektiver bekämpfen
Die Zahl der Wohnungseinbrüche hält sich in Rheinland-Pfalz leider nach wie vor
auf einem zu hohen Niveau und ist in den ländlichen Regionen sogar angestiegen.
Diese Entwicklung beschreibt die aktuelle Kriminalstatistik und ist zutiefst besorgniserregend. Bei einem Einbruch überwiegt das Gefühl, dass Kriminelle in den eigenen Schutzbereich eingedrungen sind, oft sogar noch die materiellen Verluste. Viele Menschen fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher und müssen teilweise sogar psychologisch betreut werden. Deshalb müssen wir professioneller, koordinierter und härter gegen Einbrecherbanden vorgehen.
Wir wollen…
in den Polizeipräsidien eigene Kommissariate für „Bandenkriminalität“ schaffen, um
die kriminellen Strukturen effektiv bekämpfen zu können. Zudem sollen Fahndungsund Kontrollmaßnahmen zur Bekämpfung von organisierten Einbrecherbanden durch
die Bereitschaftspolizei unterstützt werden. Im Landeskriminalamt soll eine Koordinierungsstelle für den Bereich der Wohnungseinbrüche gebildet werden. Hier könnten Fahndungsergebnisse zusammengeführt und miteinander verknüpft werden. So
können international agierende Banden besser gefasst werden.
VI.
Einbruchprävention muss sich finanziell lohnen
Einbrecher wollen weder erkannt, noch erwischt werden, sondern schnellen Diebstahl begehen. Deshalb sind Objekte, die ihnen den schnellen Zutritt ermöglichen,
besonders im Blickfeld. Effektive Fenster- und Türsicherungen nach einer fachlichen Beratung sowie eine aufmerksame Nachbarschaft können Einbrüche erfolgreich verhindern. Investitionen in Präventivmaßnahmen rechnen sich somit.
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Wir wollen …,
dass Maßnahmen zur Einbruchsicherung besser steuerlich geltend gemacht werden
können und zudem finanziell gefördert werden. Wir fordern die Landesregierung auf,
im Bundesrat hierzu aktiv zu werden. Darüber hinaus soll es in Zukunft wieder
niederschwellig erreichbare Beratungsangebote geben.
VII.
Videoüberwachung vor allem an Brennpunkten ausweiten
An einigen Stellen, so genannten Brennpunkten, kann eine begrenzte, nach Datenschutzbestimmungen vorgenommene Videoüberwachung abschreckend für Straftäter wirken und hilfreich zur besseren Aufklärung bei Straftaten sein. Es hat sich
gezeigt, dass an Verbrechensschwerpunkten eine sichtbare Videoüberwachung
zum Rückgang von Straftaten führen kann. Vor allem aber kann die Aufklärungsund Verurteilungsquote gesteigert werden. Das ist uns ein großes Anliegen.
Wir wollen …
mehr Sicherheit durch gezielte, maßvolle und dem Datenschutz entsprechende Videoüberwachung. Denn Täter müssen wissen, dass sie für ihre Verbrechen zur Rechenschaft
gezogen werden.
VIII.
Vorratsdatenspeicherung mit Bedacht umsetzen
Mit einer verfassungsgemäßen Vorratsdatenspeicherung können die Ermittlungen
bei schweren Straftaten wesentlich erleichtert werden. Wir unterstützen deshalb
eine – die Bürgerrechte wahrende - Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung, um kriminelle Strukturen und Netzwerke bekämpfen und deren Täter verurteilen zu können. Gerade mit Blick auf fundamentalistische und extremistische
Tendenzen, die unsere freiheitliche, tolerante und offene Gesellschaft bedrohen
und überwinden wollen, muss der Staat, der für den Schutz seiner Bürger verantwortlich ist, auf Augenhöhe Verbrecher bekämpfen können. Vorratsdatenspeicherung ist für uns auch ein Beitrag zum Kinderschutz. Denn in den letzten Jahren haben die Delikte im Bereich der Kinderpornografie auch in Rheinland-Pfalz deutlich
zugenommen. Die Täter ziehen sich hier im Internet in das sog. „Darknet“ zurück, in
dem sie kinderpornografische Bilder auf Tauschbörsen handeln und sich derzeit sicher fühlen, da für die Ermittler meistens die IP-Adressen der einzige Anhaltspunkt
sind. Wir haben eine besondere Verpflichtung, unsere Kinder, die den Tätern hilflos
ausgeliefert sind, zu schützen. Zugleich ist es uns ein Anliegen, die Grenzen der Privatsphäre zu respektieren und die Bürgerrechte zu schützen. Eine begrenzte, klar
geregelte Speicherung von Verbindungsdaten bedeutet mehr Sicherheit für die
Bürgerinnen und Bürger gegen Menschen, die unsere freiheitliche demokratische
Grundordnung bekämpfen wollen.
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Wir wollen …,
dass die Polizisten und Kriminalisten unter klar definierten Bedingungen gespeicherte
Verbindungsdaten nutzen können, um Strafdaten aufzuklären, kriminelle Netzwerke zu zerschlagen und Bürger und gerade Kinder zu schützen.
IX.
Ausbau der kriminaltechnischen Institute
Wenn – im schlimmsten Fall – kriminaltechnische Untersuchungen aufgrund der
Überlastung der Institute nicht pünktlich vor Gericht vorliegen und verwendet
werden können, ist das ein Zustand, den wir nicht hinnehmen wollen. Täter dürfen
nicht davon kommen, weil Tatortspuren nicht fristgerecht ausgewertet werden
konnten.
Wir wollen …
eine verlässliche personelle Ausstattung der kriminaltechnischen Institute, um die
Strafverfolgung zu verbessern. Dazu gehört eine regelmäßige Evaluierung, ob die Ausstattung den sich ändernden gesellschaftlichen Herausforderungen noch entspricht.
X.
Prävention gegen religiösen Fundamentalismus und Terrorismus
Die von radikalen Islamisten durchgeführten Anschläge in Paris und Belgien zeigen
uns, dass die Bedrohung durch den islamistischen Terror näher an unsere Grenzen
heranrückt. In Rheinland-Pfalz stehen immer mehr Salafisten unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes, einige von Ihnen sind Rückkehrer aus den Krisengebieten aus Syrien und dem Irak und somit potentielle Attentäter. Der vereitelte Terroranschlag im hessischen Oberursel und die Festnahme eines Ehepaares aus
Hahnstätten, das der rechtsterroristische Vereinigung „Old School Society“ (OSS)
angehören soll, macht deutlich, dass fundamentalistische und terroristische Anschläge überall passieren können und die Bedrohung auch bei uns gegenwärtig ist.
Während es dabei die Aufgabe der Sicherheitsbehörden ist, akute Anschlagspläne
von Terroristen zu verhindern, ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dem
Terror den Nährboden zu entziehen. Deshalb müssen wir alle Anstrengungen daran
setzen, dass junge Frauen und Männer nicht aus Perspektivlosigkeit in den Sog von
Extremisten geraten. Die Erkenntnisse aus anderen Ländern zeigen dabei aber
auch, dass insbesondere Gefängnisse für religiöse Fundamentalisten ein Ort sind,
an dem sie neue Anhänger finden. Hier sind viele Menschen aufgrund ihrer Perspektivlosigkeit besonders für solche radikale Ansichten zugänglich.
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in allen Bereichen daran arbeiten, dass junge Männer und Frauen eine Perspektive auf
Ausbildung, Arbeit, Wohlstand und Selbstverwirklichung haben. Verstärkt wollen wir
den Dialog mit muslimischen Verbänden suchen und Präventionsnetzwerke gegen islamistische und salafistische Bestrebungen aufbauen. Wir müssen in unseren Gefängnissen zudem dafür Sorge tragen, dass radikale Islamisten nicht weitere Insassen
für ihren Kampf gegen unsere Werte auf ihre Seite ziehen. Das erfordert nicht nur
räumliche Trennungen in den Gefängnisanstalten, sondern auch eine vorherige Kontrolle der in den Gefängnissen tätigen Imame, die einen besonderen Einfluss auf viele Gefangenen haben.
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