Ruf nach mehr Absicherung für Pflegende

Nr. 20 Woche 20, 37. Jahrgang, NW
Sonntag Aktuell, 17. Mai 2015
D I E S I E B T E A U S G A B E I H R E R TA G E S Z E I T U N G
Bei der Holi-Party
dreht sich
alles um Farben.
Und Musik.
Debatte, Seite 6
Vermischtes,
Seite 5
Bundesliga
FOTO: DPA
Kolumnistin Susanne
Offenbach findet es gut,
wenn jemand nach einer
Niederlage nicht aufgibt.
Stuttgart bejubelt
den Zuschlag
für die Turn-WM 2019.
Wolfsburg – Dortmund 2:1
Bremen – M’gladbach 0:2
Leverkusen – Hoffenheim 2:0
Augsburg – Hannover 1:2
Berlin – Frankfurt 0:0
Stuttgart – Hamburg 2:1
Mainz – Köln 2:0
Freiburg – München 2:1
Schalke – Paderborn 1:0
Sport,
Seite 19
Ruf nach mehr Sieg im Abstiegskrimi
Absicherung
für Pflegende
UNSERER
MEINUNG NACH
Nervenstark dreht der VfB Stuttgart im Duell gegen den Abstieg einen Rückstand
und besiegt den Hamburger SV mit 2:1. Rüdiger, Didavi, Ginczek und Baumgartl feiern
den Siegtorschützen Harnik (2. v. r.). !!Mehr auf Seite 15
Liberale
Überraschung
Angehörige, die sich um Familienmitglieder kümmern, entlasten
die Pflegekassen in Milliardenhöhe. Der Verein „wir pflegen“
verlangt, sie besser vor dem Armutsrisiko zu schützen.
Ein Schlaganfall oder die Diagnose Alzheimer – viele Erkrankungen verändern nicht
nur das Leben der Betroffenen grundlegend,
sondern auch den Alltag der Angehörigen.
Aktuell leben in Deutschland rund 2,5 Millionen Pflegebedürftige. 75 Prozent werden von
Angehörigen zu Hause betreut. Um eine geliebte Person zu pflegen, wenn sie nicht mehr
allein zurechtkommt, geben manche Angehörige auch ihren Beruf auf. Dabei riskieren
sie auch selbst viel: die eigene Alterssicherung ist geringer, das Armutsrisiko für pflegende Angehörige steigt.
Dabei entlasten sie Sozialsystem und
Volkswirtschaft in Milliardenhöhe. Der AOKBundesverband hat ausgerechnet, dass Angehörige in der häuslichen Pflege eine gesamtwirtschaftliche Leistung von 29 Milliarden
Euro erbringen. Das sind sechs Milliarden
Euro mehr als die jährlichen Leistungen der
Pflegeversicherung für häusliche Pflege.
Die Interessengemeinschaft „wir pflegen“
will für die pflegenden Angehörigen eine
Sparen bei Maut
und Vignetten
In vielen Ländern kommt man
an Gebühren nicht vorbei. Aber
Kosten lassen sich minimieren.
Urlauber, die ihr Reiseziel in Europa schnell
und bequem mit dem Auto erreichen möchten, kommen um teils saftige Gebühren für
Maut und Vignetten nicht herum. In vielen
DAS WETTER HEUTE IM LAND
21°
10°
MIN
DI
21° 13° 19°
MI
11° 18° 10°
Wetter und Horoskop: Seite 14
Dinge der Woche: Seite 6
Wirtschaft: Seite 4
Vermischtes: Seite 5
Bild der Woche: Seite 6
Leserbriefe: Seite 6
Rätsel und Comic: Seite 13
Es ist ein durchaus überraschender FDPBundesparteitag, der an diesem Sonntag
in Berlin zu Ende geht. Nicht unbedingt,
weil der Vorsitzende überzeugend wiedergewählt worden ist. Nicht, weil überhaupt das Führungsteam geschlossen
bestätigt wurde. Eher schon, weil es die
FDP verstanden hat, einen Stimmungsumschwung hinzubekommen, ohne nach
den ersten hanseatischen Hinweisen auf
eine Trendwende in unangebrachte Euphorie auszubrechen.
Parteichef Christian Lindner hat den
Spagat hinbekommen, einerseits den liberalen Ball flach zu halten, andererseits
aber die Partei mit neuem Optimismus
zu impfen. Dass sich in der Partei herumgesprochen zu haben scheint, dass in der
derzeitigen (Not-)Lage die früher gewohnheitsmäßigen liberalen Streitereien
der sicherste Weg zum finalen Knock-out
wären, ist sicher auch hilfreich.
!!Mehr auf Seite 2
Nachbarländern sind zudem hohe Beträge für
das Benutzen von Brücken, Pässen oder Tunneln fällig. Wer etwa mit einem Pkw durch
den Montblanc-Tunnel – Spitzenreiter bei
den Gebühren – fährt, bezahlt 42 Euro. Zeit
und teilweise auch Geld sparen können Autofahrer, die sich die Vignetten bereits zu Hause
über die Autoclubs besorgen. Eine einfachere
und schnellere Durchfahrt durch Mautstationen ermöglichen elektronische Abbuchungssysteme etwa in Italien (Telepass), Frankreich
(Liber-t) oder Spanien (Via-T).
SOAK
!!Mehr auf Seite 27
Lindner kritisiert
Steinmeier: Einsatz
Wohlfühl-Stagnation des Militärs gegen
MAX
MO
Der liberale Parteitag bringt
eine Mischung aus Eintracht und
inhaltlichem Anstoß.
gerechtere finanzielle Absicherung erreichen. „Wir fordern, dass die gesamte Zeit, die
Pflegende aufwenden, bei der Rente berücksichtigt wird“, sagt Susanne Hallermann von
der Interessengemeinschaft. Wenn es nach
ihr ginge, würden pflegende Angehörige
zudem ein Gehalt bekommen.
284 000 Menschen, die zu Hause pflegen,
beziehen bundesweit Hartz IV. Das ermittelte das Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für
Arbeit. „Pflegende Angehörige haben gar keinen Status und müssten eigentlich als extra
Gruppe eingestuft werden“, sagt Sabine Feldt,
Vorstandsmitglied von „wir pflegen“. Die
61-Jährige gab 2011 ihren Beruf auf, um sich
um ihre Mutter zu kümmern.
Im Januar hatte die Bundesregierung das
neue Familienpflegezeitgesetz auf den Weg
gebracht. Für die meisten Angehörigen greife
das Gesetz aber zu kurz, da man maximal
24 Monate Auszeit beantragen kann und
mindestens 15 Stunden pro Woche in den Job
zurückkehren muss, so Feldt.
FOTO: BAUMANN
VON ELKE RUTSCHMANN
VON NORBERT WALLET
Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner hat der Bundesregierung vorgeworfen,
eine Politik der „Wohlfühl-Stagnation“ zu
betreiben. Der Bundesparteitag sprach sich
dafür aus, die Finanzierung des Bildungssystems „zu einer Aufgabe des Gesamtstaats“ zu
machen. Für die FDP ist das eine kleine Revolution, denn damit könnte die Abkehr vom
Bildungsföderalismus eingeläutet werden.
Zur Begründung hieß es, die umfassende
Modernisierung des Bildungssystems würde
Länder und Kommunen „überfordern“. FDPLandeschef Michael Theurer wurde wieder
ins Präsidium der Bundes-FDP gewählt. Er
setzte sich per Kampfabstimmung gegen den
bayerischen Landeschef Albert Duin durch.
Im Bundesvorstand sitzen aus dem Südwesten Michael Link, Pascal Kober, Patrick Meinhardt und Alexander Hahn.
NWA
!!Mehr auf Seite 3
Schlepper ungewiss
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat sich zurückhaltend zu einem
EU-Militäreinsatz gegen Schleuserbanden
im Mittelmeer geäußert. Beim Besuch eines
jordanischen Flüchtlingscamps bekräftigte
er, dass für ihn die Rettung von Flüchtlingen
in Seenot Vorrang habe. Daran beteiligt sich
die Bundeswehr mit zwei Schiffen. Gleichzeitig müsse der Schlepperkriminalität das
Handwerk gelegt werden. Er fügte aber hinzu: „Wie genau das gelingen kann und ob die
Kooperation mit Staaten in Afrika gelingt,
die wir brauchen, das ist zum gegenwärtigen
Zeitpunkt noch nicht zu sagen.“ Die Außenund Verteidigungsminister der EU wollen am
Montag in Brüssel versuchen, eine gemeinsame Linie zu finden.
DPA
!!Mehr auf Seite 3
Merkel wirbt für
starke Klima-Ziele
Vertreter aus 35 Ländern
arbeiten in Berlin am Vertrag
gegen die Erderwärmung.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich
für anspruchsvolle globale Klimaschutzziele
ausgesprochen. Von dem an diesem Montag
in Berlin beginnenden Petersberger Klimadialog müsse ein „gutes Signal“ für den angestrebten Weltklimavertrag ausgehen, der Ende des Jahres in Paris vereinbart werden soll.
Es müssten alle Voraussetzungen geschaffen
werden, dass 2020 ein verbindliches Klimaabkommen weltweit in Kraft treten könne,
sagte Merkel in ihrer neuen Videobotschaft
am Samstag.
Auf der zweitägigen Konferenz in Berlin
wollen Vertreter aus rund 35 Ländern den
UN-Klimagipfel in Paris Ende des Jahres vorbereiten. Die Kanzlerin und der französische
Was diesen Parteitag darüber hinaus interessant macht, ist, dass es der FDP gelungen ist, auf einem wichtigen Feld eine
Debatte anzustoßen, der auch die anderen Parteien nicht mehr ausweichen können. Bildungspolitik steht beim Wähler
immer höher im Kurs. Bei kaum einem
anderen Thema sind die Folgen schlechter Politik handfester zu spüren. Die FDP,
jedenfalls ein großer Teil von ihr, hat
richtig erkannt, dass der Bildungsföderalismus längst in einer Sackgasse angelangt
ist. Die Modernisierung des Bildungssystems ist zweifellos eine gesamtstaatliche
Aufgabe. Das wird für Debatten sorgen –
bei denen die FDP nun ganz vorn ist.
Präsident François Hollande werden am
Dienstag die Hauptreden halten.
Ende 2014 hatten sich 195 Staaten in Lima
auf erste Eckpunkte geeinigt. Die meisten Fragen sind noch offen. Einigkeit gibt es nur bei
dem Ziel, die Erderwärmung auf höchstens
zwei Grad zu begrenzen. Deutschland will,
dass China und andere Schwellenländer mehr
beim Klimaschutz leisten. Entwicklungs- und
Schwellenländer sehen weiter die Industriestaaten in der Pflicht – auch bei der Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel.
Nach den Worten von Merkel muss sichergestellt sein, „dass die Klimafinanzierung, die
schon in Kopenhagen versprochen wurde,
auch wirklich gewährleistet wird“. Ohne ein
Finanzierungsinstrument würden die Entwicklungsländer und auch die vom Klimawandel besonders betroffenen Länder nicht
einer Verabredung zustimmen. „Besonders
wirksam“ wäre, wenn der Handel mit Verschmutzungsrechten der Industrie – sogenannten CO2-Zertifikaten – über Europa
hinaus eingeführt werden könnte, sagte
Merkel. Dann hätte man weltweit gleiche
Rahmenbedingungen.
DPA