Gesundheitsgespräch Von der Schwangerschaft zur Geburt – Tipps der Hebamme Stand: 11.04.2015 Expertin: Astrid Giesen, Vorsitzende des Bayerischen Hebammen Landesverbandes e.V. Autorin: Kathrin Hasselbeck Guter Hoffnung sein: Schwangerschaft ist keine Krankheit Heutzutage sind Schwangere medizinisch so intensiv betreut wie noch nie. Dadurch können Probleme oder Krisen schnell entdeckt werden, gleichzeitig führt dieses genaue Hinschauen aber auch zu Verunsicherung. Was steckt hinter diesem oder jenen Unwohlsein? Ist es etwas Ernstes oder einfach eine lästige, aber gewöhnliche Begleiterscheinung? Es besteht auch die Gefahr, dass es zu Fehldiagnosen kommt, die die werdende Mutter unnötig beunruhigen. Grund für die Gründlichkeit: Haftung Fachärzte und Hebammen werden heutzutage mehr zur Verantwortung gezogen, wenn sie in der Schwangerschaft etwas übersehen oder eine falsche Diagnose erstellen. Das ist ein Grund dafür, warum die engmaschige, intensive Überwachung von Schwangeren so zugenommen hat. Bei all dem sollte aber nicht übersehen werden: Schwangerschaft und Geburt sind natürliche Vorgänge, auf die der weibliche Körper von sich aus perfekt eingestellt ist. Schwangerschaft Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit. Zunächst einmal heißt es eigentlich nur abwarten. Und ein paar einfache, allseits bekannte Regeln beachten: kein Alkohol, keine Zigaretten, kein rohes Fleisch, keine Rohmilchprodukte. Aber bei Blutungen sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Astrid Giesen: „In der ersten Schwangerschaftshälfte kann man bei starken Blutungen eigentlich nicht viel machen. Wenn sich da ein Kind verabschiedet, dann geht es. Von daher würde ich gar nicht zu viel machen, sondern einfach nur das Vertrauen haben: Wenn das Kind gesund ist, dann geht es auch seinen Weg und bleibt.“ Kontakt zum Kind aufbauen Etwa ab der 20. Woche spüren Schwangere ihr Baby im Bauch. Ab jetzt können sie einen guten Kontakt zu ihrem Kind aufbauen: Die Hände auflegen und spüren, wie es sich bewegt, und prüfen, wie es reagiert. So werden sie auch bemerken, falls sich etwas verändert. Wenn beispielsweise Reaktionen ausbleiben, sollte man sich untersuchen lassen. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 1 Begleitung durch die Schwangerschaft Frauen sollen sich für die Schwangerschaft eine Begleitung suchen, die sie möglichst die gesamte Zeit bis zur Geburt betreut. Das kann ein Facharzt alleine oder in Kombination mit einer Hebamme sein. Alle vier, bzw. gegen Ende alle zwei Wochen findet eine Untersuchung statt. Davon sind drei Termine mit einem Ultraschall vorgesehen, die nur der Facharzt vornehmen kann. Ultraschall-Untersuchungen Drei Ultraschalluntersuchungen sind die Regel: 1. Zu Beginn der Schwangerschaft, zwischen 5. und 7. Woche, um nachzusehen, ob sich die befruchtete Eizelle tatsächlich in der Gebärmutter eingenistet hat. 2. Zwischen der 14. und 19. Woche. Hier wird untersucht, ob es Fehlbildungen gibt. 3. In der 33. Woche, um nachzusehen, wo die Plazenta liegt und wie groß das Kind ist. Alle weiteren Termine während der Schwangerschaft können laut Astrid Giesen auch von einer Hebamme übernommen werden. Astrid Giesen: „Der Unterschied zwischen Arzt und Hebamme liegt vor allem in der Zeit. Während der Arzt in der Regel etwa eine Viertelstunde für die Frau hat, nimmt sich die Hebamme etwa eine halbe Stunde Zeit. Außerdem untersuchen viele Ärzte mehr über technische Geräte. Da die Hebamme diese nicht hat, nimmt sie mit den Händen Kontakt auf: Sie tastet, wie die Gebärmutter gewachsen ist und wie das Kind liegt und reagiert. Die Herztöne prüft sie über ein Hörrohr oder über einen Ultraschall ohne Bild. Ansonsten kümmert sich die Hebamme auch um die psychosozialen Aspekte einer Schwangerschaft: Sie spricht mit der werdenden Mutter darüber, wie es ihr mit den Veränderungen ihres Körpers geht.“ Ausnahme: Risikoschwangerschaft Normalerweise ist eine Frau bestens dafür gerüstet, Mutter zu werden. In Ausnahmefällen ist es angebracht, dass alle Untersuchungen von einem Arzt durchgeführt werden – dann, wenn eine sogenannte Risikoschwangerschaft vorliegt. Das betrifft zum Beispiel - Frauen, die eine chronische Krankheit haben wie Diabetes oder Asthma, - Frauen, die schon Fehlgeburten hatten, - Frauen, die mit mehr als einem Kind schwanger sind. Astrid Giesen: „Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass die Schwangerschaft keine Krankheit ist, aber schon eine stärkere Belastung für den Körper. Man sagt, etwa 30 Prozent ist der Körper mehr belastet als ohne Schwangerschaft. Es ist wichtig, dass die Schwangere ihre Grenzen Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 2 respektiert, also dass sie dann, wenn der Körper ihr sagt, es ist genug, auch wirklich pausiert. Und nicht wie wir das sonst immer machen, wenn wir noch eins draufsetzen.“ Entscheidung: Krankenhaus, Geburtshaus oder Hausgeburt? Bei der Wahl, wo man sein Kind zur Welt bringen möchte, steht allem voran eine Frage: Wie ist der Gesundheitszustand der Frau? Sind Vorerkrankungen bekannt oder gab es Komplikationen in der Schwangerschaft, dann sollte sie ihr Kind auf jeden Fall in der Klinik bekommen. Bei einer gesunden Frau spricht nichts dagegen, wenn sie ihr Kind außerklinisch zur Welt bringt. Astrid Giesen: „In anderen Ländern der EU wird die außerklinische Geburt viel mehr gefördert. In der Klinik gibt es so viele Eingriffe, die auch wieder Folgeeingriffe mit sich bringen können. Außerdem ist es ein Kostenfaktor.“ Unterschied Krankenhaus und Geburtshaus In einem Geburtshaus gibt es keine Ärzte, es ist von Hebammen geführt. Dementsprechend wird auch nicht medizinisch interveniert. Nur mit naturheilkundlichen oder physiotherapeutischen Mitteln wird gearbeitet. Meistens befinden sich Geburtshäuser in der Nähe einer Klinik, sodass im Notfall schnell ein Arzt aufgesucht werden kann. Frauen mit einer Krankenhausphobie werden sich hier wohlfühlen. Außerdem bietet das Geburtshaus einen besseren Betreuungsschlüssel: Während im Krankenhaus eine Hebamme für mehrere Geburten zuständig ist, kümmert sich im Geburtshaus je eine Hebamme um eine Gebärende. Hausgeburt Entscheidet sich eine Frau dafür, ihr Kind zuhause zu bekommen, wird bei einsetzenden Wehen die Hebamme gerufen. Sie begleitet die werdende Mutter durch die Geburt – auch hier ohne Medikamente. Wenn bei der Frau gesundheitlich alles in Ordnung ist, steht einer Hausgeburt auch nichts entgegen. Geburtsvorbereitung: Ruhe bewahren Vierzehn Stunden Geburtsvorbereitungskurs bei einer Hebamme stehen jeder Schwangeren zu – bezahlt von der Krankenkasse. Diese Kurse finden entweder wöchentlich über einen längeren Zeitraum oder konzentriert an einem Wochenende statt. Fast immer gibt es auch die Möglichkeit, den werdenden Vater mit einzubinden. Astrid Giesen: „Das Wichtigste ist, der Frau mitzugeben, dass eine Geburt etwas ganz Normales, Natürliches ist, und dass Millionen von Frauen täglich ihre Kinder kriegen. Der Körper ist sehr gut darauf eingerichtet, der kann das perfekt – wenn wir ihn lassen. Deswegen ist es wichtig, das Vertrauen zum eigenen Körper aufzubauen.“ Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 3 Vertrauen zum eigenen Körper Frauen sind es in der heutigen Zeit gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie leben selbstbestimmt, haben die Kontrolle über ihre Entscheidungen - eine Errungenschaft, keine Frage. Und doch bringt sie für die Aufgabe des Kinderkriegens einen Nachteil mit sich: Schwangere sollten am besten die Kontrolle über die Entwicklung ihres ungeborenen Kindes abgeben – nicht an einen Arzt oder an eine Hebamme, sondern an ihren eigenen Körper. Denn der weiß am besten, was zu tun ist. Das gilt auch für die Geburt. Deswegen bemühen sich Hebammen darum, werdenden Müttern dieses Vertrauen zum eigenen Körper nahezubringen. Dreierlei Handwerkszeug für eine Geburt 1. Atmung Das (richtige) Atmen der Schwangeren umfasst drei Komponenten: - Zum einen versorgt es das Baby mit Sauerstoff. Das wird dann relevant, wenn die Frau während der Geburt die Luft anhält. Wichtig ist, dass sie trotz Schmerzen weiteratmet. - Zum zweiten sorgt die Atmung für Entspannung. - Außerdem hilft die richtige Atmung dabei, während der Geburt in eine Trance zu kommen – ein wichtiger Zustand, um den Körper ungestört arbeiten zu lassen. Astrid Giesen: „Jeder Sportler weiß: Da, wo ich hin atme, ist der Muskel locker. Und wir leiten die Frauen in der Geburtsvorbereitung dazu an, bis ins kleine Becken hinein zu atmen. Es gibt Frauen, die machen das von Anfang an, aber es gibt auch Frauen, die nicht übers Zwerchfell hinauskommen mit der Atmung. In den Kursen lernen sie, diese Blockade zu lösen und dahin zu atmen. Denn dort kann man dann nicht verspannen, und so kommt dieser SpannungsSchmerz-Kreislauf nicht zustande.“ 2. Bewegung Jeder, der schon einmal versucht hat, einen engen Ring vom Finger zu ziehen, weiß: Bewegung hilft. Und auch das Kind muss bei der Geburt durch einen engen Kanal. Deshalb ist es gut, wenn sich die Frau während der Geburt so bewegen kann, wie sie es für richtig empfindet. Auch hier geht es wieder darum, dass die Frauen in der Geburtsvorbereitung ein Gefühl für ihre Körpersignale bekommen. Hierbei kann auch Schwangerschaftsgymnastik oder -yoga helfen. Während der Geburt machen Hebammen auch Vorschläge, zum Beispiel das Becken zu kreisen oder die Knie nicht durchzudrücken. Astrid Giesen: „Die Bewegung der Frau hilft dem Kind, in den Geburtskanal hineinzukommen. Frauen haben eine gute Intuition, was die Geburt voranbringt. Da habe ich schon die verrücktesten Sachen erlebt, dass Frauen einfach bestimmte Dinge getan haben – wenn sie das Vertrauen zum eigenen Körper haben und den Mut, das bei der Geburt dann auch zu tun.“ Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 4 3. Entspannung Während einer Geburt wird unausweichlich immer wieder Spannung aufgebaut, deshalb ist es wichtig zu lernen, sich in den Wehenpausen schnell zu entspannen. Dazu können Atmung oder Bewegung helfen – oder auch Techniken wie Autogenes Training oder Eutonie. Die vier Phasen der Geburt Seit ein paar Jahren beobachten Geburtshelfer, dass Schwangere immer früher ins Krankenhaus kommen – meistens zu früh. Sehr häufig werden sie noch einmal nach Hause geschickt. Es gilt die Regel: Sinnvoll ist ein Eintreffen in der Klinik dann, wenn der Muttermund sich etwa drei Zentimeter weit geöffnet hat. 1. Latenzphase Diese erste Phase beginnt mit dem ersten Wehen-Ziehen im Bauch. Der Körper beginnt, seine Muskeln für die Geburt zu trainieren. Diese Vor-Wehen kommen unregelmäßig und dauern nicht sehr lange, weniger als 30 Sekunden. Jetzt heißt es: Ruhe bewahren. Am besten nochmal hinlegen und schlafen, Kraft sammeln für die bevorstehende Geburt. Diese Phase kann durchaus bis zu zwei Nächte lang dauern. Astrid Giesen: „Früher sollten die Frauen in dieser Phase ein Bier trinken, und das war gut. Der Hopfen beruhigt, und weil die Frauen während der Schwangerschaft keinen Alkohol getrunken haben, sind sie nach einem Glas Bier ins Bett gefallen und haben geschlafen! Das hat dazu geführt, dass die Frauen die Latenzphase zu Hause einfach halb verschlafen haben. Und am Morgen war dann der Muttermund zwei, drei Zentimeter auf – und sie hat das gar nicht so als schlimm empfunden. Heutzutage weiß man, dass Alkohol in der Schwangerschaft unbedingt komplett zu vermeiden ist. Aber vielleicht hilft ja schon der Hopfen aus einem alkoholfreien Bier.“ 2. Die Eröffnungsphase Den Übergang von der Latenz- zur Eröffnungsphase markiert ein „Signalsatz“, ein Gefühl: Wenn die Frau spürt: „Jetzt möchten wir nicht mehr damit alleine sein“, ist der Zeitpunkt gekommen, ins Geburtshaus oder in die Klinik zu fahren. Dort wird die Frau von den Geburtshelfern betreut. Stärkere Wehen Die Wehen sind jetzt stärker, kommen regelmäßig und können bis zu einer Minute lang dauern. Der Muttermund sollte sich allmählich auf etwa zehn Zentimeter öffnen. Diese Phase dauert sehr unterschiedlich lange. Beim ersten Kind ist der Durchschnitt zehn Stunden, es kann aber auch drei bis 24 Stunden dauern. Wichtig ist, dass die Gebärende so wenig wie möglich gestört wird, sodass sie in einen Trance-Zustand finden und das Geschehen an ihren Körper abgeben kann. Astrid Giesen: „Neurologisch gesehen findet eine Geburt im Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 5 ältesten Teil des Gehirns, im Stammhirn statt. Dort werden alle Überlebensfunktionen, wie die Atmung, gesteuert, und eben die Geburt. Das Stammhirn arbeitet am allerbesten, wenn es der andere Teil des Gehirns nicht überlagert. Dieser andere Teil, der Neocortex, ist durch die gemachten Erfahrungen gespickt. Deswegen ist die Trance auch während der Geburt so wichtig. Wenn ich in eine Trance komme, dann arbeitet das Stammhirn, und der Neocortex ist nicht dominant. Wir lassen es heute nur nicht mehr zu, dass der Neocortex ‚weg‘ ist. Diesen Zustand kennen wir gar nicht mehr, er macht uns Angst, und wir versuchen krampfhaft, ihn zu verhindern.“ 3. Die Austreibungsphase Jetzt sind die Wehen am stärksten. Es wird Zeit, die Gebärposition einzunehmen. Welche Möglichkeiten es gibt, lernen die Frauen im Geburtsvorbereitungskurs. Auch hier ist es wichtig, dass die Gebärende auf ihre Instinkte vertraut und den Mut hat, das zu tun, was ihr Körper ihr sagt. Auch das Kind hilft während der Geburt mit, indem es sich so windet, dass es gut durch den Geburtskanal kommt. Astrid Giesen: „Für die Hebammen sind manche Gebärpositionen sehr anstrengend, weil sie dann beispielsweise auf dem Boden sein müssen. Und je älter man wird, desto schwieriger ist das. Aber auch hier finde ich, dass wir Geburtshilfe falsch verstehen. Wir meinen immer, wir müssten alles unter Kontrolle haben, dabei machen Frau und Kind das ganz alleine. Und unsere Aufgabe ist es, ein unterstützendes Netz herum zu spannen. Das sorgt dafür, dass einerseits die Frau in Ruhe gebären kann und dass andererseits die Hebamme gar nicht so viel zu tun hat, es nicht so anstrengend ist.“ Das Neugeborene Am besten ist es, wenn die Mutter das Baby gleich nach der Geburt zu sich nimmt, wenn sie so weit ist. Die Nabelschnur sollte möglichst so lange zwischen Mutter und Kind bestehen bleiben, bis die Placenta gelöst ist. Das Kind wird so in der Übergangsphase neben der eigenen Atmung noch von der Mutter versorgt. So kann damit begonnen werden, eine Bindung aufzubauen. Erste Versuche werden unternommen, das Kind an die Brust anzulegen. 4. Die Nachgeburt Etwa eine halbe Stunde, nachdem das Kind auf die Welt gekommen ist, folgt die Plazenta. Erst wenn sie ausgeschieden ist, ist die Geburt beendet. Kaiserschnitt Die Gründe, die schon während der Schwangerschaft oder aber in der Eröffnungsphase der Geburt für einen Kaiserschnitt bzw. Notkaiserschnitt sprechen, sind vielfältig. Beispielsweise dann, wenn das Kind trotz vieler Versuche nicht durchs Becken geht oder wenn es dem Kind nicht mehr gut Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 6 geht. Ein Kaiserschnitt wird immer von einem Arzt durchgeführt, entweder mit Leitungsanästhesie oder in Vollnarkose. Auch nach einem Kaiserschnitt wird, wenn mit dem Kind alles in Ordnung ist, gleich der Körperkontakt zur Mutter, bzw. im Fall einer Vollnarkose zum Vater hergestellt. Wochenbett Im Krankenhaus finden entweder ambulante oder stationäre Geburten statt. Bei einer ambulanten Geburt kann die Frau nach etwa vier Stunden nach Hause, nach einer stationären Geburt sind es etwa zwei bis drei Tage. In den ersten zehn Tagen kann eine Hebamme bis zu zwei Mal täglich vorbeikommen, dann sind acht Wochen lang acht Besuche möglich – und schließlich bis zum Abstillen nochmal acht Besuche. Wie häufig die Hebamme tatsächlich kommt, hängt davon ab, wie viel Unterstützung und Beratung die Mutter möchte oder braucht. Aufgaben der Hebamme - Die Hebamme übernimmt die medizinische Versorgung der Frau, wie die Beobachtung der Rückbildung und Heilung der Geburtswunden. Dann begleitet sie den Prozess der Michbildung. - Beim Kind werden die Farbe, die Atmung, die Bewegung und das Abheilen des Nabels überprüft. Außerdem misst die Hebamme das Gewicht des Babys, um zu sehen, ob es ausreichend ernährt wird. Astrid Giesen: „Die Wochenbettbetreuung ist in Deutschland zum Glück sehr ausgeweitet worden. Dennoch denken wir Hebammen, dass sie länger dauern müsste. Denn heute sind die Mütter nicht mehr in ein familiäres Netzwerk eingebunden, sondern viel mit ihren Säuglingen alleine. Diese Einsamkeit ist ein Problem. Ich rate Frauen, schon während der Schwangerschaft Netzwerke zu schaffen, um sich nach der Geburt gemeinsam treffen zu können.“ Babyblues Auch die psychische Verfassung der Mutter wird berücksichtigt. Klappt die Hormonumstellung oder wird aus dem Babyblues eine leichte depressive Verstimmung oder gar mehr? Die Hebamme vermittelt bei Bedarf an professionelle Berater. Astrid Giesen: „Am häufigsten hatten Frauen Babyblues in den 60-er und 70-er Jahren, als ihnen die Kinder nach der Geburt weggenommen und nur zum Stillen gebracht wurden. Das Zusammensein mit dem Kind hilft also, den Babyblues zu vermeiden. Gleichzeitig muss die Frau gut unterstützt werden, sodass sie sich in der ersten Zeit nur um ihr Kind kümmern muss. Was auch hilft, ist daran zu arbeiten, dass die Frau nicht zu hohe Ansprüche an sich als Mutter stellt.“ Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 7 Postpartale Depression Bei leichten depressiven Verstimmungen können Hebammen durch Gespräche helfen. Sobald der Zustand aber ernster wird, sollte man nicht versuchen, es zu verstecken oder zu leugnen. Dann ist es wichtig einzusehen, dass man professionelle Hilfe braucht, dann sollte man sich an eine entsprechende Anlaufstelle wenden. Mehr zum Thema www.br.de/mediathek/video/sendungen/stationen/wochenbettdepressionschwangerschaft-postpartal-100.html Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nummer: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/ Mobilfunk max. 42 Cent/Min.) Fax: 089/5900-3862 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Seite 8
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