Aufgabebüro: Postamt Eupen Belgique - België 4700 EUPEN P.P. INFO 9 B L AT T UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG THEMENHEFT ARBEIT, AUSBILDUNG & BESCHÄFTIGUNG ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG 2835 I N H A LT [ VORWORT ] IN DIESER AUSGABE… VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG Arbeitsplatzassistenz als Schlüssel zum Erfolg . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Durch spezialisierte Berufsberatung Stärken und Interessen erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Die Dienststelle für Personen mit Behinderung ist für die Belange aller Betroffenen zuständig, die im deutschsprachigen Gebiet Belgiens wohnhaft sind. ”Jugendgarantie” durch Unterstützte Beschäftigung . . . . . . . . . 8 ”Die Hoffnung stirbt zuletzt” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Die Stimme am Telefon des Start-Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Der Start-Service – Auf die Einstellung kommt es an . . . . . . . . 11 ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT ”Oft genügen leichte Anpassungen” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Durch einen angepassten Arbeitsplatz kann Dominique wieder arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Ein Arbeitgeber ergreift das Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Praktika auf dem ersten Arbeitsmarkt immer beliebter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Das Ausbildungspraktikum: Beschäftigung für alle ! . . . . . . . . . 18 Diversität auf dem Arbeitsmarkt. Eine Chance für Arbeitnehmer und Arbeitgeber . . . . . . . . . . . . 20 Liste aktueller Arbeitgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG Der Erfolg einer gelungenen Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . 24 Wiedereingliederung als stabilitätsfördernde Maßnahme . . . . . 26 Ich bin „anders“ – die anderen auch. Ich bin sehbehindert und nicht „blöd“!!! . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 DUOday: Inklusion fängt in der Begegnung zweier Menschen an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 IMPRESSUM Verantwortlicher Herausgeber Dr. Stephan Förster Redaktionelle Mitarbeit Lisa Baumgarten, Gabriele Fettweis, Lynn Grossman, Anne Johnen, Martina Meys, Thomas Niederkorn, Alizée Simonis, Michael Sparla Fotos Lisa Baumgarten, Joëlle Hellin Layout Rita Johanns Zeichnung Titelbild Valentine Lilien Druck KLIEMO Ausgabe März 2015 Eine kurze Mitteilung bei der DPB genügt, und Sie erhalten das INFOBLATT künftig gratis zugestellt. 2 ] DPB Infoblatt 2015 ANSCHRIFT Vennbahnstraße 4/4 B - 4780 St. Vith Tel.: 080/22.91.11 Fax: 080/22.90.98 E-Mail: [email protected] Internet: www.dpb.be ÖFFNUNGSZEITEN montags bis freitags 8.30 - 12.00 Uhr und 13.00 - 16.30 Uhr Sprechstunden nach Vereinbarung ‘Eupen PLAZA’ (3. Ebene) Werthplatz 4-8 B - 4700 Eupen (Eingang vom überdachten Parkplatz aus) Die auf diesen Seiten verwendeten Bildsymbole (PCS) sind urheberrechtlich geschützt © by Mayer-Johnson Co. Dieses Heft wurde herausgegeben mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens ■ VORWORT Die Vereinten Nationen haben das Ziel festgelegt, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung das Recht haben, durch Arbeit den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der belgische Staat und die Deutschsprachige Gemeinschaft haben sich zur Umsetzung dieser Zielsetzung verpflichtet. Neben der Erzielung eines Einkommens dient ein Arbeitsplatz auch dazu, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Der Start-Service verfügt über Fachwissen und verschiedene Instrumente, um Menschen mit einer Beeinträchtigung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz zu begleiten. Dabei sind die Fähigkeiten und Interessen der Menschen der Ausgangspunkt. Dieses Infoblatt ist der Unterstützten Beschäftigung in den Betrieben des ersten Arbeitsmarktes gewidmet. Die beiden anderen Standbeine der Beschäftigung für Menschen mit Beeinträchtigung sind die spezialisierten Einrichtungen (z.B. die Beschützenden Werkstätten) und die Sozialökonomie. Im Vergleich zu diesen beschäftigen die Betriebe des ersten Arbeitsmarktes die meisten Menschen mit Beeinträchtigung. Eine angepasste und bei Bedarf auch dauerhafte Begleitung wird unterstützten Arbeitnehmern in kleinen und mittleren Unterneh- Symbolische „Staffelübergabe“ zwischen Helmut Heinen und Stephan Förster anlässlich des Neujahrsempfangs 2015 der Dienststelle für Personen mit Behinderung men, Industriebetrieben, Behörden und an anderen Orten angeboten. Die Form der Begleitung durch die Jobcoaches und die Arbeitsplatzassistenten ist individuell auf jede Situation angepasst. In der Unterstützten Beschäftigung gibt es kein Schema F. Für die Betriebe sind die Menschen meist verlässliche, engagierte und motivierte Mitarbeiter. Die beachtliche Zahl von bislang mehr als 350 Arbeitgebern in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die sich von den Fähigkeiten der Menschen mit Beeinträchtigung haben überzeugen lassen, spricht für sich. Der Start-Service mit seinen erfahrenen und durch intensive Fortbildung hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versteht sich als Partner der Arbeitgeber. Er ist bemüht die Arbeitgeber umfassend zu beraten und zu unterstützen. Unternehmen denken betriebswirtschaftlich und befinden sich im Wettbewerb. Für temporäre oder dauerhafte Anpassungen stehen verschiedene finanzielle Instrumente zur Verfügung. Dies gilt sowohl für die Ausbildung als auch für die dauerhafte Beschäftigung. Das eindeutige Bekenntnis der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft zur eingangs genannten Zielsetzung bestärkt uns darin, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und weiterzuentwickeln. Die begrenzte Größe der Deutschsprachigen Gemeinschaft und auch die vielfältigen Kontakte in andere Staaten und Regionen ermöglichen es uns, immer wieder auch neue und kreative Wege zu suchen. Ein Stichwort ist hier beispielsweise die Clusterung der Arbeitsplatzassistenz. Die vorliegende Broschüre soll informieren und dazu einladen, den Weg gemeinsam zu gehen. St. Vith, im März 2015 Dr. Stephan Förster Geschäftsführender Direktor der Dienststelle für Personen mit Behinderung DPB Infoblatt 2015 [3 UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG [ ARBEITSPLATZASSISTENZ ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG ] Zusammenhang berichtet Yannick Folgendes: „Eine Lupenbrille zum Fernsehen kam schon mal zum Einsatz, die ist aber unpraktisch beim Laufen über das Gelände“. Yannick Vandriesche überzeugt seinen Lehrmeister, Herrn Maraite (Roma Garden Center Welkenraedt), durch seinen ausgeprägten Orientierungssinn, überdurchschnittliche Fingerfertigkeit und hohe Motivation. Es ist Donnerstag kurz vor neun, Yannick fährt mit seinem Roller auf den Hof der Gärtnerei, wo er sich mit seinem Arbeitsplatzassistenten Michael Sparla trifft. Yannick ist dem Arbeitsplatzassistenten gegenüber erst verhalten und die Begrüßung fällt zunächst nur knapp aus. Als sein Lehrmeister dazu kommt, taut er jedoch schnell auf. Yannick beginnt ohne zu zögern damit, den LKW mit den Werkzeugen und Utensilien, die beim Kunden gebraucht werden, zu beladen. Trotz seiner Seheinschränkungen bewegt sich Yannick sicher auf dem Gelände der Gärtnerei. „Er hat ein gutes Orientierungsgefühl. Auch bei den Kunden auf den unterschiedlichsten Geländen findet er sich erstaunlich gut zurecht. Ich weiß nicht wie viel Yannick sieht und es ist auch schwer vorstellbar, dass jemand mit einer solchen Einschränkung solche Leistungen vollbringt“, meint sein Lehrmeister. „Als sich Yannick im letzten Sommer bei mir für eine Lehre bewarb, hatte ich zuerst große Vorbehalte. Ich wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen und wollte vermeiden, dass 4 ] DPB Infoblatt 2015 UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG Den Freischneider bedient Yannick mit einer Selbstverständlichkeit, die für Außenstehende keinen Rückschluss auf seine Seheinschränkung zulässt. „Wenn auch schon mal ein Eckchen stehen bleibt, kann man das bei einem anschließenden Rundgang noch ausbügeln“ meint der Meister, „das kommt aber immer seltener vor, weil Yannick sehr gewissenhaft arbeitet“. „Manch ein Lehrling in seinem Jahrgang ist nicht so weit wie er“. Arbeitsplatzassistent Michael Sparla unterstützt Yannick bei den Pflanzarbeiten er eine Lehre beginnt, die er nicht bestehen kann. Die zuständige Jobcoacherin der Dienststelle und vor allem die Beraterin der „Brailleliga“ hörten und hinterfragten meine Vorbehalte. Sie baten mich dennoch Yannick die Chance zu geben, selber zu erfahren, ob der Beruf des Gärtners für ihn möglich ist. Letztendlich hat mich jedoch die Motivation von Yannick selber überzeugt, ihm diese Chance zu geben und ich war bereit, ihm ein Orientierungspraktikum anzubieten.“ In dem Handwerksbetrieb ist der Umgangston locker. Man spürt die Zuneigung, den Respekt und das Wohlwollen, mit dem Herr Maraite seinem Lehrjungen Yannick begegnet. Auf der Baustelle angekommen, betankt Yannick die diversen Maschinen, zieht neue Fäden in den Freischneider und gleicht seine Sehschwäche mit seiner erstaunlichen Fingerfertigkeit und seinem Feingefühl aus. Yannick hat einige Hilfsmittel, dazu gehört beispielsweise ein optisches Vergrößerungsgerät. Es ist jedoch nicht immer möglich elektronische Geräte bei feuchten und schmutzigen Arbeiten einzusetzen, darum suchen die unterstützenden Personen mit ihm gemeinsam immer wieder nach Alternativen. In dem Beim Rasenmähen ist nicht erkennbar wo der Chef oder der Lehrling gemäht hat, beide Flächen sind in kurzer Zeit sauber und akkurat für den Winter vorbereitet. Beim Heckenscheren wird es ein bisschen schwieriger. Da es zwischen den unterschiedlichen Grüntönen keinen Kontrast gibt, braucht Yannick Techniken, um die Sehbeeinträchtigung zu begleichen. Dabei unterstützt ihn der Arbeitsplatzassistent, indem er ihm Tipps gibt. So wurde ihm beispielsweise beigebracht mit der Hand über die geschnittene Fläche zu streichen, einen andersfarbigen Hintergrund oder einen anderen Blickwinkel zu suchen. All dies sind Techniken, die für einen gut Sehenden nicht notwendig sind, aber sehr wichtig werden, wenn die Sehfähigkeit eingeschränkt ist. Der Buxus-Strauch, den Yannick dann beschneiden darf, ist am BRAILLELIGA – WAS IST DAS ? Die Brailleliga ist eine Organisation, die Menschen mit Sehbehinderung und blinden Menschen hilft. Ihr Ziel ist die Förderung der Eigenständigkeit sowie Eingliederung und Selbstverwirklichung von Menschen mit Sehbehinderung. Angebote der Brailleliga sind die Unterstützung bei der Arbeitsoder Ausbildungssuche, die Hilfe zur Bewältigung des Alltags, die Suche nach geeigneten Freizeitangeboten und das Ausleihen von angepassten Spielen oder Ende zwar noch nicht perfekt, doch der Chef ist mit dem Resultat zufrieden „den hätte ein Anderer auch nicht rund gekriegt“ sagt er mit einem väterlichen Lächeln „für jemand der im zweiten Lehrjahr ist, kann er schon viel“. Frau Mawet, Berufsberaterin bei der „Brailleliga“ spricht aus ihren Erfahrungen: „Es ist manchmal erstaunlich, was Personen erreichen können, wenn sie einen Beruf bzw. eine Tätigkeit wirklich erlernen möchten. Durch eine gute Arbeitsorganisation, systematisches Vorgehen und Sorgfalt kompensieren Menschen mit Sehbehinderung ihre Einschränkung und erlernen vieles, was wir Sehende nie für möglich gehalten hätten. Es ist sehr wichtig, ihnen eine Chance zu geben, den Beruf zu erlernen, der ihren Interessen entspricht.“ Büchern. Darüber hinaus erhält man dort auch technische Hilfsmittel. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema „Menschen mit Sehbehinderung“ gehört ebenfalls zu den Tätigkeiten der Brailleliga Wie können Sie die Brailleliga erreichen ? Brailleliga VoG Engelandstraat 57 1060 Brüssel Tel. 02 533 32 11 Fax 02 537 64 26 Dass Yannick eine Lehre im Gartenbau macht, ist seiner Verbundenheit zur Natur zuzuschreiben, „eigentlich wollte ich mal Tierarzt werden, dafür muss man aber besser sehen können“ sagt Yannick. Aber natürlich ist Arbeit nicht alles, was Yannick vom Leben erwartet, er ist auch privat sehr aktiv. Seine Hobbys Reiten und Motorradfahren sind ihm sehr wichtig. Das Motorradfahren in einem abgeschlossenen Bereich findet er toll, er kann in einer Wiese von seinem Onkel ein Crossmotorrad bewegen, das macht ihm Spaß. Er hat auch schon an Bergtouren mit Klettersteigen teilgenommen. Die waren für ihn eine Herausforderung, die er aber dank seiner Helfer mit großer persönlicher Befriedigung bewältigte. DPB Infoblatt 2015 [5 UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG [ DURCH SPEZIALISIERTE BERUFSBERATUNG Seit Februar 2014 bietet die Dienststelle für Personen mit Behinderung eine spezialisierte Berufsberatung an. Bei der Beratung steht die Person mit Ihren Interessen, Wünschen, Werten, Eigenschaften und Fähigkeiten im Vordergrund. Die Berufsberatung soll dabei helfen, zu entdecken ■ was Sie gut können ■ was Ihnen wichtig ist ■ was Sie interessiert Um auf den Bedarf von jedem einzelnen einzugehen, werden unterschiedliche Materialien und Methoden zur Beratung eingesetzt. Wenn es um die Interessen, Werte und Wünsche geht, darf zunächst auch geträumt werden. Denn auch wenn die Träume unrealistisch erscheinen, kann sich aus diesen Vorstellungen ein realistisches berufliches Ziel ableiten lassen. Dies wird im nächsten Schritt thematisiert, wo es um Fähigkeiten, Eigenschaften und die realen Bedingungen bei Ausbildung und Beruf geht. Gibt es Abweichungen zwischen Ihrer Vorstellung von einer Tätigkeit und der Realität ? Können die Unterschiede überwunden werden ? Was gibt es für Alternativen? Solche Überlegungen sollen Sie dabei unterstützen, sich beruflich realistisch zu orientieren, damit sie zukünftig durch den Beruf ] ] INTERESSEN UND STÄRKEN ERKENNEN Sie stellen sich die Frage, welche Arbeit zu Ihnen passt? Dann kann Ihnen eine Berufsberatung wahrscheinlich weiterhelfen. 6 UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG DPB Infoblatt 2015 weder unter- noch überfordert werden. Bei der Berufsberatung soll es weniger darum gehen, was Sie nicht gut können, denn darauf wird generell viel zu oft geachtet. Es ist zwar wichtig, seine Grenzen zu kennen, um eine ständige Überforderung zu vermeiden, aber es ist mindestens genauso wichtig, dass Sie Ihre Stärken kennen. Haben Sie sich schon einmal 0Gedanken darüber gemacht, was Sie eigentlich wirklich gut können? Bei der Berufsberatung des StartServices der Dienststelle für Personen mit Behinderung steht vor allem das Aufdecken und Nutzen von Stärken im Vordergrund. Aber auch Fähigkeiten, die noch ausgebaut werden können, spielen eine Rolle. Wie können durch entsprechende Maßnahmen Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden ? Bei der Berufsberatung BERUFSBERATUNG Manchmal ist unklar, wie die berufliche Zukunft einer Person aussehen könnte. In solchen Fällen kann eine Berufsberatung bei Lynn Grossmann in Anspruch genommen werden. Sie hat sich auf die berufliche Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderung spezialisiert und berät diesbezüglich Personen, die in der Dienststelle für Personen mit Behinderung eingetragen sind. können Sie diesbezüglich Tipps erhalten. Außerdem besteht die Möglichkeit Ihren Arbeitsplatz anzupassen oder direkt einen Arbeitsplatz zu suchen, bei dem eine individuelle Schwäche weniger Einfluss hat. Da die Berufsberatung bei der Dienststelle prozessorientiert ist, d.h. auch durch praktisches Erleben in der Arbeitswelt ergänzt werden soll, besteht die Möglichkeit die Interessen sowie Fähigkeiten über einen längeren Zeitraum in der Praxis zu überprüfen und diese auch gezielt weiterzuentwickeln. Dazu wird die Maßnahme Orientierung im Betrieb der Dienststelle genutzt. Da bei der Berufsberatung auf die jeweilige Fragestellung einer Person eingegangen wird, kann eine Beratung sehr unterschiedlich ablaufen. Nach dem ersten Gespräch wird zunächst ein Plan erstellt, der die Vorgehensweise bei der Berufsberatung beschreibt. Daraufhin folgen in der Regel Beratungstermine, die ca. eineinhalb Stunden dauern. Nachfolgend werden zwei Beispiele, wie eine Berufsberatung ablaufen könnte, beschrieben. Welche Bedingungen sollten bei meiner nächsten Arbeitsstelle anders sein ? Nachdem der Arbeitsvertrag von Herrn X aufgelöst wurde, wandte er sich aufgrund seiner Behinderung an den Start-Service. Um bei der nächsten Arbeitsstelle Problemen vorzubeugen, wurde bei der Berufsberatung analysiert, wodurch es bei der vorherigen Tätigkeit zu Problemen gekommen ist. chen und auf die Interessen der Person eingegangen. Dabei stellte sich heraus, dass Frau Y der Beruf der Masseurin besonders gut gefällt. Lynn Grossmann, Berufsberaterin bei der Dienststelle für Personen mit Behinderung Mit Hilfe von verschiedenen diagnostischen Verfahren stellte sich heraus, dass es für Herrn X gut wäre, wenn er sich persönlich in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln und Ängste abbauen könnte. Es wurde ebenso deutlich, dass beim nächsten Betrieb auf verschiedene Aspekte geachtet werden muss, damit Herr X die Arbeit langfristig ohne gesundheitliche Probleme ausüben kann. So soll Herr X beispielsweise keine Tätigkeit mehr ausüben, bei der er schwere Gegenstände tragen muss. Außerdem sollte sein nächster Arbeitsplatz in einem Unternehmen sein, wo die Arbeitsabläufe klar strukturiert sind. Um sich persönlich weiterzuentwickeln, absolvierte Herr X zunächst eine Vorschaltmaßnahme. Vorab wurden in der Berufsberatung gemeinsam Zielsetzungen festgehalten, an denen Herr X nun während einem Jahr in Zusammenarbeit mit den Begleitern der Vorschaltmaßnahme arbeiten kann. Die Dienststelle begleitet ihn weiter, indem der zuständige Ansprechpartner an den Bilanzge- sprächen teilnimmt. Dabei wird gemeinsam besprochen, inwieweit die festgelegten Ziele bereits erreicht wurden. Die Vorschaltmaßnahme kann zusätzlich dazu genutzt werden, die erweiterten Kompetenzen während Praktika auf dem Arbeitsmarkt zu erproben. Der Vertrag in meinem bisherigen Betrieb läuft aus. Was könnte eine realistische Alternative sein ? Frau Y ist noch sehr jung. Sie hat bisher ein Langzeitpraktikum in einer Beschützenden Werkstätte und ein Praktikum auf dem ersten Arbeitsmarkt, welches allerdings nicht sehr gut verlief, absolviert. Nun weiß sie gar nicht, wie es beruflich für sie weiter gehen könnte. Da die Formulierungen der Aussagen in diagnostischen Fragebögen für diese Person als nicht angemessen betrachtet wurden, arbeitete die Berufsberaterin mit andern Hilfsmitteln. So wurden beispielsweise Überlegungen bezüglich des Traumberufs anhand von Bildern, auf denen verschiedene Berufe abgebildet sind, bespro- Um daraus ein realistisches Berufsbild für Frau Y zu entwickeln, war es wichtig auch die Fähigkeiten näher zu betrachten. Dies geschah mit Hilfe von Arbeitsproben und Aussagen von Frau Y sowie den Personen, die sie unterstützen. Da eine Ausbildung zur Masseurin (aufgrund der bisher bestandenen schulischen Leistungen) und ein Arbeitsvertrag generell (aufgrund der Erkenntnisse, die aus ihrem bisherigen Arbeitsverhalten, den Arbeitsproben und Gesprächen resultierten) zu diesem Zeitpunkt unrealistisch erschien, wurde überlegt, welche Alternativen es geben könnte, die sowohl den Traumberuf der Masseurin als auch die Fähigkeiten von Frau Y berücksichtigen. So kam es zu der Idee, dass Frau Y im Rahmen eines Langzeitpraktikums verschiedene kleine Tätigkeiten in einem Massagesalon übernehmen könnte. Hier hätte sie den gewünschten Kontakt zu anderen Personen (Kunden) und könnte ihre Fähigkeiten, die sich im Rahmen der Beratung als Stärke herausgestellt haben, gut einsetzen. Der nächste Schritt für Frau Y ist es nun, mit Hilfe der Dienststelle einen Betrieb zu finden, in dem Frau Y zunächst ein Orientierungspraktikum absolvieren kann. Somit kann sie in der realen Arbeitswelt überprüfen, ob die Arbeit in einem Massagesalon wirklich das Richtige für sie ist. DPB Infoblatt 2015 [7 Zu Besuch im Kurzaufenthalt UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG [ „JUGENDGARANTIE“ DURCH UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG Der Dienst Wohnen-Familie-Freizeit ] D as Projekt JuGa-UB „Jugendgarantie durch Unterstützte Beschäftigung“ entstand Anfang 2014 in Anlehnung an das Projekt der Europäischen Kommission zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Es wurde durch den europäischen Sozialfond unterstützt. Ziel des Projektes war es Menschen mit Behinderung im Alter zwischen 18 und 25 Jahren anhand Unterstützter Beschäftigung bei ihrem Einstieg in den Arbeitsmarkt oder dem Erhalt ihrer Arbeitsstelle zu helfen. Das Projekt ist aus der Erkenntnis erstanden, das eine erfolgreiche und nachhaltige Vermittlung in Arbeit nur möglich ist, wenn der Jobcoach neben der fachlichen Kompetenz auch über die notwendigen zeitlichen Ressourcen verfügt. Deshalb wurde im April 2014 eine neue Mitarbeiterin als Beraterin für Aus- Im April 2013 wurden deshalb die Mitgliedsstaaten aufgerufen, sicherzustellen, dass allen jungen Menschen unter 25 Jahren eine konkrete Perspektive angeboten wird. In der DG hat sich das Arbeitsamt verpflichtet, ab Januar 2014 8 ] DPB Infoblatt 2015 SO SO KANN’S KANN’S GEHEN GEHEN BIB – WAS IST DAS ? Lisa Baumgarten, Beraterin des Start-Service, im Gespräch mit Nadja Vogel bildung und Beschäftigung eingestellt: Lisa Baumgarten. 2014 hatte der Start-Service 70 potentielle Teilnehmer für dieses Projekt. Die Mitarbeiter des Start-Service unterstützen die Jugendlichen da- JUGENDGARANTIE – WAS IST DAS ? Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat in der Europäischen Union Menschen unter 24 Jahren besonders hart getroffen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag im Januar 2014 bei 23,4 %. UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG mit allen jugendlichen Arbeitsuchenden innerhalb der ersten vier Monate nach der Eintragung ein persönliches Beratungsgespräch durchzuführen und mit ihnen eine individuell zugeschnittene Eingliederungsvereinbarung abzuschließen. Der Start-Service hat für obenerwähntes Projekt „JuGa-UB“ eine Bezuschussung des Europäischen Sozialfonds für das Jahr 2014 beantragt und genehmigt bekommen. bei eine an ihre Interessen und Fähigkeiten angepasste Arbeitsstelle bzw. Praktikumsstelle zu finden. Fähigkeiten und Interessen können auch mit Hilfe der Berufsberatung ermittelt werden. Anhand des Orientierungspraktikums kann die Person, mit der Unterstützung von ihrem Berater, ermitteln, ob ihr die Arbeitsstelle gefällt, ob sie Anpassungen braucht oder noch Ausbildungsbedarf besteht. Für den Betrieb ist es die Möglichkeit herauszufinden, ob die Person zu der Arbeitsstelle und zu dem Betrieb passt. Regelmäßig werden Bilanzgespräche zwischen Betrieb, Jugendlichen und Berater gehalten, um über den Verlauf der Maßnahme auszutauschen und auftretende Schwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen. Wenn eine Ausbildung im Betrieb stattfinden kann, werden mit Hilfe des Beraters (auch Jobcoach genannt) die Ausbildungsziele festgelegt. Während seiner Ausbildung kann der Jugendliche durch einen Arbeits- Über die „Beschäftigung im Betrieb“ (BIB) erhalten Arbeitgeber eine fachliche und finanzielle Unterstützung seitens des Start-Service der Dienststelle. Die Maßnahme kann mit anderen arbeitsbeschaffenden Maßnahmen (wie z.B. dem „AktivaPlan“) kombiniert werden. Im Jahr 2013 förderte der StartService 53 BIB-Verträge in Unternehmen. platzassistenten vor Ort begleitet werden. Ziel ist, dass der Jugendliche am Ende seiner Ausbildungszeit einen Arbeitsvertrag erhält. Der Start-Service arbeitet nach dem Modell der Unterstützten Beschäftigung. Sie bietet die Chance, Menschen mit jeglicher Beeinträchtigung die Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dieses Modell stammt aus den USA und heißt dort „supported employment“. Statt intensiven Trainings und Ausbildungen in Sondereinrichtungen für Menschen mit Behinderungen werden in diesem Konzept Menschen mit Beeinträchtigungen direkt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eingegliedert und an dem eigentlichen Arbeitsplatz für die spezifischen Aufgaben ausgebildet. Zudem erfolgt eine Unterstützung durch einen Jobcoach, die sowohl zeitweise, punktuell als auch dauerhaft sein kann. In diesem Modell, ist der Arbeit- nehmer mit Behinderung ein vollwertiges Teammitglied und seine Arbeitsstelle entspricht seinen Fähigkeiten. Folglich spricht man dann von „unterstützten Arbeitnehmern“. Die verschiedenen Phasen des Unterstützungsprozesses durch den Jobcoach setzen sich wie folgend zusammen: ■ individuelle Arbeitsplatzsuche, Tipps, die ungeachtet der Behinderung, den Kontakt erleichtern ■ Richten Sie sich direkt an die Person mit Behinderung, auch wenn diese in Begleitung einer anderen Person ist. ■ Reden Sie, wie Sie es immer tun, bleiben Sie ganz einfach natürlich. ■ Qualifizierung am Arbeitsplatz ■ Achten Sie darauf, die verschiedenen Behinderungsarten nicht zu verwechseln (jemand mit einer Sprachbeeinträchtigung ist nicht geistig behindert). ■ und Coaching nach der Vermittlung. ■ Bieten Sie Ihre Hilfe an, aber drängen Sie diese nicht auf. Ziel der Unterstützten Beschäftigung ist eine Arbeitsstelle mit entsprechender Entlohnung. ■ Interessieren Sie sich für die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Person mit Behinderung. Schauen Sie darauf, was die Menschen können und nicht danach, was sie nicht können. ■ Vorbereitung des Arbeitsverhältnisses, ■ Erprobung des Arbeitsplatzes, ESF – WAS IST DAS ? Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das wichtigste Finanzierungsinstrument der Europäischen Union zur Unterstützung von Beschäftigungsmaßnahmen in den Mitgliedstaaten. Die Ausgaben des ESF belaufen sich auf rund 10 % des Gesamthaushaltes der EU. Der „Start-Service“ wird seit über 20 Jahren finanziell durch den ESF bezuschusst und somit unterstützt dieser auch die Menschen mit Behinderung in der DG. ■ Zögern Sie nicht nachzufragen, anstatt aufgrund Ihrer Vermutung zu handeln. Der beeinträchtigte Mensch weiß selbst am besten, was er kann und will. ■ Die Kontakte unterscheiden sich nicht wesentlich von Kontakten mit anderen Menschen, es genügt oftmals, zu handeln und bereit zu sein. Wagen Sie doch einmal, den ersten Schritt zu tun, es ist gar nicht so schwer… DPB Infoblatt 2015 [9 UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG UNTERSTÜTZTE BESCHÄFTIGUNG [ runter und dann noch die schwere Schultasche. Kurz und knapp: eine Last für mich. Ausgerechnet im ABITUR. Der erste Abbruch im Jahre 2012; nach einen 2. Versuch leider der nächste Abbruch im Jahre 2013. „DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT !“ Portrait: Nadja Vogel I ch, Nadja Vogel, mache mich mit 20 Jahren auf die Arbeitssuche und lande als Praktikantin bei ALTEO! Ich hatte große Hoffnung einen Arbeitsplatz zu finden, ich habe gesucht und gesucht, doch leider keinen Erfolg gehabt. Doch dann öffnete sich plötzlich eine Tür… eine Tür zu ALTEO! Das bin ich: Eine ruhige, zurückhaltende, hilfsbereite und zielstrebige junge Frau, die sich nichts mehr wünscht, als zu arbeiten. Als ich am 6. Februar 1994 in Eupen geboren wurde, ahnten meine glücklichen Eltern noch nicht, dass ihre Tochter an einer seltenen Muskelerkrankung leidet. Diese Muskelerkrankung heißt McArdle (bei dieser Krankheit zieht sich mein Muskelgewebe immer mehr zurück). Dass ich an dieser Krankheit seit meiner Geburt leide, erfuhren ich und meine Eltern erst durch eine Gewebeentnahme im Aachener Klinikum Ende des 3. Grundschuljahres an der SGO in Eupen. Meine Sekundarschule besuchte ich am RobertSchuman-Institut in Eupen; Abteilung Sekretariat. Alles schien gut zu verlaufen, bis das Bauprojekt der Gebäude am RSI startete. Viel Lauferei von einen Gebäude zum anderen, Treppen hoch und 10 ] DPB Infoblatt 2015 Ich machte mich auf Arbeitssuche und entschied mich im Büro zu arbeiten, da ich in meinen Praktika, in der Schulzeit, im Bürobereich bestens zurechtgekommen war. Doch wie viele es kennen: Arbeit zu finden ist nicht so leicht ! Und so erging es auch mir. Ich sprach mit Frau Fettweis vom Start Service und die Wahl fiel auf ein OIB-Praktikum (Orientierung im Betrieb), um nach längerer Zeit nochmal den Einstieg in die Arbeitswelt zu finden und um zu sehen, ob es immer noch der passende Beruf ist. DIE STIMME AM TELEFON DES START-SERVICE Der Dienst Wohnen-Familie-Freizeit D mulare aus. Dazu gehören zum Beispiel Anträge für die Familienzulagenkasse, Freistellungen durch das LFA, Genehmigungen auf eine Beschäftigung durch die Krankenkassen. ürfen wir vorstellen ? Claudia Müllers: Seit mehr als 20 Jahren gewährleistet sie die logistische Unterstützung der Berater für Ausbildung und Beschäftigung und ist oft der erste Ansprechpartner für die Nutznießer des Start-Service: Sie nimmt die Anfragen entgegen, vereinbart Termine mit den Beratern für Ausbildung und Beschäftigung, erstellt die Ausbildungs-und Praktikumsverträge sowie verschiedene Genehmigungen. Außerdem führt sie Listen für statistische Zwecke, regelt die not- wendigen internen administrativen Formalitäten und füllt diverse For- Wer weiß, wer weiß, vielleicht öffnet sich noch eine weitere Türe … oftmals im unerwartesten Moment ! Dass mich ausgerechnet der Leitspruch „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ durchs Lebens begleitet, liegt vielleicht an meinem Namen: „Nadja“ ist abgeleitet von Nadeshda (russisch) und bedeutet die Hoffnung ! (vgl. VOGEL Nadja (2014). Die Hoffnung stirbt zuletzt. In: Impulse, 04/2014, S.9) Sie unterstützt die Nutznießer tatkräftig bei jeglichen administrativen Problemen, wie zum Beispiel wenn das Kindergeld nicht mehr ausgezahlt wird, obwohl der Nutznießer noch Anrecht hat oder wenn die Arbeitslosenunterstützung nicht ausgezahlt wird, weil das C98 fehlt. Da sie oft der erste Ansprechpartner ist, den die Nutznießer im Start-Service erreichen, ist sie diejenige, die die Anliegen der Nutznießer als Erste hört. Wenn die Anfrage nicht in ihren Aufgabenbereich fällt, nimmt sie diese entgegen und leitet sie an den zuständigen Mitarbeiter weiter. Frau Fettweis kam auf eine großartige Idee: Ein Praktikum bei ALTEO. Ich machte mich über ALTEO schlau und war begeistert. Was die Erwachsenenbildungsorganisation alles an Projekten, Ausflügen und Weiterbildungen macht, für Menschen mit oder ohne Beeinträchtigung, fand ich klasse ! Ich öffnete die Türe zu ALTEO in Unterstützung von Frau Baumgarten vom Start-Service der DPB und war vom 19. August 2014 bis zum 18. November 2014 Praktikantin bei ALTEO und erledigte meine Arbeit mit Freude und Spaß ! ] START-SERVICE – AUF DIE EINSTELLUNG KOMMT ES AN ! Der Start-Service der Dienststelle ist Partner der Unternehmen in Ostbelgien zur Qualifizierung und Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung. Und das „rechnet sich“ – menschlich wie auch wirtschaftlich. Gemeinden, Altenheime, Krankenhäuser und Unternehmen aus der Privatwirtschaft leisten ihren Beitrag zur beruflichen Inklusion. Unter der Dienstleitung von Gabriele Fettweis arbeiten neun Personen für den Start-Service: ■ Lisa Baumgarten und Thomas Niederkorn als Berater für Ausbildung und Beschäftigung ■ Joëlle Hellin und Michael Sparla als Arbeitsplatzassistenten ■ Anne Johnen und Martina Meys als Praktikumsplatzassistenten ■ Claudia Müllers als Sekretärin ■ Lynn Grossman als Berufsberaterin ■ Alizée Simonis als Begleiterin Schulpraktika Aufgrund der vielfältigen, komplexen und dringlichen Anfragen stellt ihre Aufgabe eine besondere Herausforderung dar. Zudem liegt die Lösung oftmals nicht in der alleinigen Zuständigkeit der Dienststelle und erfordert übergreifendes Denken und Handeln. Dies ist keine einfache Aufgabe. Für die Mitarbeiter des Start-Service ist sie von unschätzbarem Wert. Durch ihre langjährige Berufserfahrung hat sie ein großes Wissen aufgebaut und verfügt über ein Netz an Ressourcen, das bei der Bewältigung von administrativen Herausforderungen notwendig ist. Vielen Dank Claudia ! DPB Infoblatt 2015 [11 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT [ „OFT GENÜGEN LEICHTE ANPASSUNGEN“ Interview mit dem Direktor der DgG-Gemeinschaftszentren Werner Baumgarten D Häufig konnte man in den letzten Wochen von dem Umbau und der Eröffnung des Kloster Heidberg in Eupen lesen oder hören. Das Kloster Heidberg ist das aktuelle Projekt der Gemeinschaftszentren der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Werner Baumgarten, Direktor der Zentren seit 2003, stellt seit viele Jahren Menschen mit einer Behinderung in den verschiedenen Zentren ein. Was bedeutet DG-Gemeinschaftszentren ? Worum handelt es sich genau ? Das Unternehmen DgG Gemeinschaftszentren verwaltet und betreibt die touristischen Einrichtungen die Eigentum der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind. Im Einzelnen handelt es sich um das „Zentrum Worriken“ in Bütgenbach, das „Kultur- und Begegnungszentrum“, kurz KUZ genannt, in Burg Reuland und die Zentren in Eupen, das „Kloster Heidberg“, das „Haus Ternell“ und das „Begegnungszentrum Wesertalsperre“. Die Zentren „Worriken“, „KUZ“ und „Kloster Heidberg“ betreiben wir selbst mit unserem eigenen Personal. Für das „Haus Ternell“ gibt es einen Partnerschaftsvertrag mit der „VoG 12 ] DPB Infoblatt 2015 ] Worriken“ ist mit seinen rund 80.000 Übernachtungen das größte Zentrum. Dort ist der Großteil unseres Personals beschäftigt. Das Zentrum Worriken ist der zweitgrößte Arbeitgeber der Gemeinde Bütgenbach. ie Gemeinschaftszentren der DG sind ein langjähriger und zuverlässiger Partner des StartService. Sie beschäftigen momentan sechs Menschen mit Behinderung. Aufgrund von diesem besonderen sozialen Engagement des Betriebes führten wir mit dem Direktor der Gemeinschaftszentren folgendes Interview. Werner Baumgarten, Direktor der DgG-Gemeinschaftszentren Ternell“ und den touristischen Komplex an der Eupener Wesertalsperre haben wir an einen privaten Konzessionär vermietet. Das Kürzel „DgG“ steht für Dienststelle mit getrennter Geschäftsführung und beschreibt die juristische Form des Unternehmens. Die „Gemeinschaftszentren“ sind somit zum einen integraler Bestandteil des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft, zum anderen erlaubt uns die „getrennte Geschäftsführung“ eine eigenständige Verwaltung der Zentren. In jeder Standortgemeinde gibt es einen Beirat, der als Bindeglied zwischen den einzelnen Zentren und der jeweiligen touristischen Ausrichtung der Kommune fungiert. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie? In welchen Bereichen ? Augenblicklich beschäftigt die DgG Gemeinschaftszentren rund 80 Personen, die sich über die einzelnen Zentren verteilen. Das „Zentrum ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT Da zu unserem Angebot auch die Unterbringung und die Beköstigung der Gäste vor Ort gehört, liegt es auf der Hand, dass rund die Hälfte des Personals im Servicebereich arbeitet. Der andere Teil verteilt sich auf den Unterhalt der Infrastruktur, auf die Animation und die Verwaltung. Häufig hört man, dass es aufgrund der Wirtschaftskrise für Arbeitnehmer immer schwieriger wird eine Beschäftigung zu finden. Warum beschäftigen die Gemeinschaftszentren Menschen mit Behinderungen ? Ich glaube, dass es die Aufgabe des öffentlichen Dienstes und des Privatsektors ist, sich aktiv in die Förderung von Menschen mit einer Behinderung einzubringen. Viele Aufgaben können nach Anpassungen der Arbeitsabläufe auch von Menschen mit einer Beeinträchtigung ausgeführt werden. Meistens sind diese Mitarbeiter leichter für eine Arbeit zu motivieren, da sie beweisen möchten, dass auch Menschen mit Behinderung integraler Bestandteil der erwerbstätigen Bevölkerung sind. Welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit dem Start-Service gemacht ? Ein regelmäßiger Austausch mit dem Start-Service ist wichtig. Arbeitsvermittler und Arbeitgeber können so über ihre „Angebote“ berichten. Es muss nicht immer so sein, dass die Anfragen nur von Seiten des Start-Service kommen. Als Arbeitgeber sucht man auch eigenständig nach Möglichkeiten der Beschäftigung für Personen mit einer Behinderung. Die Zusammenarbeit mit dem Start Service ist die beste Gelegenheit Angebot und Nachfrage gemeinsam zu besprechen. Sehen Sie sich als Arbeitgeber in einer sozialen Verantwortung ? Auf alle Fälle. Ich glaube, dass viele Arbeitgeber das tun. Wichtig sind die Information und die Beratung der Arbeitgeber. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Chancen einer Anstellung eines Menschen mit Behinderung in einem Betrieb steigen, wenn die Beratung stimmt. Oft genügen leichte Anpassungen der Rahmenbedingungen, um einen Arbeitsplatz für jemanden zugänglich zu machen. Dieser Verantwortung müssen wir uns alle in einer modernen Welt stellen. In den letzten Jahren hat man häufig von „Inklusion“ oder der „UN-Konvention“ gesprochen. Welche Möglichkeiten sehen Sie, Personen mit Behinderungen die gleichen Chancen zu gewähren wie anderen auch ? Ich bin bei weitem kein Spezialist in dieser Materie und kann daher nur von dem reden, was ich selbst erfahren habe. Neben der Infor- Cedric Vanaschen und sein Vorgesetzter Norbert Mobertz, Hausmeister im Kloster Heidberg mation des Arbeitgebers sind angepasste Arbeitsverträge das richtige Mittel. So habe ich es in unseren Zentren erleben dürfen, dass sich aus anfänglichen Schulpraktika oder AIB-Verträgen langfristige Anstellungen ergaben. Die verschiedenen Anstellungsmöglichkeiten stellen für beide Parteien, also Arbeitgeber und Arbeitnehmer, eine Absicherung dar. Für den Arbeitnehmer ergibt sich die Sicherheit bei einem Scheitern der Anstellung zurück in eine soziale Absicherung zu gelangen und für den Arbeitgeber, dass er sich nicht unmittelbar verpflichten muss. Beginn an mit offenen Karten spielen. Niemand darf sich ausgenutzt fühlen, weder Arbeitnehmer, Arbeitgeber noch Vermittler. Um ein Scheitern einer Anstellung zu vermeiden, welches ja immer zusätzlich noch soziale Auswirkungen hat, müssen von vornherein klare Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dies ist für mich, neben den menschlichen Kompetenzen, die Grundlage einer erfolgreichen Integration in den Betrieb. Von großer Bedeutung ist für mich, dass alle betroffenen Parteien von DPB Infoblatt 2015 [13 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT ] Dominique jemals wieder seiner Arbeit sicher und effizient nachgehen können würde. Vor drei Jahren veränderte sich die Arbeitssituation von Dominique Vanaschen bei SAPA durch eine plötzliche Netzhautablösung schlagartig. Durch einen schnellen medizinischen Eingriff konnte die vollständige Erblindung vermieden werden. Darauf folgte eine lange Zeit des Bangens, in der er nicht wusste inwiefern er jemals wieder wie vorher funktionieren und arbeiten können würde. Selbst den Führerschein hat er neu machen müssen. Heute – drei Jahre später – zeigt sich Dominique Vanaschen sichtlich erleichtert. Seit Anfang Januar arbeitet er wieder an seiner Produktionsmaschine. Selbstverständlich war das nicht, denn er musste lernen seine visu- Dominique Vanaschen an seinem angepassten Arbeitsplatz elle Einschränkung zu akzeptieren und mit dieser Beeinträchtigung zu leben. Zeitweise war die Moral im Keller. Und dann musste der Arbeitsmediziner noch überzeugt werden, denn er war skeptisch, ob ARBEITSPLATZANPASSUNG – WAS IST DAS ? Eine Arbeitsplatzanpassung kann die Beschäftigung eines Menschen mit Behinderung erleichtern oder sogar oft erst ermöglichen. Beispiele für Arbeitsplatzanpassungen: ■ Ein Computer mit Vergrößerungssoftware für Menschen mit Sehbehinderung ■ Orthopädisch angepasste Arbeitsschuhe für Menschen mit Körperbehinderung ■ Ein angepasstes Telefon für Menschen mit Hörbehinderung 14 ] DPB Infoblatt 2015 EIN ARBEITGEBER ERGREIFT DAS WORT Woraus besteht die Dienstleistung? Im Hinblick auf die Einstellung oder Weiterbeschäftigung eines behinderten Arbeitnehmers, kann die Dienststelle nicht nur beraten sondern auch einen Zuschuss für eine Arbeitsplatzanpassung gewähren, wenn die Behinderung des Betreffenden dies rechtfertigt. Der Zuschuss der Dienststelle deckt die aus der Arbeitsplatzanpassung tatsächlich entstandenen Kosten (bis zu den festge- setzten gültigen Höchstsätzen). Beim Ankauf von angepassten Arbeitsmaterialien und Werkzeugen übernimmt die Dienststelle für Personen mit Behinderung die Differenz zwischen dem Preis des angepassten und des herkömmlichen Arbeitsmaterials oder Werkzeugs. Diese Regelung ist ausschließlich auf den Privatsektor anwendbar. Doch Dominique hatte den eisernen Willen wieder zu arbeiten („Ich war zu jung, um zuhause herumzusitzen. Ich wollte nützlich sein.“) und er konnte auf den Start-Service, insbesondere Gabriele Fettweis, zählen. Sie hat ihm beim Wiedereinstieg in den Berufsalltag tatkräftig zur Seite gestanden. Endresultat: Nach vielen medizinischen Gutachten wurde seine Produktionsmaschine mit einer größeren Tastatur, einem größeren Bildschirm und einer Vergrößerungssoftware ausgestattet. Dadurch konnte Dominique wieder genau die Arbeit aufnehmen, die er vor drei Jahren krankheitsbedingt unterbrechen musste. Dank der Unterstützung der Kollegen klappt dies auch hervorragend, wie Dominique und seine Vorgesetzten gleichermaßen bestätigen. Mehr noch ! Nicht nur Dominique kann dank der neuen Ausstattung wieder arbeiten. Ältere Kollegen erklären, dass es ihnen durch die neue Apparatur auch leichter fällt, die Anlage zu bedienen. Und so haben alle etwas davon. Wenn das mal kein Musterbeispiel einer gelungenen Inklusion ist ! © shutterstock [ DURCH EINEN ANGEPASSTEN ARBEITSPLATZ KANN DOMINIQUE WIEDER ARBEITEN ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT Statement von Herrn Robert Gorski, Betriebsleiter Event Probat GmbH, Aachen Im September 2014 wurde ich durch Thomas W. kontaktiert, der zu diesem Zeitpunkt in der Integrationsmaßnahme „Soreca“ in St.Vith im Bereich Küche und Catering ausgebildet wurde. Er bewarb sich für ein Praktikum in unserem Betrieb. Da ich regelmäßig neue Mitarbeiter suche, habe ich ihm zugesagt. Thomas war motiviert bei der Sache und hat gute Arbeit geleistet. Ihm reichten die zwei Wochen Praktikum jedoch nicht aus um, eine Berufswahlentscheidung treffen zu können, und so wurde das Praktikum über den Start-Service um drei Monate verlängert. So hatte ich die Gelegenheit, Thomas besser kennenzulernen. Die Zusammenarbeit mit Thomas und die gemeinsamen Bilanzgespräche mit seinen Begleitpersonen vom Start-Service waren für mich eine bereichernde Erfahrung: Ich habe einen anderen Blick für meine Mitarbeiter und die Anforderungen der Arbeit bekommen. Ich selber habe immer sehr viel gearbeitet, bis zu 12 Stunden täglich, auch am Wochenende, ich gönne mir kaum Freizeit. So zu arbeiten war für mich normal und ich habe mir nie die Frage gestellt, wie meine Mitarbeiter die Arbeitsanforderungen empfinden. Durch Thomas ist mir deutlich geworden, wie anspruchsvoll die Arbeiten in meinem Unternehmen sind und dass nicht jeder so stressbeständig und körperlich belastbar ist. Ich sehe meine Mitarbeiter nun mit anderen Augen und mir ist bewusst geworden, was ich von ihnen verlange. Dies ist eine sehr wertvolle Erfahrung für mich, die auch meinen täglichen Umgang mit meinen Mitarbeitern prägen wird. DPB Infoblatt 2015 [ 15 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT [ PRAKTIKA AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT IMMER BELIEBTER ] ■ Enge Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten, Lehrern, Integrationsberatern und Schülern. ■ Die Praktikumsbegleiterin steht während des Praktikums im direkten Kontakt mit dem Betrieb und begleitet diesen sowie den Schüler. ■ Fachliche Unterstützung des Personals durch die Praktikumsbegleitung und somit auch Zeitersparnis für den Betrieb. Mikel Vomberg und Praktikumsbegleiterin Alizée Simonis Seit 2013 bietet der Start-Service, in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Förderpädagogik und der Tagesstätte Hergenrath, Schülern mit erhöhtem Unterstützungsbedarf intensivere Begleitung bei Praktika in Betrieben an. Viele Schüler aus der Förderschule haben den Wunsch geäußert, auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig zu sein. Das Ziel des Projektes ist es, die berufliche Inklusion zu unterstützen und den Übergang von der Schule in das Berufsleben möglichst fließend zu gestalten. In den letzten 10 Jahren ist die Anfrage für Praktika gestiegen. Auch die Familien stärker beeinträchtigter Schüler unterstützen diesen Trend. Die Beschäftigung in einem Betrieb wird immer mehr eine Alternative zur Beschäftigung in Beschützenden Werkstätten oder Tagesstätten. Um die Schüler zu unterstützen, wurde das Projekt Vermittlung 16 ] DPB Infoblatt 2015 durch Praktika ins Leben gerufen. Eine Jobcoacherin unterstützt die Schüler während des Praktikums, um mit ihnen die verschiedenen Tätigkeiten zu erlernen. Zusätzlich ist sie eine Ansprechpartnerin für den Betrieb. Was beinhaltet die Praktikumsbegleitung: ■ Die Begleitung von Schülern mit einer Beeinträchtigung im Betrieb. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Schüler zur korrekten Ausführung ihrer Arbeit zu befähigen. ■ Praktikumsplatzakquise, die Suche von angepassten Praktikumsplätzen für die Schüler. ■ Die Praktikumsbegleiterin kann in Absprache mit dem Arbeitgeber verschiedene Arbeitsprozesse anpassen, sowie Arbeitsplatzanpassungen empfehlen (bei einem Praktikum für einen Schüler mit Hörschädigung wurden z.B. SMS statt Anrufe als Kommunikationsmittel genutzt). Kooperationspartner: ■ Die VoG Behindertenstätten Kelmis und Umgebung – Träger des VIP-Projektes: Die Praktikumsplatzassistenten arbeiten eng mit der Praktikumsbegleiterin des VIP-Projekts zusammen um den Wechsel von der Schule zur Arbeitswelt nahtlos zu gestalten. ■ Das Zentrum für Förderpädagogik (ZFP) in Eupen: Die Integrationsberaterin des Sozialdienstes, die Lehrer des ZFP und die Praktikumsbegleiterin arbeiten eng zusammen, um die berufliche Orientierung der Schüler zu fördern. ■ VIP unterstützt auch Schüler aus der DG, die Schulen in Deutschland oder in der Französischsprachigen Gemeinschaft besuchen. ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT Interview mit Mikel VOMBERG Mikel ist ein junger Mann von 21 Jahren. Er war Schüler im Zentrum für Förderpädagogik und wurde durch das VIPProjekt im Schuljahr 2013-2014 begleitet. Mikel, wo arbeitest du jetzt ? Ich bin seit Juli 2014 über den Start-Service im Katharinenstift in Astenet tätig. Dort habe ich ein 5-monatiges Schulpraktikum gemacht. Ich bin zurzeit Hilfskraft im Animationsbereich. Meine Aufgaben sind vielfältig. Ich serviere den Bewohnern Café oder Wasser, ich helfe bei Bastelarbeiten. Ich bringe die Bewohner für die verschiedenen Aktivitäten an den gewünschten Ort. Ich helfe beim Mittagsessen im Cantou (spezielle Abteilung für Menschen mit Demenz), ich spiele Gesellschaftsspiele mit den Bewohnern,… Ich helfe gerne wo ich kann. Wie waren deine ersten Erfahrungen im Katharinenstift ? Ich habe sofort beim ersten Kontakt gemerkt, dass die Kollegen CAP 48 Diese Stiftung unterstützt seit einigen Jahren mehrere Projekte aus der DG, zu denen seit 2013 auch das VIP-Projekt gehört. Dank Cap 48 konnte eine Person vollzeitig eingestellt werden, was eine bedarfsgerechte Praktikumsbegleitung der Schüler ermöglicht. Wir möchten uns hiermit aufs herzlichste bedanken. und die Bewohner sehr nett sind. Die Arbeit macht mir Spaß. Wieso wolltest du in einem Altersheim arbeiten ? Was macht dir an der Arbeit Spaß ? Ich habe mal mit meiner Oma am Tisch gesessen und gespielt. Es hatte mir richtig Spaß gemacht, und so ist mir die Idee gekommen, im Animationsbereich in einem Altersheim zu arbeiten. An der Arbeit nehme ich mir gerne viel Zeit für die Bewohner, ich kann mit den Bewohnern sprechen oder spielen. Ich muss bei der Arbeit oft lachen, weil die Bewohner sich ärgern und schimpfen (z.B. wenn sie bei den Spielen verlieren oder ein Bewohner zu langsam spielt). Ich arbeite sehr gerne mit den Kollegen. Ich muss aber lernen mit Konflikten umzugehen. Es gibt Tage, wo alles super klappt und manche Tage, wo es schwieriger ist. Manchmal ist es anstrengend mit Personen mit Demenz zu arbeiten. Die Personen tun mir manchmal ein wenig leid. Wie konnte die Begleitung durch das VIP-Projekt dir helfen ? Ich fand die Begleitung im Praktikum gut. Die Begleiterin konnte mir oft helfen. Bei den Sachen, wo ich es schwer hatte, war diese Hilfe wichtig. Wenn es kleine Probleme mit den Kollegen oder Bewohnern gab, war ich glücklich eine Begleiterin zu haben. Mikel Vomberg Herr und Frau Vomberg, was hat das VIP-Projekt für Sie als Eltern von Mikel bedeutet ? Das VIP-Projekt ist für uns ein großes Glück. Wir hatten die Befürchtung, dass Mikel nie eine Chance bekommen würde, auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten zu können. Mehrere Praktika sind leider nicht positiv ausgegangen; wir dachten Mikel hätte dann seine Chance verpasst. Zum Glück war es nicht so. Damals war es für mich als Vater schwer anzunehmen, dass Mikel vielleicht in einer Beschützenden Werkstatt arbeiten würde. Durch die Jahre habe ich aber eine andere Sicht bekommen. Das Wichtigste ist, dass Mikel glücklich ist und nicht wo er arbeitet. Er soll Spaß an der Arbeit haben und sich bei der Arbeit gut fühlen. Jetzt arbeitet Mikel im Katharinenstift. Wir sind froh zu sehen, dass er jeden Morgen gerne aufsteht und immer mit einem Lächeln nach Hause kommt. Jetzt ist die Frage, wie es in der Zukunft sein wird. Wir wissen aber, dass wir nicht alleine sind. DPB Infoblatt 2015 [ 17 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT [ DAS AUSBILDUNGSPRAKTIKUM BESCHÄFTIGUNG FÜR ALLE ! Max Kordel geht alleine zur Schule und spielt Kornett ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT ] SO KANN’S GEHEN Tipps, die den Kontakt mit einer geistig behinderten Person erleichtern ten zeigen, Berufliches und Privates trennen,… Die AP-Begleiterinnen coachen Personen in unterschiedlichen Bereichen. Florian, Rebecca und Alexander arbeiten beispielsweise in einer Schulküche. Aber auch in Geschäften, Altersheimen, Krankenhäusern oder dem BRF absolvieren Personen ein Ausbildungspraktikum. Die Begleitung durch den Start-Service hilft ihnen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein Tag in Aurélies Arbeitsleben Praktikumsbegleiterin Anne Johnen übt mit Aurélie das Sortieren der Eier nach Größe Das Ausbildungspraktikum (AP) ist eine Beschäftigungsmaßnahme für beeinträchtigte Menschen, die den Anforderungen eines Arbeitsvertrages nicht gerecht werden können. Das AP bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten da einzusetzen, wo sie gebraucht werden. Die individuell angepassten Praktikumszeiten und -aufgaben ermöglichen es dem Zielpublikum auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig zu sein. Zusätzlich stehen die AP-Begleiterinnen Martina Meys und Anne Johnen sowohl dem Arbeitgeber als auch dem Praktikanten bei Fragen zur Verfügung. Sie können dem Praktikanten bei der Erlernung beruflicher und alltäglicher Fertigkeiten helfen. So wird zum Beispiel Folgendes trainiert: öffentliche Verkehrsmittel nutzen, angemessene Kleidung tragen, pünktlich sein, Aufgaben sorgfältig erledigen, angepasstes Verhal18 ] DPB Infoblatt 2015 Es ist kurz nach 8.00 Uhr, wenn Aurélie montagmorgens die Ecole Communale d’Expression Française betritt. Gut gelaunt startet sie in ihren Arbeitstag. Sie beginnt das Bain-Marie mit warmen Wasser zu füllen und stehengebliebenes Geschirr zu spülen. Anschließend begibt sie sich nach oben in das Büro der Direktorin, Frau Dumoulin, wo es ihre Aufgabe ist, zu no- Praktikumsbegleiterin Martina Meys trainiert mit einem Praktikanten das Einräumen der Waren tieren wie viele Kinder mittags in der Schule essen und wie viele Kinder die außerschulische Betreuung besuchen. Dazu erhält Aurélie die vom Lehrpersonal ausgefüllten Zettel (pro Klasse), rechnet die Anmeldungen zusammen und schreibt sie auf. Anschließend wird die Anzahl der benötigten Mahlzeiten von Frau Dumoulin telefonisch bestellt. Um 10.00 Uhr hat sie Feierabend, zumindest vorerst. Nun geht Aurélie in das Lehrerzimmer, wo sie den Kaffee für die Pause vorbereitet. Dann sind diverse Arbeiten zur Unterstützung der Lehrer zu erledigen. Am Ende ihres Arbeitstages nimmt sie geschafft aber glücklich den Streckenbus und fährt nach Hause in ihre Wohnressource. Um 15.00 Uhr startet Aurélie in dem Tierhof Hergenrath, ihre zweite Praktikumsstelle, mit den nächsten Aufgaben. Sie sortiert die hofeigenen Eier nach Größe, bedient die Spülmaschine und hat auch schon einige Erfahrungen im Bedienen der Gäste gesammelt. ZWEI FRAGEN AN FRAU DUMOULIN AUSBILDUNGSPRAKTIKUM – WAS IST DAS ? Das Ausbildungspraktikum (AP) ist eine Beschäftigungsmaßnahme des Start-Services und findet in Betrieben auf dem ersten Arbeitsmarkt statt. Das Praktikum eignet sich für Menschen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung (noch) keinen Arbeitsvertrag erlangen. Voraussetzung ist, dass die Person mit Beeinträchtigung ein Ersatzeinkommen erhält. Praktikumszeiten, Vertragslaufzeiten und Aufgaben können individuell an den Betrieb und den Praktikanten angepasst werden. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit einer Untertützung durch Fachkräfte. 1. Sie beschäftigen nun schon seit einiger Zeit Menschen mit Behinderung. Aus welchem Grund ? Behinderung zu arbeiten und ich denke auch, dass sowohl das Personal als auch die Schüler von dem Kontakt profitieren. Auf Anfrage der Stadt Eupen und der Dienststelle sind wir bereits vor Jahren auf solche Projekte eingegangen. 2. Wie ist der Kontakt der Kinder zu Menschen mit Behinderung? Im Fall von Aurélie haben wir uns nach einer Probezeit für eine Fortführung der Beschäftigung entschieden. Für mich als Pädagogin ist es eine große Bereicherung im Arbeitsalltag zusammen mit Menschen mit Der Kontakt der Kinder zu Menschen mit Behinderung ist gut. Die Kinder zeigen eine natürliche Offenheit. Nach einer ganz normalen Kennenlernphase funktioniert das Zwischenmenschliche auch bei den Schulkindern und Aurélie gut. ■ Behandeln Sie die Person dem Alter entsprechend (auch geistig behinderte Erwachsene sind Erwachsene). ■ Benutzen Sie kurze, konkrete und einfache Sätze. ■ Geben Sie ihr Zeit und die Möglichkeit zu reagieren und sich auszudrücken. ■ Wenn ein Dokument ausgefüllt werden soll, vergewissern Sie sich, ob die Person lesen und / oder schreiben kann. ■ Akzeptieren Sie nicht jedes Verhalten, sondern zeigen und erklären Sie der Person mit geistiger Behinderung, wenn sie z.B. gegen allgemeingültige Verhaltensregeln verstößt. ■ Geben Sie der Person mit geistiger Behinderung auch zu erkennen, wenn Sie im Umgang mit ihr an Ihre persönlichen Grenzen stoßen. ■ Vergewissern Sie sich, ob die Person Ihre Botschaft verstanden hat und begnügen Sie sich nicht mit einem einfachen „Ja“. Fragen Sie beispielsweise die Person, dass sie die Dinge mit ihren eigenen Worten wiederholt oder sie vor Ihren Augen ausführt. DPB Infoblatt 2015 [ 19 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT [ DIVERSITÄT AUF DEM ARBEITSMARKT Eine Chance für Arbeitnehmer und Arbeitgeber Am 9. Oktober 2014 präsentierte der Wirtschafts- und Sozialrat der DG (WSR) die Ergebnisse seiner neuesten Studie „Diversität auf dem Arbeitsmarkt als Chance für die Wirtschaft der DG“. Die Dienststelle für Personen mit Behinderung (DPB) hat an diesem durch den Europäischen Sozialfonds kofinanzierten Projekt aktiv mitgearbeitet. Ziel des Projektes war es, zu zeigen, inwiefern die Integration in den Arbeitsmarkt von manchen „schwächeren“ Zielgruppen ein Plus darstellen kann, und zwar nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Arbeitgeber und den Arbeitsmarkt. Die Analyse beschränkte sich auf vier Zielgruppen: Ältere und Jün- gere, Personen mit Migrationshintergrund, Frauen und Personen mit einer Behinderung. Es wurde nachgewiesen, dass die berufliche Integration von diesen Personen, die auf dem Arbeitsmarkt mit größeren Schwierigkeiten konfrontiert oder sogar diskriminiert werden können, mit vielen Vorteilen verbunden ist, wie zum Beispiel: ■ Die Entdeckung neuer Talente und somit eine Lösung gegen den Fachkräftemangel ■ Mehr Chancengleichheit ■ Die Erhöhung des Wohlbefindens und somit des Zugehörigkeitsgefühls im Unternehmen ■ Mehr Effizienz und Kreativität ■ Ein guter Ruf für das Unternehmen Im Rahmen des Projektes wurden vier Workshops organisiert (einer pro Zielgruppe), in denen Diversitätsexperten, Arbeitgeber und Pro- ] Aus allen vier Workshops ging hervor, dass das entscheidende und möglichst einzige Kriterium für die Einstellung eines/r neuen Mitarbeiters/in die Kompetenz sein muss, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder einer eventuellen Beeinträchtigung der betroffenen Person. Arbeitgeber erklärten, dass sie oft sogar bereit sind, den Arbeitsplatz, die Arbeitszeiten oder die Aufgaben leicht anzupassen, um kompetente und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Jeder hat Kompetenzen Nicht jeder kann alles, aber jeder hat etwas, das er auch gut kann… Und genau dies muss in den Vordergrund gestellt werden. So wird der Gesichtspunkt „Jetzt kann ich nicht mehr…“ umgewandelt in „Dafür kann ich aber jetzt…“. Jede Schwierigkeit schafft nämlich auch Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt wertvoll sein können. Zum Beispiel: ■ Personen mit Migrationshintergrund sprechen oft mehrere Sprachen. ] DPB Infoblatt 2015 Tipps, die den Kontakt mit einer körperlich behinderten Person erleichtern ■ Jemand mit einer körperlichen Behinderung ist nicht notwendigerweise geistig behindert ! Entscheidend sind die Kompetenzen ■ Frauen mit vielen Kindern sind meistens sehr gut organisiert. 20 SO KANN’S GEHEN jektträger über das Thema diskutieren und ihre positiven und negativen Erfahrungen austauschen konnten. ■ Ältere Arbeitnehmer sind meistens besonders erfahren. Rund 50 Personen wohnten am 9. Oktober 2014 der Vorstellung bei ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT ■ Sehbehinderte Personen entwickeln einen sehr guten Gehörsinn und verfügen Herr Thierry Conrads (links), „aktiver Rolli“ und Gründer von Wheelit.be, berichtete von der positiven Erfahrung, wie Behinderung und Arbeit in Einklang gebracht werden können, die sowohl er als auch andere gemacht haben. ■ Vereinfachen Sie den Zugang zu Ihren Räumlichkeiten, indem Sie z.B. die Eingänge und Durchgänge freihalten. (Foto: GrenzEcho) außerdem oft über ein gutes Gedächtnis. ■ Personen, die an Autismus leiden, entwickeln oft außergewöhnliche geistige Fähigkeiten. ■ ... Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber Die Experten und Arbeitgeber waren sich einig, dass: ■ gute Fachkräfte immer seltener werden, ■ diese deshalb überall gesucht werden müssen, auch dort, wo man sie nicht unbedingt erwartet, ■ man es sich deshalb nicht mehr leisten kann, sich passende Kompetenzen aufgrund irgendwelcher Ängste oder Vorurteile entgehen zu lassen, ■ man gelegentlich flexibler werden muss, um diese Kompetenzen gewinnen, behalten und die Fachkräfte somit an das Unternehmen binden zu können. Dies geht aus dem Kurzfilm "Sag niemals nie ! Arbeitgeber, die neue Wege gehen" deutlich hervor. Dieser Film wurde durch die DPB in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Förderpädagogik (ZFP) erstellt. Er zeigt unterstützte Arbeitsstellen für Menschen mit Behinderung in hiesigen Betrieben. Vor der Kamera berichteten sie und ihre Arbeitgeber von ihren positiven Erfahrungen. Den Kurzfilm können Sie unter folgendem Link ansehen: www.youtube.com ■ Achten Sie möglichst darauf, dass Stufen mit einer Rampe (Schräge) versehen werden, damit diese keine unüberwindbare Hürde darstellen. ■ Wenn Sie eine Person im Rollstuhl schieben, achten Sie auf die Länge des Rollstuhls und vermeiden Sie zu schnelle und abrupte Bewegungen. ■ Ein Gespräch auf Augenhöhe ist im doppelten Sinn angebracht. ■ Erklären Sie der Person beim ersten Kontakt die einfachste und bequemste Art in das Gebäude zu gelangen. Diversität im Unternehmen erweist sich also als eine Herausforderung, führt aber immer zu einer Win-Win-Situation. Mehr Informationen über dieses vielfältige und erkenntnisreiche Projekt erhalten Sie im Bericht, der auf der Website des WSR www.wsr-dg.be als Download zur Verfügung steht, oder beim WSR. Wirtschafts- und Sozialrat der DG Hütte 79/18 4700 Eupen Tel. 087/56 82 06 [email protected] DPB Infoblatt 2015 [21 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT [ OHNE ARBEITGEBER KEINE BERUFLICHE INKLUSION Folgende Arbeitgeber beschäftigen Menschen mit Behinderung in Ausbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen des Start-Service AGORA Theater, St. Vith Alten- und Pflegeheim Marienheim, Raeren Alten- u. Pflegeheim St. Joseph, Eupen Altenheim Haus Katharina, Raeren Altenheim Katharinenstift, Walhorn ALTEO, Eupen Ambiente sa, St. Vith AMSC sprl, Moresnet ArsVitha, Medell ASB Amel Athenée César Franck, Kelmis AVES Ostkantone, Bütgenbach Bäckerei Halmes, Bütgenbach Bäckerei Heinen, Bütgenbach Bäckerei Lentzen, Espeler Bäckerei Saive, Eupen Birnbaum HiFi Exclusiv, Eupen Blue Star, Gemmenich Brasserie Peiffer Augustin, Membach BRF, Eupen BRICO, St.Vith BUGGY Land, Monschau Bütgenbacher Hof, Bütgenbach by ellen Friseursalon, St. Vith Camping Hohenbusch, Burg-Reuland Camping Oos Heem, Deidenberg Carrefour, Eupen Carrefour Hyper Malmedy Christliche Krankenkasse, Verviers Chudoscnik Sunergia, Eupen Delvith AG, St. Vith Dr. Baumann, St. Vith Druckerei Marc Franck, Gemmenich Ecole communale d’expression française, Eupen Eifel Gold Ranch Baeck, Montenau Elektro Koch AG, St. Vith Elsen & Söhne AG, Heppenbach Emil Palm sa, Büllingen EMZ Werke Manderfeld sa/nv Büllingen event-probat GmbH, Aachen Fabry Logistics sprl, Thimister Faymonville AG, Büllingen Feka GmbH, St. Vith Fiduciaire Küpper sprl, Sourbrodt FMP sprl, Thimister-Clermont Fonk’s Backwaren AG, Recht Freie Krankenkasse, Büllingen Frit Inn, Kelmis 22 ] DPB Infoblatt 2015 Garage Roland Meyer, Deidenberg Garden Service Radermeker, Kettenis Gemeindeschule Amel Gemeindeschule Hergenrath Gemeindeschule Kelmis Gemeindeschule Reuland Gemeindeverwaltung Amel Gemeindeverwaltung Baelen Gemeindeverwaltung Büllingen Gemeindeverwaltung Bütgenbach Gemeindeverwaltung Kelmis Gemeindeverwaltung Lontzen Gemeindeverwaltung Welkenraedt Golden Morgen PGmbH, Walhorn Grenz-Echo, Eupen Gut Charolie, Eynatten Haus Tiefenbach, Büllingen Heck Oswald sa, Nidrum Heck Versicherungen AG, Bütgenbach Henkens-Frères, Henri-Chapelle Holzbaumarkt, Büllingen Holzwelten, Büllingen JBC, Eupen Kindergarten Neidingen KLIEMO sa, Eupen Klinik St. Josef, St. Vith Kloster Heidberg, Eupen Königin-Fabiola-Haus, Eupen KUZ, Burg-Reuland Laboratoires Ortis sprl, Elsenborn Landfrauenverband, Eupen Landsitz Auenberg, Hergenrath Landwirtschaft Hahn Marcel, Espeler Lens Motor sa, Eupen Lenz-Beckers Dieter & Ina, Eynatten Leppak, Kelmis Medienzentrum der DG, Eupen Metall.be PGmbH, Eupen Metallbau Hansen Erwin, Kettenis Ministerium der DG, Eupen Mobitec Systems sa, Eupen Montenauer Schinkenräucherei Neon Bischoff PGmbH, Eupen New Elektro Gronsfeld PGmbH, Kelmis Pannekoekenhuis, Oberhausen Pater-Damian-Schule, Eupen Paul Gerardy Schule, Thommen Peter Müller GmbH, Möderscheid Pfarrbibliothek St.Vith Picnic, Kelmis Probst Frank, St. Vith ERFOLG AUF DEM ERSTEN ARBEITSMARKT ] Proxi Services, Eupen R+B Belgium PGmbH, Weweler Radis, Lontzen Relax-Hotel Pip Margraff, St. Vith Résidence Les Jardins d'Elisabeth, Waimes Residenz Regina, Moresnet Rom AG, Eupen Roma Garden Center sprl, Welkenraedt Sägewerk Mertes F.J., Wereth St. Nikolaus Hospital, Eupen Schreinerei Kistemann, Hauset Schreinerei Mersch PGmbH, Galhausen Schwimmbad Eupen Seniorenheim St. Elisabeth, St.Vith Seniorenzentrum St. Franziskus, Eupen Shoe Discount, Baelen Shopping Center Schaus, Eupen Somarco AG, St. Vith SOS Hilfe VoG, Lontzen Sport- und Freizeitzentrum Worriken, Bütgenbach Staatsarchiv, Eupen Städtische Primarschule (SGU), Eupen Stadtverwaltung Eupen Stadtverwaltung St.Vith Schwimmbad Eupen Super Partner GB, Kelmis Tierärztin Maren Hessing, Burg-Reuland Töller sa, Bütgenbach Topclass Furniture sprl, Kelmis Trafic sa, Eupen Tychon Frères sprl, Kelmis Ulftaler Schenke, Burg-Reuland Weltladen, Kelmis Wallonische Region – Abteilung Natur und Forsten, Elsenborn Nähere Informationen beim START-SERVICE KONTAKTPERSONEN Gabriele Fettweis Claudia Müllers Lisa Baumgarten Thomas Niederkorn Tel.: 080/22 91 11 E-Mail: [email protected] DPB Infoblatt 2015 [ 23 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG [ DER ERFOLG EINER GELUNGENEN ZUSAMMENARBEIT Max Kordel geht alleine zur Schule und spielt Kornett ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG ] AKTIVA-PLAN – WAS IST DAS ? AIB – WAS IST DAS ? Das Marienheim in Raeren arbeitet schon länger mit dem Start-Service zusammen. Jasmin schreibt sich im Arbeitsamt als Arbeitsuchende ein. Sehr schnell erkennt die Stellenvermittlerin des Arbeitsamtes, dass Jasmin aufgrund ihrer Einschränkung eine besondere Unterstützung benötigt. 24 ] Daraufhin organisiert die Berufsberaterin des Arbeitsamtes, Catherine Pankert, ein gemeinsames Gespräch mit Jasmin, der Mutter von Jasmin und Gabriele Fettweis vom Start-Service. Jasmin ist bereit, ihre Arbeitssuche mit der Unterstützung des Start-Service fortzusetzen. Sie wünscht, dass der Start-Service Kontakt mit dem Marienheim aufnimmt, wo sie im Rahmen ihrer Schulausbildung ein Praktikum absolviert hatte. Die Tätigkeit in dem Altenheim hat ihr gut gefallen und sie kann sich vorstellen dort zu arbeiten. Start-Service zusammen. Der Ausbildung und Beschäftigung über die Maßnahmen des Start-Service stehen sie positiv gegenüber. Sie Patrick Laschet (Geschäftsführung und Heimleitung) und Colette Groteclaes-Laschet (Hauswirtschaftsleitung, Koordination Grundpflege, Animation und Therapie) arbeiten seit längerem mit dem ■ Ausbildungs- und Entwick- DPB Infoblatt 2015 sind folglich bereit, Jasmin ein Orientierungspraktikum anzubieten. Einsatzort ist das Restaurant des Marienheims, in dem auch externe Gäste regelmäßig essen kommen. In diesem Bereich wäre auch eine spätere Einstellung möglich. Während ihrer dreimonatigen Orientierung im Betrieb (siehe OIB – WAS IST DAS ? Die „Orientierung im Betrieb“ (OIB) ist ein Praktikum, das einen Einblick in die beruflichen Fähigkeiten und Interessen ermöglicht. Die OIB bietet des Weiteren Einblick in: lungsmöglichkeiten ■ Möglicherweise notwendige technische, organisatorische und/oder didaktische Anpassungen des Arbeitsplatzes Zudem ist die OIB als Ergänzung zur Berufsberatung gedacht. Es besteht keine Verpflichtung für eine weiterführende Beschäftigung. Dem beschäftigenden Betrieb entstehen keine Kosten: Die Dienststelle zahlt die Versicherung und dem Praktikanten eine Ausbildungsprämie von 0,99 € pro Stunde. Die „Ausbildung im Betrieb“ (AIB) ist eine Ausbildungsmaßnahme des Start-Service und findet ausschließlich im Betrieb, also am Arbeitsplatz statt. Die AIB hat zum Ziel, den Auszubildenden auf die Ausübung bestimmter beruflicher Tätigkeiten vorzubereiten. Die anschließende Übernahme in einen langfristigen Arbeitsvertrag wird in der Regel als Ziel vorausgesetzt. Kasten OIB) wird die Eignung von Jasmin für diesen Bereich bestätigt. Es wird jedoch auch festgestellt, dass sie noch eine weiterführende Ausbildung benötigt, um gewisse Aufgaben zu erlernen und um ihre Arbeiten selbständig auszuführen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass eine teilzeitige Beschäftigung für Jasmin geeignet ist. Daher wird vereinbart, dass sie eine teilzeitige Ausbildung im Betrieb (siehe Kasten AIB) absolviert. Im Rahmen ihrer Ausbildung wird Jasmin von Joëlle Thunus, Arbeitsplatzassistentin im Start-Service, unterstützt. Joëlle Thunus begleitet sie am Arbeitsplatz und unterstützt auch die Kolleginnen von Jasmin in ihrer Rolle als Ausbilderinnen. Neben der Begleitung am Arbeitsplatz treffen sich Joëlle und Jasmin auch außerhalb der Arbeitszeiten in den Räumlichkeiten der Dienststelle im Plaza. Hier hat Jasmin die Gelegenheit gewisse Situationen aus dem Arbeitsalltag zu besprechen. Inhalte der Gespräche sind unter anderem die Arbeitsausführung, das soziale Miteinander am Arbeitsplatz, Hygienevorschriften, … Neben diesen berufsbezogenen Themen besprechen die beiden auch die persönliche Zukunftsplanung und administrative Angelegenheiten, wie zum Beispiel Fragen zum Ersatzeinkommen. In gemeinsamen Bilanzgesprächen mit Herrn und Frau Laschet werden Fortschritte in der Entwicklung festgehalten und neue Ziele formuliert. Diese Gespräche sind auch immer eine Gelegenheit Fragen zu stellen, Unsicherheiten zu klären, sowie Lob und Zufriedenheit zu äußern. Nach einer zweijährigen Ausbildung im Betrieb hat Jasmin nun Der Aktiva-Plan ist eine der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die der Start-Service regelmäßig auch für Personen mit Behinderung empfiehlt. Das Ziel ist die berufliche Wiedereingliederung von Arbeitsuchenden in den allgemeinen Arbeitsmarkt. In der Regel beinhaltet sie: ■ eine Senkung der LSS- Arbeitgeberbeiträge; ■ eine Aktivierung der Arbeitslosenunterstützung, die vom zu zahlenden Nettolohn abgezogen wird. einen Arbeitsvertag. In der ersten Zeit erhält der Arbeitgeber Vergünstigungen über den Aktivaplan (siehe Kasten). Jasmin benötigt nun keine Begleitung mehr vom Start-Service. Wir wünschen ihr weiterhin viel Erfolg! SO KANN’S GEHEN Tipps, die die Beschäftigung von Personen mit einer chronischen Erkrankung erleichtern ■ Sprechen Sie die Person auf Ihre Krankheit an. Bemitleiden Sie sie jedoch nicht. Eine offene Grundhaltung ermutigt den Betroffenen, sich mitzuteilen und zu reden. ■ Versuchen Sie, die Kontakte beizubehalten und zu pflegen, auch wenn eine Person in Ihrem Umfeld erkrankt. Es gibt nichts Schlimmeres, als durch seine Krankheit ins soziale Abseits gedrängt zu werden und von Mitmenschen gemieden zu werden. ■ Suchen Sie mit der Person nach Wegen, wie Sie ihre beruflichen Aktivitäten weiterführen oder der Krankheit anpassen können. DPB Infoblatt 2015 [25 Zu Besuch im Kurzaufenthalt NEWS & BACKGROUND [ WIEDEREINGLIEDERUNG ALS STABILITÄTSFÖRDERNDE MAßNAHME Aktivationsdienst unterstützt Wiedereingliederung von psychisch beeinträchtigen Menschen Jeder Mensch kann in eine psychische Krise geraten: von tiefgreifenden Kindheitserlebnissen bis hin zu Trennung vom Partner, Verlust eines Angehörigen oder Stress auf der Arbeitsstelle. Diese Krisen lösen Ängste und Zweifel aus, wodurch sich unter Umständen eine psychische Beeinträchtigung entwickeln kann. „An einem Punkt in einer Therapie kommt man zu der Schlussfolgerung, dass der Person eine Beschäftigung oder Aktivität gut tun könnte. Meistens äußert die Person selbst diesen Wunsch. In dem Moment ist die akute Krise überwunden und eine gewisse Stabilität ist vorhanden. Eine Beschäftigung kann der Person weitere Stabilität geben, wenn sie an die Fähigkeiten und Bedürfnisse angepasst ist“, sagt Alain Niessen. Der Schritt zurück in die Gesellschaft kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Für manche Menschen ist es der Wunsch nach beruflicher Aktivität, bei anderen liegt der Schwerpunkt im Aufbau von sozialen Kontakten. Alain Niessen (Erzieher) und Martina Litt (Erzieherin), Mitarbeiter des Aktivationsdienstes, greifen in ihrer Begleitarbeit auf ein großes Netzwerk von Einrichtungen in der DG zurück, um somit möglichst angepasste Wege der Integration zu finden, die sich mit den Wünschen der Klienten decken. „Wir arbeiten mit der Dienststelle für Personen mit Behinderung, den öffentlichen Sozialhilfezentren sowie Integrationseinrichtungen (Dabei, Tierhof, Werkstatt Cardijn,…) zusammen“, zählt Martina Litt einige Partner der beruflichen Integration auf. 26 ] DPB Infoblatt 2015 Auch in der sozialen Integration kann der Aktivationsdienst auf bewährte Hilfe von Partnern wie beispielsweise dem Haus der Begegnung, der S.I.A. (Treffpunkt) und dem Patchwork St.Vith zurückgreifen. „Hier liegt der Fokus mehr auf der Teilnahme an Freizeitaktivitäten, um die sozialen Kontakte zu fördern. Diese Art von Integration kann auch ein erster Schritt sein, das erforderliche Selbstwertgefühl aufzubauen, um in einem zweiten Schritt die berufliche Integration anzugehen“, so Alain Niessen. ] Der Aktivationsdienst begleitet ausschließlich Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Um für jede Person einen angepassten Weg der Integration zu finden, ist eine enge Zusammenarbeit mit Partnern aus dem psychiatrischen Bereich sehr wichtig. Nur so kann die Person in ihrer Gesamtheit erfasst werden. „Wichtige Partner sind die Psychiatrien St. Vith, Herni-Chapelle und Lierneux sowie die psychiatrischen Tageskliniken, der psychiatrische Begleitdienst und die jeweiligen Psychologen oder Psychiater, die die Personen individuell begleiten. Der Aktivationsdienst leistet selbst keine therapeutische Arbeit aber durch die Zusammenarbeit fließen Erkenntnisse aus der Therapie in die Begleitung mit ein“, so Martina Litt. DER AKTIVATIONSDIENST – WAS IST DAS ? Der Aktivationsdienst ist ein Dienst der VoG „Begleitetes Wohnen Ostbelgien“ und wurde als Pilotprojekt des föderalen Gesundheitsministeriums am 1.2.2002 ins Leben gerufen. Der Auftrag ist die Unterstützung und Begleitung psychisch beeinträchtigter Menschen. Ziel ist, die Personen sozial einzubinden, dies ergänzend zu einem therapeutischen Prozess. Meist beinhaltet dies die Suche nach einer angepassten Beschäftigung (Aus- bildungen, unterstützte Arbeitsverträge, Praktika, ehrenamtliche Tätigkeiten,…). Auf diesem Gebiet arbeitet der Aktivationsdienst mit mehreren wichtigen Partnern zusammen, unter anderem mit dem Start-Service der Dienststelle für Personen mit Behinderung. Kontakt: Aktivation Vervierser Str. 26 4700 EUPEN Mobil: 0495/18.54.31 NEWS & BACKGROUND SO KANN’S GEHEN Tipps, die die Beschäftigung von Personen mit einer psychischen Erkrankung erleichtern Wie sieht die Arbeit des Aktivationsdienstes nun konkret aus ? „In einem Erstgespräch mit der Person und dem Antragsteller wird zuerst die Anfrage der Person definiert. Was möchte die Person ? Was braucht die Person, um ihr Ziel zu erreichen ? Davon ausgehend und in Zusammenarbeit mit allen involvierten Diensten wird ein Hauptziel definiert und vertraglich festgehalten. Dieses Ziel dient während der gesamten Begleitung als Orientierung, kann aber auch jederzeit je nach Situation angepasst werden.“ Der Aktivationsdienst trifft in regelmäßigen Abständen die Person zwecks Durchführung der festgelegten Ziele. Die maximale Begleitzeit ist auf 2 Jahre festgelegt. Die Inhalte können ganz unterschiedlich sein, z.B. Hilfestellung bei der Erstellung eines Lebenslaufs, Begleitung zu einem Bewerbungsgespräch, Begleitung zur Berufsberatung, Suche nach Betrieben oder Einrichtungen. Wenn die Person vermittelt ist, endet die Arbeit des Aktivationsdienstes jedoch nicht. Die Stabilisierung auf der Arbeitsstelle ist auch ein wichtiger Punkt der Begleitarbeit. Der Aktivationsdienst kann auch dem Arbeitgeber beratend zur Verfügung stehen und bei Bedarf gemeinsame Gespräch im Betrieb anbieten. Wichtig ist, dass alle Schritte mit der Person abgeklärt werden. Die Person selbst steuert aktiv die Begleitung, der Aktivationsdienst unterstützt dabei in Absprache mit allen beteiligten Diensten. „Das Ziel sollte sein, dass der Aktivations- ■ Sorgen Sie für Klarheit und Transparenz in Bezug auf Arbeitsabläufe und Arbeitsaufträge. ■ Geplante Veränderungen, auch in der Arbeitsumgebung, sollten rechtzeitig mitgeteilt werden. ■ Ein gutes Betriebsklima ermöglicht dem Erkrankten frühzeitig, Probleme anzusprechen. ■ Häufig wird bei psychisch erkrankten Mitarbeitern über sie und nicht mit ihnen geredet. Als Vorgesetzter oder Kollege sollte man eine psychische Erkrankung eines Mitarbeiters jedoch genauso ernst nehmen wie eine körperliche Erkrankung dienst sich mit der Zeit zurückzieht“, so Alain Niessen. Konkrete Beispiele Herr K. geht drei Tage in der Woche zur Tagesklinik. Die zwei anderen Wochentage besucht er den Tierhof „Gut Alte Kirche“ um einen ersten Schritt in die Beschäftigung zu gehen. Frau D. hat den Wunsch, in einem Altenheim tätig zu sein, sie möchte gerne in Kontakt mit Menschen stehen. So kann sie sich vorstellen, die Bewohner im Restaurant zu bedienen. Zur Zeit bereitet sie sich mit dem Aktivationsdienst auf ein Vorstellungsgespräch vor. und möglichst unvoreingenommen damit umgehen. ■ Verurteilen Sie die Person und ihre Angehörigen nicht ( z.B. wenn das Kind depressiv ist, muss das an der vernachlässigten Erziehung der Eltern liegen oder ähnliches, solche Schuldzuweisungen sind einfach falsch und verletzen die Personen unnötig). Versuchen Sie im Gegenteil die Person und ihre Angehörigen zu unterstützen. ■ Je deutlicher und klarer sich die Arbeitsumgebung und der Kontakt mit den Mitarbeitern gestalten, umso unterstützender ist dies für den Betroffenen. steigen. Sie arbeitet aktuell stundenweise in einem Büro über die Maßnahme Ausbildungspraktikum. So kann sie nach ihren Möglichkeiten und ihrer Belastbarkeit stundenweise gut abgegrenzte Aufgaben in einem Büro erledigen und fortschreitend in die Tätigkeiten hineinwachsen. Diese Maßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit Sozialdiensten, Therapeuten und dem Start-Service erarbeitet. Frau F. hat sich zum Ziel gesetzt erneut in ihren alten Beruf einzuDPB Infoblatt 2015 [27 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG [ SO KANN’S KANN’S SO GEHEN GEHEN ICH BIN SEHBEHINDERT UND NICHT BLÖD Frau Theresia Kerber M. Sc. (DiplomSozialpädagogin und Supervisorin) bietet für blinde und sehbehinderte Menschen ein, an deren spezifischen Bedürfnissen und Lebensbedingungen orientiertes, individuelles Beratungsangebot an. Durch ihre Mitgliedschaft im Netzwerk-Sehen (Aachen-Düren-Heinsberg) können sehgeschädigte Menschen in ihrer Beratung auch aktuelle Informationen erhalten, z. B. zu möglichen Hilfsmitteln, zu Netzwerkpartnern und zu Schulungsmöglichkeiten von Mobilitätstrainer. ] ] ICH BIN ”ANDERS” – DIE ANDEREN AUCH. Seit 11 Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Start-Service der DPB und dem BSC-Kerber Institut für psychosoziale Beratung und Coaching. 28 ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG In der psychosozialen Beratung geht es darum, mit Sehbehinderung, drohender Erblindung oder Erblindung leben zu lernen. Es geht auch darum, neue Möglichkeiten zu entdecken und zu entwickeln, z. B. Tandem fahren statt Fahrrad fahren. In der Kommunikation mit anderen können neue Aspekte wichtig werden, die einen intensiveren Kontakt ermöglichen. Frau Theresia Kerber, Beratung und Coaching für Menschen mit Sehbehinderung der Erblindung, als auch deren Auswirkungen im persönlichen und beruflichen Alltag. Lebenspraktische Beispiele erleichtern das „sich angenommen fühlen“. Im Prozess der Auseinandersetzung geht es um Trauer/Abschied SO KANN’S GEHEN Dazu gehören das Training für lebenspraktische Fähigkeiten (LPF), welches befähigt, selbstständig und sicher den Alltag zu meistern (z. B. Treppensteigen, An- und Auskleiden, Einkaufen, Wäsche waschen etc.) und das Training für Orientierung und Mobilität (O&M), das ermöglicht sich selbstständig und sicher fortzubewegen (in der Wohnung und unterwegs, den Einsatz des weißen Langstocks etc.). ■ Richten Sie sich direkt an die Person und sagen Sie ihr auch, wenn Sie sie verlassen. Durch ihre eigene Sehbehinderung und der Auseinandersetzung damit, kennt Frau Kerber die Schwierigkeiten, sowohl in der persönlichen Auseinandersetzung mit Sehbehinderung oder drohen- ■ Helfen Sie der Person, indem Sie mögliche Hindernisse ankündigen (z.B. Beginn oder Ende einer Treppe). DPB Infoblatt 2015 Entscheidend ist die persönliche Einstellung zur Behinderung, d. h. es geht um Annahme und Akzeptanz der persönlichen Krisen und wiederkehrenden gefühlsmäßigen Reaktionen. Dies zu lernen und sich zu erlauben ist ein wesentlicher Schritt zur Entwicklung einer persönlichen Haltung zur Behinderung. Tipps, die den Kontakt mit einer sehbehinderten Person erleichtern ■ Zögern Sie nicht, eine Situation und Gegenstände mit Worten zu beschreiben, indem Sie sagen, wo sich diese befinden. ■ Wenn Sie sich einer sehbehinderten Person nähern, vergessen Sie nicht, sich vorzustellen. Dies ist umso wichtiger, wenn Sie zu mehreren Personen sind. ■ Eine angepasste Schriftart und -größe erleichtern (nicht nur) sehbehinderten Menschen das Lesen (z.B. Arial, Verdana in Größe 13 oder 14, kein Blocksatz und ein Zeilenabstand von 1,5). von geplanten Lebensentwürfen, um Neuorientierung und darum zu lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Es geht weniger um Anpassung in die Welt der Sehenden, sondern vielmehr darum, den individuellen Weg zu suchen, d. h. auch andere individuelle Fähigkeiten/Möglichkeiten zu entdecken, zu aktivieren und zu nutzen. Dazu braucht es im privaten wie im beruflichen Alltag Menschen, die begleiten, unterstützen und Hilfe anbieten bei Neuorientierung und Rehabilitation. Viele Formen von Beeinträchtigungen, die eine Sehschädigung mit sich bringt, sind für normalsichtige Menschen nicht direkt zu erkennen. Auch der Unterstützungsbedarf ist oftmals schwer einzuschätzen, daher bedarf es häufig der Sensibilisierung für eine spezielle Sehbehinderung. In der Kommunikation untereinander gilt es zu lernen, zu sagen was man in welcher Situation „braucht“, und zu sagen was man „kann“. Dies ermöglicht von der begleitenden Unterstützung zu mehr Selbstständigkeit zu gelangen und im offenen Umgang mit der Behinderung auch Hilfestellungen annehmen, erfragen und einfordern zu können. Für die Zusammenarbeit im beruflichen Alltag bedarf es der Unterstützung und Akzeptanz der Kollegen und des Arbeitgebers. Leben mit Sehbehinderung heißt: leben im Spannungsfeld zwischen Selbstständigkeit und Unterstützungsbedarf, dazu bedarf es Mut, Engagement und viel Energie. Sensibilisierung Um Familienangehörige, Partner, Teamkollegen oder Arbeitgeber für den Umgang mit einem Menschen mit Sehbehinderung oder Erblindung zu sensibilisieren, bietet Frau Kerber spezielle Sensibilisierungsseminare an. Inhalte dieser Seminare sind Informationen zum Krankheitsbild des betroffenen Menschen (Visus, Gesichtsfeld, Kontrastsehen, Farbsehen, Lichtbedarf, …) und das Erfahren von Auswirkungen im privaten und/oder beruflichen Alltag. Mit Hilfe von Simulationsübungen und den damit persönlich gemachten Erfahrungen gelingt es, eine andere “Sichtweise“, eine andere „Sensibilisierung“ für das Ausmaß und die Auswirkung der Sehbeeinträchtigung zu erfahren und eine andere Wertschätzung und Hilfestellung zu entwickeln. Die Kommunikation über Sprache, mit eindeutigen Formulierungen und konkreten Angaben, ist besonders wichtig im Umgang mit sehbehinderten Menschen. Sie ermöglicht eine bessere Orientierung und bietet die Chance mit eingeschränktem Sehen oder mit anderen Sinnesorganen die Umwelt „anders“ zu erfahren. Die Bedeutung von Orientierungshilfen, wie Gerüchen, akustischen Signalen und Ordnungsstrukturen wird in diesen Seminaren erfahrbar. Es geht immer um Achtsamkeit, Unterstützung, Geduld und Akzeptanz auf Augenhöhe. Tipps zur Kommunikation mit Menschen mit einer Hörschädigung ■ Achten Sie darauf, dass die Person mit Hörschädigung ihr Gesicht gut sehen kann (dass sie nicht geblendet wird und dass Sie nicht im Schatten stehen). ■ Unterstützen Sie das Gesagte durch Gesten, Gebärden, Körpersprache, Mimik. ■ Bei einem Gespräch mit mehreren Personen, halten Sie eine Gesprächsdisziplin ein. ■ Sprechen Sie langsam und deutlich. Kaugummi, Zigaretten o.ä. im Mund erschweren das Absehen vom Mund. ■ Sprechen Sie Hochdeutsch. ■ Verwenden Sie kurze Sätze, wenig Nebensätze. ■ Wenn Sie nicht verstanden werden, wiederholen Sie den gleichen Satz, ohne ihn zu verändern. Bitte bleiben Sie dabei geduldig. ■ Vergewissern Sie sich, dass ihr Gesprächspartner Sie richtig verstanden hat. ■ Nutzen Sie Stift und Papier. ■ Beachten Sie bei einer Arbeitsanweisung, dass die Person nicht gleichzeitig von ihren Lippen absehen und die jeweilige Arbeit beobachten kann. Daher erklären Sie zuerst und zeigen Sie dann die Tätigkeit. ■ DPB Infoblatt 2015 [ 29 Zu Besuch im Kurzaufenthalt ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG [ DUODAY: INKLUSION FÄNGT IN DER BEGEGNUNG ZWEIER MENSCHEN AN Michel Therer beschäftigt einen Menschen mit Behinderung Das Konzept vom DUOday ist ganz einfach: An einem bestimmten Tag öffnet ein Betrieb oder ein öffentlicher Dienst einer Person mit Behinderung seine Türen. Für diesen Tag („day“) wird ein Team („Duo“) gebildet zwischen der Person mit Behinderung und einem Mitarbeiter des Betriebes bzw. Dienstes. Während des ganzen Tages nimmt der „Praktikant“ möglichst aktiv an den üblichen Aufgaben des Mitarbeiters teil. Die betreffende Arbeitsstelle muss keine offene Stelle sein, aber auch nicht alleine für den DUOday geschaffen werden. Vielmehr geht es darum, dem Praktikanten die Gelegenheit zu geben, einen reellen Arbeitsplatz zu entdecken. Somit setzt die Teilnahme am DUOday keine Einstellung voraus. Der Wirtschafts- und Sozialrat der DG (WSR) übernimmt mit Unterstützung des Start-Service die Organisation, die Verwaltung, die Öffentlichkeitsarbeit und die Betriebsakquise. Die Auswahl der Kandidaten mit Behinderung sowie die Versicherungskosten für die Praktikanten übernimmt der StartService. Hintergrund Die Idee wurde 2008 in Irland geboren und wurde seitdem in Schweden, Niederlanden, Wales aufgegriffen und soll langfristig zu einer europäischen Aktion werden. Eine allererste Auflage des DUOday (damals noch „DUOdag“) fand im Jahr 2010 in Flandern statt, dann folgten 2013 die Wallonie und 2014 die Region Brüssel Hauptstadt. Auch wenn eine langfristige Einstellung kein vorrangiges Ziel darstellt, führte der DUOday sowohl 30 ] DPB Infoblatt 2015 in der Wallonie als auch in Flandern mehrmals zu festen Einstellungen oder längeren Praktikumsangeboten. Auf Vorschlag von und in Zusammenarbeit mit dem Start-Service wurde am 16. Dezember 2014 der erste DUOday der DG organisiert. Das Projekt wurde durch den Europäischen Sozialfonds und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens kofinanziert. Projektträger wurde der Wirtschafts- und Sozialrat der DG. Bericht des ersten DUOday Acht Arbeitgeber meldeten sich, um insgesamt neun Praktikums- ] plätze für den DUOday anzubieten. Aus organisatorischen Gründen musste ein Arbeitgeber jedoch wieder aussteigen, sodass letztendlich acht Duos gegründet werden konnten. Aussagen von Praktikanten Ich habe vorher viele schlechte Erfahrungen gemacht. Zum ersten Mal habe ich den Eindruck, nicht verurteilt, sondern verstanden zu werden. Dass der Arbeitgeber und die DUOKollegin mich ganz einfach so akzeptieren, wie ich bin, ist äußerst wichtig. Deswegen haben wir sehr schnell unsere eigene Arbeitsweise finden können und meine Behinderung spielt keine Rolle mehr.“ Es ist für mich sehr wichtig und motivierend, beruflich nützlich sein zu können, anstatt zu Hause zu bleiben und mich zu langweilen. Die Arbeit macht Spaß und ist interessant. Ich würde sehr gern weiterarbeiten.“ Anzahl angebotener Praktikumsstellen 9 Anzahl Arbeitgeber, die Praktikumstellen angeboten haben 8 Anzahl effektiv gegründeter Duos 7 Anzahl Arbeitgeber, die sich effektiv beteiligten 6 davon: Arbeitgeber, die noch keine Person mit Behinderung beschäftigt hatten 3 davon: Arbeitgeber, die bereits Personen mit Behinderung beschäftigt hatten 3 Anzahl Arbeitgeber, die nach dem DUOday Interesse daran zeigten, die Zusammenarbeit mit dem Praktikanten ggf. fortzusetzen 3 Zusammenarbeit tatsächlich fortgesetzt 1 (uns bekannter Stand am 31.12.14) ZUSAMMENARBEIT BEI DER STELLENVERMITTLUNG Die Arbeit gefällt mir und der Kontakt mit meinem DUO-Kollegen ist wirklich sehr gut. Er sagte sogar, dass ich als zukünftiger Kollege perfekt passen könnte. Ich bin froh, zeigen zu können, dass ich trotz meiner Behinderung ein ganz normaler Mensch bin und etwas kann.“ Ohne Worte Manche Teilnehmer konnten ihre Erlebnisse nicht in Worte fassen, zeigten aber deutlich strahlende Gesichter. Aussagen von DUO-Mitarbeitern und Arbeitgebern Wir haben fleißig gearbeitet aber auch viel gelacht.“ Wichtig ist die Motivation. Man muss nicht sofort alles können oder schnell sein, sondern die Arbeit verstehen und gut machen. Und hier ist dies zweifellos der Fall“. Die Behinderung meiner DUO-Kollegin war gar kein Problem. Wir haben uns sehr schnell aneinander angepasst und dementsprechend ist alles super gelaufen. Das gegenseitige Verständnis spielt eine große Rolle. Die Zusammenarbeit konnte deswegen spontan, angenehm und effizient verlaufen.“ Der DUOday war auch für mich eine sehr positive und angenehme Erfahrung. Da meine DUO-Kollegin am Tag danach wieder bei mir im Büro war, um bei einigen angerissenen Themen nochmals nachzufragen, denke ich, dass es auch ihr gut gefallen hat. Die Erfahrungswerte der Duos zeigten, dass schon ein gemeinsam erlebter Tag vieles bewegen kann. Ich hoffe und denke, dass die Einblicke in unseren Arbeitsalltag ihr neue Berufseindrücke vermitteln konnten.“ Schade, dass der Tag so kurz war, ich hätte meinem „Duo-Kollegen“ gerne noch andere Aufgaben gezeigt.“ Ich war anfangs unsicher darüber, ob ich fähig bin, eine Person mit Behinderung einen Tag lang bei der Arbeit zu begleiten und habe deshalb eher skeptisch auf den Vorschlag meines Chefs reagiert, am DUOday teilzunehmen. Der Start-Service hat mir daraufhin einen Arbeitsplatzassistenten zur Seite gestellt, der mich bei meiner Aufgabe unterstützt hat. Letztendlich ist die Zusammenarbeit mit dem Praktikanten sehr gut verlaufen und ich war von seiner Motivation und seinem Einsatz an diesem Tag sehr beeindruckt. Ich könnte mir sogar vorstellen, ihn weiterhin auszubilden, er passt sehr gut in unser Team !“ Aussage von Minister Antonios Antoniadis Das Kabinett vom Minister der DG für Familie, Gesundheit und Soziales, Antonios Antoniadis, beteiligte sich auch als Arbeitgeber am DUOday. Letzterer hat sich ebenfalls mit der behinderten Praktikantin unterhalten und erklärte im Nachhinein: Ausschluss und Diskriminierung haben in unserer Gesellschaft keinen Platz. Ich begrüße daher Initiativen wie den DUOday. Sie fördern die aktive Teilhabe von behinderten Menschen am gesellschaftlichen Alltag und rücken ihre Fähigkeiten und Talente in den Vordergrund“. Zukunft des DUOday Ab März 2015 findet der nationale DUOday jährlich statt, an dem auch die DG teilnimmt. Der WSR und Start-Service werden diesen Tag in der DG auch in Zukunft organisieren. Interessiert ? Dann kontaktieren Sie uns per Email unter [email protected] oder per Telefon unter 087/56.82.13 DPB Infoblatt 2015 [ 31 [ ”EIN VORBILD FÜR ALLE IM BETRIEB”…
© Copyright 2024 ExpyDoc