Nr. 18/2015 – Woche 27.04. bis 03.05.15 Israelische Hilfe für Erdbeben-Opfer in Nepal Wenn irgendwo auf der Welt ein Unglück geschieht, sind Israelis meist unter den ersten der ausländischen Hilfskräfte, die anreisen. Auch nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal, bei dem nach Angaben der nepalesischen Regierung mindestens 4000 Menschen umgekommen sind, schickte die israelische Organisation Magen David Adom (MDA) bereits am Sonntag eine Gruppe Ärzte und Sanitäter. Neben der Betreuung von Israelis vor Ort sollen die israelischen Mediziner vor allem auch der nepalesischen Bevölkerung helfen: „Wir wollen eine Erste-Hilfe-Station aufbauen, um die wichtige Behandlung in den ersten 48 Stunden zu gewährleisten. Daneben werden wir uns um die Versorgung mit Schmerzmitteln und Antibiotika kümmern und prüfen, wie wir schwer Verletzte in Krankenhäuser evakuieren können“, erklärte Dr. Rafi Strugo, Direktor der medizinischen Abteilung des MDA. Auch eine Delegation von rund 240 Soldaten und Offizieren hat sich bereits auf den Weg gemacht, um die örtlichen Behörden zu unterstützen. Unter den Israelis vor Ort sind neben Rucksackreisenden übrigens auch Dutzende israelische Familien, deren Kinder von nepalesischen Leihmüttern ausgetragen und geboren wurden. Dieses israelische Paar und ihre neu neugeborenen Zwillinge sind mittlerweile sicher aus Nepal nach Israel zurückgekehrt (Bild: Facebook) 1 Weitere Informationen: Israel schickt Hilfe nach Nepal (englisch), Ynet, 26.04.15 http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4650593,00.html Israel 11.-glücklichste Nation der Welt Die Bedingungen scheinen in Israel - einem Land, das immer wieder durch Krieg und Terroranschläge erschüttert wird – nicht die besten und trotzdem ist Israel laut einem Bericht der UN die 11.-glücklichste Nation weltweit. Damit sind Israelis nicht nur glücklicher als ihre Nachbarn sondern auch die Menschen in den USA, Deutschland und Großbritannien. Der Bericht, der sich auf Befragungen von mehr als 2.000 Menschen je Land bezieht, hat sechs Hauptfaktoren herausgefunden, die das Glücksempfinden der Menschen beeinflussen: Das Bruttoinlandsprodukt, Sozialleistungen, Lebenserwartung, individuelles Freiheitsgefühl, Großzügigkeit und die Wahrnehmung von Korruption. Auf Platz eins der glücklichsten Menschen liegt laut dem Bericht übrigens die Schweiz, gefolgt von Island und Dänemark; die unglücklichsten Menschen hingegen leben in Togo, Burundi und Syrien. Strand und Meer sind zwar keine Faktoren im UN-Bericht – machen Israelis aber auch glücklich (Bild: Times of Israel). Weitere Informationen: Israelis sind 11.-glücklichste Nation (englisch), Times of Israel, 26.04.15 http://www.timesofisrael.com/un-ranks-israel-11th-happiest-country-worldwide/ 2 Philanthropie in Israel: Privat-öffentliche Partnerschaften als höchste Stufe der jüdischen Spendenkultur Öffentlich-private Partnerschaften sind weltweit beliebt, um die oft angespannten öffentlichen Haushalte von Kommunen und Städten zu entlasten. Wie in den USA üblich, spielt die Finanzierung öffentlicher Anliegen aus privaten Mitteln auch in Israel eine große Rolle. Seit der Gründung des Nahost-Staates haben jüdische und nicht-jüdische Philanthropen aus der ganzen Welt Milliarden für Projekte im Land gespendet. Ob Krankenwagen, Museumsflügel oder Spielplatz – die Schilder und Tafeln mit den Worten „Donated by“ oder „in Memory of“ sind aus Israel nicht wegzudenken... Von Katharina Höftmann Für den israelischen Film „Sallah Shabati“ hat Drehbuchautor Ephraim Kishon schon 1964 eine bezeichnende Szene geschrieben: Neueinwanderer und Kibbuzniks pflanzen ein paar Bäume auf einem kahlen Feld, als auf einmal ein Herr im Anzug ein Schild mit den Worten „Simon Birnbaum Wald. New York U.S.A.“ in den trockenen Boden hämmert. „Mein Freund, ich stelle ein Schild für den Herrn auf, der das Geld für diesen Wald gegeben hat“ erklärt der Anzugsträger dem Neueinwanderer Sallah Shabati. Die großzügigen Spender kommen in einem noblen Auto angefahren. Gucken begeistert und düsen, nachdem sie ein paar Fotos gemacht haben, zufrieden wieder ab. Der Anzugträger kehrt zurück, zieht das Schild aus dem Boden und stellt ein neues auf. „Mrs. Pearl Sonnenschein Wald. Detroit, U.S.A.“ Dazu erklärt er: „Es ist Urlaubssaison. Jeder will seine eigene Tafel.“ Ein Großteil der Spenden amerikanischer Juden geht nach Israel Spenden für Israel haben eine wesentliche Rolle im Aufbau und der Entwicklung des Staates gespielt. Ob in Kriegen, in denen es ums Überleben des Landes ging (allein die New Yorker Spender haben im Jom Kippur-Krieg 150 Millionen Dollar für Israel gegeben) oder in Zeiten, in denen das kleine Land mit Einwanderungswellen zu kämpfen hatte. Auch heute noch machen die Spenden für Israel laut eines Berichtes des Magazin Forward einen Großteil (38 Prozent) der Spenden jüdischer Philanthropen (2014 insgesamt rund 26 Milliarden Dollar) aus. Das meiste Geld geht laut einer Studie der Brandeis Universität an zionistische, Wohlfahrts- und Bildungsorganisationen. 3 Auch das neue Herta and Paul Amir-Gebäude des Tel Aviver Kunstmuseums wurde beispielsweise von Amerikanern gespendet (Bild: Tel Aviv Museum of Art) Rund die Hälfte aller Spenden für israelische Vereine und NichtRegierungsorganisationen kommt von amerikanischen Juden. Und auch wenn die Spendenbereitschaft in den letzten Jahren etwas zurückgegangen ist – nach wie vor, scheint sich das Land auf die großzügigen Privathilfen zu verlassen. Wie das konkret aussieht und dass großzügige Hilfe manchmal auch aus Deutschland und der Schweiz kommt, kann man an Projekten wie dem Zentrum für gehörbehinderte Kinder „MICHA“ in Jerusalem sehen. „Nur so können wir als Gesellschaft und Stadt erfolgreich sein“ Zur Eröffnung des neuen Gebäudes im April 2015 ist neben Spendern, Mitarbeitern und Kindern auch der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat gekommen: „Heute und hier umarmen wir Kinder, die besondere Herausforderungen bewältigen müssen. Nur so können wir als Gesellschaft und Stadt erfolgreich sein“, erklärte Barkat bei strahlendem Sonnenschein und bezieht sich dann auch auf die acht Stufen des Gelehrten Rabbi Rambam (Maimonides): „Diese privat-öffentlichen Partnerschaften sind wie die höchste Stufe der jüdischen Spendenkultur: Es wird gegeben, damit die Betroffenen auf eigenen Füßen stehen können.“ Nir Barkat spricht auf der Eröffnung des MICHA-Zentrums in Jerusalem (Bild: Presse). Im Falle des MICHA-Zentrums, das es seit 1969 gibt und das sowohl arabisch als auch hebräisch-sprechende Kinder fördert, mussten alle Beteiligten viele Jahre auf 4 ein neues, modernes Gebäude und die entsprechende Ausstattung warten. So erklärt Samach, eine der Mitarbeiterinnen in dem Zentrum lachend: „Ich habe vor 14 Jahren bei MICHA angefangen und damals hieß es, wir ziehen bald in das neue Gebäude. Heute ist der Tag endlich gekommen.“ Möglich geworden ist der Bau, der etwa 5 Millionen Dollar gekostet hat, vor allem auch durch Spenden aus Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz, die von der Jerusalem Foundation gesammelt wurden. In diesen Ländern kommt das Geld oft von anonymen Spendern oder eigens eingerichteten Stiftungen. Gerade zwischen Deutschland und Israel gibt es zudem viele Kooperationen, die staatlich gefördert werden. Spender aus der Schweiz und Deutschland enthüllen gemeinsam mit Sallai Meridor (Jerusalem Foundation, ganz links auf dem Foto) ihre Spendertafel (Bild: Presse). Doch private Spenden aus der Schweiz oder Deutschland scheinen insgesamt eine untergeordnete Rolle in Israel zu spielen. Und so ist es auch kein Wunder, dass es (trotz der vielen Statistiken die gerade zum Verhältnis Deutschland-Israel existieren) keine Statistik oder Studie, wieviel Geld aus Deutschland oder der Schweiz für Israel gespendet wird, gibt. Für die Kinder, die im MICHA-Zentrum lernen und gefördert werden, spielt es sowieso eine untergeordnete Rolle, wo das Geld für das neue Gebäude herkommt. Sie genießen den fantastischen Ausblick auf den Berg Zion, den sie von ihren Spielräumen aus haben und freuen sich sichtbar über all den Platz und das neue Spielzeug. Weitere Informationen: Die jüdisch-amerikanische Spendenindustrie (englisch), Forward, 24.03.14 http://forward.com/news/israel/194978/26-billion-bucks-the-jewish-charityindustry-unco/ 5 Studie der Brandeis Universität über Spenden für Israel (englisch), April 2012 http://www.bjpa.org/Publications/details.cfm?PublicationID=14096 Webseite des Zentrums für gehörbehinderte Kinder „MICHA“ (englisch) http://michajr.org.il/english/ Ihre Ansprechpartner Redaktion: Katharina Höftmann; sie arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Momentan arbeitet sie als freie Journalistin und Buchautorin. E-Mail: [email protected] Projektverantwortlicher für den GIS-Vorstand: Jacques Korolnyk; E-Mail: [email protected] Hintergrund Der wöchentliche Info-Service der Gesellschaft ISRAEL-SCHWEIZ (GIS) informiert Sie über spannende Aspekte, die sonst in der Berichterstattung über Israel kaum wahrgenommen werden. Darüber hinaus bietet der Info-Service einmal im Monat einen ausführlichen Bericht zu wechselnden Themen aus folgenden Bereichen: Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Gesundheit und Medizin, Wirtschaft und Finanzen, Energie und Umwelt, Gesellschaft und Vermischtes. Ferner bietet die GIS den Journalisten Hilfe bei der Recherche und ausführliche Zusatzinformationen zu den einzelnen Themen an. 6
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