BLICKPUNKT „Was habt ihr, was wir nicht haben?“ Landeswettbewerb: Schüleraustausch NordrheinWestfalen – Israel/Palästina Die Vertiefung der traditionell engen Beziehungen zu Israel haben für Nordrhein-Westfalen hohe Priorität. Die Resonanz auf den LandeswettbeVertiefung der Beziehung werb 2007 zur Intensiviezu Israel hat hohe Priorität rung nachhaltiger, projektorientierter Schulpartnerschaften zeigt, wie viel Positives in den Jahrzehnten nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik im Jahr 1965 gewachsen ist. Die Preisgelder ermutigten Schulen, sich den Herausforderungen einer Schulpartnerschaft mit Israel oder Palästina neu zu stellen. Hier ist der Bericht der Israelreise des Erzbischöflichen St. Ursula Gymnasiums Düsseldorf im Juli 2007: „Let´s have a fantastic week – together“, mit diesen Worten wurden wir am Sonntag, den 15. Juli 2007, von unserer Kollegin, Frau Malka Shamir de Löw, auf dem Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv herzlich begrüßt. Völlig übermüdet erwarteten wir aufgeregt und ohne genaue Vorstellungen dessen, was uns erwarten sollte, diesen Austausch mit der Makief Het High School in Beer Sheba, der Partnerstadt von Wuppertal. Vorgeschichte Nach dem Besuch einer israelischen Schülertanzgruppe aus Sderot an unserer Schule im Sommer 2006 wuchs am Erzbischöflichen St. Ursula Gymnasium in Düsseldorf der Wunsch, einen dauerhaften Kontakt zu einer israelischen Schule aufzubauen und so bei jungen Menschen in beiden Ländern für gegenseitige Toleranz und ein besseres Verständnis werben zu können. Umso größer war die Freude, als uns der positive Bescheid der Wettbewerbsjury erreichte. Nach dem Motto „Was habt ihr, was wir nicht haben?“ bereiteten sich unsere Schülerinnen und Schüler in Referaten und Projekten auf den direkten Kontakt mit Kontakte mit unterschiedu nt e r s c h i e d l i c h e n lichen Kulturen und Religionen Kulturen, politischen Sichtweisen und Religionen im Nahen Osten vor. Für sie war es besonders motivierend, das Heilige Land als Wiege des Christentums kennen zu lernen, sowie das Judentum als Wurzel des Christentums besser verstehen zu können. Johannes Gillrath StD i.K, Erzbischöfliches St. Ursula Gymnasium Düsseldorf Frank Brennecke OStR i.K., Erzbischöfliches St. Ursula Gymnasium Düsseldorf Herzliche Gastgeber Gemeinsam mit unseren Gastgebern tauchten wir in das alltägliche Leben in Beer-Sheva (auch Beer She´va oder Beer Sheba) und Bethlehem ein. Die Erfahrung außerordentlicher Gastfreundschaft übertraf alle anderen Eindrücke in dieser Woche und hinterließ bei uns einen tiefen bleibenden Eindruck. Ein fantastisches Land Bei den Tagesreisen nach Jerusalem, Galiläa, zum Toten Meer und nach Tel Aviv konnten wir wichtige Erkenntnisse über das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen gewinnen und die Spuren christlicher Anfänge verfolgen. Neben der einmaligen kulturellen und religiösen Vielfalt beeindruckte uns auch besonders die geographische Vielfältigkeit dieses Landes, in dem fast genauso viele Tier- und Pflanzenarten vorkommen wie in ganz Europa. Das Tote Meer als tiefster frei zugänglicher Ort der Erde und die Negev-Wüste waren überwältigend (und das nicht nur wegen der wirklich außerordentlich hohen Temperaturen). Auch der Abend in einem Jugendhotel oberhalb des See Genezareth wird vielen von uns in schöner Erinnerung bleiben. Unser Aufenthalt in Bethlehem gab uns Einblicke in die Situation der Palästinenser – hier besonders der christlichen – beim Besuch einer Schule des lateinischen Patriarchats. Die Zusammenkunft mit Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern vermittelte uns Einsichten, die unser Bild des israelisch-palästinensischen Konfliktes aus palästinensischer Sicht ergänzten. Gemeinsam Gemeinsam mit unseren israelischen Gastgebern besuchten wir auch die Holocaust Gedenkstätte Yad Va Shem in Jerusalem. Dieser Besuch war ein wichtiger, aufwühlender Bestandteil der Reise und rührte an unserem Bewusstsein als deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in ganz besonderer Weise. Die Bereitschaft der Jugendlichen, sich mit diesem für alle Schule NRW 12/07 691 BLICKPUNKT schmerzhaftem Thema zu beschäftigen, zeigte uns deutlich, dass wir die Herausforderungen der Zukunft nur gemeinsam bewältigen können. So ergab sich ein besonderes Geflecht verschiedenster Aspekte, die unsere Reise unvergesslich werden ließ. Intensive Gespräche, gemeinsame Aktivitäten und gegenseitige Rücksichtnahme auf die Wünsche und Bedürfnisse des Anderen prägten den Umgang in dieser Woche. Kontakte Die aus der Begegnung entstandenen Kontakte zwischen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften beider Regionen können dank moderner Telekommunikationsmittel zu einem Gefühl einer geeinten Welt beitragen. So haben alle Beteiligten die Möglichkeiten der „elektronischen Kontaktpflege“ gleich nach Rückkehr intensiv genutzt und tragen somit tatsächlich in kleinen Schritten zu einer geeinten Welt bei. Neben dem Austausch von Schülergruppen ist auch an den Austausch einzelner Schülerinnen und Schüler gedacht, die dort oder bei uns in Nordrhein-Westfalen einen längeren Aufenthalt (ein bis zwei Schulhalbjahre) verbringen können. Landeswettbewerb 2008 Unter dem Motto „Was Euch berührt, was uns berührt ...“ wird der Landeswettbewerb „Schüleraustausch NordrheinWestfalen – Israel/Palästina“ im Jahr 2008 unter folgenden Rahmenbedingungen fortgesetzt: Nachhaltigkeit Die Partnerschaft ist auf Langfristigkeit ausgerichtet und so organisiert, dass sich die gemeinsame Arbeit am Thema mindestens über ein Schuljahr erstreckt und regelmäßige gemeinsame Aktivitäten beinhaltet. Projektorientierung Die Zusammenarbeit orientiert sich an Themen, die für beide Partner relevant sind. Ziel ist das vertiefte gegenseitige Verständnis des Lebens und der Kultur des Anderen. Am Ende des Projekts steht ein gemeinsames Produkt. Einbindung der Schülerinnen und Schüler Von Anfang an sind die Schülerinnen und Schüler an der Planung und Themenauswahl beteiligt. Sie stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten. Integration ins Alltagsleben der Gastgeber Die Schülerinnen und Schüler werden in Gastfamilien untergebracht und sind in das Alltagsleben der Gastfamilien und der Partnerschulen integriert. Das kann beispielsweise durch Teilnahme am Unterricht, gemeinsame Projektarbeit, Besuch von Schuleinrichtungen, Kurzpraktika in Betrieben geschehen. Daher finden die Austauschbegegnungen überwiegend während der Schulzeit der Gastgeber statt und haben in der Regel eine Mindestdauer von zehn Tagen. Wir hoffen, dass diese Reise erst den Anfang eines gegenseitigen Schulaustauschs darstellt, der bereits im nächsten Jahr durch einen Gegenbesuch der Gruppe aus Beer-Sheva fortgeführt werden soll. In den folgenden Jahren wird dann hoffentlich auch der Austausch mit der Schule in Bethlehem anlaufen, was auf Grund der politischen Situation momentan zwar schwierig zu planen ist, auf der anderen Seite aber einen wichtigen Beitrag zu einem besseren gegenseitigen Verständnis darstellen wird. Zwar ist internationale Zusammenarbeit zunächst mit einer gewissen Mehrarbeit verbunden. Der nachhaltig positive Eindruck bei unseren Schülerinnen und Schülern und auch bei uns selbst ist für uns aber Motivation genug, auch in Zukunft diesen Schüleraustausch weiter voran zu bringen. Diese deutsch-israelische Woche war wirklich fantastisch. Unsere israelische Kollegin hatte mit keinem Wort übertrieben. 692 Verankerung im Schulleben Die Schulpartnerschaft ist als integraler Bestandteil des Schulprogramms oder des pädagogischen Profils dokumentiert. Sie ist Aufgabe der gesamten Schulgemeinschaft. Transparenz Relevante Projektschritte und Ergebnisse der Schulpartnerschaft werden für alle Interessenten innerhalb und außerhalb der Schulgemeinde nachvollziehbar veröffentlicht (etwa Presseberichte, Beiträge auf der Homepage der Schule, „Tag der offenen Tür“). Weitere Informationen zum Landeswettbewerb 2008: www.schulministerium.nrw.de/BP/LINKS/ISRAEL Schule NRW 12/07
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