ib_1415-15_leipzig - Generation Luzifer 1998

VORWORT
[Phil] Hallo FCK-Fans,
habt ihr auch ein komisches Gefühl, wenn ihr daran
denkt wer oder besser gesagt was heute in unser Fritz
Walter-Stadion kommt? Das Virus in unserer Stadt zu
haben, dass den Volkssport Fußball so akut bedroht
und die Identität dieses Sport so konterkariert. Wahrscheinlich denkt sich der ein oder andere beim lesen
dieser Zeilen, dass wir doch alles Träumer und Romantiker sind, die sich den Fußball von gestern wünschen.
Der sogenannte Fußball von gestern wird nicht wiederkommen, dass ist uns auch bewusst. Doch machen
nicht diese Träumereien und diese Romantik den Fußball aus? Oder sind es mittlerweile nur noch das Geld
und die Erfolge die einen Wert haben, auf dieser Bühne des modernen Fußballs? Ich stelle unseren Lesern
die Frage: Denkt ihr nicht auch öfters an diese ganzen
Geschichten die ihr mit dem 1.FC Kaiserslautern erlebt habt? An diese ganzen Momente, welche wir mit
Namen wie Fritz Walter, Ronnie Hellström, Hans-Peter
Briegel oder Olaf Marschall verbinden? Sind es nicht
diese Geschichten und Momente warum wir diesen
Sport, diesen Verein so lieben? Auch jetzt wird der
Zwischenruf kommen, dass man sich von der Vergangenheit heute nichts kaufen kann. Doch zählen
nicht andere Werte viel mehr als nur der Erfolg und
das (schnelle) Geld?! Bei Sympathisanten dieser Konstrukte scheinbar nicht. Wollt ihr so werden wie die
da drüben, die uns heute gegenüberstehen? Leute
die einem Konstrukt hinterherrennen, welches komplett deckungsgleich auch in anderen Ländern gibt?
Für was oder besser für wen stehen die eigentlich da
drüben im Gästeblock? Wir Betze-Fans stehen hier für
unseren Verein, für unseren FCK. Schon seit Jahren,
Jahrzehnten. Wir haben uns in ihn verliebt, weil er einmalig war und ist, es gibt ihn nur einmal auf dieser
Welt. Wir sind zusammen mit ihm groß und erwachsen geworden. Er hat uns Glück und Leid beschert, wir
gehen mit unserem FCK durch dick und dünn. All das
werden diese Schönwetterfußballer niemals erleben
und sie werden es auch nie verstehen, weshalb wir
das tun. Wir und unser FCK sollen nie so werden, wie
dieser Virus, der heute unseren Betze besudelt. Wir
haben es selbst in der Hand, ob wir und unser Verein
sich treu bleiben, mit all den Momenten, Geschichten
und Augenblicken die ihn und uns geprägt haben,
oder ob wir irgendwann auch so werden wie das
Produkt, das sicher nicht das letzte seiner Art bleiben
wird. Für den Fußball und den Verein den wir lieben.
RB vernichten!
Vorschau:
21.04.2015, 19:00 Uhr - FCK II - TuS Koblenz - Fritz-Walter-Stadion, Kaiserslautern
24.04.2015, 18:30 Uhr - VfL Bochum - FCK - Ruhrstadion, Bochum
24.04.2015, 19:00 Uhr - SV Eintracht Trier - FCK II - Moselstadion, Trier
02.05.2015, 13:00 Uhr - SV Darmstadt 98 - FCK - Stadion am Böllenfalltor, Darmstadt
02.05.2015, 14:00 Uhr - FCK II - Kickers Offenbach - Fritz-Walter-Stadion, Kaiserslautern
Infoblättsche der Generation Luzifer · Auflage: 1.000 Stück · Herausgeber: Generation Luzifer
Redaktion: Julian, Phil, Jelena · Layout: Daniel · online unter: www.gl98.de
Das Infoblättsche ist kein Erzeugnis im presserechtlichen Sinne. Es dient vielmehr als Rundbrief von Fans für Fans des 1. FC Kaiserslautern. Alle hier dargestellten Fotos und Berichte stellen lediglich Tatsachen dar und sollen weder zu Gewalt noch zu Alkoholkonsum
aufrufen. Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien verboten ist! Berichte und Fotos
spiegeln lediglich die Meinung der jeweiligen Autoren wieder, nicht zwangsläufig die Meinung der Generation Luzifer.
| Spielberichte
1. FC Kaiserslautern - 1. FC Heidenheim 4:0
Sieg fürs Torverhältnis
[Jelena] An diesem von Fritz-Walter-Wetter
untermalten Spieltag pilgerten rund 32.000
FCK-Fans den Betzenberg , um die Mannschaft
im Endspurt im Aufstiegskampf gegen den
1. FC Heidenheim zu unterstützen.
Auch die Mannschaft schien an diesem Tag besonders heiß auf einen Sieg zu sein, denn sie
machte sofort Druck, drängte die Heidenheimer in ihre eigene Hälfte und ließ ihnen kaum
Platz zum Spielaufbau. Es wurde schnell klar
wer der Herr im Haus ist. Somit eröffnete Willi
Orban (3.) durch einen Kopfballtreffer schon
sehr früh das Torfestival. Durch die weiteren
Tore von Matmour (42.), Klich (77.) und Hofmann (86.) wurde der höchste Sieg der Saison
eingefahren. Die offensive Spielweise wusste
durchaus zu gefallen und wurde letztendlich
auch belohnt. Auch als man sich über kurze
Phasen etwas fallen ließ kamen die Heidenheimer nicht zum Zug und jeder Versuch vor
Sippels Tor zu gelangen wurde sofort unterbunden. So spielt ein Aufsteiger!
Während des Spiels war die Stimmung in der
Westkurve jedoch eher im Mittelmaß. Erst in
den letzten 15 Minuten ging ein kleiner Ruck
durch die Leute und es entwickelte sich so
etwas wie eine ordentliche Untersützung. Für
einen möglichen Aufsteiger ist leider noch zu
viel Potenzial nach oben, was das Kurvengeschehen angeht. Hoffen wir mal, dass es die
nächsten Spiele besser wird.
Die ca. 1000 mitgereisten Heidenheim Fans
zeigten zu Beginn des Spiels eine Choreografie mit einer Blockfahne und zwei Spruchbändern, welche das Motto „Bis zur Hölle und noch
viel weiter“ trug. Anfangs konnte man sogar
einen Hauch Stimmung von den Gästen vernehmen. Im weiteren Verlauf fielen diese dann
aber dann nicht weiter auf.
Infoblättsche Nr. 15 | Saison 2014/15 | FCK - Leipzig
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| Spielberichte
Fortuna Düsseldorf - 1. FC Kaiserslautern 1:1
Unentschieden im Shopping-Center
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[Julian] Da es uns im letzten Jahr aus bekannten Gründen nicht gelungen ist, die Altbier-Stadt über den Seeweg einzunehmen
um dort zu plündern und zu brandschatzen,
musste heute also ein neuer Plan her. Der Luftweg schied leider vorzeitig aus und so blieb
nur der Straßenkreuzer als sinnvolle Option
über. Dieser machte sich dann um die Mittagszeit aus der Pfalz auf den Weg an den schönen
Rhein. Nach kurzweiliger Fahrt erreichten wir
weit vor dem Anstoß das Einkaufszentrum,
oder wie die Einheimischen es liebevoll nennen „Stadion“.
nen. Aber der klassische FCK-Fan ist ja leidgeplagt und lässt sich heutzutage nicht mehr so
Kurz auf die anderen Gruppen gewartet ging einfach von der Aufstiegseuphorie anstecken.
es auch schon in den Gästeblock. Dieser war Auf dem Rasen ging es dann auch direkt rund.
dann mit knapp 2.500 Betze-Fans für einen Es waren gerade einmal acht Minuten gespielt,
Montag gut gefüllt. Wenn man aber bedenkt, da konnte Zoller bereits den Ball im richtigen
dass wir hier um den Aufstieg spielen, hätten Tor unterbringen. Aber auf einen guten Start
es ruhig auch ein paar mehr Leute seien kön- folgte wie so oft ein recht mäßiger Kick. In
Infoblättsche Nr. 15 | Saison 2014/15 | FCK - Leipzig
| Spielberichte
Halbzeit zwei das gleiche Bild. Kaiserslautern
versucht, aber kommt nicht zum Abschluss
und muss aufpassen, dass man dem Gegner
nicht zu viel Raum bietet. Denn die Fortuna
wurde immer gefährlicher und der Ausgleich
war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Da der
Schiedsrichter anscheinend keine Zeit mehr
hatte, beschleunigte er einfach das eintreten des Gegentores, indem ein vermeintlich
harmloses Kopfballduell mit einem Strafstoß
geahndet wurde. Dieser wurde natürlich verwandelt und schon stand es 1:1. Da es kurz
vor Schluss passierte, ärgerte man sich natürlich gleich doppelt und dreifach über diese
Entscheidung. So blieb es am Ende auch bei
der Punkteteilung.
Bis zum Elfmeter war die Stimmung im Gästeblock ganz ordentlich. Da die Gruppen
leider nicht zusammenstanden, viel die Koordination leider nicht optimal aus, aber der
Gästeblock hatte Bock und so konnte man
den ein oder anderen Schlachtruf und Fangesang im weiten Rund vernehmen. Die Gegenseite bot da schon weniger. Außer ein
paar bekannten Melodien, nahm man nicht´s
von der anderen Seite war.
Leicht betrübt wegen dem Gegentor machte man sich wieder auf den Heimweg, wo es
nach ein paar Stunden Schlaf schon wieder
auf die Arbeit oder in die Schule ging. Wenigstens hat diesmal der Plan für das Einnehmen
der feindlichen Stadt funktioniert.
Scheiß Montagsspiele!
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| Fußballkulturen
Ostasien Spezial
Teil 11
Ganze sieben Monate ließ ich mir Zeit, der im
letzten Jahr vor Ort getätigten Ankündigung
Taten folgen zu lassen, ins Busan Asiad Main
Stadium möglichst bald für einen Spielbesuch
zurückzukehren. Tja, erstens kommt es anders
und zweitens schneller als man denkt. Bevor es soweit war, stärkte man sich noch mit
einer großen Portion der lokalen Spezialität
Milmyeon und erwies dem Busan Tower im
wunderbar blühenden Yongdusan Park seine
Reverenz.
Über den runden Koloss, in dem 2002 sowohl
Begegnungen der Fußball-Weltmeisterschaft
als auch die Asienspiele stattfanden, ist an dieser Stelle ja bereits alles gesagt worden. Auf
zwei Seiten hat man mittlerweile Stahlrohtribünen auf die Laufbahn gesetzt, denn die Massen
von damals locken die Spiele des Busan IPark
FC in der K League Classic von heute natürlich
nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Dabei erlebte die Stadt in den Achtzigern und Neunzigern durchaus erfolgreiche Fußballzeiten. Vier
Ulsan nur eine schwache vierstellige Anzahl an
Zuschauern. Busan (bis dato ein Mal auswärts
gesehen) dürfte denn auch die unterirdischste
von all den schlechten Fanszenen in der ersten
Liga haben. Ein 0:0 auf wie abseits des Platzes, aber wo man noch nie Bock darauf hatte,
soll man es auch bleiben lassen. Macht einen
Ground ja nicht besser oder schlechter und für
gute Stimmung sind schließlich andere Länder
zuständig. In puncto guten Essens ist man in
Korea jedoch genau richtig und in Busan führt
was Kulinarisches betrifft kein Weg am berühmten Jagalchi-Fischmarkt vorbei. Manch einer
wird sich vielleicht über das häufige Auftau-
Mal Meister, drei Mal Vize, 1986 (damals noch
unter dem Konzernnamen Daewoo Royals) gar
der Triumph in der asiatischen Königsklasse.
Seit der Jahrtausendwende ist mit Ausnahme
eines Pokalerfolges jedoch Schluss mit lustig
und heuer kommt selbst zum „Derby“ gegen
chen des Themas „Essen“ wundern, doch kann
dessen Stellenwert in der koreanischen Kultur
und Mentalität schwerlich überschätzt werden. Es dürfte kaum ein Land mit einer höheren
Gaststättendichte geben, der gesamte Alltagsdiskurs scheint sich um die Fragen zu drehen,
Busan IPark FC - Ulsan Hyundai FC 0:0
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Infoblättsche Nr. 15 | Saison 2014/15 | FCK - Leipzig
| Fußballkulturen
wo, wann und was als nächstes gegessen werden soll und sogar beim Essen selbst drehen
sich die Gespräche mit Vorliebe darum, wer was
besonders „gut“ oder „schlecht“ essen kann.
Selbst beim Schach „schlägt“ man die gegnerische Figur nicht, man „isst“ sie. Kurz und knapp:
Die Koreaner sind versessen auf ihre Küche und
brechen fast in Tränen aus, sollten sie einmal
längere Zeit ohne sie auskommen müssen. Ich
kann das ganz gut nachvollziehen, denn was
heute aufgefahren wurde, war wieder einmal
aller Ehren wert. Auf so einem Fischmarkt kann
man nicht nur frisches (also in der Regel noch
lebendiges) Meeresgetier jedweder Art kaufen,
sondern es auch gleich an Ort und Stelle ver-
zehren. Dabei ersteht man an den Ständen entweder selbst, was später zubereitet werden soll,
oder wählt aus den Standardgedecken. Im Mittelpunkt steht klassischerweise Hoe, roher Fisch
in Scheiben, um den sich neben dem üblichen
Banchan weitere Meeresfrüchte wie Muscheln
oder Meongge gruppieren. Dazu vertilgt der
Koreaner dann noch Unmengen an Soju. Nichts,
was man sich unter der Woche mal eben schnell
reinpfeift und im Vergleich zu „normalen“ Gerichten auch relativ teuer, aber unbedingt zu
empfehlen. Nach zwei vornehmlich in den südlichen Stadtvierteln Seouls verbrachten Tagen
mit dem altehrwürdigen buddhistischen Tempel Bongeunsa und einem offenen Törchen am
im letzten Jahr noch so verschlossenen Olympiastadion der Sommerspiele von 1988 als Höhepunkte bescherte einem die zweite Runde des
FA Cups schließlich den letzten Kick dieser Tour.
Ansan Police FC - Gyeongju KHNP FC 4:6 n.E.
Eifrige Fußballkulturen-Leser werden bei dieser Begegnung aufmerken, hatte ich die Polizeitruppe in einem vergangenen Spezial doch
bereits als heimatlos und daher alle Spiele in
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| Fußballkulturen
Hausherren nach dem Seitenwechsel ratzfatz
zwei Denkzettel verpassten und den Police FC
als Höchststrafe im Elfmeterschießen aus dem
Turnier beförderten. Seine Strafe hatte durch
die so fahrlässig verursachten 120+x Minuten
dummerweise auch das Publikum abzusitzen.
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der Fremde austragend beschrieben. Zu Beginn der neuen Spielzeit hat man nun jedoch
das Ansan Wa~ Stadium als Heimspielstätte
bezogen und seinen Namen der neuen Heimat entsprechend angepasst. Das befremdet
den europäischen Fußballtraditionalisten, ist in
Ländern mit einem Sportsystem nordamerikanischer Prägung jedoch bekanntermaßen Usus.
Die angeblichen 404 Zuschauer (von denen
die Mehrzahl wahrscheinlich vergessen hatte
zu kommen) unter den zwei geschwungenen
Dächern wären wohl alle über einen Schlusspfiff nach 90 Spielminuten erfreut gewesen
und bei einem 2:0-Pausenstand für den Klassenhöheren sollte man da auch guter Dinge
sein dürfen. Leider haben Polizeiinstitutionen
jedoch ein großes Faible dafür, bevorzugt
Versager einzustellen, weshalb die Gäste den
In aller Frühe hieß es am herannahenden Donnerstag dann annyeong Korea, bis in ein paar
Monaten. Das Land der Morgenfrische war im
Vergleich zum Land des Lärms und Herumrotzens die pure Erholung. Das im Voraus vorhandene Wissen um baldige Besserung hatte in
China daher wahrscheinlich in manchen Situationen zu einem besonnenen Verhalten beigetragen, in denen selbiges eigentlich gar nicht
mehr zu verantworten war. Zum Abschluss
durfte man beim Umsteigen am Beijing Capital International Airport dann aber doch noch
einmal chinesischen Boden küssen. Man hatte
sie fast schon liebgewonnen und ein wenig
vermisst, die ganzen dämlichen Tellermützen.
Jetzt waren sie alle wieder da und gingen einem ordentlich auf den Sack. Welchen Sinn
hat es denn bitteschön, Transitreisenden eine
Kontrolle aufzubrummen, um sie ein paar Meter weiter zusammen mit den übrigen Fluggästen derselben Prozedur noch einmal zu
unterziehen? Sinnlose Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für noch ein paar Beamtenschweine mehr, aber es muss hierzulande schließlich
auch ein ganzer Haufen Mokel beschäftigt
werden. Wertvoller Freiraum im Reisepass ging
obendrein flöten, obwohl man gar nicht einreiste. Wenigstens stempelt die Bundesrepublik die
Pässe der eigenen Bürger im Gegensatz zu anderen Ländern nicht, das wäre ja noch schöner.
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