Leben mit Krebs - Berliner Morgenpost

Berliner
EXTRA
Morgenpost
M O N TA G , 2 3 . M Ä R Z 2 015
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Leben mit Krebs
GETTY IMAGES/BRAND X/SCIEPRO
Es gibt zahlreiche Vorsorgemöglichkeiten und neue Therapieansätze
MENSCHHEITSGEISSEL
DARMSPIEGELUNG
ÜBERLEBENSCHANCEN
SPITZENREITER
KREBS
VORSORGE
KINDER
SONNENKRANKHEIT
Krebserkrankungen sind auch
ein Tribut ans lange Leben
Früh entdeckter Darmkrebs ist
in der Regel heilbar
Heilungschancen für Kinder
werden immer besser
Hautkrebs ist die häufigste
Krebsart in Deutschland
Jährlich erkranken in Deutschland
500.000 Menschen an Krebs. 51 Prozent
der Männer und 43 Prozent der Frauen
müssen damit rechnen, im Laufe ihres Lebens an Krebs zu erkranken. Seite 2
Es ist die zweithäufigste Krebserkrankung. In 90 Prozent aller Fälle entsteht sie
aus gutartigen Polypen. Menschen über 55
Jahren sollten als Vorsorge zur Darmspiegelung gehen. Seite 4
Kinder erkranken an anderen Krebsformen als Erwachsene. Bei ihnen sind vor
allem das blutbildende System oder das
Hirn betroffen. Doch 80 Prozent von ihnen können geheilt werden. Seite 5
Jährlich gibt es in Deutschland 230.000
Neuerkrankungen. 30.000 davon entfallen
auf den gefährlichen dunklen Hautkrebs,
der Rest auf die harmlosere helle Variante.
Dabei kann man sich gut schützen. Seite 6
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EXTRA KREBS
MONTAG, 23. MÄRZ 2015 | BERLINER MORGENPOST
Geißel der
Menschheit
T VON JÖRG ZITTLAU
Er gibt keine Ruhe: Jährlich erkranken in Deutschland rund
500.000 Menschen neu an Krebs,
so das Statistische Bundesamt. 51
Prozent aller Männer und 43 Prozent aller Frauen müssen damit
rechnen, im Laufe ihres Lebens
an einem bösartigen Tumor zu
erkranken. Wer also davon ausgeht, dass es ihn schon nicht treffen wird, verschließt die Augen
vor der Realität. Panik ist allerdings auch nicht angebracht.
Denn die Vorsorge- und Therapiemaßnahmen greifen im Kampf
gegen den Krebs immer besser.
„Die Krebsbekämpfung bleibt
eine gesundheitspolitische Herausforderung ersten Ranges“, so
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Denn auch wenn einerseits der größte aller Risikofaktoren – nämlich das Rauchen –
nicht mehr die Rolle spielt, die er
vor zehn Jahren hatte, werden
doch die Menschen immer älter.
Einerseits eine wünschenswerte
Entwicklung, andererseits heißt
es aber auch, dass der menschliche Körper immer länger krebsfördernden Umweltreizen ausgesetzt ist, wie etwa bestimmten
Chemikalien und den UV-Strahlen der Sonne. Hinzu kommt,
dass im alternden Menschen die
Reparatursysteme in seinen Zellen nicht mehr so gut funktionieren. Nicht umsonst liegt das mittlere Erkrankungsalter für Männer
und Frauen bei 69 Jahren.
Krebs ist also gewissermaßen
ein Tribut für das lange Leben,
mit dem wir heute rechnen dürfen. Was aber nicht bedeuten soll,
dass er nicht auch in frühen Lebensabschnitten
zuschlagen
kann. So liegt das mittlere Erkrankungsalter für Hodenkrebs
bei 38 Jahren, und Hirntumore
und Leukämien können sogar
Kinder und Jugendliche treffen.
Dass es irgendwann einmal eine krebsfreie Epoche geben wird,
ist unwahrscheinlich. Denn selbst
wenn es gelingen sollte, sämtliche
Risikofaktoren in der Umwelt zu
eliminieren, bleibt noch einer bestehen: nämlich die zahllosen
Zellteilungen in unserem Körper.
„Es besteht bereits ein großes
Ausgangsrisiko darin, ein Lebewesen zu sein, dessen Zellen sich
teilen müssen“, betont Martin
Nowak, Direktor des Program for
Evolutionary Dynamics an der
amerikanischen Harvard Univer-
GETTY IMAGES/MARTIN BARRAUD
Ein Leben ohne Krebs ist noch immer
nicht in Sicht. Aber es gibt inzwischen
vielversprechende Therapieansätze
Forschung Wissenschaftler arbeiten weltweit an neuen Behandlungsmethoden
sis für den Krebs bildet. Eine aktuelle Studie der Johns Hopkins
University School of Medicine in
Baltimore kommt sogar zu dem
Schluss, dass ihm mit einem Anteil von zwei Dritteln sogar der
Löwenanteil bei der Krankheitsentstehung zukommt.
Was sicherlich keine guten
Nachrichten sind. Andererseits
bedeuten sie im Umkehrschluss,
dass immerhin ein Drittel nicht
sität. Denn dabei könne genetisch
immer etwas schief gehen, das
heißt, dass sich das Erbgut spontan verändern könne, so dass sich
„entartete“ Zellen entwickeln und
zu bösartigen Geschwüren im Gewebe entwickeln. Das Risiko dafür steigt zwar aufgrund der bereits erwähnten Schwächung der
Reparatursysteme im Alter stetig
an, doch das ändert nichts daran,
dass eigentlich der Zufall die Ba-
zufallsbedingt, also durchaus beeinflussbar sind. Beispielsweise
dadurch, dass wir nicht rauchen,
uns mehr bewegen und reichlich
vegetarische Kost zu uns nehmen.
Außerdem ist ausgebrochener
Krebs weniger denn je ein Todesurteil, weil nicht nur die Therapien besser geworden sind, sondern sie auch wegen der präziseren und flächendeckenderen Diagnosemethoden früher zum Einsatz kommen. So ist, außer beim
Eierstockkrebs, die Fünf-JahresÜberlebensrate bei allen betrachteten Krebsarten in Deutschland
deutlich gestiegen.
Und die Raten werden wohl
noch weiter steigen, weil die Forscher weltweit an neuen Behandlungsmethoden arbeiten, mit denen man den Patienten nicht
noch weiter mit Arzneimitteln
und Strahlen belastet. Man setzt
vielmehr auf „biologische Waffen“. So arbeitet man am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg an Viren,
die genetisch so „abgerichtet“
werden, dass sie gezielt Krebszellen ansteuern und sie zerstören.
Außerdem zwingen sie die besetzte Zelle zur Freisetzung eines Botenstoffs, durch den die Kampfeinheiten des Immunsystems geweckt werden und den Tumor zu
attackieren beginnen. Dieser
Doppelzange aus Selbstzerstörung und Immunattacke ist er
nicht gewachsen.
Am Albert-Einstein College of
Medicine in New York arbeitet
man hingegen mit Bakterien, um
den Krebs zu infiltrieren. Forscher impfen die für den Menschen harmlos gemachte und mit
einem radioaktiven Isotop versehene Bakterie, um der Metastase
mit der Strahlendosis den Garaus
zu machen.
„Wir ermöglichen beste Versorgung“
Zentrum für Kinderonkologie
und -hämatologie
Als zertifiziertes Onkologisches Zentrum in
Anfang März hat Gesundheitssenator Mario Czaja eine Vereinbarung für ein gemeinsames klinisches Krebsregister der Länder
Berlin und Brandenburg unterzeichnet. Es soll 2016 in Trägerschaft der Landesärztekammer
Brandenburg starten. Simone Jacobius sprach mit dem Senator
über die Hintergründe.
HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Chefarzt: Prof. Dr. med. Lothar Schweigerer
Schwanebecker Chaussee 50 • 13125 Berlin
Telefon: (030) 94 01-545 00
E-Mail: [email protected]
www.helios-kliniken.de/berlin-buch
Senator für
Gesundheit
und Soziales,
Mario Czaja
Berliner Morgenpost: Was wird
in einem Krebsregister festgehalten?
Mario Czaja: Es werden personenbezogene Daten zu Tumorerkrankungen erfasst und ausgewertet. Es sind Daten aller in einem regional festgelegten Einzugsgebiet stationär und ambulant versorgten Patienten. Festgehalten werden Ausbruch der
Krebserkrankung,
Behandlung
und Verlauf bis zur Heilung oder
schlimmstenfalls bis zum Tod.
renden Struktur und den Erfahrungen mit klinischen Krebsregistern können wir aufbauen. Dies
erleichtert uns den schnellen
Neuaufbau von Strukturen in Berlin. Zudem leben 20 Prozent der
in Berlin behandelten Krebspatienten in Brandenburg. In einem
gemeinsamen klinischen Krebsregister können sie alle erfasst werden, denn es ist nicht wohnortbezogen. So werden wir die Behandlung der Patienten in unserer gemeinsamen Gesundheitsregion
deutlich verbessern können.
Wieso ist ein gemeinsames Krebsregister beider Bundesländer sinnvoll?
Brandenburg verfügt bereits über
eine etablierte sektorübergreifende Struktur zur klinischen Krebsregistrierung. Auf dieser existie-
Welchen Vorteil haben Patienten
vom gemeinsamen Krebsregister?
Klinische
Register
erfassen
schnell alle im Rahmen der Behandlung relevanten Daten. Noch
ein entscheidender Vorteil: Die
Berlin-Brandenburg behandeln wir Kinder und
Jugendliche mit Blut- und Krebserkrankungen.
SENATSVERWALTUNG F. GESUNDHEIT
Gemeinsames Krebsregister von Berlin und Brandenburg
Daten werden an die behandelnden Ärzte rückgemeldet. Die zeitnahe Rückmeldung der Ergebnisse ermöglicht einen Fachaustausch zwischen den Behandelnden, wodurch die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der
Krebsbehandlung des Patienten
gefördert wird. Patienten haben
die Gewissheit, dass sie die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten. Da das klinische
Krebsregister viele sensible Daten
enthält, spielt der Datenschutz eine zentrale Rolle. Sie müssen sicher vor unbefugtem Zugriff sein.
Es wird auch ein Widerspruchsrecht für Patienten geben.
Wer finanziert das Krebsregister?
Auf Bundesebene wurde im
Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz die Finanzierung geregelt. Gesetzliche Krankenkassen
zahlen für jede gemeldete Neuerkrankung einmalig eine Fallpauschale von derzeit 122 Euro. Das
deckt 90 Prozent des Aufwands,
den Rest tragen die Länder. Krankenkassenbeiträge erhöhen sich
dadurch nicht.
KREBS EXTRA
BERLINER MORGENPOST | MONTAG, 23. MÄRZ 2015
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Heilpraktiker sehen die
Schuld bei Säuren
Komplett anderer Behandlungsansatz
GETTY IMAGES
T VON SIMONE JACOBIUS
Vielversprechend Masern-Viren werden genetisch so bearbeitet, dass sie Krebszellen vernichten können
Der Kampf geht weiter
Forscher setzen viel Hoffnung auf Masern-Viren
T VON MIRKO HEINEMANN
Eine Standardtherapie, die Krebs
heilen kann – das ist ein Forschertraum. Immer noch sind die
klassischen Behandlungsmethoden: operative Entfernung der
Tumore, Chemotherapie, Bestrahlung. Ob der Krebs zurückgeht der gar verschwindet, hängt
von vielen Faktoren ab: In welchem Stadium wurde der Krebs
erkannt? Hat er gestreut? Wie
schnell breitet er sich aus? Eine
Heilung ist erst mit dem „Restitutio ad integrum“, also der „Wiederherstellung der Unversehrtheit“, erreicht. Daran arbeiten
Forscher mit höchster Intensität.
Die Therapie mit Hilfe von Viren, die „Onkolyse“, gilt in Expertenkreisen als vielversprechend.
Dabei werden Masern- oder Pocken-Viren genetisch verändert,
so dass sie Krebszellen befallen.
Dort vermehren sie sich sprunghaft und fressen den Tumor
sprichwörtlich von innen her auf.
Ist der Krebs in fortgeschrittenem Stadium und hat bereits Metastasen gebildet, wird eine Heilung immer schwieriger. Eine relativ neue Möglichkeit, diese Tumore zu behandeln, ist die „thermische Ablation“. Dabei wird direkt im Tumor ein kleines Gerät
platziert, das die Umgebung mit
Mikrowellen oder Laserstrahlen
bestrahlt. Das Krebsgewebe heizt
sich auf und verödet. In Organen
wie Leber oder Lunge wird dieses
Verfahren bereits erfolgreich angewandt. Bei Tumoren an der
Wirbelsäule konnte die thermische Ablation bislang nicht eingesetzt werden. Ein neues, noch
nicht zugelassenes Verfahren, ist
die sogenannte „Star-Ablation“:
Auch dort erhitzt ein Instrument
die Metastase punktuell, so Andreas Kurth, der die ersten Studien mit diesem Verfahren durchführte. „Dann füllen wir den entstandenen Hohlraum mit einem
sehr
zähflüssigen
Knochenzement wieder auf und stabilisieren den gefährdeten Knochen.“
Auch bei der Behandlung des
Prostatakarzinoms kommt immer
mehr moderne Medizintechnik
zum Einsatz. Operateure führen
die Entfernung der Prostata immer häufiger mit Hilfe von Operationsrobotern durch, um unerwünschte Nebenwirkungen wie
Inkontinenz oder Erektionsstörungen zu begrenzen. An einem
alternativen Verfahren forschen
Wissenschaftler am Universitätsklinikum Freiburg. Sie wollen einen bakteriellen Giftstoff, ein Immuntoxin, in die Prostatakrebszellen einschleusen, der sie von
innen zerstört.
Auf eine Impfung setzen Wissenschaftler der Universität Erlangen. Patienten mit einem Augentumor, dem „Aderhautmelanom“, sollen einen „personalisierten“ Impfstoff erhalten, der
die Tumorerkennungsmerkmale
des jeweiligen Patienten enthält.
„Unser Impfstoff startet die Immunantwort, die bei den meisten
Krebspatienten deshalb nicht in
Gang kommt, weil der Tumor sie
blockiert“, so Beatrice SchulerThurner, die das Experiment am
Universitätsklinikum leitet.
Ein anderer Forschungsansatz
ist der Versuch, das Wachstum
IMPRESSUM
Redaktion Sonderthemen, WeltN24 GmbH
Leitung: Astrid Gmeinski-Walter
Redaktion: Simone Jacobius, Renate Reith
Leitung Vermarktung Berliner Morgenpost: Jan Schiller Verkauf: Matthias Keppel
Verlag: Berliner Morgenpost GmbH Erscheinungstag: 23.3.2015
der Krebszellen an deren Signalwegen zu unterbrechen. Dort regeln Weichen, wie die Befehle
weitergeleitet werden: etwa, dass
die Zellen sich teilen und wachsen sollen oder absterben. Bei
Krebszellen verändern sich diese
Weichen aufgrund von Mutationen der DNA und lassen zu oft
den zerstörerischen WachstumsBefehl durch.
Immer mehr Menschen wollen
sich bei ihrer Krebsbehandlung
nicht mehr ausschließlich auf
schulmedizinische Therapien verlassen und beziehen alternative
Methoden mit in ihre Behandlung
ein. Mehr als 70 Prozent sind es,
schätzt die Deutsche Krebshilfe.
Zur Linderung von Begleiterscheinungen haben Schulmediziner nichts dagegen einzuwenden.
Doch von einer ausschließlich alternativen Behandlung bei Krebs
raten sie meist ab. „Ich würde mir
ein Kompetenzteam aus Hausarzt, Heilpraktiker und Physiotherapeut zusammenstellen, Leute, die offen sind für Alternativmedizin und sich untereinander
austauschen“, stellt sich Heilpraktikerin Petra Ehrhardt vor.
Eine Chemotherapie würde sie
kategorisch ablehnen.
„Beim Thema Krebs sehen nur
wenige eine echte Alternative, also einen Ersatz für schulmedizinische Verfahren aus Stahl, Strahl
und Chemo“, meldet das Deutsche Krebsforschungszentrum.
Die meisten Menschen würden
sich eher unterstützende Effekte
und eine Linderung der Nebeneffekte davon erhoffen.
Dabei haben die Heilpraktiker
eine komplett andere Herangehensweise an diese Krankheit, als
die Schulmediziner. Während
letztere immer noch an den gene-
tischen Ursachen forschen, sagen
die Heilpraktiker, dass Krebs
nichts anderes als eine unterversorgte Zelle sei. „Krebs entwickelt
sich immer und ausnahmslos an
den Stellen, an denen das Gewebe
am schwächsten, am wenigsten
versorgt oder am meisten von
Giften beladen ist“, schreibt der
Heilpraktiker Jean-Claude Alix in
seinem Buch ‚Es geht um eine Zukunft ohne Krebs‘. Er geht so wie
viele Heilpraktiker davon aus,
dass Krebs durch Zellen entsteht,
die unterversorgt sind. Sie versuchen, sich mit dieser Art der
„Entgleisung“ wieder ins Lot zu
bringen. Die Schlussfolgerung daraus: Wer darauf achtet, dass seine Zellen gesund bleiben, kann
keinen Krebs bekommen. Aber
auch: Ändern wir die Zellbedingungen, so entwickeln sich Krebszellen wieder zu Normalzellen.
Weil eine „Reparatur“ jedoch
sehr aufwändig ist, sollte man im
Vorfeld darauf achten, dass die
Zellen gesund bleiben. Das A und
O für ihr Wohlergehen ist das
richtige Umfeld – sprich der richtige pH-Wert und eine ausreichende Sauerstoffversorgung.
Grund für eine Übersäuerung
des Körpers seien ein Zuviel an
tierischen Eiweißen, Stress und
Chemie. Das heißt, wer weniger
Fleisch und Milchprodukte zu
sich nimmt, aber auch Zucker
und Weißmehle meidet, tut seinem Körper schon viel Gutes.
DARMKREBSZENTRUMAM
SANKT GERTRAUDEN-KRANKENHAUS
Dem Menschen dienen – der Patient im Mittelpunkt
Ihre Gesundheit ist unser höchstes Gut. Daran arbeiten wir im fachübergreifenden Team auf Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse mit
modernsten Methoden.
Als zertifiziertes Darmkrebszentrum sind wir bei allen Krebserkrankungen
des Darmtraktes für Sie da.
Vom Kino in den OP-Saal: Als
erstes Krankenhaus in Berlin
führen wir Bauchoperationen in
3D-Technologie durch:
Unsere Chirurgen sehen das
Körperinnere dabei dreidimensional. So können wir selbst
umfangreiche Operationen
minimal-invasiv und somit
besonders schonend für unsere
Patienten durchführen.
Darmkrebszentrum am Sankt Gertrauden-Krankenhaus
Chefarzt Dr. med. Yao Chen
Paretzer Str. 12 – 10713 Berlin
Sekretariat: (030) 8272 – 2281
E-Mail: [email protected]
www.sankt-gertrauden.de
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EXTRA KREBS
MONTAG, 23. MÄRZ 2015 | BERLINER MORGENPOST
Früherkennung hilft bei Darmkrebs
Gut vermeidbare
Erkrankung. Eine
unausgewogene
Ernährung erhöht
aber das Risiko
Noch sind sie ganz am Anfang:
Ein Forscherteam aus Hannover
hat einen Wirkstoff aus Bakterien
entdeckt, der in der Lage ist, die
unkontrollierte Zellteilung bei
Darmtumoren zu stoppen und
sogar deren Gefäßversorgung anzugreifen. Der Wirkstoff, Argyrien genannt, wirkt auf das
Wachstum des Tumors wie eine
Bremse. Im Experiment ist ein
Tumor um bis zu 50 Prozent geschrumpft – und das fast ohne
Nebenwirkungen. „Im Vergleich
zur standardmäßig eingesetzten
Chemotherapie hat Argyrin deutlich geringere Nebenwirkungen“,
so Projektleiter Nisar Malek von
der Medizinischen Hochschule
Hannover. „Es löst beispielsweise
keine Durchfälle aus.“
Argyrien ist ein reiner Naturstoff. Gefunden haben ihn die
Wissenschaftler förmlich im
Kompost. Dort lebende, so genannte Myxobakterien, produzieren solche und andere Wirkstoffe.
Nun arbeiten die Forscher an einem Verfahren, um den Naturstoff chemisch herzustellen. Dabei wurden sie fünf Jahre lang
von der Deutschen Krebshilfe un-
DPA-TMN/CHRISTIAN CHARISIUS
T VON MIRKO HEINEMANN
Anschaulich Ein begehbares Modell vom Inneren des Darms zeigt, wie sich aus „harmlosen“ Polypen Darmkrebs entwickeln kann
terstützt. „Das Ziel ist natürlich
die Medikamente in die Klinik zu
bringen, also zum Patienten“, so
Markus Kalesse von der Leibniz
Universität Hannover, der ebenfalls am Projekt beteiligt war.
„Dafür braucht man noch eine
Reihe weiterer Versuche und Optimierung, denn was wir hier im
Labor gemacht haben, sind Experimente an Tumoren. Jetzt muss
man gucken, inwieweit diese Medikamente verträglich sind.“
Ein Durchbruch in der Krebs-
forschung ist das noch nicht.
Doch ein Indikator dafür, wie
sehr der Darmkrebs in den Fokus
der Medizinforschung rückt.
Darmkrebs ist die häufigste
Krebsform in Deutschland, jedes
Jahr erkranken 62.430 Menschen
daran, 26.000 Menschen sterben
daran. Im Laufe ihres Lebens erkranken in Deutschland sechs
von 100 Menschen an Darmkrebs.
Gleichwohl ist Darmkrebs eine
Krebsart, die sehr gut vermeidbar
ist. Wird er früh erkannt, ist er
gut behandelbar. Ein früh entdeckter Darmkrebs, der sich noch
nicht auf andere Organe ausgebreitet hat, ist heute in der Regel
sogar heilbar. Bei etwa 90 Prozent
aller Fälle entsteht Darmkrebs
aus vorerst gutartigen Darmpolypen. Eine wichtige Aufgabe der
Vorsorge ist es, diese Darmpolypen rechtzeitig zu entdecken und
zu entfernen, bevor sie sich zu einem Darmkrebs entwickeln können. Darmpolypen verursachen
quasi keine Beschwerden und
können nur mit Hilfe der Darmkrebsvorsorge aufgespürt werden.
Menschen ab 55 Jahren sind
aufgerufen, sich zur Vorsorge einer Darmspiegelung zu unterziehen. Doch nur 20 Prozent der Berechtigten machen Gebrauch davon. Dabei kann die Vorsorgeuntersuchung nicht nur lebensrettend sein, sondern auch vor einer
Krebserkrankung
schützen.
„Wenn sich eine gesunde Frau
oder ein gesunder Mann im Alter
von 50 Jahren einer Darmspiegelung unterzieht und man dabei
keine krankhaften Veränderungen
feststellt, ist das Risiko praktisch
null, dass diese Person im Lauf
der nächsten 15 bis 20 Jahre
Darmkrebs entwickelt“, sagt Otmar Wiestler, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Eine unausgewogene Ernährung gilt als Risikofaktor für
Darmkrebs. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zu mindestens 650 Gramm Obst und
Gemüse pro Tag, so bunt und abwechslungsreich wie möglich. Die
enthaltenen Ballaststoffe regen
die Darmtätigkeit an. Schadstoffe,
die beim Verdauen entstehen,
werden so schneller ausgeschieden. Wer genügend Ballaststoffe
aufnimmt, verringert das Risiko,
an Dickdarmkrebs zu erkranken.
Auch regelmäßige Bewegung
kann schützen. Körperlich aktive
Menschen haben ein um 25 Prozent geringeres Darm- und Brustkrebsrisiko. Rotes Fleisch und
Wurst gehören dagegen eher selten auf den Speiseplan, da sie das
Risiko erhöhen können. Um den
Kampf gegen den Darmkrebs zu
intensivieren, soll die Darmspiegelung ab 2016 schon für Menschen über 50 möglich sein.
Künstlicher Darmausgang
Nach der OP – Werden Tumoren
im Enddarm operativ entfernt, kann
es passieren, dass der Schließmuskel mit beseitigt werden muss,
um alle Krebszellen zu entfernen.
Damit der der Stuhlgang nicht
einfach herausfließt, wird der Anus
verschlossen und der Darm auf die
Bauchdecke ausgeleitet. Die Austrittsstelle erhält einen Auffangbeutel, in dem sich der Stuhlgang
sammelt. Alternativ wird die Bauchdeckenöffnung mit einer Klappe
abgedeckt und der Darm einmal am
Tag mit einer Spülflüssigkeit geleert.
Damit kann man für längere Zeit auf
einen Stomabeutel verzichten.
Moderne Darmausgänge sind
unter der Kleidung kaum noch
sichtbar und verfügen über Kohlefilter, die Gerüche neutralisieren.
Auch die Einschränkungen im
Alltag sind nicht so groß wie befürchtet: Duschen und Baden sind
kein Problem. Abgesehen von
Kampfsportarten ist jeder Sport
erlaubt.
Nachdem sie einen künstlichen
Darmausgang erhalten, werden
Betroffene von so genannten
Stomatherapeuten betreut. Das
sind speziell ausgebildete Krankenschwestern oder Pfleger. mh
Weitere Infos: www.ilco.de
KREBS EXTRA
BERLINER MORGENPOST | MONTAG, 23. MÄRZ 2015
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Schwangerschaft auch
nach Tumor möglich
Meist ist aber ein Kaiserschnitt nötig
GETTY IMAGES/KIMBERLEE REIMER
T VON KATJA REISER
Hoffnung Bei krebskranken Kindern ist die Regenerationsfähigkeit deutlich besser als bei Erwachsenen
Erfolgreiche Therapien
Neue Behandlungsmethoden für krebskranke Kindern
T VON JÖRG ZITTLAU
Rund 1800 Kinder erkranken in
Deutschland jährlich bis zu ihrem
15. Lebensjahr an Krebs. Die
Überlebenschancen haben sich
jedoch in den letzten Jahren
deutlich verbessert. Mittlerweile
können 80 Prozent aller jungen
Patienten ihre schwere Erkrankung überleben – und die Chancen stehen gut, dass diese Quote
weiter erhöht werden kann.
Kinder erkranken an anderen
Krebsformen als Erwachsene. So
tritt bei ihnen das klassische Karzinom, also das von den Zellen in
Haut oder Schleimhaut ausgehende bösartige Geschwür, nur in einem Prozent aller Fälle auf, im
Unterschied zu 90 Prozent bei
den Erwachsenen. Karzinome wie
Magen-, Darm- und Lungenkrebs
gibt es bei Kindern so gut wie nie.
Bei ihnen trifft es vor allem das
blutbildende System, etwa in
Form von Lymphomen und Leukämien, die für fast die Hälfte aller Krebsneuerkrankungen verantwortlich sind. Weitere 22 Prozent machen Hirntumoren aus,
acht Prozent gehören zu den
Neuroblastomen, die vom autonomen Nervensystem ausgehen.
„Bei Erwachsenen findet man
Krebserkrankungen hauptsächlich in Geweben, die Umwelteinflüssen stark ausgesetzt sind“,
sagt Heinrich Kovar von der österreichischen St. Anna Kinder-
krebsforschung. Bei Kindern hingegen seien sie vor allem in „embryonalen Geweben, die in einem
bestimmten Entwicklungsstadium eine sehr hohe Teilungsrate
haben“. „Es gibt Hinweise, dass
Krebserkrankungen bei Kindern
und Jugendlichen im Gegensatz
zu Erwachsenen häufig schon vor
der Geburt angelegt sind“, sagt
Gesche Tallen vom Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und
Hämatologie in Berlin. Was bedeute, „dass Veränderungen in
bestimmten Körperzellen schon
im Embryo eingetreten sind“.
Das Verhalten von Kindern und
Eltern spielt also bei der Entstehung von Kinderkrebs nicht die
Hauptrolle. Wobei es eine wesentliche Ausnahme gibt. Wenn
der Vater und vor allem die Mutter während der Schwangerschaft
rauchen, geht das Krebsrisiko ihres Kindes steil nach oben. Es
kann einen Tumor bekommen,
der typisch für Erwachsene ist. So
steigt, laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums,
das Lungenkrebsrisiko des Kindes
um das 1,7- und sein Blasenkrebsrisiko um das 1,5-fache.
Zellen bei Kindern teilen sich
noch sehr schnell, sodass auch ihre Tumoren sehr schnell wachsen
können. Andererseits ist ihre Regenerationsfähigkeit deutlich besser, sodass man sie etwa in der
Chemotherapie mit höheren Dosierungen behandeln kann. Das
steigert die Heilungschancen beträchtlich. „Sie sind mindestens
zwei Mal so hoch wie bei einem
Erwachsenen“, sagt Kovar.
Darüber hinaus eröffnen neue
Behandlungsmethoden weitere
Perspektiven. So gelang es amerikanischen Wissenschaftlern, das
Immunsystem von jungen Leukämiepatienten so aufzurüsten,
dass es Jagd auf die Tumorantigene der Blutkrebserkrankung
macht. Erste Versuche zeigten ermutigende Ergebnisse bei jungen
Leukämie-Patienten, deren Erkrankung nicht auf Chemo- und
Strahlentherapie reagiert hatte.
Kann, wer in jungen Jahren Prostata- oder Gebärmutterhalskrebs hatte, noch problemlos Kinder bekommen? Diese Frage belastet viele Betroffene. In Deutschland erkranken
etwa 4700 Frauen jährlich am Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), mehr als 40.000 Männer an
Prostata-Krebs. Während bei den
Frauen Viren eine besondere Rolle
spielen, ist es bei den Männern die
Genetik. Doch beide Krebsarten
können durchaus erfolgreich behandelt werden. Und: Kinder sind
danach nicht ausgeschlossen –
auch wenn es manchmal mit
Schwierigkeiten verbunden ist.
Beim
Gebärmutterhalskrebs
wird unterschieden zwischen einem lokal begrenzten Tumor
(Durchschnittsalter 34) und einer
vollständig entwickelten Krebskrankheit mit Metastasen (Durchschnittsalter 53 Jahren). Derzeit
sterben in Deutschland rund 1550
Frauen daran. Vor 30 Jahren waren es noch doppelt so viele.
Professor Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für Gynäkologie an
der Charité/ Campus Virchow, betreut mit seinem Team rund 200
betroffene Frauen im Jahr. „Im
Frühstadium, wenn das veränderte Gewebe kleiner als zwei Zentimeter groß ist, arbeiten wir mit
der sogenannten Konisation, einer
Gebärmutter erhaltenden OP. Im
fortgeschrittenen Stadium wird
häufig die Entfernung der ganzen
Gebärmutter nötig. Je nachdem,
ob auch Lymphbahnen und Gefäße betroffen sind, gibt es dazu eine sechs- bis siebenwöchige Radio-Chemotherapie.“
Ein Großteil der Frauen, bei denen die Gebärmutter erhalten
bleibt, kann schwanger werden.
Jedoch gibt es eine erhöhte Frühgeburtenrate. Durch Narben und
Gebärmutterhalsschwäche ist fast
immer ein Kaiserschnitt nötig. Ursache des Gebärmutterhalskrebses
ist meist eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Sehouli empfiehlt die Impfung gegen
HPV bis zum 18. Lebensjahr, noch
vor dem ersten Geschlechtsverkehr.
Das Prostatakarzinom ist der
häufigste Krebs des Mannes. Bei
den Erkrankten liegt das Durchschnittsalter über 50 Jahre. Seit
drei bis vier Jahren werde bei kleinen, harmlosen Tumoren einfach
abgewartet und lediglich diagnostisch überwacht, sagt Jörg Schröder, Facharzt für Urologie. Der Tumor wächst so langsam, dass er
dem älteren Manne nichts anhaben
kann. Bei aggressiven Arten und
jüngeren Männern wird die Prostata entfernt und/oder bestrahlt.
Wenn operiert werden muss,
kommt es oft zur (teilweisen) Impotenz. Schröder: „Wir können
zwar mit Potenzmitteln begrenzt
nachhelfen. Wenn jedoch noch ein
Kinderwunsch besteht, empfehlen
wir Spermien vorher einfrieren zu
lassen“.
v.l.: Prof. M. Untch, Prof. R. Krempien, Dr. A. Reichardt, Prof. W.-D. Ludwig,
PD Dr. P. Reichardt, Prof. St. Dresel, Dr. K. Lommel, Prof. M. Strik
Onkologisches Zentrum Berlin-Buch
Das HELIOS Klinikum Berlin-Buch vereint Experten mit speziellem Wissen,
modernsten Geräten und innovativen Behandlungsmethoden unter einem
Reha für die ganze Familie
Dach. Seit Jahrzehnten nimmt die Behandlung von Tumorpatienten am
Gesundheitsstandort Berlin-Buch einen besonderen Stellenwert ein.
Mit der von der Deutschen Krebsgesellschaft erfolgten Zertifizierung knüpft
Maßnahme Krebs und seine
Behandlung sind nicht nur für das
kranke Kind extrem belastend,
sondern für die gesamte Familie.
Sie sollte daher nach der Versorgung in der behandelnden Klinik
eine familienorientierte RehaMaßnahme (FOR) in Anspruch
nehmen, die von den gesetzlichen
Krankenkassen erstattet wird. Eine
Liste der Reha-Zentren findet sich
auf der Homepage der Deutschen
Kinderkrebsstiftung (http://
www.kinderkrebsstiftung.de/
nachsorge/rehabilitation.html).
Angebot Es richtet sich auch an
„verwaiste“ Familien, die durch die
Erkrankung ein Kind verloren
haben. Beim Stellen des entsprechenden Antrags helfen neben den
aufgelisteten Reha-Zentren die
Sozialdienste in den Kliniken. JZ
das Klinikum an diese Tradition an. Interdisziplinäre Zusammenarbeit optimiert die Versorgung von Krebspatienten durch Integration der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge.
„Die Auszeichnung ist uns zugleich Verpflichtung.“
PD Dr. Peter Reichardt
HELIOS Klinikum Berlin-Buch • Onkologisches Zentrum Berlin-Buch • Schwanebecker Chaussee 50 • 13125 Berlin
Telefon: (030) 94 01-548 00 • E-Mail: [email protected]
www.helios-kliniken.de/berlin-buch
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EXTRA KREBS
MONTAG, 23. MÄRZ 2015 | BERLINER MORGENPOST
Hautkrebs ist
die häufigste
Krebsart
Jährlich gibt es in Deutschland mehr
als 230.000 Neuerkrankungen
Die Zahl der Hautkrebsfälle ist in
den letzten zehn Jahren stark angestiegen. Insgesamt waren 2014
schätzungsweise 1,6 Millionen
Menschen in Deutschland betroffen. Schuld daran: das Ozonloch,
die immer aggressivere UV-Strahlung und ein verändertes Urlaubsverhalten.
„Hautkrebs ist inzwischen die
häufigste Krebsart“, warnt Uwe
Trefzer, Facharzt für Dermatologie
und Leiter des Dermatologikum
Berlin. „Wir haben in Deutschland
jährlich über 230.000 Neuerkrankungen. Besonders häufig betroffen sind Menschen, die viel draußen arbeiten oder Sport treiben,
zum Beispiel Landwirte und Forstarbeiter, Segler, Tennisspieler,
Golfer.“ Zwei Arten gilt es zu unterscheiden: den hellen und den
schwarzen Hautkrebs. Die helle
und ungefährlichere Variante ist
mit 200.000 Neuerkrankungen
die häufigere. Hier gibt es zwei
Formen, das Basaliom und das
Plattenepithelkarzinom. Die meis-
ten Menschen kennen die „aktinische Keratose“. Dies ist die Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms.
Etwa eine Million Menschen sind
davon betroffen. Meist Männer ab
65 Jahren, so Trefzer, der auch auf
dem Gebiet der Tumor-Therapie
arbeitet.
Beide Hautkrebsarten entstünden dort, wo viel Sonne hinkommt: im Gesicht, am Kopf, an
den Unterarmen. Der Mediziner
macht vor allem das Ozonloch dafür verantwortlich und die Tatsache, dass die Menschen mehr an
die Sonne gehen. Trefzer: „Wir
machen Fernreisen und fliegen
auch in sonnenreichere Gebiete
wie Asien und Afrika, wo es eine
viel höhere UV-Dosis gibt.“ Allerdings brauche es Jahrzehnte, ehe
sich ein Hautkrebs entwickle, sagt
der Arzt. Ein einmaliger dreiwöchiger Urlaub in Thailand reiche
dafür noch nicht.
Der schwarze Hautkrebs wiederum ist nicht beschränkt auf
Körperregionen, die der Sonne
ausgesetzt sind. Er entsteht vom
Kopf bis zur Fußsohle und zwar
GETTY/TERRY DOYLE
T VON KATJA REISER
aus Leberflecken. Am häufigsten
erkranken Menschen ab einem Alter von 55 Jahren. Größter RisikoFaktor: die Zahl der Leberflecken.
Gefährdet ist, wer mehr als 50 hat.
Wenn dann noch viel UV-Licht auf
diese Flecken trifft, kann sich das
gefürchtete maligne Melanom entwickeln. „Der Besuch im Solarium
ist für Menschen mit vielen Leberflecken tabu“, so Trefzer, „aber
wir empfehlen allen Menschen,
nicht ins Solarium zu gehen. Die
kurzfristige Dosis an ultravioletter
Strahlung ist definitiv zu hoch!“
Bei Leberflecken sollte jeder
darauf achten, ob sich Größe und
Farbe verändern. Alle zwei Jahre
wird für Menschen ab 35 Jahren
ein Screening auf hellen oder
schwarzen Hautkrebs empfohlen
und auch von den gesetzlichen
BRUSTZENTRUM CITYAM
SANKT GERTRAUDEN-KRANKENHAUS
Dem Menschen dienen – der Patient im Mittelpunkt
Ihre Gesundheit ist unser höchstes Gut. Daran arbeiten wir im fachübergreifenden Team auf Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse
mit modernsten Methoden.
Als zertifiziertes Brustkrebszentrum sind wir bei allen Krebserkrankungen
der Brust – sowohl der weiblichen als auch der männlichen - für Sie da.
Zu unserem Leistungsspektrum
gehört unter anderem auch die
Intraoperative Strahlentherapie, bei
der die Bestrahlung des Tumorbettes bereits während der Operation
erfolgt. Dies ermöglicht die Bekämpfung des Krebses mit hoher Präzision, Nebenwirkungen für Haut und
Brustkorb werden vermindert und
die konventionelle Strahlentherapie
kann verkürzt werden.
Brustzentrum City am Sankt Gertrauden-Krankenhaus
Leitende Ärztin Dr. med. Claudia Gerber-Schäfer
Paretzer Str. 12 – 10713 Berlin
Sekretariat: (030) 8272 – 2311
E-Mail: [email protected]
www.sankt-gertrauden.de
Vorsicht Wer
bereits Hautkrebs hatte,
sollte Lichtschutzfaktor 50
anwenden und
die Mittagssonne meiden
Krankenkassen bezahlt. Wenn
Hautkrebs diagnostiziert wird, ist
das kein Grund zur Angst. Vielfältige Therapien erreichen beim
hellen Hautkrebs eine volle Heilung bei allen Patienten, beim
schwarzen Hautkrebs liegt sie immerhin bei 85 Prozent.
Wichtig ist es, früh zu reagieren. Deshalb sollte schon die Vorstufe des hellen Hautkrebses, die
aktinische Keratose, beseitigt werden. Dafür stehen Cremes, Laser,
Vereisung oder eine Mini-OP zur
Verfügung. Uwe Trefzer plädiert
für den Laser. Dies sei schnell und
sicher. Die Patienten sollten in
nahtloser Überwachung bleiben.
Trefzer: „Manche bilden pro Jahr
bis zu zehn neue Keratosen. Die
müssen immer wieder weggelasert werden.“
Beide Formen des hellen Hautkrebses müssen operiert werden.
Dabei wird das gesamte Karzinom
entfernt.
Der schwarze Hautkrebs muss
unbedingt im Frühstadium operativ entfernt werden. Danach werden Tabletten und Spritzen verabreicht. Dies geschieht heute
mit modernen Immuntherapeutika, die direkt an der Zelle angreifen. Nur noch sehr selten ist eine
Chemotherapie nötig. Bei 15 Prozent aller Patienten wird der
schwarze Hautkrebs heute noch
zu spät entdeckt und behandelt.
Wenn er Metastasen in Lunge
und Leber streut, ist dieser Krebs
tödlich. Jährlich sterben etwa
3000 Hautkrebspatienten in
Deutschland an den Folgen einer
Melanom-Erkrankung.
Erbgut spielt eine Rolle
Genetische Faktoren erhöhen das Risiko
T VON JÖRG ZITTLAU
US-Schauspielerin Angelina Jolie
hat schon immer für Schlagzeilen
gesorgt, doch 2013 schaffte sie es
auch in die medizinischen Fachmedien. Denn aus Angst vor einem Tumor hatte sie sich beide
Brüste amputieren lassen. Sie trage einen Gendefekt in sich und
sei deshalb anfällig für eine
Krebserkrankung, so ihre Erklärung. Jolies Mutter war bereits
mit 56 Jahren an den Folgen von
Brustkrebs gestorben.
Die 39-Jährige setzte mit ihrem
Entschluss heftige Diskussionen
darüber in Gang, inwieweit die lebensbedrohliche Krankheit von
den Genen abhängig ist oder
durch Umwelteinflüsse ausgelöst
wird, wie etwa Rauchen, Gifte, Viren sowie eine fleisch- und fettlastige Ernährung. Ist man mit
seinem Krebsrisiko dem eigenen
Erbgut ausgeliefert, oder kann
man es doch nach unten drücken
mit einem gesunden Lebensstil?
Eine endgültige Antwort auf
diese Frage gibt es nicht, was
schon beim Brustkrebs deutlich
wird. Wissenschaftler gehen da-
von aus, dass er zu fünf bis zehn
Prozent auf erbliche Faktoren zurückzuführen ist. Bisher hat man
zwei Gene – nämlich BRCA1 und
BRCA2 – ermitteln können, deren
Mutationen für die Entstehung
eines familiären Brusttumors verantwortlich sind. Eine Frau mit
diesen Erbgutveränderungen erkrankt im Laufe ihres Lebens mit
einer Wahrscheinlichkeit von 70
bis 80 Prozent an Brustkrebs.
Das Erbgut spielt eine weitaus
größere Rolle, als man noch vor
zehn Jahren vermutete. So kommt
eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums zu dem
Schluss, dass bei fast allen Tumoren familiäre Erkrankungsformen
vorhanden sind. „Das bedeutet“,
erklärt Studienleiter Kari Hemminki, „dass in den betroffenen
Familien sowohl für Nachkommen als auch für Geschwister von
Betroffenen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht.“ Ein besonders hohes Erkrankungsrisiko
fand er in Familien mit mehr als
zwei Erkrankungsfällen bei Verwandten ersten Grades bzw. niedrigem Alter zum Zeitpunkt des
Krankheitsausbruchs.
KREBS EXTRA
BERLINER MORGENPOST | MONTAG, 23. MÄRZ 2015
T VON SIMONE JACOBIUS
Es war ein Schock, etwas, womit
er nicht gerechnet hatte. Er, ein
Mann, mit einer Frauenkrankheit. Bei Hartmut (zum Schutz
nennen wir nur den Vornamen)
wurde 2013 die Diagnose Brustkrebs gestellt. Damals war er 57
Jahre alt – und fühlte sich völlig
hilflos. Hartmut ist einer von
jährlich etwa 600 Männern in
Deutschland, die an Brustkrebs
erkranken. Gemessen an den
jährlich 75.000 neu erkrankten
Frauen eine sehr geringe Zahl.
Das auch Männer an Brustkrebs
erkranken können, rückt nur
langsam ins Bewusstsein der
Menschen – auch der Ärzte. Das
Problem: Es gibt kaum Spezialisten auf dem Gebiet und auch die
Forschung zum männlichen
Mammakarzinom lässt zu wünschen übrig. „Seltene Erkrankungen werden einfach seltener erforscht. Vor allem mangelt es an
Geldgebern“, sagt Peter Jurmeister, Vorsitzender des Netzwerks
Männer mit Brustkrebs e.V.
Das Männer Brustkrebs bekommen können, ist gar nicht so
abwegig, schließlich ist die männliche Brust rudimentär wie die
Frauenbrust. Männer entdecken
ihr Problem allerdings eher durch
Zufall, denn Vorsorgeuntersuchungen gibt es für sie nicht. Peter Jurmeister hat seine Knoten
unter der Dusche gespürt. Er ging
sofort zum Hautarzt und der
schickte ihn gleich weiter zum
Frauenarzt. Bei anderen dauert
die Diagnostik deutlich länger.
Bei Hartmut beispielsweise, der
2009 eine Schwellung an der
Brust feststellte. Der Arzt vermutete eine Entzündung und verschrieb Antibiotika. Erst vier Jahre später, als er Schmerzen bekam, wurde er zur Mammografie
geschickt. „Männer haben oft eine monatelange, wenn nicht gar
jahrelange Odyssee hinter sich bis
zur Diagnose Brustkrebs. Darin
liegt ein großes Problem. Weil die
Diagnose bei den Männern häufig
erst sehr spät gestellt wird, viel
später als bei den Frauen, ist die
Sterblichkeit bei ihnen deutlich
höher“, erklärt Claudia GerberSchäfer, Leiterin des Brustkrebszentrums im Sankt Gertrauden
Krankenhaus. So liegt die fünfJahres-Überlebensrate bei Männern gerade mal bei 60 Prozent,
bei Frauen bei etwa 90. Die meisten Tumoren bei Männern haben
bei der Diagnose bereits ein lokal
fortgeschrittenes Stadium von
fünf Zentimetern Größe, befallene Lymphknoten in der Achselhöhle oder Fern-Metastasen.
Bei Männern wirkt sich die Erkrankung Brustkrebs, eine angebliche Frauenkrankheit, stark auf
die Psyche aus. „Viele fühlen sich
stigmatisiert und wissen nicht,
mit wem sie reden können. Die
Folge: Über das Thema wird
meist geschwiegen“, weiß die
Ärztin aus ihrem Arbeitsalltag.
Auch Jurmeister sagt, dass Männer sehr unterschiedlich auf die
Diagnose regieren: „Manche finden es einfach belastend, dass sie
Krebs haben, andere sehen ihr
Ego als Mann angekratzt.“
Wenn Männer
Brustkrebs
bekommen
GETTY IMAGES
Die Krankheit ist noch unerforscht und
wird oft nur zufällig entdeckt
Angriff aufs Ego Viele Männer haben psychische Probleme mit der Erkrankung
Die Behandlung orientiert sich
weitgehend an den Leitlinien, die
für das Mammakarzinom der
Frau gelten. Der Tumor wird herausoperiert. Bei Männern wird
in der Regel die ganze Brust entfernt. Dennoch beurteilen viele
Betroffene das kosmetische Er-
gebnis hinterher als gut. Aufgrund des geringeren männlichen
Brustgewebes kommt es bei ihnen häufiger zu Brustwandbefall
als bei Frauen. Die Operation findet in der Gynäkologie statt,
doch die Männer bekommen automatisch Einzelzimmer. Falls er-
forderlich, gibt es eine Chemotherapie und/oder eine Bestrahlung. In aller Regel folgt, bei positiven Hormonrezeptoren, das
sind Bindungsstellen für Hormone im Gewebe, eine fünfjährige
Antihormontherapie mit Tabletten. „Damit haben die Männer
die größten Probleme, weil die
Nebenwirkungen bei ihnen stärker sind als bei den Frauen und
sie zudem die üblichen Begleiterscheinungen der Wechseljahre
nicht kennen“, sagt Gerber-Schäfer. Gewichtszunahme, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und zudem der Verlust der
Libido – jeder fünfte Patient hält
die Belastung nicht durch und
bricht die Therapie ab. Alles in
allem ist es dieselbe Therapie wie
für Frauen. Doch es gibt nur wenige Daten zum Mammakarzinom beim Mann. Jetzt läuft immerhin eine Registerstudie der
Universitäts-Frauenklinik Magdeburg. Dort werden alle Daten
und Fakten zu den an Brustkrebs
erkrankten Männern gesammelt.
In der Regel handelt es sich
beim Brustkrebs um eine
schmerzlose Knotenbildung hinter der Brustwarze. Zu sehen ist
er an einer Schwellung aber auch
am Einziehen der Brustwarze.
Außerdem können Hautveränderungen oder Sekretabsonderungen aus der Brustwarze auftreten.
Einige Risiken, die bei den Frauen gelten, treffen offenbar auch
auf die Männer zu: Höheres Alter
(im Schnitt 69 Jahre, Frauen 59),
bestimmte genetische Mutationen wie BRCA2, Vorbelastung in
der Familie, starker Alkoholkonsum oder auch Übergewicht, weil
im Fettgewebe Östrogene gebildet werden, die die Tumorbildung begünstigen.
WISSEN SCHAFFT VERTRAUEN
Patienteninformation
zur Misteltherapie
In deutscher, englischer,
spanischer und türkischer Sprache.
Aus dem Inhalt:
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Was ist Krebs?
Operation und Strahlentherapie
Medikamentöse Therapien
Misteltherapie
Praktische Anwendung und Wirkun
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Wirtsbäume von Misteln
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Hohenzollernstraße 16 · 75177 Pforzheim | Germany
Therapieinformationen Freecall 0 800 22 66 222 · www.abnoba.de
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EXTRA KREBS
Glossar
Chemotherapie – So wird
meistens die medikamentöse
Therapie von Krebserkrankungen genannt. Dabei werden
Stoffe verwendet, die ihre
Wirkung möglichst gezielt auf
krankheitsverursachende
Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und
diese abtöten oder im Wachstum hemmen, sogenannte
Zytostatika. Die meisten Patienten erhalten sie mittels
Infusion in eine Vene. Es gibt sie
auch in Salben- und Tablettenform.
Komplementärmedizin – Mehr
als 70 Prozent der Krebspatienten interessieren sich im
Laufe ihrer Krankheit für alternative Therapien – abseits der
Schulmedizin. Nach Absprache
mit dem Arzt können sie eingesetzt werden und dem Patienten Halt oder Linderung geben.
Statt Schmerzmitteln kann es
auch mal Akupunktur sein.
Metastasen – Dies sind räumlich getrennte, gleichartige
Tochtergeschwülste, die durch
Verschleppung von lebensfähigen Tumorzellen entstehen. Es sind bösartige
Zellen, die sich vom Gewebeverband gelöst haben und über
die Lymphbahnen zu wandern
anfangen. Die Lymphbahnen
münden in Blutbahnen, über
die die Zellen in andere Organe
gelangen können und dort zu
wachsen beginnen.
Tumor – Im engeren Sinn
versteht man unter einem
Tumor eine benigne (gutartige) oder maligne (bösartige) Neubildung von Körpergewebe, die durch eine Fehlregulation des Zellwachstums
entsteht. Bösartige Tumoren
werden umgangssprachlich als
Krebs bezeichnet. Tumoren
können nahezu alle lebenden
Körpergewebe betreffen.
T VON RENATE REITH
Marina Nagel hat das alles selbst
durchgemacht: Diagnose Brustkrebs, Chemotherapie, Haarausfall. „Mein Selbstwertgefühl und
mein Lebensmut waren am Boden“, sagt sie rückblickend. Doch
nachdem sie den Schock überwunden hatte, gründete sie ein
Geschäft für Haarersatz und
Kopfbedeckungen. Auf der Suche
nach einer passenden Perücke,
hatte sie sich über die enormen
Kosten geärgert. „Ich sah nicht
ein, für eine Echthaar-Perücke
1700 Euro auf den Tisch legen zu
müssen“, sagt sie. Tatsächlich
bietet Marina Nagel sie in ihrem
Geschäft „Zwischen Himmel und
Erde“ an der Pichelsdorfer Straße
deutlich günstiger an. Inzwischen
ist ihr Laden noch weitaus mehr:
„Wir führen täglich sehr viele aufbauende Gespräche mit unseren
Kundinnen“, sagt Marina Nagel.
Da bei ihr nur Betroffene arbeiten, können sie aufgrund ihrer eigenen Erfahrung ein großes Stück
Lebenshilfe leisten.
Für die meisten Patientinnen
ist es eine enorme psychische Belastung, wenn sie während einer
Chemotherapie die Haare verlieren. Grund für den Haarausfall
sind Zytostatika (Zellstopper), die
während der Therapie verabreicht werden. Sie wirken gegen
Zellen, die schnell wachsen und
sich häufig teilen, wie es bei
Krebs der Fall ist. Allerdings wirken sie auch gegen körpereigene
Zellen der Schleimhäute, Blutzellen – und Zellen der Haarfollikel.
Aber gibt es Alternativen? „Es
gibt Chemotherapiemittel, die
häufig zu Haarausfall führen“,
sagt Prof. Dr. med. Ulrich Keilholz, kommissarischer Direktor
des Charité Comprehensive Cancer Center und Leiter der interdisziplinären Ambulanz für medikamentöse
Tumortherapie
(IMT). „Versuche, den Haarausfall effektiv zu verhindern, haben
bislang wenig Erfolg gezeigt“,
MONTAG, 23. MÄRZ 2015 | BERLINER MORGENPOST
Haarausfall bei
Chemotherapie
Turbane, Perücken, Schminktipps
und aufbauende Gespräche helfen
über die schwierige Phase hinweg
IMPRESS PICTURE - BUDDY BARTELSEN
8
Haarausfall Marina Nagel hat alles selbst erlebt und berät ihre Kundinnen
sagt der Professor. „Die Palette
reicht von östrogenhaltigen Haarpflegemitteln bis zu Eishauben,
die während der Chemotherapie
getragen werden und ihrerseits
teilweise enorme Schmerzen bereiten. Wenn diese Medikamente
für die Heilung einer Krebserkrankung nötig sind, lässt sich
Haarausfall in der Regel nicht
vermeiden. Aber für viele Chemotherapeutika wurden inzwischen
Abwandlungen der Substanzen
entwickelt, die viel weniger oder
keinen Haarausfall verursachen
und trotzdem ebenso wirksam
sind“, sagt der Experte. Jedoch
hätten diese abgewandelten Medikamente manchmal andere störende Nebenwirkungen, die gegen das Problem des Haarausfalls
abgewogen werden müssten. „Die
neuen zielgerichteten Medikamente (molekular-gezielte Thera-
peutika, Antikörper) dagegen führen nicht zu Haarausfall und haben steigende Bedeutung bei einer Reihe von Krebsarten“, sagt
Prof. Keilholz. Allerdings seien
viele der Behandlungen noch in
klinischen Studien.
In der schwierigen Phase des
Haarverlustes bietet auch Christin Belzner ihre Hilfe an. Im Turban-Atelier an der Grußdorfstraße 19 verkauft sie Turbane, Perücken, Kappen sowie Tücher und
berät nach vorheriger Anmeldung
individuell. „Es ist eine sehr emotionale Situation, für die Beratung nehme ich mir Zeit und
schließe die Ladentür ab“, sagt
sie. Sie weiß, was in ihren Kundinnen vor sich geht: Auch in ihrer Familie gab es Krebskranke.
Frauen können sich schon vor
der Therapie von ihrem Arzt einen Haarersatz verordnen lassen.
Sie erhalten beim Kauf einer Perücke von den gesetzlichen Krankenkassen einen Zuschuss zwischen etwa 160 bis 400 Euro. Bei
krebskranken Männern hingegen
zahlen die meisten Kassen nicht,
weil man der Meinung ist, dass
auch gesunde Männer häufig eine
Glatze hätten.
Hilfe für krebskranke Frauen in
Therapie bietet auch die gemeinnützige Gesellschaft DKMS Life.
Mit ihren kostenfreien Kosmetikseminaren wollen sie betroffenen
Frauen ihr Selbstwertgefühl und
ihre Lebensfreude zurückgeben.
Glücklicherweise
wachsen
Haare aber wieder nach, sobald
die Zytostatika im Körper abgebaut sind. Meist sind sie drei Monate nach der letzten Chemotherapie wieder so lang, dass Perücke
oder Kopfbedeckung nicht mehr
nötig sind. Leider gibt es aber
auch Einzelfälle, bei denen kahle
Stellen am Kopf zurückbleiben
oder nach einer Hochdosis-Chemotherapie und anschließender
Knochenmarktransplantation, die
Haare nicht wieder nachwachsen.
www.dkms-life.de
Onkologie im St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof
Individuell · Interdisziplinär · Innovativ
Enge Kooperation: Damit jeder
Patient die für ihn am besten geeignete Therapie erhält, arbeiten Ärzte verschiedener Disziplinen — der
Inneren Medizin, der Gynäkologie,
der Chirurgie sowie der Orthopädie
— im Interdisziplinären Onkologischen Zentrum eng zusammen: Bei
gemeinsamen Visiten am Kranken-
ebenfalls interdisziplinär organisiert. Erfahrene, onkologisch und
schmerzmedizinisch ausgebildete
Ärzte wie Pflegende sorgen für
eine optimale Behandlung: Geringstmögliche Nebenwirkungen,
größtmögliches Wohlbefinden ist
die Devise.
© Martin Weinhold
Diagnose Krebs: In Deutschland
sind jährlich etwa 600.000 Menschen damit konfrontiert. Mehr als
die Hälfte von ihnen kann auf
dauerhafte Heilung hoffen. Im St.
Joseph Krankenhaus Berlin
Tempelhof werden onkologische
Erkrankungen der Verdauungsorgane, von Lunge und Blut sowie
gynäkologische Tumore, z. B.
an Gebärmutter oder Eierstöcken,
behandelt.
bett und in der interdisziplinären
Tumorkonferenz besprechen die
Fachleute, wie der einzelne Patient
optimal behandelt werden kann.
Auch Strahlentherapeuten, Radiologen und Pathologen bringen ihr
Wissen in die Therapieempfehlung
ein. Im engen Dialog zwischen
Patient, Arzt und Angehörigen wird
schließlich die Behandlungsentscheidung getroffen.
Bestmögliche Therapie: Häufig erhalten die Erkrankten vor bzw. nach
der Operation eine Chemotherapie.
Die ist im St. Joseph Krankenhaus
Patienten begleiten: Gezielte
physiotherapeutische Übungen
und auf Wunsch komplementärmedizinische Angebote wie Therapeutic Touch erleichtern den
Umgang mit der Erkrankung. Darüber hinaus können sich Patienten und ihre Angehörigen psychologisch wie seelsorglich beraten und begleiten lassen. Zudem
ebnet der Sozialdienst Wege für
ein selbstbestimmtes Leben nach
dem Krankenhausaufenthalt.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Thomas Poralla (links)
Ärztlicher Direktor und Chefarzt
der Medizinischen Klinik I
mit Zentraler Endoskopie
Tel 030 7882-2215
[email protected]
Prof. Dr. Reiner Kunz (rechts)
Chefarzt der Klinik für
Allgemein-, Visceral- und
Gefäßchirurgie
Leiter Darm- /Pankreaszentrum
Tel 030 7882-2282
[email protected]
www.sjk.de