WUSSTEN SIE SCHON..... ALLGEMEIN ELEKTRONIKMARKT Mega-Städte platzen aus allen Nähten Die UN rechnen bis 2050 mit zehn Milliarden Menschen und warnen vor einem Kollaps der Metropolen … Die Vereinten Nationen (UN) prognostizieren, dass bis 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Insgesamt wird es auf diesem Planeten dann fast zehn Milliarden Menschen geben. Derzeit leben rund die Hälfte der etwas mehr als sieben Milliarden Menschen in Städten. Für die UN ist diese Entwicklung Anlass, Alarm zu schlagen. Denn die Mega-Städte drohen, unter dem Ansturm der Menschen zu kollabieren. Handlungsbedarf bestehe beim Wohnungsbau, bei der Infrastruktur, der Energieversorgung der Gesundheitsfürsorge und dem Bildungswesen, warnen die UN. Für die Stadtplaner und Architekten, Politiker und Investoren sind die Millionenstädte Herausforderung und Chance zugleich. Vor allem in China und Indien, den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt, hat die Stadtentwicklung Mühe, mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Für die Dimensionen dieser Riesenstädte gibt es hierzulande keinen Vergleich. Berlin mit seinen dreieinhalb Millionen Einwohnern wäre in China nicht, mehr als eine etwas größere Vorstadt. Das zeigt das Beispiel Chongqing. Die Stadt in Zentralchina wäre die größte Stadt der Welt, wenn man die Fläche als Maßstab nimmt, über die sich Chongqing erstreckt. Der Verwaltungsbezirk ist fast so groß wie Österreich und Heimat von mehr als 30 Millionen Menschen… Legt man die Einwohnerzahl zugrunde, gilt gemeinhin Japans Hauptstadt Tokio mit 37 Millionen Menschen als größte Stadt der Erde…. EU-Kommissar Oettinger: Deutsche Autobauer müssen bei Vernetzung Tempo erhöhen Im klassischen IT-Sektor hätten die deutsche und europäische Wirtschaft vor allem gegenüber den USA und Südkorea stark an Boden verloren, sagte Günther Oettinger. Die Automobilindustrie müsse nun mithelfen, ihn wieder gutzumachen. (Quelle: Pforzheimer Kurier 27. Februar 2015) *** Ausgabe 35 24.04.2015 EU-Digitalkommissar Günther Oettinger hat an die deutschen Autobauer appelliert, bei den Zukunftsthemen Vernetzung von Fahrzeugen und automatisiertes Fahren aufs Tempo zu drücken. "Wir brauchen eine digitale Aufholjagd – und damit brauchen wir Sie", sagte der CDU-Politiker am Mittwochabend auf dem Neujahrsempfang des Verbands der Automobilindustrie (VDA) in Berlin. Im klassischen IT-Sektor hätten die deutsche und europäische Wirtschaft vor allem gegenüber den USA und Südkorea stark an Boden verloren. "Jetzt geht es um die Wirtschaft insgesamt, um Industrie 4.0, Handwerk 4.0, Bankenwelt 4.0, Versicherungen 4.0. (...) Jetzt können wir alles gewinnen – und noch mehr verlieren." Oettinger betonte, dass die heimischen Hersteller die Herausforderung gegenüber den IT-Konzernen aber annähmen. Er sehe "mit Freude", wie die Autobauer das Thema im Prinzip schon erkannt hätten. "Ein junger Mensch steigt in ein Auto nicht mehr ein, weil es tiefer gelegt ist, weil es chromlackiert ist, weil es viel PS hat, weil es mehr Sitze hat, als es eigentlich braucht. Digitale Kommunikation in Perfektion und die digitale Revolution werden Ihren Sektor elementar verändern", sagte Oettinger vor den Vertretern der deutschen Autobranche. Dabei komme es für die Unternehmen immer mehr darauf an, Angebote der ITWirtschaft aufzugreifen – wobei Politik und Regulierungsbehörden nicht nachstehen dürften. "Wer die Daten hat, hat die Macht. Und Autos und Autofahrer liefern 1 WUSSTEN SIE SCHON..... besonders attraktive, wertvolle Daten", erklärte Oettinger. "Aus Daten Dienstleistungen zu machen, Daten europäisch zu verwerten – das muss nicht nur in Kalifornien gehen, sondern Kern einer digitalen europäischen Strategie sein." (Quelle: dpa, 29.01.2015) *** WIRTSCHAFT Autos bringen Geld Hierzulande arbeiten etwa 760.000 Beschäftigte in der Autoindustrie, einem der größten Arbeitgeber. Das berichtet der Branchenverband VDA. Ihr Umsatz lag 2013 bei knapp über 360 Milliarden Euro, wovon zwei Drittel im Ausland erlöst wurden. Global gesehen, kommen deutsche Hersteller dem VDA zufolge auf einen Marktanteil von 19 Prozent. Im reinen Premiumsegment beträgt der Anteil allerdings 80 Prozent. Ein klares Indiz für deutsche Kernkompetenzen: teuer, schnell und groß. Bitte recht wuchtig Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts in Deutschland gut drei Millionen Pkw neu zugelassen. Deutsche Konzernmarken dominieren den Markt, allen voran VW, Mercedes und Audi. Deutsche Käufer lieben es wuchtig, SUVs und Oberklassemodelle legten im vergangenen Jahr besonders stark zu. Allerdings wird nur noch gut jeder dritte Neuwagen auf Privatleute zugelàssen, ihr Anteil sinkt seit Jahren zugunsten gewerblicher Kunden. Dazu gehören Unternehmen, die ihre Angestellten mit einem Dienstwagen ausstatten. (Quelle: Die Zeit, 5. März 2015) FINANZEN *** Europas Traum von der Weltwährung ist geplatzt Eigentlich müsste der Euro bei 1,60 USDollar stehen, um der enormen ökonomischen Stärke Deutschlands gerecht zu werden. In Wahrheit notiert er nur knapp über der Parität. Dahinter steckt Kalkül. Ausgabe 35 24.04.2015 Griechenland muss zur Drachme zurückkehren. Das fordern Ökonomen wie etwa Ifo-Chef Hans-Werner Sinn in steter Regelmäßigkeit. Nur dann könne sich das Land wirtschaftlich erholen. Doch ist dieser historische Kraftakt überhaupt nötig? Nein, denn Griechenland hat seine Drachme längst. Sie heißt allerdings Euro und war ehemals der Stolz eines ganzen Kontinents. Diese provokante These stellen die Devisenstrategen der Investmentbank Morgan Stanley auf. Ihre Analyse hat ergeben, dass die Gemeinschaftswährung inzwischen so geschwächt ist, dass sie zur ökonomischen Stärke Athens passt. Das für den Ägäis-Staat wirtschaftlich faire EuroNiveau taxieren die Strategen auf 1,09 USDollar, und das liegt sogar noch drei Cent über dem aktuellen Wert. Für die anderen Mitglieder der Währungsunion ist die Gemeinschaftswährung dagegen gnadenlos unterbewertet. Am schlimmsten für Deutschland. Gemessen an der deutschen Wirtschaftskraft, müsste der Euro bei knapp 1,60 Dollar stehen. Nimmt man dieses Niveau als Maßstab, notiert er derzeit um rund ein Drittel zu niedrig. Aus deutscher Sicht wird der Euro an den Devisenmärkten derzeit also regelrecht verramscht. Anteil an Währungsreserven schwindet Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), scheint all dies in Kauf zu nehmen. Denn mit seinem billionenschweren Staatsanleihen-Kaufprogramm kurbelt er zwar die Konjunktur des krisengeschüttelten Kontinents an. Doch er weiß auch, dass diese Geldschwemme für die Gemeinschaftswährung eine echte Zumutung ist. Einen Preis muss Draghi schon jetzt zahlen. Der Traum vom Aufstieg des Euro zur Weltleitwährung zerplatzt in diesen Tagen. Aktuelle Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) offenbaren, dass die Zentralbanken ihre Euro-Positionen im vergangenen Jahr so stark wie nie zuvor 2 WUSSTEN SIE SCHON..... verringert haben. Inzwischen entfallen auf die europäische Gemeinschaftswährung nur noch 22 Prozent der globalen Währungsreserven, verglichen mit 28 Prozent vor Beginn der Schuldenkrise vor fünf Jahren. … Groteske Zinssituation in der EuroZone In der Tat befindet sich die Euro-Zone in einer geradezu bizarren Zinssituation. Es herrschen Minuszinsen, sprich: Anleger müssen dafür zahlen, dass sie Schuldtitel der Staaten kaufen. In Deutschland ist die Situation besonders extrem. Bundesanleihen bis zu acht Jahren Laufzeit weisen negative Renditen auf. Zehnjährige Bonds werfen gerade noch 0,15 Prozent. "Bald schon werden auch Zehnjährige Minuszinsen haben", sagt Marco Brancolini, Analyst bei der britischen RBS. Das bedeutet, dass Investoren, zu denen auch die Notenbanken in aller Welt zählen, für den Großteil deutscher Euro-Anleihen Strafzinsen zahlen müssen. Der Anreiz, das Geld in den Euro-Raum zu stecken, ist dementsprechend gering. Sogar die Anleihen ehemaliger Krisenländer wie Spanien oder Belgien weisen Minuszinsen auf, sprich: kosten die Investoren Geld. EZB-Präsident Draghi weiß das, doch er setzt schlichtweg andere Prioritäten. Er begrüßt die Abwertung des Euro insgeheim, weil ein schwächerer Kurs dem Währungsraum Wettbewerbsvorteile bringt. … Ein weiterer Bedeutungsverlust des Euro ist praktisch programmiert. Wenn die amerikanische Notenbank Fed im Laufe dieses Jahres die bereits angekündigte Wende hin zu steigenden Zinsen vollzieht, werden Anlagen im Euro-Raum im Vergleich zu Dollar-Investments noch unattraktiver. (Quelle: Die Welt 14.04.2015) *** Ausgabe 35 24.04.2015 EUROPA Mit dem Fischkutter in den Tod Ein Schiff kentert vor Lampedusa mit 700 bis 1000 Flüchtlingen an Bord vielleicht 700, vielleicht sogar 1000 Opfer: Wieder wurde die Flucht vor Elend oder Verfolgung Menschen zum Schicksal. In der Nacht von 18./19.4. starben südlich der italienischen Insel Lampedusa die meisten Passagiere eines Fischkutters auf dem Weg von Libyen zum europäischen Festland. … (Quelle: Die Welt 20.04.2015) Tödliches Mittelmeer Seit Jahren kommen im Mittelmeer immer wieder Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach Europa um. … • Februar 2015: Vor der italienischen Insel Lampedusa kommen möglicherweise mehr als 330 Flüchtlinge ums Leben. Mindestens 29 von ihnen sterben während der Überfahrt von Libyen nach Italien in kaum seetüchtigen Schlauchbooten an Unterkühlung. • September 2014: Nur zehn Menschen werden gerettet, als ein Boot mit angeblich mehr als 500 Migranten im Mittelmeer untergeht. Überlebende berichten, dass Menschenschmuggler das Schiff mit Syrern, Ägyptern und Sudanesen auf dem Weg nach Malta versenkt hätten. • Juli 2014: Bei einer Flüchtlingstragödie vor Libyens Küste ertrinken mindestens 150 Menschen. Die libysche Küstenwache findet Leichen und Wrackteile eines Schiffes vor der Stadt Khums. • Oktober 2013: Mindestens 366 Flüchtlinge ertrinken bei Lampedusa. Ihr Boot fängt Feuer und kentert. Die Küstenwache kann 155 Menschen in Sicherheit bringen. Sie stammen überwiegend aus Somalia. • Juni 2012: 54 Flüchtlinge sterben, als sie bei starken Winden in einem Schlauchboot von Libyen aus Italien erreichen wollen. • August 2011: Ein Boot erreicht mit 270 überlebenden Afrikanern Lampedusa. Unter Deck liegen die Leichen von 25 Männern, die an Abgasen erstickt sind. 3 WUSSTEN SIE SCHON..... 100 Tote seien zudem über Bord geworfen worden, sagt ein Überlebender. Juni 2011: Vor der Küste Tunesiens gerät ein Boot mit Flüchtlingen aus Afrika auf dem Weg nach Italien in Seenot. Nur wenige können gerettet werden; bis zu 270 Menschen bleiben verschollen. (Quelle: Pforzheimer Kurier 16.04.2015) Das miese Geschäft mit dem Elend … Schleuser bedienen einen globalen Wachstumsmarkt, der zweistellige Renditen verspricht. Nach Schätzungen von Experten nehmen die Menschenhändler bis zu acht Milliarden Euro pro Jahr mit ihren skrupellosen Geschäften ein. Laut Amnesty International, waren 2014 weltweit 57 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie versuchen, Hunger, Krieg und Terror zu entkommen. Es sei die „größte Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg". Allein über drei Millionen Menschen verließen Syrien. Die meisten von ihnen haben vor allem ein Ziel: Europa und insbesondere Deutschland, das mit 202.815 Asylanträgen im vergangenen Jahr weltweit mit großem Abstand an der Spitze lag. Im Transitgeschäft mischen alle großen Verbrecherkartelle mit: die russische und die italienische Mafia, die chinesischen Triaden sowie die japanischen Yakuza. Daneben versuchen Kleinkriminelle, mit Minibussen oder ihren Ortskenntnissen ein paar Dollar nebenbei zu kassieren. … Das Ganze funktioniert fast wie „in einem normalen Reisebüro", sagt ein Fahnder. Vor Ort werde Werbung betrieben per Facebook oder über lancierte Berichte in Zeitungen und im Radio. Deutschland werde dabei in den schillerndsten Farben gemalt - als gäbe es Arbeit für jeden und sogar Begrüßungsgeld für Flüchtlinge. Die Kriminellen locken ihre Opfer mit Allinclusive-Leistungen. Für die Routen aus dem Irak oder Syrien nach Griechenland fallen zwischen 3500 und 8000 Euro an. Für immerhin noch 2500 Euro geht es von Istanbul nach Athen - je nach Marktlage Ausgabe 35 24.04.2015 und Nachfrage. Sonderwünsche kosten extra: Für 600 Euro Aufpreis bieten Schleuser den Kunden beispielsweise eine Spezialmaniküre an. Heißt: Fingerkuppen werden angeschliffen oder chemisch so verätzt, dass eine Identifizierung durch erkennungsdienliche Maßnahmen quasi unmöglich wird. Sogar komplett neue Identitäten verkaufen die Verbrecher. … Bei Bedarf arrangierte die Bande sogar Scheinehen mit bulgarischen Staatsangehörigen oder besorgte in Deutschland Jobs in der Gastronomie. Je nach „Service" zahlten die Flüchtlinge bis zu 30000 Euro für das Komplettpaket. 207000 Männer, Frauen und Kinder kamen 2014 über das Mittelmeer nach Europa. Viele von ihnen auf ausgemusterten Viehtransportschiffen. Zwölf dieser Seelenverkäufer legten in Italien an, zwei in Griechenland und eines in Zypern. Alle 15 verrosteten Kähne waren in türkischen Häfen gestartet. … Die deutschen Sicherheitsbehörden kritisieren, dass ihre türkischen Kollegen die Menschen-Schmuggler gewähren lassen. Obwohl sie leicht zu identifizieren wären. Ungeniert stellen Schleuser ihren Reichtum zur Schau: Sie fahren Luxusautos und benötigen dafür nicht einmal Nummernschilder: Schmiergeld macht die Polizisten vor Ort blind. Das Netzwerk der Schleuser ist streng arbeitsteilig organisiert. Die syrischen Schmuggler akquirieren neue Passagiere in den Kriegsgebieten. Sie pflegen Facebook-Seiten und veröffentlichen Kontaktadressen, über die Flüchtlinge ihre „Reise" buchen können. Das Ticket kostet zurzeit etwa 5200 Euro pro Person. Bei stürmischem Wetter oder verschärften Kontrollen an den europäischen Küsten kann es einen Zuschlag geben. Für einen gefälschten syrischen Pass, der Asyl in Deutschland sichert, sind weitere 1300 Euro fällig. … Türkische Schleuser chauffieren die Passagiere mit ihren Fischerbooten zu den großen Kähnen, die 15 Seemeilen vor der Küste in internationalen Gewässern ankern und dann Kurs auf Italien oder Griechen4 WUSSTEN SIE SCHON..... land nehmen. Die rostigen Seelenverkäufer gehören zum Großteil der Agentur Info Market SRL, die im rumänischen Constanta, im Appartement 10 an der Strada Stefan cel Mare 68 ihren Sitz hat. Von dort wird das schmutzige Millionengeschäft gesteuert. Nach Erkenntnissen von Sicherheitsexperten kaufen die Kriminellen die ausrangierten schrottreifen Viehtransportschiffe für 150000 bis 200000 Euro. Für Besatzung, Helfer und Schmiergelder an korrupte Beamte kommt noch einmal die gleiche Summe obendrauf. Dafür werden bis zu 1000 Passagiere auf die Frachter gepfercht. Bei Reisekosten von knapp über 5000 Euro bleibt den Schleusern pro Schiff und Fahrt ein Reingewinn von gut 4,8 Millionen Euro. „Bei so viel Geld spielen Menschenleben keine Rolle", schildert ein Grenzschützer die Lage. … Während die Kriminellen Millionen scheffeln, ächzen deutsche Kommunen und Länder unter den Kosten für die Versorgung der Flüchtlinge. Die Bundesregierung stellt für die Unterbringung 2015 und 2016 eine Milliarde zusätzlich bereit. … Längst wittern auch Immobilienbesitzer ein Geschäft. Unrentable Wirtshäuser werden umfunktioniert. Marode Hotels an die Kommunen vermietet. Nicht selten zum Zorn der Anwohner. … (Quelle: Focus 10/15) *** SOS Europa Das Geschäft mit der Not … Dank der Globalisierung, die auch für einst verfeindete Verbrecher gilt, werden Waffenhandel, Rauschgifthandel, Menschenschmuggel und -handel nicht mehr wie in den guten alten schlechten Zeiten von unterschiedlichen kriminellen Vereinigungen betrieben. Alle bieten alles an: Flüchtlingen aus Eritrea oder Somalia werden die Kosten für den- Transport nach Europa erlassen, wenn sie bereit sind, Drogen im Gepäck mitzunehmen. Die Ware wird dann beispielsweise von der ’Ndrangheta oder Ausgabe 35 24.04.2015 den Hells Angels bei Kollegen von der russischen oder albanischen Mafia getauscht gegen junge Frauen für Bordelle in Italien und Deutschland oder Personal für die Fleisch verarbeitende Industrie und die Landwirtschaft in Nord- und Mitteleuropa. Die International Labour Organisation (ILO) schätzt die Zahl der in Europa geknechteten Arbeitssklaven auf etwa 600 000. … UNODC plädiert deshalb wie auch Europol oder das Europäische Parlament für Joint Investigation Teams als Grundvoraussetzung, um gemeinsam grenzüberschreitend gegen Schleuser vorzugehen. Es braucht nicht nur Drohnen, Wanzen, Nachtbildkameras, sondern auch Informationen über Methoden, Wege oder Transportmittel der Kriminellen. Von den 3.600 regionalen, nationalen, internationalen kriminellen Vereinigungen widmen sich 30 Prozent ausschließlich dem Rauschgifthandel. Alle anderen sind sozusagen offen für Gespräche - und Geschäfte aller Art. Europol nennt sie „polycrime groups“, die sowohl Rauschgift als auch Waffen als auch Menschen schmuggeln. Und die sind im Gegensatz zu ihren Vorgängern so international aufgestellt wie die großen Fußballklubs in Europa, in denen die Besten aus der ganzen Welt spielen und nicht mehr die Besten von nebenan. In Belgien zerschlug die Polizei jüngst eine Bande, deren Mitglieder aus 35 Ländern stammten; ihren portugiesischen Kollegen gelang ein Schlag gegen eine kriminelle Vereinigung, die 60 verschiedene Nationalitäten in ihrem Netzwerk vereinigte. Die Befehle wurden online erteilt. … Überzeugte Europäer - in dem Fall: die Politiker, nicht die Kriminellen! - müssten deshalb zumindest einen Verteilerschlüssel beschließen, der gültig ist für alte EUStaaten, wonach festgeschrieben wird, welches Land wie viele Flüchtlinge pro Jahr aufnehmen muss. Das Argument, nichts werde sich an den Flüchtlingsströmen aus Afrika ändern, solange nicht in den korrupten und armen Ursprungsländern die Ursachen für Flucht endlich wirk5 WUSSTEN SIE SCHON..... sam bekämpft würden, ist zwar alt, aber nach wie vor gültig - und für Schleuserbanden die bestmögliche Werbung. Nur dann, wenn die korrupte Gewaltherrschaft afrikanischer Diktatoren, gefüttert mit Milliardenbeträgen an sogenannter Entwicklungshilfe aus dem Westen, geschützt durch moralfreie Großmachtinteressen Chinas, Russlands, der USA, als Ursache der Flüchtlingsströme anerkannt wird, lässt sich von Fall zu Fall auch dafür plädieren, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. … Illegale übers Meer nach Nordafrika zurückzuschicken, ist ein Verstoß gegen die Genfer Konvention, eindeutig eine Verletzung der Menschenrechte. Die enden nicht an Grenzen, sondern sind grenzenlos. Diskutiert wird zwar, Asylbewerber nach einem demografischen Schlüssel in ganz Europa zu verteilen auf einzelne Länder bis hin nach Island. Dass die meisten Menschen dorthin wollen, wo es funktionierende Sozialsysteme gibt, wie zum Beispiel in die Niederlande, nach Schweden, nach Deutschland, ist menschlich verständlich, allzu menschlich. - Und allzu unrealistisch. Die wegen entsprechender Beschlüsse in Irlands Hauptstadt sogenannte „Dublin 2“Regelung, wonach ein Flüchtling in dem EU-Land oder in einem sicheren Drittland wie der Schweiz Asyl beantragen muss, in dem er zuerst in Europa ankommt, ist theoretisch für alle Regierungen bindend. Aber praktisch nichts wert. Denn jedes Zielland versucht - legal, illegal, scheißegal -, die unerwünschte Ware Mensch entweder zu Nachbarn abzuschieben oder zu rückzuschicken in ihre Herkunftsländer, aus denen die Menschen geflohen waren. So statteten italienische Behörden Flüchtlinge aus Somalia oder Eritrea mit einem 90 Tage gültigen Fremdenpass, einer Fahrkarte sowie 500 Euro Wegzehrung aus und schickten sie auf Nimmerwiedersehen über die Grenzen. Ihre Fingerabdrücke werden bei Eurodat gespeichert, dem von der jeweiligen Polizei, der Justiz, den Grenzern betriebenen Informationssystem der Schengen- Staaten. Nur das jeweilige Ankunftsland ist zuständig für Erteilung Ausgabe 35 24.04.2015 oder Verweigerung einer Aufenthaltserlaubnis. Mit dieser Regelung soll verhindert werden, dass im Falle einer Ablehnung die Menschen von ihren Schleusern über die offene Grenze ins nächste europäische Land transportiert werden und dort erneut einen Asylantrag stellen können. Klingt nach Solidarität europäischer Staaten, deren Regierungschefs auf ihrer Konferenz wieder mal gemeinsame Beschlüsse fassen wollen, klingt nach einer klugen gemeinsamen Strategie. Die „Dublin 2“ ist ein Papiertiger. Manche Länder drücken den Illegalen einen für 90 Tage im Schengen-Raum gültigen Fremdenpass samt zum Beispiel 500 Euro Wegzehrung für Fahrtkosten und Spesen in die Hand und schicken sie mit den besten Grüßen auf Nimmerwiedersehen ins nächste Land. Jeder zweite Asylbewerber müsste eigentlich in einem anderen Land als in dem, in dem er auf sein Verfahren wartet, einen Asylantrag stellen. Besonders einfallsreiche Schleuser bieten für einen Aufpreis von 600 Euro auf die insgesamt 7500 Euro teure Pauschalreise vom Irak nach Niedersachsen an, ihren Kunden die Fingerkuppen zu schleifen, damit man sie anhand ihrer Fingerabdrücke nicht mehr identifizieren oder speichern kann. Russische Behörden vergaben an gewaltbereite Tschetschenen, die sie loswerden wollten, innerhalb weniger Tage Pass und Visa für die Reise nach Polen. Nach Einschätzung der Bundespolizei hatten höchstens zehn Prozent der ungefähr 12 000 tschetschenischen Asylbewerber im Jahr 2013 nach den Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention Anspruch auf „kleines Asyl“, das eigentlich all denen gewährt wird und wurde - Syrern, Irakern, Afghanen -, denen „Gefahr für Leib und Leben“ droht bei einer Abschiebung in ihre Heimat. Wenn aber nicht zu beweisen ist, in welchem Land ein Asylbewerber europäischen Boden zuerst betreten hat, kann man ihn logischerweise nicht wieder dorthin schicken, falls er in Deutschland aufgegriffen wird. Die Abschiebung nach Griechenland zumindest muss kein Flüchtling mehr fürchten, seit der Europäische Gerichtshof 6 WUSSTEN SIE SCHON..... für Menschenrechte dies wegen menschenunwürdiger Bedingungen in griechischen Aufnahmelagern untersagt hat. An den Zuständen im Land hat sich allerdings auch nach dem Urteil nichts geändert. Die Anführer der „Goldenen Morgenröte“ befeuern den Hass auf alles ihnen Fremde. Am schlimmsten, wie immer in den von Erwachsenen verursachten menschlichen Katastrophen, ist es für die Kinder, die angesichts der Verhältnisse, in denen sie aufwachsen, bereits ihre Zukunft hinter sich haben. Der Maghreb ist ein großer Sklavenmarkt geworden, bestückt mit der Ware Mensch, die es vor Ort in Massen gibt oder die dorthin geliefert wird aus dem Westen Afrikas. Der Vorschlag verschiedener europäischer Innenminister unterschiedlicher politischer Färbung, große Lager einzurichten, in denen die Flüchtlinge leben sollten, bis über ihren Asylantrag entschieden worden ist, stieß in den kriminellen Kreisen überzeugter Europäer auf große Zustimmung. Und es gibt schreckliche Nebeneffekte: Die Lager mit Millionen Flüchtlingen in Jordanien, der Türkei, im Libanon und anderswo sind ein Schnäppchenmarkt der Ware Mensch für kriminelle Banden. Der Preis für eine Niere beispielsweise fiel von 9000 bis 10 000 Euro auf 4000 bis 5000 Euro, Kunden kamen wie immer schon aus Israel, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, aus Westeuropa. Sie nutzten - wissend oder unwissend - die verzweifelte Lage der Menschen aus, denen buchstäblich nur der eigene Leib geblieben war, um sich zu ernähren. Politik ist bekanntlich die Kunst, Handwerkszeug für Machbares bereitliegen zu haben und je nach Lage einzusetzen. Eine Binsenweisheit. Im Fall von Menschenschmuggel würde das bedeuten, durch Aufklärungskampagnen in Armutsländem klarzumachen, dass ungelernte Arbeitswillige ohne Schulabschluss im Paradies, das ihnen diesseits der Grenze von Schleusern versprochen wurde, keine Chance haben werden auf eine menschenwürdige Existenz. … Ausgabe 35 24.04.2015 ZU GUTER LETZT Nicht kann mehr zu einer Seelenruhe beitragen, als wenn man gar keine Meinung hat. (Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799) 7 WUSSTEN SIE SCHON..... Ausgabe 35 24.04.2015 8 WUSSTEN SIE SCHON..... Grafik zu „Mega-Städte platzen aus allen Nähten“ Ausgabe 35 24.04.2015 9
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