Ausgabe 03 | Mai 2015 - Universitätsklinikum Regensburg

gukrein
Mitarbeiterzeitung des Universitätsklinikums Regensburg
Mai 2015
Jahrgang 9
3 |15
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Schwerpunkt
Ehrenamt im Ausland
4
Personalia
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Neuer RCI-Direktor
Beruf und Familie
Neue Modelle für Familien
und Pflegende
Mit viel Leidenschaft engagiert sich Sophie Rosentreter für Demenzkranke und deren Angehörige.
Im Gespräch
Die Welt hinter der Krankheit
Sophie Rosentreter weiß, was es heißt, einen demenzkranken Angehörigen zu betreuen. Die ehemalige
Schauspielerin und MTV-Moderatorin pflegte neun Jahre lang ihre an Demenz erkrankte Großmutter. Mit
ihrem Projekt „Ilses weite Welt“ will sie nun Betroffenen Mut machen. ?
Wie hat sich die Krankheit bei Ihrer Groß­
mutter bemerkbar gemacht?
Meine Oma Ilse war eine unfassbar gute Köchin. An einem Tag hat sie wieder diesen köstlichen Grießbrei mit zerlassener Butter und
Früchten gemacht und wir aßen ihn und es
schmeckte widerlich, weil sie Salz und Zucker
verwechselt hat. Das passiert nicht, wenn man
das so gut kann und wenn Zucker auf dem Zuckerglas und Salz auf dem Salzglas draufsteht.
Im Nachhinein wurde mir klar, dass das ein
erster „schräger“ Moment war. Dann gab’s natürlich den Kochtopf, der ständig auf der
Herdplatte blieb und die Feuerwehr, die deshalb anrücken musste. Sie hat sich verlaufen,
in den Straßen, die sie seit vielen Jahren kann­te,
oder stand im Winter in luftigen Sommerklamotten vor uns.
?
Was bedeutet für Sie die Krankheit Demenz
heute?
Ich verstehe erst jetzt, was die Welt der Demenz ausmacht. Selbst wenn die Menschen
nicht mehr sprechen können, sind sie ja noch
da. Demenz bedeutet „ohne Geist“ oder „abnehmender Geist“. Das ist eine selten dämliche Beschreibung! Die Menschen sind voller
Geist und voller Seele und Gefühl bis zum
Schluss. Ich glaube, dass wir als Gesellschaft
die Chance haben, an dieser Krankheit zu gesunden. Sie zeigt uns, was es bedeutet, empathisch zu sein, als soziales Wesen zu handeln
und einander zu helfen.
?
Wie kommuniziert man aus Ihrer Erfahrung
am besten mit demenzkranken Menschen?
Berührungen, spezifische Wörter, Bilder – all
das. Mir war neun Jahre in der Pflege nicht
klar, dass man durch integrative Validation*,
Ergotherapie, Biografiearbeit, Musiktherapie
usw. viel erreichen kann. Es gibt nicht einen
Königsweg, sondern viele verschiedene. Jeder
Mensch ist anders und bedarf eines anderen
Zugangs. Die Brücke der Gefühle ist da, wir
müssen sie nur gehen. Menschen mit Demenz
kommen nicht zu uns, sie bieten uns etwas an,
denn in einer Demenz fallen irgendwann die
Mauern dessen, was wir uns nach außen hin
aufgebaut haben. Was bleibt, ist ein ehrlicher
und echter Mensch, und nur wenn du selber
ehrlich und echt bist, kannst du die Menschen
erreichen. Man braucht einen bunten Koffer
an Möglichkeiten, aus dem man sich immer
und immer wieder bedienen muss.
?
Was steckt hinter dem Projekt „Ilses weite
Welt“?
„Ilses weite Welt“ ist ein interaktives Beschäftigungskonzept. Wir drehen Filme, die speziell
auf die Bedürfnisse von demenzkranken Menschen abgestimmt sind. Unser Motto lautet
„Demenz mit Leichtigkeit begegnen“, denn wir
möchten damit klar machen, dass es noch
eine ganz weite Welt hinter der Krankheit gibt.
Über unsere Filme wollen wir ein Fenster zu
dieser weiten Welt öffnen. Wir entwickeln
aber auch Aufklärungsfilme rund um das Thema Demenz oder wir reden mit Angehörigen
und erklären ihnen, was beispielsweise das
Susanne Körber, Anita Fürst
Pflegepersonal bei der Betreuung leistet. Erfolg definiert sich bei dieser Krankheit komplett neu: Ein Erfolg kann eine gelöste Hand
sein, ein ganzer Satz, all diese kleinen Dinge.
Der Mensch wird, so wie er früher war, nie wiederkommen, aber wir werden morgen auch
nicht so sein, wie wir heute sind. Unser Konzept wurde mit Therapeuten erarbeitet. Um es
jedoch durchzuführen, muss man kein Therapeut sein. Jeder Angehörige kann selber eine
abgespeckte Ver­sion davon anwenden.
?
Welche Botschaft geben Sie Angehörigen
von Demenzkranken, aber auch unseren
Lesern mit?
Sich Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Es geht darum, dass
wir lernen unwichtige Dinge abzugeben und
uns zu stärken. Wir müssen lernen, den Alltag
abzugeben, um Zeit mit den Angehörigen zu ver­
bringen. Wir müssen uns schöne Momente mit
ihnen schaffen und die emotionalen Bindun­gen
stärken. Hinschauen, rausgehen, das Mitgefühl ins Zentrum stellen und sich informieren.
Wenn wir anderen helfen, tut das auch uns gut!
Vielen Dank für Ihren sehr persönlichen Einblick!
Mehr Infos:
www.ilsesweitewelt.de
*Methodik in der Pflege von Demenz­kranken für
eine wertschätzende Kommunikations- und Umgangsform in der ambulanten, stationären und häuslichen
Betreuung
Nachgefragt
Sie fragen
– wir fragen
nach.
Wir starten unsere neue Rubrik
mit Ingrid S.'s Frage an das Re­
dak­­­tions­team: Warum stehen auf
den Spät­dienst-Park­plätzen schon
mor­gens Autos?
Susanne Körber
Grundsätzlich sind diese Parkplätze für Mitarbeiter gedacht, die nach 11:00 Uhr anfangen
und aufgrund ihres Spätdienstes nicht vor ca.
20:30 Uhr zu ihrem Auto zurückkehren. Die
Sonderstellflächen wurden eingerichtet, um
das Sicherheitsgefühl in den späteren Abendstunden zu verbessern. Aufgrund von speziellen Rufbereitschaftsregelungen und gesundheitlich bedingten Einzelfällen kommt es vor,
dass morgens bereits vereinzelt Autos auf den
Sonderparkplätzen stehen. Natürlich gibt es
auch „schwarze Schafe“, die die Regelung für
Spätdienstparkplätze missachten und dort widerrechtlich parken. Deswegen gibt es immer
wieder Kontrollen und gegebenenfalls Sank­
tionen.
Bei Fragen / Anregungen / Lob
und Kritik erreichen Sie uns unter:
[email protected].
2
gukrein
Schwerpunkt
Ehrenamt im Ausland
In manchen Ländern mangelt es aufgrund von Kriegen oder Katastrophen an für uns alltäglichen Dingen, wie einer guten medizi­
nischen Versorgung. Um den Betroffenen zu helfen, engagieren sich Ehrenamtliche Jahr für Jahr in Krisengebieten, darunter
auch Mitarbeiter des UKR. Einige Projekte von Kollegen möchten wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen.
Anita Fürst
Gemeinsam etwas aufbauen
Dr. Abdo Mahli ist Pharmazeut und forscht in einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professor Hellerbrand zu Leberkrebs und Lebererkrankungen. Er stammt aus Aleppo (Syrien) und engagiert sich für
»Unser Gebot heißt:
die medizinische Versorgung in seinem Heimatland.
Jeder Mensch
?
Wie kam es zu Ihrem Projekt?
Durch den Krieg sind alle Krankenhäuser
in meiner Heimatstadt Aleppo und in ganz Syrien zu reinen Notfallkrankenhäusern geworden. Doch was passiert zum Beispiel mit Frau­
en und Kindern oder Neugeborenen? Der Krieg
vernichtet nicht nur Menschen, sondern das
komplette Leben steht still. Die Kinder- und
Frauensterblichkeit ging extrem nach oben.
Daher haben wir, das heißt Freunde von mir
und ich, beschlossen, ein Krankenhaus nur für
die medizinische Versorgung von Frauen, Kindern und Neugeborenen zu gründen. Eine Organisation hat uns ein Gebäude zur Verfügung
gestellt und wir haben es zu einem Krankenhaus umgebaut.
?
Wie sah das Projekt konkret aus?
Nachdem wir alles Formale organisiert
hatten, ging die eigentliche Arbeit los. Über
erhält medizinische Hilfe!«
Sach- und Geldspenden konnten wir die notwendigsten Geräte und Medikamente zusammentragen. Zum Beispiel haben wir über das
Regensburger Frauenärztenetz mehrere gynäkologische Behandlungsstühle und Ultraschall­
geräte bekommen. Als die Infrastruktur geschaffen war, ging es darum, wie wir Gehälter
bezahlen können. Am Anfang habe ich versucht, alles aus eigener Tasche zu finanzieren,
aber irgendwann geht das nicht mehr. Über
den Deutsch-Syrischen Verein und die Deutsche Bundesregierung erhalten wir nun Unter­
stützung, für die ich sehr dankbar bin. Mittlerweile arbeiten fünf Ärzte und zehn Schwes­tern
dort. Wir können pro Tag etwa 75 Frauen behandeln und bis zu sechs Geburten betreuen.
Unser Gebot lautet: Wir helfen und retten jeden Menschen, so gut wir können. Es geht uns
nicht um seine Religion, nicht um seine Hautfarbe, nicht um seine Überzeugungen. Wir
sind neutral, das heißt, es wird niemand ab­
gewiesen, egal ob er Christ oder Moslem ist.
Egal, ob er politisch aktiv ist oder nicht.
?
Was hat Sie besonders gefreut?
Meine Freude war, dass es geklappt hat,
ein Krankenhaus für Frauen aufzubauen. Und
dass es mittlerweile auch so erfolgreich läuft.
Besonders gefreut hat mich die Unterstützung
aus Deutschland. Über den Deutsch-Syrischen
Verein, dessen Vertreter für Bayern ich bin,
konnten wir viele Ideen realisieren.
?
Was war der schlimmste Moment?
Das Schlimmste war die Angst, dass das
Projekt auch scheitern könnte. Einer der zunächst traurigsten Momente wurde zu einem
der schönsten. Wir standen an einem Punkt
kurz davor, das Krankenhaus aus verschiedenen Gründen schließen zu müssen. Doch
die Menschen und das Team des Krankenhauses dort haben angefangen zu weinen und
gebeten, dass wir weitermachen. Wir durften
sie nicht im Stich lassen, und am Ende konnte
das Projekt doch mit vereinten Kräften weitergeführt werden.
Der Deutsch-Syrische Verein zur Förderung
der Freiheiten und Menschenrechte e. V.
wurde 2011 gegründet, um Menschen bei
ihrem Einsatz für ein freies und demokratisches Syrien zu unterstützen. Der Verein
hilft Flüchtlingen und Opfern des syrischen
Regimes, z. B. durch die Finan­zi­e­rung von
medizinischen Versorgungseinrichtungen.
Hilfe als Selbstverständlichkeit
Elisabeth Mösbauer ist als Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesie auf Station 90 im
UKR tätig. 2010 gingen sie und ihre Kollegin Theresa Birner zusammen für drei Monate nach Uganda
und arbeiteten dort ehrenamtlich auf einer Krankenstation.
miert, und über das Franziskaner-MinoritenKloster in Neustadt an der Waldnaab kam der
Kontakt mit dem Projekt in Uganda zustande.
?
»Man konzentriert sich voll
und ganz auf das Helfen.«
?
Wie kamen Sie zu Ihrem Ehrenamt?
Nach meiner dreijährigen Ausbildung
zur Gesundheits- und Krankenpflegerin wollte
ich nicht sofort ins Berufsleben einsteigen.
Trotzdem hatte ich den Wunsch, etwas zu machen, das mit meinem Beruf zu tun hat. Ich habe
mich über verschiedene Organisationen infor-
Wie sah Ihre Arbeit aus?
Ich habe hauptsächlich im Labor der Krankenstation gearbeitet. Die am meisten ver­brei­
teten Krankheiten dort sind Malaria und HIV,
und so haben wir hauptsächlich Malaria- und
HIV-Tests durchgeführt. Was für uns so einfach klingt, war dort eine echte Herausforderung, da wir teilweise ohne Strom und ohne
Wasser waren. Hinzu kommt, dass ein Mala­
ria­-Test umgerechnet etwa 50 Cent kostet. Die
Menschen dort haben diese 50 Cent aber nicht.
Oder sie können sich den Test gerade so leisten, haben dann aber kein Geld, um eine Behandlung bezahlen zu können. Diese Tatsache
war für mich sehr schwierig, da ich weiß, dass
ich das Geld für diese Tests hätte, aber trotzdem nicht helfen kann, weil zu viele Menschen eine Behandlung benötigen.
?
Welche bedrückenden Momente gab es
bei Ihrem Einsatz?
Für uns sind Strom und Wasser völlig normal.
Dann geht man in diesen Teil der Erde, und
dort ist der Zugang zu Wasser und Strom keine
Selbstverständlichkeit. Wir wurden dort sehr
herzlich aufgenommen, weil alle wussten, dass
zwei Krankenschwestern aus Deutschland kom­
men. Trotzdem war die erste Woche sehr hart
für uns. Man muss sich zum Beispiel erst an
den Anblick von Kindern mit aufgeblähten
Hungerbäuchen „gewöhnen“. Nach einer Woche wird auch das ein Stück weit Normalität,
und man konzentriert sich voll und ganz auf
das Helfen.
?
Was war Ihr schönstes Erlebnis vor Ort?
Es gibt sehr viele Totgeburten, weil die
Frauen dort die Geburt alleine „abwickeln“.
Bei Komplikationen kommen die Frauen erst
ins Krankenhaus, wenn es oft schon zu spät
ist. Einmal haben wir eine solche Geburt mit-
erlebt und konnten der Frau rechtzeitig helfen, sodass Mutter und Kind überlebt haben.
?
Wie hat der Aufenthalt in Uganda Sie
verändert?
Man kommt von einem Ort, in dem es fast
nichts gibt, zurück in ein Krankenhaus der
Maximalversorgung – das ist ein Schritt von 0
auf 100. Dort ist man von elementaren Dingen
wie Wasser und Strom abhängig, und hier hat
man High-Tech-Medizin. Trotzdem ist mir diese Balance gelungen. Ich schätze meine Arbeit
hier sehr, wäre aber auch jederzeit wieder bereit, meine Hilfe im Ausland einzubringen.
Das Franziskaner-Minoriten-Kloster in Neustadt a. d. Waldnaab unterstützt seit mehreren Jahren verschiedene Projekte in Uganda.
Der Aufbau einer Krankenstation und einer
Schule erfolgte in Zusammenarbeit mit der
St. Francis Catholic Church in Matugga.
ukrein
An die eigenen Grenzen gehen
Dr. Franziska Göttle ist Assistenzärztin in der KUNO-Kinderklinik des UKR. Aktuell arbeitet sie auf der
Kinderintensivstation 81. 2012 war sie für neun Monate mit der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“
in Pakistan.
?
Wie kamen Sie zu Ihrem Einsatz bei „Ärzte
ohne Grenzen“?
Ich habe mich für ein Medizinstudium entschlossen, weil ich immer schon den Wunsch
hatte, Menschen in Krisengebieten zu helfen.
Besonders gut an „Ärzte ohne Grenzen“ gefällt
mir die Arbeit im internationalen Team, das
nicht nur aus medizinischem Fachpersonal,
sondern auch aus Logistikern und einem Pro­
jektkoordinator besteht. Die­ser kümmert sich
um die Sicherheitslage vor Ort, verhandelt mit
den verschiede­nen Konfliktparteien und sorgt
so für ein möglichst si­cheres Arbeiten vor Ort.
Bei meinem Projekt war die Sicherheitslage
sehr instabil. Wir mussten stets ein Handy bei
uns tragen, um im Notfall sofort evakuiert
werden zu können. Außerdem durften wir uns
nur in der Klinik oder unserem Wohnhaus
aufhalten, bei Autofahrten standen wir unter
Polizeischutz. Die Rate an Bombenattentaten,
Kidnapping und Überfällen in der Region war
sehr hoch. Trotzdem habe ich mich durch die
strikten Sicherheitsvorkehrungen immer relativ sicher gefühlt.
?
Wie sah Ihre Arbeit aus?
Ich war in einem kleinen Krankenhaus in
der pakistanischen Provinz Belutschistan im
Einsatz. Die Region ist sehr arm, das Klima extrem mit Temperaturen über 45°C im Sommer. Viele Menschen wohnen hunderte Kilometer vom nächsten Krankenhaus entfernt.
Zudem gibt es regelmäßig bewaffnete Konflikte zwischen Rebellengruppen und der Regierung. Unser medizinischer Schwerpunkt
lag auf der Verbesserung der Mütter- und Kindergesundheit. Ich habe eine Neugeborenenstation und eine Kinderstation mit 20 Betten
betreut sowie das Ernährungsprogramm. Unterbzw. Mangelernährung war ein sehr großes
Problem. Zudem haben wir ein Tuberkuloseprogramm gestartet, da viele Kinder an TB erkrankt waren. Zu unseren Aufgaben zählte
aber auch die Erstversorgung von Anschlagsoder Bombenopfern.
?
chen, was sie selbst auf dem kargen Land anbauen können. Für jegliche medizinische Versorgung müssen sie oft viele Kilometer zu Fuß
gehen, da sich viele einen Transport im Auto
oder wenigstens in einem der Eselskarren
nicht leisten können. Eine Frau in den Wehen
oder ein krankes Neugeborenes und ein stundenlanger Fußmarsch in der prallen Sonne –
da kam leider oftmals jede Hilfe zu spät.
?
Was war Ihre größte Freude?
Besonders schön war es, wenn sich schwer
kranke kleine Patienten wider Erwarten erholten. Neugeborenentetanus war zum Beispiel
ein gro­ßes Problem vor Ort mit einer normalerweise ungünstigen Prognose. Aber das Baby,
das sich nach vielen Wochen mit schweren
Krämpfen und schmerzhaften Lähmun­gen
schließ­lich davon erholte und nach Hause ent­
lassen werden konnte, werde ich nie vergessen.
»Ich hatte schon immer
den Wunsch, Menschen
in Krisengebieten zu helfen.«
Ärzte ohne Grenzen ist eine unabhängige,
international arbeitende, medizinische Hilfs­
organisation. Sie setzt sich für die medizinische Notfallversorgung in Krisengebieten ein und leistet in über 60 Ländern weltweit humanitäre Hilfe.
Was hat Sie besonders erschüttert?
Erschüttert hat mich die extreme Armut
vor Ort. Die Menschen leben von dem biss-
Das Projekt Bondhu
Bangladesh
Monika Lerchenberger arbeitet seit 2005 im UKR. Seit mehreren
Jahren ist sie Sekretärin im Zentrum für Plastische, Hand- und Wieder­
herstellungschirurgie. Die gelernte Krankenschwester leistete von
1986–1993 Entwicklungshilfe in Westafrika und arbeitete vor einigen
Jahren ehrenamtlich bei einem Projekt in Bangladesch mit.
?
Wie engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Das Projekt Bondhu Bangladesch wurde
aus einer privaten Initiative im Jahr 2003 gegründet. Ich kannte die meisten Initiatoren
noch aus meiner Zeit im Krankenhaus in
Pfarrkirchen, in dem ich früher als Krankenschwester gearbeitet habe. Als mich meine
ehemaligen Kollegen gefragt haben, ob ich
Lust hätte, für ein paar Wochen mitzugehen,
habe ich recht schnell zugesagt. Die Region, in
der wir waren, ist ein ländliches und sehr abgelegenes Gebiet in Bangladesch. Die Menschen haben dort keinerlei medizinische Versorgung und können sich auch keine Arzt­be­
suche leisten. So kam es zur Gründung des
Krankenhauses in Naogaon.
?
Was wurde dort vor Ort gemacht?
Die meisten Operationen waren solche,
für die man kein Röntgengerät benötigt. Hautoperationen, Missbildungen, Wunden und Notfälle. Auf den Straßen gibt es beispielsweise mo-
torbetriebene Karren (Tuc-Tuc), die ab und an
einen Schwall kochendes Wasser in die Luft
stoßen. Die Menschen tragen dadurch oft
schlimmste Verbrühungen davon. Dazu kommt
das Kochen auf offenem Feuer, das zu vielen
– teils sehr schweren – Verbrennungen führt.
Es wurden aber auch gynäkologische Eingriffe vorgenom­men. Man muss sich vorstellen, dass die Frau­en dort schon im Alter von
15 oder 16 Jahren das erste Kind bekommen.
In der Regel müssen sie alleine entbinden,
wodurch es oft zu Komplikationen kommt. Zudem sind die Frau­en mehr oder weniger jedes
Jahr schwanger oder stillen. All das schwächt
den Körper extrem.
?
Was war für Sie ein schlimmer Moment?
Zu sehen, wie wenig wert eine Frau in
diesem Land ist. Wir können hier entscheiden, wann und wie viele Kinder wir haben
möchten. Eine Frau dort kann das nicht. Sie
ist das schwächste Glied in der Kette und
»Man kann wirklich von Glück reden, in einem Land zu leben,
in dem medizinische Versorgung zu jeder Zeit gegeben ist.«
muss zusätzlich zu Schwangerschaften und
Kinderversorgung körperlich schwer arbeiten.
?
Welches schöne Erlebnis haben Sie aus
Ihrer Arbeit dort mitgenommen?
Die Menschen dort sind unglaublich entgegenkommend und höflich. Als Ausländer wird
einem sehr viel Respekt und Gastfreundschaft entgegengebracht. Die Kompetenz und
der Ruf, den man als Europäer genießt, werden nicht angezweifelt.
?
Was hat Sie beeindruckt?
Beeindruckt hat mich die Geduld der
Menschen. Sie sind gewohnt, dass das Leben
beschwerlich ist, aber sie klagen nicht darüber.
Bondu Bangladesh wurde 2003 aus priva­
ter Initiative von Menschen aus verschiedenen Bereichen der Medizin und Kranken­
pflege ins Leben gerufen. Seither unterstützen sie sowohl finanziell als auch durch
ihre ehrenamtliche Arbeit das Krankenhaus in Naogaon.
3
4
gukrein
Personalia
Neuer RCI-Direktor
Zum 1. März 2015 besetzt Professor Dr. Philipp Beckhove den neu
geschaffenen Lehrstuhl für Interventionelle Immunologie. Zudem
wurde er zum Direktor des Regensburger Centrums für Interventionelle Immunologie (RCI) bestellt.
D
as Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie wurde 2010 als
zentrale Einrichtung der Universität
Regensburg gegründet. Es bündelt und vernetzt die immunologische Forschung von Universität und Universitätsklinikum unter ei­nem
organisatorischen Dach, um neue Erkenntnis­
se schneller in die klinische Anwendung zu
bringen. Wissenschaftler arbeiten an Therapi­
en gegen Krebs und Immundefekte sowie an
Wirkmechanismen, um Abstoßungsreaktion­en
nach Organ- und Stammzelltransplantationen
zu verringern.
Der Freistaat Bayern fördert das RCI seit 2011
unter anderem mit der Einrichtung von drei
Lehrstühlen, Forschergruppen und dem Neubau eines Forschungsgebäudes. Der erste der
drei Lehrstühle (Interventionelle Immunologie)
wurde zum 1. März 2015 mit Professor Dr.
Philipp Beckhove erstmals besetzt. Der 46-jährige Internist arbeitete zuletzt am Deutschen
Katja Rußwurm
Krebsforschungszentrum in Heidelberg und
leitete dort kommissarisch die Abteilung für
Translationale Immunologie. Er verfügt über
breite Erfahrung in der Entwicklung von Immuntherapien und in der Herstellung zellulä­
rer Medikamente.
Nach dem Studium der Humanmedizin in Ham­
burg und Heidelberg war Professor Beckhove
unter anderem am Nationalen Zentrum für
Tumorerkrankungen Heidelberg und an der
Northwestern University Chicago (USA) tätig.
Wissenschaftlich wirkte er wesentlich an der
Erforschung und Anwendung regulatorischer
T-Zellen in der Tumortherapie mit.
Mit der Berufung auf den ersten RCI-Lehrstuhl wurde Professor Beckhove vom Präsiden­
ten der Universität Regensburg, Professor Dr.
Udo Hebel, zugleich zum neuen Direktor des
Regensburger Centrums für Interventionelle
Immunologie ernannt. Er folgt damit Professor
Professor Dr. Udo Hebel (r.), Präsident der Universität Regensburg, begrüßt Professor Dr. Philipp Beckhove.
Dr. Reinhard Andreesen nach, der das RCI
2008 ini­ti­ierte, entwickelte und ihm seit 2010
als Direktor vorstand. Das Centrum soll mit­
tel­­fristig in die Leibniz-Gemeinschaft überführt werden und damit als außeruniversitäre Forschungseinrichtung den Medizin- und
Wissenschaftsstandort Regensburg nachhaltig
stärken.
„Der Krebsforschung und der Einflussnahme auf das Immunsystem zur Behandlung
von Krebs galt schon früh mein Interesse.
In Regensburg finde ich die Bedingungen
vor, um meine Forschungsarbeit entscheidend voranzubringen und Patienten schnellst­
möglich Zugang zu neuen Therapien zu ermöglichen.“ (Professor Beckhove)
Personalia
Wechsel im Amt des
»Chef-Hausverwalters«
Zum 1. Juni 2015 verabschiedet sich der langjährige Leiter des Referats KV/4, Johann Götz, in den Ruhestand. Seine Nachfolge übernimmt ab 1. Mai Siegfried Engl. Susanne Körber
Siegfried Engl (r) folgt auf Johann Götz im Referat KV/4.
J
eder hat sicher schon einmal mit dem Referat für Bau- und Grundstücksverwaltung/
Zentrale Dienste am UKR zu tun gehabt.
Sei es, dass für eine Veranstaltung Wegweisertafeln benötigt wurden, ein Büroschlüssel ausgehändigt werden sollte oder Umbaumaßnahmen bei Räumlichkeiten anstanden. Denn die
16 Mitarbeiter des Referats kümmern sich um
alle Aufgaben rund um Baumaßnahmen,
Hausverwaltung und Energiemanagement.
Zudem ist das CAD-Büro Teil des Referats, dessen Aufgaben rechnerunterstütztes Konstruieren wie die Aktualisierung von Bau- und Installationsplänen des Hauses umfassen.
Fast sechs Jahre lang leitete Johann Götz die
Geschicke des Referats. Zuvor war er von
1992 bis 2009 als Leiter des Referats KIII/1
(Personalabteilung) tätig, in dem damals noch
die Bauangelegenheiten mit angesiedelt waren. Ende 2009 wurden im neuen Referat
KV/4 der Technischen Zentrale (TZ) Zuständigkeiten aus der Personalabteilung (Bauangelegenheiten), aus der Wirtschaftsabteilung
(Haus- und Grundstücksverwaltung) und der
TZ (CAD, Energiemanagement) gebündelt und
unter der Führung von Johann Götz neu strukturiert. Er zählt zu den „Männern und Frauen
der ersten Stunde“, die das UKR mit aufgebaut haben. „Gerade die Inbetriebnahme von
Bauteilen nach Jahren der Planung und des
Baus sind schöne Erlebnisse. Besonders hat
mir aber auch die große Bandbreite an Aufgaben und der Kontakt zu den Menschen aus allen Fachbereichen während meiner Tätigkeit
Freude bereitet“, berichtet Johann Götz dem
Redaktionsteam. „Jetzt wartet für den Ruhestand genug Arbeit in meinem Garten und im
Wald auf mich.“
Er hinterlässt damit große Fußstapfen, wie
auch der zukünftige Leiter des Referats KV/4,
Siegfried Engl, weiß: „Ziel meiner Anfangszeit
wird es sein, die Schuhe von Herrn Götz so
passend zu machen, dass wir damit gut weitergehen können. Denn mit ihm verlassen uns
23 Jahre Erfahrung und Hintergrundwissen.
Eine gewisse Einarbeitungszeit wird es daher
brauchen.“ Ein Vorteil dabei wird sicher sein,
dass Siegfried Engl selbst bereits seit 2000 am
UKR beschäftigt ist. 2009 übernahm er die Federführung im Referat KIII/1 und war dort
beispielsweise für alle Fragen rund um die Arbeitszeit, zu Dienst- und Fortbildungsreisen,
Personalwohnheimen und dem Betriebsärztlichen Dienst zuständig. Zudem ist das Referat
Schnittstelle zwischen der Verwaltung des
UKR und dem Personalrat.
Für seine neue Tätigkeit sieht der zukünftige
„Chef-Hausverwalter“ vor allem zwei große
Herausforderungen: Zum einen die Umsetzung
der Masterplanung für alle Neubau- und Sa-
nierungsmaßnahmen am UKR in den kommenden Jahrzehnten, zum anderen ist es Siegfried Engl ein zentrales Anliegen, sich mit der
Parkplatz- und Raumproblematik am UKR
auseinanderzusetzen.
Mit Siegfried Engls Wechsel aus der Personalabteilung in die Technische Zentrale ist eine
weitere organisatorische Änderung verbunden. Die bisherigen Mitarbeiter Engls aus der
Poststelle und vom Fahrdienst werden ebenfalls in das Referat KV/4 eingebunden. Die
bisherigen Telefonnummern zum Referat
KV/4 bleiben bestehen. Siegfried Engl wird in
seiner neuen Position unter der Durchwahl
-5803 für Fragen erreichbar sein.
ukrein
Forschung aktuell
Vorprogrammierte
Adipositas?
Jeder zweite Deutsche ist zu dick. Während Körperfett als Energiespeicher oder Trägersubstanz für Elemente des Stoffwechsels gut
ist, ist Zuviel davon zu viel des Guten. Wissenschaftler des UKR
In kleinen Schäden im Nagellack sowie auf Ringen und Uhren können sich Keime festsetzen.
untersuchen die Entstehung und Verteilung von Fettmasse.
Prof. Dr. Iris Heid, Thomas Winkler, Dr. Ingrid Wanninger. Dr. Manuela Bartlang
Hygiene aktuell
Z
Der Hygieneteufel
steckt im Detail
Immer wieder stellen sich Menschen im Krankenhaus die Frage, ob
die Krankenhaushygiene denn gegen alles Schöne, wie designte
Finger­nägel oder Fingerschmuck ist. Ist die Krankenhaushygiene
modefeindlich oder was steckt genau dahinter? K
unstvoll gestaltete Fingernägel werden
als „böse“ bezeichnet. Modische Trends
wie French Nails, Nailart, Gelnägel und
vieles andere scheinen an den Mitarbeitern der
Hygiene komplett vorbeizugehen. Aber auch die
Männerwelt bleibt nicht verschont: Wenn auch
hier die Fingernägel eher selten das Problem
sind, so wird der Spaß an Uhren und (Ehe-)
Ringen ebenfalls verdorben. Warum ist es so
wichtig, auf solche Kleinigkeiten zu achten?
Wie in Ausgabe 1-14 bereits ausführlich darge­
legt, ist die hygienische Händedesinfektion die
wichtigste Maßnahme zur Vermeidung noso­ko­
mialer Infektionen. Darunter werden Infektio­
nen zusammengefasst, welche im Zu­sam­men­
hang mit einem Aufenthalt im Krankenhaus
oder in einer Pflegeeinrichtung auftreten. Davon lassen sich etwa 30 % alleine durch eine
korrekt durchgeführte Händedes­infektion vermeiden.
Dass zu lange und spitze Fingernägel mit Untersuchungshandschuhen inkompatibel sind,
leuchtet wohl jedem ein. Hier kann bereits
der Versuch des Anziehens zu einem frustrierenden Erlebnis mit erheblichem Materialverschleiß werden. Doch auch ein Blick unter die
Fingernägel offenbart Unerfreuliches. Wie Un­
tersuchungen zeigten, sind unter künstlichen
und zu langen Fingernägeln teils erhebliche
Mengen an Bakterien und Pilzen zu finden.
Dass dies ein reelles Risiko für Patienten darstellt, zeigt sich weltweit in mehreren Ausbrüchen mit „Krankenhauskeimen“, die zu schweren Erkrankungen der Patienten führten. Die
Keime waren unter den künstlichen Fingernägeln des Personals nachweisbar.
Zudem wird Nagellack mit der Zeit rissig, so
dass sich Keime in den entstandenen Zwischen­
räumen vermehren können. Die Schäden sind
Dr. Thomas Holzmann
oft mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen,
und eine ausreichende Desinfektion ist nicht
gewährleistet. Meist ist auch unklar, wie
Desinfektionsmittel auf die Konsistenz des
Lacks wirken. Am UKR wurde deshalb im
Einklang mit geltenden Empfehlungen entschieden, dass Mitarbeiter mit Pati­en­ten­kon­
takt keinen Nagellack tragen dürfen.
Für Ringe, Uhren und andere Schmuckstücke an Händen und Unterarmen gibt es
mehrere Gründe, warum diese gerade bei
der Händedesinfektion nicht getragen werden sollen. Beispielsweise ist das mechani­
sche Verreiben des Desinfektionsmittels ein
wesentlicher Bestandteil der hygienischen
Händedesinfektion. Studien belegen, dass
die Qualität der Desinfektion maßgeblich darunter leidet, wenn Ringe, Uhren und andere Schmuckstücke im Weg sind. Zum Risiko
der Eigenverletzung durch scharfkantige
Ringe bei der Händehygiene oder die Auswirkungen der Desinfektionsmittel auf teure
Uhren gibt es leider keine Studien. Eines ist
aber sicher: Trotz durchgeführter Desin­
fektion finden sich unter Ringen und Uhren
teils enorme Mengen an Bakterien und Pilzen. Und diese möchte sicher keiner von
uns als Souvenir vom Arbeitsplatz mit nach
Hause nehmen.
Folglich geht es also nicht nur um den
Schutz der Patienten vor nosokomialen Infektionen, sondern auch um den Schutz des
Personals. Aus diesem Grund sind diese Regeln in der Kleiderordnung des UKR verankert und zielen nicht darauf ab, die Individu­
alität des Einzelnen zu beschränken. Diese
kann man glück­licherweise auch noch auf
vielfältige andere Art und Weise ausleben.
u viele Kalorien, zu viel Zucker und zu
– die Hauptursachen mangelnde Bewegung und
wenig Bewegung: Die Bevölkerung wird
zu viel Essen liegen allerdings im Ermessen
immer dicker! War früher Nahrungsjedes Einzelnen. Ob wir also deswegen zu dick
mangel eine ständige Bedrohung für die Entwerden und mögliche Folgeerkrankun­gen in
wicklung der Menschheit, sorgt in unserer
Kauf nehmen, liegt folglich in unserer eigenen
heutigen Gesellschaft der Überfluss an NahVerantwortung.
rung und die Unterforderung an körperlicher
Aktivität dafür, dass mehr Fett aufgebaut wird,
Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind
als überhaupt nötig ist. Die Folge ist ein weltnur mögliche Folgeerkrankungen von mäßiger
weiter Anstieg an Fettleibigkeit (Adipo­si­tas),
Bewegung und übermäßigem Nah­rungskonsum.
einer extremen Form des Übergewichts mit
Diese und weitere Volkskrankheiten wie
einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 kg/m2.
Krebs, Demenz und Depressionen werden in
Neben zu umfangreicher Ernährung und zu
der derzeit größten Bevölkerungsstudie (Natigeringer körperlicher Betätigung spielen alleronale Kohorte) in Deutschland über einen Zeitdings auch genetische Fakto­
ren eine Rolle. Im Rahmen von
genomweiten Assoziations­stu­­
dien begibt sich das GIANTKonsortium (Genetic In­­­vesti­ga­
tion of Anthropometric Traits
Consortium) unter federführender Beteiligung von Professor Iris Heid und Thomas
Winkler (Institut für Epidemi­
ologie und Präventivmedizin)
auf Spurensuche bei der Entstehung von Adipositas. Die
Wissenschaftler untersuchen
dabei den Zusammenhang von
Genvarianten und den etablierten Adipositas-Parametern
BMI (als Maß für die Fettmasse) und Taille-Hüft-Verhältnis
(als Maß für die Fettverteilung).
Eine gesunde Ernährung kann sich positiv auf das Körpergewicht auswirken.
Sie konnten 97 Genorte für BMI
und 49 für das Taille-HüftVerhältnis iden­ti­fizieren und
so einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die
raum von 20 Jahren mit bundes­weit 200.000
Mechanismen bei der Entstehung von FettTeilnehmern genauer erforscht. Das Institut
masse und Fettverteilung aufzuklären.
für Epidemiologie und Präventivmedizin wurde dabei als eines von 18 Studienzentren bunBesonders interessant dabei ist, dass die genedesweit ausgewählt, und beobachtet langfritischen Faktoren für Fettmasse (BMI) eher eine
stig 10.000 Studienteilnehmer aus dem Raum
Rolle im zentralen Nervensystem und in der
Regensburg.
Appetitsignalkette zu spielen scheinen, während die Fettverteilung (Taille-Hüft-Verhältnis)
Die Ergebnisse zu BMI und
eher durch Gene reguliert wird, welche die Fett­
Taille-Hüft-Verhältnis wurden
zellentstehung und die Insulinregulation beauch in der Wissenschaftszeit­treffen.
schrift „Nature“ veröffentlicht
(Shungin et al., 2015,
Obwohl die Arbeiten rund um Professor Heid
doi:10.1038/nature14132 /
und Thomas Winkler erneut den hohen Wert
Locke et al., 2015,
von genomischen Analysen zum Verständnis
doi:10.1038/nature14177).
der zugrundeliegenden Mechanismen unterstreichen, muss der genetische Effekt für den
Mensch als Individuum als eher gering betrachtet werden. Gene spielen bei der Entstehung von Adipositas zwar eine (kleine) Rolle
5
6
gukrein
Beruf und Familie
Neue Modelle für
Familien und Pflegende
Für Paare, deren Kind ab dem 1. Juli 2015 das Licht der Welt erblickt,
gibt es Neuerungen bei Elternzeit und Elterngeld. Zudem gibt es seit
Januar neue Möglichkeiten für Pflegende. Die Regelungen bieten Betroffenen mehr Flexibilität. Marina Betz
Elterngeld und Elternzeit
Flexible Elternzeit
Jeder Elternteil kann seine 36-monatige Eltern­
zeit auf drei statt auf zwei Zeitabschnitte verteilen. Er kann künftig 24 Monate (bisher 12
Monate) Elternzeit zwischen dem dritten und
dem vollendeten achten Lebensjahr des Kindes beanspruchen. Der dritte Abschnitt muss
vom Arbeitgeber genehmigt werden und kann
auch wegen dringender betrieblicher Gründe
abgelehnt werden. Bei einem Arbeitgeberwechsel kann die noch verfügbare Eltern­zeit
übertragen werden.
ElterngeldPlus
Ab dem 1. Juli 2015 haben Eltern die Wahl zwischen Basiselterngeld, neuem ElterngeldPlus
sowie einer Mischung aus beiden. Durch das
ElterngeldPlus kann Teilzeitarbeit und Elterngeld miteinander kombiniert werden, ohne
wie bisher Elterngeldansprüche zu verlieren.
Zwar wird dann maximal die Hälfte des monat­
lichen Elterngeldbetrags ausgezahlt, dafür wer­
den aber aus einem Elterngeldmonat zwei ElterngeldPlus-Monate. Damit kann es über den
14. Lebensmonat des Kindes hinaus bezogen
werden. Für Mütter und Väter, die z.B. eine
Wei­terbildung nicht zu lange unterbrechen wol­
len, wird eine Teilzeitarbeit während des Elterngeldbezuges dadurch finanziell attraktiver.
Partnerschaftsbonus
Arbeiten beide Elternteile vier Monate parallel
zwischen 25 und 30 Wochenstunden, bekommen sie jeweils weitere vier Monate ElterngeldPlus. Dadurch bleiben die Beschäftigten im Teil­
zeitmodell finanziell abgesichert und können
ihre beruflichen Ziele gleichzeitig wei­ter­ver­fol­
gen. Der Bonus gilt auch für Alleinerziehende.
Pflegezeitgesetz und
Familienpflegezeitgesetz
Die neuen Regelungen gelten für alle Arbeitnehmer und Auszubildenden, die nahe An­
gehö­rige pflegen. Dazu zählen Großeltern,
(Schwie­ger-) Eltern, Ehe- und Lebenspartner,
Ge­­schwis­ter, (Schwieger-) Kinder, Adoptiv-,
Pflege- oder Enkelkinder sowie Stiefeltern,
Schwägerinnen und Schwager. Die Regelun­
gen gelten nicht für Beamte.
Durch die neuen Regelungen sind Eltern flexibler, wenn der Nachwuchs da ist.
Kurzzeitige Arbeitsverhinderung
Falls Angehörige für einen akut eintretenden
Pflegefall Zeit für die Organisation der Pflege
benötigen oder selbst die akute pflegerische
Versorgung übernehmen müssen, können sie
bis zu zehn Arbeitstage ohne vorherige Ankün­
digungsfrist von der Arbeit fern bleiben. Sie
sind lediglich dazu verpflichtet, ihren Arbeitgeber zu informieren und eine ärztliche Bescheinigung über die Pflegebedürftigkeit vorzulegen. Zudem haben sie Anspruch auf eine
Lohnersatzleistung (Pflegeunterstützungsgeld)
durch die Pflegekasse des pflegebedürftigen
nahen Angehörigen.
Pflegezeit
Wenn Beschäftigte die Pflege eines nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung, eine Sterbe­
begleitung (bis zu drei Monate) oder die Betreuung pflegebedürftiger Kinder über­­neh­men,
können sie eine vollständige oder teil­weise
Freistellung von maximal sechs Monaten in
Anspruch nehmen. Man benötigt dazu einen
Nachweis über die Pflegebedürftigkeit durch
die Pflegekassen oder den Medizinischen Dienst
der Krankenkassen. Neu ist, dass man für diese Zeit ein zinsloses Darlehen beim Bundes-
amt für Familien und zivilgesellschaftliche
Aufgaben beantragen kann, um die auftretende Einkommenslücke aufzufangen.
Familienpflegezeitgesetz
Sind nahe Angehörige in häuslicher Umgebung
pflegebedürftig, können Beschäftigte ihre Arbeitszeit auf bis zu 15 Stunden pro Woche für
maximal 24 Monate reduzieren. Ein zinsloses
Darlehen können sie für diese Zeit in Anspruch nehmen. Alternativ können sie während
der Pflegephase 50 % arbeiten und erhalten
eine Bezahlung von 75 %. Anschließend keh­ren
sie mit 100 % Arbeitszeit zurück und bekommen entsprechend der Dauer der zuvor reduzierten Arbeitszeit 75 % ihres Einkommens.
Weitere Informationen im KWIS unter
Personalentwicklung/Familie und
Beruf/Flyer & Informationsbroschüren.
Diese liegen auch in der Personal­
abteilung aus.
Klinik aktuell
Raum für Familie und Arbeit
Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer
einfach. Vor allem wenn Unvorher­gesehenes eintritt, wie die plötzliche Erkrankung der Betreuungsperson. Hier kann das neue ElternKind-Arbeitszimmer des UKR helfen.
„D
em Universitätsklinikum Regens­
burg ist die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf ein zentrales
Anliegen. Daher ist das neue Eltern-Kind-­
Arbeitszimmer ein wichtiger Meilenstein im
Aufbau unseres Betreuungsangebots“, erklärt
Roswitha Happach, Leiterin des Referats
Personalentwicklung. Zusätzlich zu flexiblen
Arbeitszeitmodellen, Kinderfreizeiten und ver­
schiede­nen Betreuungsangeboten bietet das
UKR mit dem neu eingerichteten Eltern-KindArbeitszimmer eine weitere Möglichkeit zur
besseren Vereinbarkeit von Familie und Be-
Susanne Körber
ruf. Das Zimmer können alle Mitarbeiter des
Uniklinikums nutzen, die sehr kurzfristig vor
der Arbeit oder im Laufe des Arbeitstages keine Betreuung für ihr Kind verfügbar haben. Es
be­trifft folglich jene Fälle, in denen Alternativangebote wie die Kinderfreizeit oder anderweitige Notfallbetreuungen, wie z. B. „Und wer
passt auf mich auf?“, nicht gegeben sind.
Der Raum bietet den Mitarbeitern die Möglich­
keit, in Ausnahmefällen und in Absprache mit
ihrem Vorgesetzten ihr Kleinkind oder her­
anwachsendes Kind mit zur Arbeitsstelle zu
Das Zimmer ist mit einem Arbeitsplatz und Spielmöglichkeiten ausgestattet.
bringen. Sie können sich somit selbst um die
Betreuung ihres Kindes kümmern und gleichzeitig den beruflichen Aufgaben nachgehen,
ohne dass Kollegen, die im selben Zimmer sitzen, abgelenkt werden. Ein weiterer Vorteil des
Zimmers ist die kindgerechte Ausstattung mit
Spielsachen, Beschäftigungsmaterialien, einer
Wickelkommode sowie einem Kinderschreibtisch. Für die Eltern ist ein Arbeitsbereich mit
PC (Wissenschaftsnetz) eingerichtet.
Finanziert wird das Eltern-Kind-Arbeitszimmer
aus Gleichstellungsmitteln der DFG, die im
Rahmen der Forschergruppe KFO 262 um
Professor Dr. Marina Kreutz eingeworben wur­
den.
Das Eltern-Kind-Arbeitszimmer befindet sich
im Gebäude der Bauleitung (Westgelände),
Ebene 1, Raum 02. Bei Bedarf kann der
Schlüssel gegen Unterschrift an der Infothek
angeholt werden.
Für weitere Fragen steht das Referat
Personalentwicklung zur Verfügung:
[email protected], -6123.
ukrein
Veranstaltungstipp
Impressum
Warum ist unser
Blut rot?
Herausgeber:
Universitätsklinikum Regensburg
Bei der „Universität für Kinder“ können Acht- bis
Anschrift der Redaktion:
Universitätsklinikum Regensburg
Unternehmenskommunikation
Referat UK2 Interne Kommunikation
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg
[email protected]
Dreizehnjährige ausprobieren, was es heißt, in einem
großen Hörsaal zu sitzen und Interessantes von einem
Hochschuldozenten zu lernen. W
arum bluten wir, wenn wir uns
verletzen? Wieso hört es nach kurzer Zeit wieder auf zu bluten? Warum ist das Blut eigentlich rot, obwohl es doch
blau durch die Haut schimmert? Wenn die
Kleinen beginnen, die Welt zu erkunden, stößt
so mancher Erwachsene mit den Erklärungen
an seine Grenzen. Dunkel erinnert man sich
vielleicht noch an die roten Blutkörperchen
aus dem Biologieunterricht. Aber was machen
diese eigentlich? Was passiert im Körper,
wenn wir uns verletzen? Bei solchen Fragen ist
Anita Fürst
es gut, wenn man einen Fach­mann oder eine
Fachfrau zur Seite hat, die den jungen Wissbegierigen die Hintergründe genau erläutern
können.
Dr. Franziska Kühlhorn aus der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III erklärt den
wissbegierigen Kleinen, was es mit dem lebensnotwendigen Blut auf sich hat. Beim Projekt „Universität für Kinder“, das seit mehreren Jahren immer im Sommersemes­ter an der
Universität Regensburg angeboten wird, er-
klären Dozenten in einem kindgerech­ten Vortrag Acht- bis Dreizehnjährigen Themen aus ihrem Fachbereich. Der Vortrag „Warum ist
unser Blut rot?“ findet am 30. Juni 2015 von
17:00 bis 17:45 Uhr im Audimax der Universität Regensburg statt. Der Eintritt ist kostenlos.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Das weitere Programm zur Universität
für Kinder finden Sie im Netz unter:
www.ur.de/universitaet-kinder.
Bildungszentrum
DKG-Weiterbildungen
als Erfolgsgeschichte
In diesem Jahr startet das Bildungszentrum den fünfundzwanzigsten Lehrgang Intensiv-/Anästhesiepflege – ein
guter Anlass, um einen Blick auf die erfolgreiche Entwicklung von den Kinderschuhen bis zum heutigen Angebot zu werfen.
Michael Tröger, Martin Rothe
S
als 100 Absolventen aus ganz Bayern ein Zeug­
nis als Fachpflegekraft, die Tendenz ist steigend.
eit Mitte des letzten Jahrhunderts schrei­
tet die Spezialisierung und Technisierung
in der medizinischen Behandlung unauf­
haltsam voran. Um als Pflegekraft in anspruchs­
vollen Bereichen wie dem OP oder auf der Intensivstation arbeiten zu können, reicht die
Grundausbildung nicht mehr aus. Die DKG
(Deutsche Krankenhausgesellschaft) hat darum
1976 erste Empfehlungen zu einer Fachweiterbildung für Pflegeberufe formuliert und stetig
weiterentwickelt.
Das UKR hat bereits ein Jahr nach seiner Inbetriebnahme 1992 die erste DKG-Fachweiterbildung für Intensivpflege gestartet. Seit dem
konnte das Angebot an Spezialisierungsmöglichkeiten für die Pflege stetig ausgebaut werden. Heute bietet das Bildungszentrum (BZ)
des UKR nicht nur drei parallel laufende Kurse für Intensivpflege/Anästhesie in Kooperation mit dem Caritas-Krankenhaus St. Josef an,
sondern auch die Weiterbildungen „Pflege in
der Onkologie“, „Pflege im Operationsdienst“
und seit 2011 die „Pädiatrische Intensivpflege“ (in Kooperation mit der Klinik St. Hedwig).
Pro Jahr erhalten im Bildungszentrum mehr
Lebenslanges Lernen hält für die Anforderungen des Alltags fit.
Auf Basis einer dreijährigen Ausbildung erfolgt eine Spezialisierung als Aufstiegsqualifizierung, an deren Ende eine umfassende Prüfung abgelegt wird. In Bayern werden
fachliche Spezialisierungen für die Pflege
nach den Empfehlungen der DKG durchgeführt und durch diese bestätigt. Eine solche
Weiterbildung findet berufsbegleitend statt die Teilnehmenden müssen neben 720 Stunden theoretischem Unterricht verschiedene
Einsatzbereiche des Fachgebiets praktisch
kennen lernen und arbeiten auf unterschiedlichen Stationen im eigenen Haus wie auch in
anderen Krankenhäusern. Dies ist für die angehenden Fachpflegepersonen eine spannen­
de Zeit: sie erwerben fundiertes, vertieftes
Wissen, lernen neue Teams und Arbeitsabläufe kennen und werden umfassend gefördert und gefordert.
Die Qualität der Weiterbildungen am UKR
ruht auf zwei Säulen: zum einen erfährt das
Bildungszentrum große Unterstützung durch
Vorstand, Pflegedirektion, Klinikleitungen,
Ärzte- und Pflegeteam. Zum anderen verfügen
alle Kursleitungen über eine entsprechende
fachliche wie auch pädagogische Qualifikation und können sowohl eine DKG-Weiterbildung als auch ein abgeschlossenes Studium
im Bereich der Pflege- oder Berufspädagogik
vorweisen.
Zum Erfolg trägt auch die gute Vernetzung
des Bildungszentrums bei. Die Kursleitungen
sind sowohl in Arbeitskreisen als auch in
verschiedenen Projektgruppen der BKG / DKG
(Bayerische Krankenhausgesellschaft / Deutsche
Krankenhausgesellschaft) vertreten. Um stets
am Puls künftiger Entwicklungen zu bleiben,
arbeiten das BZ und Kollegen aus dem Pflegedienst seit 2014 in zwei neu gegründeten Bundesarbeitsgruppen der DKG in Berlin mit. Und
auch mit verschiedenen Hochschulen besteht
Kontakt, um sowohl die Akademisierung von
Pflegeberufen als auch das Handlungsfeld
Pflege allgemein zukunftsorientiert mitgestalten zu können.
Fotos:
Referat UK4 Fotografie und UK
mit Ausnahme von
S. 1: Ehrenamt (Dr. A. Mahli),
Baby (Fotolia)
S. 3: Bangladesh (M. Lerchenberger)
S. 6: Elterngeld (Fotolia)
S. 7: Kinderuni (Universität Regensburg), Weiterbildungen (Fotolia)
Redaktion:
""Dr. Manuela Bartlang
""Wolfgang Dörner
""Marion Engel
""Anita Fürst
""Dr. Thomas Gelbrich
""Andrea Gissibl
""Wolfgang Gleissner
""Roswitha Happach
""Berit Hochmuth
""Dr. Gertrud Huber
""Susanne Körber
""Barbara Mayrhofer
""Dr. Isolde Schäfer (v.i.S.d.P)
""Professor Dr. Markus Scherer
""Elisabeth Schick
""Sabrina Schön
""Klaus Völcker
""Dr. Ingrid Wanninger
Design und Layout:
Amedick & Sommer GmbH
Klinikmarketing
Heinz Peter Fothen
www.amedick-sommer.de
Druck: NINO Druck GmbH
Neustadt/Weinstr.
Aufgrund der besseren Lesbarkeit
wird nur die kürzere, männliche
Schreibweise verwendet. An dieser
Stelle wird betont, dass damit alle
männlichen und weiblichen Personen
gleichberechtigt angesprochen werden.
Die Redaktion behält sich vor,
eingereichte Texte zu kürzen.
Redaktionsschluss der nächsten
Ausgabe: 8. Juni 2015.
Die nächste Ausgabe erscheint
voraussichtlich Anfang Juli mit
dem Schwerpunkt „Humor im
Krankenhaus“.
Wenn Sie Themen, Ideen, Wünsche,
Anregungen, Geschichten oder auch
Fotos haben – lassen Sie es uns wissen:
[email protected]
9
7
8
gukrein
Klinikgeflüster
Tischmanieren –
nichts für die Kantine?
Tauchen, Drängeln oder Taumeln. Das scheinen die einzigen Fortbewegungsarten mittags im
Casino zu sein. Eine Sozialstudie hat sich nun dem Phänomen angenommen und sucht nach
Erklärungen. Der Klinikflüsterer
Log 13: „Das Fließband und die Abfalleimer
der Tablettrückgabe werden als natürlicher
Feind erkannt und gemieden.“
Log 14: „Folge unauffällig einer Gruppe beim
Verlassen der Kantine.“
Log 15: „Gruppe hat andere Gruppenmitglie­
der im Vorraum getroffen, die nun zur Futteraufnahme bereit sind. Mittels Sprache werden die sozialen Verbindungen gepflegt.“
Mit einem Tablett im Rücken geht es
M
utig stürzt sich der junge Forscher
Konrad L. in den Fressaliendschungel
am UKR. Mit von der Partie: Casinokarte und Diktiergerät. Es dauert nicht lange,
und bald ist Konrad von nicht gerade scheuen, wild-hungrigen Tieren umgeben und gibt
sich bereitwillig dem Sog des Herdentriebes
hin, der ihn die Treppen hinab zur Futter­
stätte führt. Wir verfolgen nun seine Erkenntnisse mittels seiner Diktiereinträge:
Log 1: „Es ist heiß, es ist eng. Wir befinden uns
im Vorraum der Kantine. Schon scheinen die
erlernten Verhaltensregeln, kurz Manieren ge­
nannt, nicht mehr zu greifen. Der Ur-Instinkt
ist auf Futter ausgerichtet.“ (Konrad stößt sich
die Nase an der zufallenden Casino-Tür.)
Log 2: „Alles erstarrt in einer Art hypnoti­­
schem Zustand vor der Essensauslage. Nichts
geht mehr.“
Log 3: „Werde allmählich Teil der Masse.“
Log 4: „Habe kleines Salatschälchen ergattert
und mit einem Mount Everest befüllt. Das
Dressing sucht sich seinen Weg schon und
sei’s aufs Tablett. Hauptsache VIEL FUTTER!“
Log 5: „Kurz die Orientierung verloren. Wo war
noch mal Gericht Nummer 2?“
Log 6: „Hat mich das Männchen vor mir gerade
angefaucht?“
Log 7: „Wurde Zeuge eines atemberaubenden
Werkzeuggebrauchs. Tabletts eignen sich wun­
derbar als Vordermann-Rückenstupser-Waffe
und Schilde.“
Log 8: „Jetzt noch auf zur Wasserstelle. Das
Weibchen vor mir scheint eine nichtversiegende Quelle gefunden zu haben: Abtrinken
an der Salatbar auch nicht schneller.
– Nachschenken – Abtrinken – Nachschenken…“
Log 9: „Der korrekte Werkzeuggebrauch der
(aufgeladenen) Casinokarte scheint der Spezies
nicht antrainierbar zu sein. Übrigens auch nicht
der Gebrauch der Greifzangen im Brotkorb…“
Log 10: „Die Spezies zeigt aggressives Verhalten mit ausgeprägtem Revierverhalten. Seinen
Futterplatz steckt es mit Taschen und Rucksäcken ab und macht sich dann erst auf die Jagd.“
Log 11: „Schwächere (anständigere) Mitglieder
der Art scheinen bei der Futterplatzsuche dadurch auf der Strecke zu bleiben.“
Log 12: „Nach vollzogener Essensaufnahme
markieren die dominanteren Exemplare ihre
Futterstätte mit Salatsoße, Mandarinenschale
und Cola-Resten.“
Log 16: „Nichts geht mehr. Gruppenmitglieder
scheinen resistent gegenüber Außeneinflüssen
zu sein. Eine Reaktion auf die vor­bei­schie­ben­
den Artgenossen scheint in keinster Weise zu
erfolgen.“
Log 17: „Schließe meine Beobachtung mit der
Erkenntnis: Hier haben wir es offenkundig
mit einer ursprünglichen Wildform des homo
sapiens zu tun.“
Konrad befindet sich nach dem traumatischen
Erlebnis wieder auf dem Weg nach oben.
Nach oben, zurück in die Zivilisation?
Gute Manieren bestehen aus
lauter kleinen Opfern.
Ralph Waldo Emerson
Rätsel
Sicherheit, Spaß und Sudoku
Heute haben wir in unserem „virtuellen Tresor“ in der Redaktion ein Fahrsicherheitstraining
des ADAC verstaut. Knifflige Rätsellöser können mit unserem Sudoku den benötigten Code
knacken und sich eine Gewinnchance sichern.
W
enn Sie dem Rätsel auf die Spur gekommen sind, senden Sie uns bitte
den dreistelligen Tresorcode (farbig hinterlegte Felder) bis zum 8. Juni 2015
zu. Bitte vergessen Sie nicht, Name, Dienststelle und Telefonnummer anzugeben. Unter
allen richtigen Einsendungen Rätsels verlosen wir ein Basis-Fahrsicherheitstraining des
ADAC im Wert von 150,- Euro. Mehr Informa­
tionen zu den Inhal­ten
und Voraussetzun­gen
des Übungs­tages finden
Sie unter: www.sicherheitstraining.net.
Da es sich um eine Mitarbeiter-Zeitung handelt, sind Personen, die nicht am UKR, an der
UR oder in im Haus tätigen Subunternehmen
beschäftigt sind, von der Teilnahme ausgeschlossen. Ebenso von der Teilnahme ausgeschlossen sind das Redaktionsteam, die Mit­
arbeiter der Unternehmenskommunikation
sowie deren An­ge­hörige. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen. Der Teilnehmer erklärt sich
für den Fall eines Gewinnes damit einverstanden, dass sein Name veröffentlicht wird.
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2 7 3
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Ab in die Hauspost
(Unternehmenskommu­
nikation) oder
per E-Mail an
[email protected]
Lösung des Rätsels 02-15: 25.
Die handsignierten Krimis
haben gewonnen:
Manuela Bartko (KVI),
Constanze Weber (KV) und
Martina Fischer (Inn2).
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