WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83 2004 2005 2006 2007 COMMERZBANK 39 WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83 2 2 2008 2009 2010 2011 2012 224,94 € Hoch 9.5.2007 2013 2014 Ha an elsb and a blattt | Fotos oto to : B. B Ros Ro elie elieb/Ha b/H nde b/Ha de elsbla bl tt, t S. Spie pieg gl/im / ago, go, PR Sta d: 16 U Stan Uh hr; Quelle: Thoms homson on Reute Reuters rs 38 DAX-KONZERNE UNGESCHMINKT Martin Blessing Vorstandschef seit 2008 200 Klaus-Peter Müller Vorstandschef 2000 bis 2008 150 100 50 Aktienkurs 2.1.2004 94,94 € 0 Blessings Schlussspurt Der Commerzbank-Chef hat sich bis 2016 vier ehrgeizige Ziele gesetzt. Zwei davon sind akut gefährdet. Das gilt vor allem für die Rendite. ► Ertragsschwäche beeinträchtigt auch das Kerngeschäft. ► Beim Abbau der Altlasten kommt die Bank gut voran. Nach wie vor sind unsere gesamten Anstrengungen darauf ausgerichtet, die für 2016 genannten Ziele zu erreichen. Martin Blessing Vorstandschef der Commerzbank 29.4.2015 Yasmin Osman Frankfurt W ütende Aktionäre dürften für Martin Blessing mittlerweile ein vertrauter Anblick sein. Auf den Hauptversammlungen der Commerzbank hagelt es regelmäßig Kritik. Das ist kein Wunder: Seit seinem Amtsantritt im Mai 2008 hat der Konzernchef nie eine Dividende gezahlt und durch neun Kapitalerhöhungen den Besitz der Bestandsaktionäre erheblich verwässert. Zudem ist der Aktienkurs zwischen den Hauptversammlungen nur in zwei von sieben Jahren nennenswert gestiegen. In diesem Jahr hätte das Aktionärstreffen in der Frankfurter Messehalle vergleichsweise friedlich verlaufen können. Immerhin hat die Bank das Konzernergebnis von nun 264 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. Zwar zahlt das Institut auch dieses Jahr keine Dividende, dafür hat es im ersten Quartal 2015 aber zumindest damit begonnen, Geld für eine Ausschüttung im nächsten Jahr zur Seite zu legen. Die Chance auf ein harmonisches Zusammentreffen hat Blessing nun aber wohl platzen lassen: Er hat erstmals, seit er auf dem Chefposten sitzt, einen Bonus akzeptiert. Von diesem fließen ihm dieses Jahr 236 000 Euro zu. Weitere 1,3 Millionen Euro könnten in den nächsten Jahren folgen, wenn Blessing seine Ziele voll erreicht. Und er hat unmittelbar vor der Hauptversammlung überraschend eine Blitz-Kapitalerhöhung durchgezogen, an der sich Altaktionäre nicht beteiligen konnten. 113,8 Millionen Aktien platzierte die Bank und nahm dabei 1,4 Milliarden Euro ein. Nachvollziehen lässt sich dieser Schritt beim Blick auf die Ziele, die sich Blessing für 2016 gesetzt hat. „Nach wie vor sind unsere gesamten Anstrengungen darauf ausgerichtet, die genannten Ziele zu erreichen“, betont er im Jahresbericht. In der Kernbank, die das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden sowie in Osteuropa und das Investmentbanking umfasst, will er eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent nach Steuern erzielen. Die Aufwandsquote soll auf 60 Prozent sinken. Der Bestand an Schiffs- und Immobilienkrediten in der Abwicklungssparte soll nur noch bei etwa 20 Milliarden Euro liegen. Und die Eigenkapitalquote (Core-Tier1-Quote) soll über zehn Prozent betragen. Durch die Kapitalerhöhung hat Blessing immerhin das Eigenkapitalziel mit einer harten Kernkapitalquote von 10,2 Prozent schon vor der Zeit erreicht. Die Sache hat nur einen Haken: Der Bank ist das nicht aus eigener Kraft geglückt, indem sie zum Beispiel Gewinne einbehielt, sie musste stattdessen den Kapitalmarkt anzapfen. Den anderen Zielen hinkt die Bank weit hinterher. Die Aufwands-Ertrags-Relation lag Ende 2014 in der Kernbank mit 77 Prozent noch weit über dem angepeilten Ziel. Auch die Eigenkapitalrendite kommt dem Ziel mit sechs Prozent noch nicht einmal nahe. Gegen die chronische Ertragsschwäche der Bank hat Blessing also bislang noch kein effektives Mittel gefunden. Dass die Bank 2014 netto mehr als im Vorjahr verdiente, lag vor allem an Restrukturierungskosten, die 2013 angefallen waren. Der Zinsüberschuss der Bank sinkt aber seit Jahren, zuletzt auf 5,6 Milliarden Euro. Zum Teil werden die Konzernzahlen aber durch die Abwicklungssparte verzerrt, in der die Bank Immobilien- und Schiffsfinanzierungen abwickelt. Je stärker die Sparte schrumpft, desto weniger Kredite bleiben übrig, die Zinserträge produzieren. Und der Abbau schreitet schnell voran, 2014 schmolzen die Altlasten bei Immobilien und Schiffen um über ein Drittel auf 32 Milliarden Euro. Das Abwicklungsziel scheint also ungefährdet zu sein. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. 12,27 € 5,79 € Tief 8.7.2013 Auszüge aus dem Geschäftsbericht Gewinn- und Verlustrechnung in Mio. Euro Zinsüberschuss Risikovorsorge im Kreditgeschäft Provisionsüberschuss Verwaltungsaufwendungen Operatives Ergebnis Steuern vom Einkommen und vom Ertrag Commerzbank-Aktionären zurechen bares Konzernergebnis 2014 2013 2012 2011 5 607 2010 6 161 6 487 -1 144 6 724 -1 747 7 054 -1 660 -1 390 -2 499 3 647 3 205 3 206 3 249 3 495 6 926 6 797 7 029 7 992 8 786 1 386 684 731 1 170 507 253 66 803 -240 264 -136 81 -47 638 1 430 Vergütungsbericht Martin Blessing g Zufluss in n Tsd. Euro Festvergütung Nebenleistungen Summe Einjährige variable Vergütung 2014 2013 1 313 1 313 73 68 1 386 1 381 1 0 Mehrjährige variable Vergütung 0 Versorgungsaufwand Gesamtvergütung 0 434 455 2 056 6 1 836 Erträge vor Risikovorsorge Risikovorsorge im Kreditgeschäft 2014 2013 2 916 2 917 -342 Operatives Ergebnis Operative Eigenkapitalrendite in % 1 217 1 110 17,6 18,5 Aktionärsstruktur zum 31.12.2014 Kennzahlen Ergebnis bnis je Aktie Akt D Dividend ensumme Dividende je Aktie Capital Group <5% 2014 2013 in € 0,23 0,09 in Mio. € - - in € Operative Eigenkapitalrendite Eigenkapitalrendite auf das Konzern ergebnis - - in % 2,5 2,7 in % Aufwandsquote im operativen Geschäft 1,0 0,3 in % 79,1 73,3 Handelsblatt | Quellen: Unternehm Mittelstandsbank Ergebnisentwicklung in Mio. Euro en, Geschäftsbericht 2014, Umschlags seite hinten, Seiten 38 & 76 Blackrock <5% Bund* 17 % Private Investoren 26 % *Beteiligung des Bundes sinkt nach 47 % Kapitalerhöhung auf 15,6 Prozent Institutionelle Investoren Allein daraus lässt sich die Ertragsschwäche der Bank aber nicht erklären. Die niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank und der starke Wettbewerb um die Kunden drücken auch die Erträge der Kernbank. Diese sinken schon seit zwei Jahren. Aufgefangen wurde das zum Teil durch eine geringere Risikovorsorge für Kreditausfälle. Nun hatte die Kernbank gerade 2014 auch unter einem teuren Vergleich mit den US-Behörden zu leiden: Die Bank zahlte 1,2 Milliarden Euro, weil ihr Praktiken vorgeworfen wurden, die gegen US-Sanktionen verstießen. Für Prozessrisiken hat die Bank 2014 neue Rückstellungen in Höhe von 955 Millionen Euro gebildet, ein untypisch hoher Betrag. Doch selbst wenn man diesen Effekt herausrechnet, stagnierte das operative Ergebnis nur. Dieser Trend lässt sich an der Mittelstandsbank illustrieren, dem seit Jahren wichtigsten Ertragsmotor. Die Sparte konnte ihr operatives Ergebnis zwar auf 1,2 Milliarden Euro steigern. Doch die Erträge stagnierten. Zugleich sank die Risikovorsorge für notleidende Kredite um 27 Prozent auf ungewöhnlich niedrige 342 Millionen Euro. Die Bank geht nun selbst davon aus, dass die Risikovorsorge sich im Kreditgeschäft in diesem Jahr wieder „normalisieren“, also steigen wird. Die Bank will auf verschiedenen Ebenen gegensteuern. Die Mittelstandsbank sucht ihr Glück vor allem in ausländischen Märkten und bei kleineren Mittelständlern, die bislang von den Sparkassen versorgt werden. Da die Marktposition der Sparte aber bereits relativ stark ist, ist es für sie schwerer, ihre Stellung weiter auszubauen. Dennoch konnte sie ihr Kreditvolumen 2014 um gut zehn Prozent ausbauen. Der für die Mittelstandsbank zuständige Commerzbank-Vorstand Markus Beumer hat im Dezember in einem Handelsblatt-Gespräch angekündigt, dass die Bank die Transaktionspreise im Zahlungsverkehr und bei Handelsfinanzierungen in diesem Jahr heraufsetzen will. Im Privatkundengeschäft will das Institut Kunden von aufgepeppten Konto- und Depotvarianten überzeugen, die mehr kosten. Kundenwachstum und Gebührenerhöhungen sind der Sparte in den letzten Jahren bereits gelungen, die Erträge pro Kunde stiegen an. Den Kurs des organischen Wachstums dürfte die Bank weiter fortsetzen. Ein Kauf der Postbank, die die Deutsche Bank derzeit losschlagen will, passt zu dieser Strategie nicht: Mit der Kapitalerhöhung der Commerzbank kamen zwar Spekulationen auf, dass diese an einem Erwerb interessiert sein könnte. Doch die Kunden der Postbank gelten im Schnitt als weniger ertragreich, Filialen hat die Commerzbank selbst im Überfluss. Daher versucht die Bank, auch ihre Kosten zu drücken. Geplant ist aber nicht ein großes Sparpaket, sondern viele kleine Einzelschritte. Vor allem bei den Verwaltungsarbeiten fahndet die Bank nach Aufgaben, die sie in einer ihrer tariflosen Tochtergesellschaften erledigen kann. SERIE Stärken und Schwächen „Dax-Konzerne ungeschminkt“ nimmt die Aktionärstreffen deutscher Großunternehmen zum Anlass, deren Jahresabschlüsse kritisch zu durchleuchten. Die nächsten Serienteile: 4.5.: Volkswagen 5.5.: Allianz Die Investoren haben die Bemühungen von Blessing und seiner Mannschaft bislang kaum honoriert. Der Aktienkurs hat sich seit der letzten Hauptversammlung kaum verändert. Damals wie heute notiert das Papier bei gut zwölf Euro. Seine jüngste Kapitalerhöhung hat Blessing im Aufsichtsrat damit begründet, dass es Investoren gibt, die zwar die Strategie der Bank goutieren, bislang aber von deren niedriger Kapitaldecke abgeschreckt wurden. Wenn Blessing recht hat, müsste der Kurs von nun an steigen. Die Hauptversammlung 2016 wird für ihn zur Stunde der Wahrheit. Mitarbeit: Susanne Schier WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83 Privatkunden 2 Zentral- und Osteuropa Mittelstandsbank COMMERZBANK 41 WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83 2 Investmentbanking Handelsblatt | Quelle: Unternehmen 40 DAX-KONZERNE UNGESCHMINKT Abbaubank 1 217 1 110 Operatives Ergebnis in Mio. Euro 777 675 420 364 -786 260 224 Operatives Ergebnis in Mio. Euro 2013 2014 Operatives Ergebnis in Mio. Euro Berliner Commerzbankfiliale | Foto: M. Luedecke 2013 2014 Operatives Ergebnis in Mio. Euro Getriebe für Windenergieanlagen | Foto: R. Weisflog/imago 2013 Operatives Ergebnis in Mio. Euro Commerzbanktochter mBank | Foto: Alamy/mauritius images 2014 2013 -1 073 Handelssaal der Frankfurter Börse | Foto: F. Rumpenhorst/dpa 2014 2013 2014 Containerschiff in Bremerhaven | Foto: I. Wagner/dpa SCHWÄCHE 1 Innovative Online-Töchter Das geplante Bonussystem sorgt für Zoff D Die Bundesregierung will eine Verdoppelung der Boni für Top- Mitarbeiter ablehnen – und düpiert so den Aufsichtsratschef. D STÄRKE 1 as Privatkundengeschäft war lange Zeit das Sorgenkind der Bank. Doch allmählich wendet sich das Blatt. Im vergangenen Jahr hat die Bank mit privaten Kunden trotz niedriger Zinsen fast doppelt so viel verdient wie im Vorjahr. Sieht man einmal vom boomenden Osteuropa-Geschäft ab, war die Privatkundensparte sogar der einzige Bereich, in dem die Bruttoerträge vor Risikovorsorge zumindest ein wenig gesteigen sind. Allmählich zahlt sich der stete Zustrom an neuen Kunden aus. Allein im vergangenen Jahr waren es netto 288 000. Die Sparte befindet sich allerdings weiterhin im Umbau: Die Commerzbank hat immer Solide Entwicklung Ergebnisse im Privatkundengeschäft in Prozent 2013 2014 90,1 5,6 85,4 % 10,6 % Operative Eigenkapitalrendite Handelsblatt Operative Aufwandsquote Quelle: Unternehmen noch nicht entschieden, wie genau sie ihr Filialnetz umbauen will. Einen Kahlschlag wie bei manchen Konkurrenten soll es aber nicht geben. Das hat seinen Preis: Die Aufwandsquote der Privatkundensparte liegt bei 85 Prozent. Um einen Euro zu verdienen, muss die Bank also 85 Cent ausgeben. Auch digitale Angebote spielen eine immer wichtigere Rolle im Bankgeschäft. Dass das Institut zwei äußerst erfolgreiche Onlinetöchter besitzt - den Onlinebroker Comdirect und die polnische Direktbank Mbank, ist in dieser Hinsicht ein großer Vorteil, der sich allerdings nicht in Zahlen abbilden lässt. Doch die Spezialisten von Commerzbank, Mbank und Comdirect tauschen sich regelmäßig aus. Ein gemeinsam entwickeltes digitales Haushaltsbuch, das die Commerzbank einführen will, ist in Polen bereits im Einsatz. Auch polnische Neuerungen wie ein schneller Konsumentenkredit per Mobiltelefon hat die Commerzbank übernommen. Zwar lässt sich nicht alles, was es bei Mbank oder Comdirect gibt, übertragen, aber vieles. Sie sind die „Schnellboote“ im Konzern, in denen sich neue Angebote testen lassen. yo ► Ablehnung betrifft womöglich bis zu 210 Manager. ► Bund stimmt Bonusregeln für den Vorstand aber zu. Yasmin Osman, Frank M. Drost Frankfurt, Berlin B oni sind traditionell ein Reizthema auf Hauptversammlungen der Commerzbank. Und in diesem Jahr droht der Bank eine veritable Blamage bei der Abstimmung über einen höheren Bonusdeckel für wichtige Mitarbeiter der Bank. Der Aufsichtsrat der Bank will sich von den Aktionären genehmigen lassen, hochrangigen Mitarbeitern Boni zahlen zu dürfen, die doppelt so hoch sind wie deren Festgehalt. Doch die Bundesregierung, die auf dieser Hauptversammlung noch über 17 Prozent der Stimmrechte verfügt, will diesen Vorschlag ablehnen. Das erfuhr das Handelsblatt aus Regierungskreisen. Für Aufsichtsratschef KlausPeter Müller ist das eine Blamage. Die Bank kommentierte das nicht. Im Extremfall könne die Abstimmung am Widerstand des Bundes sogar scheitern, hieß es. Da die Hauptversammlungen der Bank oft schlecht besucht sind – häufig hieß es in Berlin. Unter Punkt acht stimmen die Aktionäre darüber ab, ob bei Vorständen der Bonus bis auf ein Niveau von 140 Prozent des Fixgehalts steigen darf. Im Wesentlichen konserviert die Bank damit den Status quo, denn schon bisher lag der Bonus von Vorständen, die ihre Ziele vollständig erreichen, in etwa dieser Größenordnung über dem Festgehalt. Da bei Kleinaktionären aber gerade die Vorstandsboni ein Reizthema sind, hätten sich Aufsichts- sind weniger als 50 Prozent des Kapitals anwesend –, fällt das Abstimmungsverhalten des Bundes enorm ins Gewicht. Vom Votum der Hauptversammlung betroffen sind aktuell bis zu 210 Manager. Denn ohne Zustimmung der Aktionäre dürfen die Boni von Bankern deren Festgehalt nicht übersteigen. Das sehen Gesetze vor, die die Europäische Union eingeführt hat. Mit der geplanten Anhebung der Bonusgrenze für Vorstände sei die Regierung dagegen einverstanden, des Festgehalts sollen Boni von Vorständen bei der Commerzbank künftig betragen dürfen. Quelle: Commerzbank Kennzahlen Erträge vor Risikovorsorge in Mio. Euro Segmente 2014 Privatkunden Mittelstandsbank Investmentbanking 2013 +2,0 2 916 85,4 2 917 ±0,0 923 46,5 808 +14,2 1 971 47,2 2 079 -5,2 182 68,5 359 -49,3 172,5 Zahl der Mitarbeiter Inland 58 160 13 800 2014 3 349 Abbaubank 59 101 Aufwandsquote in Prozent Änderung in Prozent 3 417 Zentral- und Osteuropa 13 686 53 601 52 944 10 744 Ausland 52 103 11 831 12 324 die Commerzbank dieses Tempo bei, wären nächstes Jahr 16 bis 18 Cent je Aktie für die Aktionäre drin. An dem vorgelegten Einzelabschluss der Commerzbank AG, der für die Dividende maßgeblich ist, lässt sich das noch nicht erkennen. Im AG-Bericht, der nach dem deutschen Bilanzrecht HGB aufgestellt wird, liegen Gewinnrücklagen und Bilanzgewinn, die zum Jahresende 2014 zusammen 461 Millionen Euro ausmachten, unter dem ausschüttungsgesperrten Betrag von 1,34 Milliarden Euro. Rein formal reicht das nicht für eine Dividendenzahlung aus. Des Rätsels Lösung sind die stillen Reserven der Bank, also Vermögenswerte, die unter Wert in der Bilanz der Bank stehen. Diese Reserven lassen sich jederzeit bei Bedarf heben. In den sogenannten 340f-Reserven habe die Bank mittlerweile hohe Summen geparkt, heißt es in Bankkreisen. yo 2010 44 474 2011 42 857 2012 41 113 2013 39 779 2014 Santander 7,7 % Unicredit 4,2 % Deutsche Bank BNP Paribas Commerzbank Kurs-BuchwertVerhältnis (aktuell) 2,6 % 1,04 1,0 % Juni 2009 1 339 Mio. Mai 2011 2 678 Mio. Juni 2011 5 113 Mio. März 2012 5 594 Mio. Juni 2012 5 830 Mio. 0,51 Aktiensplit 10:1** 583 Mio. Mai 2013 1 138 Mio. 0,54 *Gutschein für den Bezug einer Aktie, **Optisch nicht berücksichtigt, um die Aktienbasis um die Zusammen zu legung bereinigt entwickelt hat, ***von zeigen, wie sich Soffin und Allianz © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. +163 886 Mio. 0,77 0,87 -5,9 65,4 +3,1 97,5 +75,0 piere April 2015 Hauptversammlung 1 252 Mio. Grund +65 Januar 2009 April 2013 0,2 % +0,7 Mai 2008 Zuwachs Amtsantritt Blessing 657 Mio. in Mio. Januar 2011 Eigenkapitalrendite nach Steuern -4,7 45,8 Wundersame Vermehrung 1 181 Mio. Konkurrenzvergleich 2014 Änderung in Prozentpunkten 90,1 Die Zahl der Aktien wächst beständ ig – Gesamtzahl der Commerzbank-Pa 723 Mio. 45 301 2013 53,1 September 2008 Mögliche Dividendenzahlungen D 140 % Segmentberichterstattung STÄRKE 2 ividenden waren jahrelang für die Commerzbank kein Thema. Selbst im vergangenen Jahr, als das Institut längst wieder Gewinne schrieb, war eine Ausschüttung an die Aktionäre noch nicht möglich. Die Bank unterlag einer Ausschüttungssperre: Das bedeutet konkret, dass die Gewinnrücklagen nicht ausreichten, um bestimmte, schwer zu bewertende Vermögenswerte wie selbst erstellte Software vollständig abzudecken. Das hat sich in diesem Jahr geändert. Die Bank hätte aufsichtsrechtlich wie ökonomisch eine Dividende zahlen können, hatte Bankchef Martin Blessing im Februar bereits gesagt. Und er stellte den Aktionären in Aussicht, mittelfristig 40 Prozent des Nettogewinns der Bank auszuschütten. Im ersten Quartal dieses Jahres hat er zunächst einmal 57 Millionen Euro für die Aktionäre zurückgelegt. Das entspricht 4,5 Cent je Aktie. Behält ratschef Klaus-Peter Müller und Vorstandschef Martin Blessing die Abstimmung darüber am liebsten erspart. Müller hätte lieber das Festgehalt der Vorstandsriege erhöht, ist zu hören. Das kann der Aufsichtsrat im Zweifel allein regeln. Doch so eine Lösung war im Kontrollgremium ebenso umstritten wie im Berliner Finanzministerium. Deshalb wird nun also auch über höhere Bonusgrenzen für Blessing und seine Mannschaft abgestimmt. +295 Kapitalerhöhung für Kauf Dresdner Bank Sacheinlage Dresdner Bank durch Kapitalerhöhung Soffin +158 +1 339 Allianz Tausch Hybridanleihen in Aktien und Soffin Kapitalerhöhung, Ausgabe 1 Comen* je Aktie +2 436 Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht +481 Tausch Hybridanleihen in Aktien und Soffin +235 Tausch Mitarbeiter-Boni in Aktien Nach Zusammenlegung der Aktien im Verhältnis 10:1 +555 Kapitalerhöhung zur Rückzahlung stiller Einlagen*** Kapitalerhöhung zur Stärkung der Eigenkap Handelsblatt | Quellen: Bloomberg +114 italquote , Unternehmen/HB-Berechnungen Risikobehaftete Abbaubank Verweigern sich die Aktionäre, erhöht die Bank die Festgehälter für den Vorstand dann doch. Das sieht eine neue Vergütungsordnung der Bank vor, die seit Januar 2015 gilt. Die Hauptversammlung soll dieses Vergütungssystem unter Tagesordnungspunkt sieben billigen. Das Abstimmungsergebnis ist allerdings für die Bank nicht bindend. Unabhängig von der Höhe des Bonusdeckels will die Commerzbank auch das System der variablen Vergütungen für den Vorstand vereinfachen. Bislang unterteilt sich deren Bonus in einen einjährigen und einen vierjährigen Bestandteil. Künftig gibt es nur noch einen Bonus, der sich an Zielen orientiert, die zu Jahresbeginn festgesetzt werden. 70 Prozent der variablen Vergütung sind an den Konzernerfolg gekoppelt, 30 Prozent an die Ergebnisse der Sparte, die ein Vorstand verantwortet. Multipliziert wird dieses Ergebnis mit einem Faktor, der zwischen 0,7 und 1,3 liegt und die individuelle Leistung des Managers würdigt. Für Aktionäre erfreulich: Die Regeln für die Altersvorsorge werden strenger. Eine Anhebung des Fixgehalts führt künftig nicht mehr automatisch zu höheren Pensionsbezügen. Das muss der Aufsichtsrat jeweils ausdrücklich so entscheiden. ie Abwicklungssparte der Commerzbank hat mit einem Portfolio im Volumen von 78 Milliarden Euro an gesunden und sechs Milliarden Euro an faulen Krediten noch immer einen stattlichen Umfang. Zwar macht die Bank bemerkenswerte Fortschritte beim Abbau der unerwünschten Schiffs-, Immobilien- und Staatsfinanzierungen – allein im vergangenen Jahr verringerte sich der Bestand um mehr als ein Viertel. Doch harmlos ist das Restportfolio der sogenannten Non-Core-Assets-Einheit (NCA) noch lange nicht. Das zeigt ein Blick auf die Risikovorsorge. Obwohl die Abbausparte weniger als ein Fünftel der Bilanzsumme ausmacht, verursachte sie mit 654 Millionen Euro im Jahr 2014 über die Hälfte der Konzernrisikovorsorge von 1,14 Milliarden Euro. Vor allem die Schiffskredite, von denen die Bank noch zwölf Milliarden Euro hatte, sind dafür verantwortlich. Der Anteil der faulen Kredite macht bei Schiffskrediten rund ein Viertel aus, ein weiteres Viertel gilt als relativ riskant. Anders als die Gewerbeimmobilienfinanzierung, die bei Investoren wieder gefragt ist, macht der Abbau der Schiffssparte langsamere Fortschritte. Die Schiffe mögen zwar der Kreditrisiko Kennzahlen zum 31.12.2014 Kernbank Abbaubank Ausstehende Forderungen (EaD)* 355 Mrd. € *Exposure at Default 78 Mrd. € Erwarteter Verlust 944 Mio. € 553 Mio. € Risikovorsorge 490 Mio. € 654 Mio. € Handelsblatt Quelle: Unternehmen riskanteste Teil der Abbausparte sein, doch versteckte Sprengfallen finden sich auch anderswo. Aktuelles Beispiel sind Anleihen der Bad Bank der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria. Die Commerzbank besitzt 400 Millionen Euro an Anleihen dieser Bad Bank, die Heta genannt wird, und muss nun wohl die Hälfte von deren Wert abschreiben, da die Heta einen Schuldenschnitt plant. Diese Verluste sind einigermaßen überraschend, da eine Bürgschaft des Bundeslands Kärnten für sie hätte gelten sollen. Die Heta-Anleihen stammen aus dem Teil des Portfolios, der eigentlich als am risikofreisten gilt: aus dem Staatsanleiheportfolio. yo SCHWÄCHE 2 Starke Konjunkturabhängigkeit D ie starke Verankerung im Heimatmarkt und die Ausrichtung auf das konservative Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft hat die Commerzbank nach der Finanzkrise zunächst einmal stabiler gemacht. Momentan ist das Geldhaus daher Profiteur der guten Konjunktur in Deutschland. Sie beschert dem Institut eine sehr niedrige Risikovorsorge. Doch dieser positive Trend ist allmählich ausgereizt. In der Kernbank rechnet die Commerzbank laut Geschäftsbericht mit einer höheren Risikovorsorge. Ausgeglichen wird das den Prognosen zufolge durch eine geringere Risikovorsorge in der Abbausparte. In guten Zeiten ist eine niedrigere Risikovorsorge im Kreditgeschäft ein zentraler Ergebnistreiber. Doch in schlechten Zeiten kehrt sich dieser Vorteil schnell ins Gegenteil um – wie sich am Beispiel der Mittelstandsbank eindrucksvoll zeigt: 2014 stieg das operative Er- gebnis der Sparte allein deshalb, weil die Risikovorsorge 27 Prozent geringer ausfiel als im Vorjahr. In der Finanzkrise 2009 hatte es noch ganz anders ausgesehen: Damals hatte die Commerzbank die Risikovorsorge in der Mittelstandsbank um satte 72 Prozent erhöht. Die Ausrichtung auf Privat- und Mittelstandskunden macht die Bank auch abhängig vom Zinsumfeld. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank lässt die Verdienstmöglichkeiten von Banken schrumpfen, die vor allem Kredite vergeben und Einlagen einsammeln. Auffangen lässt sich das in erster Linie durch eine Ausweitung des Geschäfts. Die Commerzbank hofft dabei auf private Wohnimmobilienfinanzierungen und das Mittelstandsgeschäft. Allerdings ist gerade in diesen Geschäftsfeldern der Wettbewerb in Deutschland hart. Die Bank setzt daher auf ihr internationales Geschäft mit Firmenkunden. yo
© Copyright 2024 ExpyDoc