Blessings Schlussspurt - Handelsblatt macht Schule

WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83
2004
2005
2006
2007
COMMERZBANK 39
WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83
2
2
2008
2009
2010
2011
2012
224,94 €
Hoch
9.5.2007
2013
2014
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Reuters
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38 DAX-KONZERNE UNGESCHMINKT
Martin Blessing
Vorstandschef
seit 2008
200
Klaus-Peter Müller
Vorstandschef
2000 bis 2008
150
100
50
Aktienkurs
2.1.2004
94,94 €
0
Blessings
Schlussspurt
Der Commerzbank-Chef hat sich bis 2016 vier
ehrgeizige Ziele gesetzt. Zwei davon sind akut
gefährdet. Das gilt vor allem für die Rendite.
► Ertragsschwäche beeinträchtigt
auch das Kerngeschäft.
► Beim Abbau der Altlasten
kommt die Bank gut voran.
Nach wie vor sind
unsere gesamten
Anstrengungen
darauf ausgerichtet,
die für 2016
genannten Ziele
zu erreichen.
Martin Blessing
Vorstandschef der Commerzbank
29.4.2015
Yasmin Osman
Frankfurt
W
ütende Aktionäre dürften
für Martin Blessing mittlerweile ein vertrauter
Anblick sein. Auf den
Hauptversammlungen
der Commerzbank hagelt es regelmäßig
Kritik. Das ist kein Wunder: Seit seinem
Amtsantritt im Mai 2008 hat der Konzernchef nie eine Dividende gezahlt und durch
neun Kapitalerhöhungen den Besitz der
Bestandsaktionäre erheblich verwässert.
Zudem ist der Aktienkurs zwischen den
Hauptversammlungen nur in zwei von sieben Jahren nennenswert gestiegen.
In diesem Jahr hätte das Aktionärstreffen in der Frankfurter Messehalle vergleichsweise friedlich verlaufen können.
Immerhin hat die Bank das Konzernergebnis von nun 264 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht.
Zwar zahlt das Institut auch dieses Jahr keine Dividende, dafür hat es im ersten Quartal 2015 aber zumindest damit begonnen,
Geld für eine Ausschüttung im nächsten
Jahr zur Seite zu legen.
Die Chance auf ein harmonisches Zusammentreffen hat Blessing nun aber wohl
platzen lassen: Er hat erstmals, seit er auf
dem Chefposten sitzt, einen Bonus akzeptiert. Von diesem fließen ihm dieses Jahr
236 000 Euro zu. Weitere 1,3 Millionen Euro könnten in den nächsten Jahren folgen,
wenn Blessing seine Ziele voll erreicht.
Und er hat unmittelbar vor der Hauptversammlung überraschend eine Blitz-Kapitalerhöhung durchgezogen, an der sich
Altaktionäre nicht beteiligen konnten.
113,8 Millionen Aktien platzierte die Bank
und nahm dabei 1,4 Milliarden Euro ein.
Nachvollziehen lässt sich dieser Schritt
beim Blick auf die Ziele, die sich Blessing
für 2016 gesetzt hat. „Nach wie vor sind
unsere gesamten Anstrengungen darauf
ausgerichtet, die genannten Ziele zu erreichen“, betont er im Jahresbericht. In der
Kernbank, die das Geschäft mit Privat- und
Firmenkunden sowie in Osteuropa und
das Investmentbanking umfasst, will er eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn
Prozent nach Steuern erzielen. Die Aufwandsquote soll auf 60 Prozent sinken.
Der Bestand an Schiffs- und Immobilienkrediten in der Abwicklungssparte soll nur
noch bei etwa 20 Milliarden Euro liegen.
Und die Eigenkapitalquote (Core-Tier1-Quote) soll über zehn Prozent betragen.
Durch die Kapitalerhöhung hat Blessing
immerhin das Eigenkapitalziel mit einer
harten Kernkapitalquote von 10,2 Prozent
schon vor der Zeit erreicht. Die Sache hat
nur einen Haken: Der Bank ist das nicht
aus eigener Kraft geglückt, indem sie zum
Beispiel Gewinne einbehielt, sie musste
stattdessen den Kapitalmarkt anzapfen.
Den anderen Zielen hinkt die Bank weit
hinterher. Die Aufwands-Ertrags-Relation
lag Ende 2014 in der Kernbank mit 77 Prozent noch weit über dem angepeilten Ziel.
Auch die Eigenkapitalrendite kommt dem
Ziel mit sechs Prozent noch nicht einmal
nahe. Gegen die chronische Ertragsschwäche der Bank hat Blessing also bislang
noch kein effektives Mittel gefunden.
Dass die Bank 2014 netto mehr als im
Vorjahr verdiente, lag vor allem an Restrukturierungskosten, die 2013 angefallen
waren. Der Zinsüberschuss der Bank sinkt
aber seit Jahren, zuletzt auf 5,6 Milliarden
Euro. Zum Teil werden die Konzernzahlen
aber durch die Abwicklungssparte verzerrt, in der die Bank Immobilien- und
Schiffsfinanzierungen abwickelt. Je stärker
die Sparte schrumpft, desto weniger Kredite bleiben übrig, die Zinserträge produzieren. Und der Abbau schreitet schnell voran, 2014 schmolzen die Altlasten bei Immobilien und Schiffen um über ein Drittel
auf 32 Milliarden Euro. Das Abwicklungsziel scheint also ungefährdet zu sein.
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12,27 €
5,79 €
Tief
8.7.2013
Auszüge aus dem Geschäftsbericht
Gewinn- und Verlustrechnung
in Mio. Euro
Zinsüberschuss
Risikovorsorge im Kreditgeschäft
Provisionsüberschuss
Verwaltungsaufwendungen
Operatives Ergebnis
Steuern vom Einkommen und vom
Ertrag
Commerzbank-Aktionären zurechen
bares Konzernergebnis
2014
2013
2012
2011
5 607
2010
6 161
6 487
-1 144
6 724
-1 747
7 054
-1 660
-1 390
-2 499
3 647
3 205
3 206
3 249
3 495
6 926
6 797
7 029
7 992
8 786
1 386
684
731
1 170
507
253
66
803
-240
264
-136
81
-47
638
1 430
Vergütungsbericht Martin Blessing
g
Zufluss in
n Tsd. Euro
Festvergütung
Nebenleistungen
Summe
Einjährige variable Vergütung
2014
2013
1 313
1 313
73
68
1 386
1 381
1
0
Mehrjährige variable Vergütung
0
Versorgungsaufwand
Gesamtvergütung
0
434
455
2 056
6
1 836
Erträge vor Risikovorsorge
Risikovorsorge im Kreditgeschäft
2014
2013
2 916
2 917
-342
Operatives Ergebnis
Operative Eigenkapitalrendite in %
1 217
1 110
17,6
18,5
Aktionärsstruktur zum 31.12.2014
Kennzahlen
Ergebnis
bnis je Aktie
Akt
D
Dividend
ensumme
Dividende je Aktie
Capital Group
<5%
2014
2013
in €
0,23
0,09
in Mio. €
-
-
in €
Operative Eigenkapitalrendite
Eigenkapitalrendite auf das Konzern
ergebnis
-
-
in %
2,5
2,7
in %
Aufwandsquote im operativen Geschäft
1,0
0,3
in %
79,1
73,3
Handelsblatt | Quellen: Unternehm
Mittelstandsbank
Ergebnisentwicklung in Mio. Euro
en, Geschäftsbericht 2014, Umschlags
seite hinten, Seiten 38 & 76
Blackrock
<5%
Bund*
17 %
Private
Investoren
26 %
*Beteiligung des Bundes sinkt nach
47 %
Kapitalerhöhung auf 15,6 Prozent
Institutionelle
Investoren
Allein daraus lässt sich die Ertragsschwäche der Bank aber nicht erklären.
Die niedrigen Zinsen der Europäischen
Zentralbank und der starke Wettbewerb
um die Kunden drücken auch die Erträge
der Kernbank. Diese sinken schon seit
zwei Jahren. Aufgefangen wurde das zum
Teil durch eine geringere Risikovorsorge
für Kreditausfälle. Nun hatte die Kernbank
gerade 2014 auch unter einem teuren Vergleich mit den US-Behörden zu leiden: Die
Bank zahlte 1,2 Milliarden Euro, weil ihr
Praktiken vorgeworfen wurden, die gegen
US-Sanktionen verstießen. Für Prozessrisiken hat die Bank 2014 neue Rückstellungen in Höhe von 955 Millionen Euro gebildet, ein untypisch hoher Betrag.
Doch selbst wenn man diesen Effekt herausrechnet, stagnierte das operative Ergebnis nur. Dieser Trend lässt sich an der
Mittelstandsbank illustrieren, dem seit Jahren wichtigsten Ertragsmotor. Die Sparte
konnte ihr operatives Ergebnis zwar auf
1,2 Milliarden Euro steigern. Doch die Erträge stagnierten. Zugleich sank die Risikovorsorge für notleidende Kredite um 27
Prozent auf ungewöhnlich niedrige 342
Millionen Euro. Die Bank geht nun selbst
davon aus, dass die Risikovorsorge sich im
Kreditgeschäft in diesem Jahr wieder „normalisieren“, also steigen wird.
Die Bank will auf verschiedenen Ebenen
gegensteuern. Die Mittelstandsbank sucht
ihr Glück vor allem in ausländischen Märkten und bei kleineren Mittelständlern, die
bislang von den Sparkassen versorgt werden. Da die Marktposition der Sparte aber
bereits relativ stark ist, ist es für sie schwerer, ihre Stellung weiter auszubauen. Dennoch konnte sie ihr Kreditvolumen 2014
um gut zehn Prozent ausbauen. Der für
die Mittelstandsbank zuständige Commerzbank-Vorstand Markus Beumer hat
im Dezember in einem Handelsblatt-Gespräch angekündigt, dass die Bank die
Transaktionspreise im Zahlungsverkehr
und bei Handelsfinanzierungen in diesem
Jahr heraufsetzen will.
Im Privatkundengeschäft will das Institut Kunden von aufgepeppten Konto- und
Depotvarianten überzeugen, die mehr
kosten. Kundenwachstum und Gebührenerhöhungen sind der Sparte in den letzten
Jahren bereits gelungen, die Erträge pro
Kunde stiegen an. Den Kurs des organischen Wachstums dürfte die Bank weiter
fortsetzen. Ein Kauf der Postbank, die die
Deutsche Bank derzeit losschlagen will,
passt zu dieser Strategie nicht: Mit der Kapitalerhöhung der Commerzbank kamen
zwar Spekulationen auf, dass diese an einem Erwerb interessiert sein könnte.
Doch die Kunden der Postbank gelten im
Schnitt als weniger ertragreich, Filialen hat
die Commerzbank selbst im Überfluss.
Daher versucht die Bank, auch ihre Kosten zu drücken. Geplant ist aber nicht ein
großes Sparpaket, sondern viele kleine
Einzelschritte. Vor allem bei den Verwaltungsarbeiten fahndet die Bank nach Aufgaben, die sie in einer ihrer tariflosen
Tochtergesellschaften erledigen kann.
SERIE
Stärken und Schwächen
„Dax-Konzerne ungeschminkt“
nimmt die Aktionärstreffen deutscher
Großunternehmen zum Anlass, deren
Jahresabschlüsse kritisch zu durchleuchten. Die nächsten Serienteile:
4.5.: Volkswagen
5.5.: Allianz
Die Investoren haben die Bemühungen
von Blessing und seiner Mannschaft bislang kaum honoriert. Der Aktienkurs hat
sich seit der letzten Hauptversammlung
kaum verändert. Damals wie heute notiert
das Papier bei gut zwölf Euro. Seine jüngste Kapitalerhöhung hat Blessing im Aufsichtsrat damit begründet, dass es Investoren gibt, die zwar die Strategie der Bank
goutieren, bislang aber von deren niedriger
Kapitaldecke abgeschreckt wurden. Wenn
Blessing recht hat, müsste der Kurs von
nun an steigen. Die Hauptversammlung
2016 wird für ihn zur Stunde der Wahrheit.
Mitarbeit: Susanne Schier
WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83
Privatkunden
2
Zentral- und
Osteuropa
Mittelstandsbank
COMMERZBANK 41
WOCHENENDE, 30. APRIL BIS 3. MAI 2015, NR. 83
2
Investmentbanking
Handelsblatt | Quelle: Unternehmen
40 DAX-KONZERNE UNGESCHMINKT
Abbaubank
1 217
1 110
Operatives
Ergebnis
in Mio. Euro
777
675
420
364
-786
260
224
Operatives
Ergebnis
in Mio. Euro
2013
2014
Operatives
Ergebnis
in Mio. Euro
Berliner Commerzbankfiliale | Foto: M. Luedecke
2013
2014
Operatives
Ergebnis
in Mio. Euro
Getriebe für Windenergieanlagen | Foto: R. Weisflog/imago
2013
Operatives
Ergebnis
in Mio. Euro
Commerzbanktochter mBank | Foto: Alamy/mauritius images
2014
2013
-1 073
Handelssaal der Frankfurter Börse | Foto: F. Rumpenhorst/dpa
2014
2013
2014
Containerschiff in Bremerhaven | Foto: I. Wagner/dpa
SCHWÄCHE 1
Innovative Online-Töchter
Das geplante Bonussystem sorgt für Zoff
D
Die Bundesregierung will eine Verdoppelung der Boni für Top- Mitarbeiter ablehnen – und düpiert so den Aufsichtsratschef.
D
STÄRKE 1
as Privatkundengeschäft war lange Zeit
das Sorgenkind der
Bank. Doch allmählich wendet sich das Blatt. Im vergangenen Jahr hat die Bank mit
privaten Kunden trotz niedriger Zinsen fast doppelt so viel
verdient wie im Vorjahr. Sieht
man einmal vom boomenden
Osteuropa-Geschäft ab, war
die Privatkundensparte sogar
der einzige Bereich, in dem
die Bruttoerträge vor Risikovorsorge zumindest ein wenig gesteigen sind. Allmählich
zahlt sich der stete Zustrom
an neuen Kunden aus. Allein
im vergangenen Jahr waren
es netto 288 000.
Die Sparte befindet sich allerdings weiterhin im Umbau:
Die Commerzbank hat immer
Solide Entwicklung
Ergebnisse im Privatkundengeschäft in Prozent
2013
2014
90,1
5,6
85,4 %
10,6 %
Operative
Eigenkapitalrendite
Handelsblatt
Operative
Aufwandsquote
Quelle: Unternehmen
noch nicht entschieden, wie
genau sie ihr Filialnetz umbauen will. Einen Kahlschlag
wie bei manchen Konkurrenten soll es aber nicht geben.
Das hat seinen Preis: Die Aufwandsquote der Privatkundensparte liegt bei 85 Prozent. Um einen Euro zu verdienen, muss die Bank also
85 Cent ausgeben.
Auch digitale Angebote spielen eine immer wichtigere
Rolle im Bankgeschäft. Dass
das Institut zwei äußerst erfolgreiche Onlinetöchter besitzt - den Onlinebroker Comdirect und die polnische Direktbank Mbank, ist in dieser
Hinsicht ein großer Vorteil,
der sich allerdings nicht in
Zahlen abbilden lässt. Doch
die Spezialisten von Commerzbank, Mbank und Comdirect tauschen sich regelmäßig aus. Ein gemeinsam entwickeltes digitales
Haushaltsbuch, das die Commerzbank einführen will, ist
in Polen bereits im Einsatz.
Auch polnische Neuerungen
wie ein schneller Konsumentenkredit per Mobiltelefon
hat die Commerzbank übernommen. Zwar lässt sich
nicht alles, was es bei Mbank
oder Comdirect gibt, übertragen, aber vieles. Sie sind die
„Schnellboote“ im Konzern,
in denen sich neue Angebote
testen lassen. yo
► Ablehnung betrifft womöglich bis zu 210 Manager.
► Bund stimmt Bonusregeln
für den Vorstand aber zu.
Yasmin Osman, Frank M. Drost
Frankfurt, Berlin
B
oni sind traditionell ein
Reizthema auf Hauptversammlungen der
Commerzbank. Und in
diesem Jahr droht der
Bank eine veritable Blamage bei
der Abstimmung über einen höheren Bonusdeckel für wichtige Mitarbeiter der Bank. Der Aufsichtsrat
der Bank will sich von den Aktionären genehmigen lassen, hochrangigen Mitarbeitern Boni zahlen zu
dürfen, die doppelt so hoch sind
wie deren Festgehalt.
Doch die Bundesregierung, die
auf dieser Hauptversammlung
noch über 17 Prozent der Stimmrechte verfügt, will diesen Vorschlag ablehnen. Das erfuhr das
Handelsblatt aus Regierungskreisen. Für Aufsichtsratschef KlausPeter Müller ist das eine Blamage.
Die Bank kommentierte das nicht.
Im Extremfall könne die Abstimmung am Widerstand des Bundes
sogar scheitern, hieß es. Da die
Hauptversammlungen der Bank
oft schlecht besucht sind – häufig
hieß es in Berlin. Unter Punkt acht
stimmen die Aktionäre darüber ab,
ob bei Vorständen der Bonus bis
auf ein Niveau von 140 Prozent des
Fixgehalts steigen darf. Im Wesentlichen konserviert die Bank damit
den Status quo, denn schon bisher
lag der Bonus von Vorständen, die
ihre Ziele vollständig erreichen, in
etwa dieser Größenordnung über
dem Festgehalt.
Da bei Kleinaktionären aber gerade die Vorstandsboni ein Reizthema sind, hätten sich Aufsichts-
sind weniger als 50 Prozent des Kapitals anwesend –, fällt das Abstimmungsverhalten des Bundes
enorm ins Gewicht. Vom Votum
der Hauptversammlung betroffen
sind aktuell bis zu 210 Manager.
Denn ohne Zustimmung der Aktionäre dürfen die Boni von Bankern
deren Festgehalt nicht übersteigen. Das sehen Gesetze vor, die die
Europäische Union eingeführt hat.
Mit der geplanten Anhebung der
Bonusgrenze für Vorstände sei die
Regierung dagegen einverstanden,
des Festgehalts sollen
Boni von Vorständen
bei der Commerzbank
künftig betragen dürfen.
Quelle: Commerzbank
Kennzahlen
Erträge vor Risikovorsorge in Mio.
Euro
Segmente
2014
Privatkunden
Mittelstandsbank
Investmentbanking
2013
+2,0
2 916
85,4
2 917
±0,0
923
46,5
808
+14,2
1 971
47,2
2 079
-5,2
182
68,5
359
-49,3
172,5
Zahl der Mitarbeiter
Inland
58 160
13 800
2014
3 349
Abbaubank
59 101
Aufwandsquote in Prozent
Änderung in Prozent
3 417
Zentral- und Osteuropa
13 686
53 601
52 944
10 744
Ausland
52 103
11 831
12 324
die Commerzbank dieses Tempo bei, wären
nächstes Jahr 16 bis 18 Cent je Aktie für die Aktionäre drin.
An dem vorgelegten Einzelabschluss der Commerzbank AG, der für die Dividende maßgeblich ist, lässt sich das noch nicht erkennen. Im
AG-Bericht, der nach dem deutschen Bilanzrecht HGB aufgestellt wird, liegen Gewinnrücklagen und Bilanzgewinn, die zum Jahresende 2014 zusammen 461 Millionen Euro ausmachten, unter dem ausschüttungsgesperrten
Betrag von 1,34 Milliarden Euro.
Rein formal reicht das nicht für eine Dividendenzahlung aus. Des Rätsels Lösung sind die
stillen Reserven der Bank, also Vermögenswerte, die unter Wert in der Bilanz der Bank stehen. Diese Reserven lassen sich jederzeit bei
Bedarf heben. In den sogenannten 340f-Reserven habe die Bank mittlerweile hohe Summen geparkt, heißt es in Bankkreisen. yo
2010
44 474
2011
42 857
2012
41 113
2013
39 779
2014
Santander
7,7 %
Unicredit
4,2 %
Deutsche Bank
BNP Paribas
Commerzbank
Kurs-BuchwertVerhältnis (aktuell)
2,6 %
1,04
1,0 %
Juni 2009
1 339 Mio.
Mai 2011
2 678 Mio.
Juni 2011
5 113 Mio.
März 2012
5 594 Mio.
Juni 2012
5 830 Mio.
0,51
Aktiensplit 10:1** 583 Mio.
Mai 2013
1 138 Mio.
0,54
*Gutschein für den Bezug einer Aktie,
**Optisch nicht berücksichtigt, um
die Aktienbasis um die Zusammen
zu
legung bereinigt entwickelt hat, ***von zeigen, wie sich
Soffin und Allianz
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].
+163
886 Mio.
0,77
0,87
-5,9
65,4
+3,1
97,5
+75,0
piere
April 2015
Hauptversammlung 1 252 Mio.
Grund
+65
Januar 2009
April 2013
0,2 %
+0,7
Mai 2008
Zuwachs
Amtsantritt Blessing 657 Mio. in
Mio.
Januar 2011
Eigenkapitalrendite
nach Steuern
-4,7
45,8
Wundersame Vermehrung
1 181 Mio.
Konkurrenzvergleich 2014
Änderung in Prozentpunkten
90,1
Die Zahl der Aktien wächst beständ
ig – Gesamtzahl der Commerzbank-Pa
723 Mio.
45 301
2013
53,1
September 2008
Mögliche Dividendenzahlungen
D
140 %
Segmentberichterstattung
STÄRKE 2
ividenden waren jahrelang für die Commerzbank kein Thema. Selbst im vergangenen Jahr, als das Institut längst
wieder Gewinne schrieb, war eine Ausschüttung an die Aktionäre noch nicht möglich. Die
Bank unterlag einer Ausschüttungssperre: Das
bedeutet konkret, dass die Gewinnrücklagen
nicht ausreichten, um bestimmte, schwer zu
bewertende Vermögenswerte wie selbst erstellte Software vollständig abzudecken.
Das hat sich in diesem Jahr geändert. Die
Bank hätte aufsichtsrechtlich wie ökonomisch
eine Dividende zahlen können, hatte Bankchef Martin Blessing im Februar bereits gesagt. Und er stellte den Aktionären in Aussicht, mittelfristig 40 Prozent des Nettogewinns der Bank auszuschütten. Im ersten
Quartal dieses Jahres hat er zunächst einmal
57 Millionen Euro für die Aktionäre zurückgelegt. Das entspricht 4,5 Cent je Aktie. Behält
ratschef Klaus-Peter Müller und
Vorstandschef Martin Blessing die
Abstimmung darüber am liebsten
erspart. Müller hätte lieber das
Festgehalt der Vorstandsriege erhöht, ist zu hören. Das kann der
Aufsichtsrat im Zweifel allein regeln. Doch so eine Lösung war im
Kontrollgremium ebenso umstritten wie im Berliner Finanzministerium.
Deshalb wird nun also auch über
höhere Bonusgrenzen für Blessing
und seine Mannschaft abgestimmt.
+295
Kapitalerhöhung für Kauf Dresdner
Bank
Sacheinlage Dresdner Bank durch
Kapitalerhöhung Soffin
+158
+1 339
Allianz
Tausch Hybridanleihen in Aktien und
Soffin
Kapitalerhöhung, Ausgabe 1 Comen*
je Aktie
+2 436
Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht
+481
Tausch Hybridanleihen in Aktien und
Soffin
+235
Tausch Mitarbeiter-Boni in Aktien
Nach Zusammenlegung der Aktien
im Verhältnis 10:1
+555
Kapitalerhöhung zur Rückzahlung
stiller Einlagen***
Kapitalerhöhung zur Stärkung der
Eigenkap
Handelsblatt | Quellen: Bloomberg
+114
italquote
, Unternehmen/HB-Berechnungen
Risikobehaftete Abbaubank
Verweigern sich die Aktionäre, erhöht die Bank die Festgehälter für
den Vorstand dann doch. Das sieht
eine neue Vergütungsordnung der
Bank vor, die seit Januar 2015 gilt.
Die Hauptversammlung soll dieses
Vergütungssystem unter Tagesordnungspunkt sieben billigen. Das
Abstimmungsergebnis ist allerdings für die Bank nicht bindend.
Unabhängig von der Höhe des
Bonusdeckels will die Commerzbank auch das System der variablen Vergütungen für den Vorstand
vereinfachen. Bislang unterteilt
sich deren Bonus in einen einjährigen und einen vierjährigen Bestandteil.
Künftig gibt es nur noch einen
Bonus, der sich an Zielen orientiert, die zu Jahresbeginn festgesetzt werden. 70 Prozent der variablen Vergütung sind an den Konzernerfolg gekoppelt, 30 Prozent
an die Ergebnisse der Sparte, die
ein Vorstand verantwortet. Multipliziert wird dieses Ergebnis mit einem Faktor, der zwischen 0,7 und
1,3 liegt und die individuelle Leistung des Managers würdigt.
Für Aktionäre erfreulich: Die Regeln für die Altersvorsorge werden
strenger. Eine Anhebung des Fixgehalts führt künftig nicht mehr
automatisch zu höheren Pensionsbezügen. Das muss der Aufsichtsrat jeweils ausdrücklich so entscheiden.
ie Abwicklungssparte
der Commerzbank hat
mit einem Portfolio im
Volumen von 78 Milliarden Euro an gesunden und sechs Milliarden Euro an faulen Krediten
noch immer einen stattlichen
Umfang. Zwar macht die Bank
bemerkenswerte Fortschritte
beim Abbau der unerwünschten Schiffs-, Immobilien- und
Staatsfinanzierungen – allein
im vergangenen Jahr verringerte sich der Bestand um mehr
als ein Viertel. Doch harmlos
ist das Restportfolio der sogenannten Non-Core-Assets-Einheit (NCA) noch lange nicht.
Das zeigt ein Blick auf die Risikovorsorge. Obwohl die Abbausparte weniger als ein
Fünftel der Bilanzsumme ausmacht, verursachte sie mit
654 Millionen Euro im Jahr
2014 über die Hälfte der Konzernrisikovorsorge von 1,14
Milliarden Euro. Vor allem die
Schiffskredite, von denen die
Bank noch zwölf Milliarden
Euro hatte, sind dafür verantwortlich. Der Anteil der faulen Kredite macht bei Schiffskrediten rund ein Viertel aus,
ein weiteres Viertel gilt als relativ riskant. Anders als die
Gewerbeimmobilienfinanzierung, die bei Investoren wieder gefragt ist, macht der Abbau der Schiffssparte langsamere Fortschritte.
Die Schiffe mögen zwar der
Kreditrisiko
Kennzahlen zum 31.12.2014
Kernbank
Abbaubank
Ausstehende Forderungen (EaD)*
355 Mrd. €
*Exposure
at Default
78 Mrd. €
Erwarteter Verlust
944 Mio. €
553 Mio. €
Risikovorsorge
490 Mio. €
654 Mio. €
Handelsblatt
Quelle: Unternehmen
riskanteste Teil der Abbausparte sein, doch versteckte
Sprengfallen finden sich auch
anderswo. Aktuelles Beispiel
sind Anleihen der Bad Bank
der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria. Die
Commerzbank besitzt 400
Millionen Euro an Anleihen
dieser Bad Bank, die Heta genannt wird, und muss nun
wohl die Hälfte von deren
Wert abschreiben, da die Heta
einen Schuldenschnitt plant.
Diese Verluste sind einigermaßen überraschend, da eine
Bürgschaft des Bundeslands
Kärnten für sie hätte gelten
sollen. Die Heta-Anleihen
stammen aus dem Teil des
Portfolios, der eigentlich als
am risikofreisten gilt: aus dem
Staatsanleiheportfolio. yo
SCHWÄCHE 2
Starke Konjunkturabhängigkeit
D
ie starke Verankerung im Heimatmarkt
und die Ausrichtung auf das konservative Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft hat die Commerzbank nach der Finanzkrise zunächst einmal stabiler gemacht. Momentan ist das Geldhaus daher Profiteur der
guten Konjunktur in Deutschland. Sie beschert dem Institut eine sehr niedrige Risikovorsorge. Doch dieser positive Trend ist allmählich ausgereizt. In der Kernbank rechnet
die Commerzbank laut Geschäftsbericht mit
einer höheren Risikovorsorge. Ausgeglichen
wird das den Prognosen zufolge durch eine
geringere Risikovorsorge in der Abbausparte.
In guten Zeiten ist eine niedrigere Risikovorsorge im Kreditgeschäft ein zentraler Ergebnistreiber. Doch in schlechten Zeiten kehrt
sich dieser Vorteil schnell ins Gegenteil um –
wie sich am Beispiel der Mittelstandsbank eindrucksvoll zeigt: 2014 stieg das operative Er-
gebnis der Sparte allein deshalb, weil die Risikovorsorge 27 Prozent geringer ausfiel als im
Vorjahr. In der Finanzkrise 2009 hatte es
noch ganz anders ausgesehen: Damals hatte
die Commerzbank die Risikovorsorge in der
Mittelstandsbank um satte 72 Prozent erhöht.
Die Ausrichtung auf Privat- und Mittelstandskunden macht die Bank auch abhängig vom
Zinsumfeld. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank lässt die Verdienstmöglichkeiten von Banken schrumpfen, die vor allem Kredite vergeben und Einlagen einsammeln. Auffangen lässt sich das in erster Linie
durch eine Ausweitung des Geschäfts. Die
Commerzbank hofft dabei auf private Wohnimmobilienfinanzierungen und das Mittelstandsgeschäft. Allerdings ist gerade in diesen
Geschäftsfeldern der Wettbewerb in Deutschland hart. Die Bank setzt daher auf ihr internationales Geschäft mit Firmenkunden. yo