PASSAUER `15 POLITIKTAGE KRIEGES © VanderWolf-Images I iStock Paradoxien des Herzlich Willkommen Liebe Besucherinnen und Besucher, wir freuen uns Sie bereits zum sechsten Mal zu den Passauer Politiktagen begrüßen zu dürfen. Auch dieses Jahr bieten wir Ihnen wieder eine mehrtägige Veranstaltungsreihe, die mit Debatten, Diskussionen und Workshops ein abwechslungsreiches Programm verspricht. Zum ersten Mal präsentieren wir zudem zusätzlich eine begleitende Fotografieausstellung. Unter dem Titel „Paradoxien des Krieges” werden unsere renommierten Gäste aus Politik, Wissenschaft und Praxis Auslöser, Widersprüchlichkeiten und Folgen kriegerischer Konflikte aufzeigen und diskutieren. Sie sind herzlich eingeladen Ihre eigenen Fragen zu stellen und mitzudiskutieren. Im Namen des gesamten Teams der Passauer Politiktage 2015 wünsche ich Ihnen spannende Veranstaltungstage Antonia Conradi Ressortleiterin für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Grußwort von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder Schirmherr der Passauer Politiktage 2015 “Die Völker der Welt wünschen den Frieden. Sie wünschen die Herrschaft des Rechts, die Grundlage jeder Freiheit ist.” November 2014 Die Politiktage befassen sich mit dem wichtigsten Thema der Politik, der Frage von Krieg und Frieden. Entscheidungen, die hiermit zusammenhängen, sind von existenzieller Bedeutung. Ich habe während meiner Kanzlerschaft solche Entscheidungen, als Stichworte seien Kosovo, Afghanistan, Irak genannt, treffen müssen. Daher hat mich das Thema Paradoxien des Krieges - angesprochen, und ich habe gern die Schirmherrschaft für diese Veranstaltung übernommen. Wie aktuell das Thema ist, zeigen die Ukraine-Krise, die Situation im nördlichen Afrika, der Terror des „Islamischen Staates“ in Syrien und Irak und der israelisch-palästinensische Konflikt. Diese Auseinandersetzungen spielen sich auf unserem Kontinent, beziehungsweise in unserer Nachbarschaft ab. Die Auswirkungen sind auch in Deutschland spürbar, zum Beispiel durch die wachsende Zahl von Flüchtlingen. Die Europäische Union, und Deutschland als Mitgliedsstaat, müssen sich auf diese Herausforderungen einstellen. Um die vermeintlichen Paradoxien von kriegerischen Auseinandersetzungen zu verstehen, bedarf es tiefgehender Analysen; allzu häufig werden Konflikte einseitig beurteilt, ohne etwa auf die unterschiedlichen Interessenlagen der Beteiligten oder die historischen Hintergründe einzugehen. Daher ist es zu begrüßen, dass im Rahmen der Passauer Politiktage versucht wird, auf die Begleitumstände von Kriegen zu blicken und sie in einem politischen Diskurs zu erörtern. Den Organisatoren, Studierende der Universität Passau, ist für die Ausrichtung der Politiktage zu danken. Ich wünsche der Veranstaltung viel Erfolg und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern interessante Diskussionen. NORMENE GEMEINSCHAFT FRIEDENH WÜRDE SIEGER R INTERVENTIONL WIDERSTAND T FREIHEIT 6 SOUVERÄNITÄT NEXTREME ZERSTÖRUNG NHASS RACHE OPFER TOD VERZWEIFLUNG NLEIDEN OHNMACHT TYRANNEI T TRAUMA 7 INHALTSVERZEICHNIS Alle Veranstaltungen auf einen Blick PARADOXIEN DES KRIEGES 5 Die Passauer Poiltiktage 2015 „WER WIND SÄT” - DIE DEUTSCHE RÜSTUNGSPOLITK AUF DEM PRÜFSTAND 10 Veranstaltung „VERDRÄNGT UND VERGESSEN” - WIDERSTAND IM 2. WK UND DIE LEHREN FÜR HEUTE 14 Workshop WO BERICHTERSTATTUNG ENDET - GESELLSCHAFTEN IM KRIEGSALLTAG 16 Veranstaltung GENERATION KRIEG 20 Ehsan erzählt von seinem Leben in Afghanistan und seiner Flucht nach Deutschland KINDHEIT VOM KRIEG GEPRÄGT 26 Wie Flüchtlingen geholfen wird mit dem Erlebten zu leben GEKOMMEN UM ZU BLEIBEN? - HUMANITÄRE HILFE ALS MITTEL DER KRIEGSINDUSTRIE 34 Workshop EIN WEG ZUM FRIEDEN - VORSTELLUNG UND WIRKLICHKEIT Workshop 36 “FÜR SIE VOR ORT...” - KRIEGSBERICHTERSTATTUNG UND IHRE GESTALTUNGSMACHT 38 Workshop DER MENSCH HINTER DEM FLÜCHTLING 40 Begegegnungen in einem Erstaufnahmelager - Ein Kunstprojekt DER UNSICHTBARE FEIND - VON TERRORANGRIFFEN UND DROHNENSCHLÄGEN 42 Veranstaltung ISLAMISTISCHER TERROR BALD AUCH IN DEUTSCHLAND? 44 Einfluss und Ziele des Islamischen Staates “SO BRAUCH’ ICH GEWALT” - MILITÄRISCHE INTERVENTION ALS ULTIMA RATIO? 50 Veranstaltung ENTWICKLUCKLUNG DER KRIEGSFÜHRUNG 54 Ein Überblick von den Anfängen bis heute FORTDAUERNDE KONFLIKTE IN DER WELT 62 Graphische Darstellung KRIEG UM WASSER Das Schulprojekt der Passauer Politiktage 2015 64 PARADOXIEN DES KRIEGES Die Passauer Politiktage 2015 Krieg. Niemand möchte etwas mit ihm zu tun haben. Zwar haben wir das Glück im heute friedlichen Deutschland leben zu dürfen und scheinen daher von feindlichen Übergriffen gefeit. Dennoch ist Krieg auf eine andere Art auch in unserem Alltag ein ständiger Begleiter. Tagein tagaus erreichen uns neue Schlagzeilen, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine weiter eskaliert, dass sich Al Qaida offiziell zu den letzten Terror-Angriffen bekennt und die vereinbarte Waffenruhe in Syrien erneut nicht eingehalten wurde. Bilder zerstörter Städte, Menschen, die nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch Familie und Freunde verloren haben, prägen die tägliche Berichterstattung. Doch diese Ereignisse finden stehts in fernen Ländern statt. Krieg betrifft uns schon lange nicht mehr direkt. Aber das bedeutet jedoch nicht, dass wir davor sicher sind. Das Attentat im Nachbarland Frankreich auf die Redaktion von Charlie Hebdo zeigte erst Anfang des Jahres, dass der Konflikt längst in Europa angekommen ist. Auch aufgrund dieser Aktualität greifen wir mit den sechsten Passauer Politiktagen eine Thematik auf, die jeden betrifft. Wir laden Sie ein, die Frage nach den Ursprüngen von Krieg zu stellen und die damit einhergehenden Folgen zu beleuchten. Darüber hinaus möchten wir über die Techniken neuer Kriegsführung diskutieren, sowohl den Nutzen, den sie bringen, als auch den Schaden, den sie anrichten. Gibt es einen Punkt ab dem militärische Gewalt gerechtfertigt ist? Darf Gewalt die Ultima Ratio sein? Dazu haben wir renommierte Expertinnen und Experten eingeladen, die insbesondere Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger, und euch, liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, vielfältige Debatten, Podiumsdiskussionen und Workshops bieten möchten. I Franziska Bujara 10 KRIEG IST Prof. Wolfgang Dietrich ... tragisch mißglückte Kommunikation. ... AUCH EIN SOZIALES PHÄNOMEN. Dr. Heiko Biehl ... die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Carl von Clausewitz ... gewaltsame Konfrontation, die zur Zerstörung von Lebenswelten führt. Dr. Sylvia Karl ...die ultima irratio; Frieden ist die ultima ratio. STAATLICH ANGEORDNETES TÖTEN UND MUSS ALS VERBRECHEN UNVERZÜGLICH ÜBERWUNDEN WERDEN. Dr. Gregor Gysi Heidemarie Wieczorek-Zeul Niemals ein unabwendbares Schicksal. Krieg bedeutet immer eine Niederlage für die Menschheit. Johannes Paul II. ... nicht gerecht, denn dann würde er ausschließlich die Regierungen oder Staatschefs treffen, die das eigene Volk oder andere unterdrücken. Krieg trifft aber immer Zivilisten. Cornelia Mereth 11 „WER WIND SÄT” Die Deutsche Rüstungspolitik auf dem Prüfstand Veranstaltungsformat In einer meinungsstarken und polarisierenden Debatte werden wir mit unseren Gästen der Frage nachgehen, inwiefern die deutsche Rüstungspolitik eine sicherheitspolitische Variante darstellt oder doch mehr Öl ins Feuer gießt. Wir wollen einen kritischen Blick auf Waffenlieferungen als Mittel zur Befriedung von Konflikten und die Möglichkeiten und Chancen von Rüstungskontrolle werfen. Durch Faktenchecks werden die Argumente der Debattierenden auf den Prüfstand gestellt. Im Anschluss bietet sich dem Publikum die Gelegenheit, den Referenten Fragen zu stellen. 12 Waffen und Rüstung Darf Deutschland Waffen in den Irak liefern, um jenen die von der Terrororganisation “Islamischer Staat” in Bedrängnis gebrachten werden zu helfen? Obwohl eine Lieferung in Krisengebiete den Grundsätzen der deutschen Rüstungsexportpolitik widerspricht? Die Bundesregierung bezeichnet Waffenlieferungen, strategisch eingesetzt und am richtigen Ort platziert, als Instrument der Friedenssicherung. Währenddessen floriert das Geschäft mit dem Krieg so gut wie nie zuvor. Die Ausrichtung der deutschen Rüstungspolitik bewegt sich in einem ständigen Spannungsfeld zwischen friedens- und menschenrecht- spolitischen Erwägungen, welche wirtschaftlichen Interessen und außenpolitischem Kalkül gegenübersteht. Als Instrument der Politik, sollten Rüstungsexporte in regelmäßigen Abständen auf Notwendigkeit und die vorliegende Lage geprüft werden. Doch wer ist zuständig? Wer übernimmt Verantwortung und welche wirtschaftlichen und außenpolitischen Interessen wirken dem entgegnen? Wird der, der Wind sät auch Sturm ernten? Montag I 10. Juni 2015 I 20.15 Uhr Audimax I Saal 10 I Innstraße 31 13 Referenten RÜDIGER LÜDEKING Botschafter der Bundesrepublik bei der OSZE Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei er OSZE arbeitet seit 35 Jahren im diplomatischen Dienst und war an zahlreichen Rüstungsverhandlungen, unter anderem den Atomverhandlungen mit dem Iran, beteiligt.Er gilt als Experte für Sicherheitspolitik und ist seit 2012 Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Wien. „Rüstungskontrolle sollte kein Selbstzweck sein“, sagt der Hauptmann a.D.. PAUL RUSSMANN Sprecher “Aktion Aufschrei” und “Ohne Rüstung leben” Als Geschäftsführer der Friedensorganisation »Ohne Rüstung leben« und Sprecher des Bündnisses „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“ engagiert sich der Dipl.-Theologe und Bankkaufmann seit vielen Jahren im Dienste des Weltfriedens gegen Rüstungsproduktion und –export. Die Waffenlieferungen im Kampf gegen den Islamischen Staat bezeichnet er als „Verantwortungslosigkeit einer Bundesregierung, die seit Jahren Waffen in Krisenund Spannungsgebiete sowie in Staaten liefert, die Menschenrechte verletzen“. Scharf kritisiert er auch die „so genannten ›Friedensmissionen‹ der UN, welche dem „Einsammeln der eigenen Waffen“ und „allenfalls den Profiten der Rüstungsindustrie“ dienen. Als Vorstandsmit- glied des Dachverbandes der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und Sprecher der Kritischen AktionärInnen Daimler setzt sich das Parteimitglied der LINKEN zugleich für eine „Unternehmenspolitik ein, die sich am Allgemeinwohl orientiert und sich für Frieden und soziale Gerechtigkeit einsetzt.“ 14 Referenten GERHARD SCHEMPP Präsident Deutsche Wehrtechnische Gesellschaft e.V. Seit fast 40 Jahren ist der Diplom-Mathematiker in der Elektronik- und Rüstungsindustrie tätig. Der Hauptmann a.D. meint: „Die Beitragsfähigkeit (und damit die Wertschätzung) Deutschlands bei Krisenprävention und -bewältigung im multinationalen Verbund hängt entscheidend vom Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und weiterer Sicherheitskräfte ab. Rüstungspolitik wird damit zum industriepolitischen Werkzeug für die Ausrüstung der Streitkräfte und den Erhalt industrieller, nationaler Schlüsselfähigkeiten zur Wahrung nationaler Souveränität in Kernaufgaben sowie sicherheitspolitischer Handlungsfähigkeit.“ Die Rüstungspolitik sei angesichts der Intensität und Anzahl zunehmender Krisen eine der zentralen politischen Aufgaben und müsse in der öffentlichen Wahrnehmung und im politischen Handeln noch stärker und vor allem positiver in den Fokus rücken. HEIDI MEINZOLT Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit übernahm für die Partei Bündnis90/Die Grünen den Landesvorsitz in Bayern und war ebenfalls im Europavorstand. In dieser Zeit war sie auch an jener rot-grünen Regierung beteiligt, die unter Altkanzler Gerhard Schröder die erste Kriegsbeteiligung Deutschlands nach Ende des 2. WK beschloss. Die Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit in ihrem Amt als Vertreterin im Frauensicherheitsrat in Deutschland belaufen sich auf Prävention, Partizipation und Protektion. Das allgemeine Ziel der “Sicherheit wird nicht durch (neue) Waffen garantiert, sondern nur durch Abrüstung.” 15 VERDRÄNGT UND VERGESSEN Widerstand im 2.WK und die Lehren für heute Workshop Freitag I 12. Juni 2015 I Kleiner Redoutensaal Gottfried-Schäffer-Straße 2 Anmeldungen zum Workshop sind lediglich unter www.passauer-politiktage.de möglich. 16 DER DEUTSCHE WIDERSTAND IM DRITTEN REICH Umgang und öffentliche Wahrnehmung seit dem 2. Weltkrieg bis heute Was ist Widerstand? - Widerstand liegt dann vor, wenn das Tun, aber auch das Unterlassen, verbunden ist mit dem Risiko für das eigene Leben und damit auch für das Leben der Familie. Ein Risiko, das zahlreiche bekannte Widerständler wie die Geschwistern Scholl, der Theologe Dietrich Bonhoeffer, die Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis oder der Hitler-Attentäter Georg Elser, der im Jahr 1939 im Alleingang versucht hatte nahezu die gesamte NS-Führungsspitze auszuschalten, auf sich nahmen. Neben diesen sind es vor allem auch die Geschichten der vielen unbekannt gebliebenen Bürger, die sich unter Einsatz ihres Lebens auf unterschiedlichste Weise gegen Hitlers Regime auflehnten, auf die Smend aufmerksam machen möchte. DR. AXEL SMEND Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944 Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Gedenken und die Erinnerung an den Widerstand im zweiten Weltkrieg aufrecht zu halten. „Krieg, Gewalt und Verbrechen gegen Menschen und Völker haben auch die Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute durchzogen“, so Smend. Der promovierte Jurist ist selbst Sohn eines ehemaligen Widerstandskämpfers, weshalb es für ihn auch ein persönliches Anliegen ist, politische Bildungsarbeit und Aufklärung in Schulen, bei Tagungen oder in Diskussionen zu leisten. 17 WO BERICHTERSTATTUNG ENDET Gesellschaften im Kriegsalltag Veranstaltungsformat In einer Gesprächsrunde mit unseren Referenten versuchen wir zu ergründen, was geschieht, wenn die Arbeit des Journalisten getan ist. Wir laden Sie ein, dass Mikrofon selbst in die Hand zu nehmen und mehrfach während der Veranstaltung Ihre persönlichen Fragen zu stellen. 18 Zukunftsaussichten Primetime. Die Nachrichten sind gerade vorbei, da beginnt auch schon der Spielfilm. Kurz zuvor flackerte noch das Gesicht eines Journalisten über den Bildschirm, der Augenzeugenberichte eines Anschlages in einem entfernten Land zusammenfasste. Zwar informieren deutsche Nachrichtendienste oft sehr umfassend und gehören somit zu den informativsten der Welt, aber dennoch bleibt uns meist verborgen, was auf kurz oder lang nach der Berichterstattung geschieht. Zusammen mit Experten aus Praxis und Wissenschaft schauen wir deshalb dorthin, wo die Sendezeit endet. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir herausfinden, was passiert, wenn die mediale Aufmerksamkeit verebbt und der Krieg vorbei ist. Wie verändert die traumatische Erfahrung des Krieges die Hinterbliebenen? Welche Auswirkungen haben kriegerische Konflikte womöglich auf die Gesellschaft und nachfolgende Generationen? Ist ein Alltag nach dem Krieg möglich? Montag I 15. Juni 2015 I 20.15 Uhr Audimax I Saal 10 I Innstraße 31 19 Referenten DIRK SABROWSKI Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe Deutschland ist Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe in Deutschland. Seine Aufgaben reichen von der Nothilfe in Kriegsgebieten bis zur Unterstützung von Asylbewerbern in Deutschland. Doch gerade die Krisen hätten sich verändert und im Gegensatz zum klassischen Konflikt seien die Konflikte heute komplizierter als noch vor einigen Jahren, so Sabrowski. Dies stellt alle Organisationen die in diesem Bereich tätig sind vor neue Herausforderungen und häufig schwer aufzulösende, innere Konflikte. INA FRIESEN University of Kent ist Expertin für Humanitarian Assistance am Chair for Conflict Studies Canterbury. Sie hat bereits für mehrere NGOs, unter anderem in Kenia und Somalia gearbeitet und ist seit 2012 an der University of Kent tätig. FOLKERT GRAHLMANN Dipl. betriebsvolkswirt und Oberstleutnant a.D. bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011, diente Grahlmann über 30 Jahre der deutschen Bundeswehr im In- und Ausland. Zahlreiche Tätigkeiten in verschiedenen Verantwortungsbereichen der Bundeswehr haben ihn zu einem Kenner der inneren Strukturen der Streitkräfte gemacht. Gerade in den Auslandseinsätzen, an denen er selbst aktiv teilnahm, machten sich die Diskrepanzen der deutschen Bundeswehr bemerkbar. „Wer weltpolitisch ChampionsLeague spielen will, sollte auch entsprechende Ausrüstung parat haben.” 20 21 Steve Staedle I Wikimedia Commons GENERATION KRIEG Ehsan erzählt von seinem Leben in Afghanistan und seiner Flucht nach Deutschland Ob im Fernsehen, im Radio, in der Zeitung oder in Erzählungen – tagtäglich werden wir mit Bildern und Berichten aus Kriegs- und Krisengebieten konfrontiert. Auch wenn der letzte Krieg in Deutschland schon Jahrzehnte zurückliegt, kommen wir nicht umhin, uns mit der Vergangenheit unseres eigenen Landes und Konflikten um uns herum auseinander zu setzen. Auch in Gesprächen mit jener Generation, die den letzen Konflikt auf deutschem Boden am eigenen Leib erleben musste wird schnell deutlich, dass Frieden und das Gefühl von Sicherheit nicht selbstverständlich sind, und von Krieg geprägte Lebenswege und Erfahrungen bis heute nachwirken. Dennoch bleibt für die meisten wahrscheinlich eine gewisse Distanz zu all den Bildern und Berichten aus heutigen Kriegsgebieten bestehen. Unvorstellbar scheint, dass ganze Generationen in Kriegszeiten aufwachsen, ihren Lebensalltag ohne das Gefühl von Sicherheit bestreiten und Erfahrungen machen müssen, die für Außenstehende wohl niemals nachfühlbar oder nachvollziehbar sein werden. Mit dem Terminus Kollektives Gedächtnis wird dabei zum Ausdruck gebracht, dass Kriege neben vernichteten Existenzen und Traumata auch eine Art gemeinschaftlich geteilter Erfahrungen mit sich bringen, die eine Gesellschaft prägen und verändern. Erfahrungen, die im kollektiven Gedächtnis nicht einfach ausgelöscht werden können, die sich im Alltag, in Beziehungen und in den Bedürfnissen der Menschen widerspiegeln. Um aber nicht weiter von außen zu beschreiben, sondern einfach zuzuhören, wollen wir der Generation Krieg eine Stimme geben. Ehsan stammt aus Afghanistan und erzählt von seinen Erfahrungen in einer von Krieg geprägten Gesellschaft und seinem langen Weg nach Deutschland. 22 PPT: Ehsan, vielen Dank, dass Du hier bist Eshan, 21, aus Herat, Afghanistan und Dir heute Zeit für uns genommen hast. Du kommst aus Afghanistan – aus welcher Stadt stammst Du? Ehsan: Aus der Stadt Herat. PPT: Und wie bist Du dort aufgewachsen? Ehsan: Wir sind eine große Familie, wir sind zu fünft. Meine Mutter war Apothekerin und mein Vater Automechaniker. Deshalb brauchte ich nicht zu arbeiten. In Afghanistan müssen viele Kinder arbeiten. PPT: Du konntest Dich als Kind also ganz auf die Schule konzentrieren? Ehsan: In Afghanistan muss man zwölf Jahre zur Schule gehen, dann bekommt man Abitur. Meine Geschwister und ich konnten zur Schule gehen und uns ganz auf das Lernen konzentrieren. PPT: Wie hast Du Afghanistan erlebt bevor ihr es verlassen habt? Ehsan: Ich hatte viele Freunde in Afghanistan und ein ruhiges und glückliches Leben. Aber in der letzten Zeit gab es viele Probleme und wir mussten Afghanistan deshalb verlassen. PPT: Welches Bild hast Du von deinem Heimatland im Kopf, wenn Du an die alten Zeiten zurückdenkst? Ehsan: Positiv war, dass wir als Kinder das Gefühl hatten, frei zu sein und tun zu können, was wir wollen. Aber das große Problem war natürlich die Sicherheitslage im Land, die immer schlechter wurde. PPT: Wie war Deine berufliche und familiäre Situation bevor ihr Afghanistan verlassen habt? Du hast ja bereits angedeutet, dass Du viel Zeit für die Schule hattest. Ehsan: Nach der Schule habe ich in Afghanistan sogar schon mein Studium begonnen und habe ein Jahr lang BWL studiert. Auch habe ich ein Jahr lang als Lehrer in einer Grundschule gearbeitet. Damals wurden ein Englisch- und ein Türkischlehrer gebraucht und in einem Kurs habe ich auch als Mathematiklehrer gearbeitet. 23 PPT: Was waren Deine Zukunftspläne? Ehsan: Ich wollte mein Studium beenden und wenn die Situation in Afghanistan sicher gewesen wäre, wollte ich dort arbeiten. PPT: Aber die Situation wurde für euch eher immer schlechter. Wie hast Du den Krieg in Afghanistan erlebt? Ehsan: Während der Taliban-Zeit war ich in der Grundschule. Vor unserer Schule war ein großer Platz, auf dem Menschen aufgehängt wurden, das konnten wir sehen. Ab der zweiten Klassen mussten wir einen Turban tragen. Wenn wir das nicht gemacht haben, wurden wir von unserem Schulleiter geschlagen. Ja, und jeden Tag sind Bomben explodiert. Nach der Taliban-Zeit, also nach dem 11. September, kam die NATO nach Afghanistan und die Situation war manchmal ruhig und manchmal nicht. In unserer Stadt war zunächst die spanische und später die italienische Armee stationiert. Ich war damals in der neunten und zehnten Klasse und viele Leute wurden entführt. Zum Beispiel zwei meiner Mitschüler. Die Entführer wollten Geld von den Eltern, bis zu einer Million Dollar. PPT: Waren die Entführer Widerstandskämpfer oder einfach Kriminelle? Ehsan: Beides. So war die Situation in Herat. Aber auf dem Land waren die Gebiete der Taliban, da war die Situation noch schlechter. Wenn wir von Herat mit dem Bus nach Kabul fahren wollten, waren auf dem Weg immer viele Taliban. Manchmal haben sie Autos explodieren lassen und wegen der Bomben ist viel kaputt gegangen. Wir konnten also nicht einfach so nach Kabul fahren, sondern mussten immer warten bis Truppen von der NATO hingefahren sind. Ich habe ein Jahr in Kandahar, der unsichersten Stadt Afghanistans, studiert. Dort gab es jeden Tag Bombardierungen, manchmal von Seiten der ausländischen Truppen, manchmal von den Taliban aus. PPT: Der Krieg hat in Deinem alltäglichen Leben also eine sehr große Rolle gespielt. Ehsan: Ja, wir konnten zum Beispiel unser Haus auch nicht verlassen wann wir wollten. Manche Leute hatten sogar Bodyguards. PPT: Gibt es eine Erfahrung aus dieser Zeit, die Dich besonders geprägt hat? Ehsan: 2007 oder 2008 ist etwa ein bis zwei Kilometer von unserer Schule entfernt eine Bombe explodiert. Wir sind aus dem Klassezimmer gegan24 Jerzy Sawluk I pixelio.de Straßen in Herat Jerzy Sawluk I pixelio.de 25 gen und haben tote Menschen gesehen, die in viele kleine Teile zerstückelt waren. Das war schlimm. PPT: Wie kam es, dass Du und Deine Familie ihr nach Deutschland gekommen seid? Ehsan: Wir sind über den Iran, die Türkei, das Mittelmeer, Italien und Österreich nach Deutschland gekommen. PPT: Aber ihr wolltet anfangs nicht spezifisch nach Deutschland? Ehsan: Doch. Wir haben Freunde in Deutschland und die haben uns erzählt, dass die Situation in Deutschland besser ist. Deshalb hat mein Vater entschieden, dass wir nach Deutschland gehen. Von der iranischen Regierung haben wir für 2000 Dollar ein Visum bekommen. Von dort aus sind wir illegal in die Türkei gereist und dann über das Mittelmeer nach Italien. Wir waren fünf Tage auf einem sehr kleinen Schiff. Als wir etwa 50 bis 60 Meter von der italienischen Küste entfernt waren, haben die Kapitäne unser Schiff verlassen. Es war aber sehr windig und die Wellen waren hoch. Auf unserem Schiff waren auch noch zwei Männer. Die beiden haben das Schiff auch verlassen und sind an Land geschwommen. Neben meiner Familie waren dann noch eine andere afghanische Familie und vier syrische Familien auf dem Boot. Die syrischen Familien hatten zwei Babys und viele, viele Kinder. Das Problem war, dass sie alle nicht schwimmen konnten. Wir haben geschrien und nach der Polizei gerufen, aber niemand ist gekommen. Ich war der Einzige, der schwimmen konnte. Deshalb bin ich ins Wasser gesprungen und an Land geschwommen. An der Küste habe ich dann ein Auto angehalten und gesagt, dass sie die Polizei rufen sollen. Die Polizei ist gekommen und hat mich festgenommen und geschlagen, weil sie dachten dass ich der Schlepper sei. Meine Eltern haben gesagt, dass ich das nicht bin, deshalb konnte ich dann wieder zu meiner Familie gehen. Wir wurden in ein Camp gebracht, das so ähnlich wie ein Gefängnis war. In diesem Camp waren mehr als tausend Leute und draußen war die italienische Armee. Aber unser zweiter Schlepper hat uns in diesem Camp gefunden und uns über Napoli und Milano in eine kleine Stadt an der Grenze zu Österreich gebracht. Von 26 dort aus sind wir dann in der Nacht über die Grenze nach Deutschland gekommen. PPT: Ehsan, wie lange bist Du jetzt schon in Deutschland? Ehsan: Wir sind am 7. Mai 2013 nach Deutschland gekommen und am 6. Juli 2013 nach Passau. PPT: Und was würdest Du sagen, wie ist Deine Lebenssituation in Deutschland heute? Ehsan: Im Moment ist meine Lebenssituation gut. Ich bin mit meiner Familie in eine Privatwohnung gezogen und darf studieren. Und ich hoffe, dass ich den Test bestehe [Ehsan muss einen Deutschtest machen, damit er an eine Hochschule darf]. PPT: Kannst Du Dir vorstellen, nochmal für eine längere Zeit nach Afghanistan zurückzugehen? Ehsan: Nein. Solange die Situation so bleibt, nicht. Freunde haben uns erzählt, dass die Situation in unserer Heimatstadt noch schlechter geworden ist. Aber irgendwann, wenn vielleicht wieder Sicherheit in Afghanistan herrscht, kann ich es mir vorstellen. PPT: Was wünschst du dir am meisten für dein Heimatland? Ehsan: Sicherheit. Das ist mein erster und größter Wunsch. Wir wünschen Ehsan für seinen weiteren Lebensweg und besonders für sein Studium alles Gute und hoffen, dass viele seiner Zukunftswünsche in Erfüllung gehen werden. I Das Interview führten Maximiliane Eckhardt und Frederik Meyer. Nachtrag Ehsan hat alle Deutsch-Prüfungen erfolgreich bestanden und anschließend einen Platz am Studienkolleg Coburg erhalten. 27 KINDHEIT VOM KRIEG GEPRÄGT Wie Flüchtlingen geholfen wird mit dem Erlebten zu leben DR. MAGGIE SCHAUER Universität Konstanz ist eine europaweit anerkannte Spezialistin auf dem Gebiet der Traumata-Behandlung und entwickelte zusammen mit Frank Neuner und Thomas Elbert die sog. Narrative Expositionstherapie. Sie ist Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des Vereins vivo (victim’s voice) e.V. und war dort von 2004 bis 2008 Vizepräsidentin. Heute entwickelt sie unter anderem Methoden zur schnellen und nachhaltigen psychologischen Behandlung von Menschen aus Krisengebieten und Flüchtlingen. PPT: Frau Dr. Schauer, Sie sind Mitbegründerin und Vorstandsmitglied der Organisation vivo international. Wofür steht die NGO? Dr. Schauer: vivo ist ein Bündnis von Fachkräften mit Kompetenzen auf dem Gebiet der Psychotraumatologie, der internationalen Gesundheit, humanitären Hilfe, wissenschaftlichen Arbeit und Feldforschung, nachhaltigen Entwicklung sowie der Menschenrechte. Ein zentrales Problem bei der psychologischen Versorgung von Flüchtlingen war tatsächlich lange Zeit die Trennung der Arbeit in Kriegs- und Krisengebieten von der Wissenschaft. Die Erfahrungen aus der Praxis im Feld hielten damit wenig Einzug in die Wissenschaft und umgekehrt waren Helfer in Ländern abgeschnitten von den neuesten Forschungsergebnissen. vivo International wurde gegründet, um eben diesen Brückenschlag zwischen der Feld- und der Laborarbeit möglich zu machen. Wie wichtig das ist, zeigen schon die einfachen Zahlen, dass zwischen 30-50% aller Flüchtlinge weltweit unter diagnostizierbaren psychischen Problemen leiden. Ungeachtet dieser Zahl wird die seelische Gesundheit jedoch meist immer noch als nachrangige Problematik betrachtet, dabei ist sie zentral für das Überleben auf der Flucht und die Integration im Gastland. 28 PPT: Wie wird die angestrebte Kombination von Wissenschaft und Praxis umgesetzt? Dr. Schauer: Wir arbeiten in Problemregionen mit den behandelnden Menschen und Wissenschaftlern vor Ort zusammen, mit dem Ziel, ein sich selbst tragendes System zu entwickeln. Hierfür wird zunächst mit wissenschaftlichen Methoden die jeweilige Problemlage erforscht und analysiert, danach ein Behandlungsvorschlag gemacht. Anschließend werden die Mitarbeiter von uns vor Ort ausgebildet bzw. geschult und das Vorgehen wird unter Supervision umgesetzt. Das alles wird jedoch weiterhin von uns beobachtet um eventuelle Fehler im Handlungsplan frühzeitig zu beheben. PPT: Die Flüchtlingsproblematik ist heute so akut wie selten zuvor in Deutschland. Schlägt sich dieser Umstand auch in Ihren Projekten wieder? Dr. Schauer: Diese Frage kann man mit einem klaren Ja beantworten. Die Zahl der Flüchtlinge, die in Europa und auch Deutschland ankommen, steigt seit einigen Jahren rapide und natürlich steigt in der Folge auch die Zahl unserer Patienten. Obwohl unsere Einrichtung keine Versorgungsambulanz ist, suchen doch viele Flüchtlingshelfer, Wissenschaftler und niedergelassene Psychologen und Psychiater Rat und Unterstützung. Betrachtet man die aktuellen Konfliktgebiete vor allem in Syrien mit der Terrormiliz IS und Nigeria mit Boko Haram, so wird deutlich von welchen Ausmaßen man hier redet, wenn sich große Teile der nigerianischen Bevölkerung, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, auf der Flucht befinden. Hinzu kommt, dass die momentane Lage noch nicht der Zenit des Ganzen ist, ganz im Gegenteil. PPT: Wie muss man sich die Situation zum Beispiel an deutschen Schulen vorstellen? Dr. Schauer: Viele Schulen in Deutschland sind mit der Zahl der Neuankömmlinge überfordert. Wir bekommen Anrufe von Verantwortlichen deren ganze Schulhöfe sich verändert haben und die Hilfe für die Integra29 tion der vielen neuen Kinder möchten. In Regionen Deutschlands mit sowieso schon hoher Migrationsrate führt das oft zu großen Problemen. International ist man da weiter, man weiß, dass es sehr wichtig ist, gut auf die Gastgeber-Gemeinschaft zu achten, wenn man Flüchtlingen hilft. Die Ängste und Sorgen der Bürger, vor allem der ressourcenarmen, bildungsferneren Gruppen, möchte man unbedingt mit im Auge haben, damit es hier nicht zu Konkurrenz kommt. PPT: Wie kommen Sie in Kontakt mit den Menschen? Dr. Schauer: Viele unserer Fälle werden uns von Amnesty International, von ehrenamtlichen Helfern oder Expertenüberlebenden vermittelt. Ein guter Teil kommt jedoch auch aufgrund von „Mund zu Mund Propaganda“ zu uns, worauf wir besonders stolz sind, da dies immer ein Vertrauenszuspruch uns gegenüber bedeutet. Mittlerweile wissen auch viele der Flüchtlinge um den hohen Wert unserer hoch standardisierten Untersuchungen und evidenzbasierten Therapien. PPT: Wie baut man Vertrauen zu jemandem auf, der in seiner Jugend kriegerische Konflikte, Verrat und Verfolgung miterlebt hat? Dr. Schauer: Der erste Schritt ist immer, zu erklären wer wir sind und was wir machen. Es ist von großer Bedeutung, dass wir uns in Deutschland auf die Schweigepflicht berufen können bzw. müssen und ist ein zentraler Schritt um eine Vertrauensbasis zu schaffen. Wichtig ist auch, dass wir keine staatliche Instanz sind, denn manche Flüchtlinge verschweigen Details vor einer Behörde, da sonst eine Abschiebung drohen kann. Vielen wird auch vom Schlepper beigebracht, zu lügen. Wir versuchen dann erst einmal die Wahrheit ans Licht zu bringen. Zusammen mit dem Patienten wird dann darüber entschieden, was von den Informationen weitergegeben werden darf, zum Beispiel an Ärzte, Anwälte oder das Bundesamt. Über Gespräche und Einsicht möchten wir dahin gelangen, dass dann letztlich die Anhörungsinformationen korrigiert werden kann. 30 © Dieter Schütz I pixelio’ PPT: Was gilt es konkret über den jeweiligen Patienten herauszufinden? Dr. Schauer: Wir möchten wissen, warum der Patient sich eigentlich in der Ambulanz vorstellt. Gerade bei Kindern und Jugendlichen gibt es immer eine Person, die erwirkt hat, dass das Kind in eine Behandlung gehen soll. Die Motivation muss aber entscheidend vom (jungen) Patienten selbst kommen. Nur so kann es eine für beide Seiten erfolgreiche Behandlung geben. Da unser therapeutisches Vorgehen biographische Arbeit beinhaltet, eignen sich viele der Informationen für das Asylverfahren. Wir möchten den Gedanken des ‚zukunftsoffenen Flüchtlings’ unterstützen, der als psychisch gesunder Mensch selbst seine Zukunftsentscheidungen treffen und aktiv werden kann. PPT: Was sind auffällige Verhaltensstörungen bei Kindern, die aus Krisengebieten fliehen mussten? Dr. Schauer: Meist gibt es zwei grundlegende Arten der Ausprägung einer psychischen Krankheit. Zum einen ist das ein stark extrovertiertes Verhalten. Hier treten Auffälligkeiten wie Aggressivität, Hyperaktivität oder auch Bettnässen auf. 31 Das zweite Verhaltensmuster hingegen ist gegenteilig und stark introvertiert. Die Betroffenen leiden oft unter Depressionen, Konzentrationsproblemen, Ängsten, Albträumen und schlechten schulischen Leistungen. Manchmal sind bei Jugendlichen auch Drogen ein Problem, vor allem der Konsum vom Marihuana. Diese Droge, die vor allem bekannt ist eine gewisse Entspannung herbeizuführen, wirkt bei traumatischen Erlebnissen kontraproduktiv, denn es können unter anderem Essstörungen, Lethargie und sogar psychotische Störungen auftreten. Auch findet man bereits in jungen Jahren vereinzelt Fälle von Suizidgefährdung. PPT: Worin liegen die Unterschiede in der Behandlung von kriegsflüchtigen Kindern und Erwachsenen? Dr. Schauer: Dies ist eine interessante Frage, von daher, als das sich die Situation in den letzten Jahren deutlich geändert hat. Früher hat man oftmals den Kindern einfach Erwachsenentherapien übergestülpt. Bei uns war der Weg genau anders herum. Mit Kindern und Jugendlichen verwenden wir schon länger auch Körpereinsatz und Symbolik. Das Ausdrücken durch Bilder oder anderweitige Darstellung von Gefühlen oder Gedanken ist noch heute ein zentraler Baustein der Therapie. Eben diese Therapieelemente übertragen wir heute auch auf Erwachsene. Man geht gerade bei Menschen ohne formale Schulbildung immer mehr dazu über, Begreifbares darzustellen. PPT: Wie kann man sich weitere Therapieansätze vorstellen? Dr. Schauer: Um erstmal eine Grundlage für eine Behandlung zu schaffen, wird in jedem Fall eine möglichst genaue Chronologie der Lebensereignisse erstellt. Es sollen konkrete, hocherregende Lebensereignisse gefunden werden, um damit therapeutisch arbeiten zu können. Oftmals sind diese Erlebnisse zu einem Furchtnetzwerk von Gedanken, Gefühlen, Empfindungen verschmolzen. Schon das Laufen der Kinder in einer Turnhalle kann dieses Netzwerk im Gehirn zünden. Die betroffene Person verbindet z.B. Rennen mit Herzklopfen und Herzklopfen mit einem Bombenangriff. Das Herzklop32 fen jedoch eine normale körperliche Reaktion auf die Anstrengung der Rennens ist und in einer Turnhalle in Deutschland nicht mit einer Gefahrensituation gerechnet werden muss, muss der Betroffene erst lernen. PPT: Wie lange dauert eine durchschnittliche Behandlung? Dr. Schauer: Bei dem Modul der Traumabehandlung, das wir anbieten, kommt es darauf an, wo die Therapie stattfindet. In den Krisenländern vor Ort sind meist nicht mehr als drei bis vier Doppelsitzungen der “Narrativen Expositionstherapie” möglich. Typisch in Deutschland sind zwei Diagnosesitzungen, danach ca. acht bis zehn solcher biographische Sitzungen in denen das biographische aufgearbeitet wird und noch ein bis zwei Wahlsitzungen, je nachdem was der Therapeut zusammen mit dem Betroffenen noch erarbeiten möchte. Bei besonders schweren Fällen kann auf bis zu 15 Sitzungen verlängert werden. Das sind dann aber zumeist schwer belastete Erwachsene. Vor und nach dieser Traumatherapie kann es noch andere Behandlungsschritte geben. PPT: Worin unterscheidet sich eine psychotraumatische Behandlung von einer medizinischen Versorgung? Dr. Schauer: Die Idee in der traditionellen Medizin ist es, dass es dem Patienten am unmittelbaren Behandlungsende am besten geht. Auf die Psyche ist diese Regel jedoch nicht anzuwenden. Hier ist es nicht selten der Fall, dass nach Behandlungsende die Situation noch nicht signifikant gebessert ist, es aber lang- und mittelfristig zu einer deutlichen, positiven Veränderung kommt. Nur Verfahren, die nach drei Monaten greifen, haben einen positiven Effekt angestoßen. Wichtig ist es deshalb, den Verlauf auch langfristig zu beobachten, heute sind Nachuntersuchungen nach zwei Jahren wünschenswert. Die Narrative Expositionstherapie zeigt nach ca. sechs Monaten signifikante Besserungen, die sich auch danach noch kontinuierlich weiterentwickeln. Das endgültige Ziel ist immer eine langfristige Besserung ohne Medikation, die sich auch bei erneuten Krisen bewährt. 33 © Dieter Schütz I Pixelio’ PPT: Ihre Arbeit ist von großer Bedeutung, weil sie vielen Menschen helfen und ihnen damit neues Vertrauen und ein neues Sicherheitsgefühl vermitteln. In vielen Ländern Europas kämpfen Behörden und Kommunen derzeit mit einer großen Aufnahmeflut an Flüchtlingen, sodass eine individuelle Betreuung unmöglich erscheint. Wie vielversprechend sind die Zukunftschancen von Kindern, die in viel zu kleinen Asylheimen unterkommen und von umliegenden Anwohnern nicht geduldet werden? Dr. Schauer: Kinder haben hier bessere Voraussetzungen als Erwachsene, denn diese werden bis zu Ihrer Volljährigkeit immer entweder in Pflegefamilien oder aber in Kinderdörfern untergebracht. Sie unterstehen dem Jugendamt und bekommen einen Vormund, der sich kümmert. Dies gilt immer dann, wenn die Schutzbedürftigen ohne erwachsene Person mit Sorgerecht nach Deutschland kommen. In den Kinderdörfern ist die Betreuung überaus engagiert und professionell. Die Betroffenen haben ein Anrecht auf Einzelkontakte mit Sozialarbeitern und andere außergewöhnliche Sonderleistungen. Sie besuchen die Schule, bekommen Deutschunterricht und Hausaufgabenbetreuung. Die Jugendlichen werden umsorgt und sind Teil einer Gemeinschaft. Somit lässt sich guten 34 Gewissens sagen, dass es für diese Gruppe eine solide soziale Absicherung gibt. Selbst mit dem Überschreiten des 18. Lebensjahres wird weiterhin viel versucht, um die Lebensumstände günstig für fortlaufende Entwicklung zu gestalten. Unvermeidlich ist jedoch, dass mit der Volljährigkeit der Asylantrag eines jeden Flüchtlings neu geprüft wird und theoretisch die Abschiebung drohen könnte. PPT: Welchen Herausforderungen werden sich Sie und Ihre Kollegen in Zukunft stellen müssen? Dr. Schauer: In der Zukunft wird vor allem die schiere Masse an Neuankömmlingen für die Therapeuten schwer zu bewältigen sein, bedenkt man die hohen Traumatisierungsraten. Die deutschen psychoszialen Auffangkapazitäten sind schon jetzt mehr als ausgelastet und die Wartelisten aber auch der Anmeldungen von Psychologen und Psychiatern zu unseren Fortbildungen zur Traumatherapie, werden immer länger. Mit dem zunehmenden Druck wird man die Qualität der Einrichtungen ohne grundlegende Veränderungen nicht halten können und es wird immer mehr geben, die nicht die angemessene Fürsorge erfahren werden; wobei angemessene psychosoziale Versorgung und traumaaufarbeitende Therapie zentral sind für die Integrationsfähigkeit der Menschen, das zeigen viele Studien. Wir plädieren für einen Paradigmenwechsel: die seelische Gesundheit muss den höchsten Stellenwert bekommen, denn chronisch traumatisierte Menschen werden psychisch und körperlich kranke Drehtürpatienten, eine Belastung für das Gesundheitssystem und sozial und beruflich dysfunktional. Langfristig wird sich jedoch die Situation noch weiter deutlich verschärfen und es bleibt abzuwarten, wie darauf von politischer Seite reagiert wird, denn dass Handlungsbedarf besteht, das wird wohl niemand bestreiten. I Das Interview führte Florian Voss. 35 GEKOMMEN UM ZU BLEIBEN? Humanitäre Hilfe als Mittel der Kriegsindustrie Workshop Dienstag I 16. Juni 2015 I KSG-Saal Nikolakloster I Innstraße 40 Anmeldungen zum Workshop sind lediglich unter www.passauer-politiktage.de möglich. 36 PLANSPIEL Im Juni 2004 wird in Afghanistan ein Anschlag auf Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen verübt. Fünf Menschen sterben. Dies stellt einen bis dato traurigen Höhepunkt der Instrumentalisierung humanitärer Hilfe und den Niedergang der Prinzipien von Unabhängigkeit, Neutralität und Unparteilichkeit in Afghanistan dar. Wie wird es nun weitergehen? Kann und darf die Arbeit in dem Maße und vor allem in der Form wie man sie Jahrzehnte erfolgreich praktizierte im Hinblick auf die neusten Entwicklungen fortgesetzt werden? Wie schützt man jene, die neutral bleiben müssen? Wie kann geholfen werden, wenn es keine festen Fronten, keine unumstößlichen Regeln und keine ungeschriebenen Gesetze mehr gibt? Welche Bedeutung hat Neutralität und heute und wie unabhängig ist die Humanitäre Hilfe wirklich? Der interaktive Workshop beleuchtet das Nachbeben nach einem Anschlag auf Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan und die Folgen für die unterschiedlichen betroffenen Parteien. In Form eines Planspiels werden die Teilnehmer in die verschiedene damals vor Ort befindlichen Interessengruppen eingeteilt, in denen sie ihre Position mit Hilfe von tagesaktuellen Materialien erarbeiten. Im zweiten Schritt werden die unterschiedlichen Positionen zusammen gebracht der Versuch unternommen eine Antwort für den Umgang mit den Ereignissen zu finden. INA FRIESEN University of Kent ist Expertin für Humanitarian Assistance am Chair for Conflict Studies Canterbury. Sie hat bereits für mehrere NGOs, unter anderem in Kenia und Somalia gearbeitet und ist seit 2012 an der University of Kent tätig. 37 EIN WEG ZUM FRIEDEN Vorstellung und Wirklichkeit Workshop Mittwoch I 17. Juni 2015 I Kleiner Redoutensaal Gottfried-Schäffer-Straße 2 Anmeldungen zum Workshop sind lediglich unter www.passauer-politiktage.de möglich. 38 DIE FÜNF FRIEDENSFAMILIEN Der Krieg beginnt im Verstand des Menschen, behauptet die Präambel zur Verfassung der UNESCO aus dem Jahr 1945. Deshalb ist unser Verstand auch der Ort, an dem der Frieden begründet wird. Doch wie, wann und unter welchen Voraussetzungen macht der Verstand Frieden in der Wahrnehmung des Menschen? Der Workshop frägt nach Konzepten und unterschiedlichen Vorstellungen von Frieden in der Geschichte, in unterschiedlichen Kulturen und in der Vorstellung des anwesenden Publikums. Auf dieser Basis wird nach den Konsequenzen dieser Vorstellungen für praktische Friedensarbeit gefragt, es werden einzelne dieser Methoden vorgestellt und diskutiert. PROF. DR. WOLFGANG DIETRICH Universität Innsbruck UNESCO Chairholder for Peace Studies Der Friedensbegriff der Postmoderne, der Kulturen des Friedens, der sozialen Bewegungen, der Menschenrechten etc. zählen zu den Forschungsschwerpunkten Dietrichs. Dabei betrachtet er unterschiedlichste Regionen und Kontinente. Er forscht auch zum transkulturellen Frieden sowie gewaltfreie Kommunikation. 39 „FÜR SIE VOR ORT” Kriegsberichterstattung und ihre Gestaltungsmacht Workshop Donnerstag I 18. Juni 2015 I KSG-Saal Nikolakloster I Innstraße 40 Anmeldungen zum Workshop sind lediglich unter www.passauer-politiktage.de möglich. 40 Journalistische Arbeit in krisengebiieten Dieser Workshop wird sich um die Probleme der journalistischen Arbeit in Krisengebieten drehen und dabei vor allem auf Syrien und die IS-kontrollierten Gebiete im Irak eingehen. Dem IS ist es innerhalb eines Jahres durch die Enthauptungen von Journalisten gelungen, eine “reporterfreie Zone” zu schaffen. Es gibt nur noch Berichte aus dem frontnahen Umfeld des “Kalifats” oder aus dem Internet. Was vor Ort tatsächlich geschieht, entzieht sich unserer Kenntnis. Das Bild, das wir zur Zeit vom IS-beherrschten Gebiet haben wird von spekulative Analysen, Zeugenaussagen und dem “Medienzentrum” der Dschihadisten bereitgestellt, nicht von qualitativ hochwertiger und unabhängiger journalistischer Arbeit. Das hat es bislang in der Krisenberichterstattung noch nicht gegeben. Wie also damit umgehen? Welche Art von Berichterstattung ist in der Region derzeit noch möglich? Worüber lässt sich noch seriös und belastbar berichten? MARTIN DURM SWR2 I Kriegsberichterstatter wurde im März diesen Jahres für sein Radio-Feature “Syrisches Inferno – ein Bürgerkrieg eskaliert” mit dem renommierten Liberty-Award ausgezeichnet. Dieser Preis ehrt Journalisten, die über die Missstände und den erschütternden Alltag der Menschen in Kriegs- und Krisengebieten aufklären. 2010 geriet er dabei gemeinsam mit dem Journalisten Jörg Armbruster während den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm “Zwischen Krieg und Frieden – der neue nahe Osten” in einen Schusswechsel. Seit 2011 ist Durm als Moderator und Reporter beim SWR2 tätig und berichtet aus erster Hand über die Revolten in Ägypten, Libyen, Jemen und Syrien. Durm gilt wegen seiner bewegenden und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Reportagen als Ausnahme-Journalist. CIVIS I Bernhard Ludewig 41 DER MENSCH HINTER DEM FLÜCHTLING Begegnungen im Erstaufnahmelager - Ein Kunstprojekt Krieg, Hunger, Armut - Es gibt viele Gründe, warum tausende Menschen aus ihrer Heimat fliehen. Die stetig wachsende Zahl der Flüchtlinge veranlasst insbesondere die Mitgliedstaaten der EU über Aufnahmemöglichkeiten und den langfristigen Umgang mit dieser Situation zu diskutieren. – Einer der nicht über, sondern © Wilhelmine Wulff I Pixelio’ mit Flüchtlingen reden möchte ist Martin Gommel. Der Fotograf und Gründer des Fotografie-Magazins kwerfeldein besucht seit Beginn dieses Jahres das zentrale Erstaufnahmelager in Karlsruhe. Hier sucht er den Dialog mit den Menschen die nach Deutschland kommen, weil es für sie in ihrem Heimatland nicht länger eine Zukunft zu geben scheint. Dabei plant er nicht, sondern kehrt dort ein, wo ihm Zeit bleibt, lässt sich überraschen wen er an diesem Tag dort antreffen wird. In erster Linie hört Martin Gommel dabei den Menschen zu, schenkt ihnen seine Zeit und Aufmerksamkeit und stellt feinfühlig ein paar Fragen. Auf seiner Internetseite www.martingommel.de portraitiert er anschließend mit ihrer Erlaubnis seine neuen Bekanntschaften und teilt ihre bewegenden Schilderungen über Flucht, Träume, Ängste und Hoffnungen. Dank ihm finden sie Gehör. Dabei machen die Berichte über die Zustände in den Heimatländern der Flüchtlinge, der meist gefährliche Weg bis nach Europa und die Asylsituation in Deutschland den Fotografen betroffen. Gerade deshalb hat er sich zur Aufgabe 42 gemacht, den Flüchtlingen eine Stimme zu geben. Indem er ihre Geschichte erzählt. Wie aus Fremden Freunde werden und was es heißt, wenn man anstatt über die Betroffenen mit ihnen redet, hat er selbst erfahren: „Ein Flüchtling. Dieses Wort hat sich in den letzten fünf Monaten in meinem Kopf und Herzen ganz neu geformt und ist für mich kein Fremdwort mehr. Wenn Du heute mit mir über Flüchtlinge sprichst, dann kann ich nicht mehr nur an Zahlen und Statistiken denken. Dann denke ich an Menschen mit einer Lebensgeschichte, die mich zutiefst berührt und traurig macht. Ich denke an Menschen, die sind wie Du und ich. Nein, nicht im Sinne der Konformität, sondern im Sinne ihrer Verletzlichkeit, ihrer Gefühle und Humanität.” Die eindrücklichen Portraits und Geschichten dürfen wir im Rahmen der Passauer Politiktage 2015 in unserer ersten Kunstausstellung präsentieren. Wir danken Martin Gommel, der uns nicht nur seine Bilder und Erfahrungen zur Verfügung gestellt hat, um die Folgen von Krieg zu illustrieren, sondern uns auch daran erinnert, das sich hinter Statistiken und Zahlen Menschen und ihre Geschichten verbergen. I Tina Nischwitz ERSTE KUNSTAUSSTELLUNG DER PASSAUER POLITIKTAGE 10. bis 20. juni 2015 I Nikolakloster I Innstrasse 40 Werktags von 08.00 bis 17.00 Uhr in der Cafeteria Eintritt frei 43 DER UNSICHTBARE FEIND Von Terrorangriffen und Drohnenschlägen Veranstaltungsformat Eine kontroverse Debatte zwischen Experten. Medial aufbereitete Fakten und Statistiken geben einen wissenswerten Überblick zum Thema und prüfen gleichzeitig die Argumente unserer Referenten. Selbstverständlich wird es auch hier die Möglichkeit geben, nach der Debatte Fragen zu stellen. 44 Automatisierte Kriegsführung Seit dem 11. September 2001 spricht man von asymmetrischer Kriegsführung, wenn man an eine militärische Auseinandersetzung zweier Parteien mit ungleichen Mitteln denkt. Auch die Entwicklung unbemannter Systeme fördern das ungleiche Verhältnis zwischen Krieger und Bekriegtem. Die Zukunft der Kriegsführung scheint aus automatisierten und autonomen Systemen zu bestehen. Von der Unterstützung der Bodentruppen bis hin zur Aufklärung erfüllen sogenannte Drohnen mittlerweile eine Vielzahl der für Soldaten potenziell gefährlichen Aufgaben. Dies ermöglicht neue und augenscheinlich - da von einer Maschine ausgeführt - präzisere, stille Tötungen auf lange Distanz. Potentielle Gefahrenquellen können so schon lange vor ihrem aktiv werden erkannt und ausgeschaltet werden. So weit die Theorie. Mehr und mehr wird jedoch deutlich, dass die durch diese Maschinen vollstreckten Urteile weder durch internationales, noch durch anderweitig geartetes Kriegsrecht abgesichert sind. Schlimmer noch scheinen sie anstatt beruhigend oder zumindest abschreckend zu wirken zum Motor der Rekrutierung lokaler terroristischer Organisationen zu werden. Die Angst vor dem unsichtbaren Feind und die Wut über jene die ihn aussenden treibt mehr und mehr Menschen in die Radikalität. Kann hier noch von einer adäquaten Lösung gesprochen werden? Donnerstag I 18. Juni 2015 I 20.15 Uhr Audimax I Saal 10 I Innstraße 31 45 Referenten PROF. DR. PETER NEUMANN King’s College London ist Professor für „Security Studies“ am King’s College in London. 2008 gründete er dort das „International Center for the Study of Radicalisation“, dessen Direktor er seitdem ist. Neumann ist Experte für islamistischen Terrorismus, welcher einen zentralen Faktor in zahlreichen Konflikten unserer Zeit darstellt. Er glaubt, dass der Terror aus seinen Fehlern gelernt hat und in Zukunft vermehrt auf kleinere, schwieriger zu verhindernde Anschläge, wie das Attentat auf Charlie Hebdo in Paris zu Jahresbeginn, setzen wird. NAKOOW GRANT-HAYFORD Leiter des Galtung Instituts ist Direktor des „Galtung-Institutes für Friedenstheorie und Friedenspraxis“ im baden-württembergischen GrenzachWyhlen in der Nähe von Basel. Das Institut widmet sich der Konfliktforschung und -lösung im Sinne seines Gründers Johan Galtung, dem Vater der Friedensforschung. GrantHayford, der in Marburg und Basel studierte, ist Experte für Friedens- und Konfliktforschung, besonders im Hinblick auf das subsaharische Afrika. 46 Referenten IMAM ABU ADAM Prediger des Religionsministeriums Kuwait Aufgewachsen in Ägypten, hat der staatenlose Palästinenser Koranwissenschaften und islamisches Recht in Ägypten, Libyen, Saudi-Arabien, Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten studiert. Seit 2012 lebt er in Leipzig. Der mehrfach diplomierte Theologe hält weltweit Vorträge, bildet Imame fort und arbeitet an einer islamischen Enzyklopädie mit. Derzeit ist er Imam und Prediger des Religionsministeriums von Kuwait. DR. INA WIESNER Wissenschaftliche Rätin des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Seit 2014 ist sie im ZMSBw Projektleiterin im Forschungsbereich Sicherheitspolitik und Streitkräfte. Wiesner, die in Potsdam und Berlin in den Bereichen Konfliktforschung und Militärsoziolgie lehrte und mehrere Werke zur deutschen Verteidigungspolitik veröffentlichte, ist mit deren aktuellen Herausforderungen bestens vertraut. MARTIN DURM Kriegsberichterstatter Seit 2011 ist Durm als Moderator und Reporter beim SWR2 tätig und berichtet aus erster Hand über die Revolten in Ägypten, Libyen, Jemen und Syrien. Durm gilt wegen seiner bewegenden und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Reportagen als Ausnahme-Reporter. CIVIS I Bernhard Ludewig 47 ISLAMISTISCHER TERROR BALD AUCH IN DEUTSCHLAND? Einfluss und Ziele des Islamischen Staates ASIEM EL DIFRAOUI Politologe, Volkswirt und Dokumentarfilmautor arbeitet derzeit als Senior Fellow beim Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin. Neben dschihadistischer Online-Propaganda umfassen seine Forschungsschwerpunkte die politischen und sozialen Entwicklungen in der arabischen Welt. Als Mitbegründer der CANDID Foundation setzt er sich für einen konstruktiven europäisch-arabischen Dialog ein. PPT: Wie erklären Sie sich den rasanten Aufstieg der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) in den letzten Monaten von einer zunächst wenig beachteten Terrorgruppierung bis hin zur Gründung eines eigenen „Kalifats“? Asiem El Difraoui: Der Aufstieg des IS war nicht so rasant, wie Sie annehmen. Diese Zeit hat IS genutzt, um sich zu organisieren und seine ideologischen Interessen klar zu formulieren. Und natürlich waren die westlichen Medien aber auch Analysten und Geheimdienste angesichts der zahllosen Brandherde in der arabischen und islamischen Welt überfordert. Lybien als failed state, die Mali-Intervention, die Umbrüche in Ägypten, der syrische Bürgerkrieg, die Unruhen im Yemen etc. Nur wenige Spezialisten haben seit Jahren darauf gedrängt, den Irak, das Leiden der Sunniten dort und das Wiederstarken der Jihadisten nicht zu unterschätzen. Das Augenmerk lag woanders. Diese Zeit hat IS, der schon seit 2006 existiert, und aus noch älteren Organisationen hervorgegangen ist, genutzt, um sich neu zu organisieren, neue Allianzen zu schmieden und schließlich das syrische Chaos auszunutzen. 48 PPT: Wie gelingt es dem IS soziale Netzwerke in Deutschland zu etablieren und Jugendliche für ihr Vorhaben zu radikalisieren? Asiem El Difraoui: In den Medien - übrigens genauso wie in dieser Frage auch - vernehme ich oft einen überraschten Unterton, wenn festgestellt wird, dass IS seine Propaganda perfektioniert habe. Tatsächlich entlarvt diese Überraschtheit aber nur unsere eigene Naivität. Die Mitglieder von IS, die die Propaganda betreiben, stehen uns näher als wir denken und sie kennen uns besser als wir denken. Das sind Kinder der westlichen Gesellschaft, die mit dem Internet groß geworden sind - digital natives - oftmals Europäer. Es erstaunt mich, dass sich vor diesem Hintergrund noch so viele Menschen ernsthaft wundern, dass sich die Jugendlichen aus Europa mit der IS-Propaganda identifizieren können. Verstärkt wird dieser Trend durch den politischen Werteverlust in unserer Gesellschaft, die sich nur um sich selbst und eine möglichst gute work-life-balance kümmert. Es fehlen die Visionen. Und diese Lücke füllt die IS-Propaganda mit einer apokalyptischen Ideologie. Außerdem ist die Zuwendung zum IS Ausdruck einer neuen Antikultur: Skindheads und Punks provozieren heute nicht mehr, da muss man schon Salafist und dann Dschihadist werden, um die ersehnte Aufmerksamkeit zu bekommen. PPT: Wie gefährlich ist der IS für Deutschland? Angesichts konkreter Drohungen des IS Anschläge auf Zivilisten zu verüben, fragen wir uns, ob Sie noch ohne Bedenken zu Großveranstaltungen wie dem Münchner Oktoberfest oder dem Kölner Karneval gehen würden? Asiem El Difraoui: Ja, natürlich soll man ohne Bedenken zu solchen Events gehen. Genauso klar ist auch, dass es weiterhin vereinzelte Attentate geben wird. Nichtsdestotrotz darf man nicht in Panik verfallen. Der IS wird sich langfristig besiegen lassen, genau wie es möglich war Bin Laden zu liquidieren. Die große Frage, die sich Gesellschaft und Staat stellen müssen, ist jedoch, wie man die jihadistische Ideologie wiederlegt und dauerhaft entkräftet, denn diese Ideologie hat den Tod Bin Ladens überdauert und wird vermutlich auch den IS überleben. 49 PPT: Sie arbeiten an einer Aufklärungskampagne der französischen Regierung mit. Welche Präventionsprogramme gegen den islamistischen Terror können sie der deutschen Regierung empfehlen? Asiem El Difraoui: Deutschland ist was Präventionsprogramme angeht schon sehr weit und tatsächlich viel aktiver als Frankreich. Trotz allem darf nicht vergessen werden, dass es kein Patentrezept gibt, mit dessen Hilfe sich die Radikalisierung junger Menschen immer und zuverlässig verhindern ließe. Prävention und Deradikalisierung sind höchst komplexe Prozesse. Das oberste Ziel jeder wirksamen Präventionsinitiative muss es sein, die Ideologie des jihadistischen Terrors zu entmystifizieren. Diese Aufklärungsarbeit dauert Jahrzehnte! PPT: Wie beurteilen Sie den aktuellen Einfluss von Al-Qaida? Und wen halten Sie momentan für gefährlicher: Al-Qaida oder den IS? Asiem El Difraoui: Die Frage ist von ihrer Ausrichtung her falsch. Ich will ein Beispiel geben: Nach den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“ hat die ganze Welt auf IS geschaut, aber hinter dem Attentat stand Al-Qaida im Yemen. Morgen vielleicht schon sprengt Boko Haram eine Botschaft einer europäischen Hauptstadt in die Luft – wir wissen es nicht. Stets nur einzelne Gruppen in den Blick zu nehmen ist als würde man der Hydra einen Kopf abschlagen und an anderer Stelle wachsen zwei neue nach. Was wir begreifen müssen ist: Im Kern geht es nicht um die Gefahr, die von den einzelnen Gruppierungen ausgeht, sondern vielmehr um die Gefahr, die Versuchung und um die Wirkungsmacht der jihadistischen Ideologie als solche. Das Interview führte Nadja Tanke. Inhaltliche Ausarbeitung: Stephan Braun 50 51 © zabelin I iStock „SO BRAUCH’ ICH GEWALT” Militärische Interventionen als Ultima Ratio? Veranstaltungsformat In der letzten Veranstaltung soll ein Brückenschlag zum Beginn der Passauer Politiktage erfolgen. In einem Eingangsfilm lassen wir die Veranstaltungen der Woche Revue passieren um in der anschließenden Podiumsdiskussion zu klären, inwiefern Gewalt sinnvoll mit Gewalt bekämpft werden kann und was für valide Alternativen zu militärischen Interventionen denkbar sind. Durch das Umfragetool ClassEx wird die Stimmung im Publikum eingefangen und in die Diskussion integriert. 52 Internationale Sicherheit Trotz breiter Debatten über Gefahren und Möglichkeiten humanitärer und militärischer Interventionen ist weitgehend ungeklärt, wie auf Konflikte jenseits der eigenen Grenzen reagiert werden soll. Zwar haben Interventionen eine Lösung oder zumindest eine Verbesserung der jeweiligen Situation zum Ziel, doch kann das Eingreifen einer bis dahin unbeteiligten Partei auch zusätzliche Probleme herbeiführen. Zwar wurde durch die Gründung der Vereinten Nationen (UN) zum ersten Mal eine völkerrechtlich bindende Norm zur Möglichkeit eines militärischen Eingreifens in fremdem Territorium geschaffen. Gleichzeitig werden die selbstgesteckten, hohen Ziele jedoch allzu häufig durch Machtinteressen einzelner Staaten oder Bündnisse zu Fall gebracht. Schwerfällige, blockadeanfällige Strukturen lähmen den Prozess und was als Instrument zur Friedenssicherung gedacht war, verfällt zusehends zu einer weiteren Arena des diplomatischen Wechselspiels. Kann unter diesen Umständen überhaupt je von eine Legitimation militärischer Interventionen gesprochen werden? Oder gibt es gerechte Gründe zu handeln, auch jenseits eines internationalen Mandates? Freitag I 19. Juni 2015 I 20.15 Uhr Audimax I Saal 10 I Innstraße 31 53 Referenten HEIDEMARIE WIECZOREK-ZEUL Bundesministerin a.D., SPD ist deutsche Politikerin und seit 1965 Mitglied in der SPD. Ihre Wahl in den deutschen Bundestag erfolgte 1978 und sie blieb dessen Mitglied bis 2013. Sie war 12 Jahre lang Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und bekleidete dieses Amt im Kabinett Schröder I & II sowie Merkel I. Immer wieder bezog sie klar Stellung zu kriegerischen Auseinandersetzungen und bezeichnete in diesem Zusammenhang den Irak Krieg 2004 als ein „Verbrechen gegen geltendes Recht“. Sie wurde öffentlich für ihre Einstellung gegenüber den israelischen Angriffen auf den Libanon kritisiert, die sie als „völkerrechtlich völlig inakzeptabel“ bezeichnete. Heute engagiert sie sich für die Etablierung eines transparenten, parlamentarischen Kontrollorgans zur Frage der Waffenexporte und einen eigenständigen Staat Palästina. DR. HEIKO BIEHL Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr studierte Politikwissenschaft, neuere Geschichte und Informationstechnologie und promovierte 2004 zum Doktor der Philosophie in Halle an der Saale. Seit 2014 ist er Leiter des Forschungsbereichs Militärsoziologie am ZMSBw. Seine Forschungsschwerpunkte liegen besonders im Bereich Militärsoziologie und Europäisierungstendenzen. 54 Referenten WILLIAM (BILL) E. MOELLER Amerikanischer Generalkonsul in München In den Jahren 2002 bis 2006 war Moeller auf politischer Ebene in den Kampfeinsatz der NATO in Afghanistan involviert. So arbeitete er als politischer Berater des Provincial-Restruction-Teams in Kabul. Darüber hinaus war er Mitarbeiter der politischen Abteilung der amerikanischen Vertretung in der NATO. Dort leitete er von 2003 bis 2005 das Kommando über die International Security Assistance Force (ISAF). DR. PETER GAUWEILER Staatsminister a.D., CSU war bis März stellvertretender Vorsitzender der CSU und Mitglied des Bundestages. 2003 stellte er sich als erstes Mitglied der Union offen gegen den Irak Krieg und bezeichnete ihn, wie auch den Kosovokrieg 1999 als völkerrechtswidrig. Die Bundeswehr müsse ihre Verpflichtungen gegenüber den Bündnispartnern einhalten, aber „die Umwidmung der Bundeswehr in eine Interventionsarmee war ein Tabubruch“, so Gauweiler. Einsätze, wie in Afghanistan gingen gegen das Grundgesetz, auch, wenn dort das Völkerrecht verletzt werde. Militärische Intervention bereite den Weg für neue Kriege. „Wer das will, muss eine neue Verfassung schaffen.“ 55 ENTWICKLUNG DER KRIEGSFÜHRUNG Ein Überblick von den Anfängen bis heute Der Versuch, die Entwicklung der Kriegsführung nachzuzeichnen, steht vor einem unendlichen Berg an Informationen. So viele militärische, kulturelle, soziale und regionale Facetten hat der Krieg, dass eine vollständige Auseinandersetzung mit diesem Thema in Artikelform unmöglich ist. Da viele Aspekte kriegerischer Gewalt im Rahmen der Passauer Politiktage 2015 an anderer Stelle angemessen beleuchtet werden, will dieser Beitrag lediglich versuchen, einen Überblick über die Bruchlinien in der Entwicklung des Krieges in Europa zu liefern, nämlich seiner militärischen und politischen Form. Diese war einerseits durch eine enge Wechselwirkung mit der Gesellschaft gekennzeichnet und andererseits durch den technischen Fortschritt bedingt. Gleichzeitig wirkte der Krieg stets auch auf die Gesellschaft zurück. In unserer Wahrnehmung bedeutete Krieg in der Vergangenheit oft den Konflikt zwischen Nationen mit großen Feldschlachten gegen einen klar umrissenen Gegner. Etwas befremdlich wirken da die Kriege der Gegenwart, in denen Entstaatlichung und Dezentralisierung der Kriegsführung eine immer größere Rolle spielen. Obwohl unsere heutige Zeit viele neue Facetten beigesteuert hat, ist dieses Phänomen im Kern jedoch durchaus nicht neu. Denn seit Beginn der Kriegsführung wird ihre Entwicklung von dem Konflikt zwischen staatlichem Monopol auf Krieg und privater Kriegsführung begleitet. Die Entstehung des Krieges Die Entstehung des Krieges scheint eng mit der Entwicklung von Zivilisation verknüpft zu sein. Der Konflikt mit Rivalen ist, zusammen mit den Auswirkungen der Neolithischen Revolution, ein Faktor, welcher zur Herausbildung von Herrschaftsverhältnissen geführt hat. Gleichzeitig ging mit der Entwicklung solch komplexerer Gemeinwesen mit sozialen Hierarchien 56 sowie der Entstehung von Wohlstand ein gesellschaftlicher Umbruch einher, welcher an der Basis des Krieges zu liegen scheint. Eine der ältesten dokumentierten Kriegshandlungen fand um 3.500 v. Chr. im Mesopotamien der Kupferzeit, der Wiege der Zivilisation, statt. Die Stadt Hamoukar im heutigen Syrien wird zu dieser Zeit von Kämpfern des Rivalen Uruk mit Tongeschossen bombardiert und zerstört. Das rohstoffarme Uruk hatte es wohl auf den Reichtum Hamoukars abgesehen. Selbstredend ist Gewalt damals nicht neu, die organisierte Qualität des Angriffs auf Hamoukar allerdings sehr wohl. Erstmals kann man hier von Krieg sprechen. Der Unterschied zu prähistorischen Konflikten ist also eher gesellschaftlich-organisatorischer als technologischer Art: In den frühen Armeen in Mesopotamien und Ägypten wurde zunächst mit Speeren, Bögen und anderen Waffen gekämpft, die ursprünglich zur Jagd entwickelt worden waren. Erst später kam mit dem Schwert die erste Waffe auf, die explizit dazu entwickelt wurde, Menschen zu töten. Erste strategische Angriffe Lange waren Staat und Gesellschaft eng miteinander verwoben; ein Staat, welcher das Gewaltmonopol für sich hätte beanspruchen können, existierte in den frühen Zivilisationen nicht. In den Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens war der Herrscher zugleich auch Oberbefehlshaber der Armee und Feldherr. Im frühen Griechenland jedoch führten oft Warlords, zu denen man beispielsweise wohl auch Homers Achilles zählen kann, private Kriege und Raubzüge um Ruhm und Beute. Diese stellten eine ständige Unsicherheit für das Gemeinwesen dar, weshalb das Bemühen, den Krieg unter staatliche Kontrolle zu stellen, bereits früh entstand. Dies hatte etwa in der strikten Reglementierung der Kriege zwischen den griechischen Poleis Erfolg. Auch in Athen, nach dessen Aufstieg zur Großmacht, waren demokratisch beschlossene Kriege Sache der Gemeinschaft. Mit der zunehmenden Schwäche der Monarchien kam es jedoch im 2. Jh. v. Chr. zur erneuten Zunahme der Privatkriege durch Usurpatoren und Plünderer. Im Römischen Reich konnte das Staatsmonopol auf Krieg weitestgehend durchgesetzt werden, indem ein stehendes Heer sowie attraktive Beuteregelungen für Offiziere eingeführt wurden. Die römischen Legionen, in denen Bürger ihren Pflichtdienst ableisteten, waren das erste professionelle 57 Heer der Geschichte. Da der Militärdienst zur Voraussetzung für wichtige Ämter wurde und militärische Erfolge die persönliche Karriere beträchtlich befeuern konnten, wurde die Armee der Republik im Laufe der Zeit jedoch zum Instrument der Ambitionen ihrer Generäle, anstatt im Dienst der Republik zu stehen. So setzten etwa Sulla und Cäsar ihre Truppen zur Ausweitung der eigenen Macht ein. In der Folge spielte die Kontrolle über Roms Armeen stets eine Schlüsselrolle bei der Besetzung des Kaiserthrons. Diese Loyalität der Soldaten dem Meistbietenden gegenüber sollte schließlich auch einen Grundstein für den Verfall des Römischen Reiches werden. Eine der bedeutendsten strategischen Neuerungen, welche die Armeen Griechenlands und später Roms lange so erfolgreich machten, war der Übergang vom Einzelkampf der Frühzeit zum disziplinierten Formationskampf, welcher den Spartanern mit der Einführung der Hoplitenphalanx im 7. Jh. v. Chr. zugeschrieben wird, wahrscheinlich aber schon lange vorher in Mesopotamien praktiziert wurde. Ein Grund für die Allgegenwärtigkeit des Krieges in der Antike waren übrigens auch bereits Weltanschauungen: Alexander der Große etwa begründete durch seine Eroberungen die Ideologie des siegreichen Königs, welche auch nach seinem Tod im 4. Jh. v. Chr. bestehen blieb. Der Krieg diente von nun an als Legitimationsgrundlage griechischer Könige. Vom Einzelkampf zum disziplinierten Formationskampf Die Kriegsführung im europäischen Mittelalter zeichnete sich vor allem durch das Vakuum an Staatsmacht, welches der Zusammenbruch Roms hinterlassen hatte, und das im Laufe der Zeit entstandende feudale Gesellschaftssystem aus. Statt zentralisierter Staatswesen existierte in Europa daher eine nahezu unüberschaubare Zahl weltlicher und geistlicher Machthaber, welche untereinander und mit ihren Lehnsherren in Konkurrenz um Macht standen. Krieg blieb daher ein weit verbreitetes Phänomen. Das Fehlen von Staatsmacht führte dazu, dass Befestigungen zu einem notwendigen Mittel für lokale Mächtige wurden, um ihren Besitz zu sichern. Die Burg wurde so zum lokalen Machtzentrum und Belagerungen wurden zu einem wesentlichen Faktor mittelalterlicher Kriegsführung. Zentrale Figuren des Kriegswesens waren die Adeligen und Ritter, gut ausgebildete und 58 ausgerüstete Soldaten, welche mit ihrem aus Leibeigenen bestehenden Gefolge für ihren Lehnsherren in die Schlacht zogen. Im Mittelalter führten somit selten professionelle, einem Staat dienende Armeen Krieg, sondern in weiten Teilen zwangsrekrutierte, schlecht gerüstete Bauern sowie Söldner. Erst als die Staatsmacht im Laufe der Zeit erneut stärker wurde, spielten zunehmend wieder Bürger- und Berufsheere eine Rolle. Die Entstehung des Nationalstaates In diesem Zusammenhang sollte sich zwischen dem 15. und dem 18. Jh. in Europa die Form des Krieges herausbilden, welche heutzutage als dessen „konventionelle“ Form bezeichnet wird. Diese ist eng an die Entstehung des modernen Flächenstaates geknüpft. Der Krieg wurde immer mehr als eine staatliche Unternehmung verstanden, die Verteidigung des Landes verlagerte sich vom Adel zunehmend auf den Bürger. Zentralisiertere Systeme erlaubten die Rekrutierung größerer Armeen. Die massenhafte Einziehung von Männern aus dem gesamten Land dürfte mit zur Bildung nationaler Einheitsgefühle und schließlich zur Entstehung des Nationalstaats beigetragen haben. Die Einführung des Schießpulvers ermöglichte zudem neue, tödlichere Kämpfe und Strategien. Der Krieg forderte nun deutlich mehr Opfer und war zerstörerischer als zuvor. Die verheerenden Effekte, welche auch die Versorgung der riesigen Armeen auf Land und Bevölkerung hatten, zeigten sich nicht zuletzt im Dreißigjährigen Krieg. Der Westfälische Friede von 1648, oftmals als Grundstein der modernen Konzepte der staatlichen Souveränität und der internationalen Beziehungen gedeutet, festigte das staatliche Monopol auf Krieg. Dieser wurde zu einem Mittel der Diplomatie, gewissermaßen deren „Fortsetzung mit anderen Mitteln“, wie es der Kriegstheoretiker Carl von Clausewitz später formulierte. Krieg als Angelegenheit des Staates Mit der Etablierung von Nationalstaaten – begünstigt durch den Krieg – wurde dieser im 19. Jh. endgültig eine Angelegenheit des Staates. Dementsprechend wurde mit der Einführung der Wehrpflicht – zuerst im revolutionären Frankreich – auch die Pflicht eines jeden Mannes zur Verteidigung der nationalen Gemeinschaft verankert. Dies ermöglichte die Aufstellung 59 noch größerer Armeen als zuvor, wofür Napoleons „Grande Armée“ besonders beispielhaft ist. Zur gleichen Zeit beschleunigte die Industrielle Revolution den technischen Fortschritt. Die Erfindung der Dampfkraft und von Maschinen erhöhte nicht zuletzt in der Rüstungsindustrie die Produktion und eröffnete neue Möglichkeiten. Die Eisenbahn revolutionierte das Transportwesen und beschleunigte die Bewegung großer Truppenteile samt Ausrüstung und Waffen, die Erfindung des Verbrennungsmotors sollte die Mobilität am Ende des Jahrhunderts zusätzlich erhöhen. Das Pferd wurde als Transport- und Kampfmittel im Krieg somit nach und nach ersetzt. Außerdem ermöglichte die Industrialisierung die Entwicklung neuer, noch verheerenderer Waffen, wie des modernen Maschinengewehrs um 1885. Dieser Prozess führte bis zur Entwicklung von Flugzeugen, Panzern und chemischen Waffen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Industrielle Revolution - Zeit der Erfindungen Der Krieg wurde immer umfassender, er betraf jeden einzelnen, konnte in der Luft, zu Land und zu Wasser geführt werden. Außerdem wurde er immer effektiver und unbarmherziger. Dies wurde auch im Konzept des „Totalen Krieges“ zum Ausdruck gebracht, welches von Erich Ludendorff im Ersten Weltkrieg geprägt wurde und sich auf die komplette Mobilisierung des Staates für den Krieg bezog. Der Begriff umfasste somit auch die Einbeziehung von ziviler Infrastruktur in die Strategien. Hierfür ist auch die Industrialisierung verantwortlich, da Wirtschaft, Industrie und Versorgungswege nun essentiell für die Kriegsführung waren. Diese wurden daher einerseits zum Ziel für den Feind, gleichzeitig musste durch Propaganda für deren Mobilisierung Sorge getragen werden. All diese Entwicklungen kumulierten zusammen mit der Entstehung von Ideologien wie dem Nationalismus und zahlreichen weiteren Faktoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den beiden verheerendsten Kriegen der Menschheitsgeschichte, welche zusammen ungefähr 80 Millionen Menschenleben forderten. Die Erosion der mit dem Westfälischen Frieden entstandenen Ordnung gegen Ende des 20. Jahrhunderts bereitete den Weg für die „neue“ Art der Kriegsführung. Die drohende globale atomare Vernichtung prägte im Kalten 60 © Antony De Klerk 61 Krieg den Rest des Jahrhunderts, weshalb die Konfrontation der zwei Blöcke einer zweigeteilten Welt lediglich in Stellvertreterkriegen ausgetragen wurde. Zugleich führte der Prozess der Entkolonisierung zur Entstehung zahlreicher neuer, oftmals instabiler Staaten vor allem in Afrika und Asien. Viele Konflikte der jüngeren Vergangenheit brachen gerade in den Randregionen der ehemaligen Groß- und Kolonialreiche aus, etwa auf dem Balkan, im Kaukasus, in Afrika, in der arabischen Welt und in Afghanistan. Insbesondere in diesen Regionen begann das staatliche Monopol auf Krieg zu bröckeln, denn nichtstaatliche Akteure gehörten in den Unabhängigkeits- oder Bürgerkriegen stets auf mindestens einer Seite zu den Kriegsparteien. Den regulären Truppen für gewöhnlich unterlegen, greifen diese Gruppen auf Guerillataktiken und Terror zurück. Offene Schlachten werden möglichst vermieden, stattdessen wird auf gezielte, schnelle Schläge gesetzt. Territoriale Kontrolle erfolgt eher auf psychischer Basis denn auf militärischer Präsenz. Dies ermöglichte es Guerillas, auch gegen überlegene Feinde zu bestehen. Frankreich und die USA scheiterten so in Vietnam gegen vorwiegend kommunistische Guerilla, die Sowjetunion in Afghanistan gegen islamistische Mudschaheddin. Asymmetrische Kriegsführung Diese Art der asymmetrischen Kriegsführung kennzeichnet den Krieg im globalisierten Zeitalter. Es hat eine erneute Dezentralisierung des Krieges stattgefunden, das Monopol auf Gewalt ist dem Staat wieder entglitten, nachdem er lange dafür gekämpft hatte. Die Grenzen zwischen politischer und krimineller Gewalt verwischen. Separatisten, religiöse und ideologische Fanatiker und andere Rebellengruppen, Paramilitärs, Terroristen, Banden und Piraten sind mittlerweile überall auf der Welt in die Konflikte verwickelt, während Kriege zwischen regulären Truppen zur Ausnahme gehören. Die Transnationalisierung des Militärs und die Privatisierung seiner Aufgaben sind weitere Faktoren, welche die staatliche Autonomie in diesem Bereich aushöhlen. Anstelle geopolitischer oder ideologischer Staatsinteressen werden Konflikte neuerdings zumeist auf Basis einer trennenden Identitätspolitik ausgetragen, ob auf ethnischer oder religiöser Grundlage. Die weltweite Interdependenz und Vernetzung hat zahlreiche Implikationen für 62 die Konflikte in der Welt. Diese ist näher zusammengerückt, nicht nur durch neue Transportmöglichkeiten, sondern auch durch neue Medien. Kulturelle, religiöse und ideologische Einflüsse verbreiten sich in alle Ecken der Erde. Die wirtschaftliche und technologische Vernetzung der Welt bietet zahlreiche neue Angriffsflächen. Die Globalisierung bietet so nicht zuletzt dem Terrorismus eine wirksame Bühne. Seine Versorgung ist einfacher, seiner Reichweite größer und er findet innerhalb von Sekunden weltweite Aufmerksamkeit. Selbst eine einzelne Person ist heutzutage in der Lage, eine große Zahl von Menschen zu gefährden. Erneut hat die grundlegende Veränderung der Kriegsführung nicht nur auf der technologischen, sondern auch auf der gesellschaftlichen Ebene stattgefunden. In diesem Überblick zeigt sich, wie der technische Fortschritt und gesellschaftliche Umbrüche die Gestalt des Krieges mehr als nur ein Mal revolutioniert haben. Die sozialen Verhältnisse haben den Grund und das Wesen des Krieges laufend verändert, während der unaufhaltsame technische Fortschritt ihn immer größer und effizienter gemacht hat. Doch auch der Krieg hat die Gesellschaft zu jeder Zeit beeinflusst. Der Krieg als solcher konnte nur durch die gesellschaftlichen Veränderungen der Jungsteinzeit überhaupt entstehen. Gleichzeitig ist er selbst stets ein Grund für zahlreiche soziale und politische Neuerungen und Umbrüche gewesen, wie die Entstehung von Nationalstaaten. Dies hat wiederum die Qualität des Krieges verändert. Die jeweilige Gestalt von Krieg lässt sich stets nur unter Berücksichtigung seiner historischen und sozialen Umstände erklären. Ein zentraler Konflikt in dieser Entwicklung war schon immer die Position von zentraler Staatsmacht und nichtstaatlichen Akteuren bei der Kriegsführung. Das, was heutzutage als „neue“ Art der Kriegsführung verstanden wird, ist in Wirklichkeit eher eine moderne Reinterpretation von Phänomenen, die es in der Geschichte schon wiederholt gab: Kriegsführung ohne staatliches Monopol existierte schon in der Antike. Ob Cyber-Kriegsführung und Robotertechnologie, Kriegsführung im aus dem Weltraum und multinationalen Konzernen mit eigenen Armeen zur Durchsetzung ihrer Interessen oder Etablierung des Weltfriedens: Zukünftiges Ausmaß und Wesen des Krieges wird zwangsläufig durch die weitere politische und gesellschaftliche Entwicklung der Welt entschieden werden. I Frederik Meyer 63 FORTDAUERNDE KON Intensität der Kämpfe gemessen an der un 64 FLIKTE IN DER WELT gefähren Opferzahl seit Anfang 2014 I Frederik Meyer 65 KRIEG UM WASSER Das Schulprojekt der Passauer Politiktage 2015 Das Schulprojekt findet in diesem Jahr das zweite Mal statt. Aus dem Pilotprojekt hat sich ein fest etabliertes Ressort entwickelt, das in diesem Jahr sowohl in Passau als auch im Landkreis die Möglichkeit hat, insgesamt drei Doppelstunden an verschiedenen Schulen gestalten zu können. Bereits Anfang Februar fanden die ersten beiden Schulprojekte im Gisela Gymnasium und der Gisela Realschule statt. Nach mehrmonatigen Vorbereitungen des Teams, die stets in Absprache mit dem Lehrpersonal einhergingen, konnten wir den Schülerinnen eine Unterrichtseinheit etwas anderer Art präsentieren. Dabei hat sich das Team für den Nilwasserkonflikt entschieden, der bereits seit mehreren Jahrzehnten besteht, sich in den vergangenen Jahren aber deutlich verschärft hat. Es geht dabei vor allem um den Streit zwischen Äthiopien, Ägypten und dem Sudan, wer wie viel Nilwasser für sich beanspruchen darf. Begonnen wurde mit einem kurzen Input-Text zum Thema Wasserknappheit, um die Schüler ein wenig auf die - zugegebenermaßen nicht ganz unkomplizierte - Thematik einzustimmen. Anschließend ging es dann mit dem eigentlichen Programm los: Die Schülerinnen wurden in Gruppen eingeteilt, und repräsentierten jeweils ein Land, das eine tragende Rolle im Nilwasserkonflikt inne hat. Die Länder Ägypten, Äthiopien und Sudan wurden von Mitgliedern der Passauer Politiktage betreut und durch das Programm begleitet. Aufgabenstellung war es, anhand ausgeteilter Profilkarten zu den entsprechenden Ländern, die jeweiligen Positionen, Wünsche und Forderungen klar zu formulieren. Auf diese Weise sollten sich die Schüler vollkommen in “ihr” Land versetzen, um dieses zu repräsentieren. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Schüler in die jeweilige Problematik ihres Landes hineinarbeiteten und mit höchster Motivation versuchten, ihr Land zu verstehen und adäquat zu vertreten. Von allen ausgearbeiteten Positionen und Argumenten sollten dann mindestens drei ausgewählt werden, die für das Land indiskutabel sind, denn am Ende der Gruppenarbeit kam es zu einem informellen Treffen aller 66 © Florian Voss Staaten, in dem mögliche Lösungen für den Konflikt erarbeitet werden sollten. Die Schülerinnen stiegen schnell in die jeweiligen Diskussionsimpulse ein und konnten so ein weites Spektrum an Problempunkten des Konflikts abdecken. Es war bemerkenswert, mit welcher Vehemenz einige Schüler die Interessen ihres Landes durchzusetzen versuchten und kurzzeitig sogar dazu bereit waren, den Konflikt militärisch lösen zu wollen. Doch letztendlich einigte man sich auf eine Neuausrichtung der Verträge, in denen möglichst viele Interessen aller Länder untergebracht werden sollten. Wie gegen Ende des Unterrichts deutlich wurde, betrifft uns der Krieg um Wasser genauso, wie die Menschen in deutlich wasserärmeren Regionen. Mit einem Exkurs zu virtuellem Wasser wurde den Schülerinnen verdeutlicht, wie viel Wasser beispielsweise in einem Stück Fleisch tatsächlich steckt, bis es auf dem Teller landet. Es waren einige überraschte Gesichter zu sehen! Nicht nur das Team der Passauer Politiktage, sondern auch die LehrerInnen waren von dem großen Engagement der Klassen beeindruckt. Wir freuen uns auf die noch kommenden Projekte im Landkreis Passau! I Katharina Schaake 67 OFFIZIELLE PARTNER der 68 Passauer Politiktage 2015 in Kooperation mit 69 IMPRESSUM GoverNET Staatswissenschaften e.V. Universität Passau Dr. Hans-Kapfinger-Straße 14 94032 Passau Projektleitung der Passauer Politiktage 2015 Marcel Böttcher Florentine Troska Ressortleiterin für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing I Chefredaktion Antonia Conradi Redaktion Stephan Braun Franziska Bujara Maximiliane Eckhardt Frederik Meyer Tina Nischwitz Katharina Schaake Christian Alexander Schamong Friederike Sprang Nadja Tanke Florian Voss Design Antonia Conradi PROGRAMM Mi 10.06 Fr 12.06 Mo 15.06 Di 16.06 Mi 17.06 Do 18.06 Do 18.06 Fr 19.06 „WER WIND SÄT” Die Deutsche Rüstungspolitik auf dem Prüfstand 20.15 Uhr I Audimax I Innstraße 31 I Saal 10 „VERDRÄNGT UND VERGESSEN” Workshop Der deutsche Widerstand im Dritten Reich - Umgang und öffentliche Wahrnehmung seit dem 2. Weltkrieg bis heute „WO BERICHTERSTATTUNG ENDET” Gesellschaften im Kriegsalltag 20.15 Uhr I Audimax I Innstraße 31 I Saal 10 „GEKOMMEN UM ZU BLEIBEN?” Workshop Humanitäre Hilfe als Mittel der Kriegsindustrie „EIN WEG ZUM FRIEDEN” Workshop Vorstellung und Wirklichkeit „FÜR SIE VOR ORT” Workshop Kriegsberichterstattung und ihre gestaltungsmacht „DER UNSICHTBARE FEIND” Von Terrorangriffen und Drohnenschlägen 20.15 Uhr I Audimax I Innstraße 31 I Saal 10 „SO BRAUCH’ ICH GEWALT” Militärische Interventionen als Ultima Ratio? 20.15 Uhr I Audimax I Innstraße 31 I Saal 10
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