Mindestschülerstärke für Privatschulen vom Tisch

Passauer Neue Presse vom 17.04.2015
Autor:
Julia Ried
Ausgabe:
Passauer Neue Presse Stadt- und Landkreis Passau,
Hauptausgabe
Tageszeitung
88
Seite:
Ressort:
Rubrik:
Weblink:
09 bis 09
Gattung:
Bayern
Nummer:
Passauer Neue Presse - Ausgabe A
http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-48375724&Ressort=bay&BNR=0
Mindestschülerstärke für Privatschulen vom Tisch
Passau. Die CSU-Staatsregierung will
doch keine Mindestklassenstärke für
Privatschulen einführen. „Wir werden
auf diese Regelung verzichten“, bestätigte Kulturstaatssekretär Georg Eisenreich gestern über seinen Sprecher Henning Gießen der PNP.
Ein Gesetzentwurf der Staatsregierung
hatte vorgesehen, dass Privatschulen mit
weniger als acht Schülern in einer ihrer
Klassen die Genehmigungsvoraussetzungen für Ersatzschulen nicht mehr
erfüllen. Das Kultusministerium begründete die Notwendigkeit einer Änderung
mit pädagogischen Erwägungen; für
eine Erziehung zu sozialem Handeln
und respektvollem Miteinander sei der
„tägliche Umgang in einer gefestigten
Gruppe“ notwendig.
Wie die PNP berichtete, hätten bei einer
Umsetzung dieser Regelung 75 Schulen
in Bayern ihre Genehmigung verlieren
können, weitere 61 wären stark gefährdet gewesen. Betroffen wären viele
berufliche Schulen gewesen, etwa SchuWörter:
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len für Dorfhelferinnen, für Kinderkrankenpflege oder Altenpflegehilfe, gerade
letztere sind zahlreich in Ostbayern.
„Und das in einer Zeit des sich verstärkenden Mangels an Fachkräften, die
man inzwischen aus dem Ausland
anwerben muss“, hatte der Sprecher des
Verbands bayerischer Privatschulen,
Erwin Haydn, kritisiert. Er bezeichnete
die geplante Änderung auch als „verfassungswidrigen“ Eingriff in die Privatschulfreiheit. Auch die Opposition
warnte vor den Folgen des Gesetzes.
Der bildungspolitische Sprecher der
Landtagsfraktion der Freien Wähler,
Günther Felbinger, hatte gewarnt:
„Ohne Not und ohne entsprechende
Begründung eine solch existenzielle
Änderung des Privatschulgesetzes
durchführen zu wollen, ist nichts anderes, als den Privatschulen weiter scheibchenweise das Wasser abzugraben und
eine Gefahr für Hunderte von FachkraftAzubis.“ Er wollte in einer schriftlichen
Anfrage wissen, wie viele Einrichtun-
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gen im Vollausbau und in der Aufbauphase – hier hätte eine Mindestschülerzahl von vier Schülern gegriffen –
betroffen gewesen wären. Das Kultusministerium erwiderte, eine Beantwortung sei innerhalb der von der
Geschäftsordnung des Landtags gesetzten Frist nicht möglich.
Nun hat sich die Anfrage ohnehin erledigt. „Es hat sich gezeigt, dass es diese
Detailregelung nicht braucht“, erklärte
Staatssekretär Eisenreich, warum das
Thema von der Tagesordnung im Bildungsausschuss verschwand. In parteiinternen Beratungen habe sich „ein
Umdenken ergeben“. Die CSU wolle
jedoch an einer strikten Qualitätssicherung in Privatschulen festhalten. Dies
könne etwa durch Beratung der Einrichtungen erfolgen, erklärte der Passauer
Landtagsabgeordnete Dr. Gerhard
Waschler, bildungspolitischer Sprecher
der CSU-Fraktion.