Direktion des Innern Grussbotschaft 15 Jahre ConSol Manuela Weichelt-Picard, Vorsteherin der Direktion des Innern DO, 29. April 2015; 18 Uhr, ref. Kirchgemeindehaus Zug (es gilt das gesprochene Wort) Vielen Dank, dass Sie mir Gelegenheit bieten, Ihnen im Namen des Regierungsrates des Kantons Zug meine Glückwünsche zu diesem feierlichen Tag zu überreichen. Ich freue mich, heute dabei sein zu können und nehme die Gelegenheit gerne war, ein paar Gedanken an Sie zu richten. ConSol: Der Name ist Programm. ConSol ist eine weit über die Stadt- und Kantonsgrenze hinaus bekannte Institution, die auf die Fähigkeiten und das Potential von Menschen mit einer Erwerbseinschränkung setzt. Ihr Dienstleistungszentrum macht seinem Namen alle Ehre. Denn ConSol, so kann man im Leitbild nachlesen, bedeutet „mit Solidarität“ (con solidarietà), oder aber "mit Sonne" (con sol). Strahlend sind, ich sehe es vor mir, heute vor allem auch die vielen Gesichter im Saal, die den Geburtstag von ConSol feiern. Und dies mit gutem Grund. Das Departement des Innern hat die Gründung von ConSol im Jahre 1999 aktiv begleitet und unterstützt. Als Politikerin sehe ich, wie erfolgreich und hartnäckig diese Institution ihr Ansinnen verfolgt. Ich kann bestätigen, dass es sich bei der Namensgebung nicht bloss um einen cleveren Marketing-Trick handelt. ConSol! Was heisst das konkret? Es heisst Solidarität mit Menschen, die arbeiten können und vor allem wollen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie gesundheitlich in irgendeiner Form beeinträchtigt sind. ConSol hilft diesen Leuten, wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen. Seite 2/5 Und ConSol hält, was es verspricht. Alle, die die Chance hatten, die Institution, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Produkte im Laufe der letzten fünfzehn Jahre in irgendeiner Form kennenzulernen, wissen, auf welch hohem Niveau und mit welcher Dynamik dies ConSol tut. Ich danke Ihnen im Namen des Zuger Regierungsrates, für Ihr engagiertes und erfolgreiches Wirken. Es verdient höchsten Respekt. «Die berufliche Eingliederung von Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung ist eine wichtige sozialpolitische Aufgabe». Kommt Ihnen dieser Satz vertraut vor? Er ist oft zu hören, immer öfter gar und hat sich schon fast gebetsmühlenartig ins Repertoire von Firmenverantwortlichen geschlichen. In Konzepten, Strategiepapieren und Parteiprogrammen, ja auch von Wirtschaftsverbänden wird die Integration von Menschen in den Arbeitsprozess – zumindest theoretisch – propagiert und gefordert. Doch seien wir ehrlich: Es ist ein langer Weg vom wohlwollenden Absichtserklärungen bis zur tatsächlichen Umsetzung. Damit ein Mensch, der wegen besonderer Umstände oder wegen einer Krankheit in seiner Leistungskraft eingeschränkt ist, eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt findet, braucht es unglaublich viel Geduld, mehrere Anläufe und verlässliche Partnerinnen und Partner. Der Anspruch auf Integration und die Wirklichkeit auf dem Arbeitsmarkt klaffen weit auseinander. Dies zeigen auch die Zahlen einer Studie des Instituts für interdisziplinäre Wirtschaft- und Sozialforschung der Fachhochschule Nordwestschweiz. Diese Studie ist vom Bundesamt für Sozialversicherungen in Auftrag gegeben worden und Seite 3/5 ich habe mir die Zahlen genauer angeschaut. In Schweizer Betrieben arbeiten gerade einmal 27'000 Personen, die eine Funktions- oder Aktivitätseinschränkung aufweisen. Das entspricht etwa 0.8% aller Angestellten. Die Zahl ist darum so bemerkenswert, weil dieselbe Studie zum Schluss kommt, dass aus Sicht der Betriebe wesentlich mehr, nämlich 8 % der Arbeitsplätze, durch Menschen mit einer Beeinträchtigung oder Behinderung besetzt werden könnten. Mit anderen Worten: Die Bereitschaft unter den Firmen, solche Menschen anzustellen, ist rund zehn Mal höher als die effektive Integration dieser Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Zudem hängt es stark von der Branche ab, welche Perspektiven Betroffene bei der beruflichen Eingliederung haben. Während immerhin 39 % der Betriebe in der öffentlichen Verwaltung und 16 % der Betriebe im Schul- und Sozialwesen mit der Integration ernst machen, haben nur gerade 5 % der Betriebe aus dem Gastgewerbe und dem Handel Erfahrungen mit physisch oder psychisch beeinträchtigen Menschen. Mit diesen Zahlen möchte ich Ihnen nicht die Festlaune verderben. Vielmehr kann ich Ihnen versichern, dass für mich das Thema Integration am Arbeitsplatz kein Lippenbekenntnis ist. Wenn immer sich mir die Gelegenheit bietet, hier politisch Farbe zu bekennen und konkrete Massnahmen im Rahmen meines Exekutivamtes zu unterstützten, können Sie, liebe Anwesende, auf mich zählen. Ich weiss aus eigener Erfahrung, welcher Gewinn es ist, wenn ein Arbeitgeber für Integration offen ist. Wer unter Ihnen der Direktion des Innern (oder der Gesundheitsdirektion) am Postplatz schon einmal einen Besuch abgestattet hat, dem wird nämlich aufgefallen sein, wie professionell und freundlich er im Parterre empfangen oder wie flink er am Telefon verbunden wird. Unser Empfangsteam (drei Seite 4/5 Damen und ein Mann) hat seine Arbeit im Griff. Doch sie alle sind auf eine IV angewiesen und erhielten nicht die Chance, ihre Qualifikationen auf dem ersten Arbeitsmarkt wenigstens in einem Teilzeitpensum unter Beweis zu stellen. «Zum Glück» hätte ich nun fast gesagt, weil wir uns schlicht kein besseres Empfangsteam vorstellen können. Doch für die Betroffenen – eine von ihnen, nämlich Doris Vogel, weilt heute Abend unter uns – war die Erkenntnis, nach einer Phase der Arbeitslosigkeit auf dem freien Markt keine Stelle mehr finden zu können, eine schmerzhafte Erfahrung. Doris Vogel lebt seit ihrem 10. Lebensjahr mit Polyarthritis und ist, je nach Situation, als Fussgängerin mit Stöcken oder aber im Rollstuhl unterwegs. Sie hält dem Kanton Zug seit 15 Jahren die Treue. Man kennt sie als Kämpfer- und als Frohnatur. Die Arbeit, gestand sie mir, als wir uns kennenlernten, gebe ihr das Gefühl, ein wichtiges und nützliches Mitglied der Gesellschaft zu sein. Wie wahr! Sie und alle Menschen, auch wenn sie bei der Integration ins Berufsleben Unterstützung brauchen, sind Teil unserer Gemeinschaft. Arbeit reicht in den Kern humaner Existenz! Das gilt für den Quantenphysiker genauso wie für die Kunstmalerin. Für den Sanitärinstallateur wie für die Servicefachangestellte. Für die Regierungsrätin, die vor Ihnen steht, genauso wie für die ambitionierte Mitarbeiterin im Bistro oder –Werkstattladen der ConSol. Erlauben Sie mir noch ein Wort zu den Finanzen. Der Kanton Zug unterstützt ConSol jedes Jahr durch einen namhaften Betriebsbeitrag und das soll auch so bleiben. Ich kann Ihnen versichern: ich und meine Direktion werden uns mit allen Kräften dafür einsetzen, dass ConSol auch in finanziell knapperen Zeiten – von knappen Zeiten spreche ich bewusst nicht – diese Unterstützung erhält. Denn Ihr An- Seite 5/5 liegen – der gleichberechtigte Zugang zum Arbeitsmarkt für alle – ist auch unser Anliegen! Ich schliesse den Kreis und komme noch einmal zum Motto NOMEN EST OMEN zurück. Ich habe mir nämlich im Vorfeld Ihres Jubiläums überlegt, ob hinter der Abkürzung ConSol allenfalls noch eine andere Botschaft stecken könnte. Wie wäre es mit con so(u)l – mit Seele? Zugegeben, rein orthographisch kommt dieses Wortspiel nicht ganz hin, aber phonetisch, lautmalerisch funktioniert es! Con soul. Mit Kopf, Herz, Verstand und Seele. Heute stossen wir auf den unermüdlichen Einsatz von ConSol in den vergangenen 15 Jahren an. Kämpfen wir weiter und sorgen wir gemeinsam dafür, dass jeder, der arbeiten kann und will, dies im Rahmen seiner Möglichkeit auch kann. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche HAPPY BIRTHDAY!
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