LEIBNIZ | K N SDI TKÄOTN F L I K T E BR I OI EDGI V U ER Kann man lernen, ein guter Lehrer zu sein? „Ja!“, sagt Uta Klusmann vom Kieler Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. In dem Film „Der Club der toten Dichter“ verehren die Schüler den von Robin Williams verkörperten Mr. Keating wegen seines unorthodoxen Unterrichts. Ist Keating aus Ihrer Sicht ein guter Lehrer? Wenn ich mich richtig erinnere, unterrichtete Mr. Keating mit großem Enthusiasmus und war begeistert von seinem Fach. Er zeichnete sich auch dadurch aus, dass er seine Schüler erǡ¡Ǥ" ϐ Forschung einen guten Lehrer: Zum einen ist er in seinem Fach zuhause und vermittelt sein Wissen motiviert und mit Freude. Zum anderen kann er sich in seine Schüler hineinversetzen und weiß, was sie gerade beschäftigt. Kann denn jeder lernen, ein guter Lehrer zu sein? Aus unseren Studien wissen wir, dass Fachwissen und die Fähigkeit, fachliche Inhalte zu vermitteln, entscheidend dafür sind, wie viel Schülerinnen und Schüler lernen. Diese Kompetenz wird angehenden Lehrkräften im Studium und im Referendariat vermittelt. Auch wie man eine Klasse führt und mit Unterrichtsstörungen umgeht, können sie in der Ausbildung und später in Fortbildungen lernen. Viele denken, man benötigt ein bestimmtes Talent für den Lehrerberuf. In der Forschung konnte das allerdings nicht bestätigt werden. Viele Lehrer klagen über zu hohe Belastungen. Der Lehrerberuf stellt hohe Anforderungen. Zunächst zeigen Studien, dass die Zufriedenheit der Lehrkräfte mit ihrem Beruf hoch ist. Allerdings gibt es Hinweise, dass sie eine höhere psychische Belastung erleben als andere Berufsgruppen. Es gibt große Unterschiede, wie Lehrer mit den Anforderungen umgehen und wie gut sie mit den eigenen Ressourcen hausǤ ǡ ϐ ¡ǡ ϐ Belangen distanzieren zu können. Lehrkräfte, denen das geǡ ϐǤeste Studie zeigt zudem, dass Schüler besser lernen, wenn es ihren Lehrern gut geht. Womit wir wieder bei Mr. Keating wären. Ja, ich vermute, dass Mr. Keatings Fähigkeit, sich zu distanzieren, eher gering war. Bevor Lehrer sich zu sehr aufreiben, sollten sie sich Hilfe organisieren und sich mit Experten austauschen. Auch das macht einen guten Lehrer aus: Er muss seine Grenzen kennen und seine Kräfte gut einteilen. INTERV IEW : ALESSA WENDLA ND Foto: picture-alliance/Mary Evans Picture Library Unser Lehrerbild ist trotzdem ambivalent. Interessanterweise sind Lehrer in repräsentativen Meinungs ϐǤ ¡ϐ ǡ Medien. Es wird von geringer Kompetenz, hohen Burn-outRaten und langen Ferienzeiten gesprochen und davon, dass die „Falschen“ sich für den Beruf entscheiden. Dabei zeigen unsere Studien, dass die meisten angehenden Lehrkräfte sehr gute kognitive Voraussetzungen haben und sich durch ein hohes soziales Interesse auszeichnen. Sie sind emotional stabil, verträglich und aufgeschlossen. Dass dies nicht immer wahrgenommen wird, könnte daran liegen, dass die wenigen schlechten Lehrer, auf die wir treffen, einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Sicher auch, weil sie uns oft über mehrere Schuljahre begleiten. 10 1/2015 L E I B N I Z | K R I E G LUE NI BDN KI ZO N| F KL RI KI ET G E
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