P.P. 3703 Aeschi b. Spiez Post CH AG „Zytig“ Kinderheimat TABOR – Ausgabe April 2015 3703 Aeschi b. Spiez Tel. 033 655 63 63 Fax 033 655 63 60 www.kinderheimat-tabor.ch [email protected] Editorial Eine Eigenheimbesitzerin aus Adelboden berichtet aus ihrem Alltag Ich verrate keine Geheimnisse Urs Klingelhöfer, Stefan Thalmann Jetzt wird‘s bunt! Liebe Leserin, lieber Leser Sie halten die Frühjahrausgabe der Taborzytig in Ihren Händen und dürfen sich auf eine bunte Zusammenstellung von Erlebnissen und Erfahrungen aus dem Taboralltag freuen. Der Frühling als Jahreszeit fasziniert mich immer mehr. In keiner anderen Phase des Jahres wird so viel Kreativität von Gottes Schönheit sichtbar. Nach der Winterkälte und scheinbaren Todesstarre von Zweigen und Sträuchern wird uns eindrücklich vor Augen geführt, dass auch die Natur Ausdruck gibt vom Auferstehungswunder Jesu, welches wir ja erst gerade an Ostern feiern konnten. Der Frühling ist Inbegriff des Lebens, mit dem Ausdruck von Aufbruch, Leben das erwacht, Blumen die in allen Farben um die Wette strahlen und sich begierig nach der Sonne ausrichten. Auch in der Tierwelt ist das oft die Zeit der Jungtiere oder dann der Paarungszeit. Auch der Psalmist König David spricht Gottes Kreativität in Kapitel 139, 14 an: „…wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele!“ David erkennt aber nicht nur an der Natur die Grösse Gottes, sondern kann auch an seinem eigenen Leben Gottes Handeln und Vielfalt erkennen. V. 14 „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; …“ Das ist auch unser Wunsch für die Taborschüler, dass sie Gottes Schönheit und Vielfalt an und in ihrem Leben erkennen können. In dieser Ausgabe der Taborzytig wollen wir zum Staunen anregen und sind dankbar darüber, dass wir den Kindern einen bunten Strauss von Erfahrungsmöglichkeiten entgegen halten können. Diese sind erlebbar in Treue von Mitarbeitern, der unvoreingenommenen Kontaktaufnahme durch „Chili“, im kulinarischen Erleben von anderen Kulturen und Gewohnheiten, in der Begegnung mit älteren Menschen oder im Entdecken von spannenden Geschichten in der Bibel. Wir wünschen Ihnen angeregte Leseimpulse mit der neusten Ausgabe von Tabor-Live! Ihre Rückmeldungen oder Anregungen dazu freuen uns, senden Sie uns doch ein Mail an [email protected], vor allem, wenn Sie inskünftig mehr von „Chili“ lesen möchten. Vielleicht schaffen wir dann doch noch eine eigene Kolumne? Freundliche Grüsse Urs Klingelhöfer, Heimleiter Ich, der Hofhund Chili, bin am 28. Juli 2013 in Adelboden bei Familie Inniger auf dem Hof Zündli geboren. Meine Mutter heisst Cuba vom Kohlenhuck und mein Vater habe ich nie gesehen, aber ich habe erfahren, dass er Alex Hannangijala heisst. Ich muss zugeben, dass das ein exotischer Name ist für einen echten Schweizer Sennenhund, vermutlich ein typischer „Papierli-Schweizer!“ Die Nacht verbringe ich am liebsten im Hundebett vor dem Haus. Damit ich auch bei kalten Temperaturen genügend warm habe, lege ich meine Schnauze ins Fell, um vom Körper vorgewärmte Luft einzuatmen. Mein Chef hat mir extra ein grosses Hundehaus gezimmert, aber da drin fühle ich mich nicht wohl. Am Morgen schlafe ich möglichst lange und mag euch echt nicht über die frühen Morgenstunden im Hatti berichten. Aber jetzt ist es Zeit mit meinem Chef die Ziegen, Schafe und Pferde auf die Weide zu begleiten. Das macht mir Freude mit den Pferden auf die Weide zu rennen. Bei den Schafen und Ziegen ist es so eine Sache. Da muss ich aufpassen, dass mich der Bock nicht attackiert. Wenn er es schafft mich mit voller Wucht in die Seite zu rammen, laufe ich heulend zum Chef. Er tröstet mich jedes Mal so rührend, dass ich wieder Mut fasse und sofort wieder losrenne, bis er mich zurückruft, diese Spassbremse! Danach lege mich wieder ausgestreckt an die Sonne. Ich muss mich ausruhen, denn der Nachmittag kann sehr anstrengend werden. Ich freue mich jeden Tag ganz besonders auf die Kinder der Kinderheimat Tabor, die am Nachmittag auf dem Erlebnishof Hatti arbeiten kommen. Mein Chef sagt jeweils, ich solle mich endlich mässigen mit der Freude und nicht so stürmisch auf die Kinder losrennen. Dieser Bauer versteht mich einfach nicht. Wie soll ich meine Freude unterdrücken, wenn jedes Kind doch so einzigartig ist? Die Kinder entscheiden, ob mein Nachmittag langweilig oder spannend wird. Wenn die Kinder einverstanden sind, darf ich sie bei der Arbeit begleiten. Heute Nachmittag hat mein Chef das Kind gefragt: „Woran erkennst du, dass dich Chili gerne hat?“ „Das ist nicht schwer herauszufinden, schauen Sie einmal wie Chili herumspringt vor Freude!“ beantwortete das Kind die Frage. Da haben wir es, niemand kann so gut einem Kind zeigen wie wertvoll und einzigartig es ist, ausser ich. Wenn ein Kind traurig ist, lege ich die Schnauze auf seinen Schoss und geniesse es, gestreichelt zu werden. Was ich da zu hören bekomme, sagen sie mir jeweils streng vertraulich. Sie wissen alle: „Ich petze nicht!“ Gestern kam unerwartet ein Kind ganz traurig zu mir, das hatte einfach genug vom Heimbetrieb und es sagte nur knapp: „Ich brauche ein Time out von der Gruppe!“. Mein Chef hat die Wohngruppe der Kinderheimat Tabor informiert. So durfte ich eine halbe Stunde mit dem Kind zusammen die anderen Tiere besuchen. Ich würde euch gerne noch viel mehr über die Nachmittage schreiben, aber ich darf nur 3000 Zeichen in dieser Ausgabe schreiben. Vielleicht erhalte ich in Zukunft eine eigene Kolumne, das wäre echt cool! Eure Chili vom Zündli Impressum Texte und Beiträge: Redaktionsteam Layout: Jürg Däpp Erscheinungsform: viermal jährlich als „Bericht“, „News“, „Live“ und „Thema“ Auflage dieser Ausgabe: 3‘500 Exemplare Druck: Druckerei Jakob AG, Grosshöchstetten Spendenkonto: PC 30-5441-2 © Verwendung von Bild- und Textmaterial ist nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Kinderheimat Tabor gestattet! Benjamin Graf unterrichtet seit 1985 in der Kinderheimat Tabor Der Schulstoff ist manchmal nahrhafter, als 30 Jahre Labor für Lebenserfahrung Wir sind dann mal a Claudia Schären Seit 1985 investiert sich Benjamin Graf im Schulbereich in die Kinder unserer Kinderheimat. Eingestiegen ist Herr Graf als Klassenlehrer der Mittelstufe und unterrichtet nun seit mehr als zehn Jahren eine unserer beiden Oberstufen. Herr Graf ist seit 33 Jahren verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern und seit vergangenem Juli (21.) stolzer Grossvater! In seiner Freizeit ist Herr Graf gerne unterwegs, sei dies bei einem gemütlichen Spaziergang mit seiner Frau oder beim Wandern. Auch drinnen wird es Herrn Graf nicht langweilig, er ist vielseitig interessiert und geniesst es, seine Zeit mit Lesen zu verbringen. Benjamin, du bist seit 30 Jahren im Dienst. Bist du eigentlich noch gerne Lehrer? Im Grossen und Ganzen Ja. Der Lehrerberuf bringt einige Herausforderungen mit sich. Es gibt Momente, in denen würde ich lieber ein Strassenwischer sein. Aber ich denke, nach einem Tag hätte ich bereits wieder genug. Warum hast du dich für den Lehrerberuf entschieden? Schon als Kind wollte ich Lehrer werden. Ich bin an allem Möglichen interessiert und müsste achtmal leben, um alles zu lernen, was ich wissen möchte. Ich bin eben eine „Gwundernase“. Welches ist dein Erfolgsrezept? Wenn es das geben würde…da warte ich schon seit 1978 darauf und bin bis Heute noch nie darüber gestolpert. Was macht dir am Lehrersein besonders Spass? Wenn ich sehen kann, wie Kinder Fortschritte machen und sich positiv entwickeln. Welches sind die Schattenseiten des Lehrerberufes? Verglichen beispielsweise mit einem Schreiner hast du als Lehrer nie ein fertiges Ergebnis. Du kannst dir nie auf die Schultern klopfen, weil du es nicht selber gemacht hast. Du hast nur dazu beigetragen. Man könnte sich immer noch mehr vorbereiten, alles noch besser machen und noch mehr in die Schüler hineinversetzen. Wie schon gesagt, man hat wie nie ein beendetes Werk. Jürg Däpp Was sind derzeit deine grössten Herausforderungen? Sicher eine der grössten Herausforderung ist der zunehmende Unterschied zwischen dem, was von den Schülern in der Berufswelt erwartet wird und dem, was sie an Fähigkeiten mitbringen. Trotz den vielen Möglichkeiten in der Berufswelt ist es teilweise sehr schwierig, eine passende Anschlusslösung für die einzelnen Schüler zu finden. Was magst du an deinen Schülern? Ich schätze es sehr, wenn die Schüler ehrlich sind. Zudem erfreue ich mich, wenn Schüler über eine Offenheit verfügen und „gwundrig“ sind auf Neues und allgemein aufs Leben. Was war dein schönstes Erlebnis im Beruf? Eine meiner Schülerinnen kam regelmässig mit schwierig einzuordnenden Stimmungen in den Unterricht. Nach einer Auseinandersetzung lehnte sie sich keck zurück, legte die Füsse aufs Pult und sagte mir, das Problem sei, dass ich an sie glaube, sie selber aber nicht an sich glaube. Es hat mich berührt, dass diese Schülerin spüren konnte, dass ich an sie glaube. Es ist mir bewusst, dass ich hohe Erwartungen an meine Schüler stelle, aber das ist aus genau diesem Grund: ich glaube an sie! Hast du ein Lieblingszitat? Die wechseln immer wieder. Zurzeit lese ich ein Buch mit einem sehr humorvollen aber auch herausforderndem Titel, welches mich sehr begeistert: „Halt den Mund, höre auf zu Jammern und lebe endlich!“ Zum Schluss noch, wenn du die Schule mit drei Wörtern beschreiben würdest, welche würdest du wählen? Labor für Lebenserfahrungen Vielen Dank Benjamin Graf, für deine Offenheit, für den spannenden Einblick, den du uns in dein Lehrerdasein gegeben hast. Wir wünschen dir für deine künftigen Berufsjahre aber auch für dein Privatleben weiterhin viel Freude, spannende Entdeckungen, Momente der Erholung und gute Erlebnisse mit deinen Schülern! Bettina Kaderli und Eva Greber, zwei unserer Sozialpädagoginnen in Ausbildung, erhalten von der Schule ICP verschiedene Aufträge, die sie im Betrieb umsetzen müssen. Eine dieser Aufgaben ist es, selbständig ein Projekt zu starten und durchzuführen. Die Beiden haben dazu eine kulinarische Weltreise organisiert, an der die Kinder und Mitarbeiter der Kinderheimat Tabor teilnehmen. Konkret geht es darum, andere Kulturen und Länder kennen zu lernen, mehr Akzeptanz füreinander zu entwickeln und das „Fremde“ zu entdecken. Da Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern im Tabor leben, lag es auf der Hand, mehr von einigen dieser Länder zu erfahren. So stellt jede Wohngruppe im Jahresverlauf in Zusammenarbeit mit Eltern, Schule und Küche das Herkunftsland eines Kindes der Gruppe vor. Der Besuch des jeweiligen Gastlandes würde unsere Möglichkeiten übersteigen, deshalb wird die Reise virtuell, informativ und kulinarisch durchgeführt. Es soll nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern auch die Sinne werden angesprochen. Das funktioniert so, dass das entsprechende Land im Schulunterricht behandelt wird. Die Schülerinnen und Schüler lernen, wo das ausgewählte Land liegt, bekommen Informationen zur Hauptstadt, Sprache, Einwohnerzahl, Währung, Staatsform, Religion, Kultur, Essgewohnheiten, Landschaft, Besonderheiten usw. Als Höhepunkt gibt es dann zum gemeinsamen Mittagessen ein Nationalgericht dieses Landes. Die Eltern, ein Elternteil oder eine nahestehende Bezugsperson des Kindes aus dem ausgewählten Herkunftsland kochen dieses Gericht zusammen mit den anderen Kindern der verantwortlichen Wohngruppe und mit Hilfe des Küchenteams in unserer TaborKüche. Mit diesem aussergewöhnlichen Essen und AKTUELL In unserer Gärtnerei erhalten Sie jetzt wieder Geranien, Setzlinge und Blumen für Garten und Balkon. Herr Reichen berät Sie gerne! Tel. Gärtnerei 033 655 63 23 s man meinen könnte... auf Weltreise Faszination Bibel von Tabor-Kindern neu entdeckt! Die etwas andere Werkstatt! Urs Klingelhöfer der passenden Dekoration des Speisesaals fühlt man sich tatsächlich fast wie in einem fremden Land, weit weg vom Bekannten und Gewohnten. Man stellt fest, auch in anderen Ländern wird gut gekocht und gerne gegessen. Wenn man vielleicht auch wieder vergisst, wie viele Menschen in der Hauptstadt eines Landes leben, bleibt doch das schmackhafte Essen in bester Erinnerung. Vielleicht verbindet das gemeinsame Essen mehr als manche Staatsverträge, wer weiss. Bisher wurden Kasachstan und Portugal vorgestellt, wobei Kasachstan den meisten weniger bekannt war als Portugal. Nachdem wir Mantys (kasachische Maultaschen mit Hackfleischfüllung) gegessen haben, ist uns dieses Land sofort näher und bekannter geworden. Auch Bacalhau com Natas (portugiesischer Kabeljau-Kartoffelauflauf) ist sehr gut angekommen, ganz zu schweigen von den ausgezeichneten Desserts. Schlussendlich lässt sich sagen, dass dank dem Einsatz aller Beteiligten unbekannte Länder, deren Essgewohnheiten, Sitten und Gebräuche kennen und schätzen gelernt wurden und dass sich diese Länder von einer ganz anderen, aussergewöhnlichen Seite gezeigt haben. Die Kinder haben diese Art von Schule jedenfalls sehr genossen. Vielen Dank für die Weltreise, gerne wieder! Voranzeige Schulschluss- und Verabschiedungsfeier 2015: Die Schulschlussfeier findet am Samstag, 4. Juli, von 10.00 – 13.00 Uhr in der Kinderheimat Tabor statt. Mit kleiner Mittagesverpflegung. Eingeladen sind alle Eltern unserer Schüler, Verwandte, Bekannte, die Dorfbevölkerung und weitere Interessierte. Die Vermittlung christlicher Werte basiert im Tabor nicht in erster Linie auf Traditionen oder Verhaltenswerten, sondern orientiert sich möglichst nah am Wort Gottes, der Bibel, und wird erfahrbar im Leben der Mitarbeiterschaft. Umso mehr freut uns, wenn Kinder mehr von der Bibel erfahren möchten und sich eine Bibel wünschen. So entstand auch die Idee, im Winterquartal eine Bibelwerkstatt durchzuführen. An sechs Abenden konnten die Kinder in dieses faszinierende Buch eintauchen und mehr über Gott und seine Absicht mit den Menschen erfahren. Ein externes Team von begeisterten Christen war schnell gefunden und so führten wir einen Schnupperabend in zwei Gruppen durch. Am Schluss hatten sich 13 Schüler im Alter von 10 – 16 Jahren entschieden teilzunehmen. Vorerst wurden aber noch die Eltern orientiert, die dem Anliegen positiv gegenüberstanden und die Einwilligung für diesen Kurs erteilten. Leonard (10 Jahre) hat sich angemeldet, „weil Gisella sehr nett ist und super Geschichten erzählen kann…“ „Nicht nur er fühlt sich bei den Abenden sehr wohl, auch die anderen Kinder kommen immer wieder gut gelaunt zurück auf die Wohngruppe“, meint Silvan, der als Zivildienstleistender oft die Abende begleitet hat. Die Kinder haben viele biblische Geschichten gehört und sich damit auseinandergesetzt. Die Zeit in der Bibelwerkstatt zeigte ihnen auf, wie Gott über sie denkt. Martina erzählt begeistert über die Berufung von David zum König von Israel: „Gott hat den Jüngsten ausgewählt, den Hirten. – Gott schaut nicht aufs Äussere sondern er sieht in unser Herz.“ Und Margrit erklärt: „Jesus geht auch auf die Aussenseiter zu, er liebt alle Menschen, die Netten, aber auch alle andern.“ Gisella erzählte den Jüngeren von Noah, David und Goliat und die Geschichte von Königin Ester. Zum Höhepunkt wurden jene Momente, wo Szenen im Theater nachgespielt wurden. Mit Kronen und glitzernden, farbigen Tüchern wurde das Casting vor König Xerxes von den Kindern aufgeführt. Genüsslich verweigerte Jorge, welcher Mordechai spielte, das Verneigen vor Leonard, der in die Rolle von Haman schlüpfte. Die Abende wurden immer mit einer Austauschrunde beendet, in welcher man einander Ermutigungen zusprechen konnte. Die Bibelwerkstatt hat auch Auswirkungen auf den Alltag, Martina erklärt mir: „Ich lese nun öfters in der Bibel, bete mehr und denke auch häufiger an Gott. Dabei spüre ich, dass er bei mir ist.“ Dass die Bibelwerkstatt nun bereits ihrem Ende zugeht, finden alle Teilnehmer schade. Kursleiterin Gisella Bächli berichtet über ihr Erleben im Kurs wie folgt. „Nach der Stunde musste ich immer wieder über mich Lachen. Ja, ich hatte sie nicht immer im Griff, die gebündelte Energie der Gruppe suchte sich immer wieder einen Weg. Die Theaterszenen zu den biblischen Geschichten kamen oft anderes heraus, als ich ursprünglich gedacht hatte. Ein Beispiel war Goliat, der zu Boden hätte fallen sollen und sich vehement dagegen wehrte: „Nein, ich sterbe nicht!“ schrie er mehrmals. Oft kamen mir die Kinder wie ein Rudel von wilden Pferden vor: Welche Kraft, welcher Glanz, welche Schönheit und Pracht. Es braucht Zeit, Vertrauen, Liebe, Geduld und echtes Interesse, dass sie sich berühren lassen. …und ich staunte immer wieder wie viel sie noch von der letzten Stunde wussten. Dabei dachte ich, sie hätten so unruhig zugehört.“ Der Kurs hat ermöglicht, dass die Kinder ganz neu ihren Wert erkennen durften, einen Wert, der sich nicht auf ihre Leistung beschränkt und an ihren Taten misst. Die Bibel schenkt ihnen einen festen Boden, auf dem sie in ihrer ganzen Schönheit, die sie vom Schöpfer empfangen haben, gedeihen können! Wer sind wir? Bezeichnung Schul- und Erziehungsheim auf christlicher Basis für Kinder aus schwierigen Umfeldbedingungen, oft mit Schul- und Milieuproblemen. Lage Die Kinderheimat Tabor liegt auf knapp 1000 m ü.M., in landschaftlich schöner Umgebung auf einer Sonnen- und Aussichtsterrasse über dem Thunersee und gehört zur Gemeinde Aeschi bei Spiez. Anlage Vom Eilen zum Verweilen, junge und ältere Menschen kommen ins Gespräch Vom Kinderheim ins Altersheim Benjamin Zürcher, Ramona Finotto Wie jedes Jahr findet in den Sportferien im Februar eine individuelle Projektwoche der Gruppen statt. Die Meisten bringen ihre Wohngruppe auf Vordermann und tätigen externe Einsätze wie zum Beispiel auf dem Hattihof, bei Bauern im Dorf, im Altersheim etc. Die Jugendlichen die älter sind als 14, nutzen die Woche zum schnuppern. Auf unserer „Männergruppe“ (Adlerhorst) wurden Berufe wie Zimmermann, Automechaniker, Autolackierer, Forstwart und Strassenbauer angeschaut. Da der Besuch im Altersheim Solina in Spiez sowohl für uns als BetreuerInnen als auch für unsere Jungs eine spezielle Herausforderung und Erfahrung war, möchten wir noch detaillierter davon berichten. Schon fast eine Woche zum voraus stellten die Jungs fragen wie: „Muss ich die alten Leute pflegen, auf die Toilette begleiten oder sogar mit dem Rollstuhl ausfahren“? Unsere Antwort war meistens dieselbe: „Wir wissen es nicht genau und müssen uns einfach überraschen lassen“! Diese Antwort war natürlich nicht gerade beruhigend. Am Donnerstag war es dann so weit und die Jungs waren ganz schön nervös und gleichzeitig angespannt. Und wir würden lügen, wenn wir das Gegenteil behaupten würden. Denn niemand wusste genau was uns erwarten und wie die Bewohner darauf reagieren würden. Daher war schon mal ein gewisser Respekt vorhanden, was sich dann auch sehr positiv auswirkte. Wir waren vier Jungs und zwei Betreuer. Daraus gab es drei Gruppen die auf verschiedene Abteilungen verteilt wurden. Alleranfang war nicht ganz einfach doch die Jungs gaben sich Mühe und stürzten sich in ihr Schicksal. Schicksal. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Bewohner auf die Jungs ganz unterschiedlich reagierten. Denn meisten Bewohnern gelang es von Anfang an auf unsere Jungs einzugehen und sie einzubeziehen. Gerade ein Junge der Anfangs grosse Mühe und mit älteren Menschen eher schlechte Erfahrungen gemacht hatte, konnte die „eigenen Mauern“ niederreissen. Er konnte sich in eine Gruppe integrieren und beim Spiel mithelfen. Am Anfang war er jedoch sehr Wortkarg. Die Ein Anliegen in „eigener Sache“: Bitte teilen Sie uns mit, wenn sich Ihre Adresse geändert hat. Im blauen Balken auf der ersten Seite dieser Zeitung finden Sie unsere Kontaktdaten. Situation war amüsant. Teilweise langweilte er sich und war einfach unterfordert. Einerseits schon alleine vom langsamen Spieltempo her, anderseits konnte er die dementen Bewohner nicht wirklich unterstützen, weil er im zählen und rechnen selber überfordert war. Einfache Spiele wie Eile mit Weile waren wegen der Feinmotorik und Dementes nicht wirklich möglich. So spielte er quasi alleine obwohl insgesamt drei Leute daran beteiligt waren. Gegen Ende des Altersnachmittags klagte er wegen des Spielens immer mehr über Kopfschmerzen. Ist ja auch nicht verwunderlich, wenn man gleichzeitig für vier Personen spielen bzw. denken muss. Die Bewohner schätzten die Abwechslung trotzdem und vor allem eine Frau, die den jungen Mitspieler so richtig anhimmelte. Im Heimalltag geht es meistens um unsere Kid’s. Jetzt mussten sie mal über ihren Schatten springen und alten, verletzlichen Menschen dienen. Wir dürfen mit stolz sagen, dass es ihnen gelungen ist und sie den Betagten ein Lächeln auf die Lippen zaubern konnten. Unsere Vereinsmitglieder kommen zu Wort. Ich bin Vereinsmitglied weil, die Kinderheimat Tabor in unserer Familie seit drei Generationen einen besonderen Stellenwert hat, arbeiteten doch im Lauf der Jahre etliche Familienglieder in verschiedenen Funktionen im Tabor mit. Walter Jakob, Thun 9 Gebäude mit grossem Umschwung für familiäre Wohnatmosphäre (1 bis 2 PersonenZimmer, je nach Alter), Schule und Freizeitgestaltung. Plätze 35 Kinder und Jugendliche, hauptsächlich im Schulalter, Mädchen und Knaben. Form Erziehung, Schulung und Betreuung in 4 Schüler-Wohngruppen und 3 Sonderschulklassen sowie die Möglichkeit des Besuchs der öffentlichen Schule Aeschi, Jugendwohnen für Schulabgänger in Frutigen, eigene Gärtnerei und Einsatz in erlebnisorientierter Landwirtschaft, Berufswahl- und Elterncoaching. Leitung/Mitarbeit Heimleitung und Mitarbeiterschaft mit aufgabenspezifischer Ausbildung und Kompetenz. Trägerschaft Der Verein Kinderheimat Tabor als öffentlichrechtliche Körperschaft (ZGB), ist dem Bund Freier Evangelischer Gemeinden FEG in der Schweiz angegliedert. Aufsicht Vom Verein gewählter Heimvorstand sowie die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) des Kantons Bern. Finanzierung Die Kinderheimat Tabor wird vom Kanton Bern subventioniert, weitere Beiträge erfolgen durch die Versorger sowie freiwillige Spenden.
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