Taborzytig "Live 2015"

P.P.
3703 Aeschi b. Spiez
Post CH AG
„Zytig“ Kinderheimat TABOR – Ausgabe April 2015
3703 Aeschi b. Spiez Tel. 033 655 63 63 Fax 033 655 63 60 www.kinderheimat-tabor.ch [email protected]
Editorial
Eine Eigenheimbesitzerin aus Adelboden berichtet aus ihrem Alltag
Ich verrate keine Geheimnisse
Urs Klingelhöfer, Stefan Thalmann
Jetzt wird‘s
bunt!
Liebe Leserin, lieber Leser
Sie halten die Frühjahrausgabe der Taborzytig
in Ihren Händen und dürfen sich auf eine bunte
Zusammenstellung von Erlebnissen und Erfahrungen aus dem Taboralltag freuen.
Der Frühling als Jahreszeit fasziniert mich immer mehr. In keiner anderen Phase des Jahres
wird so viel Kreativität von Gottes Schönheit
sichtbar. Nach der Winterkälte und scheinbaren
Todesstarre von Zweigen und Sträuchern wird
uns eindrücklich vor Augen geführt, dass auch
die Natur Ausdruck gibt vom Auferstehungswunder Jesu, welches wir ja erst gerade an Ostern feiern konnten.
Der Frühling ist Inbegriff des Lebens, mit dem
Ausdruck von Aufbruch, Leben das erwacht,
Blumen die in allen Farben um die Wette strahlen und sich begierig nach der Sonne ausrichten. Auch in der Tierwelt ist das oft die Zeit der
Jungtiere oder dann der Paarungszeit.
Auch der Psalmist König David spricht Gottes
Kreativität in Kapitel 139, 14 an: „…wunderbar
sind deine Werke; das erkennt meine Seele!“
David erkennt aber nicht nur an der Natur die
Grösse Gottes, sondern kann auch an seinem
eigenen Leben Gottes Handeln und Vielfalt
erkennen. V. 14 „Ich danke dir dafür, dass ich
wunderbar gemacht bin; …“
Das ist auch unser Wunsch für die Taborschüler,
dass sie Gottes Schönheit und Vielfalt an und in
ihrem Leben erkennen können.
In dieser Ausgabe der Taborzytig wollen wir
zum Staunen anregen und sind dankbar darüber, dass wir den Kindern einen bunten Strauss
von Erfahrungsmöglichkeiten entgegen halten
können. Diese sind erlebbar in Treue von Mitarbeitern, der unvoreingenommenen Kontaktaufnahme durch „Chili“, im kulinarischen Erleben von anderen Kulturen und Gewohnheiten,
in der Begegnung mit älteren Menschen oder
im Entdecken von spannenden Geschichten in
der Bibel.
Wir wünschen Ihnen angeregte Leseimpulse
mit der neusten Ausgabe von Tabor-Live!
Ihre Rückmeldungen oder Anregungen dazu
freuen uns, senden Sie uns doch ein Mail an
[email protected], vor allem,
wenn Sie inskünftig mehr von „Chili“ lesen
möchten. Vielleicht schaffen wir dann doch
noch eine eigene Kolumne?
Freundliche Grüsse
Urs Klingelhöfer, Heimleiter
Ich, der Hofhund Chili, bin am 28. Juli
2013 in Adelboden bei Familie Inniger
auf dem Hof Zündli geboren. Meine
Mutter heisst Cuba vom Kohlenhuck
und mein Vater habe ich nie gesehen,
aber ich habe erfahren, dass er Alex
Hannangijala heisst. Ich muss zugeben, dass das ein exotischer Name ist
für einen echten Schweizer Sennenhund, vermutlich ein typischer „Papierli-Schweizer!“
Die Nacht verbringe ich am liebsten
im Hundebett vor dem Haus. Damit
ich auch bei kalten Temperaturen genügend warm habe, lege ich meine
Schnauze ins Fell, um vom Körper vorgewärmte Luft einzuatmen. Mein Chef
hat mir extra ein grosses Hundehaus
gezimmert, aber da drin fühle ich mich
nicht wohl.
Am Morgen schlafe ich möglichst lange
und mag euch echt nicht über die frühen Morgenstunden im Hatti berichten. Aber jetzt ist es Zeit mit meinem
Chef die Ziegen, Schafe und Pferde auf
die Weide zu begleiten. Das macht mir
Freude mit den Pferden auf die Weide
zu rennen. Bei den Schafen und Ziegen ist es so eine Sache. Da muss ich
aufpassen, dass mich der Bock nicht attackiert. Wenn er es schafft mich mit
voller Wucht in die Seite zu rammen,
laufe ich heulend zum Chef. Er tröstet
mich jedes Mal so rührend, dass ich
wieder Mut fasse und sofort wieder
losrenne, bis er mich zurückruft, diese
Spassbremse!
Danach lege mich wieder ausgestreckt
an die Sonne. Ich muss mich ausruhen,
denn der Nachmittag kann sehr anstrengend werden. Ich freue mich jeden Tag
ganz besonders auf die Kinder der Kinderheimat Tabor, die am Nachmittag auf dem Erlebnishof Hatti arbeiten kommen. Mein Chef sagt
jeweils, ich solle mich endlich mässigen mit der
Freude und nicht so stürmisch auf die Kinder
losrennen. Dieser Bauer versteht mich einfach
nicht. Wie soll ich meine Freude unterdrücken,
wenn jedes Kind doch so einzigartig ist? Die
Kinder entscheiden, ob mein Nachmittag langweilig oder spannend wird. Wenn die Kinder
einverstanden sind, darf ich sie bei der Arbeit
begleiten.
Heute Nachmittag hat mein Chef das Kind gefragt: „Woran erkennst du, dass dich Chili gerne hat?“ „Das ist nicht schwer herauszufinden,
schauen Sie einmal wie Chili herumspringt vor
Freude!“ beantwortete das Kind die Frage. Da
haben wir es, niemand kann so gut einem Kind
zeigen wie wertvoll und einzigartig es ist, ausser ich. Wenn ein Kind traurig ist, lege ich die
Schnauze auf seinen Schoss und geniesse es, gestreichelt zu werden. Was ich da zu hören bekomme, sagen sie mir jeweils streng vertraulich.
Sie wissen alle: „Ich petze nicht!“
Gestern kam unerwartet ein Kind ganz traurig
zu mir, das hatte einfach genug vom Heimbetrieb und es sagte nur knapp: „Ich brauche ein
Time out von der Gruppe!“. Mein Chef hat die
Wohngruppe der Kinderheimat Tabor informiert. So durfte ich eine halbe Stunde mit dem
Kind zusammen die anderen Tiere besuchen.
Ich würde euch gerne noch viel mehr über die
Nachmittage schreiben, aber ich darf nur 3000
Zeichen in dieser Ausgabe schreiben. Vielleicht
erhalte ich in Zukunft eine eigene Kolumne, das
wäre echt cool!
Eure Chili vom Zündli
Impressum
Texte und Beiträge: Redaktionsteam
Layout: Jürg Däpp
Erscheinungsform: viermal jährlich als
„Bericht“, „News“, „Live“ und „Thema“
Auflage dieser Ausgabe: 3‘500 Exemplare
Druck: Druckerei Jakob AG, Grosshöchstetten
Spendenkonto: PC 30-5441-2
© Verwendung von Bild- und Textmaterial ist
nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Kinderheimat Tabor gestattet!
Benjamin Graf unterrichtet seit 1985 in der Kinderheimat Tabor
Der Schulstoff ist manchmal nahrhafter, als
30 Jahre Labor für Lebenserfahrung Wir sind dann mal a
Claudia Schären
Seit 1985 investiert sich Benjamin Graf im
Schulbereich in die Kinder unserer Kinderheimat. Eingestiegen ist Herr Graf als Klassenlehrer der Mittelstufe und unterrichtet nun
seit mehr als zehn Jahren eine unserer beiden
Oberstufen.
Herr Graf ist seit 33 Jahren verheiratet, Vater
von drei erwachsenen Kindern und seit vergangenem Juli (21.) stolzer Grossvater!
In seiner Freizeit ist Herr Graf gerne unterwegs,
sei dies bei einem gemütlichen Spaziergang
mit seiner Frau oder beim Wandern. Auch drinnen wird es Herrn Graf nicht langweilig, er ist
vielseitig interessiert und geniesst es, seine Zeit
mit Lesen zu verbringen.
Benjamin, du bist seit 30 Jahren im Dienst.
Bist du eigentlich noch gerne Lehrer?
Im Grossen und Ganzen Ja. Der Lehrerberuf
bringt einige Herausforderungen mit sich. Es
gibt Momente, in denen würde ich lieber ein
Strassenwischer sein. Aber ich denke, nach
einem Tag hätte ich bereits wieder genug.
Warum hast du dich für den Lehrerberuf entschieden?
Schon als Kind wollte ich Lehrer werden. Ich
bin an allem Möglichen interessiert und müsste
achtmal leben, um alles zu lernen, was ich wissen möchte. Ich bin eben eine „Gwundernase“.
Welches ist dein Erfolgsrezept?
Wenn es das geben würde…da warte ich schon
seit 1978 darauf und bin bis Heute noch nie
darüber gestolpert.
Was macht dir am Lehrersein besonders Spass?
Wenn ich sehen kann, wie Kinder Fortschritte
machen und sich positiv entwickeln.
Welches sind die Schattenseiten des Lehrerberufes?
Verglichen beispielsweise mit einem Schreiner
hast du als Lehrer nie ein fertiges Ergebnis. Du
kannst dir nie auf die Schultern klopfen, weil du
es nicht selber gemacht hast. Du hast nur dazu
beigetragen. Man könnte sich immer noch mehr
vorbereiten, alles noch besser machen und noch
mehr in die Schüler hineinversetzen. Wie schon
gesagt, man hat wie nie ein beendetes Werk.
Jürg Däpp
Was sind derzeit deine grössten Herausforderungen?
Sicher eine der grössten Herausforderung ist
der zunehmende Unterschied zwischen dem,
was von den Schülern in der Berufswelt erwartet wird und dem, was sie an Fähigkeiten mitbringen. Trotz den vielen Möglichkeiten in der
Berufswelt ist es teilweise sehr schwierig, eine
passende Anschlusslösung für die einzelnen
Schüler zu finden.
Was magst du an deinen Schülern?
Ich schätze es sehr, wenn die Schüler ehrlich
sind. Zudem erfreue ich mich, wenn Schüler
über eine Offenheit verfügen und „gwundrig“
sind auf Neues und allgemein aufs Leben.
Was war dein schönstes Erlebnis im Beruf?
Eine meiner Schülerinnen kam regelmässig mit
schwierig einzuordnenden Stimmungen in den
Unterricht. Nach einer Auseinandersetzung
lehnte sie sich keck zurück, legte die Füsse aufs
Pult und sagte mir, das Problem sei, dass ich an
sie glaube, sie selber aber nicht an sich glaube.
Es hat mich berührt, dass diese Schülerin spüren konnte, dass ich an sie glaube. Es ist mir
bewusst, dass ich hohe Erwartungen an meine
Schüler stelle, aber das ist aus genau diesem
Grund: ich glaube an sie!
Hast du ein Lieblingszitat?
Die wechseln immer wieder. Zurzeit lese ich ein
Buch mit einem sehr humorvollen aber auch
herausforderndem Titel, welches mich sehr
begeistert: „Halt den Mund, höre auf zu Jammern und lebe endlich!“
Zum Schluss noch, wenn du die Schule mit
drei Wörtern beschreiben würdest, welche
würdest du wählen?
Labor für Lebenserfahrungen
Vielen Dank Benjamin Graf, für deine Offenheit, für den spannenden Einblick, den du uns
in dein Lehrerdasein gegeben hast.
Wir wünschen dir für deine künftigen Berufsjahre aber auch für dein Privatleben weiterhin
viel Freude, spannende Entdeckungen, Momente der Erholung und gute Erlebnisse mit
deinen Schülern!
Bettina Kaderli und Eva Greber, zwei unserer Sozialpädagoginnen in Ausbildung, erhalten von der
Schule ICP verschiedene Aufträge, die sie im Betrieb
umsetzen müssen. Eine dieser Aufgaben ist es, selbständig ein Projekt zu starten und durchzuführen.
Die Beiden haben dazu eine kulinarische Weltreise
organisiert, an der die Kinder und Mitarbeiter der
Kinderheimat Tabor teilnehmen.
Konkret geht es darum, andere Kulturen und Länder
kennen zu lernen, mehr Akzeptanz füreinander zu
entwickeln und das „Fremde“ zu entdecken. Da Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern im Tabor
leben, lag es auf der Hand, mehr von einigen dieser
Länder zu erfahren. So stellt jede Wohngruppe im
Jahresverlauf in Zusammenarbeit mit Eltern, Schule
und Küche das Herkunftsland eines Kindes der Gruppe vor. Der Besuch des jeweiligen Gastlandes würde unsere Möglichkeiten übersteigen, deshalb wird
die Reise virtuell, informativ und kulinarisch durchgeführt. Es soll nicht nur Wissen vermittelt werden,
sondern auch die Sinne werden angesprochen.
Das funktioniert so, dass das entsprechende Land im
Schulunterricht behandelt wird. Die Schülerinnen
und Schüler lernen, wo das ausgewählte Land liegt,
bekommen Informationen zur Hauptstadt, Sprache,
Einwohnerzahl, Währung, Staatsform, Religion, Kultur, Essgewohnheiten, Landschaft, Besonderheiten
usw. Als Höhepunkt gibt es dann zum gemeinsamen
Mittagessen ein Nationalgericht dieses Landes. Die
Eltern, ein Elternteil oder eine nahestehende Bezugsperson des Kindes aus dem ausgewählten Herkunftsland kochen dieses Gericht zusammen mit den
anderen Kindern der verantwortlichen Wohngruppe
und mit Hilfe des Küchenteams in unserer TaborKüche. Mit diesem aussergewöhnlichen Essen und
AKTUELL
In unserer Gärtnerei erhalten
Sie jetzt wieder Geranien,
Setzlinge und Blumen für
Garten und Balkon.
Herr Reichen berät Sie gerne!
Tel. Gärtnerei 033 655 63 23
s man meinen könnte...
auf Weltreise
Faszination Bibel von Tabor-Kindern neu entdeckt!
Die etwas andere Werkstatt!
Urs Klingelhöfer
der passenden Dekoration des Speisesaals fühlt man
sich tatsächlich fast wie in einem fremden Land, weit
weg vom Bekannten und Gewohnten. Man stellt
fest, auch in anderen Ländern wird gut gekocht und
gerne gegessen. Wenn man vielleicht auch wieder
vergisst, wie viele Menschen in der Hauptstadt eines
Landes leben, bleibt doch das schmackhafte Essen in
bester Erinnerung. Vielleicht verbindet das gemeinsame Essen mehr als manche Staatsverträge, wer
weiss.
Bisher wurden Kasachstan und Portugal vorgestellt,
wobei Kasachstan den meisten weniger bekannt war
als Portugal. Nachdem wir Mantys (kasachische Maultaschen mit Hackfleischfüllung) gegessen haben, ist
uns dieses Land sofort näher und bekannter geworden. Auch Bacalhau com Natas (portugiesischer Kabeljau-Kartoffelauflauf) ist sehr gut angekommen,
ganz zu schweigen von den ausgezeichneten Desserts.
Schlussendlich lässt sich sagen, dass dank dem Einsatz aller Beteiligten unbekannte Länder, deren Essgewohnheiten, Sitten und Gebräuche kennen und
schätzen gelernt wurden und dass sich diese Länder
von einer ganz anderen, aussergewöhnlichen Seite gezeigt haben. Die Kinder haben diese Art von
Schule jedenfalls sehr genossen. Vielen Dank für die
Weltreise, gerne wieder!
Voranzeige
Schulschluss- und
Verabschiedungsfeier 2015:
Die Schulschlussfeier findet
am Samstag, 4. Juli,
von 10.00 – 13.00 Uhr in der
Kinderheimat Tabor statt.
Mit kleiner Mittagesverpflegung.
Eingeladen sind alle Eltern unserer Schüler,
Verwandte, Bekannte, die Dorfbevölkerung
und weitere Interessierte.
Die Vermittlung christlicher Werte basiert im
Tabor nicht in erster Linie auf Traditionen oder
Verhaltenswerten, sondern orientiert sich möglichst nah am Wort Gottes, der Bibel, und wird
erfahrbar im Leben der Mitarbeiterschaft.
Umso mehr freut uns, wenn Kinder mehr von
der Bibel erfahren möchten und sich eine Bibel
wünschen. So entstand auch die Idee, im Winterquartal eine Bibelwerkstatt durchzuführen.
An sechs Abenden konnten die Kinder in dieses faszinierende Buch eintauchen und mehr
über Gott und seine Absicht mit den Menschen
erfahren. Ein externes Team von begeisterten
Christen war schnell gefunden und so führten
wir einen Schnupperabend in zwei Gruppen
durch.
Am Schluss hatten sich 13 Schüler im Alter von
10 – 16 Jahren entschieden teilzunehmen. Vorerst wurden aber noch die Eltern orientiert, die
dem Anliegen positiv gegenüberstanden und
die Einwilligung für diesen Kurs erteilten.
Leonard (10 Jahre) hat sich angemeldet, „weil
Gisella sehr nett ist und super Geschichten erzählen kann…“
„Nicht nur er fühlt sich bei den Abenden sehr
wohl, auch die anderen Kinder kommen immer wieder gut gelaunt zurück auf die Wohngruppe“, meint Silvan, der als Zivildienstleistender oft die Abende begleitet hat.
Die Kinder haben viele biblische Geschichten
gehört und sich damit auseinandergesetzt. Die
Zeit in der Bibelwerkstatt zeigte ihnen auf, wie
Gott über sie denkt. Martina erzählt begeistert
über die Berufung von David zum König von
Israel: „Gott hat den Jüngsten ausgewählt, den
Hirten. – Gott schaut nicht aufs Äussere sondern er sieht in unser Herz.“
Und Margrit erklärt: „Jesus geht auch auf die
Aussenseiter zu, er liebt alle Menschen, die Netten, aber auch alle andern.“
Gisella erzählte den Jüngeren von Noah, David und Goliat und die Geschichte von Königin
Ester. Zum Höhepunkt wurden jene Momente,
wo Szenen im Theater nachgespielt wurden.
Mit Kronen und glitzernden, farbigen Tüchern
wurde das Casting vor König Xerxes von den
Kindern aufgeführt. Genüsslich verweigerte
Jorge, welcher Mordechai spielte, das Verneigen vor Leonard, der in die Rolle von Haman
schlüpfte. Die Abende wurden immer mit einer
Austauschrunde beendet, in welcher man einander Ermutigungen zusprechen konnte.
Die Bibelwerkstatt hat auch Auswirkungen auf
den Alltag, Martina erklärt mir: „Ich lese nun
öfters in der Bibel, bete mehr und denke auch
häufiger an Gott. Dabei spüre ich, dass er bei
mir ist.“ Dass die Bibelwerkstatt nun bereits
ihrem Ende zugeht, finden alle Teilnehmer
schade.
Kursleiterin Gisella Bächli berichtet über ihr Erleben im Kurs wie folgt.
„Nach der Stunde musste ich immer wieder
über mich Lachen. Ja, ich hatte sie nicht immer
im Griff, die gebündelte Energie der Gruppe
suchte sich immer wieder einen Weg.
Die Theaterszenen zu den biblischen Geschichten kamen oft anderes heraus, als ich ursprünglich gedacht hatte. Ein Beispiel war Goliat, der
zu Boden hätte fallen sollen und sich vehement
dagegen wehrte: „Nein, ich sterbe nicht!“
schrie er mehrmals.
Oft kamen mir die Kinder wie ein Rudel von wilden Pferden vor: Welche Kraft, welcher Glanz,
welche Schönheit und Pracht. Es braucht Zeit,
Vertrauen, Liebe, Geduld und echtes Interesse,
dass sie sich berühren lassen. …und ich staunte
immer wieder wie viel sie noch von der letzten
Stunde wussten. Dabei dachte ich, sie hätten so
unruhig zugehört.“
Der Kurs hat ermöglicht, dass die Kinder ganz
neu ihren Wert erkennen durften, einen Wert,
der sich nicht auf ihre Leistung beschränkt und
an ihren Taten misst. Die Bibel schenkt ihnen
einen festen Boden, auf dem sie in ihrer ganzen
Schönheit, die sie vom Schöpfer empfangen haben, gedeihen können!
Wer sind wir?
Bezeichnung
Schul- und Erziehungsheim auf christlicher
Basis für Kinder aus schwierigen Umfeldbedingungen, oft mit Schul- und Milieuproblemen.
Lage
Die Kinderheimat Tabor liegt auf knapp
1000 m ü.M., in landschaftlich schöner Umgebung auf einer Sonnen- und Aussichtsterrasse
über dem Thunersee und gehört zur Gemeinde Aeschi bei Spiez.
Anlage
Vom Eilen zum Verweilen, junge und ältere Menschen kommen ins Gespräch
Vom Kinderheim ins Altersheim
Benjamin Zürcher, Ramona Finotto
Wie jedes Jahr findet in den Sportferien im
Februar eine individuelle Projektwoche der
Gruppen statt. Die Meisten bringen ihre Wohngruppe auf Vordermann und tätigen externe
Einsätze wie zum Beispiel auf dem Hattihof, bei
Bauern im Dorf, im Altersheim etc. Die Jugendlichen die älter sind als 14, nutzen die Woche
zum schnuppern. Auf unserer „Männergruppe“
(Adlerhorst) wurden Berufe wie Zimmermann,
Automechaniker, Autolackierer, Forstwart und
Strassenbauer angeschaut. Da der Besuch im
Altersheim Solina in Spiez sowohl für uns als
BetreuerInnen als auch für unsere Jungs eine
spezielle Herausforderung und Erfahrung war,
möchten wir noch detaillierter davon berichten.
Schon fast eine Woche zum voraus stellten die
Jungs fragen wie: „Muss ich die alten Leute
pflegen, auf die Toilette begleiten oder sogar
mit dem Rollstuhl ausfahren“? Unsere Antwort
war meistens dieselbe: „Wir wissen es nicht
genau und müssen uns einfach überraschen
lassen“! Diese Antwort war natürlich nicht gerade beruhigend. Am Donnerstag war es dann
so weit und die Jungs waren ganz schön nervös und gleichzeitig angespannt. Und wir würden lügen, wenn wir das Gegenteil behaupten
würden. Denn niemand wusste genau was uns
erwarten und wie die Bewohner darauf reagieren würden. Daher war schon mal ein gewisser
Respekt vorhanden, was sich dann auch sehr
positiv auswirkte.
Wir waren vier Jungs und zwei Betreuer. Daraus gab es drei Gruppen die auf verschiedene
Abteilungen verteilt wurden. Alleranfang war
nicht ganz einfach doch die Jungs gaben sich
Mühe und stürzten sich in ihr Schicksal.
Schicksal. Es war
sehr interessant zu sehen, wie die Bewohner
auf die Jungs ganz unterschiedlich reagierten.
Denn meisten Bewohnern gelang es von Anfang an auf unsere Jungs einzugehen und sie
einzubeziehen.
Gerade ein Junge der Anfangs grosse Mühe
und mit älteren Menschen eher schlechte Erfahrungen gemacht hatte, konnte die „eigenen
Mauern“ niederreissen. Er konnte sich in eine
Gruppe integrieren und beim Spiel mithelfen.
Am Anfang war er jedoch sehr Wortkarg. Die
Ein Anliegen in „eigener Sache“:
Bitte teilen Sie uns mit, wenn sich Ihre Adresse
geändert hat. Im blauen Balken auf der ersten
Seite dieser Zeitung finden Sie unsere Kontaktdaten.
Situation war amüsant. Teilweise langweilte er
sich und war einfach unterfordert. Einerseits
schon alleine vom langsamen Spieltempo her,
anderseits konnte er die dementen Bewohner
nicht wirklich unterstützen, weil er im zählen
und rechnen selber überfordert war. Einfache
Spiele wie Eile mit Weile waren wegen der Feinmotorik und Dementes nicht wirklich möglich.
So spielte er quasi alleine obwohl insgesamt
drei Leute daran beteiligt waren. Gegen Ende
des Altersnachmittags klagte er wegen des
Spielens immer mehr über Kopfschmerzen. Ist
ja auch nicht verwunderlich, wenn man gleichzeitig für vier Personen spielen bzw. denken
muss. Die Bewohner schätzten die Abwechslung trotzdem und vor allem eine Frau, die den
jungen Mitspieler so richtig anhimmelte.
Im Heimalltag geht es meistens um unsere Kid’s.
Jetzt mussten sie mal über ihren Schatten springen und alten, verletzlichen Menschen dienen.
Wir dürfen mit stolz sagen, dass es ihnen gelungen ist und sie den Betagten ein Lächeln auf die
Lippen zaubern konnten.
Unsere Vereinsmitglieder kommen
zu Wort.
Ich bin Vereinsmitglied
weil,
die Kinderheimat Tabor
in unserer Familie seit
drei Generationen einen
besonderen Stellenwert
hat, arbeiteten doch im
Lauf der Jahre etliche
Familienglieder in verschiedenen Funktionen
im Tabor mit.
Walter Jakob, Thun
9 Gebäude mit grossem Umschwung für familiäre Wohnatmosphäre (1 bis 2 PersonenZimmer, je nach Alter), Schule und Freizeitgestaltung.
Plätze
35 Kinder und Jugendliche, hauptsächlich im
Schulalter, Mädchen und Knaben.
Form
Erziehung, Schulung und Betreuung in 4 Schüler-Wohngruppen und 3 Sonderschulklassen
sowie die Möglichkeit des Besuchs der öffentlichen Schule Aeschi, Jugendwohnen für
Schulabgänger in Frutigen, eigene Gärtnerei
und Einsatz in erlebnisorientierter Landwirtschaft, Berufswahl- und Elterncoaching.
Leitung/Mitarbeit
Heimleitung und Mitarbeiterschaft mit aufgabenspezifischer Ausbildung und Kompetenz.
Trägerschaft
Der Verein Kinderheimat Tabor als öffentlichrechtliche Körperschaft (ZGB), ist dem Bund
Freier Evangelischer Gemeinden FEG in der
Schweiz angegliedert.
Aufsicht
Vom Verein gewählter Heimvorstand sowie
die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF)
des Kantons Bern.
Finanzierung
Die Kinderheimat Tabor wird vom Kanton
Bern subventioniert, weitere Beiträge erfolgen durch die Versorger sowie freiwillige
Spenden.