Editorial A-Post von Robinson Crusoe

P.P.
3703 Aeschi b. Spiez
Post CH AG
„Zytig“ Kinderheimat TABOR – Ausgabe April 2016
3703 Aeschi b. Spiez Tel. 033 655 63 63 Fax 033 655 63 60 www.kinderheimat-tabor.ch [email protected]
Editorial
A-Post von Robinson Crusoe
Selber!
Liebe Leserin, lieber Leser
Wissen Sie was die ersten Worte von Kinder sind?
Ja, Sie haben recht, „Mama“ und „Papa“ stehen
ganz oben auf der Hitliste erster Worte und das
scheint eigentlich ja auch ganz normal, denn bilden die Eltern doch mehrheitlich den ersten und
starken Bezug für das Kind. Nach einem Jahr
wächst der Wortschatz und schon bald kommen
die Kürzel „nein“ oder „selber“ dazu. Ja, der
Mensch strebt nach Autonomie vom Tag seiner
Geburt an und entwickelt dadurch zusehends sein
„SELBST“! Unser „SELBST“ erfüllt eine wichtige
Funktion unseres Menschseins. Überlegen Sie sich
doch nur einmal, wo wir das Wort „Selbst...“ überall einsetzen; Selbstbild, Selbstverantwortung,
Selbständigkeit, usw.
Vor einem Jahr habe ich selbst einen alten Postbus zum Wohnmobil umgebaut, praktisch im Alleingang. Das war eine Herausforderung, hat
viel Spass und letztendlich auch viel Genugtuung gebracht zu merken, was man alles selber
schaffen kann. Schneller komme ich bei Computerproblemen an meine Grenzen und obwohl
ich einen Bruder habe, der Informatiker ist, versuche ich doch bis zum letzten Moment die Probleme selber zu lösen. Ja, das „SELBST“ treibt
uns an, weckt den Antrieb und Ehrgeiz hat aber
auch die Gefahr der Selbstüberschätzung, Selbsttäuschung, Selbstsucht oder Selbstverliebtheit
 EGOISMUS!
Wir stehen alle in Gefahr, uns zu wichtig zu nehmen und dabei zu vergessen welches die beiden
wichtigsten Grundsätze für uns selber und das Zusammenleben auf der Welt sind.
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von
ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit aller
deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand!“
Und: „Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich
selbst!“ Lukas 10,27
Vielleicht werden Sie sich jetzt aufregen, weil da
steht „Du sollst…“, ja unser „Selbst“ ordnet sich
nicht gerne unter aber erinnern wir uns noch an
den Anfang und die ersten Worte von Kindern
die sagen „Mama“ und „Papa“. In dieser kindlichen Haltung dürfen wir auch unserem Schöpfer und Gott begegnen. Ich bin gerne sein Kind,
erst das gibt meinem SELBST die wahre Bedeutung
 GOTTESKIND!
Unsere „LIVE-Taborzytig“ beschreibt Themenfelder um das „Selbst“ unserer Schüler, wie dies im
Alltag in Freundschaften, der Schule, beim Boarden oder Stop-Sagen, Umsetzung findet. Viel Vergnügen! Falls Ihnen unsere Zeitung Anregungen
gegeben hat, so freut uns Ihre Reaktion auf info@
kinderheimat-tabor.ch Sie entscheiden „selber“!
Freundliche Grüsse
Urs Klingelhöfer, Heimleiter
Was die Mittelstufenschule mit dem Projekt Flaschenpost erlebte
Claudia Schären
Fassungslos lese ich wieder und wieder den
Brief in meiner Hand. Kann das sein? Kann
das menschenmöglich sein? Nie hätte ich damit gerechnet, dass es funktionieren könnte.
In dieser Jahreszeit? Da geht doch niemand
am See spazieren. Allem Anschein nach doch.
„Ich muss es ihr sofort zeigen“, schnellt es mir
durch den Kopf. „Hoffentlich ist sie noch hier.“
Mit dem Brief in der Hand renne ich ins Schulzimmer hinüber. Rennen sollte man eigentlich
nicht im Schulhaus. Und auch nicht schreien.
Aber heute geht es nicht anders. Mein Adrenalin ist Schuld. Das werden sie sicher verstehen.
„Frau Schären! Frau Schären!“ Beinahe atemlos stolpere ich ins Schulzimmer. „Frau Schären, schauen sie“. Ich strecke ihr den Umschlag
mit dem Brief entgegen. Als sie mit dem Lesen beginnt, bleibt ihr im wahrsten Sinne des
Wortes der Mund offen stehen. „Das kann ja
nicht sein“, sagt sie. „Ich hätte nie gedacht,
dass das funktionieren wird…!“
Angefangen hat alles ganz banal. Im Schulunterricht behandelten wir das Thema Kommunikation. Wir schauten uns unterschiedliche
Formen der Kommunikation an und setzen einige davon praktisch um. Da wäre zu Beispiel
die eher unkonventionelle Art einer Nachrichtübermittlung per Flaschenpost. Berichten zu
folge, schien dies in anderen Ländern immer
wieder für grosses Aufsehen gesorgt zu haben. Nun sollen auch wir eine Flaschenpost
machen. Naja, klingt nicht schlecht. Es macht
sogar Spass, als wir normales Papier mit Kaffeesatz einfärben und den Rand anbrennen,
damit es alt und antik wirkt. Wir rollten unsere
Briefe, jeweils mit dem Absender versehen, in
Impressum
Texte und Beiträge: Redaktionsteam Layout: Jürg Däpp
Erscheinungsform: viermal jährlich als „Bericht“, „News“, „Live“ und „Thema“ Auflage dieser Ausgabe: 3‘500 Exemplare
eine Flasche und machen einen Abstecher an
den Thunersee. Das Wetter ist übel. Wir warfen nur schnell die Flaschen ins Wasser und
fuhren wieder zurück. Hätte auch nicht viel
gebracht, dort noch länger in der Kälte zu stehen. Die Flaschen dümpelten vor sich hin und
schienen nicht im Traume daran zu denken,
sich auf eine weite, spannende Reise zu begeben. Auch Frau Schären schien wenig Glaube
an dieses Kapitel der Lerneinheit zu haben,
denn im Auto meinte sie salopp: „Also, wenn
irgendjemand von euch einen Antwortbrief erhält, lade ich die Klasse ins MC Donald’s ein.“
Aber bald waren die vor sich hin schwimmenden Flaschen im Thunersee vergessen.
Dann kam dieser besagte Tag. Als ich wie gewohnt nach der Schule auf die Gruppe kam, lag
ein Umschlag auf meinem Pult. Handgeschrieben, an mich adressiert. In absehbarer Zeit
steht weder mein Geburtstag, noch Weihnachten oder Ostern vor der Türe. Aus welchem Anlass sollte mir jemand schreiben? „Lieber Tim“,
las ich „Wir waren in Urlaub in Interlaken, als
wir deine Flaschenpost aus dem Thunersee gefischt haben,…“ Bald darauf trudelte noch ein
weiterer Antwortbrief ins Tabor und steigerte
unsere Verblüffung und Begeisterung.
Wie gut Kommunikation auf verschiedene
Wege funktionieren kann, bleibt uns noch lange in Erinnerung. Und auch das Wissen, dass
irgendwo auf dem Thunersee noch zwei weitere Flaschenposts vor sich hin getrieben werden, mit der Berufung, von einem Empfänger
herausgefischt zu werden. Und natürlich verbrachten wir als Klasse einen spassigen Mittag
bei MC Donald’s.
Druck: Druckerei Jakob AG, Grosshöchstetten
Spendenkonto: PC 30-5441-2
© Verwendung von Bild- und Textmaterial ist
nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmi- gung der Kinderheimat Tabor gestattet!
Freundschaft und Beziehung als Herausforderung, wo sind die Grenzen?
Ein Teil unserer Auszubildenden, Praktikan
Händchen halten erlaubt
Das Tabor als Ausbil
Iris Bucher
Benjamin Zürcher
Der Frühling kommt und mit ihm all die
schönen Frühlingsgefühle. Im Zustand der
Verliebtheit erscheint alles viel schöner und
lebendiger. Verliebtheit, Liebe und Freundschaft erlebe ich, als Sozialpädagogin auf
einer Gruppe mit Mädchen und Jungs, nicht
nur im Frühling, sondern das ganze Jahr über
.
Das Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen,
so geliebt zu werden wie sie sind, zeigt sich
mir immer wieder. Oft erhoffen sich Jugendliche fehlende Zuwendung sowie weitere
Bedürfnisse, die sich zwischen Jungs und
Mädchen unterscheiden, durch Freundschaften mit dem anderen Geschlecht zu stillen.
Der Gedanke, dass bestimmte Vorstellungen
über Partnerschaften nicht realistisch sind
oder sich ganz einfach nicht mit den TaborStrukturen arrangieren lassen, fordert Teens
heraus. Als sehr wichtig empfinde ich, dass
Jugendliche lernen, zu ihren Freundschaften
zu stehen. Grundsätzlich unterstützen wir
Freundschaften, die sich an die von uns vorgegebenen Leitplanken halten. Ein grosses Anliegen ist es auch, dass sich die Freundschaft
nicht vorwiegend auf körperliche Zuwendung konzentriert. Wir legen Wert darauf,
dass Zärtlichkeiten zurückhaltend ausgetauscht werden. Daher sind im Tabor „nur“
Händchen halten und unaufdringliches Umarmen während dem Gehen erlaubt. Leider
kommt es immer wieder zu Heimlichkeiten,
die früher oder später ans Licht kommen,
was die Beziehung zwischen uns Pädagogen
und den Jugendlichen belastet und zu einem
Vertrauensverlust führen kann. In Freundschaften möchten wir verschiedene Fragen
aufwerfen und zum Nachdenken anregen:
Welche gemeinsamen Interessen haben wir?
Wie können wir gemeinsame Zeiten sinnvoll
füllen? Wie kann ich gegenüber meinem/r
Freund/in meine Zuneigung zum Ausdruck
bringen – abgesehen von der körperlichen?
Wie können wir mit Konflikten und Unterschieden umgehen? Sind Kontakt ausserhalb
der Beziehung, zu Kollegen/innen, wichtig
und wie kann ich diese pflegen?
Nebst dem unmittelbaren Aufgreifen und Reflektieren von Situationen erscheint uns auch
das längerfristige, gezielte Eingehen auf be-
stimmte Themenfelder als wichtig. Dies wird
einerseits auf den Wohngruppen und andererseits an gruppenübergreifenden Anlässen, wie Mädchen- und Jungsabenden umgesetzt. Uns ist es sehr wichtig, diese Themen
aufzugreifen und die Jugendlichen in dieser
Angelegenheit ernst zu nehmen. Wir erleben
das Thema Freundschaft als Herausforderung
und zugleich als Bereicherung und möchten
die Beziehungen unserer Jugendlichen positiv mitprägen.
Stimmen der Kinder und Jugendlichen:
Beziehungsstatus: in einer Beziehung
Boy (16) und Girl (14): Wir empfinden die Tabor-Regeln als viel zu streng für uns.
Girl (15): Ich habe einen Freund ausserhalb
vom Tabor und wir führen eher eine Wochenend-Beziehung.
Boy (14): Eine Beziehung ist schön und gut.
Es ist spannend meine Freundin immer besser
kennen zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.
Girl (15): Es ist schön, dass ich meinen Freund
hier im Tabor jeden Tag sehen kann und
darf. Es ist toll, wie ich ihn dadurch bereits
gut kennen darf.
Beziehungsstatus: Single
Boy (13): Ich habe extra keine Freundin. Ich
spiele lieber Fussball oder game. Aber etwa
mit 18 Jahren möchte ich dann auch eine
Freundin.
Girl (9): Ich hätte gerne einen Freund. Wichtig ist mir aber, dass er gut zu mir passt und
auch ähnlich alt ist.
Boy (9): Ich weiss mit wem ich zusammen sein
möchte. Momentan habe ich aber noch ein
Beziehungsverbot, da ich in der Probezeit
bin.
Boy (11): Ich bin Single, da mir hier momentan kein Mädchen gefällt.
Praktikanten, Schulassistenten, SpiA’s (Sozpädagogen in Ausbildung), Zivildienstleistende etc.,
sind in unserer Institution zahlreich vertreten
und prägen das Tabor-Leben mit. Unsere Institution fördert ihr Personal durch Aus- und Weiterbildungen. Dabei stehen bis zu vier Ausbildungsplätze für die vierjährige sozialpädagogische
praxisbegleitende Ausbildung zu Verfügung.
Drei bis sechs Ausbildungsplätze sind für Praktika
(Vor- und Ausbildungspraktika sowie Anerkennungsjahr UNI, Schulassistenten) verfügbar, die
teilweise auch von Zivildienstleistenden besetzt
werden.
Aktuell nutzen auf den Wohngruppen vier Vorpraktikanten, ein Ausbildungspraktikant sowie
vier SpiA’s unser Angebot. In der Schule hingegen sind es zwei Schulassistenten. Im Sommer
2016 wird (Resultat ist natürlich noch offen, sind
aber bei denjenigen sehr zuversichtlich  ) eine
SpiA sowie unser Lehrling im Bereich FachmannBetriebsunterhalt ihre Ausbildung abschliessen.
Zurzeit stehen zwei angehende SpiA’s sowie eine
Vorpraktikantin in den Startlöchern. Ob offene
Stellen vorhanden sind, können Sie auf der TaborWebseite erfahren.
Im folgenden Abschnitt möchte ich das „Ausbildungsverhältnis“ zwischen Tabor und SpiA’s
beleuchten. Denn in der Regel hat jede Gruppe
einen SpiA, der oder die zuvor intern ein Vorpraktikum absolvierte. Damit sich Lernende Fachlich
und Persönlich möglichst gut entwickeln können,
ist auf jeder Gruppe ein PA (Praxisausbildner) für
sie verantwortlich, der sie im Alltag begleitet. Das
Einarbeiten und die tägliche Begleitung sowie
die Praxisausbildungsgespräche, die 14-täglich
stattfinden, sollen die Entwicklung der PraktikantInnen und SpiA’s fördern. Der oder die PA ist verantwortlich, dass die Praxisausbildungsgespräche
geplant und eingehalten werden. Die Hauptverantwortung liegt jedoch bei den SpiA’s selbst.
Sie sind zuständig dafür, dass der Informations-
Ehemaligentag
Am Sonntag, 21. August 2016
findet der nächste
Ehemaligentag statt.
nten und Zivildienstleistenden
Wendo noch einer sagt, das sehe nicht gut aus, gibts Ärger mit uns
ldungsplatz
„Wir sagen STOP!“
Urs Klingelhöfer
fluss zwischen Schule und Betrieb sichergestellt
ist. Kompetenzziele, Nachweise, Prüfungen und
die Praxisqualifikation müssen jeweils Ende des
Schuljahres erfüllt sein, damit man das Studium
zu Ende führen kann.
Wie Sie vielleicht merken, ist die Eigenverantwortung sowie persönliche Reife doch sehr wichtig.
Deswegen sind Vorpraktikantinnen und Vorpraktikanten häufig über 20 Jahre alt. Die Erfahrung
hat gezeigt, dass ein gewisser Altersunterschied
zwischen Klienten und Angestellten wichtig ist,
damit die Klienten überhaupt den nötigen Respekt aufbauen können.
Zum Schluss möchte ich die Plattform nutzen, um
auf eine aktuelle Projektarbeit des BFF Studenten
L. Stoll hinzuweisen. Dieser hatte die Idee, in der
Kinderheimat Tabor ein weiteres Freizeitangebot
für Kinder und Jugendliche in Form einer Miniramp, einem Rail und zwei kleinen Boxen bereit
zu stellen. Da unsere Kid’s gerne Trotti, Rollbrett,
Rollschuh etc. fahren, wird ein grosser Teil der
Finanzen direkt vom Tabor übernommen. Der
Restbetrag muss durch Sponsoren gedeckt werden. Wenn Sie mehr darüber erfahren und einen
Beitrag beisteuern möchten, dürfen sie sich gerne
im Tabor oder direkt auf der Gruppe Spatzen per
Mail ([email protected]) melden.
Voranzeige
Schulschluss- und
Verabschiedungsfeier 2016:
Die Schulschlussfeier findet
am Samstag 9. Juli,
von 10.00 – 13.00 Uhr in der
Kinderheimat Tabor statt.
Mit kleiner Mittagesverpflegung.
Eingeladen sind alle Eltern unserer
Schüler, Verwandte, Bekannte,
die Dorfbevölkerung und weitere
­Interessierte.
Etwas unsicher und mit einem Schlafsack unter
dem Arm machen sich die Mädchen der Oberstufe in Richtung Turnhalle auf. Gespannt treten sie in die Halle und werden dort von der
Kursleiterin herzlich begrüsst. Nicht Sportgeräte sind aufgebaut, viel mehr hat es ein Tuch
in der Mitte des Raums, dazu ein paar Kissen
und jedes Mädchen hat den Schlafsack dabei
aber wofür wohl? Carmen glaubt, dass dieser
wohl als Unterlage dient und auch Martina
und Céline bringen den Schlafsack mit Bequemlichkeit in Verbindung. Nicht so Andrea,
sie ist überzeugt wie Margrit, dass der Schlafsack wohl als Boxsack herhalten sollte, war
doch der Schnupperkurs Wen-Do (Weg der
Frau) als Training zur Selbstbehauptung für
junge Frauen angekündigt worden. Braucht
es denn sowas überhaupt in der heutigen Zeit,
sind Frauen und Mädchen nicht emanzipiert
genug um sich entsprechend zu äussern oder
gar zur wehren? Die Praxis und auch jüngste
Ereignisse in Köln und anderen Städten zeigen, dass Frauen nach wie vor als „schwaches“ Geschlecht angesehen werden, über die
man „verfügen“ kann. So erleben Frauen und
Mädchen immer noch sexistische Anmache,
teilweise Respektlosigkeiten, Demütigungen
und andere Entwertungen. Frauen und Mädchen reagieren darauf immer mehr mit Ängstlichkeit, Verunsicherung, stille Unterwerfung
und Rückzug. Wen-Do ist hierfür speziell ein
Training von Frauen für Frauen und Mädchen. Wen-Do möchte die Selbstbehauptung
stärken und Mädchen in Krisensituationen
befähigen, sich adäquat wehren und verteidigen zu können. Der Kurs arbeitet mit Rollenspielen und praktischen Übungen die auch
den Bereich Selbstverteidigung einschliessen.
– Was haben die Mädchen nun in der Turnhalle gemacht? „Wir haben offen über Sachen
geredet die unter uns bleiben!“ – „Wir haben
auch ein fast 2 cm dickes Brett mit den Händen
zerschlagen und gelernt, wie man im Notfall
eine Nase brechen und sich verteidigen kann,
das hat mich besonders beeindruckt!“ WenDo stärkt die Mädchen aber auch dabei, über
schwierige Erlebnisse berichten zu können
und sich den negativen Geschehnissen und
Erfahrungen zu stellen.
Von Ende März bis zu den Sommerferien besuchen nun 5 Mädchen den Wen-Do-Kurs in
Bern. Welche Erwartungen und Hoffnungen
sind damit verbunden? „Ich hoffe, dass ich
mich besser wehren und auch verteidigen
kann.“ – „Ich wünsche mir, dass ich nach dem
Kurs selbstbewusster auftreten kann und nicht
mehr Angst haben muss.“ – „Nach dem Kurs
hoffe ich bessere Tricks zu kennen, damit ich
geschickt dreinschlagen kann und mich kräftiger fühle.“ – Upps, müssen sich die Jungs
nun nach dem Wen-Do-Kurs vor den Mädchen
in Acht nehmen? – „Ich hoffe mal nicht“,
meint eine 14-Jährige, „dass wir das an anderen vom Tabor anwenden müssen. Man merkt
es eben einfach, dass man selbstbewusster
sein kann!“ Auch ein anderes Mädchen beschwichtigt, „wir brauchen das eigentlich nur
im Notfall!“ – „Fürchten muss man sich nicht,
aber man sollte aufpassen, was man sagt oder
tut  !“
Zum Schluss nochmals zum Schlafsack. Natürlich hat dieser ein paar Schläge und lautes
Geschrei aushalten müssen, inzwischen hat
er aber wieder die ursprüngliche Form und
hofft, dass er bald wieder für seinen eigentlichen Zweck eingesetzt werden kann. Bald
stehen ja die Lager an, ….
Weitere Infos zum Thema finden Sie auch unter: http://www.wendo.ch/bern.html
AKTUELL
In der Gärtnerei erhalten Sie
wieder Geranien und Setzlinge für Balkon und Garten.
Wer sind wir?
Bezeichnung
Schul- und Erziehungsheim auf christlicher
Basis für Kinder aus schwierigen Umfeldbedingungen, oft mit Schul- und Milieuproblemen.
Lage
Die Kinderheimat Tabor liegt auf knapp
1000 m ü.M., in landschaftlich schöner Umgebung auf einer Sonnen- und Aussichtsterrasse
über dem Thunersee und gehört zur Gemeinde Aeschi bei Spiez.
Anlage
Wie im Skilager aus Anfängerinnen echte Snowoard-Cracks wurden
Faszination Snowboarden
Patrick Schenk
Blinzelnd schaust du in den stahlblauen Himmel. Dein Blick schweift über das atemberaubende Panorama. Ein Gipfeltreffen der überwältigenden Art. Und dann siehst du den
Berghang hinunter: 300 Meter Pulvertraum.
Diese eine Fahrt die dir bevorsteht wird die
Schönste deines Lebens sein. Garantiert. Dein
Puls geht auf 180. Deine Knie werden weich.
Und du bist sicher: Es gibt nichts Schöneres als
über diesen weissen Teppich zu fliegen…
Solche oder ähnliche Vorstellungen hatten
wohl auch die fünf Mädchen die das Projekt
Snowboarden in dieser Saison in Angriff nahmen. Noch nie zuvor standen sie auf einem
Board. Dieser Traum beflügelte sie.
Als im Tabor der erste Schnee gefallen war,
rutschten die motivierten Mädchen bereits einen Hang hinunter und die Vorfreude auf das
Fahrvergnügen im Lager auf der Elsigenalp
war spürbar.
Knallharte Realität: Gedanklich bei diesem
traumhaften Snowboardvergnügen reisen
die Mädchen ins Schneesportlager auf der
Elsigenalp; nun endlich beginnt das Projekt
Snowboarden.
Auf der Elsigenalp angekommen wird den
Mädchen die harte Realität direkt vor Auge
geführt. Anstelle von Pulverschnee treffen
sie auf harte Pisten. Die Brille dient nicht als
Sonnenschutz, sondern stoppt den bissigen
Wind vor den Augen und erleichtert so die
Sicht. Anstelle des Skiliftes werden die Mädchen an den Übungshang geschickt. Laufen,
Anschnallen, Rutschen, Hinfallen, Aufstehen,
Hinfallen… wie mühsam ist doch dieses Snowboarden!
Am Nachmittag werden sogar noch die Lifte
geschlossen. Der Wind ist zu stark. Wo bleibt
da die Freude? Ist Snowboarden wirklich so
toll?
Am nächsten Tag treffen die Mädchen auf ähnliche Bedingungen. Üben, Üben, Üben. Nach
der Mittagspause ist bereits wieder Schluss,
da der Wind erneut zu stark ist. Die Gedanken
der Mädchen können nur erahnt werden.
In der Wochenmittte zeigt sich das Wetter etwas freundlicher. Es ist erstaunlich wie nun
Ein Anliegen in „eigener Sache“:
Bitte teilen Sie uns mit, wenn sich Ihre Adresse
geändert hat. Im blauen Balken auf der ersten
Seite dieser Zeitung finden Sie unsere Kontaktdaten.
die Früchte des mühsamen und ewigen Übens
sichtbar werden. Erfolge wie Bremsen, Kurven
oder sogar das Befahren des grossen Liftes
zaubern den Mädchen unverkennbare Freude ins Gesicht. Die Motivation steigt und es
wird fleissig geübt und gefahren, denn am
nächsten Tag werden die Mädchen ihr erstes
Rennen bestreiten. Rennen? Ist das überhaupt
möglich?
Der Renntag bricht an, die Nervosität steigt.
Zurück auf dem Berg treffen vier Mädchen
traumhaftes Wetter an. Wolkenloser Himmel,
guter Schnee… Sie fühlen sich dem Traum
vom Snowboarden etwas näher.
Der Start. Eine unglaublich lange Rennstrecke.
Die Sensation. Alle vier Mädchen bringen ihr
Board bereits am vierten Tag den Berghang
hinunter direkt ins Ziel. Perfekt. Die Freude ist
riesig.
Was mein Snowboard-Herz am Schlusstag des
Lagers sieht, ist einfach sensationell: Die Mädchen befahren den grossen Lift, zeigen schnittige Kurven und beherrschen bereits Pistentricks! Für einige Mädchen erfüllt sich sogar
der grosse Traum des Fliegens über den weissen Teppich im Pulverschnee.
Mädchen, ich bin sehr stolz auf euch, dass ihr
das Projekt Snowboarden in Angriff genommen habt! Eure Leistung und euer Einsatz waren erstaunlich! Doch denkt daran: Nicht der
verrückteste Trick macht das Snowboarden
aus. Sondern die Freude und Begeisterung,
die du dabei erlebst, ist das Faszinierende am
Snowboarden!
Unsere Vereinsmitglieder kommen
zu Wort.
Die Mitgliedschaft lohnt
sich weil,
das Tabor christliche
Werte lebt und
vermittelt.
Werner Siegrist, Oftringen
9 Gebäude mit grossem Umschwung für familiäre Wohnatmosphäre (1 bis 2 PersonenZimmer, je nach Alter), Schule und Freizeitgestaltung.
Plätze
35 Kinder und Jugendliche, hauptsächlich im
Schulalter, Mädchen und Knaben.
Form
Erziehung, Schulung und Betreuung in 4 Schüler-Wohngruppen und 3 Sonderschulklassen
sowie die Möglichkeit des Besuchs der öffentlichen Schule Aeschi, Jugendwohnen für
Schulabgänger in Frutigen, eigene Gärtnerei
und Einsatz in erlebnisorientierter Landwirtschaft, Berufswahl- und Elterncoaching.
Leitung/Mitarbeit
Heimleitung und Mitarbeiterschaft mit aufgabenspezifischer Ausbildung und Kompetenz.
Trägerschaft
Der Verein Kinderheimat Tabor als öffentlichrechtliche Körperschaft (ZGB), ist dem Bund
Freier Evangelischer Gemeinden FEG in der
Schweiz angegliedert.
Aufsicht
Vom Verein gewählter Heimvorstand sowie
die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF)
des Kantons Bern.
Finanzierung
Die Kinderheimat Tabor wird vom Kanton
Bern subventioniert, weitere Beiträge erfolgen durch die Versorger sowie freiwillige
Spenden.